Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Münsterischen Wiedertäuffer.
[Spaltenumbruch] de und worten recht vergleichen und auslegen/ so ist
es uns dißmahl nicht möglich/ denn es würde viel
zu lang seyn zu schreiben/ doch die fürnehmsten stü-
cke wollen wir anweisen; die andern einem jeden an-
befehlen/ daß er selber des schlüssels gebrauche/ aus-
schliesse/ und sie zu handen nehme.

Nun vornehmlich wird die hütte in drey theile
getheilet/ nemlich den vorhoff/ das heilige und das
allerheiligste/ und diese dreyerley sind und werden
auch so bescheidentlich in Christo als dem rechten
wesen verstanden/ gleich als sie figürlich in der hüt-
ten abgemahlet und conterfeyet sind/ als Paulus
sagt; es ist jenen allerdings in bildern wiederfahren/
der leib aber/ oder das rechte wesen/ das ist Christi/
und in demselben wohnet die vollkommene Gott-
heit leibhafftig/ welches auch in wahrem verlauff
in allen theilen der hütten/ und was in der hütten
ist abgebildet/ den menschen Christum durch seinen
unterthänigen gehorsam wieder ins allerherrlich-
ste/ und allerheiligste/ darinnen er von ewigkeit/
ehe denn der welt grund geleget worden/ gewesen
war/ erhöhet und wiederbracht hat.

Hier solstu denn nun mercken/ daß du den ver-
kauf und begriff der hütten/ vom anfang der mensch-
werdung Christi des Sohnes Gottes ansehen/
und mit Christo dem rechte wesen vergleichen muste/
und das ordentlich/ damit du das eine nicht unter
das andere vermengest/ nemlich was in den vor-
hoff gehöret/ daß du das nicht ins heilige/ oder um-
gekehrt trägest; denn ein jedes ding mustu ordent-
lich in seiner rechten stätte ansehen und bleiben las-
sen/ denn so schrecklich als es dem Usia gieng/ daß
er frembd feuer einbrachte/ und auch/ da er die la-
de wolte halten/ also ist es auch gantz gefährlich/
Gottes wort unrecht von einander schneiden/ und
seinen verstand vortragen.

Alsdenn nun Christus d[er] Sohn Gottes mensch
geworden/ eines knechtes gestalt hat angenommen/ im
gleichnis eines sündliche knechts/ uns in allem gleich/
und wiewol er nicht gesündiget hatte/ noch betrug in
seinem munde gefunde worden ist/ so ist er doch die
sünde/ ja der fluch der sünde um unsert willen worde/
und er hat an sich den lauff aller kranckheit und ver-
suchungen des leidens müssen vollbringen/ und also
wiederum in seine herrlichkeit kommen. Solches
gehört alles in den vorhoff/ biß daß er sich gantz hat
aufgeopffert; und also müssen wir ihm folgen/ wie
er das Gesetz und die hütte vollbracht/ daß wir ihm
also gleichförmig und in ihm vollkommen seyn. Der-
halben hoch von nöthen/ daß wir wohl zusehen/ daß
wir rechtschaffen in Christo seyn/ und ihm recht fol-
gen/ acht haben auf unsere tritte/ daß wir nicht
meinen/ wir sind da/ wo wir noch lange nicht hin
sind; denn wie die hütte ein vorbild ist auf Chri-
stum/ daß Christus der wahre tabernackel ist/ in wel-
chem die Gottheit leibhafftig wohnet/ und hat müs-
sen in allem versucht werden/ und von dem gering-
sten zu dem grösten kommen/ damit er also dann
in seine eigene herrlichkeit/ das ist das allerheiligste
wieder kommen möchte; also ist nun Christus ein
vorbild seiner gläubigen/ daß sie in allem müssen
seinen fußstapfen folgen/ und ihm gleichförmig wer-
den/ wollen sie anders seine herrlichkeit besitzen.
Derohalben hat sich nun Christus hoch erfreuet/
und wie ein tapfferer Held und Riese den weg zu
lauffen lust gehabt/ damit er den gläubigen den weg
bahnte/ und denselben einen sichern zugang und
eingang durch sein fleisch und blut bereitete.

