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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] schicht/ wie auch der tod und die begrabung/
inwendig ins menschen hertze/ und dieselbe
gehöret nicht vor die gottlosen. Das ist
warheit/ und wird nicht geleugnet. Aber/
damit verleugnet er nicht die allgemeine auff-
erstehung des fleisches/ die wir bekennen in
den Artickeln unsers Glaubens/ nein/ die
verleugnet er keines weges. Sondern Da-
vid redet hier von der aufferstehung aus dem
schlaff der sünden/ er redet hier von dem to-
de und begrabung der sünden. Jsts so mit
dir beschaffen/ daß du das noch nicht verste-
hest/ so ists ein zeichen/ daß du der sünde
noch nicht stirbest/ und wirst sodann auch
nicht aufferstehen; Diese aufferstehung von
den todten ins leben gehöret nicht vor die
gottlosen. Denn wie solten sie aufferstehen
aus dem tod der sünden/ da sie derselben
noch nicht abgestorben/ noch absterben? Wie
kan man der gerechtigkeit leben/ da man der
ungerechtigkeit noch nicht abgestorben? Si-
he/ dieser unterscheid ist zwischen Davids
und deiner meynung; David redet hier von
einem geistlich inwendigem tode/ davon die
gantze Schrifft voll ist/ und den wir alle ta-
ge sterben müssen/ wohin alle sein ruffen und
vermahnen gehet. Stirb/ spricht er/ des
todes lüsten/ nemlich deinen fleischlichen
sündlichen begierden ab/ wo du nur kanst/
denn an diß sterben wil der mensch nicht/
darum hasset ers. David redet hier von ei-
ner geistlichen/ inwendigen aufferstehung/
und du von der äusserlichen fleischlichen. O-
der soltestu/ Ubbo/ wol gar die inwendige
tödtung und begrabung der sünden leugnen
wollen? Sprichstu: ja/ so glaub ich auch/
daß du sothanige aufferstehung wirst leug-
Eph. IV.
14.
nen. Paulus saget an einem orte also: Wa-
che auff der du schläffest/ und stehe auff von
den todten/ so wird dich CHRistus erleuch-
ten. Nun muß ich dich fragen/ zu wem re-
det hier Paulus? zu denjenigen/ die äusser-
lich liegen und schlaffen? Und von was vor
einem tode sagt er hier/ daß sie sollen auff-
stehen? redet er von den leiblichen todten?
Wenn du mir so wirst antworten/ so wil ich
dir hell und klar beweisen/ daß Davids und
Pauli meynung überein kommen/ und daß
du/ indem du Davids meynung wieder-
sprichst/ hierinn auch Pauli meynung wie-
dersprichst. Wilstu noch weiter sehen/ daß
Davids meynung hierinn nicht so frembd ist
und verkehrt/ als du sie gerne woltest ma-
chen/ so ließ Augustinum, der doch (wenn er
vor dich ist) mehr glauben bey dir hat/ als
die Schrifft selbst: im XX. Buch von der
Stadt GOttes/ c. 6. 7. da wirstu finden/
welches die erste aufferstehung/ und welches
die andere oder allgemeine sey. Und so du der
meynung Davids hierinn dennoch wirst wie-
dersprechen/ so wirstu auch der meynung
deines hochgeachteten Augustini wiederspre-
chen müssen.

Von des
Gottlosen
seele.

