Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris Tract. von gottl. oder ungerechten
[Spaltenumbruch] ger weißheit und warheit finden. Der seelen
seligkeit ist in heiligkeit der gerechtigkeit geleget.
Jhr sollet doch wol mit den träumern euch dün-
cken lassen und sagen: Jch bin voll und satt/
reich und überreich worden/ und bedarff nichts
mehr u. s. w. aber ihr sehet nicht/ daß ihr elend
Was
gold kauf-
fen heisse.
jämmerlich/ arm/ blind und nacket seyd. Jch
rathe euch/ daß ihr (sagt der Geist) gold von
von mir kauffet/ nemlich das lautere güldene le-
bendige wort der gnaden und warheit/ das mit
feuer durchfeuret ist/ auff daß ihr reich werdet/
und weisse kleider anthut/ damit die schande eu-
rer blösse nicht offenbahr werde; und salbet eure
augen mit augensalbe/ auff daß ihr sehen möget/
welches aber nicht (so lang ihr noch fleischlich ge-
sinnet oder neidisch/ u. unglaubig seyd/ oder euch
NB.selbst liebet und mit lust anschauet) geschehe kan/
biß ihr das einfältige wort Christi durch denjeni-
gen/ den er euch gesandt hat/ annehmet und um-
gekehret werdet als ein kindlein/ d. i. aufferstehet
von den todten/ so wird euch CHristus/ das
wort des lebens und der warheit/ erleuchten/ leh-
ren und leiten können in alle warheit. Geden-
cket/ daß ichs euch gesagt habe.

Sehet/ also prediget u. lehret ein rechter wah-
rer diener der heiligen kirchen oder gemeine auff
bann und busse/ auff galgen und rad loß/ der
nemlich gesandt oder mit dem Geist gesalbt und
angezogen ist/ und verkündiget das wort mit
weißheit und warheit/ welches er auch in seinem
munde und hertzen/ nicht nur wie ein knecht
allein in seiner hand hat/ denn das machet
nichtlebendig oder fromm/ es befreyet/ reiniget
oder heiliget auch die seele nicht; wiewol mans
darumb doch wohl schrifftlich in der hand ha-
ben/ hören oder lesen mag; aber daß jemand
meinen wolte/ er hätte GOTTES wahres
gütiges wort gehöret oder gelesen/ der würde
GOTT belügen/ der warheit sehr weit fehlen
und den HERRN damit verunehren und ver-
achten. Wenn das GOTTES wort wäre/
so würde der Prophet Jeremias nicht sagen zu
denen/ die sich (wie diese) die heilige schrifft oder
Jerem.
IIX. 9.
GOTTES wort zu haben berühmeten/ daß
sie nichts gutes lehren könten/ angese-
hen sie GOttes wort verwürffen.
Daß
sie sichs nicht düncken liessen/ dieweil sies schrifft-
lich hielten und einen andern lehreten. Weiter:
so das GOTTES wort wäre/ so solte kürtz-
Joh. V.
37.
lich der HERR JESUS nicht zu den Jü-
den gesagt haben/ daß sie die stimme seines
Vaters nie gehöret/ noch seine gestalt
gesehen hätten/
da sie ihn doch wohl gehö-
Joh. XIV.
9.
ret/ und gesehen hatten/ denn der mich siehet/
(sagt er) der siehet den Vater. Wäre er
nun mit leiblichen augen und ohren zu sehen und
zu hören gewesen/ wie kommts denn/ daß er all-
Joh. IV.
26.
hier so spricht? Und dennoch spricht er: Jch
bin eben derselbe/ der ich mit euch rede.

Wer nun den sinn oder verstand GOTTES
von der schrifft nicht hat/ der weiß und hat auch
weder GOTTES wort noch seine krafft
NB.nicht. Denn GOttes wort ist kein gesprochen/
sondern ein einig selbst sprechendes wort/ le-
bendig und kräfftig/ welches GOTTES voll-
kommenen willen und krafft/ alsobald/ wenn es
von ihm ausgehet/ auch thut; und wo es auch
hingesandt kommt oder empfangen wird/ alda
richtet es auch die gedancken und sinnen des her-
tzens. Dahero wird es von keinem knechte/ ja von
[Spaltenumbruch] niemand in seiner vollkommenen art/ sinn und
Geist/ d. i. mit seinem heiligen verstande ans
licht bracht/ als der erst selbst davon vorge-
bracht oder gebohren ist. Nun sehet/ was das
gesagtist/ und merckets/ obs recht sey.

