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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] doch/ hastu so ein verkehrt auge/ oder bistu so
unverschämt/ daß du solche schändliche sachen
sagen/ und den ort und blat recitiren darffst/ da
doch nicht ein einig wort dahin zu deuten kan
gefunden werden/ sondern vielmehr das gegen-
theil. Und damit ich dem Leser gnug thue/ wil
ich Davids eigne worte/ allda erzehlet/ hier
gantz hersetzen/ und ein weniges vorher/ damit
man deine falsche verdrehungen desto besserse-
hen möge. Jhr Männer (spricht David) waff-
"net euch wol/ und fechtet gegen den tod/ der so
"lange in den begierlichen lüsten des fleisches
"heimlich gesessen hat; wiederstehet der unü-
"berwindlichen schlangen steiff und gewaltig/
"und werffet den tod unter euch in die hölle des
"abgrunds/ treffet ihn in die lenden/ überwin-
"det ihn mit eurem stätigem anhaltendem bit-
"ten und flehen aus einem gutwilligen/ nie-
"dergeschlagenem/ zerbrochenem/ demüthigem
"hertzen/ setzet eure angesichte frey gegen ihm/
"und vertrauet/ eure brünstige ernste liebe hat
"macht wider den tod. Darum kämpffet tapf-
"fer/ und überwindet durch euren Glauben/
"höret/ sag ich/ nicht auff/ biß der tag anbreche/
"und der morgenstern/ das leben/ in eure her-
"tzen komme. Habt acht drauff.

"Jhr streiterinnen/ du weib des krieges/ strei-
"tet auch rechtmäßig wider die verfluchte listige
"schlange/ die euch belogen und betrogen hat/
"tretet auff ihren nacken/ und zermalmet mit
"dem stein/ der euch gegeben ist/ ihr haupt/ thut
"ihr/ wie sie euch gethan/ fürchtet sie nicht/ und
"glaubet ihr auch nicht. (Hier fängt nun A. 5.
"an) Sehet zu/ und seyd keine kinder noch
"weiber mehr/ sondern als männer/ und die
"männer als engel. Hier ist verstand/ dar-
"um nehmet verstand an/ lauffet nicht vor ih-
"rem angesichte/ sondern seyd starck/ und von
"reinen händen und von saubern hertzen/ sehet
"zu/ und thut/ wie ich euch sage. Düncket euch
"nicht reich und wolgekleidet zu seyn/ sondern
"werdet erst arm/ bittet um weißheit/ erkänt-
"niß und verstand. Habt acht drauff. Neh-
"meht wahr/ der verderber ist außgegangen/
"euch in die grube und brunnen des ewigen ver-
"derbens zu stossen/ daraus ihr durch den glau-
"ben einmal gezogen seyd/ denn der Glaube ist
"noch nicht auffs äusserste in euch versucht/
"noch recht rein/ und durch und durch sauber
"und lauter erfunden/ weil eure augen nicht al-
"lemal klares gesichtes sind/ sondern weil noch
"viele blindheit/ und dicke finsterniß darinnen
"stecket/ könte euch sathan leichtlich verderben;
"Darum sehet zu/ wisset/ was ich sage. Denn
"glaubet mir/ ich sage euch die warheit und lü-
"ge nicht/ Lieber/ waschet eure kleider/ und sal-
"bet eure augen mit augen-salbe/ oder ihr wer-
"det durch den verführer betrogen/ besonders/
"weil ihr nun endlich zu dem ziel der lauff-bahn
"und letzten ende desselben völligen verstandes
"gekommen seyd/ biß zu welchem euch sathan so
"lange von kindheit an nachgelauffen ist/ mei-
"nende/ euch durch wehmüthigkeit zu betriegen/
"und durch furcht zu erschrecken/ und durch er-
"kaltung der liebe zu seinem willen zu kriegen.