Von des gottlosen menschen seele möch-
testu ihm auch gern eine frembde/ und nicht
schrifftmäßige meynung andichten/ ihn nur
noch schwärtzer zu machen. Denn deine
partheyligkeit ist so groß/ daß sie ein kind von
zwölff jahren/ das nur ein wenig verstand
hat/ mercken könne/ wenn es unpartheyisch
[Spaltenumbruch] ware. Daher ich das wol sagen mag/ daß
Davids worte in der vorrede seines Wunder-
Buchs an dir wahrhafftig beschleuniget wor-
den/ daß du seine schrifften mit solchem sinn ver-
standen hast/ wie du sie gelesen/ nemlich gottloß
und verkehrt. Du bringest immer hier und da
eine zeile oder zwo vor/ und aus einem jedem
capitel wieder so/ und fügest dann deine ver-
kehrte meynung dabey/ endlich aber machstu
einen schluß nach deiner verkehrtheit/ und so
thustu hier auch. Denn wie möchte doch
David seine meynung besser außdrücken/ als
er thut an dem von dir angeführtem orte im
2. Th. des neuen Wunder-Buchs/ cap. 47. C?
und wie möchte mans verkehrter deuten als du
thust? Darum/ wird der unpartheyische Leser
den ort nachschlagen/ und selbst lesen/ so wird er
befinden/ daß Davids wort nicht ist/ wie das
deine/ nemlich/ daß des gottlosen seele sterbe
wie das vieh auff dem felde/ und alles fleisch/
wie du sprichst. Denn also lauten seine worte:
Jch bezeuge euch (saget David) mit worten"
der wahrheit/ daß die tödtliche (sterbliche) seele"
nicht aufffähret/ sondern ohne CHRisto"
stirbt/ sie kommt nicht ins land der lebendigen."
Denn das leben im fleisch/ das ausser GOtt"
auß-und zunichte gehet/ wird (mercket seine"
worte) verglichen mit dem vieh/ ja alles fleisch"
ist also gerechnet. Sie hat nach diesem keine"
lebendige krafft/ nach meinem zeugniß/ weder"
außwendig noch inwendig an sich selbst/ laut"
der schrifft. Aber/ weil sie im fleische noch im"
blute ist/ vermag sie nach ihrer art (zu leben.)"
Der elende irrdische mensch ist in allen seinen"
leben wie heu/ das eine kleine zeit blühet und da-"
her wächset/ aber so geringe/ daß wenn es ein"
rauhes lüfftlein anrühret/ ist es nichts/ und"
seine stätte kennet man nicht mehr. Aber die"
gnade des HErrn ist von ewigkeit her/ wird"
auch in ewigkeit auff dem bleiben/ der ihn vor"
augen hat. Seine gerechtigkeit sollen nicht al-"
lein die/ so ihn fürchten/ erfahren/ sondern auch"
ihre kinder und kindes-kinder. Lesets Darum"
strecken sich auch die worte des Psalmisten im"
freye gemüthe so weit auß/ nemlich: Jch weiß/"
daß du meine seele nicht wirst in der höllen las-"
sen/ keines weges wirstu verhengen/ daß derje-"
nige/ den deine güte so herrlich geprüffet hat/"
vergehen solte. Daraus klärlich folget/ daß die"
andern ohne zweiffel vergehen. Stehen sie wie-"
der auff/ wie sie denn sollen/ so werden sie nicht"
einmal zu einem zeitlichen/ schweige zu einem"
ewigen leben/ sondern zum tode in der ewigkeit"
auffer stehen/ und also ewiglich sterben und ver-"
gehen/ nach dem zeugniß der schrifft. Aber all"
solchs tödtliche leben der ewigkeit kömmt über"
sie durch die aufferstehung CHRisti/ an wel-"
chen sie nicht geglaubet/ noch seinem Geist/ den"
lebendigmachendem athem empfangen ha-"
ben/ deßwegen sie des andern todes sterben"
müssen in der ewigkeit. Darum weil GOtt"
voll erbarmung ist/ hat er vorsolchem brund des"