Sehet/ dieselben Lehrer oder Prediger wer-
den nichts/ als ihres HErrn und Vaters preiß
alleine suchen und recht wollen/ ja gelüsten und
begehren/ daß sie alle/ nicht 3. oder 4. von solchem
sinn und willen (oder zu demselbigen) lustig
wären/ daß sie die speise mit ernst zur besserung
prüfeten/ und wenn sie sie gut und auffrichtig
befinden/ in sich ässen/ nemlich empfiengen und
seine wirckung oder eingang wolten haben las-
sen/ auff daß sie nicht allein weissagten/ son-
dern auch selbst Gottes kinder werden möch-
ten. Alle solche redliche diener oder wahre Ge-
sandten wollen nicht/ daß ihre reden oder lehren
aus ihrem munde allein in der kirchen oder in der
Stadt blieben/ sondern daß sie zu einem urtheil
überal frey (so mans hören wolte) erzehlet und
in schrifften ausgehen möchten/ so gewiß sind
sie/ daß ihnen nichts darwider gelehret oder mit
warheit mag wiedersprochen werden. Denn
ihnen ist ein mund und weißheit gegeben/ dem
niemand widerstehen mag/ deswegen sind sie so
gerne damit im lichte. Aber ihr werdet befin-Jesa LIII.
und LIX.
Jer. IX.

den/ daß man nichts weniger zulassen will/ als
dieselbigen ans licht (der warheit gleichförmig)
zukommen/ es sey denn sie zu fangen oder fälsch-
lich zubeschuldigen: und das umb nichts an-
ders/ als weil bey ihm die warheit/ das gesichte
des erkäntnisses gutes und böses ist. Und so
lange die lügen und ungerechtigkeit auff erden
dominiret/ wird sie ihre diener dazu reitzen/ daß
sie die warhafftigen und gerechten aus dem we-
ge räumen; Nicht umb ihrer äusserlichen perso-
nen halben/ sondern umb der gerechtigkeit und
warheit willen/ die in ihnen sind/ und das noch
mit einem solchem falschem schein/ als wolte sie
sie umb der lügen willen weg haben. Denn der
Teuffel/ die lügen und ungerechtigkeit hat kel-
nen grössern und mächtigern feind/ als die war-
heit/ und die sie verthädigen. Er sorget immer
vor seinen sitz oder residentz/ daß der mensch
möchte von ihm frey gemacht und entzogen wer-
den/ darum thut er/ in und durch seine diener sei-
nen mund so weit auf zu lästern und ist mit allen
seinen frommen starcken anhängern oder treuen
dienern eben deswegen so blutgierig/ schnell
zu verderben und umbzubringen/ dabey man
leichtlich sehen und urtheilen mag/ welches
CHristi oder Belials und des Anti-Christi
diener sind. An ihren worten sind sie zu er-
kennen.

Denn ein diener CHristi suchet alles/ was
todt ist/ lebendig; was siech ist/ gesund; was
kranck ist/ starck zu machen; was verführet ist/
zu rechte zu bringen; was verwundet ist/ zu hei-
len; und verträget die unglaubigen und bößwil-
ligen biß ans ende mit gedult/ da sie GOtt selbst
durch seine engel ausrottet/ nemlich das un-
kraut/ die kinder derhoßheit/ die nichts als bö-
ses wollen und thun: bittet auch vor diejeni-
gen/ die ihm leides anthun; wünschet gutes
denen/ die ihm böses gönnen/ und liebet
die/ so ihn äusserlich hassen; An welcher boß-
heit/ haß und neid gut zu spüren ist/ wer dessel-
ben diener oder werckzeug ist. Aber also sind
die andern nicht gesinnet/ wollen auch nicht

(als diese

Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris Tract. von gottl. oder ungerechten
[Spaltenumbruch] ger weißheit und warheit finden. Der ſeelen
ſeligkeit iſt in heiligkeit der gerechtigkeit geleget.
Jhr ſollet doch wol mit den traͤumern euch duͤn-
cken laſſen und ſagen: Jch bin voll und ſatt/
reich und uͤberreich worden/ und bedarff nichts
mehr u. ſ. w. aber ihr ſehet nicht/ daß ihr elend
Was
gold kauf-
fen heiſſe.
jaͤmmerlich/ arm/ blind und nacket ſeyd. Jch
rathe euch/ daß ihr (ſagt der Geiſt) gold von
von mir kauffet/ nemlich das lautere guͤldene le-
bendige wort der gnaden und warheit/ das mit
feuer durchfeuret iſt/ auff daß ihr reich werdet/
und weiſſe kleider anthut/ damit die ſchande eu-
rer bloͤſſe nicht offenbahr werde; und ſalbet eure
augen mit augenſalbe/ auff daß ihr ſehen moͤget/
welches aber nicht (ſo lang ihr noch fleiſchlich ge-
ſiñet oder neidiſch/ u. unglaubig ſeyd/ oder euch
NB.ſelbſt liebet und mit luſt anſchauet) geſchehē kan/
biß ihꝛ das einfaͤltige woꝛt Chriſti duꝛch denjeni-
gen/ den er euch geſandt hat/ annehmet und um-
gekehret werdet als ein kindlein/ d. i. aufferſtehet
von den todten/ ſo wird euch CHriſtus/ das
wort des lebens und der warheit/ erleuchten/ leh-
ren und leiten koͤnnen in alle warheit. Geden-
cket/ daß ichs euch geſagt habe.

