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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium &c.
[Spaltenumbruch] mit er die Münsterische länder gleich wieder
möchte einnehmen und nach andere leute gut
und blut zu stehen/ so gebühret dir noth-
wendig/ daß du es erst beweisest. Denn
eben das gegentheil ist von ihm gelehret/ ge-
sucht und gerathen worden; und weil er sol-
chen allzeit zuwider gewest/ so ist der haß
derselben ihm klar darumb begegnet/ wel-
cher auch täglich mehr und mehr zugenom-
men/ indem er allein lehrete das Creutz Chri-
sti auff sich täglich zu nehmen/ und also biß
ans ende nachzufolgen/ wie offenbahr ist.
Sein ruffen/ lehren und vermahnen ist al-
lezeit wider die gewesen/ die nur suchten
und lehrten eine äusserliche besitzung/ leben
und herrlichkeit der Menschen/ aber nicht
daß ein jeglicher das Reich GOTTES
und seine gerechtigkeit suchen und ihm alles/
was nöthig ist/ zugeworffen werden solte.
Das irrdische war es nicht/ das er suchte/
noch die seinen zu suchen gelehret hat/ son-
dern das himmlische/ daß sie das möchten er-
kriegen/ indem er lehrete mit den sinnen des
hertzens von allen vergänglichen zeitlichen din-
gen williglich auszugehen/ sie zuverlassen und
zu verschmähen/ nicht allein aber nur das äus-
serliche/ sondern auch das innwendige we-
sen/ die eigne lüste und willen des fleischli-
chen hertzens und gedancken. Deßwegen ist
er (weil die ihre hoffnung vergeblich auff ihn
gesetzet/ die ein äusserlich Reich suchten) ge-
hasset/ verschmähet und verachtet worden.
NB."Und da nach der eroberung Münster ihm
"grosse schätze und reichthümer angeboten
"worden/ und man ihn wolte zu einem Kö-
"nige des neuen oder verfallenen Reichs J-
"sraels salben/ hat er denen/ die solches
"gesucht/ hart widerstanden/ ihr begehren
"abgeschlagen/ sie bestrafft und gerathen
"von solchem unternehmen abzustehen/ und
"alle solche reiche und schätze verachtet/ und
"gesagt/ daß er ein ander reich suche/ wel-
"ches nicht mit morden und brennen/ mit
"pulver und büchsen/ mit bogen und schwerd-
"ten/ mit spiessen und beilen oder hämmern
"eingenommen werde/ sondern mit tugen-
"den/ gerechtigkeit/ warheit und friede/
"mit einfältigkeit/ niedrig gesinntheit/ sanfft-
"müthigkeit und reinigkeit des hertzens. Die-
"se zeugnisse hab ich dem frommen David
"hören geben von denen selbst/ die seiner
"parthey gewesen/ welche dennoch die
"wahrheit darumb nicht haben verschwei-
"gen sollen.

Dritte be-
schuldi-
gung.

Weiter sagstu/ daß er dadurch ursach ge-
"nommen habe/ eine neue Secte vor sich anzu-
"fangen/ und sey mit schweren gedancken
"beladen gewesen/ ob er noch möchte einen
"weg der einigkeit finden; Item, daß er mit
"grossem verlangen nach offenbahrungen
"schrie/ durch welche er einen grossen na-
"men und hohe ehre bekommen möchte; wo-
"durch ihm diß solte begegnet seyn/ daß/
Keine lü-
gen (sagt
man im
sprüch-
wort) ist
ohne läp-
"als er nach langem fasten im jahr 1536 im
"monat December einsmahls an seiner
"wercktaffel gestanden/ sey er in seinen sin-
"nen verrücket worden und habe/ nach sei-
"nen eigenen zeugnis/ kleine kinder gesehen/
[Spaltenumbruch] die vor freuden mit den händen geklappet"gen: Se-
het wie
fein die-
ser Lug-
ner seine
lügen kan
ausbu-
tzen/ daß
er weiß
monat
und jahr
zu nen-
nen/ da
solches
soll ge-
schehen
seyn.

und getantzet und alle fröligkeit mit äusser-"
lichen geberden bezeuget. Darnach seyen"
alle Könige und Potentaten der welt kom-"
men/ vor den kindern gekniet/ und all ih-"
ren zierath denselben übergeben/ ja endlich"
sich selbst mit aller ihrer herrlichkeit/ macht"
und gütern unterworffen. Zum zweyten/"
habe er noch gesehen an der wand etliche"
gantz nackete frauen/ und als er sie ange-"
schauet/ hab er geruffen: O HERR"
nun kan ich alles rein anschauen/ denn"
den reinen ist alles rein. Zum dritten/ hab"
er im Geist (wie er abermal selbst meldet)"
gesehen/ daß diese nackete frauen verändert"
worden wären in tauben/ und er selbst in ei-"
nen taubert/ und habe sich also mit ihnen ver-"
mischet/ und sie schwanger gemacht.

