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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] "auch (so er sich nicht bekehret noch bessert/
"und hertzlich reu und leydwesen bezeuget)
"ferne von uns. Denn ich weiß wol/ daß
"selbige/ die nicht nach dem Geist/ sondern
"nach dem fleische wandeln oder leben/ ster-
"ben müssen/ als geschrieben stehet. Dero-
"wegen sey unser handel und wandel vor
"dem HERRN nach der warheit im lich-
"te/ u. s. f.

Hier kommt nun hervor/ o all ihr läster er
und falsche beschuldiger! und beweise du nun
deine falsche beschuldigungen/ die du stoltzig-
lich wider die warheit darffst außgöcken. Da-
vid verneinet solches je gelehrt oder geschrie-
ben zu haben/ und berufft sich auff seine schriff-
ten vor dem urtheil GOttes. Angesehen nun
du damit nicht wilst zufrieden seyn/ so komm
doch hervor/ und zeige die stellen/ da er solches
gelehrt/ wie du sagest zu wissen/ daß man viel
weiber nehmen/ die frauen gemein haben/ frey
ehebruch treiben/ ein bruder dem andern seine
frau lehnen/ und nicht nach dem Geist/ son-
dern nach dem Fleisch leben solle. Komm/
sage ich/ nun/ und beweiß solches/ hastu macht.
Wo bleibstu nun/ du lügenhaffter Ubbo? laß
sehen/ was du wirst vorbringen können; nichts
anders/ denn daß David nicht so stoltz hat
wollen oder dürffen seyn/ als du bist im verur-
theilen/ nemlich er wil die schrifft ungebrochen
halten/ und hat den patriarchen Jacob/ und
alle Heil. Väter und Frauen in Jsrael nicht
verurtheilen und verdammen wollen/ sondern
übergibt GOtte das urtheil. Siehe/ das ists
alles/ das du wirst vorbringen können/ aber kei-
nes weges/ daß er jemanden rathe oder lehre
viel weiber zu nehmen/ oder nach dem fleische
zu leben. Denn indem du dich an Gottes statt
stellest/ wiltu sie alle verurtheilen und verdam-
men. Aber David sagt noch weiter: Doch/
"ob sich jemand unter uns hierin in seinem
"grad vergangen hätte (als wol seyn kan) so
"sol es ungestrafft/ wo ich nur kan und mag/
"nicht bleiben. Denn ich/ spricht er/ preise
"und suche was anders/ denn in leichtfertigkeit
"oder sinnligkeit die zeit fleischlich durchzubrin-
"gen. Die seligkeit GOttes geht mir viel bes-
"ser zu hertzen/ als nach vielen weibern/ wol-
"lüsten und sündlichem leben/ nach gut oder
"ehre hier in der welt zu trachten/ geschweige
"viel andere grausamere dinge jemanden zu
"rathen oder zu lehren.