Demnach was in der hütten bildlicher weise
verordnet und zugerüstet ist/ das kleine eben so wohl
als das grosse/ das ist allzumahl wahrhafftig und
[Spaltenumbruch] wesentlich in Christo erschienen/ und es ist Christus
selber/ und was in Christo ist/ das ist/ allzumahl ein
vorbild auf den leib Christi/ das ist auf die heilige
gläubige und recht getauffte gemeine Christi/ und
also/ worzu die gläubigen hier im geist zu dem ver-
heissenen durch kämpffen und kommen/ einen rechten
Tabernackel von ihren leichnamen machen/ gleich
als Petrus seinen leichnam einen Tabernackel nen-
net/ das sollen sie hernachmals an jene tage gewiß-
lich und wahrhafftig empfangen. Gal. VI. 1. Cor. V.

Es ist zuvor gesagt/ wie die hütte vornemlich in
drey theil getheilet werde/ nemlich in den vorhoff/
das heilige und das heilige der heiligen. Nun diese
dreyerley haben jegliches ihr eigenthum und zube-
hör/ denn es ist vor allen dreyen einerley vorhang/
welches ist das fleisch Christi. Aber das geschirr in ei-
nem jeglichen ist unterschieden beyde in materien
und der gestalt: Jn dem vorhoff ist ehern geschirr
mit etlichen silbernen/ in dem heiligen ist gold und
silber/ im allerheiligsten ist eitelgold/ und das ist auch
die lade des bundes und der gnadenstuhl &c. wie
man im andern buch Mosis lieset. Doch von dem
geschirr der hütten wollen wir dißmal nicht sagen/
allein wollen wir die drey vornemste stücke in Chri-
sto anweisen/ das andere geben wir einem jeden
selber zu bedencken.

Demnach wie die hütte drey principal-theile hat/
also bezeuget auch Cbristus von sich dreyerley/ und
spricht: Jch bin der weg/ die wahrheit und das le-
ben. Welcher nun verstehen kan/ und diejenige weiß-
heit seiner verborgenheit erlanget hat/ daß er der
hütten verborgenheit begreiffen kan/ der hat leicht-
lich abzunehmen/ daß hiermit der Herr Christus das
wesen der hütten in sich selber angewiesen hat/ und
den rechte weg in das gelobte Land geweiset/ also ist
er es/ ihm müssen alle gläubigen nachwandern/ und
in ihm dasselbe erlangen/ dazu er gekommen ist/ wel-
ches ist hinter dem vorhang/ dahin der vorläuffer
JEsus in ewigkeit ist vorher eingegangen/ nach der
ordnung Melchisedech ein Hoherpriester gewor-
den. Nun wir wollen die hütte nach diesen worten
mit Christo etwas vergleichen/ so wird man diß ver-
nehmen. Demnach das erste in der hütten ist der
vorhoff/ und der vorhoff ist eigentlich anders nichts/
denn in welcher die lust und begierden des fleisches
mit wahrhafftiger busse gecreutziget/ und auf dem
ehernen altar geopffert werden/ und der weg der ge-
bote GOttes gelauffen wird &c. Christus hat den
weg gewandert/ und ist seinem Vater gehorsam ge-
wesen biß in den tod/ ja den tod des creutzes; also
müssen wir auch nun in Christo recht wandern in
dem wege der gerechtigkeit/ welche das erste und
vornemste ist/ ehe dann man die wahrheit Christi in
vollkommener versicherung des hertzens überkom-
men mag; diß ist der weg/ darauf der mensch tritt
durch die Tauffe; der da glaubet/ daß Christus der
lebendige GOTTes Sohn/ und wird darauf in
seinem namen getaufft/ der wird in den vorhoff/ in
den einigen leib Christi eingelassen/ daß er fortan auf
dem ehernen altar seinen leib und gliedmassen auf-
opffere/ halte alle das jenige/ was Christus befohlen
hat. Derowegen befiehlt auch Christus seinen post-
botten/ die er in die gantze welt gesandt hat/ und
spricht: Gehet hin und lehret alle völcker/ das ist/
unterrichtet sie von allem ihrem unwesen zu mir/
darnach/ die sich lehren lassen/ die tauffet in dem na-
men Gottes &c. das ist/ daß sie abgewaschen von
der unreinigkeit dieser welt/ eingelassen werden in
den leib Christi/ und aufgerichtet auf den weg der
gerechtigkeit; darum folget/ und lehret sie halten
alles/ das ich euch befohlen habe.

