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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] "seinem CHRisto zu ehren) mit warheit be-
"zeugen; aber wol das gegentheil/ daß ich mich
"als einen wurm oder made/ als einen hinfälli-
"gen/ armen/ krancken/ elenden/ sündigen men-
"schen erkenne/ der die gnade GOttes und seine
"hülffe eben so wol/ als jemand nöthig hat/ hab
"auch wol ehe mit freuden begehret nur ein brat-
"spieswender oder küchjunge oder thorhüter im
"hause des HErrn zu seyn/ wenn ich nur ein
"freundlich angesicht meines GOttes erlan-
"gen/ und meine lust in seinem anschauen haben
"möchte. Mein begehren ist auch gewesen und
"blieben von niemanden in person gesehen zu
"werden/ wie auch weder höher noch niedriger
"als ein ander mensch bekant zu seyn/ damit ich
"nur in GOttes wirckung/ willen und worte
"möchte gnug thun/ nemlich seinen willen in
"dem ausspruch des Geistes. Da ich nun diß
"überschlagen/ kan ich hier einem andern zu ei-
"nen guten vergnügen üm der verächter willen
"nicht erzehlen/ wie klein/ nichtig und niedrig ich
"mich desto mehr angesehen/ gehalten und er-
"kant habe/ es sey mir gnug/ daß ich weiß/ daß
"die lehren und schrifften noch vorhanden sind/
"und wie ich mich in diesen vor dem HErrn berei-
"ten/ haben und halten solle.

Deßgleichen findestu im selben stück an mehr
andern örtern mit deutlichen worten ausgespro-
chen/ was er von sich selbst gehalten. Gleiches
"mag man auch lesen in einem stück/ so titulirt/
"Eifrige Reden zur Bußfertigkeit etc. fol. 27.
"da wirstu diß lesen können: Ob ich mich gleich
"allen andern menschen untüchtig/ klein und
"nichtig halte/ wie sichs gebühret/ solte darum
"das wort GOttes (welches GOtt oder sein
"Geist aus seiner gnade durch meinen unmün-
"digen mund/ ohne jemands anders lehre vor-
"bracht hat) desto geringer/ wie ihr meinet/ bey
"euch seyn? Oder weil ich voll aller menschlicher
"gebrechen/ armuth und kranckheit stecke/ wie es
"natürlich offenbar/ solte GOtt darum durch
"seinen Geist in mir nicht wircken/ über andere
"erheben/ und zu seines namens ruhm mir seine
"verheissung und ehre geben können? Oder/
"weil ich mich aller angesichter und auffsehen
"durch GOtt entschlagen/ mich von allem gut-
"düncken und hertzens hoheit/ heucheley/ eigen
"ehre/ samt allem menschlichen ruhm und ehre
"loß gemacht/ ein veracht/ schändlich/ stinckend/
"unrein/ befleckt kleid meinem GOtt zum preiß
"angezogen habe/ solte ich/ meinet ihr/ GOtt
"desto mißfälliger und unbehäglicher/ geringern
"Glauben zu haben/ oder GOttes wort und
"verstand darinn zu verwerffen seyn. Deßglei-
chen in selbem/ fol. 28. wirstu auch sehen können/
was er von sich selbst halte/ und in vielen andern
verschiedenen büchern und tractätlein. Und da-
mit ich dirs nicht zu lang mache/ wil ich nur ei-
nen ort aus vielen noch zeigen/ aus dem buch/
welches du sagest zweymal durchgelesen zu ha-
ben/ nemlich das wunder-buch. Denn entwe-
der du hast diese und dergleichen örter nicht ge-
sehen (mit solchem fleiß hastus so hübsch unter-
sucht) oder du must bekennen/ daß du sie nicht
hast wollen sehen. Denn im IV. Th. cap. 17. A.
