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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] "keit. Denn es muß allem abgestorben seyn/
"was gegenwärtig scheinet/ übergegeben zu
"seyn/ und müsset es haben/ als hättet ihrs
"nicht. Prüffet und untersuchet euch nun sel-
"ber/ u. s. w. Besiehe es nun/ Ubbo/ ist das
so übel geredt? Jst das gesagt/ daß man soll
hurerey treiben? Wil er das auswendige
werck gethan haben? O nein/ das sey ferne.
Die solches meinen/ betriegen sich selbst; und die
diß nicht verstehen können/ wie es gemeinet ist/
bezeugen klar/ daß sie gantz fleischlich/ und nicht
geistlich/ und ihre hertzen voll arge und böse ge-
dancken sind/ viel weniger denselben abgestor-
ben/ sondern noch darinnen leben/ und ihre lust
und gefallen drinn haben.

Eben als wenn ich auch wider dich (o Ubbo)
spräche: Siehe Ubbo/ untersuche dein hertze
wol/ du hast da viel geld/ wenn nun ein dieb kä-
me/ und wolte dirs stehlen/ ja stöhle es auch
würcklich/ daß du es mit deinen augen sähest/
untersuche dein hertz wol/ ob du das wol soltest
vertragen können/ oder ob du nicht darwider
würdest murren und übel zufrieden seyn/ prüf-
fe dich inwendig recht wol/ betriege dich nicht
selbst. Denn so du diß nicht köntest vertra-
gen/ sondern dagegen murren/ dich gantz ver-
stellen und sehr betrüben/ so ists ein zeichen/ daß
du das geld noch lieb/ und dem HERRN in
deinem hertzen noch nicht alles übergeben hast/
und besitzest dasselbe auch noch nicht so/ als
hättestu es nicht/ u.s.f. Sihe/ wenn ich so zu
dir redte/ soltestu das verstehen und auslegen/
als ob ich dich wolte stehlen lernen/ und daß
stehlen frey und keine sünde sey? Fürwar/
wenn du das also verstehen woltest/ würdestu
dich selbst betriegen/ und mir ungleich thun/
daß du mir solches schuld gebest/ welches doch
meiner meynung gantz zuwider; Eben so thust
du Davids wolgeredten worten auch gewalt/
daß du sie wider seine meynung ins gegentheil
ziehest/ gleich als ob er hurerey zu treiben leh-
rete/ und zuliesse/ welcher er doch auffs aller-
höchste zuwider/ ja aller wollust des fleisches.
Aber er lehret das hertze was scharff untersu-
chen und prüffen/ damit wir uns nicht selbst
möchten betriegen/ und düncken lassen/ dem
abgestorben zuseyn/ darinn wir doch noch le-
"ben. Du aber sagest/ und nicht David/ daß
"es recht und gottselig sey sich zu prüffen und
"zu üben zu dem ende/ daß die geilheit des flei-
"sches/ als ein unruhiger teuffel/ der den men-
"schen stäts quälet/ möge getödtet/ (dabey fü-
"gestu noch diese deine worte) das ist/ durch
"vielen gebrauch der unzucht ermüdet werden/
"nemlich zu unterschiedenen frembden frauen
"sich legen. Schämstu dich nicht/ du grosser
lügner/ so schändlich den sinn und meynung
Davids zu verdrehen und zu verkehren. Wo
lehret er doch diese unerbauliche lehre? findestu
wol in allen seinen außgegebenen schrifften ein
einig wort/ das zu sothaniger geilheit des flei-
sches rathe? Findestu/ frag ich dich noch ein-
mal/ in einigen reden seiner schrifften wol/ dar-
inn er solche böse that rathe? da er solches werck
preise? oder da er sage/ daß es recht und gott-
seligsey sich also zu prüssen/ und die geilheit des
fleisches auff solche art zu tödten/ nemlich durch
vielen gebrauch der unzucht zu ermüden/ und
bey unterschiedene frembde frauen sich zu le-
gen u. s. f. Fürwar/ ich weiß nicht/ wie du in ge-
[Spaltenumbruch] genwart einiger leute mit ehren erscheinen mö-
gest/ o du falscher und unverschämter lügner/
wirstu denn nicht einmal roth vor scham? Sol-
te man sothanige lästerreden hören und vertra-
gen/ und nicht mit der warheit straffen? Thue
doch einmal dein lügen-maul recht auff/ und
weise uns die stellen/ wo er solches saget und
lehret. Diß wird/ sprichstu/ verdeckt geleh-"
ret in dem buch der Prophezeihung oder Voll-"
kommenheit/ A. 5. und im buch/ dessen titel
geschrieben ist an die weisen. Mercke/ Leser/ er
saget: es werde allda verdeckt gelehret/ das ist/
wil er sagen: nicht öffentlich mit klaren wor-
ten/ sondern mit düstern reden/ die er (Ubbo)
ausleget. Ey lieber/ sage doch/ soll denn Ubbo
zum außleger der worte Davids gesetzet seyn/
ich glaube/ daß er sie alle/ wie gut und wol sie
auch sind/ verkehren und verkehrt außlegen
werde/ nach seinem verkehrtem fleischlichem
hertzen und lügenhafftem gemüth. Aber/ wer
hat dir/ o Ubbo/ die commission gegeben/ daß
du des guten mannes seine worte nach seinem
tode/ wider seine meinung/ und seinen eigent-
lichen worten contrair solst außlegen?

