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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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und von den frommen oder rechten Predigern.
[Spaltenumbruch] predigte er aus der schrifft/ daß man die schrifft
untersuchte und wüste/ ob sie solches in sich
hielte/ wie die Thessalonicher täglich gethan
haben; predigte er aber aus dem Geist/ daß
man den Geist aus den Geist prüffen dürffte/
oder ob er aus GOTT CHristum in der war-
heit vortrüge. Hiervon gibt Paulus eine ord-
nung/ und lehret sie/ wie sie sich in dem hause
1. Cor.
XIV. 23.
GOTTES verhalten und untereinander be-
gehen solten/ sagende: So die gantze ge-
meine an einem ort zusammen kommt
und redeten alle mit zungen/ verste-
hets/ und es kämen auch ungelehrte
oder unglaubige hinein/ würden sie
nicht sagen/ ihr wäret unsinnig? So
sie aber alle weissagten/ so würden sie

Wolte
GOtt/
daß sie al-
le weissa-
geten!
von ihnen allen gestrafft oder geurthei-
let werden.
Ferner: So jemand mit
zungen redet/ daß ihrer zwey/ oder auffs
meiste drey seyn.
Und noch weiter. Der
weissager lasset 2. oder 3. reden/ und die
andern lasset urtheilen. So aber einem
andern/ der da
(zuzuhören) sitzet/ eine
offenbahrung geschicht/ so schweige der
erste. Jhr möget wohl alle weissagen/
einer nach dem andern/ damit sie alle
lernen und vermahnet werden. Die Gei-
ster der Propheten sind den Propheten
unterthan. Denn GOtt ist kein GOtt
der zwietracht oder verwirrung/ sondern
des friedens und der einigkeit/ wie inal
len gemeinen der Heiligen?
u. s. f.

Besehets nun/ nach welchem stück wir solches
sind/ wie unsre versammlungen und predigten
damit accordiren/ hats nicht eine hubsche gleich-
heit? daß ja niemand hier ein mucksgen oder
sonst was darwider sage! oder er wird in
schimpff und schaden kommen/ oder viele her-
tzen/ die den Prediger mit unverstand lieb ha-
ben und günstig sind/ verstöhren: Ja vielleicht
mit einem predigstul auff seinen kopff geschla-
gen oder zum wenigsten ausgeruffen oder be-
stritten werden. Jst solche gemeine nicht wol
versehen und gut an verstande in GOTTES
wort gelehrt? Und das sind so ihre streiche.
Wissen sie nicht hübsch der Aposteln ihre wei-
se nachzugehen? Ey was vor liebe haben sie
vor die warheit? was vor grosse sorge vor die
lügen! O da sind bey ihnen keine diebe und
mörder mehr/ o wir nicht/ man darff vor sie
nicht forgen/ sie sind wohl verwahret/ wenn
sie auch schon ohne reue stürben. Was soll/
kan oder mag man hier zur besserung mehr bey-
tragen/ als daß man zu GOTT beten/ flehen/
seufftzen und bitten möge/ daß er doch solches
ändern und seine rechte weise und wahre erkänt-
nis überall auff erden zulassen wolle/ damit die
schälcke und betrieger ein ende nehmen mögen/
welche/ so lange man sich der ewigen wahrheit
nicht befleissiget/ GOTTES erkäntnis nicht
gesuchet/ und GOTTES weißheit nicht lieb
gewonnen wird/ kein ende haben werden/ ange-
sehen der leitsmann oder Prediger blind und
frembd von dem leben GOTTES und der
rechten wahren erkäntnis CHristi ist. Es ist
wahr/ er prediget CHristum wohl aus den men-
schen/ aber nicht in den menschen/ und das allein
mit dem namen und äusserlichen that. Seine
zuhörer hören auch wohl gerne (wie es Histori-
scher weise geschrieben ist) die äusserliche worte/
[Spaltenumbruch] (ich weiß nicht woraus/ oder wodurch) aber
ihre krafft begehren sie nicht/ gleichwie CHri-
stus sagt: Mit dem munde nahen sieJes.
XXIX. 13.
Marc.
VII. 6.
Tit. I. 10.

sich zu GOTT/ aber mit dem hertzen
sind sie ferne davon. Sie sagen: sie er-
kennen GOTT/ aber mit den wercken
verläugnen sie es.
Also sind sie eben solche
Christliche zuhörer/ als er ein Prediger ist/ der
schüler/ wie der meister/ der sohn wie sein vater/
die tochter/ wie ihre mutter. Predigte er Chri-
stum besser mit wahrer erkäntnis/ so würden
sie auch bessern verstand haben und gelehret
seyn. Denn das ist unmüglich/ wäre der
Prediger von CHristo gesandt/ er müste als
sein eigentlicher knecht von ihm erkandt und ge-
lehret seyn.