Sehet/ alſo prediget u. lehret ein rechter wah-
rer diener der heiligen kirchen oder gemeine auff
bann und buſſe/ auff galgen und rad loß/ der
nemlich geſandt oder mit dem Geiſt geſalbt und
angezogen iſt/ und verkuͤndiget das wort mit
weißheit und warheit/ welches er auch in ſeinem
munde und hertzen/ nicht nur wie ein knecht
allein in ſeiner hand hat/ denn das machet
nichtlebendig oder fromm/ es befreyet/ reiniget
oder heiliget auch die ſeele nicht; wiewol mans
darumb doch wohl ſchrifftlich in der hand ha-
ben/ hoͤren oder leſen mag; aber daß jemand
meinen wolte/ er haͤtte GOTTES wahres
guͤtiges wort gehoͤret oder geleſen/ der wuͤrde
GOTT beluͤgen/ der warheit ſehr weit fehlen
und den HERRN damit verunehren und ver-
achten. Wenn das GOTTES wort waͤre/
ſo wuͤrde der Prophet Jeremias nicht ſagen zu
denen/ die ſich (wie dieſe) die heilige ſchrifft oder
Jerem.
IIX. 9.
GOTTES wort zu haben beruͤhmeten/ daß
ſie nichts gutes lehren koͤnten/ angeſe-
hen ſie GOttes wort verwuͤrffen.
Daß
ſie ſichs nicht duͤncken lieſſen/ dieweil ſies ſchrifft-
lich hielten und einen andern lehreten. Weiter:
ſo das GOTTES wort waͤre/ ſo ſolte kuͤrtz-
Joh. V.
37.
lich der HERR JESUS nicht zu den Juͤ-
den geſagt haben/ daß ſie die ſtimme ſeines
Vaters nie gehoͤret/ noch ſeine geſtalt
geſehen haͤtten/
da ſie ihn doch wohl gehoͤ-
Joh. XIV.
9.
ret/ und geſehen hatten/ denn der mich ſiehet/
(ſagt er) der ſiehet den Vater. Waͤre er
nun mit leiblichen augen und ohren zu ſehen und
zu hoͤren geweſen/ wie kommts denn/ daß er all-
Joh. IV.
26.
hier ſo ſpricht? Und dennoch ſpricht er: Jch
bin eben derſelbe/ der ich mit euch rede.

Wer nun den ſinn oder verſtand GOTTES
von der ſchrifft nicht hat/ der weiß und hat auch
weder GOTTES wort noch ſeine krafft
NB.nicht. Denn GOttes wort iſt kein geſprochen/
ſondern ein einig ſelbſt ſprechendes wort/ le-
bendig und kraͤfftig/ welches GOTTES voll-
kommenen willen und krafft/ alſobald/ wenn es
von ihm ausgehet/ auch thut; und wo es auch
hingeſandt kommt oder empfangen wird/ alda
richtet es auch die gedancken und ſinnen des her-
tzens. Dahero wird es von keinem knechte/ ja von
[Spaltenumbruch] niemand in ſeiner vollkommenen art/ ſinn und
Geiſt/ d. i. mit ſeinem heiligen verſtande ans
licht bracht/ als der erſt ſelbſt davon vorge-
bracht oder gebohren iſt. Nun ſehet/ was das
geſagtiſt/ und merckets/ obs recht ſey.

Sehet/ dieſelben Lehrer oder Prediger wer-
den nichts/ als ihres HErrn und Vaters preiß
alleine ſuchen und recht wollen/ ja geluͤſten und
begehren/ daß ſie alle/ nicht 3. oder 4. von ſolchem
ſinn und willen (oder zu demſelbigen) luſtig
waͤren/ daß ſie die ſpeiſe mit ernſt zur beſſerung
pruͤfeten/ und wenn ſie ſie gut und auffrichtig
befinden/ in ſich aͤſſen/ nemlich empfiengen und
ſeine wirckung oder eingang wolten haben laſ-
ſen/ auff daß ſie nicht allein weiſſagten/ ſon-
dern auch ſelbſt Gottes kinder werden moͤch-
ten. Alle ſolche redliche diener oder wahre Ge-
ſandten wollen nicht/ daß ihre reden oder lehren
aus ihrem munde allein in der kirchen oder in der
Stadt blieben/ ſondern daß ſie zu einem urtheil
uͤberal frey (ſo mans hoͤren wolte) erzehlet und
in ſchrifften ausgehen moͤchten/ ſo gewiß ſind
ſie/ daß ihnen nichts darwider gelehret oder mit
warheit mag wiederſprochen werden. Denn
ihnen iſt ein mund und weißheit gegeben/ dem
niemand widerſtehen mag/ deswegen ſind ſie ſo
gerne damit im lichte. Aber ihr werdet befin-Jeſa LIII.
und LIX.
Jer. IX.