Betreffend aber das büchlein der Prophe-
zeihung/ oder Perfection, wie du es nennest/
meine ich nicht/ daß du ein einiges sothaniges
buch/ unter allen büchern Davids/ mit diesem
titel finden wirst/ habs auch nie gesehen/ sonst
aber wol ein büchlein mit diesem titel: Pro-
phetia,
oder weissagung/ (anfangende) Gott"
ist getreten in die Gemeine derjenigen/ welche"
für andern gewalt haben über die leute/ ja mit-"
ten unter die Richter/ und hat sie vermahnet"
zu dem/ was ihres ampts ist/ sagende: Wie"
lange wollt ihr unrecht richten/ und die auff-"
richtigen um der gottlosen willen (die ihr an-"
sehet) unterdrucken/ u. f. So du/ Ubbo/ das
meinest/ so setze nur frey 10. brillen auff deine na-
se/ und 100. lichter vor dein verkehrt und dun-
ckel gesichte/ was gilts/ und hättestu auch 100.
argus-augen dazu/ und suchtest so scharff als du
immer möchtest/ du wirst nicht das geringste
drinnen finden können/ das mit deinen lügen
nur einen schein habe/ ja das du nur auff ei-
nigerley weise dahin ziehen köntest. Doch ich
laß es gelten/ daß du einiger massen anzeigen
köntest das/ was du darffst fürbringen/ wenn
du das büchlein meinest/ mit diesem titel sich
anfangend: Höret die stimme des HErrn/"
die vor dem angesicht des HErrn außgehet/"
und vor seinen grossen und erschrecklichen tag"
erschallen wird. Nehmet sie wahr und bessert"
euch/ denn die zeit ist sehr kurtz/ etc. Welches
von einigen das buch der Prophezeihung ge-
nennet wird/ wie ich endlich durch viel nachfra-
gen verstanden/ und (wiewol ichs zuvorn noch
nie gesehen) es auch bekommen/ und den ort
A. 5. von dir angewiesen/ nachgesucht; aber we-
der sehen noch mercken können/ daß man das
könte draus ziehen/ was dein lügen-maul un-
verschämt vorbringet/ und p. 46. saget/ daß all-
da verdeckt gelehret werde/ nemlich (ich muß
es hier noch einmal erzehlen) es sey recht und"
gottselig sich zu dem ende zu prüffen und zu"
üben/ daß die geilheit des fleisches/ als ein un-"
ruhiger teuffel/ der den menschen stets quälet/"
möge getödtet/ das ist/ durch vielen gebrauch"
der unzucht ermüdet werden/ bey verschiedene"
frembde frauen sich legen/ etc. Lieber/ sage"

doch/
A. K. H. Vierter Theil. Nn 2

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] „keit. Denn es muß allem abgeſtorben ſeyn/
„was gegenwaͤrtig ſcheinet/ uͤbergegeben zu
„ſeyn/ und muͤſſet es haben/ als haͤttet ihrs
„nicht. Pruͤffet und unterſuchet euch nun ſel-
„ber/ u. ſ. w. Beſiehe es nun/ Ubbo/ iſt das
ſo uͤbel geredt? Jſt das geſagt/ daß man ſoll
hurerey treiben? Wil er das auswendige
werck gethan haben? O nein/ das ſey ferne.