Also

Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnſteriſchen Wiedertaͤuffer.
[Spaltenumbruch] de und worten recht vergleichen und auslegen/ ſo iſt
es uns dißmahl nicht moͤglich/ denn es wuͤrde viel
zu lang ſeyn zu ſchreiben/ doch die fuͤrnehmſten ſtuͤ-
cke wollen wir anweiſen; die andern einem jeden an-
befehlen/ daß er ſelber des ſchluͤſſels gebrauche/ auſ-
ſchlieſſe/ und ſie zu handen nehme.

Nun vornehmlich wird die huͤtte in drey theile
getheilet/ nemlich den vorhoff/ das heilige und das
allerheiligſte/ und dieſe dreyerley ſind und werden
auch ſo beſcheidentlich in Chriſto als dem rechten
weſen verſtanden/ gleich als ſie figuͤrlich in der huͤt-
ten abgemahlet und conterfeyet ſind/ als Paulus
ſagt; es iſt jenen allerdings in bildern wiederfahren/
der leib aber/ oder das rechte weſen/ das iſt Chriſti/
und in demſelben wohnet die vollkommene Gott-
heit leibhafftig/ welches auch in wahrem verlauff
in allen theilen der huͤtten/ und was in der huͤtten
iſt abgebildet/ den menſchen Chriſtum durch ſeinen
unterthaͤnigen gehorſam wieder ins allerherrlich-
ſte/ und allerheiligſte/ darinnen er von ewigkeit/
ehe denn der welt grund geleget worden/ geweſen
war/ erhoͤhet und wiederbracht hat.

Hier ſolſtu denn nun mercken/ daß du den ver-
kauf und begriff der huͤtten/ vom anfang der menſch-
werdung Chriſti des Sohnes Gottes anſehen/
und mit Chriſto dem rechtē weſen vergleichen muſte/
und das ordentlich/ damit du das eine nicht unter
das andere vermengeſt/ nemlich was in den vor-
hoff gehoͤret/ daß du das nicht ins heilige/ oder um-
gekehrt traͤgeſt; denn ein jedes ding muſtu ordent-
lich in ſeiner rechten ſtaͤtte anſehen und bleiben laſ-
ſen/ denn ſo ſchrecklich als es dem Uſia gieng/ daß
er frembd feuer einbrachte/ und auch/ da er die la-
de wolte halten/ alſo iſt es auch gantz gefaͤhrlich/
Gottes wort unrecht von einander ſchneiden/ und
ſeinen verſtand vortragen.

Alsdenn nun Chriſtus d[er] Sohn Gottes menſch
geworden/ eines knechtes geſtalt hat angenom̃en/ im
gleichnis eines ſuͤndlichē knechts/ uns in allem gleich/
und wiewol er nicht geſuͤndiget hatte/ noch betrug in
ſeinem munde gefundē worden iſt/ ſo iſt er doch die
ſuͤnde/ ja der fluch der ſuͤndē um unſert willen wordē/
und er hat an ſich den lauff aller kranckheit und ver-
ſuchungen des leidens muͤſſen vollbringen/ und alſo
wiederum in ſeine herrlichkeit kommen. Solches
gehoͤrt alles in den vorhoff/ biß daß er ſich gantz hat
aufgeopffert; und alſo muͤſſen wir ihm folgen/ wie
er das Geſetz und die huͤtte vollbracht/ daß wir ihm
alſo gleichfoͤrmig und in ihm vollkom̃en ſeyn. Der-
halben hoch von noͤthen/ daß wir wohl zuſehen/ daß
wir rechtſchaffen in Chriſto ſeyn/ und ihm recht fol-
gen/ acht haben auf unſere tritte/ daß wir nicht
meinen/ wir ſind da/ wo wir noch lange nicht hin
ſind; denn wie die huͤtte ein vorbild iſt auf Chri-
ſtum/ daß Chriſtus der wahre tabernackel iſt/ in wel-
chem die Gottheit leibhafftig wohnet/ und hat muͤſ-
ſen in allem verſucht werden/ und von dem gering-
ſten zu dem groͤſten kommen/ damit er alſo dann
in ſeine eigene herrlichkeit/ das iſt das allerheiligſte
wieder kommen moͤchte; alſo iſt nun Chriſtus ein
vorbild ſeiner glaͤubigen/ daß ſie in allem muͤſſen
ſeinen fußſtapfen folgen/ und ihm gleichfoͤrmig wer-
den/ wollen ſie anders ſeine herrlichkeit beſitzen.
Derohalben hat ſich nun Chriſtus hoch erfreuet/
und wie ein tapfferer Held und Rieſe den weg zu
lauffen luſt gehabt/ damit er den glaͤubigen den weg
bahnte/ und denſelben einen ſichern zugang und
eingang durch ſein fleiſch und blut bereitete.