kanstu unter andern diß lesen: Vor meine per-
"son ist nichts dran gelegen/ was man mir nach-
"sagen mag. Jn mir wohnet/ als wie in ei-
"nem andern menschlicher weise/ nichts guts/
[Spaltenumbruch] bin auch noch nicht zu meines HErrn GOt-"
tes verachtung kommen/ der war viel heß-"
licher und stinckender im fleisch durch uns al-"
le gemacht/ gleichwol war er der/ der er war/"
nemlich GOttes Sohn/ ja GOtt vom him-"
mel. Wolt ihrs glauben/ er wird auff den"
heutigen tag noch unter den menschen kindern"
viel heßlicher und abscheulicher gehalten/ nem-"
lich darinn/ daß sie den Geist der gnaden"
schänden/ und das saubere blut des Neuen"
Testaments vor unrein halten. Die böse schel-"
men! ist das nicht das allerschändlichste und"
verdrießlichste? Wer bin ich denn oder ein an-"
derer/ der sichs annehmen wolte etc. Ließ weiter/
lüstets dir/ so wirstu wol finden/ daß David
seine person nicht habe erhoben/ aber wol ernie-
driget/ verachtet und gantz vernichtet/ ja es kan
erwiesen werden/ daß er sich selbst so klein und
nichtig geachtet/ als das allerkleinste würmgen
auff erden/ so viel seine person angehet.

Aber betreffend die gabe und empfangene er-
käntniß/ die ihm GOtt verliehen hat/ und von
seinem dienst und ampte/ redet er öffters etwas
hoch und berühmt/ nicht aber zu seinem preiß und
ehren oder lob/ sondern allein zum lob/ ehre und
preiß seines GOttes/ der ihm sothanige erkent-
niß und gaben verliehen/ und zu sothanigem
ampt und dienste beruffen hatte. Denn er kon-
te nicht leiden/ daß GOttes Ehre verringert
würde/ wie in unterschiedlichen büchern von
ihm außgegeben/ zu sehen ist. Was ist hieran
nun mißgethan/ daß er GOtt/ den geber alles
gutes/ preiset/ lobet/ ehret und dancket vor seine
empfangene gaben/ so er ihm aus gnaden gege-
ben und verliehen. Sol man denn die Ehre
GOttes nicht außbreiten und großmachen?
Und ist jemand/ der dran zweiffelt/ der lese in
dem buch des lebens/ von dir offtmals verdre-
het/ da wird er deutlich finden diese worte/ die
ich im nachschlagen deiner verkehrten auslegung
also befinde zu stehen: Sehet/ also hat der gros-"
se HERR/ der allmächtige GOTT/ mich"
armen/ kleinen/ unwürdigen darzu in seinem"
starcken Geist der Weißheit allein aus gna-"
den auffge weckt/ das Recht GOttes auff er-"
den anzuheben etc. Ließ weiter das folgende/ so
wirstu finden/ daß er sich allein der gnade rüh-
met/ die ihm von GOtt gegeben ist/ davon er
GOtt das lob und preiß giebt/ wie er denn
durchgehends in allen seinen schrifften thut.
Was böses ist doch hieran gelegen? Hat er
sich ja berühmet/ so hat er nicht seine ehre oder
ruhm gesuchet/ sondern GOttes. Was be-
rühmt er sich von sich selbst zu haben? Nichts/
sondern alles von dem HErrn der Heerscha-
ren/ dessen er sich berühmt ein zeug und die-
ner zu seyn. Thun diß deine Prädicanten nicht
auch? Geschichts nicht mit gleichen worten?
verbannen/ verwerffen und übergeben sie dem
Teuffel nicht die/ so sie von ihrer kirche hinaus
thun? Wie können sie aber das thun/ wo sie
sich nicht berühmen die macht empfangen zu
haben? Obs aber wahr sey/ oder nicht/ wil ich
hier jetzo nicht reden. Sagen sie nicht auch/
sie seyen Diener GOttes/ von GOtt gesandt
sein wort zu verkündigen/ das ihnen zu diesen
letzten zeiten offenbahret sey etc. So du diß
wilst leugnen/ wil ich dirs mit deutlichen wor-
ten aus ihren eignen schrifften beweisen. Wes-

sen

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c.