Nun muß ich dich fragen/ (weil du sa-
gest/ daß solches nach seinem eigenen zeug-
nis also geschehen/ und er dadurch gantz
verdorret und unsinnig auch zum allergrö-
sten Ketzer/ der unter den Christen je gefun-
den worden sey/ item, daß er auch folglich
seine ungeheure abscheuliche Lehre darauff ge-
gründet und sich unterstanden/ selbe mit
süssen/ listigen/ verstellten worten durch
reden und schreiben unter die menschen zu
bringen) ob du aus ihm oder vor ihm die-
se zeugnisse gehöret habest? Wenn hast du
jemals ihm solches/ wie du sagest/ hören
vermelden. O du stoltzer und unverschäm-
ter lügner/ wie darffst du solches so unver-
schämt vorbringen. Merckest du nicht was
geschrieben stehet/ daß ein lügenhaffter zeu-
ge wird umkommen? (Spr. Sal. XXI. 28.)
Oder verfärbst du dich deswegen nicht?
Gewiß/ so dieses Davids lehre auff sotha-
nige krancke fundamente gebauet wäre/ wie
du sie erzehlest/ sie würde so lange nicht ge-
standen seyn/ ich wolte auch dir und allen
menschen recht geben/ daß sie ihme nichts
glaubten. Auch glaube ich nicht/ daß je-
mand/ der solch zeugnis von ihm selber sol-
te gehöret haben/ ihm einigerley weise wür-
de glauben gegeben haben. Fürwahr/ wer
sothanige zeugnisse von ihm gehöret hätte/
daß er seine Lehre auff solche gesichter gebau-
et hätte/ der müste gantz närrisch gewesen
seyn/ wenn er ihm gefolgt hätte/ und ich
glaube/ sein anhang würde nicht so groß/
auch nicht so viel umb ihren halß kommen
seyn. Aber mich dünckt dieses so närrisch
zu seyn/ daß es keiner antwort werth ist.
Denn angesehen du so viel wesens davon
machest/ müssen wirs billig was besser un-
tersuchen. So sage denn/ woher weist
du das? Denn aus seinem munde hast du
es nicht gehöret; Hast du es denn in einigen
seiner bücher gelesen? So nenne selbe und
bringe seine eigene worte ohne deine ausle-
gung und beyfügung hervor. Oder hat
dichs selbst geträumet oder gespieckt? So
geb ich allen Menschen zu bedencken; was
vor glauben man dir solle beymessen. Du
wirst aber ohne zweiffel wohl sagen/ Nicl.
Blesdick
habe solches geschrieben; das aber
mag dir auch nichts helffen/ denn er ist so