Wie soll man denn aber (möchte jemand
von diesen sagen) JEsum CHristum anders
predigen? als daß er nemlich uns allen vom va-
ter als ein seligmacher und Heyland des lebens
zugesandt ist? und daß er vor uns gerreutzi-
get/ gestorben und begraben/ am dritten tage
aufferstanden/ darnach gen himmel gefahren/
sitzend zur rechten hand GOTTES als ein
mensch/ also wieder kommen wird u. s. w. Und
ferner: daß er alle unsere sünden/ schulden
oder missethaten auff sich genommen/ den va-
ter in oder durch sich versöhnet/ frey/ heilig
und gerecht gemacht habe/ summa/ daß ers
alles in allen vor uns ist: daß solcher überall
in der gantzen welt als eine fröliche bottschafft
solle verkündiget werden u. s. w? zum theil sa-
get ihr recht dran/ und ist also: aber gleichwol
kennet ihr ihn in der krafft nach dem Geist und
warheit nicht. Lieben kinder. JESUS
Christus der Sohn GOTTES des Vaters
ist damit nicht kund zu machen/ als nur mit den
namen/ ist auch nicht so gering zu achten/ daß
man seinen namen so geschwind oder verkehrt
nimmt auszusprechen/ schweige den sinn und
willen GOttes zu verstehen. Meinet ihr/ daß
es gnug sey/ daß man glaube/ daß JESUS
CHristus von Nazareth also für unsre sünde
gecreutziget/ gestorben und begraben und am
dritten tage wieder aufferstanden ist umb unser
gerechtigkeit willen? oder daß wir uns düncken/
daß sein tod und leiden unserm tode und lei-
den unempfindlich sey? Ferner: daß seine be-
grabung und aufferstehung oder überwindung
die unsre sey? Jhr mögt es wohl glauben und
euch düncken lassen/ aber so er nun nicht anders
geprediget und nur äusserlich nach dem fleisch
und buchstaben erkandt wird/ so werdet ihr
von solchem glauben (wie man auch siehet)
nicht einmal am hembde/ rock und mantel ver-
neuret/ sondern auch nicht einmal umb ein paar
schue/ ja umb einen neuen lappen auff eure küs-
sen verbessert werden/ d. i. so er euch nicht nach
dem Geist und warheit aus dem Geist und war-
heit ewiglich (verstehets) in einem auffrichtigen
vollkommenen wesen geprediget wird/ und ihr
ihn gebenedeyet durch die äusserliche predigt des
glaubens in seinem lebendigen wort der krafft
also geistlich annehmet/ nemlich in euch lasset
wollen und wircken/ und also nach dem sinne
GOTTES zu rechte bringen/ mit ihm/ in ihm
und durch ihn in ein leben und wesen der war-
heit zu kommen/ so werdet ihr eure seele nicht in
der seligkeit-/ nein/ keine ruhe/ kein ewig warhaff-
tig leben/ licht noch erkäntnis von GOttes ewi-

ger weiß-
A. K. H. Vierter Theil. X x

und von den frommen oder rechten Predigern.
[Spaltenumbruch] predigte er aus der ſchrifft/ daß man die ſchrifft
unterſuchte und wuͤſte/ ob ſie ſolches in ſich
hielte/ wie die Theſſalonicher taͤglich gethan
haben; predigte er aber aus dem Geiſt/ daß
man den Geiſt aus den Geiſt pruͤffen duͤrffte/
oder ob er aus GOTT CHriſtum in der war-
heit vortruͤge. Hiervon gibt Paulus eine ord-
nung/ und lehret ſie/ wie ſie ſich in dem hauſe
1. Cor.
XIV. 23.
GOTTES verhalten und untereinander be-
gehen ſolten/ ſagende: So die gantze ge-
meine an einem ort zuſammen kommt
und redeten alle mit zungen/ verſte-
hets/ und es kaͤmen auch ungelehrte
oder unglaubige hinein/ wuͤrden ſie
nicht ſagen/ ihr waͤret unſinnig? So
ſie aber alle weiſſagten/ ſo wuͤrden ſie