Sihe/ Ubbo/ hiemit beschließ ich die sache/
die du gesuchet hast so sehr zu verdrehen und
zu verkehren/ damit die menschen deinen fal-
schen und erdichteten lügen glauben möchten/
und sage/ daß du aus Davids schrifften deine
vorgebrachte lügen nimmermehr solt beweisen
können. Was einige lügner mit dir davon
schreiben und sagen/ das wird von niemanden
als von leichtfertigen angenommen werden;
die verständigen aber werden eher Davids eig-
nen worten denn deinen verkehrten außlegun-
gen glauben. Denn es ist kund und offenbar/
daß alle seine schrifften einen vollkommenen
rath und lehre in sich halten/ das hertz von allen
lüsten des fleisches abzuziehen/ und allein dem
HERRN anzuhangen; Und weiter: Wie
einem manne gebühre sich zu untersuchen/ und
dazu zu schicken/ ehe er sich zu einer haußfraue
begebe/ wie man eheliche und gottsfürchtige
[Spaltenumbruch] kinder auffziehen solle/ ein weib haben/ als hät-
te man sie nicht/ und diese welt gebrauchen/
daß man sie nicht mißbrauche/ das ist/ das hertz
auff kein zeitlich gut setzen solle; sondern alles
verlassen üm GOttes willen/ wenn es seiner
Göttlichen Majestät beliebet/ und nicht dar-
über betrübt sey/ oder darwider murre. Diß
alles/ und andere Göttliche lehren mehr/ wer-
den in seinen schrifften gefunden. Darum
lehret er das hertz zu untersuchen/ und jedwe-
den sich selbst prüffen/ damit er sich nicht selbst
betriege. Du Ubbo aber verkehrest/ und le-
gest alles zum ärgsten auß/ und was er geistlich
meinet/ deutestu nach deinem fleischlichen her-
tzen fleischlich/ wie bereits mehr denn gnug be-
wiesen ist. Weil denn nun deine unverschäm-
te grobheit klärlich erscheinet/ und du wol sie-
hest/ daß deine falsche verdrehungen seiner
schrifften/ die du so gar grob und plump ge-
macht/ nicht werden stand halten können ge-
gen die eigne schrifften Davids/ so willstu es
nun wiederum nach deiner gewöhnlichen weise
aus seinem leben schliessen/ und sagest p. 130.
Man besehe allein des meisters/ des neuen"
mittlers leben/ und beschaue es/ wie er die leh-"
re mit seinen wercken erkläret habe; wird"
dann drinnen befunden/ daß er sich habe mit"
einer frauen begnügen lassen/ so wil ich kein"
wort mehr davon sagen/ und seinen Patro-"
nen zu gefallen gerne alle die offenbahre und"
kräftige beweißthümer/ aus seinen lehr-schriff-"
ten genommen/ zurücke setzen und nicht gel-"
ten lassen. So aber das wiederspiel am ta-"Oben p. 12.
sprichstu:
Wie aller
welt be-
kandt ist.

ge ist/ wie alle die/ welche seines wandels eini-"
nige kundschafft gehabt/ wissen und bezeugen"
müssen/ daß er sich im gebrauch vieler wei-"
ber wol bemühet/ und im schlam der un-"
zucht als ein schwein aus dem epicurischen"
stalle (sty) gantz herum gewältzet hat/"
wie mögen wir an dem grund und meynung/"
den er hierinn gehabt hat/ zweiffeln? Wie"
wollen seine heimliche oder offenbahre schü-"
ler das/ was so klar an sich selbst ist/ verfin-"
stern? Wie können sie ihn vor menschen au-"
gen säubern/ da er mit worten und wercken"
darwider geruffen/ und seine schande so offen-"
bar an den tag gestellet hat? Ja/ wie mö-"
gen sie uns bereden/ daß sie mit dem meister"
nicht solten von gantzem hertzen einig seyn/"
dessen Geist sie sich so wol gefallen lassen?"

Nun muß ich dich fragen/ ist das so gnug/
daß du es sagest? Wo ist denn der beweiß? leh-
restu deine schüler ihre dialecticam oder be-
weiß-kunst also? Wenn ich nun auch von dir
so sagte. Du hättest einsmals 3. oder 4. huren
noch über deiner frau ausser deinem hause ge-
habt/ auch kinder damit gezeuget/ und bliebe fe-
ste drauff stehen/ und erklärte solches/ daß es
wahrhafftig so wäre. Wenn ich nun gefragt
würde/ womit ich solches beweisen wolte/ und
ich solche antwort davon gäbe: Alle/ die seines
wandels einige kundschafft haben/ wissen sol-
ches wol/ oder/ der gantzen welt ists gnug be-
kandt: soltestu sothaniges sagen vor gnugsa-
men beweiß halten? Nimm das nun so an/ wenn
solches von dir möchte gesagt werden wol 50.
oder 60. jahr nach deinem leben/ und die jeni-
gen/ die dich in deinem leben gekannt hät-
ten/ auch nicht mehr vorhanden wären/ son-
dern aus diesem vergänglichen leben wegge-

nom-

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] „auch (ſo er ſich nicht bekehret noch beſſert/
„und hertzlich reu und leydweſen bezeuget)
„ferne von uns. Denn ich weiß wol/ daß
„ſelbige/ die nicht nach dem Geiſt/ ſondern
„nach dem fleiſche wandeln oder leben/ ſter-
„ben muͤſſen/ als geſchrieben ſtehet. Dero-
„wegen ſey unſer handel und wandel vor
„dem HERRN nach der warheit im lich-
„te/ u. ſ. f.

