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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris Tract. von gottl. oder ungerechten
[Spaltenumbruch] ger weißheit und warheit finden. Der seelen
seligkeit ist in heiligkeit der gerechtigkeit geleget.
Jhr sollet doch wol mit den träumern euch dün-
cken lassen und sagen: Jch bin voll und satt/
reich und überreich worden/ und bedarff nichts
mehr u. s. w. aber ihr sehet nicht/ daß ihr elend
Was
gold kauf-
fen heisse.
jämmerlich/ arm/ blind und nacket seyd. Jch
rathe euch/ daß ihr (sagt der Geist) gold von
von mir kauffet/ nemlich das lautere güldene le-
bendige wort der gnaden und warheit/ das mit
feuer durchfeuret ist/ auff daß ihr reich werdet/
und weisse kleider anthut/ damit die schande eu-
rer blösse nicht offenbahr werde; und salbet eure
augen mit augensalbe/ auff daß ihr sehen möget/
welches aber nicht (so lang ihr noch fleischlich ge-
sinnet oder neidisch/ u. unglaubig seyd/ oder euch
NB.selbst liebet und mit lust anschauet) geschehe kan/
biß ihr das einfältige wort Christi durch denjeni-
gen/ den er euch gesandt hat/ annehmet und um-
gekehret werdet als ein kindlein/ d. i. aufferstehet
von den todten/ so wird euch CHristus/ das
wort des lebens und der warheit/ erleuchten/ leh-
ren und leiten können in alle warheit. Geden-
cket/ daß ichs euch gesagt habe.

Sehet/ also prediget u. lehret ein rechter wah-
rer diener der heiligen kirchen oder gemeine auff
bann und busse/ auff galgen und rad loß/ der
nemlich gesandt oder mit dem Geist gesalbt und
angezogen ist/ und verkündiget das wort mit
weißheit und warheit/ welches er auch in seinem
munde und hertzen/ nicht nur wie ein knecht
allein in seiner hand hat/ denn das machet
nichtlebendig oder fromm/ es befreyet/ reiniget
oder heiliget auch die seele nicht; wiewol mans
darumb doch wohl schrifftlich in der hand ha-
ben/ hören oder lesen mag; aber daß jemand
meinen wolte/ er hätte GOTTES wahres
gütiges wort gehöret oder gelesen/ der würde
GOTT belügen/ der warheit sehr weit fehlen
und den HERRN damit verunehren und ver-
achten. Wenn das GOTTES wort wäre/
so würde der Prophet Jeremias nicht sagen zu
denen/ die sich (wie diese) die heilige schrifft oder
Jerem.
IIX. 9.
GOTTES wort zu haben berühmeten/ daß
sie nichts gutes lehren könten/ angese-
hen sie GOttes wort verwürffen.
Daß
sie sichs nicht düncken liessen/ dieweil sies schrifft-
lich hielten und einen andern lehreten. Weiter:
so das GOTTES wort wäre/ so solte kürtz-
Joh. V.
37.
lich der HERR JESUS nicht zu den Jü-
den gesagt haben/ daß sie die stimme seines
Vaters nie gehöret/ noch seine gestalt
gesehen hätten/
da sie ihn doch wohl gehö-
Joh. XIV.
9.
ret/ und gesehen hatten/ denn der mich siehet/
(sagt er) der siehet den Vater. Wäre er
nun mit leiblichen augen und ohren zu sehen und
zu hören gewesen/ wie kommts denn/ daß er all-
Joh. IV.
26.
hier so spricht? Und dennoch spricht er: Jch
bin eben derselbe/ der ich mit euch rede.

Wer nun den sinn oder verstand GOTTES
von der schrifft nicht hat/ der weiß und hat auch
weder GOTTES wort noch seine krafft
NB.nicht. Denn GOttes wort ist kein gesprochen/
sondern ein einig selbst sprechendes wort/ le-
bendig und kräfftig/ welches GOTTES voll-
kommenen willen und krafft/ alsobald/ wenn es
von ihm ausgehet/ auch thut; und wo es auch
hingesandt kommt oder empfangen wird/ alda
richtet es auch die gedancken und sinnen des her-
tzens. Dahero wird es von keinem knechte/ ja von
[Spaltenumbruch] niemand in seiner vollkommenen art/ sinn und
Geist/ d. i. mit seinem heiligen verstande ans
licht bracht/ als der erst selbst davon vorge-
bracht oder gebohren ist. Nun sehet/ was das
gesagtist/ und merckets/ obs recht sey.