Die ſolches meinen/ betriegen ſich ſelbſt; und die
diß nicht verſtehen koͤnnen/ wie es gemeinet iſt/
bezeugen klar/ daß ſie gantz fleiſchlich/ und nicht
geiſtlich/ und ihre hertzen voll arge und boͤſe ge-
dancken ſind/ viel weniger denſelben abgeſtor-
ben/ ſondern noch darinnen leben/ und ihre luſt
und gefallen drinn haben.

Eben als wenn ich auch wider dich (o Ubbo)
ſpraͤche: Siehe Ubbo/ unterſuche dein hertze
wol/ du haſt da viel geld/ wenn nun ein dieb kaͤ-
me/ und wolte dirs ſtehlen/ ja ſtoͤhle es auch
wuͤrcklich/ daß du es mit deinen augen ſaͤheſt/
unterſuche dein hertz wol/ ob du das wol ſolteſt
vertragen koͤnnen/ oder ob du nicht darwider
wuͤrdeſt murren und uͤbel zufrieden ſeyn/ pruͤf-
fe dich inwendig recht wol/ betriege dich nicht
ſelbſt. Denn ſo du diß nicht koͤnteſt vertra-
gen/ ſondern dagegen murren/ dich gantz ver-
ſtellen und ſehr betruͤben/ ſo iſts ein zeichen/ daß
du das geld noch lieb/ und dem HERRN in
deinem hertzen noch nicht alles uͤbergeben haſt/
und beſitzeſt daſſelbe auch noch nicht ſo/ als
haͤtteſtu es nicht/ u.ſ.f. Sihe/ wenn ich ſo zu
dir redte/ ſolteſtu das verſtehen und auslegen/
als ob ich dich wolte ſtehlen lernen/ und daß
ſtehlen frey und keine ſuͤnde ſey? Fuͤrwar/
wenn du das alſo verſtehen wolteſt/ wuͤrdeſtu
dich ſelbſt betriegen/ und mir ungleich thun/
daß du mir ſolches ſchuld gebeſt/ welches doch
meiner meynung gantz zuwider; Eben ſo thuſt
du Davids wolgeredten worten auch gewalt/
daß du ſie wider ſeine meynung ins gegentheil
zieheſt/ gleich als ob er hurerey zu treiben leh-
rete/ und zulieſſe/ welcher er doch auffs aller-
hoͤchſte zuwider/ ja aller wolluſt des fleiſches.
Aber er lehret das hertze was ſcharff unterſu-
chen und pruͤffen/ damit wir uns nicht ſelbſt
moͤchten betriegen/ und duͤncken laſſen/ dem
abgeſtorben zuſeyn/ darinn wir doch noch le-
„ben. Du aber ſageſt/ und nicht David/ daß
„es recht und gottſelig ſey ſich zu pruͤffen und
„zu uͤben zu dem ende/ daß die geilheit des flei-
„ſches/ als ein unruhiger teuffel/ der den men-
„ſchen ſtaͤts quaͤlet/ moͤge getoͤdtet/ (dabey fuͤ-
„geſtu noch dieſe deine worte) das iſt/ durch
„vielen gebrauch der unzucht ermuͤdet werden/
„nemlich zu unterſchiedenen frembden frauen
„ſich legen. Schaͤmſtu dich nicht/ du groſſer
luͤgner/ ſo ſchaͤndlich den ſinn und meynung
Davids zu verdrehen und zu verkehren. Wo
lehret er doch dieſe unerbauliche lehre? findeſtu
wol in allen ſeinen außgegebenen ſchrifften ein
einig wort/ das zu ſothaniger geilheit des flei-
ſches rathe? Findeſtu/ frag ich dich noch ein-
mal/ in einigen reden ſeiner ſchrifften wol/ dar-
inn er ſolche boͤſe that rathe? da er ſolches werck
preiſe? oder da er ſage/ daß es recht und gott-
ſeligſey ſich alſo zu pruͤſſen/ und die geilheit des
fleiſches auff ſolche art zu toͤdten/ nemlich durch
vielen gebrauch der unzucht zu ermuͤden/ und
bey unterſchiedene frembde frauen ſich zu le-
gen u. ſ. f. Fuͤrwar/ ich weiß nicht/ wie du in ge-
[Spaltenumbruch] genwart einiger leute mit ehren erſcheinen moͤ-
geſt/ o du falſcher und unverſchaͤmter luͤgner/
wirſtu denn nicht einmal roth vor ſcham? Sol-
te man ſothanige laͤſterreden hoͤren und vertra-
gen/ und nicht mit der warheit ſtraffen? Thue
doch einmal dein luͤgen-maul recht auff/ und
weiſe uns die ſtellen/ wo er ſolches ſaget und
lehret. Diß wird/ ſprichſtu/ verdeckt geleh-“
ret in dem buch der Prophezeihung oder Voll-“
kommenheit/ A. 5. und im buch/ deſſen titel
geſchrieben iſt an die weiſen. Mercke/ Leſer/ er
ſaget: es werde allda verdeckt gelehret/ das iſt/
wil er ſagen: nicht oͤffentlich mit klaren wor-
ten/ ſondern mit duͤſtern reden/ die er (Ubbo)
ausleget. Ey lieber/ ſage doch/ ſoll denn Ubbo
zum außleger der worte Davids geſetzet ſeyn/
ich glaube/ daß er ſie alle/ wie gut und wol ſie
auch ſind/ verkehren und verkehrt außlegen
werde/ nach ſeinem verkehrtem fleiſchlichem
hertzen und luͤgenhafftem gemuͤth. Aber/ wer
hat dir/ o Ubbo/ die commiſſion gegeben/ daß
du des guten mannes ſeine worte nach ſeinem
tode/ wider ſeine meinung/ und ſeinen eigent-
lichen worten contrair ſolſt außlegen?