[Spaltenumbruch] „ſeinem CHRiſto zu ehren) mit warheit be-
„zeugen; aber wol das gegentheil/ daß ich mich
„als einen wurm oder made/ als einen hinfaͤlli-
„gen/ armen/ krancken/ elenden/ ſuͤndigen men-
„ſchen erkenne/ der die gnade GOttes und ſeine
„huͤlffe eben ſo wol/ als jemand noͤthig hat/ hab
„auch wol ehe mit freuden begehret nur ein brat-
„ſpieswender oder kuͤchjunge oder thorhuͤter im
„hauſe des HErrn zu ſeyn/ wenn ich nur ein
„freundlich angeſicht meines GOttes erlan-
„gen/ und meine luſt in ſeinem anſchauen haben
„moͤchte. Mein begehren iſt auch geweſen und
„blieben von niemanden in perſon geſehen zu
„werden/ wie auch weder hoͤher noch niedriger
„als ein ander menſch bekant zu ſeyn/ damit ich
„nur in GOttes wirckung/ willen und worte
„moͤchte gnug thun/ nemlich ſeinen willen in
„dem ausſpruch des Geiſtes. Da ich nun diß
„uͤberſchlagen/ kan ich hier einem andern zu ei-
„nen guten vergnuͤgen uͤm der veraͤchter willen
„nicht erzehlen/ wie klein/ nichtig und niedrig ich
„mich deſto mehr angeſehen/ gehalten und er-
„kant habe/ es ſey mir gnug/ daß ich weiß/ daß
„die lehren und ſchrifften noch vorhanden ſind/
„und wie ich mich in dieſen vor dem HErrn berei-
„ten/ haben und halten ſolle.

Deßgleichen findeſtu im ſelben ſtuͤck an mehr
andern oͤrtern mit deutlichen worten ausgeſpro-
chen/ was er von ſich ſelbſt gehalten. Gleiches
„mag man auch leſen in einem ſtuͤck/ ſo titulirt/
„Eifrige Reden zur Bußfertigkeit ꝛc. fol. 27.
„da wirſtu diß leſen koͤnnen: Ob ich mich gleich
„allen andern menſchen untuͤchtig/ klein und
„nichtig halte/ wie ſichs gebuͤhret/ ſolte darum
„das wort GOttes (welches GOtt oder ſein
„Geiſt aus ſeiner gnade durch meinen unmuͤn-
„digen mund/ ohne jemands anders lehre vor-
„bracht hat) deſto geringer/ wie ihr meinet/ bey
„euch ſeyn? Oder weil ich voll aller menſchlicher
„gebrechen/ armuth und kranckheit ſtecke/ wie es
„natuͤrlich offenbar/ ſolte GOtt darum durch
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„verheiſſung und ehre geben koͤnnen? Oder/
„weil ich mich aller angeſichter und auffſehen
„durch GOtt entſchlagen/ mich von allem gut-
„duͤncken und hertzens hoheit/ heucheley/ eigen
„ehre/ ſamt allem menſchlichen ruhm und ehre
„loß gemacht/ ein veracht/ ſchaͤndlich/ ſtinckend/
„unrein/ befleckt kleid meinem GOtt zum preiß
„angezogen habe/ ſolte ich/ meinet ihr/ GOtt
„deſto mißfaͤlliger und unbehaͤglicher/ geringern
„Glauben zu haben/ oder GOttes wort und
„verſtand darinn zu verwerffen ſeyn. Deßglei-
chen in ſelbem/ fol. 28. wirſtu auch ſehen koͤnnen/
was er von ſich ſelbſt halte/ und in vielen andern
verſchiedenen buͤchern und tractaͤtlein. Und da-
mit ich dirs nicht zu lang mache/ wil ich nur ei-
nen ort aus vielen noch zeigen/ aus dem buch/
welches du ſageſt zweymal durchgeleſen zu ha-
ben/ nemlich das wunder-buch. Denn entwe-
der du haſt dieſe und dergleichen oͤrter nicht ge-
ſehen (mit ſolchem fleiß haſtus ſo huͤbſch unter-
ſucht) oder du muſt bekennen/ daß du ſie nicht
haſt wollen ſehen. Denn im IV. Th. cap. 17. A.