Sehet/ dieselben Lehrer oder Prediger wer-
den nichts/ als ihres HErrn und Vaters preiß
alleine suchen und recht wollen/ ja gelüsten und
begehren/ daß sie alle/ nicht 3. oder 4. von solchem
sinn und willen (oder zu demselbigen) lustig
wären/ daß sie die speise mit ernst zur besserung
prüfeten/ und wenn sie sie gut und auffrichtig
befinden/ in sich ässen/ nemlich empfiengen und
seine wirckung oder eingang wolten haben las-
sen/ auff daß sie nicht allein weissagten/ son-
dern auch selbst Gottes kinder werden möch-
ten. Alle solche redliche diener oder wahre Ge-
sandten wollen nicht/ daß ihre reden oder lehren
aus ihrem munde allein in der kirchen oder in der
Stadt blieben/ sondern daß sie zu einem urtheil
überal frey (so mans hören wolte) erzehlet und
in schrifften ausgehen möchten/ so gewiß sind
sie/ daß ihnen nichts darwider gelehret oder mit
warheit mag wiedersprochen werden. Denn
ihnen ist ein mund und weißheit gegeben/ dem
niemand widerstehen mag/ deswegen sind sie so
gerne damit im lichte. Aber ihr werdet befin-Jesa LIII.
und LIX.
Jer. IX.

den/ daß man nichts weniger zulassen will/ als
dieselbigen ans licht (der warheit gleichförmig)
zukommen/ es sey denn sie zu fangen oder fälsch-
lich zubeschuldigen: und das umb nichts an-
ders/ als weil bey ihm die warheit/ das gesichte
des erkäntnisses gutes und böses ist. Und so
lange die lügen und ungerechtigkeit auff erden
dominiret/ wird sie ihre diener dazu reitzen/ daß
sie die warhafftigen und gerechten aus dem we-
ge räumen; Nicht umb ihrer äusserlichen perso-
nen halben/ sondern umb der gerechtigkeit und
warheit willen/ die in ihnen sind/ und das noch
mit einem solchem falschem schein/ als wolte sie
sie umb der lügen willen weg haben. Denn der
Teuffel/ die lügen und ungerechtigkeit hat kel-
nen grössern und mächtigern feind/ als die war-
heit/ und die sie verthädigen. Er sorget immer
vor seinen sitz oder residentz/ daß der mensch
möchte von ihm frey gemacht und entzogen wer-
den/ darum thut er/ in und durch seine diener sei-
nen mund so weit auf zu lästern und ist mit allen
seinen frommen starcken anhängern oder treuen
dienern eben deswegen so blutgierig/ schnell
zu verderben und umbzubringen/ dabey man
leichtlich sehen und urtheilen mag/ welches
CHristi oder Belials und des Anti-Christi
diener sind. An ihren worten sind sie zu er-
kennen.

Denn ein diener CHristi suchet alles/ was
todt ist/ lebendig; was siech ist/ gesund; was
kranck ist/ starck zu machen; was verführet ist/
zu rechte zu bringen; was verwundet ist/ zu hei-
len; und verträget die unglaubigen und bößwil-
ligen biß ans ende mit gedult/ da sie GOtt selbst
durch seine engel ausrottet/ nemlich das un-
kraut/ die kinder derhoßheit/ die nichts als bö-
ses wollen und thun: bittet auch vor diejeni-
gen/ die ihm leides anthun; wünschet gutes
denen/ die ihm böses gönnen/ und liebet
die/ so ihn äusserlich hassen; An welcher boß-
heit/ haß und neid gut zu spüren ist/ wer dessel-
ben diener oder werckzeug ist. Aber also sind
die andern nicht gesinnet/ wollen auch nicht