Hier kommt nun hervor/ o all ihr laͤſter er
und falſche beſchuldiger! und beweiſe du nun
deine falſche beſchuldigungen/ die du ſtoltzig-
lich wider die warheit darffſt außgoͤcken. Da-
vid verneinet ſolches je gelehrt oder geſchrie-
ben zu haben/ und berufft ſich auff ſeine ſchriff-
ten vor dem urtheil GOttes. Angeſehen nun
du damit nicht wilſt zufrieden ſeyn/ ſo komm
doch hervor/ und zeige die ſtellen/ da er ſolches
gelehrt/ wie du ſageſt zu wiſſen/ daß man viel
weiber nehmen/ die frauen gemein haben/ frey
ehebruch treiben/ ein bruder dem andern ſeine
frau lehnen/ und nicht nach dem Geiſt/ ſon-
dern nach dem Fleiſch leben ſolle. Komm/
ſage ich/ nun/ und beweiß ſolches/ haſtu macht.
Wo bleibſtu nun/ du luͤgenhaffter Ubbo? laß
ſehen/ was du wirſt vorbringen koͤnnen; nichts
anders/ denn daß David nicht ſo ſtoltz hat
wollen oder duͤrffen ſeyn/ als du biſt im verur-
theilen/ nemlich er wil die ſchrifft ungebrochen
halten/ und hat den patriarchen Jacob/ und
alle Heil. Vaͤter und Frauen in Jſrael nicht
verurtheilen und verdammen wollen/ ſondern
uͤbergibt GOtte das urtheil. Siehe/ das iſts
alles/ das du wirſt vorbringen koͤnnen/ aber kei-
nes weges/ daß er jemanden rathe oder lehre
viel weiber zu nehmen/ oder nach dem fleiſche
zu leben. Denn indem du dich an Gottes ſtatt
ſtelleſt/ wiltu ſie alle verurtheilen und verdam-
men. Aber David ſagt noch weiter: Doch/
„ob ſich jemand unter uns hierin in ſeinem
„grad vergangen haͤtte (als wol ſeyn kan) ſo
„ſol es ungeſtrafft/ wo ich nur kan und mag/
„nicht bleiben. Denn ich/ ſpricht er/ preiſe
„und ſuche was anders/ denn in leichtfertigkeit
„oder ſinnligkeit die zeit fleiſchlich durchzubrin-
„gen. Die ſeligkeit GOttes geht mir viel beſ-
„ſer zu hertzen/ als nach vielen weibern/ wol-
„luͤſten und ſuͤndlichem leben/ nach gut oder
„ehre hier in der welt zu trachten/ geſchweige
„viel andere grauſamere dinge jemanden zu
„rathen oder zu lehren.

Sihe/ Ubbo/ hiemit beſchließ ich die ſache/
die du geſuchet haſt ſo ſehr zu verdrehen und
zu verkehren/ damit die menſchen deinen fal-
ſchen und erdichteten luͤgen glauben moͤchten/
und ſage/ daß du aus Davids ſchrifften deine
vorgebrachte luͤgen nimmermehr ſolt beweiſen
koͤnnen. Was einige luͤgner mit dir davon
ſchreiben und ſagen/ das wird von niemanden
als von leichtfertigen angenommen werden;
die verſtaͤndigen aber werden eher Davids eig-
nen worten denn deinen verkehrten außlegun-
gen glauben. Denn es iſt kund und offenbar/
daß alle ſeine ſchrifften einen vollkommenen
rath und lehre in ſich halten/ das hertz von allen
luͤſten des fleiſches abzuziehen/ und allein dem
HERRN anzuhangen; Und weiter: Wie
einem manne gebuͤhre ſich zu unterſuchen/ und
dazu zu ſchicken/ ehe er ſich zu einer haußfraue
begebe/ wie man eheliche und gottsfuͤrchtige
[Spaltenumbruch] kinder auffziehen ſolle/ ein weib haben/ als haͤt-
te man ſie nicht/ und dieſe welt gebrauchen/
daß man ſie nicht mißbrauche/ das iſt/ das hertz
auff kein zeitlich gut ſetzen ſolle; ſondern alles
verlaſſen uͤm GOttes willen/ wenn es ſeiner
Goͤttlichen Majeſtaͤt beliebet/ und nicht dar-
uͤber betruͤbt ſey/ oder darwider murre. Diß
alles/ und andere Goͤttliche lehren mehr/ wer-
den in ſeinen ſchrifften gefunden. Darum
lehret er das hertz zu unterſuchen/ und jedwe-
den ſich ſelbſt pruͤffen/ damit er ſich nicht ſelbſt
betriege. Du Ubbo aber verkehreſt/ und le-
geſt alles zum aͤrgſten auß/ und was er geiſtlich
meinet/ deuteſtu nach deinem fleiſchlichen her-
tzen fleiſchlich/ wie bereits mehr denn gnug be-
wieſen iſt. Weil denn nun deine unverſchaͤm-
te grobheit klaͤrlich erſcheinet/ und du wol ſie-
heſt/ daß deine falſche verdrehungen ſeiner
ſchrifften/ die du ſo gar grob und plump ge-
macht/ nicht werden ſtand halten koͤnnen ge-
gen die eigne ſchrifften Davids/ ſo willſtu es
nun wiederum nach deiner gewoͤhnlichen weiſe
aus ſeinem leben ſchlieſſen/ und ſageſt p. 130.
Man beſehe allein des meiſters/ des neuen“
mittlers leben/ und beſchaue es/ wie er die leh-“
re mit ſeinen wercken erklaͤret habe; wird“
dann drinnen befunden/ daß er ſich habe mit“
einer frauen begnuͤgen laſſen/ ſo wil ich kein“
wort mehr davon ſagen/ und ſeinen Patro-“
nen zu gefallen gerne alle die offenbahre und“
kraͤftige beweißthuͤmer/ aus ſeinen lehr-ſchriff-“
ten genommen/ zuruͤcke ſetzen und nicht gel-“
ten laſſen. So aber das wiederſpiel am ta-„Oben p. 12.
ſprichſtu:
Wie aller
welt be-
kandt iſt.