Betreffend aber das buͤchlein der Prophe-
zeihung/ oder Perfection, wie du es nenneſt/
meine ich nicht/ daß du ein einiges ſothaniges
buch/ unter allen buͤchern Davids/ mit dieſem
titel finden wirſt/ habs auch nie geſehen/ ſonſt
aber wol ein buͤchlein mit dieſem titel: Pro-
phetia,
oder weiſſagung/ (anfangende) Gott“
iſt getreten in die Gemeine derjenigen/ welche“
fuͤr andern gewalt haben uͤber die leute/ ja mit-“
ten unter die Richter/ und hat ſie vermahnet“
zu dem/ was ihres ampts iſt/ ſagende: Wie“
lange wollt ihr unrecht richten/ und die auff-“
richtigen um der gottloſen willen (die ihr an-“
ſehet) unterdrucken/ u. f. So du/ Ubbo/ das
meineſt/ ſo ſetze nur frey 10. brillen auff deine na-
ſe/ und 100. lichter vor dein verkehrt und dun-
ckel geſichte/ was gilts/ und haͤtteſtu auch 100.
argus-augen dazu/ und ſuchteſt ſo ſcharff als du
immer moͤchteſt/ du wirſt nicht das geringſte
drinnen finden koͤnnen/ das mit deinen luͤgen
nur einen ſchein habe/ ja das du nur auff ei-
nigerley weiſe dahin ziehen koͤnteſt. Doch ich
laß es gelten/ daß du einiger maſſen anzeigen
koͤnteſt das/ was du darffſt fuͤrbringen/ wenn
du das buͤchlein meineſt/ mit dieſem titel ſich
anfangend: Hoͤret die ſtimme des HErrn/“
die vor dem angeſicht des HErrn außgehet/“
und vor ſeinen groſſen und erſchrecklichen tag“
erſchallen wird. Nehmet ſie wahr und beſſert“
euch/ denn die zeit iſt ſehr kurtz/ ꝛc. Welches
von einigen das buch der Prophezeihung ge-
nennet wird/ wie ich endlich durch viel nachfra-
gen verſtanden/ und (wiewol ichs zuvorn noch
nie geſehen) es auch bekommen/ und den ort
A. 5. von dir angewieſen/ nachgeſucht; aber we-
der ſehen noch mercken koͤnnen/ daß man das
koͤnte draus ziehen/ was dein luͤgen-maul un-
verſchaͤmt vorbringet/ und p. 46. ſaget/ daß all-
da verdeckt gelehret werde/ nemlich (ich muß
es hier noch einmal erzehlen) es ſey recht und“
gottſelig ſich zu dem ende zu pruͤffen und zu“
uͤben/ daß die geilheit des fleiſches/ als ein un-“
ruhiger teuffel/ der den menſchen ſtets quaͤlet/“
moͤge getoͤdtet/ das iſt/ durch vielen gebrauch“
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doch/
A. K. H. Vierter Theil. Nn 2
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[283/0579] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. „keit. Denn es muß allem abgeſtorben ſeyn/ „was gegenwaͤrtig ſcheinet/ uͤbergegeben zu „ſeyn/ und muͤſſet es haben/ als haͤttet ihrs „nicht. Pruͤffet und unterſuchet euch nun ſel- „ber/ u. ſ. w. Beſiehe es nun/ Ubbo/ iſt das ſo uͤbel geredt? Jſt das geſagt/ daß man ſoll hurerey treiben? Wil er das auswendige werck gethan haben? O nein/ das ſey ferne. Die ſolches meinen/ betriegen ſich ſelbſt; und die diß nicht verſtehen koͤnnen/ wie es gemeinet iſt/ bezeugen klar/ daß ſie gantz fleiſchlich/ und nicht geiſtlich/ und ihre hertzen voll arge und boͤſe ge- dancken ſind/ viel weniger denſelben abgeſtor- ben/ ſondern noch darinnen leben/ und ihre luſt und gefallen drinn haben. Eben als wenn ich auch wider