(als diese

Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris Tract. von gottl. oder ungerechten
[Spaltenumbruch] ger weißheit und warheit finden. Der ſeelen
ſeligkeit iſt in heiligkeit der gerechtigkeit geleget.
Jhr ſollet doch wol mit den traͤumern euch duͤn-
cken laſſen und ſagen: Jch bin voll und ſatt/
reich und uͤberreich worden/ und bedarff nichts
mehr u. ſ. w. aber ihr ſehet nicht/ daß ihr elend
Was
gold kauf-
fen heiſſe.
jaͤmmerlich/ arm/ blind und nacket ſeyd. Jch
rathe euch/ daß ihr (ſagt der Geiſt) gold von
von mir kauffet/ nemlich das lautere guͤldene le-
bendige wort der gnaden und warheit/ das mit
feuer durchfeuret iſt/ auff daß ihr reich werdet/
und weiſſe kleider anthut/ damit die ſchande eu-
rer bloͤſſe nicht offenbahr werde; und ſalbet eure
augen mit augenſalbe/ auff daß ihr ſehen moͤget/
welches aber nicht (ſo lang ihr noch fleiſchlich ge-
ſiñet oder neidiſch/ u. unglaubig ſeyd/ oder euch
NB.ſelbſt liebet und mit luſt anſchauet) geſchehē kan/
biß ihꝛ das einfaͤltige woꝛt Chriſti duꝛch denjeni-
gen/ den er euch geſandt hat/ annehmet und um-
gekehret werdet als ein kindlein/ d. i. aufferſtehet
von den todten/ ſo wird euch CHriſtus/ das
wort des lebens und der warheit/ erleuchten/ leh-
ren und leiten koͤnnen in alle warheit. Geden-
cket/ daß ichs euch geſagt habe.

Sehet/ alſo prediget u. lehret ein rechter wah-
rer diener der heiligen kirchen oder gemeine auff
bann und buſſe/ auff galgen und rad loß/ der
nemlich geſandt oder mit dem Geiſt geſalbt und
angezogen iſt/ und verkuͤndiget das wort mit
weißheit und warheit/ welches er auch in ſeinem
munde und hertzen/ nicht nur wie ein knecht
allein in ſeiner hand hat/ denn das machet
nichtlebendig oder fromm/ es befreyet/ reiniget
oder heiliget auch die ſeele nicht; wiewol mans
darumb doch wohl ſchrifftlich in der hand ha-
ben/ hoͤren oder leſen mag; aber daß jemand
meinen wolte/ er haͤtte GOTTES wahres
guͤtiges wort gehoͤret oder geleſen/ der wuͤrde
GOTT beluͤgen/ der warheit ſehr weit fehlen
und den HERRN damit verunehren und ver-
achten. Wenn das GOTTES wort waͤre/
ſo wuͤrde der Prophet Jeremias nicht ſagen zu
denen/ die ſich (wie dieſe) die heilige ſchrifft oder
Jerem.
IIX. 9.
GOTTES wort zu haben beruͤhmeten/ daß
ſie nichts gutes lehren koͤnten/ angeſe-
hen ſie GOttes wort verwuͤrffen.
Daß
ſie ſichs nicht duͤncken lieſſen/ dieweil ſies ſchrifft-
lich hielten und einen andern lehreten. Weiter:
ſo das GOTTES wort waͤre/ ſo ſolte kuͤrtz-
Joh. V.
37.
lich der HERR JESUS nicht zu den Juͤ-
den geſagt haben/ daß ſie die ſtimme ſeines
Vaters nie gehoͤret/ noch ſeine geſtalt
geſehen haͤtten/
da ſie ihn doch wohl gehoͤ-
Joh. XIV.
9.
ret/ und geſehen hatten/ denn der mich ſiehet/
(ſagt er) der ſiehet den Vater. Waͤre er
nun mit leiblichen augen und ohren zu ſehen und
zu hoͤren geweſen/ wie kommts denn/ daß er all-
Joh. IV.
26.
hier ſo ſpricht? Und dennoch ſpricht er: Jch
bin eben derſelbe/ der ich mit euch rede.

Wer nun den ſinn oder verſtand GOTTES
von der ſchrifft nicht hat/ der weiß und hat auch
weder GOTTES wort noch ſeine krafft
NB.nicht. Denn GOttes wort iſt kein geſprochen/
ſondern ein einig ſelbſt ſprechendes wort/ le-
bendig und kraͤfftig/ welches GOTTES voll-
kommenen willen und krafft/ alſobald/ wenn es
von ihm ausgehet/ auch thut; und wo es auch
hingeſandt kommt oder empfangen wird/ alda
richtet es auch die gedancken und ſinnen des her-
tzens. Dahero wird es von keinem knechte/ ja von
[Spaltenumbruch] niemand in ſeiner vollkommenen art/ ſinn und
Geiſt/ d. i. mit ſeinem heiligen verſtande ans
licht bracht/ als der erſt ſelbſt davon vorge-
bracht oder gebohren iſt. Nun ſehet/ was das
geſagtiſt/ und merckets/ obs recht ſey.