den/ daß man nichts weniger zulaſſen will/ als
dieſelbigen ans licht (der warheit gleichfoͤrmig)
zukommen/ es ſey denn ſie zu fangen oder faͤlſch-
lich zubeſchuldigen: und das umb nichts an-
ders/ als weil bey ihm die warheit/ das geſichte
des erkaͤntniſſes gutes und boͤſes iſt. Und ſo
lange die luͤgen und ungerechtigkeit auff erden
dominiret/ wird ſie ihre diener dazu reitzen/ daß
ſie die warhafftigen und gerechten aus dem we-
ge raͤumen; Nicht umb ihrer aͤuſſerlichen perſo-
nen halben/ ſondern umb der gerechtigkeit und
warheit willen/ die in ihnen ſind/ und das noch
mit einem ſolchem falſchem ſchein/ als woltē ſie
ſie umb der luͤgen willen weg haben. Denn der
Teuffel/ die luͤgen und ungerechtigkeit hat kel-
nen groͤſſern und maͤchtigern feind/ als die war-
heit/ und die ſie verthaͤdigen. Er ſorget immer
vor ſeinen ſitz oder reſidentz/ daß der menſch
moͤchte von ihm frey gemacht und entzogen wer-
den/ darum thut er/ in und durch ſeine diener ſei-
nen mund ſo weit auf zu laͤſtern und iſt mit allen
ſeinen frommen ſtarcken anhaͤngern oder treuen
dienern eben deswegen ſo blutgierig/ ſchnell
zu verderben und umbzubringen/ dabey man
leichtlich ſehen und urtheilen mag/ welches
CHriſti oder Belials und des Anti-Chriſti
diener ſind. An ihren worten ſind ſie zu er-
kennen.

Denn ein diener CHriſti ſuchet alles/ was
todt iſt/ lebendig; was ſiech iſt/ geſund; was
kranck iſt/ ſtarck zu machen; was verfuͤhret iſt/
zu rechte zu bringen; was verwundet iſt/ zu hei-
len; und vertraͤget die unglaubigen und boͤßwil-
ligen biß ans ende mit gedult/ da ſie GOtt ſelbſt
durch ſeine engel ausrottet/ nemlich das un-
kraut/ die kinder derhoßheit/ die nichts als boͤ-
ſes wollen und thun: bittet auch vor diejeni-
gen/ die ihm leides anthun; wuͤnſchet gutes
denen/ die ihm boͤſes goͤnnen/ und liebet
die/ ſo ihn aͤuſſerlich haſſen; An welcher boß-
heit/ haß und neid gut zu ſpuͤren iſt/ wer deſſel-
ben diener oder werckzeug iſt. Aber alſo ſind
die andern nicht geſinnet/ wollen auch nicht

(als dieſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0642" n="346"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris</hi> Tract. von gottl. oder ungerechten</fw><lb/><cb/>
ger weißheit und warheit finden. Der &#x017F;eelen<lb/>
&#x017F;eligkeit i&#x017F;t in heiligkeit der gerechtigkeit geleget.<lb/>
Jhr &#x017F;ollet doch wol mit den tra&#x0364;umern euch du&#x0364;n-<lb/>
cken la&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;agen: Jch bin voll und &#x017F;att/<lb/>
reich und u&#x0364;berreich worden/ und bedarff nichts<lb/>
mehr u. &#x017F;. w. aber ihr &#x017F;ehet nicht/ daß ihr elend<lb/><note place="left">Was<lb/>
gold kauf-<lb/>
fen hei&#x017F;&#x017F;e.</note>ja&#x0364;mmerlich/ arm/ blind und nacket &#x017F;eyd. Jch<lb/>
rathe euch/ daß ihr (&#x017F;agt der Gei&#x017F;t) gold von<lb/>
von mir kauffet/ nemlich das lautere gu&#x0364;ldene le-<lb/>
bendige wort der gnaden und warheit/ das mit<lb/>
feuer durchfeuret i&#x017F;t/ auff daß ihr reich werdet/<lb/>
und wei&#x017F;&#x017F;e kleider anthut/ damit die &#x017F;chande eu-<lb/>
rer blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht offenbahr werde; und &#x017F;albet eure<lb/>
augen mit augen&#x017F;albe/ auff daß ihr &#x017F;ehen mo&#x0364;get/<lb/>
welches aber nicht (&#x017F;o lang ihr noch flei&#x017F;chlich ge-<lb/>
&#x017F;in&#x0303;et oder neidi&#x017F;ch/ u. unglaubig &#x017F;eyd/ oder euch<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">NB.</hi></note>&#x017F;elb&#x017F;t liebet und mit lu&#x017F;t an&#x017F;chauet) ge&#x017F;cheh&#x0113; kan/<lb/>
biß ih&#xA75B; das einfa&#x0364;ltige wo&#xA75B;t Chri&#x017F;ti du&#xA75B;ch denjeni-<lb/>
gen/ den er euch ge&#x017F;andt hat/ annehmet und um-<lb/>
gekehret werdet als ein kindlein/ d. i. auffer&#x017F;tehet<lb/>
von den todten/ &#x017F;o wird euch CHri&#x017F;tus/ das<lb/>
wort des lebens und der warheit/ erleuchten/ leh-<lb/>
ren und leiten ko&#x0364;nnen in alle warheit. Geden-<lb/>