Demnach was in der huͤtten bildlicher weiſe
verordnet und zugeruͤſtet iſt/ das kleine eben ſo wohl
als das groſſe/ das iſt allzumahl wahrhafftig und
[Spaltenumbruch] weſentlich in Chriſto erſchienen/ und es iſt Chriſtus
ſelber/ und was in Chriſto iſt/ das iſt/ allzumahl ein
vorbild auf den leib Chriſti/ das iſt auf die heilige
glaͤubige und recht getauffte gemeine Chriſti/ und
alſo/ worzu die glaͤubigen hier im geiſt zu dem ver-
heiſſenen durch kaͤmpffen und kommen/ einen rechten
Tabernackel von ihren leichnamen machen/ gleich
als Petrus ſeinen leichnam einen Tabernackel nen-
net/ das ſollen ſie hernachmals an jenē tage gewiß-
lich und wahrhafftig empfangen. Gal. VI. 1. Cor. V.

Es iſt zuvor geſagt/ wie die huͤtte vornemlich in
drey theil getheilet werde/ nemlich in den vorhoff/
das heilige und das heilige der heiligen. Nun dieſe
dreyerley haben jegliches ihr eigenthum und zube-
hoͤr/ denn es iſt vor allen dreyen einerley vorhang/
welches iſt das fleiſch Chriſti. Aber das geſchirr in ei-
nem jeglichen iſt unterſchieden beyde in materien
und der geſtalt: Jn dem vorhoff iſt ehern geſchirr
mit etlichen ſilbernen/ in dem heiligen iſt gold und
ſilber/ im allerheiligſten iſt eitelgold/ und das iſt auch
die lade des bundes und der gnadenſtuhl &c. wie
man im andern buch Moſis lieſet. Doch von dem
geſchirr der huͤtten wollen wir dißmal nicht ſagen/
allein wollen wir die drey vornemſte ſtuͤcke in Chri-
ſto anweiſen/ das andere geben wir einem jeden
ſelber zu bedencken.

Demnach wie die huͤtte drey principal-theile hat/
alſo bezeuget auch Cbriſtus von ſich dreyerley/ und
ſpricht: Jch bin der weg/ die wahrheit und das le-
ben. Welcher nun verſtehen kan/ und diejenige weiß-
heit ſeiner verborgenheit erlanget hat/ daß er der
huͤtten verborgenheit begreiffen kan/ der hat leicht-
lich abzunehmen/ daß hiermit der Herr Chriſtus das
weſen der huͤtten in ſich ſelber angewieſen hat/ und
den rechtē weg in das gelobte Land geweiſet/ alſo iſt
er es/ ihm muͤſſen alle glaͤubigen nachwandern/ und
in ihm daſſelbe erlangen/ dazu er gekommen iſt/ wel-
ches iſt hinter dem vorhang/ dahin der vorlaͤuffer
JEſus in ewigkeit iſt vorher eingegangen/ nach der
ordnung Melchiſedech ein Hoherprieſter gewor-
den. Nun wir wollen die huͤtte nach dieſen worten
mit Chriſto etwas vergleichen/ ſo wird man diß ver-
nehmen. Demnach das erſte in der huͤtten iſt der
vorhoff/ und der vorhoff iſt eigentlich anders nichts/
denn in welcher die luſt und begierden des fleiſches
mit wahrhafftiger buſſe gecreutziget/ und auf dem
ehernen altar geopffert werden/ und der weg der ge-
bote GOttes gelauffen wird &c. Chriſtus hat den
weg gewandert/ und iſt ſeinem Vater gehorſam ge-
weſen biß in den tod/ ja den tod des creutzes; alſo
muͤſſen wir auch nun in Chriſto recht wandern in
dem wege der gerechtigkeit/ welche das erſte und
vornemſte iſt/ ehe dann man die wahrheit Chriſti in
vollkommener verſicherung des hertzens uͤberkom-
men mag; diß iſt der weg/ darauf der menſch tritt
durch die Tauffe; der da glaubet/ daß Chriſtus der
lebendige GOTTes Sohn/ und wird darauf in
ſeinem namen getaufft/ der wird in den vorhoff/ in
den einigen leib Chriſti eingelaſſen/ daß er fortan auf
dem ehernen altar ſeinen leib und gliedmaſſen auf-
opffere/ halte alle das jenige/ was Chriſtus befohlen
hat. Derowegen befiehlt auch Chriſtus ſeinen poſt-
botten/ die er in die gantze welt geſandt hat/ und
ſpricht: Gehet hin und lehret alle voͤlcker/ das iſt/
unterrichtet ſie von allem ihrem unweſen zu mir/
darnach/ die ſich lehren laſſen/ die tauffet in dem na-
men Gottes &c. das iſt/ daß ſie abgewaſchen von
der unreinigkeit dieſer welt/ eingelaſſen werden in
den leib Chriſti/ und aufgerichtet auf den weg der
gerechtigkeit; darum folget/ und lehret ſie halten
alles/ das ich euch befohlen habe.

Alſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0504" n="208"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXVII.</hi> Schrifft der Mu&#x0364;n&#x017F;teri&#x017F;chen Wiederta&#x0364;uffer.</fw><lb/><cb/>
de und worten recht vergleichen und auslegen/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
es uns dißmahl nicht mo&#x0364;glich/ denn es wu&#x0364;rde viel<lb/>
zu lang &#x017F;eyn zu &#x017F;chreiben/ doch die fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten &#x017F;tu&#x0364;-<lb/>
cke wollen wir anwei&#x017F;en; die andern einem jeden an-<lb/>
befehlen/ daß er &#x017F;elber des &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;els gebrauche/ au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;ie zu handen nehme.</p><lb/>
              <p>Nun vornehmlich wird die hu&#x0364;tte in drey theile<lb/>
getheilet/ nemlich den vorhoff/ das heilige und das<lb/>
allerheilig&#x017F;te/ und die&#x017F;e dreyerley &#x017F;ind und werden<lb/>
auch &#x017F;o be&#x017F;cheidentlich in Chri&#x017F;to als dem rechten<lb/>
we&#x017F;en ver&#x017F;tanden/ gleich als &#x017F;ie figu&#x0364;rlich in der hu&#x0364;t-<lb/>
ten abgemahlet und <hi rendition="#aq">conter</hi>feyet &#x017F;ind/ als Paulus<lb/>
&#x017F;agt; es i&#x017F;t jenen allerdings in bildern wiederfahren/<lb/>
der leib aber/ oder das rechte we&#x017F;en/ das i&#x017F;t Chri&#x017F;ti/<lb/>
und in dem&#x017F;elben wohnet die vollkommene Gott-<lb/>
heit leibhafftig/ welches auch in wahrem verlauff<lb/>
in allen theilen der hu&#x0364;tten/ und was in der hu&#x0364;tten<lb/>
i&#x017F;t abgebildet/ den men&#x017F;chen Chri&#x017F;tum durch &#x017F;einen<lb/>
untertha&#x0364;nigen gehor&#x017F;am wieder ins allerherrlich-<lb/>
&#x017F;te/ und allerheilig&#x017F;te/ darinnen er von ewigkeit/<lb/>
ehe denn der welt grund geleget worden/ gewe&#x017F;en<lb/>
war/ erho&#x0364;het und wiederbracht hat.</p><lb/>
              <p>Hier &#x017F;ol&#x017F;tu denn nun mercken/ daß du den ver-<lb/>
kauf und begriff der hu&#x0364;tten/ vom anfang der men&#x017F;ch-<lb/>
werdung Chri&#x017F;ti des Sohnes Gottes an&#x017F;ehen/<lb/>
und mit Chri&#x017F;to dem recht&#x0113; we&#x017F;en vergleichen mu&#x017F;te/<lb/>
und das ordentlich/ damit du das eine nicht unter<lb/>
das andere vermenge&#x017F;t/ nemlich was in den vor-<lb/>
hoff geho&#x0364;ret/ daß du das nicht ins heilige/ oder um-<lb/>
gekehrt tra&#x0364;ge&#x017F;t; denn ein jedes ding mu&#x017F;tu ordent-<lb/>
lich in &#x017F;einer rechten &#x017F;ta&#x0364;tte an&#x017F;ehen und bleiben la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ denn &#x017F;o &#x017F;chrecklich als es dem U&#x017F;ia gieng/ daß<lb/>
er frembd feuer einbrachte/ und auch/ da er die la-<lb/>
de wolte halten/ al&#x017F;o i&#x017F;t es auch gantz gefa&#x0364;hrlich/<lb/>
Gottes wort unrecht von einander &#x017F;chneiden/ und<lb/>
&#x017F;einen ver&#x017F;tand vortragen.</p><lb/>
              <p>Alsdenn nun Chri&#x017F;tus d<supplied>er</supplied> Sohn Gottes men&#x017F;ch<lb/>