ge iſt/ wie alle die/ welche ſeines wandels eini-“
nige kundſchafft gehabt/ wiſſen und bezeugen“
muͤſſen/ daß er ſich im gebrauch vieler wei-“
ber wol bemuͤhet/ und im ſchlam der un-“
zucht als ein ſchwein aus dem epicuriſchen“
ſtalle (ſty) gantz herum gewaͤltzet hat/“
wie moͤgen wir an dem grund und meynung/“
den er hierinn gehabt hat/ zweiffeln? Wie“
wollen ſeine heimliche oder offenbahre ſchuͤ-“
ler das/ was ſo klar an ſich ſelbſt iſt/ verfin-“
ſtern? Wie koͤnnen ſie ihn vor menſchen au-“
gen ſaͤubern/ da er mit worten und wercken“
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bar an den tag geſtellet hat? Ja/ wie moͤ-“
gen ſie uns bereden/ daß ſie mit dem meiſter“
nicht ſolten von gantzem hertzen einig ſeyn/“
deſſen Geiſt ſie ſich ſo wol gefallen laſſen?„

Nun muß ich dich fragen/ iſt das ſo gnug/
daß du es ſageſt? Wo iſt denn der beweiß? leh-
reſtu deine ſchuͤler ihre dialecticam oder be-
weiß-kunſt alſo? Wenn ich nun auch von dir
ſo ſagte. Du haͤtteſt einsmals 3. oder 4. huren
noch uͤber deiner frau auſſer deinem hauſe ge-
habt/ auch kinder damit gezeuget/ und bliebe fe-
ſte drauff ſtehen/ und erklaͤrte ſolches/ daß es
wahrhafftig ſo waͤre. Wenn ich nun gefragt
wuͤrde/ womit ich ſolches beweiſen wolte/ und
ich ſolche antwort davon gaͤbe: Alle/ die ſeines
wandels einige kundſchafft haben/ wiſſen ſol-
ches wol/ oder/ der gantzen welt iſts gnug be-
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men beweiß halten? Nim̃ das nun ſo an/ wenn
ſolches von dir moͤchte geſagt werden wol 50.
oder 60. jahr nach deinem leben/ und die jeni-
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dern aus dieſem vergaͤnglichen leben wegge-