cket/ daß ichs euch ge&#x017F;agt habe.</p><lb/>
            <p>Sehet/ al&#x017F;o prediget u. lehret ein rechter wah-<lb/>
rer diener der heiligen kirchen oder gemeine auff<lb/>
bann und bu&#x017F;&#x017F;e/ auff galgen und rad loß/ der<lb/>
nemlich ge&#x017F;andt oder mit dem Gei&#x017F;t ge&#x017F;albt und<lb/>
angezogen i&#x017F;t/ und verku&#x0364;ndiget das wort mit<lb/>
weißheit und warheit/ welches er auch in &#x017F;einem<lb/>
munde und hertzen/ nicht nur wie ein knecht<lb/>
allein in &#x017F;einer hand hat/ denn das machet<lb/>
nichtlebendig oder fromm/ es befreyet/ reiniget<lb/>
oder heiliget auch die &#x017F;eele nicht; wiewol mans<lb/>
darumb doch wohl &#x017F;chrifftlich in der hand ha-<lb/>
ben/ ho&#x0364;ren oder le&#x017F;en mag; aber daß jemand<lb/>
meinen wolte/ er ha&#x0364;tte GOTTES wahres<lb/>
gu&#x0364;tiges wort geho&#x0364;ret oder gele&#x017F;en/ der wu&#x0364;rde<lb/>
GOTT belu&#x0364;gen/ der warheit &#x017F;ehr weit fehlen<lb/>
und den HERRN damit verunehren und ver-<lb/>
achten. Wenn das GOTTES wort wa&#x0364;re/<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde der Prophet Jeremias nicht &#x017F;agen zu<lb/>
denen/ die &#x017F;ich (wie die&#x017F;e) die heilige &#x017F;chrifft oder<lb/><note place="left">Jerem.<lb/><hi rendition="#aq">IIX.</hi> 9.</note>GOTTES wort zu haben beru&#x0364;hmeten/ <hi rendition="#fr">daß<lb/>
&#x017F;ie nichts gutes lehren ko&#x0364;nten/ ange&#x017F;e-<lb/>
hen &#x017F;ie GOttes wort verwu&#x0364;rffen.</hi> Daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ichs nicht du&#x0364;ncken lie&#x017F;&#x017F;en/ dieweil &#x017F;ies &#x017F;chrifft-<lb/>
lich hielten und einen andern lehreten. Weiter:<lb/>
&#x017F;o das GOTTES wort wa&#x0364;re/ &#x017F;o &#x017F;olte ku&#x0364;rtz-<lb/><note place="left">Joh. <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/>
37.</note>lich der HERR JESUS nicht zu den Ju&#x0364;-<lb/>
den ge&#x017F;agt haben/ <hi rendition="#fr">daß &#x017F;ie die &#x017F;timme &#x017F;eines<lb/>
Vaters nie geho&#x0364;ret/ noch &#x017F;eine ge&#x017F;talt<lb/>
ge&#x017F;ehen ha&#x0364;tten/</hi> da &#x017F;ie ihn doch wohl geho&#x0364;-<lb/><note place="left">Joh. <hi rendition="#aq">XIV.</hi><lb/>
9.</note>ret/ und ge&#x017F;ehen hatten/ denn <hi rendition="#fr">der mich &#x017F;iehet/</hi><lb/>
(&#x017F;agt er) <hi rendition="#fr">der &#x017F;iehet den Vater.</hi> Wa&#x0364;re er<lb/>
nun mit leiblichen augen und ohren zu &#x017F;ehen und<lb/>
zu ho&#x0364;ren gewe&#x017F;en/ wie kommts denn/ daß er all-<lb/><note place="left">Joh. <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/>
26.</note>hier &#x017F;o &#x017F;pricht? Und dennoch &#x017F;pricht er: <hi rendition="#fr">Jch<lb/>
bin eben der&#x017F;elbe/ der ich mit euch rede.</hi><lb/>
Wer nun den &#x017F;inn oder ver&#x017F;tand GOTTES<lb/>
von der &#x017F;chrifft nicht hat/ der weiß und hat auch<lb/>
weder <hi rendition="#g">GOTTES</hi> wort noch &#x017F;eine krafft<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">NB.</hi></note>nicht. Denn GOttes wort i&#x017F;t kein ge&#x017F;prochen/<lb/>
&#x017F;ondern ein einig &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;prechendes wort/ le-<lb/>
bendig und kra&#x0364;fftig/ welches GOTTES voll-<lb/>
kommenen willen und krafft/ al&#x017F;obald/ wenn es<lb/>
von ihm ausgehet/ auch thut; und wo es auch<lb/>
hinge&#x017F;andt kommt oder empfangen wird/ alda<lb/>
richtet es auch die gedancken und &#x017F;innen des her-<lb/>
tzens. Dahero wird es von keinem knechte/ ja von<lb/><cb/>
niemand in &#x017F;einer vollkommenen art/ &#x017F;inn und<lb/>
Gei&#x017F;t/ d. i. mit &#x017F;einem heiligen ver&#x017F;tande ans<lb/>
licht bracht/ als der er&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t davon vorge-<lb/>
bracht oder gebohren i&#x017F;t. Nun &#x017F;ehet/ was das<lb/>
ge&#x017F;agti&#x017F;t/ und merckets/ obs recht &#x017F;ey.</p><lb/>
            <p>Sehet/ die&#x017F;elben Lehrer oder Prediger wer-<lb/>