geworden/ eines knechtes ge&#x017F;talt hat angenom&#x0303;en/ im<lb/>
gleichnis eines &#x017F;u&#x0364;ndlich&#x0113; knechts/ uns in allem gleich/<lb/>
und wiewol er nicht ge&#x017F;u&#x0364;ndiget hatte/ noch betrug in<lb/>
&#x017F;einem munde gefund&#x0113; worden i&#x017F;t/ &#x017F;o i&#x017F;t er doch die<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nde/ ja der fluch der &#x017F;u&#x0364;nd&#x0113; um un&#x017F;ert willen word&#x0113;/<lb/>
und er hat an &#x017F;ich den lauff aller kranckheit und ver-<lb/>
&#x017F;uchungen des leidens mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en vollbringen/ und al&#x017F;o<lb/>
wiederum in &#x017F;eine herrlichkeit kommen. Solches<lb/>
geho&#x0364;rt alles in den vorhoff/ biß daß er &#x017F;ich gantz hat<lb/>
aufgeopffert; und al&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir ihm folgen/ wie<lb/>
er das Ge&#x017F;etz und die hu&#x0364;tte vollbracht/ daß wir ihm<lb/>
al&#x017F;o gleichfo&#x0364;rmig und in ihm vollkom&#x0303;en &#x017F;eyn. Der-<lb/>
halben hoch von no&#x0364;then/ daß wir wohl zu&#x017F;ehen/ daß<lb/>
wir recht&#x017F;chaffen in Chri&#x017F;to &#x017F;eyn/ und ihm recht fol-<lb/>
gen/ acht haben auf un&#x017F;ere tritte/ daß wir nicht<lb/>
meinen/ wir &#x017F;ind da/ wo wir noch lange nicht hin<lb/>
&#x017F;ind; denn wie die hu&#x0364;tte ein vorbild i&#x017F;t auf Chri-<lb/>
&#x017F;tum/ daß Chri&#x017F;tus der wahre tabernackel i&#x017F;t/ in wel-<lb/>
chem die Gottheit leibhafftig wohnet/ und hat mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en in allem ver&#x017F;ucht werden/ und von dem gering-<lb/>
&#x017F;ten zu dem gro&#x0364;&#x017F;ten kommen/ damit er al&#x017F;o dann<lb/>
in &#x017F;eine eigene herrlichkeit/ das i&#x017F;t das allerheilig&#x017F;te<lb/>
wieder kommen mo&#x0364;chte; al&#x017F;o i&#x017F;t nun Chri&#x017F;tus ein<lb/>
vorbild &#x017F;einer gla&#x0364;ubigen/ daß &#x017F;ie in allem mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;einen fuß&#x017F;tapfen folgen/ und ihm gleichfo&#x0364;rmig wer-<lb/>
den/ wollen &#x017F;ie anders &#x017F;eine herrlichkeit be&#x017F;itzen.<lb/>
Derohalben hat &#x017F;ich nun Chri&#x017F;tus hoch erfreuet/<lb/>
und wie ein tapfferer Held und Rie&#x017F;e den weg zu<lb/>
lauffen lu&#x017F;t gehabt/ damit er den gla&#x0364;ubigen den weg<lb/>
bahnte/ und den&#x017F;elben einen &#x017F;ichern zugang und<lb/>
eingang durch &#x017F;ein flei&#x017F;ch und blut bereitete.</p><lb/>
              <p>Demnach was in der hu&#x0364;tten bildlicher wei&#x017F;e<lb/>
verordnet und zugeru&#x0364;&#x017F;tet i&#x017F;t/ das kleine eben &#x017F;o wohl<lb/>
als das gro&#x017F;&#x017F;e/ das i&#x017F;t allzumahl wahrhafftig und<lb/><cb/>
we&#x017F;entlich in Chri&#x017F;to er&#x017F;chienen/ und es i&#x017F;t Chri&#x017F;tus<lb/>
&#x017F;elber/ und was in Chri&#x017F;to i&#x017F;t/ das i&#x017F;t/ allzumahl ein<lb/>
vorbild auf den leib Chri&#x017F;ti/ das i&#x017F;t auf die heilige<lb/>