"Denn er ist sehr erpicht und verhärtet auff
"euch/ besonders die ihr im Glauben gereiniget
"seyd! Darum hütet und wapnet euch/ betet
"und wachet/ versäumet euch selbst nicht/ sehet
"zu/ mercket wol auff/ wie lange wolt ihr euch
[Spaltenumbruch] von CHRisto ferne verlauffen/ darüber der"
teuffel nur lachet/ ja auch noch/ so es noch"
mehr nach seinem willen gehen mag. Darum"
grünet und lebet er noch/ und ist wol zu frie-"
den/ weil er noch gefürchtet/ und nicht gäntz-"
lich/ und überal zertreten/ und zu staub unter"
die füsse zermalmet worden ist. Darum sag"
ich euch gewiß/ so lange er noch wenig oder"
viel finsterniß in uns behalten oder verschlies-"
sen mag/ so können wir nicht gantz rein/ sau-"
ber und ohne flecken im lichte wandlende er-"
funden werden/ wie der HErr im lichte ist/"
ihme auch nicht scharff oder klar ins angesichte"
sehen. Habt acht drauff/ verstehets recht/"
thut euer bestes/ und bittet/ und wisset/ was"
ich euch sage. Sehet wol zu/ ich sag es noch"
einmal/ seyd sehr begierig nach dem Geist/ und"
nach dem Rath des HErrn/ werdet männ-"
lich/ fürchtet euch nicht/ und wancket nicht/"
sondern stechet das finstere sündige schalcks-"
auge aus/ aus/ aus/ oder/ sehet/ ihr möget in"
den lebendigen lust-hoff nicht kommen/ denn"
das land ist heilig/ und ein ewig klar licht schei-"
net und leuchtet allda. Darum werdet an eu-"
ren füssen rein gewaschen/ das ist/ in den ge-"
dancken wol gesäubert/ wolt ihr anders in das"
land der lebendigen würcklich eingehen/ und"
zur ruhe kommen. Aber der streit/ der streit fällt"
hart und groß/ der dafür ligt/ denn Levia-"
than
wird mächtiglich arbeiten/ daß er das"
lincke düstre schalcks-auge in euch behalten"
möge/ und also ihm zum theil bleiben mü-"
stet zu einer verspottung und ärgerniß in dem"
Reiche unsers HERRN und GOttes"
ewiglich gebenedeyet. Nehmets zu hertzen/"
u. s. w.

Diß sind Davids eigne worte von dir an-
gewiesen/ und ein wenig vor und nach her.
Nun sag auff/ du lügner/ wo lehret hier
David verdeckt/ daß man die geilheit des
fleisches durch vielen gebrauch der unzucht/
und bey verschiedene frembde frauen sich le-
gen/ zähmen solle. Gewiß/ du must gantz
blind in augen/ und verkehrtes hertzens seyn/
daß du diß aus den vorerzehlten worten Da-
vids wilst ziehen können. Aber/ so du Da-
vids guten rath/ den er allda gibt/ gethan
hättest/ und dein finsteres schalcks-auge aus-
gestochen/ du würdest sothanige greuel allda
nicht gefunden noch gesehen haben. So
viel nun das buch anlanget/ dessen titel ist:
Geschrieben an die Weisen; Damit hat er"
weder dich/ noch deines gleichen/ die so klug
in ihren eignen augen sind/ gemeinet/ wie aus
dem titel erscheinet/ welcher also lautet:
Geschrieben an die weisen: nemlich an die"
kleinen/ demüthigen/ gottsfürchtigen und"
bedrängte hertzen/ den unverständigen aber/"
den eigenweisen/ den hoffärtigen/ stoltzen"
verächtern wil ers nicht wissen lassen/ u. f."
Gewißlich/ so du von denen weisen wärest/
an die ers geschrieben/ du würdest es nicht lä-
stern; aber weil dir der weg zu eng/ den er
darinnen zeiget/ und auch zu gedräng ist/ und
dein hertz stets als einen faulen/ stinckenden
pful hältest/ und selbiges nicht saubern magst/
so wiltu deine schande einem andern aufflegen.