den nichts/ als ihres HErrn und Vaters preiß<lb/>
alleine &#x017F;uchen und recht wollen/ ja gelu&#x0364;&#x017F;ten und<lb/>
begehren/ daß &#x017F;ie alle/ nicht 3. oder 4. von &#x017F;olchem<lb/>
&#x017F;inn und willen (oder zu dem&#x017F;elbigen) lu&#x017F;tig<lb/>
wa&#x0364;ren/ daß &#x017F;ie die &#x017F;pei&#x017F;e mit ern&#x017F;t zur be&#x017F;&#x017F;erung<lb/>
pru&#x0364;feten/ und wenn &#x017F;ie &#x017F;ie gut und auffrichtig<lb/>
befinden/ in &#x017F;ich a&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ nemlich empfiengen und<lb/>
&#x017F;eine wirckung oder eingang wolten haben la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ auff daß &#x017F;ie nicht allein wei&#x017F;&#x017F;agten/ &#x017F;on-<lb/>
dern auch &#x017F;elb&#x017F;t Gottes kinder werden mo&#x0364;ch-<lb/>
ten. Alle &#x017F;olche redliche diener oder wahre Ge-<lb/>
&#x017F;andten wollen nicht/ daß ihre reden oder lehren<lb/>
aus ihrem munde allein in der kirchen oder in der<lb/>
Stadt blieben/ &#x017F;ondern daß &#x017F;ie zu einem urtheil<lb/>
u&#x0364;beral frey (&#x017F;o mans ho&#x0364;ren wolte) erzehlet und<lb/>
in &#x017F;chrifften ausgehen mo&#x0364;chten/ &#x017F;o gewiß &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie/ daß ihnen nichts darwider gelehret oder mit<lb/>
warheit mag wieder&#x017F;prochen werden. Denn<lb/>
ihnen i&#x017F;t ein mund und weißheit gegeben/ dem<lb/>
niemand wider&#x017F;tehen mag/ deswegen &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
gerne damit im lichte. Aber ihr werdet befin-<note place="right">Je&#x017F;a <hi rendition="#aq">LIII.</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">LIX.</hi><lb/>
Jer. <hi rendition="#aq">IX.</hi></note><lb/>
den/ daß man nichts weniger zula&#x017F;&#x017F;en will/ als<lb/>
die&#x017F;elbigen ans licht (der warheit gleichfo&#x0364;rmig)<lb/>
zukommen/ es &#x017F;ey denn &#x017F;ie zu fangen oder fa&#x0364;l&#x017F;ch-<lb/>
lich zube&#x017F;chuldigen: und das umb nichts an-<lb/>
ders/ als weil bey ihm die warheit/ das ge&#x017F;ichte<lb/>
des erka&#x0364;ntni&#x017F;&#x017F;es gutes und bo&#x0364;&#x017F;es i&#x017F;t. Und &#x017F;o<lb/>
lange die lu&#x0364;gen und ungerechtigkeit auff erden<lb/><hi rendition="#aq">domini</hi>ret/ wird &#x017F;ie ihre diener dazu reitzen/ daß<lb/>
&#x017F;ie die warhafftigen und gerechten aus dem we-<lb/>
ge ra&#x0364;umen; Nicht umb ihrer a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen per&#x017F;o-<lb/>
nen halben/ &#x017F;ondern umb der gerechtigkeit und<lb/>
warheit willen/ die in ihnen &#x017F;ind/ und das noch<lb/>
mit einem &#x017F;olchem fal&#x017F;chem &#x017F;chein/ als wolt&#x0113; &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ie umb der lu&#x0364;gen willen weg haben. Denn der<lb/>
Teuffel/ die lu&#x0364;gen und ungerechtigkeit hat kel-<lb/>
nen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern und ma&#x0364;chtigern feind/ als die war-<lb/>
heit/ und die &#x017F;ie vertha&#x0364;digen. Er &#x017F;orget immer<lb/>
vor &#x017F;einen &#x017F;itz oder <hi rendition="#aq">re&#x017F;iden</hi>tz/ daß der men&#x017F;ch<lb/>
mo&#x0364;chte von ihm frey gemacht und entzogen wer-<lb/>
den/ darum thut er/ in und durch &#x017F;eine diener &#x017F;ei-<lb/>
nen mund &#x017F;o weit auf zu la&#x0364;&#x017F;tern und i&#x017F;t mit allen<lb/>
&#x017F;einen frommen &#x017F;tarcken anha&#x0364;ngern oder treuen<lb/>
dienern eben deswegen &#x017F;o blutgierig/ &#x017F;chnell<lb/>
zu verderben und umbzubringen/ dabey man<lb/>
leichtlich &#x017F;ehen und urtheilen mag/ welches<lb/>
CHri&#x017F;ti oder Belials und des Anti-Chri&#x017F;ti<lb/>
diener &#x017F;ind. An ihren worten &#x017F;ind &#x017F;ie zu er-<lb/>
kennen.</p><lb/>
            <p>Denn ein diener CHri&#x017F;ti &#x017F;uchet alles/ was<lb/>
todt i&#x017F;t/ lebendig; was &#x017F;iech i&#x017F;t/ ge&#x017F;und; was<lb/>
kranck i&#x017F;t/ &#x017F;tarck zu machen; was verfu&#x0364;hret i&#x017F;t/<lb/>