dich (o Ubbo) ſpraͤche: Siehe Ubbo/ unterſuche dein hertze wol/ du haſt da viel geld/ wenn nun ein dieb kaͤ- me/ und wolte dirs ſtehlen/ ja ſtoͤhle es auch wuͤrcklich/ daß du es mit deinen augen ſaͤheſt/ unterſuche dein hertz wol/ ob du das wol ſolteſt vertragen koͤnnen/ oder ob du nicht darwider wuͤrdeſt murren und uͤbel zufrieden ſeyn/ pruͤf- fe dich inwendig recht wol/ betriege dich nicht ſelbſt. Denn ſo du diß nicht koͤnteſt vertra- gen/ ſondern dagegen murren/ dich gantz ver- ſtellen und ſehr betruͤben/ ſo iſts ein zeichen/ daß du das geld noch lieb/ und dem HERRN in deinem hertzen noch nicht alles uͤbergeben haſt/ und beſitzeſt daſſelbe auch noch nicht ſo/ als haͤtteſtu es nicht/ u.ſ.f. Sihe/ wenn ich ſo zu dir redte/ ſolteſtu das verſtehen und auslegen/ als ob ich dich wolte ſtehlen lernen/ und daß ſtehlen frey und keine ſuͤnde ſey? Fuͤrwar/ wenn du das alſo verſtehen wolteſt/ wuͤrdeſtu dich ſelbſt betriegen/ und mir ungleich thun/ daß du mir ſolches ſchuld gebeſt/ welches doch meiner meynung gantz zuwider; Eben ſo thuſt du Davids wolgeredten worten auch gewalt/ daß du ſie wider ſeine meynung ins gegentheil zieheſt/ gleich als ob er hurerey zu treiben leh- rete/ und zulieſſe/ welcher er doch auffs aller- hoͤchſte zuwider/ ja aller wolluſt des fleiſches. Aber er lehret das hertze was ſcharff unterſu- chen und pruͤffen/ damit wir uns nicht ſelbſt moͤchten betriegen/ und duͤncken laſſen/ dem abgeſtorben zuſeyn/ darinn wir doch noch le- „ben. Du aber ſageſt/ und nicht David/ daß „es recht und gottſelig ſey ſich zu pruͤffen und „zu uͤben zu dem ende/ daß die geilheit des flei- „ſches/ als ein unruhiger teuffel/ der den men- „ſchen ſtaͤts quaͤlet/ moͤge getoͤdtet/ (dabey fuͤ- „geſtu noch dieſe deine worte) das iſt/ durch „vielen gebrauch der unzucht ermuͤdet werden/ „nemlich zu unterſchiedenen frembden frauen „ſich legen. Schaͤmſtu dich nicht/ du groſſer luͤgner/ ſo ſchaͤndlich den ſinn und meynung Davids zu verdrehen und zu verkehren. Wo lehret er doch dieſe unerbauliche lehre? findeſtu wol in allen ſeinen außgegebenen ſchrifften ein einig wort/ das zu ſothaniger geilheit des flei- ſches rathe? Findeſtu/ frag ich dich noch ein- mal/ in einigen reden ſeiner ſchrifften wol/ dar- inn er ſolche boͤſe that rathe? da er ſolches werck preiſe? oder da er ſage/ daß es recht und gott- ſeligſey ſich alſo zu pruͤſſen/ und die geilheit des fleiſches auff ſolche art zu toͤdten/ nemlich durch vielen gebrauch der unzucht zu ermuͤden/ und bey unterſchiedene frembde frauen ſich zu le- gen u. ſ. f. Fuͤrwar/ ich weiß nicht/ wie du in ge- genwart einiger leute mit ehren erſcheinen moͤ- geſt/ o du falſcher und unverſchaͤmter luͤgner/ wirſtu denn nicht einmal roth vor ſcham? Sol- te man ſothanige laͤſterreden hoͤren und vertra- gen/ und nicht mit der warheit ſtraffen? Thue doch einmal dein luͤgen-maul recht auff/ und weiſe uns die ſtellen/ wo er ſolches ſaget und lehret. Diß wird/ ſprichſtu/ verdeckt geleh-“ ret in dem buch der Prophezeihung