Wolte
GOtt/
daß ſie al-
le weiſſa-
geten!
von ihnen allen geſtrafft oder geurthei-
let werden.
Ferner: So jemand mit
zungen redet/ daß ihrer zwey/ oder auffs
meiſte drey ſeyn.
Und noch weiter. Der
weiſſager laſſet 2. oder 3. reden/ und die
andern laſſet urtheilen. So aber einem
andern/ der da
(zuzuhoͤren) ſitzet/ eine
offenbahrung geſchicht/ ſo ſchweige der
erſte. Jhr moͤget wohl alle weiſſagen/
einer nach dem andern/ damit ſie alle
lernen und vermahnet werden. Die Gei-
ſter der Propheten ſind den Propheten
unterthan. Denn GOtt iſt kein GOtt
der zwietracht oder verwirrung/ ſondern
des friedens und der einigkeit/ wie inal
len gemeinen der Heiligen?
u. ſ. f.

Beſehets nun/ nach welchem ſtuͤck wir ſolches
ſind/ wie unſre verſammlungen und predigten
damit accordiren/ hats nicht eine hubſche gleich-
heit? daß ja niemand hier ein mucksgen oder
ſonſt was darwider ſage! oder er wird in
ſchimpff und ſchaden kommen/ oder viele her-
tzen/ die den Prediger mit unverſtand lieb ha-
ben und guͤnſtig ſind/ verſtoͤhren: Ja vielleicht
mit einem predigſtul auff ſeinen kopff geſchla-
gen oder zum wenigſten ausgeruffen oder be-
ſtritten werden. Jſt ſolche gemeine nicht wol
verſehen und gut an verſtande in GOTTES
wort gelehrt? Und das ſind ſo ihre ſtreiche.
Wiſſen ſie nicht huͤbſch der Apoſteln ihre wei-
ſe nachzugehen? Ey was vor liebe haben ſie
vor die warheit? was vor groſſe ſorge vor die
luͤgen! O da ſind bey ihnen keine diebe und
moͤrder mehr/ o wir nicht/ man darff vor ſie
nicht forgen/ ſie ſind wohl verwahret/ wenn
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kan oder mag man hier zur beſſerung mehr bey-
tragen/ als daß man zu GOTT beten/ flehen/
ſeufftzen und bitten moͤge/ daß er doch ſolches
aͤndern und ſeine rechte weiſe und wahre erkaͤnt-
nis uͤberall auff erden zulaſſen wolle/ damit die
ſchaͤlcke und betrieger ein ende nehmen moͤgen/
welche/ ſo lange man ſich der ewigen wahrheit
nicht befleiſſiget/ GOTTES erkaͤntnis nicht
geſuchet/ und GOTTES weißheit nicht lieb
gewonnen wird/ kein ende haben werden/ ange-
ſehen der leitsmann oder Prediger blind und
frembd von dem leben GOTTES und der
rechten wahren erkaͤntnis CHriſti iſt. Es iſt
wahr/ er prediget CHriſtum wohl aus den men-
ſchen/ aber nicht in den menſchen/ und das allein
mit dem namen und aͤuſſerlichen that. Seine
zuhoͤrer hoͤren auch wohl gerne (wie es Hiſtori-
ſcher weiſe geſchrieben iſt) die aͤuſſerliche worte/
[Spaltenumbruch] (ich weiß nicht woraus/ oder wodurch) aber
ihre krafft begehren ſie nicht/ gleichwie CHri-
ſtus ſagt: Mit dem munde nahen ſieJeſ.
XXIX. 13.
Marc.
VII. 6.
Tit. I. 10.