David wil nicht allein das böse äusserlich ge-
lassen/ sondern vornemlich von innen getöd-
tet und gereiniget haben. Diß aber solstu

nim-

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] doch/ haſtu ſo ein verkehrt auge/ oder biſtu ſo
unverſchaͤmt/ daß du ſolche ſchaͤndliche ſachen
ſagen/ und den ort und blat recitiren darffſt/ da
doch nicht ein einig wort dahin zu deuten kan
gefunden werden/ ſondern vielmehr das gegen-
theil. Und damit ich dem Leſer gnug thue/ wil
ich Davids eigne worte/ allda erzehlet/ hier
gantz herſetzen/ und ein weniges vorher/ damit
man deine falſche verdrehungen deſto beſſerſe-
hen moͤge. Jhr Maͤnner (ſpricht David) waff-
„net euch wol/ und fechtet gegen den tod/ der ſo
„lange in den begierlichen luͤſten des fleiſches
„heimlich geſeſſen hat; wiederſtehet der unuͤ-
„berwindlichen ſchlangen ſteiff und gewaltig/
„und werffet den tod unter euch in die hoͤlle des
„abgrunds/ treffet ihn in die lenden/ uͤberwin-
„det ihn mit eurem ſtaͤtigem anhaltendem bit-
„ten und flehen aus einem gutwilligen/ nie-
„dergeſchlagenem/ zerbrochenem/ demuͤthigem
„hertzen/ ſetzet eure angeſichte frey gegen ihm/
„und vertrauet/ eure bruͤnſtige ernſte liebe hat
„macht wider den tod. Darum kaͤmpffet tapf-
„fer/ und uͤberwindet durch euren Glauben/
„hoͤret/ ſag ich/ nicht auff/ biß der tag anbreche/
„und der morgenſtern/ das leben/ in eure her-
„tzen komme. Habt acht drauff.

„Jhr ſtreiterinnen/ du weib des krieges/ ſtrei-
„tet auch rechtmaͤßig wider die verfluchte liſtige
„ſchlange/ die euch belogen und betrogen hat/
„tretet auff ihren nacken/ und zermalmet mit
„dem ſtein/ der euch gegeben iſt/ ihr haupt/ thut
„ihr/ wie ſie euch gethan/ fuͤrchtet ſie nicht/ und
„glaubet ihr auch nicht. (Hier faͤngt nun A. 5.
„an) Sehet zu/ und ſeyd keine kinder noch
„weiber mehr/ ſondern als maͤnner/ und die
„maͤnner als engel. Hier iſt verſtand/ dar-
„um nehmet verſtand an/ lauffet nicht vor ih-
„rem angeſichte/ ſondern ſeyd ſtarck/ und von
„reinen haͤnden und von ſaubern hertzen/ ſehet
„zu/ und thut/ wie ich euch ſage. Duͤncket euch
„nicht reich und wolgekleidet zu ſeyn/ ſondern
„werdet erſt arm/ bittet um weißheit/ erkaͤnt-
„niß und verſtand. Habt acht drauff. Neh-
„meht wahr/ der verderber iſt außgegangen/
„euch in die grube und brunnen des ewigen ver-
„derbens zu ſtoſſen/ daraus ihr durch den glau-
„ben einmal gezogen ſeyd/ denn der Glaube iſt
„noch nicht auffs aͤuſſerſte in euch verſucht/
„noch recht rein/ und durch und durch ſauber
„und lauter erfunden/ weil eure augen nicht al-
„lemal klares geſichtes ſind/ ſondern weil noch
„viele blindheit/ und dicke finſterniß darinnen
„ſtecket/ koͤnte euch ſathan leichtlich verderben;
„Darum ſehet zu/ wiſſet/ was ich ſage. Denn
„glaubet mir/ ich ſage euch die warheit und luͤ-
„ge nicht/ Lieber/ waſchet eure kleider/ und ſal-
„bet eure augen mit augen-ſalbe/ oder ihr wer-
„det durch den verfuͤhrer betrogen/ beſonders/
„weil ihr nun endlich zu dem ziel der lauff-bahn
„und letzten ende deſſelben voͤlligen verſtandes
„gekommen ſeyd/ biß zu welchem euch ſathan ſo
„lange von kindheit an nachgelauffen iſt/ mei-
„nende/ euch durch wehmuͤthigkeit zu betriegen/
„und durch furcht zu erſchrecken/ und durch er-
„kaltung der liebe zu ſeinem willen zu kriegen.
