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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] einigen schein bey den unverständigen haben
möchten; So ist der eine die antwort auff
die frage der Oldenburger/ und der andere
das achte und neunte capitel in seiner grossen
entschuldigung.

Belangend dann den ersten/ so scheinets/
daß diese/ die er die Oldenburger nennet/ und
seiner meynung waren/ auch seine schrifften la-
sen/ geärgert worden sind durch die falsche aff-
terreden/ die ihme von den neidischen und bö-
sen menschen/ so ihn in seinem leben verfolgten/
und gern davon geholffen hätten/ überall lü-
genhafftig nachgeredet wurden. Derohal-
ben damit sie von der wahrheit unterrichtet
würden/ und was seine meynung wäre/ hat er
durch Georgen (ich glaube Georg Ketel/ der
zu Deventer üm der wahrheit willen verfolget/
und da er selbe biß ans ende standhafftig be-
kannt/ daselbst noch getödtet worden) der sein
hertz/ sinn und meynung wuste/ sie lassen ver-
ständigen. Denn es scheinet/ daß sie von ihm
selbst noch unterricht begehret haben/ deßwe-
gen er auff 10. vorgestellte fragen geantwor-
tet/ und ist diß die 9te frage: Ob nemlich die
gemeinschafft der frauen bestehen möge: Dar-
auff antwortet er daselbst mit verwunderung:
"Warum fragt ihr darnach? habt ihr solches
"von mir gehöret? oder jemanden von mir hö-
"ren sagen oder in der schrifft gelesen? Nein/
"das sol nicht geschehen. Görge hat ja euch
"das wol gesagt/ glaubt ihr ihm denn nicht?
"Meinet ihr/ daß unser hertze doppelt/ und
"unsre zunge zweyfältig sey/ anders denn un-
"ser hertze? Nein: es sind wol zwey augen und
"ohren/ aber nur ein hertz und zunge. Wie
"meinet ihr/ wollen sie bestehen vor dem
"HERRN/ wenn er nun kommt? findet er unei-
"nigkeit/ wo wollen sie erscheinen/ die ihren
"bruder so blamiren/ ärgern/ affterreden und
"beneiden? Und sagt weiter: Also ist mein
"grund an niemand weiter gewest/ denn
"euch Görge gesagt hat/ welchem ihr selbst
"zustimmet/ wie ich höre/ nemlich sie aus
"dem hertzen des fleisches/ oder aus den al-
"ten sinnen zu setzen/ und ein geistlich hertze
"mit ihr/ und sie mit ihm dem HErrn über-
"lieffern/ und keines in etwas ruhe oder le-
"be/ als in dem HErrn; und habe sie als ein
"köstlich geschenck und gabe nach der ordnung
"GOttes/ als hätte man sie nicht/ je den-
"noch lieb und werth über uns selber in dem
"HErrn/ heiliglich/ nicht ums fleisches wil-
"len/ das durch lüste der irrthümer verder-
"bet/ und zum tode bringet/ nein/ sondern
"lasse sich das hertz an dem Geist des Glau-
"bens in der liebe zu GOtt gnügen/ darinn
"nichts wohnen soll denn der Geist der weiß-
"heit; die thorheit kan nicht bey ihr seyn/
"denn sie ist ein spiegel ohne flecken/ was un-
"rein ist/ kommt nicht in sie u. s. w. Diß ist
"mein sinn/ aus einem reinem heiligem hertzen/
"in allen überwindern und streitern CHRisti
"gewest/ und hab es auff viele unterschiedliche
"weise bewiesen/ nachdem mirs der Geist zu
"thun gegeben hat zur besserung und nicht zum
"verderben. Sihe/ lieber Leser/ das ist das bö-
se/ darüber man so schreyet. Suchs nach/ du
wirsts also finden/ nur ließ es mit auffrichtigem
sinn/ und nicht mit verkehrtem hertzen oder
vorurtheil.