gla&#x0364;ubige und recht getauffte gemeine Chri&#x017F;ti/ und<lb/>
al&#x017F;o/ worzu die gla&#x0364;ubigen hier im gei&#x017F;t zu dem ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;enen durch ka&#x0364;mpffen und kommen/ einen rechten<lb/>
Tabernackel von ihren leichnamen machen/ gleich<lb/>
als Petrus &#x017F;einen leichnam einen Tabernackel nen-<lb/>
net/ das &#x017F;ollen &#x017F;ie hernachmals an jen&#x0113; tage gewiß-<lb/>
lich und wahrhafftig empfangen. <hi rendition="#aq">Gal. VI. 1. Cor. V.</hi></p><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t zuvor ge&#x017F;agt/ wie die hu&#x0364;tte vornemlich in<lb/>
drey theil getheilet werde/ nemlich in den vorhoff/<lb/>
das heilige und das heilige der heiligen. Nun die&#x017F;e<lb/>
dreyerley haben jegliches ihr eigenthum und zube-<lb/>
ho&#x0364;r/ denn es i&#x017F;t vor allen dreyen einerley vorhang/<lb/>
welches i&#x017F;t das flei&#x017F;ch Chri&#x017F;ti. Aber das ge&#x017F;chirr in ei-<lb/>
nem jeglichen i&#x017F;t unter&#x017F;chieden beyde in <hi rendition="#aq">materi</hi>en<lb/>
und der ge&#x017F;talt: Jn dem vorhoff i&#x017F;t ehern ge&#x017F;chirr<lb/>
mit etlichen &#x017F;ilbernen/ in dem heiligen i&#x017F;t gold und<lb/>
&#x017F;ilber/ im allerheilig&#x017F;ten i&#x017F;t eitelgold/ und das i&#x017F;t auch<lb/>
die lade des bundes und der gnaden&#x017F;tuhl <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> wie<lb/>
man im andern buch Mo&#x017F;is lie&#x017F;et. Doch von dem<lb/>
ge&#x017F;chirr der hu&#x0364;tten wollen wir dißmal nicht &#x017F;agen/<lb/>
allein wollen wir die drey vornem&#x017F;te &#x017F;tu&#x0364;cke in Chri-<lb/>
&#x017F;to anwei&#x017F;en/ das andere geben wir einem jeden<lb/>
&#x017F;elber zu bedencken.</p><lb/>
              <p>Demnach wie die hu&#x0364;tte drey <hi rendition="#aq">principal-</hi>theile hat/<lb/>
al&#x017F;o bezeuget auch Cbri&#x017F;tus von &#x017F;ich dreyerley/ und<lb/>
&#x017F;pricht: Jch bin der weg/ die wahrheit und das le-<lb/>
ben. Welcher nun ver&#x017F;tehen kan/ und diejenige weiß-<lb/>
heit &#x017F;einer verborgenheit erlanget hat/ daß er der<lb/>
hu&#x0364;tten verborgenheit begreiffen kan/ der hat leicht-<lb/>
lich abzunehmen/ daß hiermit der Herr Chri&#x017F;tus das<lb/>
we&#x017F;en der hu&#x0364;tten in &#x017F;ich &#x017F;elber angewie&#x017F;en hat/ und<lb/>
den recht&#x0113; weg in das gelobte Land gewei&#x017F;et/ al&#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
er es/ ihm mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle gla&#x0364;ubigen nachwandern/ und<lb/>
in ihm da&#x017F;&#x017F;elbe erlangen/ dazu er gekommen i&#x017F;t/ wel-<lb/>
ches i&#x017F;t hinter dem vorhang/ dahin der vorla&#x0364;uffer<lb/>
JE&#x017F;us in ewigkeit i&#x017F;t vorher eingegangen/ nach der<lb/>
ordnung Melchi&#x017F;edech ein Hoherprie&#x017F;ter gewor-<lb/>
den. Nun wir wollen die hu&#x0364;tte nach die&#x017F;en worten<lb/>
mit Chri&#x017F;to etwas vergleichen/ &#x017F;o wird man diß ver-<lb/>
nehmen. Demnach das er&#x017F;te in der hu&#x0364;tten i&#x017F;t der<lb/>