todes und nichtigkeit den menschen wollen"
verhüten/ u. s. f. Jch habe die worte Davids
was weitläufftig erzehlet/ zu dem ende/ da-
mit der Leser möge mercken/ daß du entwe-
der dem David aus deinem verkehrtem hertzen
hast wollen eine falsche meinung andichte/ oder
zum wenigsten seine meynung verkehrt verstan-
den/ wiewol das letzte unglaublich scheinet/

nach-
O o 3

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] ſchicht/ wie auch der tod und die begrabung/
inwendig ins menſchen hertze/ und dieſelbe
gehoͤret nicht vor die gottloſen. Das iſt
warheit/ und wird nicht geleugnet. Aber/
damit verleugnet er nicht die allgemeine auff-
erſtehung des fleiſches/ die wir bekennen in
den Artickeln unſers Glaubens/ nein/ die
verleugnet er keines weges. Sondern Da-
vid redet hier von der aufferſtehung aus dem
ſchlaff der ſuͤnden/ er redet hier von dem to-
de und begrabung der ſuͤnden. Jſts ſo mit
dir beſchaffen/ daß du das noch nicht verſte-
heſt/ ſo iſts ein zeichen/ daß du der ſuͤnde
noch nicht ſtirbeſt/ und wirſt ſodann auch
nicht aufferſtehen; Dieſe aufferſtehung von
den todten ins leben gehoͤret nicht vor die
gottloſen. Denn wie ſolten ſie aufferſtehen
aus dem tod der ſuͤnden/ da ſie derſelben
noch nicht abgeſtorben/ noch abſterben? Wie
kan man der gerechtigkeit leben/ da man der
ungerechtigkeit noch nicht abgeſtorben? Si-
he/ dieſer unterſcheid iſt zwiſchen Davids
und deiner meynung; David redet hier von
einem geiſtlich inwendigem tode/ davon die
gantze Schrifft voll iſt/ und den wir alle ta-
ge ſterben muͤſſen/ wohin alle ſein ruffen und
vermahnen gehet. Stirb/ ſpricht er/ des
todes luͤſten/ nemlich deinen fleiſchlichen
ſuͤndlichen begierden ab/ wo du nur kanſt/
denn an diß ſterben wil der menſch nicht/
darum haſſet ers. David redet hier von ei-
ner geiſtlichen/ inwendigen aufferſtehung/
und du von der aͤuſſerlichen fleiſchlichen. O-
der ſolteſtu/ Ubbo/ wol gar die inwendige
toͤdtung und begrabung der ſuͤnden leugnen
wollen? Sprichſtu: ja/ ſo glaub ich auch/
daß du ſothanige aufferſtehung wirſt leug-
Eph. IV.
14.
nen. Paulus ſaget an einem orte alſo: Wa-
che auff der du ſchlaͤffeſt/ und ſtehe auff von
den todten/ ſo wird dich CHRiſtus erleuch-
ten. Nun muß ich dich fragen/ zu wem re-
det hier Paulus? zu denjenigen/ die aͤuſſer-
lich liegen und ſchlaffen? Und von was vor
einem tode ſagt er hier/ daß ſie ſollen auff-
ſtehen? redet er von den leiblichen todten?
Wenn du mir ſo wirſt antworten/ ſo wil ich
dir hell und klar beweiſen/ daß Davids und
Pauli meynung uͤberein kommen/ und daß
du/ indem du Davids meynung wieder-
ſprichſt/ hierinn auch Pauli meynung wie-
derſprichſt. Wilſtu noch weiter ſehen/ daß
Davids meynung hierinn nicht ſo frembd iſt
und verkehrt/ als du ſie gerne wolteſt ma-
chen/ ſo ließ Auguſtinum, der doch (wenn er
vor dich iſt) mehr glauben bey dir hat/ als
die Schrifft ſelbſt: im XX. Buch von der
Stadt GOttes/ c. 6. 7. da wirſtu finden/
welches die erſte aufferſtehung/ und welches
die andere oder allgemeine ſey. Und ſo du der
meynung Davids hierinn dennoch wirſt wie-
derſprechen/ ſo wirſtu auch der meynung
deines hochgeachteten Auguſtini wiederſpre-
chen muͤſſen.

Von des
Gottloſen
ſeele.