kanſtu unter andern diß leſen: Vor meine per-
„ſon iſt nichts dran gelegen/ was man mir nach-
„ſagen mag. Jn mir wohnet/ als wie in ei-
„nem andern menſchlicher weiſe/ nichts guts/
[Spaltenumbruch] bin auch noch nicht zu meines HErrn GOt-“
tes verachtung kommen/ der war viel heß-“
licher und ſtinckender im fleiſch durch uns al-“
le gemacht/ gleichwol war er der/ der er war/“
nemlich GOttes Sohn/ ja GOtt vom him-“
mel. Wolt ihrs glauben/ er wird auff den“
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ſchaͤnden/ und das ſaubere blut des Neuen“
Teſtaments vor unrein halten. Die boͤſe ſchel-“
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verdrießlichſte? Wer bin ich denn oder ein an-“
derer/ der ſichs annehmen wolte ꝛc. Ließ weiter/
luͤſtets dir/ ſo wirſtu wol finden/ daß David
ſeine perſon nicht habe erhoben/ aber wol ernie-
driget/ verachtet und gantz vernichtet/ ja es kan
erwieſen werden/ daß er ſich ſelbſt ſo klein und
nichtig geachtet/ als das allerkleinſte wuͤrmgen
auff erden/ ſo viel ſeine perſon angehet.

Aber betreffend die gabe und empfangene er-
kaͤntniß/ die ihm GOtt verliehen hat/ und von
ſeinem dienſt und ampte/ redet er oͤffters etwas
hoch und beruͤhmt/ nicht aber zu ſeinem preiß und
ehren oder lob/ ſondern allein zum lob/ ehre und
preiß ſeines GOttes/ der ihm ſothanige erkent-
niß und gaben verliehen/ und zu ſothanigem
ampt und dienſte beruffen hatte. Denn er kon-
te nicht leiden/ daß GOttes Ehre verringert
wuͤrde/ wie in unterſchiedlichen buͤchern von
ihm außgegeben/ zu ſehen iſt. Was iſt hieran
nun mißgethan/ daß er GOtt/ den geber alles
gutes/ preiſet/ lobet/ ehret und dancket vor ſeine
empfangene gaben/ ſo er ihm aus gnaden gege-
ben und verliehen. Sol man denn die Ehre
GOttes nicht außbreiten und großmachen?
Und iſt jemand/ der dran zweiffelt/ der leſe in
dem buch des lebens/ von dir offtmals verdre-
het/ da wird er deutlich finden dieſe worte/ die
ich im nachſchlagen deiner verkehrten auslegung
alſo befinde zu ſtehen: Sehet/ alſo hat der groſ-“
ſe HERR/ der allmaͤchtige GOTT/ mich“
armen/ kleinen/ unwuͤrdigen darzu in ſeinem“
ſtarcken Geiſt der Weißheit allein aus gna-“
den auffge weckt/ das Recht GOttes auff er-“
den anzuheben ꝛc. Ließ weiter das folgende/ ſo
wirſtu finden/ daß er ſich allein der gnade ruͤh-
met/ die ihm von GOtt gegeben iſt/ davon er
GOtt das lob und preiß giebt/ wie er denn
durchgehends in allen ſeinen ſchrifften thut.
Was boͤſes iſt doch hieran gelegen? Hat er
ſich ja beruͤhmet/ ſo hat er nicht ſeine ehre oder
ruhm geſuchet/ ſondern GOttes. Was be-
ruͤhmt er ſich von ſich ſelbſt zu haben? Nichts/
ſondern alles von dem HErrn der Heerſcha-
ren/ deſſen er ſich beruͤhmt ein zeug und die-
ner zu ſeyn. Thun diß deine Praͤdicanten nicht
auch? Geſchichts nicht mit gleichen worten?