„Denn er iſt ſehr erpicht und verhaͤrtet auff
„euch/ beſonders die ihr im Glauben gereiniget
„ſeyd! Darum huͤtet und wapnet euch/ betet
„und wachet/ verſaͤumet euch ſelbſt nicht/ ſehet
„zu/ mercket wol auff/ wie lange wolt ihr euch
[Spaltenumbruch] von CHRiſto ferne verlauffen/ daruͤber der“
teuffel nur lachet/ ja auch noch/ ſo es noch“
mehr nach ſeinem willen gehen mag. Darum“
gruͤnet und lebet er noch/ und iſt wol zu frie-“
den/ weil er noch gefuͤrchtet/ und nicht gaͤntz-“
lich/ und uͤberal zertreten/ und zu ſtaub unter“
die fuͤſſe zermalmet worden iſt. Darum ſag“
ich euch gewiß/ ſo lange er noch wenig oder“
viel finſterniß in uns behalten oder verſchlieſ-“
ſen mag/ ſo koͤnnen wir nicht gantz rein/ ſau-“
ber und ohne flecken im lichte wandlende er-“
funden werden/ wie der HErr im lichte iſt/“
ihme auch nicht ſcharff oder klar ins angeſichte“
ſehen. Habt acht drauff/ verſtehets recht/“
thut euer beſtes/ und bittet/ und wiſſet/ was“
ich euch ſage. Sehet wol zu/ ich ſag es noch“
einmal/ ſeyd ſehr begierig nach dem Geiſt/ und“
nach dem Rath des HErrn/ werdet maͤnn-“
lich/ fuͤrchtet euch nicht/ und wancket nicht/“
ſondern ſtechet das finſtere ſuͤndige ſchalcks-“
auge aus/ aus/ aus/ oder/ ſehet/ ihr moͤget in“
den lebendigen luſt-hoff nicht kommen/ denn“
das land iſt heilig/ und ein ewig klar licht ſchei-“
net und leuchtet allda. Darum werdet an eu-“
ren fuͤſſen rein gewaſchen/ das iſt/ in den ge-“
dancken wol geſaͤubert/ wolt ihr anders in das“
land der lebendigen wuͤrcklich eingehen/ und“
zur ruhe kommen. Aber der ſtreit/ der ſtreit faͤllt“
hart und groß/ der dafuͤr ligt/ denn Levia-“
than
wird maͤchtiglich arbeiten/ daß er das“
lincke duͤſtre ſchalcks-auge in euch behalten“
moͤge/ und alſo ihm zum theil bleiben muͤ-“
ſtet zu einer verſpottung und aͤrgerniß in dem“
Reiche unſers HERRN und GOttes“
ewiglich gebenedeyet. Nehmets zu hertzen/“
u. ſ. w.

Diß ſind Davids eigne worte von dir an-
gewieſen/ und ein wenig vor und nach her.
Nun ſag auff/ du luͤgner/ wo lehret hier
David verdeckt/ daß man die geilheit des
fleiſches durch vielen gebrauch der unzucht/
und bey verſchiedene frembde frauen ſich le-
gen/ zaͤhmen ſolle. Gewiß/ du muſt gantz
blind in augen/ und verkehrtes hertzens ſeyn/
daß du diß aus den vorerzehlten worten Da-
vids wilſt ziehen koͤnnen. Aber/ ſo du Da-
vids guten rath/ den er allda gibt/ gethan
haͤtteſt/ und dein finſteres ſchalcks-auge aus-
geſtochen/ du wuͤrdeſt ſothanige greuel allda
nicht gefunden noch geſehen haben. So
viel nun das buch anlanget/ deſſen titel iſt:
Geſchrieben an die Weiſen; Damit hat er“
weder dich/ noch deines gleichen/ die ſo klug
in ihren eignen augen ſind/ gemeinet/ wie aus
dem titel erſcheinet/ welcher alſo lautet:
Geſchrieben an die weiſen: nemlich an die“
kleinen/ demuͤthigen/ gottsfuͤrchtigen und“
bedraͤngte hertzen/ den unverſtaͤndigen aber/“
den eigenweiſen/ den hoffaͤrtigen/ ſtoltzen“
veraͤchtern wil ers nicht wiſſen laſſen/ u. f.“
Gewißlich/ ſo du von denen weiſen waͤreſt/
an die ers geſchrieben/ du wuͤrdeſt es nicht laͤ-
ſtern; aber weil dir der weg zu eng/ den er
darinnen zeiget/ und auch zu gedraͤng iſt/ und
dein hertz ſtets als einen faulen/ ſtinckenden
pful haͤlteſt/ und ſelbiges nicht ſaubern magſt/
ſo wiltu deine ſchande einem andern aufflegen.