Von des gottloſen menſchen ſeele moͤch-
teſtu ihm auch gern eine frembde/ und nicht
ſchrifftmaͤßige meynung andichten/ ihn nur
noch ſchwaͤrtzer zu machen. Denn deine
partheyligkeit iſt ſo groß/ daß ſie ein kind von
zwoͤlff jahren/ das nur ein wenig verſtand
hat/ mercken koͤnne/ wenn es unpartheyiſch
[Spaltenumbruch] ware. Daher ich das wol ſagen mag/ daß
Davids worte in der vorrede ſeines Wunder-
Buchs an dir wahrhafftig beſchleuniget wor-
den/ daß du ſeine ſchrifften mit ſolchem ſinn ver-
ſtanden haſt/ wie du ſie geleſen/ nemlich gottloß
und verkehrt. Du bringeſt immer hier und da
eine zeile oder zwo vor/ und aus einem jedem
capitel wieder ſo/ und fuͤgeſt dann deine ver-
kehrte meynung dabey/ endlich aber machſtu
einen ſchluß nach deiner verkehrtheit/ und ſo
thuſtu hier auch. Denn wie moͤchte doch
David ſeine meynung beſſer außdruͤcken/ als
er thut an dem von dir angefuͤhrtem orte im
2. Th. des neuen Wunder-Buchs/ cap. 47. C?
und wie moͤchte mans verkehrter deuten als du
thuſt? Darum/ wird der unpartheyiſche Leſer
den ort nachſchlagen/ und ſelbſt leſen/ ſo wird er
befinden/ daß Davids wort nicht iſt/ wie das
deine/ nemlich/ daß des gottloſen ſeele ſterbe
wie das vieh auff dem felde/ und alles fleiſch/
wie du ſprichſt. Denn alſo lauten ſeine worte:
Jch bezeuge euch (ſaget David) mit worten“
der wahrheit/ daß die toͤdtliche (ſterbliche) ſeele“
nicht aufffaͤhret/ ſondern ohne CHRiſto“
ſtirbt/ ſie kom̃t nicht ins land der lebendigen.“
Denn das leben im fleiſch/ das auſſer GOtt“
auß-und zunichte gehet/ wird (mercket ſeine“
worte) verglichen mit dem vieh/ ja alles fleiſch“
iſt alſo gerechnet. Sie hat nach dieſem keine“
lebendige krafft/ nach meinem zeugniß/ weder“
außwendig noch inwendig an ſich ſelbſt/ laut“
der ſchrifft. Aber/ weil ſie im fleiſche noch im“
blute iſt/ vermag ſie nach ihrer art (zu leben.)“
Der elende irrdiſche menſch iſt in allen ſeinen“
leben wie heu/ das eine kleine zeit bluͤhet uñ da-“
her waͤchſet/ aber ſo geringe/ daß wenn es ein“
rauhes luͤfftlein anruͤhret/ iſt es nichts/ und“
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auch in ewigkeit auff dem bleiben/ der ihn vor“
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lein die/ ſo ihn fuͤrchten/ erfahren/ ſondern auch“
ihre kinder und kindes-kinder. Leſets Darum“
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freyē gemuͤthe ſo weit auß/ nemlich: Jch weiß/“
daß du meine ſeele nicht wirſt in der hoͤllen laſ-“
ſen/ keines weges wirſtu verhengen/ daß derje-“
nige/ den deine guͤte ſo herrlich gepruͤffet hat/“
vergehen ſolte. Daraus klaͤrlich folget/ daß die“
andern ohne zweiffel vergehen. Stehen ſie wie-“
der auff/ wie ſie denn ſollen/ ſo werden ſie nicht“
einmal zu einem zeitlichen/ ſchweige zu einem“
ewigen leben/ ſondern zum tode in der ewigkeit“
auffer ſtehen/ und alſo ewiglich ſterben und ver-“
gehen/ nach dem zeugniß der ſchrifft. Aber all“
ſolchs toͤdtliche leben der ewigkeit koͤm̃t uͤber“
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chen ſie nicht geglaubet/ noch ſeinem Geiſt/ den“
lebendigmachendem athem empfangen ha-“
ben/ deßwegen ſie des andern todes ſterben“
muͤſſen in der ewigkeit. Darum weil GOtt“
voll erbarmung iſt/ hat er vorſolchem bruñ des“
todes und nichtigkeit den menſchen wollen“
verhuͤten/ u. ſ. f. Jch habe die worte Davids
was weitlaͤufftig erzehlet/ zu dem ende/ da-