verbannen/ verwerffen und uͤbergeben ſie dem
Teuffel nicht die/ ſo ſie von ihrer kirche hinaus
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ſich nicht beruͤhmen die macht empfangen zu
haben? Obs aber wahr ſey/ oder nicht/ wil ich
hier jetzo nicht reden. Sagen ſie nicht auch/
ſie ſeyen Diener GOttes/ von GOtt geſandt
ſein wort zu verkuͤndigen/ das ihnen zu dieſen
letzten zeiten offenbahret ſey ꝛc. So du diß
wilſt leugnen/ wil ich dirs mit deutlichen wor-
ten aus ihren eignen ſchrifften beweiſen. Weſ-

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[276/0572] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, &c. „ſeinem CHRiſto zu ehren) mit warheit be- „zeugen; aber wol das gegentheil/ daß ich mich „als einen wurm oder made/ als einen hinfaͤlli- „gen/ armen/ krancken/ elenden/ ſuͤndigen men- „ſchen erkenne/ der die gnade GOttes und ſeine „huͤlffe eben ſo wol/ als jemand noͤthig hat/ hab „auch wol ehe mit freuden begehret nur ein brat- „ſpieswender oder kuͤchjunge oder thorhuͤter im „hauſe des HErrn zu ſeyn/ wenn ich nur ein „freundlich angeſicht meines GOttes erlan- „gen/ und meine luſt in ſeinem anſchauen haben „moͤchte. Mein begehren iſt auch geweſen und „blieben von niemanden in perſon geſehen zu „werden/ wie auch weder hoͤher noch niedriger „als ein ander menſch bekant zu ſeyn/ damit ich „nur in GOttes wirckung/ willen und worte „moͤchte gnug thun/ nemlich ſeinen willen in „dem ausſpruch des Geiſtes. Da ich nun diß „uͤberſchlagen/ kan ich hier einem andern zu ei- „nen guten vergnuͤgen uͤm der veraͤchter willen „nicht erzehlen/ wie klein/ nichtig und niedrig ich „mich deſto mehr angeſehen/ gehalten und er- „kant habe/ es ſey mir gnug/ daß ich weiß/ daß „die lehren und ſchrifften noch vorhanden ſind/ „und wie ich mich in dieſen vor dem HErrn berei- „ten/ haben und halten ſolle. Deßgleichen findeſtu im ſelben ſtuͤck an mehr andern oͤrtern mit deutlichen worten ausgeſpro- chen/ was er von ſich ſelbſt gehalten. Gleiches „mag man auch leſen in einem ſtuͤck/ ſo titulirt/ „Eifrige Reden zur Bußfertigkeit ꝛc. fol. 27. „da wirſtu diß leſen koͤnnen: Ob ich mich gleich „allen andern menſchen untuͤchtig/ klein und „nichtig halte/ wie ſichs gebuͤhret/ ſolte darum „das wort GOttes (welches GOtt oder ſein „Geiſt aus ſeiner gnade durch meinen unmuͤn- „digen mund/ ohne jemands anders lehre vor- „bracht hat) deſto geringer/ wie ihr meinet/ bey „euch ſeyn? Oder weil ich voll aller menſchlicher „gebrechen/ armuth und kranckheit ſtecke/ wie es „natuͤrlich offenbar/ ſolte GOtt darum durch „ſeinen Geiſt in mir nicht wircken/ uͤber andere „erheben/ und zu ſeines namens ruhm mir ſeine „verheiſſung und ehre geben koͤnnen? Oder/ „weil ich mich aller angeſichter und auffſehen „durch GOtt entſchlagen/ mich von allem gut- „duͤncken und hertzens hoheit/ heucheley/ eigen „ehre/ ſamt allem menſchlichen ruhm und ehre „loß gemacht/ ein veracht/ ſchaͤndlich/ ſtinckend/ „unrein/ befleckt kleid meinem GOtt zum preiß „angezogen habe/ ſolte ich/ meinet ihr/ GOtt „deſto mißfaͤlliger und unbehaͤglicher/ geringern „Glauben zu haben/ oder GOttes wort und „verſtand darinn zu verwerffen ſeyn. Deßglei- chen in ſelbem/ fol. 28. wirſtu auch ſehen koͤnnen/ was er von ſich ſelbſt halte/ und in vielen andern verſchiedenen buͤchern und tractaͤtlein. Und da- mit ich dirs nicht zu lang mache/ wil ich nur ei- nen ort aus vielen noch zeigen/ aus dem buch/ welches du ſageſt zweymal durchgeleſen zu ha- ben/ nemlich das wunder-buch. Denn entwe- der du haſt dieſe und dergleichen oͤrter nicht ge- ſehen (mit ſolchem fleiß