David wil nicht allein das boͤſe aͤuſſerlich ge-
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tet und gereiniget haben. Diß aber ſolſtu

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[284/0580] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. doch/ haſtu ſo ein verkehrt auge/ oder biſtu ſo unverſchaͤmt/ daß du ſolche ſchaͤndliche ſachen ſagen/ und den ort und blat recitiren darffſt/ da doch nicht ein einig wort dahin zu deuten kan gefunden werden/ ſondern vielmehr das gegen- theil. Und damit ich dem Leſer gnug thue/ wil ich Davids eigne worte/ allda erzehlet/ hier gantz herſetzen/ und ein weniges vorher/ damit man deine falſche verdrehungen deſto beſſerſe- hen moͤge. Jhr Maͤnner (ſpricht David) waff- „net euch wol/ und fechtet gegen den tod/ der ſo „lange in den begierlichen luͤſten des fleiſches „heimlich geſeſſen hat; wiederſtehet der unuͤ- „berwindlichen ſchlangen ſteiff und gewaltig/ „und werffet den tod unter euch in die hoͤlle des „abgrunds/ treffet ihn in die lenden/ uͤberwin- „det ihn mit eurem ſtaͤtigem anhaltendem bit- „ten und flehen aus einem gutwilligen/ nie- „dergeſchlagenem/ zerbrochenem/ demuͤthigem „hertzen/ ſetzet eure angeſichte frey gegen ihm/ „und vertrauet/ eure bruͤnſtige ernſte liebe hat „macht wider den tod. Darum kaͤmpffet tapf- „fer/ und uͤberwindet durch euren Glauben/ „hoͤret/ ſag ich/ nicht auff/ biß der tag anbreche/ „und der morgenſtern/ das leben/ in eure her- „tzen komme. Habt acht drauff. „Jhr ſtreiterinnen/ du weib des krieges/ ſtrei- „tet auch rechtmaͤßig wider die verfluchte liſtige „ſchlange/ die euch belogen und betrogen hat/ „tretet auff ihren nacken/ und zermalmet mit „dem ſtein/ der euch gegeben iſt/ ihr haupt/ thut „ihr/ wie ſie euch gethan/ fuͤrchtet ſie nicht/ und „glaubet ihr auch nicht. (Hier faͤngt nun A. 5. „an) Sehet zu/ und ſeyd keine kinder noch „weiber mehr/ ſondern als maͤnner/ und die „maͤnner als engel. Hier iſt verſtand/ dar- „um nehmet verſtand an/ lauffet nicht vor ih- „rem angeſichte/ ſondern ſeyd ſtarck/ und von „reinen haͤnden und von ſaubern hertzen/ ſehet „zu/ und thut/ wie ich euch ſage. Duͤncket euch „nicht reich und wolgekleidet zu ſeyn/ ſondern „werdet erſt arm/ bittet um weißheit/ erkaͤnt- „niß und verſtand. Habt acht drauff. Neh- „meht wahr/ der verderber iſt außgegangen/ „euch in die grube und brunnen des ewigen ver- „derbens zu ſtoſſen/ daraus ihr durch den glau- „ben einmal gezogen ſeyd/ denn der Glaube iſt „noch nicht auffs aͤuſſerſte in euch verſucht/ „noch recht rein/ und durch und durch ſauber „und lauter erfunden/ weil eure augen nicht al- „lemal klares geſichtes ſind/ ſondern weil noch „viele blindheit/ und dicke finſterniß darinnen „ſtecket/ koͤnte euch ſathan leichtlich verderben; „Darum ſehet zu/ wiſſet/ was ich ſage. Denn „glaubet mir/ ich ſage euch die warheit und luͤ- „ge nicht/ Lieber/ waſchet eure kleider/ und ſal- „bet eure augen mit augen-ſalbe/ oder ihr wer- „det durch den verfuͤhrer betrogen/ beſonders/ „weil ihr nun endlich zu dem ziel der lauff-bahn „und letzten ende deſſelben voͤlligen verſtandes „gekommen ſeyd/ biß zu welchem euch ſathan ſo „lange von kindheit an nachgelauffen iſt/ mei- „nende/ euch durch wehmuͤthigkeit zu betriegen/ „und durch furcht zu erſchrecken/ und durch er- „kaltung der liebe zu ſeinem willen zu kriegen. „Denn er iſt ſehr erpicht und verhaͤrtet auff „euch/ beſonders die ihr im Glauben