ſich zu GOTT/ aber mit dem hertzen
ſind ſie ferne davon. Sie ſagen: ſie er-
kennen GOTT/ aber mit den wercken
verlaͤugnen ſie es.
Alſo ſind ſie eben ſolche
Chriſtliche zuhoͤrer/ als er ein Prediger iſt/ der
ſchuͤler/ wie der meiſter/ der ſohn wie ſein vater/
die tochter/ wie ihre mutter. Predigte er Chri-
ſtum beſſer mit wahrer erkaͤntnis/ ſo wuͤrden
ſie auch beſſern verſtand haben und gelehret
ſeyn. Denn das iſt unmuͤglich/ waͤre der
Prediger von CHriſto geſandt/ er muͤſte als
ſein eigentlicher knecht von ihm erkandt und ge-
lehret ſeyn.

Wie ſoll man denn aber (moͤchte jemand
von dieſen ſagen) JEſum CHriſtum anders
predigen? als daß er nemlich uns allen vom va-
ter als ein ſeligmacher und Heyland des lebens
zugeſandt iſt? und daß er vor uns gerreutzi-
get/ geſtorben und begraben/ am dritten tage
aufferſtanden/ darnach gen himmel gefahren/
ſitzend zur rechten hand GOTTES als ein
menſch/ alſo wieder kommen wird u. ſ. w. Und
ferner: daß er alle unſere ſuͤnden/ ſchulden
oder miſſethaten auff ſich genommen/ den va-
ter in oder durch ſich verſoͤhnet/ frey/ heilig
und gerecht gemacht habe/ ſumma/ daß ers
alles in allen vor uns iſt: daß ſolcher uͤberall
in der gantzen welt als eine froͤliche bottſchafft
ſolle verkuͤndiget werden u. ſ. w? zum theil ſa-
get ihr recht dran/ und iſt alſo: aber gleichwol
kennet ihr ihn in der krafft nach dem Geiſt und
warheit nicht. Lieben kinder. JESUS
Chriſtus der Sohn GOTTES des Vaters
iſt damit nicht kund zu machen/ als nur mit den
namen/ iſt auch nicht ſo gering zu achten/ daß
man ſeinen namen ſo geſchwind oder verkehrt
nimmt auszuſprechen/ ſchweige den ſinn und
willen GOttes zu verſtehen. Meinet ihr/ daß
es gnug ſey/ daß man glaube/ daß JESUS
CHriſtus von Nazareth alſo fuͤr unſre ſuͤnde
gecreutziget/ geſtorben und begraben und am
dritten tage wieder aufferſtanden iſt umb unſer
gerechtigkeit willen? oder daß wir uns duͤncken/
daß ſein tod und leiden unſerm tode und lei-
den unempfindlich ſey? Ferner: daß ſeine be-
grabung und aufferſtehung oder uͤberwindung
die unſre ſey? Jhr moͤgt es wohl glauben und
euch duͤncken laſſen/ aber ſo er nun nicht anders
geprediget und nur aͤuſſerlich nach dem fleiſch
und buchſtaben erkandt wird/ ſo werdet ihr
von ſolchem glauben (wie man auch ſiehet)
nicht einmal am hembde/ rock und mantel ver-
neuret/ ſondern auch nicht einmal umb ein paar
ſchue/ ja umb einen neuen lappen auff eure kuͤſ-
ſen verbeſſert werden/ d. i. ſo er euch nicht nach
dem Geiſt und warheit aus dem Geiſt und war-
heit ewiglich (verſtehets) in einem auffrichtigen
vollkommenen weſen geprediget wird/ und ihr
ihn gebenedeyet durch die aͤuſſerliche predigt des
glaubens in ſeinem lebendigen wort der krafft
alſo geiſtlich annehmet/ nemlich in euch laſſet
wollen und wircken/ und alſo nach dem ſinne
GOTTES zu rechte bringen/ mit ihm/ in ihm
und durch ihn in ein leben und weſen der war-
heit zu kommen/ ſo werdet ihr eure ſeele nicht in
der ſeligkeit-/ nein/ keine ruhe/ kein ewig warhaff-
tig leben/ licht noch erkaͤntnis von GOttes ewi-