Sehet/ dieſelben Lehrer oder Prediger wer-
den nichts/ als ihres HErrn und Vaters preiß
alleine ſuchen und recht wollen/ ja geluͤſten und
begehren/ daß ſie alle/ nicht 3. oder 4. von ſolchem
ſinn und willen (oder zu demſelbigen) luſtig
waͤren/ daß ſie die ſpeiſe mit ernſt zur beſſerung
pruͤfeten/ und wenn ſie ſie gut und auffrichtig
befinden/ in ſich aͤſſen/ nemlich empfiengen und
ſeine wirckung oder eingang wolten haben laſ-
ſen/ auff daß ſie nicht allein weiſſagten/ ſon-
dern auch ſelbſt Gottes kinder werden moͤch-
ten. Alle ſolche redliche diener oder wahre Ge-
ſandten wollen nicht/ daß ihre reden oder lehren
aus ihrem munde allein in der kirchen oder in der
Stadt blieben/ ſondern daß ſie zu einem urtheil
uͤberal frey (ſo mans hoͤren wolte) erzehlet und
in ſchrifften ausgehen moͤchten/ ſo gewiß ſind
ſie/ daß ihnen nichts darwider gelehret oder mit
warheit mag wiederſprochen werden. Denn
ihnen iſt ein mund und weißheit gegeben/ dem
niemand widerſtehen mag/ deswegen ſind ſie ſo
gerne damit im lichte. Aber ihr werdet befin-Jeſa LIII.
und LIX.
Jer. IX.

den/ daß man nichts weniger zulaſſen will/ als
dieſelbigen ans licht (der warheit gleichfoͤrmig)
zukommen/ es ſey denn ſie zu fangen oder faͤlſch-
lich zubeſchuldigen: und das umb nichts an-
ders/ als weil bey ihm die warheit/ das geſichte
des erkaͤntniſſes gutes und boͤſes iſt. Und ſo
lange die luͤgen und ungerechtigkeit auff erden
dominiret/ wird ſie ihre diener dazu reitzen/ daß
ſie die warhafftigen und gerechten aus dem we-
ge raͤumen; Nicht umb ihrer aͤuſſerlichen perſo-
nen halben/ ſondern umb der gerechtigkeit und
warheit willen/ die in ihnen ſind/ und das noch
mit einem ſolchem falſchem ſchein/ als woltē ſie
ſie umb der luͤgen willen weg haben. Denn der
Teuffel/ die luͤgen und ungerechtigkeit hat kel-
nen groͤſſern und maͤchtigern feind/ als die war-
heit/ und die ſie verthaͤdigen. Er ſorget immer
vor ſeinen ſitz oder reſidentz/ daß der menſch
moͤchte von ihm frey gemacht und entzogen wer-
den/ darum thut er/ in und durch ſeine diener ſei-
nen mund ſo weit auf zu laͤſtern und iſt mit allen
ſeinen frommen ſtarcken anhaͤngern oder treuen
dienern eben deswegen ſo blutgierig/ ſchnell
zu verderben und umbzubringen/ dabey man
leichtlich ſehen und urtheilen mag/ welches
CHriſti oder Belials und des Anti-Chriſti
diener ſind. An ihren worten ſind ſie zu er-
kennen.

Denn ein diener CHriſti ſuchet alles/ was
todt iſt/ lebendig; was ſiech iſt/ geſund; was
kranck iſt/ ſtarck zu machen; was verfuͤhret iſt/
zu rechte zu bringen; was verwundet iſt/ zu hei-
len; und vertraͤget die unglaubigen und boͤßwil-
ligen biß ans ende mit gedult/ da ſie GOtt ſelbſt
durch ſeine engel ausrottet/ nemlich das un-
kraut/ die kinder derhoßheit/ die nichts als boͤ-
ſes wollen und thun: bittet auch vor diejeni-
gen/ die ihm leides anthun; wuͤnſchet gutes
denen/ die ihm boͤſes goͤnnen/ und liebet
die/ ſo ihn aͤuſſerlich haſſen; An welcher boß-
heit/ haß und neid gut zu ſpuͤren iſt/ wer deſſel-
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die andern nicht geſinnet/ wollen auch nicht