[Spaltenumbruch]

Anlangend das achte und neunte capitel
der grossen entschuldigung/ so kanstu daraus
eben so viel in keinerley weise dein schwätzen
beweisen/ sondern viel eher das gegentheil.
Was sie mir von vielen weiber-nehmen auff-"
lügen/ hurerey/ ehebruch und gemein-"
schafft der frauen aufflegen/ kan ich vor"
dißmal nicht wehren. Wer nicht taub ist/"
muß viel hören. Es ist offenbar/ daß sol-"
ches nie gelehret ist. Such ich etwas an-"
ders denn recht und gerechtigkeit/ so wer-"
de ich am ende den schlimmsten kauff haben/"
nemlich von GOTT hinaus geworffen"
werden. Jch bin aber mit seinem urtheil"
zufrieden/ Er ist mein Richter/ HErr/"
GOtt und Vater. Das sind die gewin-"
ste/ die ich suche. Jch beruffe mich vor"
seinem stuhl gegen meine wiedersacher und"
beschuldiger/ u. f. Aber was ist dir Ubbo?
Es scheinet/ du wilt GOtte das urtheil nicht
überlassen/ sondern selber richter und urthei-
ler seyn. Aber siehe wol zu/ das rathe ich
dir/ daß/ worinn du deinen nächsten urthei-
lest/ du desselben nicht selbst schuldig erfun-
den werdest vor GOTT. Du hörest hier/
daß er verneinet solches gelehrt zu haben/ wie
er auch im sechsten capitel dieser entschuldi-
gung thut/ daß man ihm viel falsche artickel/
nur damit ihn verhast zu machen/ und sein le-
ben von der erden wegzuräumen/ nachschreibe
und sage: Er thue und lehre es/ als nem-"
lich viel weiber zu nehmen/ mit dem schwerdt"
drein zu hauen oder rache auszuüben/ plün-"
dern/ tödten/ morden/ stehlen/ abgötterey"
treiben/ die früchte verderben/ zu schänden/"
niemanden vergeben/ nach land oder städ-"
ten/ gut und blut zustehen/ alle boßheit auß-"
zuüben/ lügen/ betriegen/ nach dem flei-"
sche zu leben/ die weiber gemein zu haben."
Kan ich endlich (o leider) die lügner/ blut-"
gierigen/ betrieger/ falsche verleumder und"
neidische zungen nicht wegnehmen/ so sollen"
meine lehre und schrifften/ rath und that/"
worte und wercke in der warheit anders/ von"
den auffrichtigen bezeuget/ vor GOtt und"
seinem urtheil befunden werden/ ja bereits"
schon am tage seyn. Denn der blutgierige"
neidische geist Belials/ und die Anti-Chri-"
stische lügenhaffte art verdeckt und verändert"
solches durch seine diener/ damit sein mord"
nicht ans licht komme/ u. s. w. Und in seiner
kurtzen entschuldigung an die Gräffin von
Embden übergeben/ sagt er: Zum 12ten:
Daß man keine frauen mehr trauen/ sondern"
alle gemein haben solle: daß ich solches ge-"
schrieben/ oder jemanden gelehret haben solle/"
wird man nirgends finden. Es sey ferne von"
mir/ daß ichs zum wenigsten nur einmal ge-"
dacht habe/ wie solt ichs denn andern lehren"
und rathen. u. f. Alles mein ruffen und sa-"
gen ist darwider/ nemlich/ man sol das sünd-"
liche fleisch/ den alten menschen (der nach sol-"NB.
chen dingen lüstert) tödten/ und gantz in seinen"
bösen lüsten ausziehen/ den neuen aber anzie-"
hen. Wie reimt sich das zusammen? etc. und fer-"
ner: Doch so jemand ungeschicklich nach dem"
fleische wandlende/ seine freyheit (in welcher wir"
mit CHRisto vereinigt stehen) zu einem ur-"
sprung (gelegenheit) oder ursache gebrauchte/"
das gehet die reine lehre nichts an/ der sey"

auch

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] einigen ſchein bey den unverſtaͤndigen haben
moͤchten; So iſt der eine die antwort auff
die frage der Oldenburger/ und der andere
das achte und neunte capitel in ſeiner groſſen
entſchuldigung.