haſtus ſo huͤbſch unter- ſucht) oder du muſt bekennen/ daß du ſie nicht haſt wollen ſehen. Denn im IV. Th. cap. 17. A. kanſtu unter andern diß leſen: Vor meine per- „ſon iſt nichts dran gelegen/ was man mir nach- „ſagen mag. Jn mir wohnet/ als wie in ei- „nem andern menſchlicher weiſe/ nichts guts/ bin auch noch nicht zu meines HErrn GOt-“ tes verachtung kommen/ der war viel heß-“ licher und ſtinckender im fleiſch durch uns al-“ le gemacht/ gleichwol war er der/ der er war/“ nemlich GOttes Sohn/ ja GOtt vom him-“ mel. Wolt ihrs glauben/ er wird auff den“ heutigen tag noch unter den menſchen kindern“ viel heßlicher und abſcheulicher gehalten/ nem-“ lich darinn/ daß ſie den Geiſt der gnaden“ ſchaͤnden/ und das ſaubere blut des Neuen“ Teſtaments vor unrein halten. Die boͤſe ſchel-“ men! iſt das nicht das allerſchaͤndlichſte und“ verdrießlichſte? Wer bin ich denn oder ein an-“ derer/ der ſichs annehmen wolte ꝛc. Ließ weiter/ luͤſtets dir/ ſo wirſtu wol finden/ daß David ſeine perſon nicht habe erhoben/ aber wol ernie- driget/ verachtet und gantz vernichtet/ ja es kan erwieſen werden/ daß er ſich ſelbſt ſo klein und nichtig geachtet/ als das allerkleinſte wuͤrmgen auff erden/ ſo viel ſeine perſon angehet. Aber betreffend die gabe und empfangene er- kaͤntniß/ die ihm GOtt verliehen hat/ und von ſeinem dienſt und ampte/ redet er oͤffters etwas hoch und beruͤhmt/ nicht aber zu ſeinem preiß und ehren oder lob/ ſondern allein zum lob/ ehre und preiß ſeines GOttes/ der ihm ſothanige erkent- niß und gaben verliehen/ und zu ſothanigem ampt und dienſte beruffen hatte. Denn er kon- te nicht leiden/ daß GOttes Ehre verringert wuͤrde/ wie in unterſchiedlichen buͤchern von ihm außgegeben/ zu ſehen iſt. Was iſt hieran nun mißgethan/ daß er GOtt/ den geber alles gutes/ preiſet/ lobet/ ehret und dancket vor ſeine empfangene gaben/ ſo er ihm aus gnaden gege- ben und verliehen. Sol man denn die Ehre GOttes nicht außbreiten und großmachen? Und iſt jemand/ der dran zweiffelt/ der leſe in dem buch des lebens/ von dir offtmals verdre- het/ da wird er deutlich finden dieſe worte/ die ich im nachſchlagen deiner verkehrten auslegung alſo befinde zu ſtehen: Sehet/ alſo hat der groſ-“ ſe HERR/ der allmaͤchtige GOTT/ mich“ armen/ kleinen/ unwuͤrdigen darzu in ſeinem“ ſtarcken Geiſt der Weißheit allein aus gna-“ den auffge weckt/ das Recht GOttes auff er-“ den anzuheben ꝛc. Ließ weiter das folgende/ ſo wirſtu finden/ daß er ſich allein der gnade ruͤh- met/ die ihm von GOtt gegeben iſt/ davon er GOtt das lob und preiß giebt/ wie er denn durchgehends in allen ſeinen ſchrifften thut. Was boͤſes iſt doch hieran gelegen? Hat er ſich ja beruͤhmet/ ſo hat er nicht ſeine ehre oder ruhm geſuchet/ ſondern GOttes. Was be- ruͤhmt er ſich von ſich ſelbſt zu haben? Nichts/ ſondern alles von dem HErrn der Heerſcha- ren/ deſſen er ſich beruͤhmt ein zeug und die- ner zu ſeyn. Thun diß deine Praͤdicanten nicht auch? Geſchichts nicht mit gleichen worten? verbannen/ verwerffen und uͤbergeben ſie dem Teuffel nicht die/ ſo ſie von ihrer kirche hinaus thun? Wie koͤnnen ſie aber das thun/ wo ſie ſich nicht beruͤhmen die macht empfangen zu haben? Obs aber wahr ſey/ oder nicht/ wil ich hier jetzo nicht reden. Sagen ſie nicht auch/ ſie ſeyen Diener GOttes/ von GOtt geſandt ſein wort zu verkuͤndigen/ das ihnen zu dieſen letzten zeiten offenbahret ſey ꝛc. So du diß wilſt leugnen/ wil ich dirs mit deutlichen wor- ten aus ihren eignen ſchrifften beweiſen. Weſ- ſen

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/572>, abgerufen am 24.05.2024.