gereiniget „ſeyd! Darum huͤtet und wapnet euch/ betet „und wachet/ verſaͤumet euch ſelbſt nicht/ ſehet „zu/ mercket wol auff/ wie lange wolt ihr euch von CHRiſto ferne verlauffen/ daruͤber der“ teuffel nur lachet/ ja auch noch/ ſo es noch“ mehr nach ſeinem willen gehen mag. Darum“ gruͤnet und lebet er noch/ und iſt wol zu frie-“ den/ weil er noch gefuͤrchtet/ und nicht gaͤntz-“ lich/ und uͤberal zertreten/ und zu ſtaub unter“ die fuͤſſe zermalmet worden iſt. Darum ſag“ ich euch gewiß/ ſo lange er noch wenig oder“ viel finſterniß in uns behalten oder verſchlieſ-“ ſen mag/ ſo koͤnnen wir nicht gantz rein/ ſau-“ ber und ohne flecken im lichte wandlende er-“ funden werden/ wie der HErr im lichte iſt/“ ihme auch nicht ſcharff oder klar ins angeſichte“ ſehen. Habt acht drauff/ verſtehets recht/“ thut euer beſtes/ und bittet/ und wiſſet/ was“ ich euch ſage. Sehet wol zu/ ich ſag es noch“ einmal/ ſeyd ſehr begierig nach dem Geiſt/ und“ nach dem Rath des HErrn/ werdet maͤnn-“ lich/ fuͤrchtet euch nicht/ und wancket nicht/“ ſondern ſtechet das finſtere ſuͤndige ſchalcks-“ auge aus/ aus/ aus/ oder/ ſehet/ ihr moͤget in“ den lebendigen luſt-hoff nicht kommen/ denn“ das land iſt heilig/ und ein ewig klar licht ſchei-“ net und leuchtet allda. Darum werdet an eu-“ ren fuͤſſen rein gewaſchen/ das iſt/ in den ge-“ dancken wol geſaͤubert/ wolt ihr anders in das“ land der lebendigen wuͤrcklich eingehen/ und“ zur ruhe kommen. Aber der ſtreit/ der ſtreit faͤllt“ hart und groß/ der dafuͤr ligt/ denn Levia-“ than wird maͤchtiglich arbeiten/ daß er das“ lincke duͤſtre ſchalcks-auge in euch behalten“ moͤge/ und alſo ihm zum theil bleiben muͤ-“ ſtet zu einer verſpottung und aͤrgerniß in dem“ Reiche unſers HERRN und GOttes“ ewiglich gebenedeyet. Nehmets zu hertzen/“ u. ſ. w. Diß ſind Davids eigne worte von dir an- gewieſen/ und ein wenig vor und nach her. Nun ſag auff/ du luͤgner/ wo lehret hier David verdeckt/ daß man die geilheit des fleiſches durch vielen gebrauch der unzucht/ und bey verſchiedene frembde frauen ſich le- gen/ zaͤhmen ſolle. Gewiß/ du muſt gantz blind in augen/ und verkehrtes hertzens ſeyn/ daß du diß aus den vorerzehlten worten Da- vids wilſt ziehen koͤnnen. Aber/ ſo du Da- vids guten rath/ den er allda gibt/ gethan haͤtteſt/ und dein finſteres ſchalcks-auge aus- geſtochen/ du wuͤrdeſt ſothanige greuel allda nicht gefunden noch geſehen haben. So viel nun das buch anlanget/ deſſen titel iſt: Geſchrieben an die Weiſen; Damit hat er“ weder dich/ noch deines gleichen/ die ſo klug in ihren eignen augen ſind/ gemeinet/ wie aus dem titel erſcheinet/ welcher alſo lautet: Geſchrieben an die weiſen: nemlich an die“ kleinen/ demuͤthigen/ gottsfuͤrchtigen und“ bedraͤngte hertzen/ den unverſtaͤndigen aber/“ den eigenweiſen/ den hoffaͤrtigen/ ſtoltzen“ veraͤchtern wil ers nicht wiſſen laſſen/ u. f.“ Gewißlich/ ſo du von denen weiſen waͤreſt/ an die ers geſchrieben/ du wuͤrdeſt es nicht laͤ- ſtern; aber weil dir der weg zu eng/ den er darinnen zeiget/ und auch zu gedraͤng iſt/ und dein hertz ſtets als einen faulen/ ſtinckenden pful haͤlteſt/ und ſelbiges nicht ſaubern magſt/ ſo wiltu deine ſchande einem andern aufflegen. David wil nicht allein das boͤſe aͤuſſerlich ge- laſſen/ ſondern vornemlich von innen getoͤd- tet und gereiniget haben. Diß aber ſolſtu nim-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/580>, abgerufen am 22.12.2024.