Belangend dann den erſten/ ſo ſcheinets/
daß dieſe/ die er die Oldenburger nennet/ und
ſeiner meynung waren/ auch ſeine ſchrifften la-
ſen/ geaͤrgert worden ſind durch die falſche aff-
terreden/ die ihme von den neidiſchen und boͤ-
ſen menſchen/ ſo ihn in ſeinem leben verfolgten/
und gern davon geholffen haͤtten/ uͤberall luͤ-
genhafftig nachgeredet wurden. Derohal-
ben damit ſie von der wahrheit unterrichtet
wuͤrden/ und was ſeine meynung waͤre/ hat er
durch Georgen (ich glaube Georg Ketel/ der
zu Deventer uͤm der wahrheit willen verfolget/
und da er ſelbe biß ans ende ſtandhafftig be-
kannt/ daſelbſt noch getoͤdtet worden) der ſein
hertz/ ſinn und meynung wuſte/ ſie laſſen ver-
ſtaͤndigen. Denn es ſcheinet/ daß ſie von ihm
ſelbſt noch unterricht begehret haben/ deßwe-
gen er auff 10. vorgeſtellte fragen geantwor-
tet/ und iſt diß die 9te frage: Ob nemlich die
gemeinſchafft der frauen beſtehen moͤge: Dar-
auff antwortet er daſelbſt mit verwunderung:
„Warum fragt ihr darnach? habt ihr ſolches
„von mir gehoͤret? oder jemanden von mir hoͤ-
„ren ſagen oder in der ſchrifft geleſen? Nein/
„das ſol nicht geſchehen. Goͤrge hat ja euch
„das wol geſagt/ glaubt ihr ihm denn nicht?
„Meinet ihr/ daß unſer hertze doppelt/ und
„unſre zunge zweyfaͤltig ſey/ anders denn un-
„ſer hertze? Nein: es ſind wol zwey augen und
„ohren/ aber nur ein hertz und zunge. Wie
„meinet ihr/ wollen ſie beſtehen vor dem
„HERRN/ wenn er nun kom̃t? findet er unei-
„nigkeit/ wo wollen ſie erſcheinen/ die ihren
„bruder ſo blâmiren/ aͤrgern/ affterreden und
„beneiden? Und ſagt weiter: Alſo iſt mein
„grund an niemand weiter geweſt/ denn
„euch Goͤrge geſagt hat/ welchem ihr ſelbſt
„zuſtimmet/ wie ich hoͤre/ nemlich ſie aus
„dem hertzen des fleiſches/ oder aus den al-
„ten ſinnen zu ſetzen/ und ein geiſtlich hertze
„mit ihr/ und ſie mit ihm dem HErrn uͤber-
„lieffern/ und keines in etwas ruhe oder le-
„be/ als in dem HErrn; und habe ſie als ein
„koͤſtlich geſchenck und gabe nach der ordnung
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„HErrn/ heiliglich/ nicht ums fleiſches wil-
„len/ das durch luͤſte der irrthuͤmer verder-
„bet/ und zum tode bringet/ nein/ ſondern
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„heit; die thorheit kan nicht bey ihr ſeyn/
„denn ſie iſt ein ſpiegel ohne flecken/ was un-
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„mein ſinn/ aus einem reinem heiligem hertzen/
„in allen uͤberwindern und ſtreitern CHRiſti
„geweſt/ und hab es auff viele unterſchiedliche
„weiſe bewieſen/ nachdem mirs der Geiſt zu
„thun gegeben hat zur beſſerung und nicht zum
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ſe/ daruͤber man ſo ſchreyet. Suchs nach/ du
wirſts alſo finden/ nur ließ es mit auffrichtigem
ſinn/ und nicht mit verkehrtem hertzen oder
vorurtheil.