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[287/0583] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. „auch (ſo er ſich nicht bekehret noch beſſert/ „und hertzlich reu und leydweſen bezeuget) „ferne von uns. Denn ich weiß wol/ daß „ſelbige/ die nicht nach dem Geiſt/ ſondern „nach dem fleiſche wandeln oder leben/ ſter- „ben muͤſſen/ als geſchrieben ſtehet. Dero- „wegen ſey unſer handel und wandel vor „dem HERRN nach der warheit im lich- „te/ u. ſ. f. Hier kommt nun hervor/ o all ihr laͤſter er und falſche beſchuldiger! und beweiſe du nun deine falſche beſchuldigungen/ die du ſtoltzig- lich wider die warheit darffſt außgoͤcken. Da- vid verneinet ſolches je gelehrt oder geſchrie- ben zu haben/ und berufft ſich auff ſeine ſchriff- ten vor dem urtheil GOttes. Angeſehen nun du damit nicht wilſt zufrieden ſeyn/ ſo komm doch hervor/ und zeige die ſtellen/ da er ſolches gelehrt/ wie du ſageſt zu wiſſen/ daß man viel weiber nehmen/ die frauen gemein haben/ frey ehebruch treiben/ ein bruder dem andern ſeine frau lehnen/ und nicht nach dem Geiſt/ ſon- dern nach dem Fleiſch leben ſolle. Komm/ ſage ich/ nun/ und beweiß ſolches/ haſtu macht. Wo bleibſtu nun/ du luͤgenhaffter Ubbo? laß ſehen/ was du wirſt vorbringen koͤnnen; nichts anders/ denn daß David nicht ſo ſtoltz hat wollen oder duͤrffen ſeyn/ als du biſt im verur- theilen/ nemlich er wil die ſchrifft ungebrochen halten/ und hat den patriarchen Jacob/ und alle Heil. Vaͤter und Frauen in Jſrael nicht verurtheilen und verdammen wollen/ ſondern uͤbergibt GOtte das urtheil. Siehe/ das iſts alles/ das du wirſt vorbringen koͤnnen/ aber kei- nes weges/ daß er jemanden rathe oder lehre viel weiber zu nehmen/ oder nach dem fleiſche zu leben. Denn indem du dich an Gottes ſtatt ſtelleſt/ wiltu ſie alle verurtheilen und verdam- men. Aber David ſagt noch weiter: Doch/ „ob ſich jemand unter uns hierin in ſeinem „grad vergangen haͤtte (als wol ſeyn kan) ſo „ſol es ungeſtrafft/ wo ich nur kan und mag/ „nicht bleiben. Denn ich/ ſpricht er/ preiſe „und ſuche was anders/ denn in leichtfertigkeit „oder ſinnligkeit die zeit fleiſchlich durchzubrin- „gen. Die ſeligkeit GOttes geht mir viel beſ- „ſer zu hertzen/ als nach vielen weibern/ wol- „luͤſten und ſuͤndlichem leben/ nach gut oder „ehre hier in der welt zu trachten/ geſchweige „viel andere grauſamere dinge jemanden zu „rathen oder zu lehren. Sihe/ Ubbo/ hiemit beſchließ ich die ſache/ die du geſuchet haſt ſo ſehr zu verdrehen und zu verkehren/ damit die menſchen deinen fal- ſchen und erdichteten luͤgen glauben moͤchten/ und ſage/ daß du aus Davids ſchrifften deine vorgebrachte luͤgen nimmermehr ſolt beweiſen koͤnnen. Was einige luͤgner mit dir davon ſchreiben und ſagen/ das wird von niemanden als von leichtfertigen angenommen werden; die verſtaͤndigen aber werden eher Davids eig- nen worten denn deinen verkehrten außlegun- gen glauben. Denn es iſt kund und offenbar/ daß alle ſeine ſchrifften einen vollkommenen rath und lehre in ſich halten/ das hertz von allen luͤſten des fleiſches abzuziehen/ und allein dem HERRN anzuhangen; Und weiter: Wie einem manne gebuͤhre ſich zu unterſuchen/ und dazu zu ſchicken/ ehe er ſich zu einer haußfraue begebe/ wie man eheliche und gottsfuͤrchtige kinder auffziehen ſolle/ ein weib haben/ als haͤt- te man ſie nicht/ und dieſe welt gebrauchen/ daß man ſie nicht mißbrauche/ das iſt/ das hertz auff kein zeitlich gut ſetzen ſolle; ſondern alles verlaſſen uͤm GOttes willen/ wenn es ſeiner Goͤttlichen Majeſtaͤt beliebet/ und nicht dar- uͤber betruͤbt ſey/ oder darwider murre. Diß alles/ und andere Goͤttliche lehren mehr/ wer- den in ſeinen ſchrifften gefunden. Darum lehret er das hertz zu unterſuchen/ und jedwe- den ſich ſelbſt pruͤffen/ damit er ſich nicht ſelbſt betriege. Du Ubbo aber verkehreſt/ und le- geſt alles zum aͤrgſten auß/ und was er geiſtlich meinet/ deuteſtu nach deinem fleiſchlichen her- tzen fleiſchlich/ wie bereits mehr denn gnug be- wieſen iſt. Weil denn nun deine unverſchaͤm- te grobheit klaͤrlich erſcheinet/ und du wol ſie- heſt/ daß deine falſche verdrehungen ſeiner ſchrifften/ die du ſo gar grob und plump ge- macht/ nicht werden ſtand halten koͤnnen ge- gen die eigne ſchrifften Davids/ ſo willſtu es nun wiederum nach deiner gewoͤhnlichen weiſe aus ſeinem leben ſchlieſſen/ und ſageſt p. 130. Man beſehe allein des meiſters/ des neuen“ mittlers leben/ und beſchaue es/ wie er die leh-“ re mit ſeinen wercken erklaͤret habe; wird“ dann drinnen befunden/ daß er ſich habe mit“ einer frauen begnuͤgen laſſen/ ſo wil ich kein“ wort mehr davon ſagen/ und ſeinen Patro-“ nen zu gefallen gerne alle die offenbahre und“ kraͤftige beweißthuͤmer/ aus ſeinen lehr-ſchriff-“ ten genommen/ zuruͤcke ſetzen und nicht gel-“ ten laſſen. So aber das wiederſpiel am ta-„ ge iſt/ wie alle die/ welche ſeines wandels eini-“ nige kundſchafft gehabt/ wiſſen und bezeugen“ muͤſſen/ daß er ſich im gebrauch vieler wei-“ ber wol bemuͤhet/ und im ſchlam der un-“ zucht als ein ſchwein aus dem epicuriſchen“ ſtalle (ſty) gantz herum gewaͤltzet hat/“ wie moͤgen wir an dem grund und meynung/“ den er hierinn gehabt hat/ zweiffeln? Wie“ wollen ſeine heimliche oder offenbahre ſchuͤ-“ ler das/ was ſo klar an ſich ſelbſt iſt/ verfin-“ ſtern? Wie koͤnnen ſie ihn vor menſchen au-“ gen ſaͤubern/ da er mit worten und wercken“ darwider geruffen/ und ſeine ſchande ſo offen-“ bar an den tag geſtellet hat? Ja/ wie moͤ-“ gen ſie uns bereden/ daß ſie mit dem meiſter“ nicht ſolten von gantzem hertzen einig ſeyn/“ deſſen Geiſt ſie ſich ſo wol gefallen laſſen?„ Oben p. 12. ſprichſtu: Wie aller welt be- kandt iſt. Nun muß ich dich fragen/ iſt das ſo gnug/ daß du es ſageſt? Wo iſt denn der beweiß? leh- reſtu deine ſchuͤler ihre dialecticam oder be- weiß-kunſt alſo? Wenn ich nun auch von dir ſo ſagte. Du haͤtteſt einsmals 3. oder 4. huren noch uͤber deiner frau auſſer deinem hauſe ge- habt/ auch kinder damit gezeuget/ und bliebe fe- ſte drauff ſtehen/ und erklaͤrte ſolches/ daß es wahrhafftig ſo waͤre. Wenn ich nun gefragt wuͤrde/ womit ich ſolches beweiſen wolte/ und ich ſolche antwort davon gaͤbe: Alle/ die ſeines wandels einige kundſchafft haben/ wiſſen ſol- ches wol/ oder/ der gantzen welt iſts gnug be- kandt: ſolteſtu ſothaniges ſagen vor gnugſa- men beweiß halten? Nim̃ das nun ſo an/ wenn ſolches von dir moͤchte geſagt werden wol 50. oder 60. jahr nach deinem leben/ und die jeni- gen/ die dich in deinem leben gekannt haͤt- ten/ auch nicht mehr vorhanden waͤren/ ſon- dern aus dieſem vergaͤnglichen leben wegge- nom-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/583>, abgerufen am 24.05.2024.