zu rechte zu bringen; was verwundet i&#x017F;t/ zu hei-<lb/>
len; und vertra&#x0364;get die unglaubigen und bo&#x0364;ßwil-<lb/>
ligen biß ans ende mit gedult/ da &#x017F;ie GOtt &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
durch &#x017F;eine engel ausrottet/ nemlich das un-<lb/>
kraut/ die kinder derhoßheit/ die nichts als bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;es wollen und thun: bittet auch vor diejeni-<lb/>
gen/ die ihm leides anthun; wu&#x0364;n&#x017F;chet gutes<lb/>
denen/ die ihm bo&#x0364;&#x017F;es go&#x0364;nnen/ und liebet<lb/>
die/ &#x017F;o ihn a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich ha&#x017F;&#x017F;en; An welcher boß-<lb/>
heit/ haß und neid gut zu &#x017F;pu&#x0364;ren i&#x017F;t/ wer de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben diener oder werckzeug i&#x017F;t. Aber al&#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
die andern nicht ge&#x017F;innet/ wollen auch nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(als die&#x017F;e</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0642] Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris Tract. von gottl. oder ungerechten ger weißheit und warheit finden. Der ſeelen ſeligkeit iſt in heiligkeit der gerechtigkeit geleget. Jhr ſollet doch wol mit den traͤumern euch duͤn- cken laſſen und ſagen: Jch bin voll und ſatt/ reich und uͤberreich worden/ und bedarff nichts mehr u. ſ. w. aber ihr ſehet nicht/ daß ihr elend jaͤmmerlich/ arm/ blind und nacket ſeyd. Jch rathe euch/ daß ihr (ſagt der Geiſt) gold von von mir kauffet/ nemlich das lautere guͤldene le- bendige wort der gnaden und warheit/ das mit feuer durchfeuret iſt/ auff daß ihr reich werdet/ und weiſſe kleider anthut/ damit die ſchande eu- rer bloͤſſe nicht offenbahr werde; und ſalbet eure augen mit augenſalbe/ auff daß ihr ſehen moͤget/ welches aber nicht (ſo lang ihr noch fleiſchlich ge- ſiñet oder neidiſch/ u. unglaubig ſeyd/ oder euch ſelbſt liebet und mit luſt anſchauet) geſchehē kan/ biß ihꝛ das einfaͤltige woꝛt Chriſti duꝛch denjeni- gen/ den er euch geſandt hat/ annehmet und um- gekehret werdet als ein kindlein/ d. i. aufferſtehet von den todten/ ſo wird euch CHriſtus/ das wort des lebens und der warheit/ erleuchten/ leh- ren und leiten koͤnnen in alle warheit. Geden- cket/ daß ichs euch geſagt habe. Was gold kauf- fen heiſſe. NB. Sehet/ alſo prediget u. lehret ein rechter wah- rer diener der heiligen kirchen oder gemeine auff bann und buſſe/ auff galgen und rad loß/ der nemlich geſandt oder mit dem Geiſt geſalbt und angezogen iſt/ und verkuͤndiget das wort mit weißheit und warheit/ welches er auch in ſeinem munde und hertzen/ nicht nur wie ein knecht allein in ſeiner hand hat/ denn das machet nichtlebendig oder fromm/ es befreyet/ reiniget oder heiliget auch die ſeele nicht; wiewol mans darumb doch wohl ſchrifftlich in der hand ha- ben/ hoͤren oder leſen mag; aber daß jemand meinen wolte/ er haͤtte GOTTES wahres guͤtiges wort gehoͤret oder geleſen/ der wuͤrde GOTT beluͤgen/ der warheit ſehr weit fehlen und den HERRN damit verunehren und ver- achten. Wenn das GOTTES wort waͤre/ ſo wuͤrde der Prophet Jeremias nicht ſagen zu denen/ die ſich (wie dieſe) die heilige ſchrifft oder GOTTES wort zu haben beruͤhmeten/ daß ſie nichts gutes lehren koͤnten/ angeſe- hen ſie GOttes wort verwuͤrffen. Daß ſie ſichs nicht duͤncken lieſſen/ dieweil ſies ſchrifft- lich hielten und einen andern lehreten. Weiter: ſo das GOTTES wort waͤre/ ſo ſolte kuͤrtz- lich der HERR JESUS nicht zu den Juͤ- den geſagt haben/ daß ſie die ſtimme ſeines Vaters nie gehoͤret/ noch ſeine geſtalt geſehen haͤtten/ da ſie ihn doch wohl gehoͤ- ret/ und geſehen hatten/ denn der mich ſiehet/ (ſagt er) der ſiehet den Vater. Waͤre er nun mit leiblichen augen und ohren zu ſehen und zu hoͤren geweſen/ wie kommts denn/ daß er all- hier ſo ſpricht? Und dennoch ſpricht er: Jch bin eben derſelbe/ der ich mit euch rede. Wer nun den