[Spaltenumbruch]

Anlangend das achte und neunte capitel
der groſſen entſchuldigung/ ſo kanſtu daraus
eben ſo viel in keinerley weiſe dein ſchwaͤtzen
beweiſen/ ſondern viel eher das gegentheil.
Was ſie mir von vielen weiber-nehmen auff-“
luͤgen/ hurerey/ ehebruch und gemein-“
ſchafft der frauen aufflegen/ kan ich vor“
dißmal nicht wehren. Wer nicht taub iſt/“
muß viel hoͤren. Es iſt offenbar/ daß ſol-“
ches nie gelehret iſt. Such ich etwas an-“
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de ich am ende den ſchlim̃ſten kauff haben/“
nemlich von GOTT hinaus geworffen“
werden. Jch bin aber mit ſeinem urtheil“
zufrieden/ Er iſt mein Richter/ HErr/“
GOtt und Vater. Das ſind die gewin-“
ſte/ die ich ſuche. Jch beruffe mich vor“
ſeinem ſtuhl gegen meine wiederſacher und“
beſchuldiger/ u. f. Aber was iſt dir Ubbo?
Es ſcheinet/ du wilt GOtte das urtheil nicht
uͤberlaſſen/ ſondern ſelber richter und urthei-
ler ſeyn. Aber ſiehe wol zu/ das rathe ich
dir/ daß/ worinn du deinen naͤchſten urthei-
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den werdeſt vor GOTT. Du hoͤreſt hier/
daß er verneinet ſolches gelehrt zu haben/ wie
er auch im ſechſten capitel dieſer entſchuldi-
gung thut/ daß man ihm viel falſche artickel/
nur damit ihn verhaſt zu machen/ und ſein le-
ben von der erden wegzuraͤumen/ nachſchreibe
und ſage: Er thue und lehre es/ als nem-“
lich viel weiber zu nehmen/ mit dem ſchwerdt“
drein zu hauen oder rache auszuuͤben/ pluͤn-“
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ſche zu leben/ die weiber gemein zu haben.“
Kan ich endlich (o leider) die luͤgner/ blut-“
gierigen/ betrieger/ falſche verleumder und“
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meine lehre und ſchrifften/ rath und that/“
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ſchon am tage ſeyn. Denn der blutgierige“
neidiſche geiſt Belials/ und die Anti-Chri-“
ſtiſche luͤgenhaffte art verdeckt und veraͤndert“
ſolches durch ſeine diener/ damit ſein mord“
nicht ans licht komme/ u. ſ. w. Und in ſeiner
kurtzen entſchuldigung an die Graͤffin von
Embden uͤbergeben/ ſagt er: Zum 12ten:
Daß man keine frauen mehr trauen/ ſondern“
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ſchrieben/ oder jemanden gelehret haben ſolle/“
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mir/ daß ichs zum wenigſten nur einmal ge-“
dacht habe/ wie ſolt ichs denn andern lehren“
und rathen. u. f. Alles mein ruffen und ſa-“
gen iſt darwider/ nemlich/ man ſol das ſuͤnd-“
liche fleiſch/ den alten menſchen (der nach ſol-„NB.