oder Voll-“ kommenheit/ A. 5. und im buch/ deſſen titel geſchrieben iſt an die weiſen. Mercke/ Leſer/ er ſaget: es werde allda verdeckt gelehret/ das iſt/ wil er ſagen: nicht oͤffentlich mit klaren wor- ten/ ſondern mit duͤſtern reden/ die er (Ubbo) ausleget. Ey lieber/ ſage doch/ ſoll denn Ubbo zum außleger der worte Davids geſetzet ſeyn/ ich glaube/ daß er ſie alle/ wie gut und wol ſie auch ſind/ verkehren und verkehrt außlegen werde/ nach ſeinem verkehrtem fleiſchlichem hertzen und luͤgenhafftem gemuͤth. Aber/ wer hat dir/ o Ubbo/ die commiſſion gegeben/ daß du des guten mannes ſeine worte nach ſeinem tode/ wider ſeine meinung/ und ſeinen eigent- lichen worten contrair ſolſt außlegen? Betreffend aber das buͤchlein der Prophe- zeihung/ oder Perfection, wie du es nenneſt/ meine ich nicht/ daß du ein einiges ſothaniges buch/ unter allen buͤchern Davids/ mit dieſem titel finden wirſt/ habs auch nie geſehen/ ſonſt aber wol ein buͤchlein mit dieſem titel: Pro- phetia, oder weiſſagung/ (anfangende) Gott“ iſt getreten in die Gemeine derjenigen/ welche“ fuͤr andern gewalt haben uͤber die leute/ ja mit-“ ten unter die Richter/ und hat ſie vermahnet“ zu dem/ was ihres ampts iſt/ ſagende: Wie“ lange wollt ihr unrecht richten/ und die auff-“ richtigen um der gottloſen willen (die ihr an-“ ſehet) unterdrucken/ u. f. So du/ Ubbo/ das meineſt/ ſo ſetze nur frey 10. brillen auff deine na- ſe/ und 100. lichter vor dein verkehrt und dun- ckel geſichte/ was gilts/ und haͤtteſtu auch 100. argus-augen dazu/ und ſuchteſt ſo ſcharff als du immer moͤchteſt/ du wirſt nicht das geringſte drinnen finden koͤnnen/ das mit deinen luͤgen nur einen ſchein habe/ ja das du nur auff ei- nigerley weiſe dahin ziehen koͤnteſt. Doch ich laß es gelten/ daß du einiger maſſen anzeigen koͤnteſt das/ was du darffſt fuͤrbringen/ wenn du das buͤchlein meineſt/ mit dieſem titel ſich anfangend: Hoͤret die ſtimme des HErrn/“ die vor dem angeſicht des HErrn außgehet/“ und vor ſeinen groſſen und erſchrecklichen tag“ erſchallen wird. Nehmet ſie wahr und beſſert“ euch/ denn die zeit iſt ſehr kurtz/ ꝛc. Welches von einigen das buch der Prophezeihung ge- nennet wird/ wie ich endlich durch viel nachfra- gen verſtanden/ und (wiewol ichs zuvorn noch nie geſehen) es auch bekommen/ und den ort A. 5. von dir angewieſen/ nachgeſucht; aber we- der ſehen noch mercken koͤnnen/ daß man das koͤnte draus ziehen/ was dein luͤgen-maul un- verſchaͤmt vorbringet/ und p. 46. ſaget/ daß all- da verdeckt gelehret werde/ nemlich (ich muß es hier noch einmal erzehlen) es ſey recht und“ gottſelig ſich zu dem ende zu pruͤffen und zu“ uͤben/ daß die geilheit des fleiſches/ als ein un-“ ruhiger teuffel/ der den menſchen ſtets quaͤlet/“ moͤge getoͤdtet/ das iſt/ durch vielen gebrauch“ der unzucht ermuͤdet werden/ bey verſchiedene“ frembde frauen ſich legen/ ꝛc. Lieber/ ſage“ doch/ A. K. H. Vierter Theil. Nn 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/579>, abgerufen am 24.05.2024.