wohl
A. K. H. Vierter Theil. L l 2

Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium &c.
[Spaltenumbruch] mit er die Muͤnſteriſche laͤnder gleich wieder
moͤchte einnehmen und nach andere leute gut
und blut zu ſtehen/ ſo gebuͤhret dir noth-
wendig/ daß du es erſt beweiſeſt. Denn
eben das gegentheil iſt von ihm gelehret/ ge-
ſucht und gerathen worden; und weil er ſol-
chen allzeit zuwider geweſt/ ſo iſt der haß
derſelben ihm klar darumb begegnet/ wel-
cher auch taͤglich mehr und mehr zugenom-
men/ indem er allein lehrete das Creutz Chri-
ſti auff ſich taͤglich zu nehmen/ und alſo biß
ans ende nachzufolgen/ wie offenbahr iſt.
Sein ruffen/ lehren und vermahnen iſt al-
lezeit wider die geweſen/ die nur ſuchten
und lehrten eine aͤuſſerliche beſitzung/ leben
und herrlichkeit der Menſchen/ aber nicht
daß ein jeglicher das Reich GOTTES
und ſeine gerechtigkeit ſuchen und ihm alles/
was noͤthig iſt/ zugeworffen werden ſolte.
Das irrdiſche war es nicht/ das er ſuchte/
noch die ſeinen zu ſuchen gelehret hat/ ſon-
dern das himmliſche/ daß ſie das moͤchten er-
kriegen/ indem er lehrete mit den ſinnen des
hertzens von allen vergaͤnglichen zeitlichen din-
gen williglich auszugehen/ ſie zuverlaſſen und
zu verſchmaͤhen/ nicht allein aber nur das aͤuſ-
ſerliche/ ſondern auch das innwendige we-
ſen/ die eigne luͤſte und willen des fleiſchli-
chen hertzens und gedancken. Deßwegen iſt
er (weil die ihre hoffnung vergeblich auff ihn
geſetzet/ die ein aͤuſſerlich Reich ſuchten) ge-
haſſet/ verſchmaͤhet und verachtet worden.
NB.„Und da nach der eroberung Muͤnſter ihm
„groſſe ſchaͤtze und reichthuͤmer angeboten
„worden/ und man ihn wolte zu einem Koͤ-
„nige des neuen oder verfallenen Reichs J-
„ſraels ſalben/ hat er denen/ die ſolches
„geſucht/ hart widerſtanden/ ihr begehren
„abgeſchlagen/ ſie beſtrafft und gerathen
„von ſolchem unternehmen abzuſtehen/ und
„alle ſolche reiche und ſchaͤtze verachtet/ und
„geſagt/ daß er ein ander reich ſuche/ wel-
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„eingenommen werde/ ſondern mit tugen-
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„muͤthigkeit und reinigkeit des hertzens. Die-
„ſe zeugniſſe hab ich dem frommen David
„hoͤren geben von denen ſelbſt/ die ſeiner
„parthey geweſen/ welche dennoch die
„wahrheit darumb nicht haben verſchwei-
„gen ſollen.

Dritte be-
ſchuldi-
gung.

Weiter ſagſtu/ daß er dadurch urſach ge-
„nom̃en habe/ eine neue Secte vor ſich anzu-
„fangen/ und ſey mit ſchweren gedancken
„beladen geweſen/ ob er noch moͤchte einen
„weg der einigkeit finden; Item, daß er mit
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„men und hohe ehre bekommen moͤchte; wo-
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gen (ſagt
man im
ſpruͤch-
wort) iſt
ohne laͤp-
„als er nach langem faſten im jahr 1536 im
„monat December einsmahls an ſeiner
„wercktaffel geſtanden/ ſey er in ſeinen ſin-
„nen verruͤcket worden und habe/ nach ſei-
„nen eigenen zeugnis/ kleine kinder geſehen/
[Spaltenumbruch] die vor freuden mit den haͤnden geklappet„gen: Se-
het wie
fein die-
ſer Lug-
ner ſeine
luͤgen kan
ausbu-
tzen/ daß
er weiß
monat
und jahr
zu nen-
nen/ da
ſolches
ſoll ge-
ſchehen
ſeyn.

und getantzet und alle froͤligkeit mit aͤuſſer-“
lichen geberden bezeuget. Darnach ſeyen“
alle Koͤnige und Potentaten der welt kom-“
men/ vor den kindern gekniet/ und all ih-“
ren zierath denſelben uͤbergeben/ ja endlich“
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habe er noch geſehen an der wand etliche“
gantz nackete frauen/ und als er ſie ange-“
ſchauet/ hab er geruffen: O HERR“
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nen taubert/ und habe ſich alſo mit ihnen ver-“
miſchet/ und ſie ſchwanger gemacht.