ſinn oder verſtand GOTTES von der ſchrifft nicht hat/ der weiß und hat auch weder GOTTES wort noch ſeine krafft nicht. Denn GOttes wort iſt kein geſprochen/ ſondern ein einig ſelbſt ſprechendes wort/ le- bendig und kraͤfftig/ welches GOTTES voll- kommenen willen und krafft/ alſobald/ wenn es von ihm ausgehet/ auch thut; und wo es auch hingeſandt kommt oder empfangen wird/ alda richtet es auch die gedancken und ſinnen des her- tzens. Dahero wird es von keinem knechte/ ja von niemand in ſeiner vollkommenen art/ ſinn und Geiſt/ d. i. mit ſeinem heiligen verſtande ans licht bracht/ als der erſt ſelbſt davon vorge- bracht oder gebohren iſt. Nun ſehet/ was das geſagtiſt/ und merckets/ obs recht ſey. Jerem. IIX. 9. Joh. V. 37. Joh. XIV. 9. Joh. IV. 26. NB. Sehet/ dieſelben Lehrer oder Prediger wer- den nichts/ als ihres HErrn und Vaters preiß alleine ſuchen und recht wollen/ ja geluͤſten und begehren/ daß ſie alle/ nicht 3. oder 4. von ſolchem ſinn und willen (oder zu demſelbigen) luſtig waͤren/ daß ſie die ſpeiſe mit ernſt zur beſſerung pruͤfeten/ und wenn ſie ſie gut und auffrichtig befinden/ in ſich aͤſſen/ nemlich empfiengen und ſeine wirckung oder eingang wolten haben laſ- ſen/ auff daß ſie nicht allein weiſſagten/ ſon- dern auch ſelbſt Gottes kinder werden moͤch- ten. Alle ſolche redliche diener oder wahre Ge- ſandten wollen nicht/ daß ihre reden oder lehren aus ihrem munde allein in der kirchen oder in der Stadt blieben/ ſondern daß ſie zu einem urtheil uͤberal frey (ſo mans hoͤren wolte) erzehlet und in ſchrifften ausgehen moͤchten/ ſo gewiß ſind ſie/ daß ihnen nichts darwider gelehret oder mit warheit mag wiederſprochen werden. Denn ihnen iſt ein mund und weißheit gegeben/ dem niemand widerſtehen mag/ deswegen ſind ſie ſo gerne damit im lichte. Aber ihr werdet befin- den/ daß man nichts weniger zulaſſen will/ als dieſelbigen ans licht (der warheit gleichfoͤrmig) zukommen/ es ſey denn ſie zu fangen oder faͤlſch- lich zubeſchuldigen: und das umb nichts an- ders/ als weil bey ihm die warheit/ das geſichte des erkaͤntniſſes gutes und boͤſes iſt. Und ſo lange die luͤgen und ungerechtigkeit auff erden dominiret/ wird ſie ihre diener dazu reitzen/ daß ſie die warhafftigen und gerechten aus dem we- ge raͤumen; Nicht umb ihrer aͤuſſerlichen perſo- nen halben/ ſondern umb der gerechtigkeit und warheit willen/ die in ihnen ſind/ und das noch mit einem ſolchem falſchem ſchein/ als woltē ſie ſie umb der luͤgen willen weg haben. Denn der Teuffel/ die luͤgen und ungerechtigkeit hat kel- nen groͤſſern und maͤchtigern feind/ als die war- heit/ und die ſie verthaͤdigen. Er ſorget immer vor ſeinen ſitz oder reſidentz/ daß der menſch moͤchte von ihm frey gemacht und entzogen wer- den/ darum thut er/ in und durch ſeine diener ſei- nen mund ſo weit auf zu laͤſtern und iſt mit allen ſeinen frommen ſtarcken anhaͤngern oder treuen dienern eben deswegen ſo blutgierig/ ſchnell zu verderben und umbzubringen/ dabey man leichtlich ſehen und urtheilen mag/ welches CHriſti oder Belials und des Anti-Chriſti diener ſind. An ihren worten ſind ſie zu er- kennen. Jeſa LIII. und LIX. Jer. IX. Denn ein diener CHriſti ſuchet alles/ was todt iſt/ lebendig; was ſiech iſt/ geſund; was kranck iſt/ ſtarck zu machen; was verfuͤhret iſt/ zu rechte zu bringen; was verwundet iſt/ zu hei- len; und vertraͤget die unglaubigen und boͤßwil- ligen biß ans ende mit gedult/ da ſie GOtt ſelbſt durch ſeine engel ausrottet/ nemlich das un- kraut/ die kinder derhoßheit/ die nichts als boͤ- ſes wollen und thun: bittet auch vor diejeni- gen/ die ihm leides anthun; wuͤnſchet gutes denen/ die ihm boͤſes goͤnnen/ und liebet die/ ſo ihn aͤuſſerlich haſſen; An welcher boß- heit/ haß und neid gut zu ſpuͤren iſt/ wer deſſel- ben diener oder werckzeug iſt. Aber alſo ſind die andern nicht geſinnet/ wollen auch nicht (als dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/642
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/642>, abgerufen am 22.12.2024.