chen dingen luͤſtert) toͤdten/ und gantz in ſeinen“
boͤſen luͤſten ausziehen/ den neuen aber anzie-“
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[286/0582] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. einigen ſchein bey den unverſtaͤndigen haben moͤchten; So iſt der eine die antwort auff die frage der Oldenburger/ und der andere das achte und neunte capitel in ſeiner groſſen entſchuldigung. Belangend dann den erſten/ ſo ſcheinets/ daß dieſe/ die er die Oldenburger nennet/ und ſeiner meynung waren/ auch ſeine ſchrifften la- ſen/ geaͤrgert worden ſind durch die falſche aff- terreden/ die ihme von den neidiſchen und boͤ- ſen menſchen/ ſo ihn in ſeinem leben verfolgten/ und gern davon geholffen haͤtten/ uͤberall luͤ- genhafftig nachgeredet wurden. Derohal- ben damit ſie von der wahrheit unterrichtet wuͤrden/ und was ſeine meynung waͤre/ hat er durch Georgen (ich glaube Georg Ketel/ der zu Deventer uͤm der wahrheit willen verfolget/ und da er ſelbe biß ans ende ſtandhafftig be- kannt/ daſelbſt noch getoͤdtet worden) der ſein hertz/ ſinn und meynung wuſte/ ſie laſſen ver- ſtaͤndigen. Denn es ſcheinet/ daß ſie von ihm ſelbſt noch unterricht begehret haben/ deßwe- gen er auff 10. vorgeſtellte fragen geantwor- tet/ und iſt diß die 9te frage: Ob nemlich die gemeinſchafft der frauen beſtehen moͤge: Dar- auff antwortet er daſelbſt mit verwunderung: „Warum fragt ihr darnach? habt ihr ſolches „von mir gehoͤret? oder jemanden von mir hoͤ- „ren ſagen oder in der ſchrifft geleſen? Nein/ „das ſol nicht geſchehen. Goͤrge hat ja euch „das wol geſagt/ glaubt ihr ihm denn nicht? „Meinet ihr/ daß unſer hertze doppelt/ und „unſre zunge zweyfaͤltig ſey/ anders denn un- „ſer hertze? Nein: es ſind wol zwey augen und „ohren/ aber nur ein hertz und zunge. Wie „meinet ihr/ wollen ſie beſtehen vor dem „HERRN/ wenn er nun kom̃t? findet er unei- „nigkeit/ wo wollen ſie erſcheinen/ die ihren „bruder ſo blâmiren/ aͤrgern/ affterreden und „beneiden? Und ſagt weiter: Alſo iſt mein „grund an niemand weiter geweſt/ denn „euch Goͤrge geſagt hat/ welchem ihr ſelbſt „zuſtimmet/ wie ich hoͤre/ nemlich ſie aus „dem hertzen des fleiſches/ oder aus den al- „ten ſinnen zu ſetzen/ und ein geiſtlich hertze „mit ihr/ und ſie mit ihm dem HErrn uͤber- „lieffern/ und keines in etwas ruhe oder le- „be/ als in dem HErrn; und habe ſie als ein „koͤſtlich geſchenck und gabe nach der ordnung „GOttes/ als haͤtte man ſie nicht/ je den- „noch lieb und werth uͤber uns ſelber in dem „HErrn/ heiliglich/ nicht ums fleiſches wil- „len/ das durch luͤſte der irrthuͤmer verder- „bet/ und zum tode bringet/ nein/ ſondern „laſſe ſich das hertz an dem Geiſt des Glau- „bens in der liebe zu GOtt gnuͤgen/ darinn „nichts wohnen ſoll denn der Geiſt der weiß- „heit; die thorheit kan nicht bey ihr ſeyn/ „denn ſie iſt ein ſpiegel ohne flecken/ was un- „rein iſt/ kom̃t nicht in ſie u. ſ. w. Diß iſt „mein ſinn/ aus einem reinem heiligem hertzen/ „in allen uͤberwindern und ſtreitern CHRiſti „geweſt/ und hab es auff viele unterſchiedliche „weiſe bewieſen/ nachdem mirs der Geiſt zu „thun gegeben hat zur beſſerung und nicht zum „verderben. Sihe/ lieber Leſer/ das iſt das boͤ- ſe/ daruͤber man ſo ſchreyet. Suchs nach/ du wirſts alſo finden/ nur ließ es mit auffrichtigem ſinn/ und nicht mit verkehrtem hertzen oder vorurtheil. Anlangend das achte und neunte capitel der groſſen entſchuldigung/ ſo kanſtu daraus eben ſo viel in keinerley weiſe dein ſchwaͤtzen beweiſen/ ſondern viel eher das gegentheil. Was ſie mir von vielen weiber-nehmen auff-“ luͤgen/ hurerey/ ehebruch und gemein-“ ſchafft der frauen aufflegen/ kan ich vor“ dißmal nicht wehren. Wer nicht taub iſt/“ muß viel hoͤren. Es iſt offenbar/ daß ſol-“ ches nie gelehret iſt. Such ich etwas an-“ ders denn recht und gerechtigkeit/ ſo wer-“ de ich am ende den ſchlim̃ſten kauff haben/“ nemlich von GOTT hinaus geworffen“ werden. Jch bin aber mit ſeinem urtheil“ zufrieden/ Er iſt mein Richter/ HErr/“ GOtt und Vater. Das ſind die gewin-“ ſte/ die ich ſuche. Jch beruffe mich vor“ ſeinem ſtuhl gegen meine wiederſacher und“ beſchuldiger/ u. f. Aber was iſt dir Ubbo? Es ſcheinet/ du wilt GOtte das urtheil nicht uͤberlaſſen/ ſondern ſelber richter und urthei- ler ſeyn. Aber ſiehe wol zu/ das rathe ich dir/ daß/ worinn du deinen naͤchſten urthei- leſt/ du deſſelben nicht ſelbſt ſchuldig erfun- den werdeſt vor GOTT. Du hoͤreſt hier/ daß er verneinet ſolches gelehrt zu haben/ wie er auch im ſechſten capitel dieſer entſchuldi- gung thut/ daß man ihm viel falſche artickel/ nur damit ihn verhaſt zu machen/ und ſein le- ben von der erden wegzuraͤumen/ nachſchreibe und ſage: Er thue und lehre es/ als nem-“ lich viel weiber zu nehmen/ mit dem ſchwerdt“ drein zu hauen oder rache auszuuͤben/ pluͤn-“ dern/ toͤdten/ morden/ ſtehlen/ abgoͤtterey“ treiben/ die fruͤchte verderben/ zu ſchaͤnden/“ niemanden vergeben/ nach land oder ſtaͤd-“ ten/ gut und blut zuſtehen/ alle boßheit auß-“ zuuͤben/ luͤgen/ betriegen/ nach dem flei-“ ſche zu leben/ die weiber gemein zu haben.“ Kan ich endlich (o leider) die luͤgner/ blut-“ gierigen/ betrieger/ falſche verleumder und“ neidiſche zungen nicht wegnehmen/ ſo ſollen“ meine lehre und ſchrifften/ rath und that/“ worte und wercke in der warheit anders/ von“ den auffrichtigen bezeuget/ vor GOtt und“ ſeinem urtheil befunden werden/ ja bereits“ ſchon am tage ſeyn. Denn der blutgierige“ neidiſche geiſt Belials/ und die Anti-Chri-“ ſtiſche luͤgenhaffte art verdeckt und veraͤndert“ ſolches durch ſeine diener/ damit ſein mord“ nicht ans licht komme/ u. ſ. w. Und in ſeiner kurtzen entſchuldigung an die Graͤffin von Embden uͤbergeben/ ſagt er: Zum 12ten: Daß man keine frauen mehr trauen/ ſondern“ alle gemein haben ſolle: daß ich ſolches ge-“ ſchrieben/ oder jemanden gelehret haben ſolle/“ wird man nirgends finden. Es ſey ferne von“ mir/ daß ichs zum wenigſten nur einmal ge-“ dacht habe/ wie ſolt ichs denn andern lehren“ und rathen. u. f. Alles mein ruffen und ſa-“ gen iſt darwider/ nemlich/ man ſol das ſuͤnd-“ liche fleiſch/ den alten menſchen (der nach ſol-„ chen dingen luͤſtert) toͤdten/ und gantz in ſeinen“ boͤſen luͤſten ausziehen/ den neuen aber anzie-“ hen. Wie reimt ſich das zuſammen? ꝛc. und fer-“ ner: Doch ſo jemand ungeſchicklich nach dem“ fleiſche wandlende/ ſeine freyheit (in welcher wir“ mit CHRiſto vereinigt ſtehen) zu einem ur-“ ſprung (gelegenheit) oder urſache gebrauchte/“ das gehet die reine lehre nichts an/ der ſey“ auch NB.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/582>, abgerufen am 26.06.2024.