mit der Leſer moͤge mercken/ daß du entwe-
der dem David aus deinem verkehrtem hertzen
haſt wollen eine falſche meinung andichtē/ oder
zum wenigſten ſeine meynung verkehrt verſtan-
den/ wiewol das letzte unglaublich ſcheinet/

nach-
O o 3
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[293/0589] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. ſchicht/ wie auch der tod und die begrabung/ inwendig ins menſchen hertze/ und dieſelbe gehoͤret nicht vor die gottloſen. Das iſt warheit/ und wird nicht geleugnet. Aber/ damit verleugnet er nicht die allgemeine auff- erſtehung des fleiſches/ die wir bekennen in den Artickeln unſers Glaubens/ nein/ die verleugnet er keines weges. Sondern Da- vid redet hier von der aufferſtehung aus dem ſchlaff der ſuͤnden/ er redet hier von dem to- de und begrabung der ſuͤnden. Jſts ſo mit dir beſchaffen/ daß du das noch nicht verſte- heſt/ ſo iſts ein zeichen/ daß du der ſuͤnde noch nicht ſtirbeſt/ und wirſt ſodann auch nicht aufferſtehen; Dieſe aufferſtehung von den todten ins leben gehoͤret nicht vor die gottloſen. Denn wie ſolten ſie aufferſtehen aus dem tod der ſuͤnden/ da ſie derſelben noch nicht abgeſtorben/ noch abſterben? Wie kan man der gerechtigkeit leben/ da man der ungerechtigkeit noch nicht abgeſtorben? Si- he/ dieſer unterſcheid iſt zwiſchen Davids und deiner meynung; David redet hier von einem geiſtlich inwendigem tode/ davon die gantze Schrifft voll iſt/ und den wir alle ta- ge ſterben muͤſſen/ wohin alle ſein ruffen und vermahnen gehet. Stirb/ ſpricht er/ des todes luͤſten/ nemlich deinen fleiſchlichen ſuͤndlichen begierden ab/ wo du nur kanſt/ denn an diß ſterben wil der menſch nicht/ darum haſſet ers. David redet hier von ei- ner geiſtlichen/ inwendigen aufferſtehung/ und du von der aͤuſſerlichen fleiſchlichen. O- der ſolteſtu/ Ubbo/ wol gar die inwendige toͤdtung und begrabung der ſuͤnden leugnen wollen? Sprichſtu: ja/ ſo glaub ich auch/ daß du ſothanige aufferſtehung wirſt leug- nen. Paulus ſaget an einem orte alſo: Wa- che auff der du ſchlaͤffeſt/ und ſtehe auff von den todten/ ſo wird dich CHRiſtus erleuch- ten. Nun muß ich dich fragen/ zu wem re- det hier Paulus? zu denjenigen/ die aͤuſſer- lich liegen und ſchlaffen? Und von was vor einem tode ſagt er hier/ daß ſie ſollen auff- ſtehen? redet er von den leiblichen todten? Wenn du mir ſo wirſt antworten/ ſo wil ich dir hell und klar beweiſen/ daß Davids und Pauli meynung uͤberein kommen/ und daß du/ indem du Davids meynung wieder- ſprichſt/ hierinn auch Pauli meynung wie- derſprichſt. Wilſtu noch weiter ſehen/ daß Davids meynung hierinn nicht ſo frembd iſt und verkehrt/ als du ſie gerne wolteſt ma- chen/ ſo ließ Auguſtinum, der doch (wenn er vor dich iſt) mehr glauben bey dir hat/ als die Schrifft ſelbſt: im XX. Buch von der Stadt GOttes/ c. 6. 7. da wirſtu finden/ welches die erſte aufferſtehung/ und welches die andere oder allgemeine ſey. Und ſo du der meynung Davids hierinn dennoch wirſt wie- derſprechen/ ſo wirſtu auch der meynung deines hochgeachteten Auguſtini wiederſpre- chen muͤſſen. Eph. IV. 14. Von des gottloſen menſchen ſeele moͤch- teſtu ihm auch gern eine frembde/ und nicht ſchrifftmaͤßige meynung andichten/ ihn nur noch ſchwaͤrtzer zu machen. Denn deine partheyligkeit iſt ſo groß/ daß ſie ein kind von zwoͤlff jahren/ das nur ein wenig verſtand hat/ mercken koͤnne/ wenn es unpartheyiſch ware. Daher