(als dieſe
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[346/0642] Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris Tract. von gottl. oder ungerechten ger weißheit und warheit finden. Der ſeelen ſeligkeit iſt in heiligkeit der gerechtigkeit geleget. Jhr ſollet doch wol mit den traͤumern euch duͤn- cken laſſen und ſagen: Jch bin voll und ſatt/ reich und uͤberreich worden/ und bedarff nichts mehr u. ſ. w. aber ihr ſehet nicht/ daß ihr elend jaͤmmerlich/ arm/ blind und nacket ſeyd. Jch rathe euch/ daß ihr (ſagt der Geiſt) gold von von mir kauffet/ nemlich das lautere guͤldene le- bendige wort der gnaden und warheit/ das mit feuer durchfeuret iſt/ auff daß ihr reich werdet/ und weiſſe kleider anthut/ damit die ſchande eu- rer bloͤſſe nicht offenbahr werde; und ſalbet eure augen mit augenſalbe/ auff daß ihr ſehen moͤget/ welches aber nicht (ſo lang ihr noch fleiſchlich ge- ſiñet oder neidiſch/ u. unglaubig ſeyd/ oder euch ſelbſt liebet und mit luſt anſchauet) geſchehē kan/ biß ihꝛ das einfaͤltige woꝛt Chriſti duꝛch denjeni- gen/ den er euch geſandt hat/ annehmet und um- gekehret werdet als ein kindlein/ d. i. aufferſtehet von den todten/ ſo wird euch CHriſtus/ das wort des lebens und der warheit/ erleuchten/ leh- ren und leiten koͤnnen in alle warheit. Geden- cket/ daß ichs euch geſagt habe. Was gold kauf- fen heiſſe. NB. Sehet/ alſo prediget u. lehret ein rechter wah- rer diener der heiligen kirchen oder gemeine auff bann und buſſe/ auff galgen und rad loß/ der nemlich geſandt oder mit dem Geiſt geſalbt und angezogen iſt/ und verkuͤndiget das wort mit weißheit und warheit/ welches er auch in ſeinem munde und hertzen/ nicht nur wie ein knecht allein in ſeiner hand hat/ denn das machet nichtlebendig oder fromm/ es befreyet/ reiniget oder heiliget auch die ſeele nicht; wiewol mans darumb doch wohl ſchrifftlich in der hand ha- ben/ hoͤren oder leſen mag; aber daß jemand meinen wolte/ er haͤtte GOTTES wahres guͤtiges wort gehoͤret oder geleſen/ der wuͤrde GOTT beluͤgen/ der warheit ſehr weit fehlen und den HERRN damit verunehren und ver- achten. Wenn das GOTTES wort waͤre/ ſo wuͤrde der Prophet Jeremias nicht ſagen zu denen/ die ſich (wie dieſe) die heilige ſchrifft oder GOTTES wort zu haben beruͤhmeten/ daß ſie nichts gutes lehren koͤnten/ angeſe- hen ſie GOttes wort verwuͤrffen. Daß ſie ſichs nicht duͤncken lieſſen/ dieweil ſies ſchrifft- lich hielten und einen andern lehreten. Weiter: ſo das GOTTES wort waͤre/ ſo ſolte kuͤrtz- lich der HERR JESUS nicht zu den Juͤ- den geſagt haben/ daß ſie die ſtimme ſeines Vaters nie gehoͤret/ noch ſeine geſtalt geſehen haͤtten/ da ſie ihn doch wohl gehoͤ- ret/ und geſehen hatten/ denn der mich ſiehet/ (ſagt er) der ſiehet den Vater. Waͤre er nun mit leiblichen augen und ohren zu ſehen und zu hoͤren geweſen/ wie kommts denn/ daß er all- hier ſo ſpricht? Und dennoch ſpricht er: Jch bin eben derſelbe/ der ich mit euch rede. Wer nun den ſinn oder verſtand GOTTES von der ſchrifft nicht hat/ der weiß und hat auch weder GOTTES wort noch ſeine krafft nicht. Denn GOttes wort iſt kein geſprochen/ ſondern ein einig ſelbſt ſprechendes wort/ le- bendig und kraͤfftig/ welches GOTTES voll- kommenen willen und krafft/ alſobald/ wenn es von ihm ausgehet/ auch thut; und wo es auch hingeſandt kommt oder empfangen wird/ alda richtet es auch die gedancken und ſinnen des her- tzens. Dahero wird es von keinem knechte/ ja von niemand in