ger weiß-
A. K. H. Vierter Theil. X x
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[345/0641] und von den frommen oder rechten Predigern. predigte er aus der ſchrifft/ daß man die ſchrifft unterſuchte und wuͤſte/ ob ſie ſolches in ſich hielte/ wie die Theſſalonicher taͤglich gethan haben; predigte er aber aus dem Geiſt/ daß man den Geiſt aus den Geiſt pruͤffen duͤrffte/ oder ob er aus GOTT CHriſtum in der war- heit vortruͤge. Hiervon gibt Paulus eine ord- nung/ und lehret ſie/ wie ſie ſich in dem hauſe GOTTES verhalten und untereinander be- gehen ſolten/ ſagende: So die gantze ge- meine an einem ort zuſammen kommt und redeten alle mit zungen/ verſte- hets/ und es kaͤmen auch ungelehrte oder unglaubige hinein/ wuͤrden ſie nicht ſagen/ ihr waͤret unſinnig? So ſie aber alle weiſſagten/ ſo wuͤrden ſie von ihnen allen geſtrafft oder geurthei- let werden. Ferner: So jemand mit zungen redet/ daß ihrer zwey/ oder auffs meiſte drey ſeyn. Und noch weiter. Der weiſſager laſſet 2. oder 3. reden/ und die andern laſſet urtheilen. So aber einem andern/ der da (zuzuhoͤren) ſitzet/ eine offenbahrung geſchicht/ ſo ſchweige der erſte. Jhr moͤget wohl alle weiſſagen/ einer nach dem andern/ damit ſie alle lernen und vermahnet werden. Die Gei- ſter der Propheten ſind den Propheten unterthan. Denn GOtt iſt kein GOtt der zwietracht oder verwirrung/ ſondern des friedens und der einigkeit/ wie inal len gemeinen der Heiligen? u. ſ. f. 1. Cor. XIV. 23. Wolte GOtt/ daß ſie al- le weiſſa- geten! Beſehets nun/ nach welchem ſtuͤck wir ſolches ſind/ wie unſre verſammlungen und predigten damit accordiren/ hats nicht eine hubſche gleich- heit? daß ja niemand hier ein mucksgen oder ſonſt was darwider ſage! oder er wird in ſchimpff und ſchaden kommen/ oder viele her- tzen/ die den Prediger mit unverſtand lieb ha- ben und guͤnſtig ſind/ verſtoͤhren: Ja vielleicht mit einem predigſtul auff ſeinen kopff geſchla- gen oder zum wenigſten ausgeruffen oder be- ſtritten werden. Jſt ſolche gemeine nicht wol verſehen und gut an verſtande in GOTTES wort gelehrt? Und das ſind ſo ihre ſtreiche. Wiſſen ſie nicht huͤbſch der Apoſteln ihre wei- ſe nachzugehen? Ey was vor liebe haben ſie vor die warheit? was vor groſſe ſorge vor die luͤgen! O da ſind bey ihnen keine diebe und moͤrder mehr/ o wir nicht/ man darff vor ſie nicht forgen/ ſie ſind wohl verwahret/ wenn ſie auch ſchon ohne reue ſtuͤrben. Was ſoll/ kan oder mag man hier zur beſſerung mehr bey- tragen/ als daß man zu GOTT beten/ flehen/ ſeufftzen und bitten moͤge/ daß er doch ſolches aͤndern und ſeine rechte weiſe und wahre erkaͤnt- nis uͤberall auff erden zulaſſen wolle/ damit die ſchaͤlcke und betrieger ein ende nehmen moͤgen/ welche/ ſo lange man ſich der ewigen wahrheit nicht befleiſſiget/ GOTTES erkaͤntnis nicht geſuchet/ und GOTTES weißheit nicht lieb gewonnen wird/ kein ende haben werden/ ange- ſehen der leitsmann oder Prediger blind und frembd von dem leben GOTTES und der rechten wahren erkaͤntnis CHriſti iſt. Es iſt wahr/ er prediget CHriſtum wohl aus den men- ſchen/ aber nicht in den menſchen/ und das allein mit dem namen und aͤuſſerlichen that. Seine zuhoͤrer hoͤren auch wohl gerne (wie es Hiſtori- ſcher weiſe geſchrieben iſt) die aͤuſſerliche worte/ (ich weiß nicht woraus/ oder