Nun muß ich dich fragen/ (weil du ſa-
geſt/ daß ſolches nach ſeinem eigenen zeug-
nis alſo geſchehen/ und er dadurch gantz
verdorret und unſinnig auch zum allergroͤ-
ſten Ketzer/ der unter den Chriſten je gefun-
den worden ſey/ item, daß er auch folglich
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reden und ſchreiben unter die menſchen zu
bringen) ob du aus ihm oder vor ihm die-
ſe zeugniſſe gehoͤret habeſt? Wenn haſt du
jemals ihm ſolches/ wie du ſageſt/ hoͤren
vermelden. O du ſtoltzer und unverſchaͤm-
ter luͤgner/ wie darffſt du ſolches ſo unver-
ſchaͤmt vorbringen. Merckeſt du nicht was
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Oder verfaͤrbſt du dich deswegen nicht?
Gewiß/ ſo dieſes Davids lehre auff ſotha-
nige krancke fundamente gebauet waͤre/ wie
du ſie erzehleſt/ ſie wuͤrde ſo lange nicht ge-
ſtanden ſeyn/ ich wolte auch dir und allen
menſchen recht geben/ daß ſie ihme nichts
glaubten. Auch glaube ich nicht/ daß je-
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ſothanige zeugniſſe von ihm gehoͤret haͤtte/
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Denn angeſehen du ſo viel weſens davon
macheſt/ muͤſſen wirs billig was beſſer un-
terſuchen. So ſage denn/ woher weiſt
du das? Denn aus ſeinem munde haſt du
es nicht gehoͤret; Haſt du es denn in einigen
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gung und beyfuͤgung hervor. Oder hat
dichs ſelbſt getraͤumet oder geſpieckt? So
geb ich allen Menſchen zu bedencken; was
vor glauben man dir ſolle beymeſſen. Du
wirſt aber ohne zweiffel wohl ſagen/ Nicl.
Bleſdick
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[267/0563] Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium &c. mit er die Muͤnſteriſche laͤnder gleich wieder moͤchte einnehmen und nach andere leute gut und blut zu ſtehen/ ſo gebuͤhret dir noth- wendig/ daß du es erſt beweiſeſt. Denn eben das gegentheil iſt von ihm gelehret/ ge- ſucht und gerathen worden; und weil er ſol- chen allzeit zuwider geweſt/ ſo iſt der haß derſelben ihm klar darumb begegnet/ wel- cher auch taͤglich mehr und mehr zugenom- men/ indem er allein lehrete das Creutz Chri- ſti auff ſich taͤglich zu nehmen/ und alſo biß ans ende nachzufolgen/ wie offenbahr iſt. Sein ruffen/ lehren und vermahnen iſt al- lezeit wider die geweſen/ die nur ſuchten und lehrten eine aͤuſſerliche beſitzung/ leben und herrlichkeit der Menſchen/ aber nicht daß ein jeglicher das Reich GOTTES und ſeine gerechtigkeit ſuchen und ihm alles/ was noͤthig iſt/ zugeworffen werden ſolte. Das irrdiſche war es nicht/ das er ſuchte/ noch die ſeinen zu ſuchen gelehret hat/ ſon- dern das himmliſche/ daß ſie das moͤchten er- kriegen/ indem er lehrete mit den ſinnen des hertzens von allen vergaͤnglichen zeitlichen din- gen williglich auszugehen/ ſie zuverlaſſen und zu verſchmaͤhen/ nicht allein aber nur das aͤuſ- ſerliche/ ſondern auch das innwendige we- ſen/ die eigne luͤſte und willen des fleiſchli- chen hertzens und gedancken. Deßwegen iſt er (weil die ihre hoffnung vergeblich auff ihn geſetzet/ die ein aͤuſſerlich Reich ſuchten) ge- haſſet/ verſchmaͤhet und verachtet worden. „Und da nach der eroberung Muͤnſter ihm „groſſe ſchaͤtze und reichthuͤmer angeboten „worden/ und man ihn wolte zu einem Koͤ- „nige des neuen oder verfallenen Reichs J- „ſraels ſalben/ hat er denen/ die ſolches „geſucht/ hart widerſtanden/ ihr begehren „abgeſchlagen/ ſie beſtrafft und gerathen „von ſolchem unternehmen abzuſtehen/ und „alle ſolche reiche und ſchaͤtze verachtet/ und „geſagt/ daß er ein ander reich ſuche/ wel- „ches nicht mit morden und brennen/ mit „pulver und buͤchſen/ mit bogen und ſchwerd- „ten/ mit ſpieſſen und beilen oder haͤmmern „eingenommen werde/ ſondern mit tugen- „den/ gerechtigkeit/ warheit und friede/ „mit einfaͤltigkeit/ niedrig geſinntheit/ ſanfft- „muͤthigkeit und reinigkeit des hertzens. Die- „ſe zeugniſſe hab ich dem frommen David „hoͤren geben von denen ſelbſt/ die ſeiner „parthey geweſen/ welche dennoch die „wahrheit darumb nicht haben verſchwei- „gen ſollen. NB. Weiter ſagſtu/ daß er dadurch urſach ge- „nom̃en habe/ eine neue Secte vor ſich anzu- „fangen/ und ſey mit ſchweren gedancken „beladen geweſen/ ob er noch moͤchte einen „weg der einigkeit finden; Item, daß er mit „groſſem verlangen nach offenbahrungen „ſchrie/ durch welche er einen groſſen na- „men und hohe ehre bekommen moͤchte; wo- „durch ihm diß ſolte begegnet ſeyn/ daß/ „als er nach langem faſten im jahr 1536 im „monat December einsmahls an ſeiner „wercktaffel geſtanden/ ſey er in ſeinen ſin- „nen verruͤcket worden und habe/ nach ſei- „nen eigenen zeugnis/ kleine kinder geſehen/ die vor freuden mit den haͤnden geklappet„ und getantzet und alle froͤligkeit mit aͤuſſer-“ lichen geberden bezeuget. Darnach ſeyen“ alle Koͤnige und Potentaten der welt kom-“ men/ vor den kindern gekniet/ und all ih-“ ren zierath denſelben uͤbergeben/ ja endlich“ ſich ſelbſt mit aller ihrer herrlichkeit/ macht“ und guͤtern unterworffen. Zum zweyten/“ habe er noch geſehen an der wand etliche“ gantz nackete frauen/ und als er ſie ange-“ ſchauet/ hab er geruffen: O HERR“ nun kan ich alles rein anſchauen/ denn“ den reinen iſt alles rein. Zum dritten/ hab“ er im Geiſt (wie er abermal ſelbſt meldet)“ geſehen/ daß dieſe nackete frauen veraͤndert“ worden waͤren in tauben/ und er ſelbſt in ei-“ nen taubert/ und habe ſich alſo mit ihnen ver-“ miſchet/ und ſie ſchwanger gemacht. Keine luͤ- gen (ſagt man im ſpruͤch- wort) iſt ohne laͤp- gen: Se- het wie fein die- ſer Lug- ner ſeine luͤgen kan ausbu- tzen/ daß er weiß monat und jahr zu nen- nen/ da ſolches ſoll ge- ſchehen ſeyn. Nun muß ich dich fragen/ (weil du ſa- geſt/ daß ſolches nach ſeinem eigenen zeug- nis alſo geſchehen/ und er dadurch gantz verdorret und unſinnig auch zum allergroͤ- ſten Ketzer/ der unter den Chriſten je gefun- den worden ſey/ item, daß er auch folglich ſeine ungeheure abſcheuliche Lehre darauff ge- gruͤndet und ſich unterſtanden/ ſelbe mit ſuͤſſen/ liſtigen/ verſtellten worten durch reden und ſchreiben unter die menſchen zu bringen) ob du aus ihm oder vor ihm die- ſe zeugniſſe gehoͤret habeſt? Wenn haſt du jemals ihm ſolches/ wie du ſageſt/ hoͤren vermelden. O du ſtoltzer und unverſchaͤm- ter luͤgner/ wie darffſt du ſolches ſo unver- ſchaͤmt vorbringen. Merckeſt du nicht was geſchrieben ſtehet/ daß ein luͤgenhaffter zeu- ge wird umkommen? (Spr. Sal. XXI. 28.) Oder verfaͤrbſt du dich deswegen nicht? Gewiß/ ſo dieſes Davids lehre auff ſotha- nige krancke fundamente gebauet waͤre/ wie du ſie erzehleſt/ ſie wuͤrde ſo lange nicht ge- ſtanden ſeyn/ ich wolte auch dir und allen menſchen recht geben/ daß ſie ihme nichts glaubten. Auch glaube ich nicht/ daß je- mand/ der ſolch zeugnis von ihm ſelber ſol- te gehoͤret haben/ ihm einigerley weiſe wuͤr- de glauben gegeben haben. Fuͤrwahr/ wer ſothanige zeugniſſe von ihm gehoͤret haͤtte/ daß er ſeine Lehre auff ſolche geſichter gebau- et haͤtte/ der muͤſte gantz naͤrriſch geweſen ſeyn/ wenn er ihm gefolgt haͤtte/ und ich glaube/ ſein anhang wuͤrde nicht ſo groß/ auch nicht ſo viel umb ihren halß kommen ſeyn. Aber mich duͤnckt dieſes ſo naͤrriſch zu ſeyn/ daß es keiner antwort werth iſt. Denn angeſehen du ſo viel weſens davon macheſt/ muͤſſen wirs billig was beſſer un- terſuchen. So ſage denn/ woher weiſt du das? Denn aus ſeinem munde haſt du es nicht gehoͤret; Haſt du es denn in einigen ſeiner buͤcher geleſen? So nenne ſelbe und bringe ſeine eigene worte ohne deine ausle- gung und beyfuͤgung hervor. Oder hat dichs ſelbſt getraͤumet oder geſpieckt? So geb ich allen Menſchen zu bedencken; was vor glauben man dir ſolle beymeſſen. Du wirſt aber ohne zweiffel wohl ſagen/ Nicl. Bleſdick habe ſolches geſchrieben; das aber mag dir auch nichts helffen/ denn er iſt ſo wohl A. K. H. Vierter Theil. L l 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/563>, abgerufen am 26.06.2024.