ich das wol ſagen mag/ daß Davids worte in der vorrede ſeines Wunder- Buchs an dir wahrhafftig beſchleuniget wor- den/ daß du ſeine ſchrifften mit ſolchem ſinn ver- ſtanden haſt/ wie du ſie geleſen/ nemlich gottloß und verkehrt. Du bringeſt immer hier und da eine zeile oder zwo vor/ und aus einem jedem capitel wieder ſo/ und fuͤgeſt dann deine ver- kehrte meynung dabey/ endlich aber machſtu einen ſchluß nach deiner verkehrtheit/ und ſo thuſtu hier auch. Denn wie moͤchte doch David ſeine meynung beſſer außdruͤcken/ als er thut an dem von dir angefuͤhrtem orte im 2. Th. des neuen Wunder-Buchs/ cap. 47. C? und wie moͤchte mans verkehrter deuten als du thuſt? Darum/ wird der unpartheyiſche Leſer den ort nachſchlagen/ und ſelbſt leſen/ ſo wird er befinden/ daß Davids wort nicht iſt/ wie das deine/ nemlich/ daß des gottloſen ſeele ſterbe wie das vieh auff dem felde/ und alles fleiſch/ wie du ſprichſt. Denn alſo lauten ſeine worte: Jch bezeuge euch (ſaget David) mit worten“ der wahrheit/ daß die toͤdtliche (ſterbliche) ſeele“ nicht aufffaͤhret/ ſondern ohne CHRiſto“ ſtirbt/ ſie kom̃t nicht ins land der lebendigen.“ Denn das leben im fleiſch/ das auſſer GOtt“ auß-und zunichte gehet/ wird (mercket ſeine“ worte) verglichen mit dem vieh/ ja alles fleiſch“ iſt alſo gerechnet. Sie hat nach dieſem keine“ lebendige krafft/ nach meinem zeugniß/ weder“ außwendig noch inwendig an ſich ſelbſt/ laut“ der ſchrifft. Aber/ weil ſie im fleiſche noch im“ blute iſt/ vermag ſie nach ihrer art (zu leben.)“ Der elende irrdiſche menſch iſt in allen ſeinen“ leben wie heu/ das eine kleine zeit bluͤhet uñ da-“ her waͤchſet/ aber ſo geringe/ daß wenn es ein“ rauhes luͤfftlein anruͤhret/ iſt es nichts/ und“ ſeine ſtaͤtte kennet man nicht mehr. Aber die“ gnade des HErrn iſt von ewigkeit her/ wird“ auch in ewigkeit auff dem bleiben/ der ihn vor“ augen hat. Seine gerechtigkeit ſollen nicht al-“ lein die/ ſo ihn fuͤrchten/ erfahren/ ſondern auch“ ihre kinder und kindes-kinder. Leſets Darum“ ſtrecken ſich auch die worte des Pſalmiſten im“ freyē gemuͤthe ſo weit auß/ nemlich: Jch weiß/“ daß du meine ſeele nicht wirſt in der hoͤllen laſ-“ ſen/ keines weges wirſtu verhengen/ daß derje-“ nige/ den deine guͤte ſo herrlich gepruͤffet hat/“ vergehen ſolte. Daraus klaͤrlich folget/ daß die“ andern ohne zweiffel vergehen. Stehen ſie wie-“ der auff/ wie ſie denn ſollen/ ſo werden ſie nicht“ einmal zu einem zeitlichen/ ſchweige zu einem“ ewigen leben/ ſondern zum tode in der ewigkeit“ auffer ſtehen/ und alſo ewiglich ſterben und ver-“ gehen/ nach dem zeugniß der ſchrifft. Aber all“ ſolchs toͤdtliche leben der ewigkeit koͤm̃t uͤber“ ſie durch die aufferſtehung CHRiſti/ an wel-“ chen ſie nicht geglaubet/ noch ſeinem Geiſt/ den“ lebendigmachendem athem empfangen ha-“ ben/ deßwegen ſie des andern todes ſterben“ muͤſſen in der ewigkeit. Darum weil GOtt“ voll erbarmung iſt/ hat er vorſolchem bruñ des“ todes und nichtigkeit den menſchen wollen“ verhuͤten/ u. ſ. f. Jch habe die worte Davids was weitlaͤufftig erzehlet/ zu dem ende/ da- mit der Leſer moͤge mercken/ daß du entwe- der dem David aus deinem verkehrtem hertzen haſt wollen eine falſche meinung andichtē/ oder zum wenigſten ſeine meynung verkehrt verſtan- den/ wiewol das letzte unglaublich ſcheinet/ nach- O o 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/589>, abgerufen am 24.05.2024.