wodurch) aber ihre krafft begehren ſie nicht/ gleichwie CHri- ſtus ſagt: Mit dem munde nahen ſie ſich zu GOTT/ aber mit dem hertzen ſind ſie ferne davon. Sie ſagen: ſie er- kennen GOTT/ aber mit den wercken verlaͤugnen ſie es. Alſo ſind ſie eben ſolche Chriſtliche zuhoͤrer/ als er ein Prediger iſt/ der ſchuͤler/ wie der meiſter/ der ſohn wie ſein vater/ die tochter/ wie ihre mutter. Predigte er Chri- ſtum beſſer mit wahrer erkaͤntnis/ ſo wuͤrden ſie auch beſſern verſtand haben und gelehret ſeyn. Denn das iſt unmuͤglich/ waͤre der Prediger von CHriſto geſandt/ er muͤſte als ſein eigentlicher knecht von ihm erkandt und ge- lehret ſeyn. Jeſ. XXIX. 13. Marc. VII. 6. Tit. I. 10. Wie ſoll man denn aber (moͤchte jemand von dieſen ſagen) JEſum CHriſtum anders predigen? als daß er nemlich uns allen vom va- ter als ein ſeligmacher und Heyland des lebens zugeſandt iſt? und daß er vor uns gerreutzi- get/ geſtorben und begraben/ am dritten tage aufferſtanden/ darnach gen himmel gefahren/ ſitzend zur rechten hand GOTTES als ein menſch/ alſo wieder kommen wird u. ſ. w. Und ferner: daß er alle unſere ſuͤnden/ ſchulden oder miſſethaten auff ſich genommen/ den va- ter in oder durch ſich verſoͤhnet/ frey/ heilig und gerecht gemacht habe/ ſumma/ daß ers alles in allen vor uns iſt: daß ſolcher uͤberall in der gantzen welt als eine froͤliche bottſchafft ſolle verkuͤndiget werden u. ſ. w? zum theil ſa- get ihr recht dran/ und iſt alſo: aber gleichwol kennet ihr ihn in der krafft nach dem Geiſt und warheit nicht. Lieben kinder. JESUS Chriſtus der Sohn GOTTES des Vaters iſt damit nicht kund zu machen/ als nur mit den namen/ iſt auch nicht ſo gering zu achten/ daß man ſeinen namen ſo geſchwind oder verkehrt nimmt auszuſprechen/ ſchweige den ſinn und willen GOttes zu verſtehen. Meinet ihr/ daß es gnug ſey/ daß man glaube/ daß JESUS CHriſtus von Nazareth alſo fuͤr unſre ſuͤnde gecreutziget/ geſtorben und begraben und am dritten tage wieder aufferſtanden iſt umb unſer gerechtigkeit willen? oder daß wir uns duͤncken/ daß ſein tod und leiden unſerm tode und lei- den unempfindlich ſey? Ferner: daß ſeine be- grabung und aufferſtehung oder uͤberwindung die unſre ſey? Jhr moͤgt es wohl glauben und euch duͤncken laſſen/ aber ſo er nun nicht anders geprediget und nur aͤuſſerlich nach dem fleiſch und buchſtaben erkandt wird/ ſo werdet ihr von ſolchem glauben (wie man auch ſiehet) nicht einmal am hembde/ rock und mantel ver- neuret/ ſondern auch nicht einmal umb ein paar ſchue/ ja umb einen neuen lappen auff eure kuͤſ- ſen verbeſſert werden/ d. i. ſo er euch nicht nach dem Geiſt und warheit aus dem Geiſt und war- heit ewiglich (verſtehets) in einem auffrichtigen vollkommenen weſen geprediget wird/ und ihr ihn gebenedeyet durch die aͤuſſerliche predigt des glaubens in ſeinem lebendigen wort der krafft alſo geiſtlich annehmet/ nemlich in euch laſſet wollen und wircken/ und alſo nach dem ſinne GOTTES zu rechte bringen/ mit ihm/ in ihm und durch ihn in ein leben und weſen der war- heit zu kommen/ ſo werdet ihr eure ſeele nicht in der ſeligkeit-/ nein/ keine ruhe/ kein ewig warhaff- tig leben/ licht noch erkaͤntnis von GOttes ewi- ger weiß- A. K. H. Vierter Theil. X x

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/641>, abgerufen am 20.05.2024.