ſeiner vollkommenen art/ ſinn und Geiſt/ d. i. mit ſeinem heiligen verſtande ans licht bracht/ als der erſt ſelbſt davon vorge- bracht oder gebohren iſt. Nun ſehet/ was das geſagtiſt/ und merckets/ obs recht ſey. Jerem. IIX. 9. Joh. V. 37. Joh. XIV. 9. Joh. IV. 26. NB. Sehet/ dieſelben Lehrer oder Prediger wer- den nichts/ als ihres HErrn und Vaters preiß alleine ſuchen und recht wollen/ ja geluͤſten und begehren/ daß ſie alle/ nicht 3. oder 4. von ſolchem ſinn und willen (oder zu demſelbigen) luſtig waͤren/ daß ſie die ſpeiſe mit ernſt zur beſſerung pruͤfeten/ und wenn ſie ſie gut und auffrichtig befinden/ in ſich aͤſſen/ nemlich empfiengen und ſeine wirckung oder eingang wolten haben laſ- ſen/ auff daß ſie nicht allein weiſſagten/ ſon- dern auch ſelbſt Gottes kinder werden moͤch- ten. Alle ſolche redliche diener oder wahre Ge- ſandten wollen nicht/ daß ihre reden oder lehren aus ihrem munde allein in der kirchen oder in der Stadt blieben/ ſondern daß ſie zu einem urtheil uͤberal frey (ſo mans hoͤren wolte) erzehlet und in ſchrifften ausgehen moͤchten/ ſo gewiß ſind ſie/ daß ihnen nichts darwider gelehret oder mit warheit mag wiederſprochen werden. Denn ihnen iſt ein mund und weißheit gegeben/ dem niemand widerſtehen mag/ deswegen ſind ſie ſo gerne damit im lichte. Aber ihr werdet befin- den/ daß man nichts weniger zulaſſen will/ als dieſelbigen ans licht (der warheit gleichfoͤrmig) zukommen/ es ſey denn ſie zu fangen oder faͤlſch- lich zubeſchuldigen: und das umb nichts an- ders/ als weil bey ihm die warheit/ das geſichte des erkaͤntniſſes gutes und boͤſes iſt. Und ſo lange die luͤgen und ungerechtigkeit auff erden dominiret/ wird ſie ihre diener dazu reitzen/ daß ſie die warhafftigen und gerechten aus dem we- ge raͤumen; Nicht umb ihrer aͤuſſerlichen perſo- nen halben/ ſondern umb der gerechtigkeit und warheit willen/ die in ihnen ſind/ und das noch mit einem ſolchem falſchem ſchein/ als woltē ſie ſie umb der luͤgen willen weg haben. Denn der Teuffel/ die luͤgen und ungerechtigkeit hat kel- nen groͤſſern und maͤchtigern feind/ als die war- heit/ und die ſie verthaͤdigen. Er ſorget immer vor ſeinen ſitz oder reſidentz/ daß der menſch moͤchte von ihm frey gemacht und entzogen wer- den/ darum thut er/ in und durch ſeine diener ſei- nen mund ſo weit auf zu laͤſtern und iſt mit allen ſeinen frommen ſtarcken anhaͤngern oder treuen dienern eben deswegen ſo blutgierig/ ſchnell zu verderben und umbzubringen/ dabey man leichtlich ſehen und urtheilen mag/ welches CHriſti oder Belials und des Anti-Chriſti diener ſind. An ihren worten ſind ſie zu er- kennen. Jeſa LIII. und LIX. Jer. IX. Denn ein diener CHriſti ſuchet alles/ was todt iſt/ lebendig; was ſiech iſt/ geſund; was kranck iſt/ ſtarck zu machen; was verfuͤhret iſt/ zu rechte zu bringen; was verwundet iſt/ zu hei- len; und vertraͤget die unglaubigen und boͤßwil- ligen biß ans ende mit gedult/ da ſie GOtt ſelbſt durch ſeine engel ausrottet/ nemlich das un- kraut/ die kinder derhoßheit/ die nichts als boͤ- ſes wollen und thun: bittet auch vor diejeni- gen/ die ihm leides anthun; wuͤnſchet gutes denen/ die ihm boͤſes goͤnnen/ und liebet die/ ſo ihn aͤuſſerlich haſſen; An welcher boß- heit/ haß und neid gut zu ſpuͤren iſt/ wer deſſel- ben diener oder werckzeug iſt. Aber alſo ſind die andern nicht geſinnet/ wollen auch nicht (als dieſe

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/642>, abgerufen am 20.05.2024.