vorhoff/ und der vorhoff i&#x017F;t eigentlich anders nichts/<lb/>
denn in welcher die lu&#x017F;t und begierden des flei&#x017F;ches<lb/>
mit wahrhafftiger bu&#x017F;&#x017F;e gecreutziget/ und auf dem<lb/>
ehernen altar geopffert werden/ und der weg der ge-<lb/>
bote GOttes gelauffen wird <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> Chri&#x017F;tus hat den<lb/>
weg gewandert/ und i&#x017F;t &#x017F;einem Vater gehor&#x017F;am ge-<lb/>
we&#x017F;en biß in den tod/ ja den tod des creutzes; al&#x017F;o<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir auch nun in Chri&#x017F;to recht wandern in<lb/>
dem wege der gerechtigkeit/ welche das er&#x017F;te und<lb/>
vornem&#x017F;te i&#x017F;t/ ehe dann man die wahrheit Chri&#x017F;ti in<lb/>
vollkommener ver&#x017F;icherung des hertzens u&#x0364;berkom-<lb/>
men mag; diß i&#x017F;t der weg/ darauf der men&#x017F;ch tritt<lb/>
durch die Tauffe; der da glaubet/ daß Chri&#x017F;tus der<lb/>
lebendige GOTTes Sohn/ und wird darauf in<lb/>
&#x017F;einem namen getaufft/ der wird in den vorhoff/ in<lb/>
den einigen leib Chri&#x017F;ti eingela&#x017F;&#x017F;en/ daß er fortan auf<lb/>
dem ehernen altar &#x017F;einen leib und gliedma&#x017F;&#x017F;en auf-<lb/>
opffere/ halte alle das jenige/ was Chri&#x017F;tus befohlen<lb/>
hat. Derowegen befiehlt auch Chri&#x017F;tus &#x017F;einen po&#x017F;t-<lb/>
botten/ die er in die gantze welt ge&#x017F;andt hat/ und<lb/>
&#x017F;pricht: Gehet hin und lehret alle vo&#x0364;lcker/ das i&#x017F;t/<lb/>
unterrichtet &#x017F;ie von allem ihrem unwe&#x017F;en zu mir/<lb/>
darnach/ die &#x017F;ich lehren la&#x017F;&#x017F;en/ die tauffet in dem na-<lb/>
men Gottes <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> das i&#x017F;t/ daß &#x017F;ie abgewa&#x017F;chen von<lb/>
der unreinigkeit die&#x017F;er welt/ eingela&#x017F;&#x017F;en werden in<lb/>
den leib Chri&#x017F;ti/ und aufgerichtet auf den weg der<lb/>
gerechtigkeit; darum folget/ und lehret &#x017F;ie halten<lb/>
alles/ das ich euch befohlen habe.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Al&#x017F;o</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0504] Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnſteriſchen Wiedertaͤuffer. de und worten recht vergleichen und auslegen/ ſo iſt es uns dißmahl nicht moͤglich/ denn es wuͤrde viel zu lang ſeyn zu ſchreiben/ doch die fuͤrnehmſten ſtuͤ- cke wollen wir anweiſen; die andern einem jeden an- befehlen/ daß er ſelber des ſchluͤſſels gebrauche/ auſ- ſchlieſſe/ und ſie zu handen nehme. Nun vornehmlich wird die huͤtte in drey theile getheilet/ nemlich den vorhoff/ das heilige und das allerheiligſte/ und dieſe dreyerley ſind und werden auch ſo beſcheidentlich in Chriſto als dem rechten weſen verſtanden/ gleich als ſie figuͤrlich in der huͤt- ten abgemahlet und conterfeyet ſind/ als Paulus ſagt; es iſt jenen allerdings in bildern wiederfahren/ der leib aber/ oder das rechte weſen/ das iſt Chriſti/ und in demſelben wohnet die vollkommene Gott- heit leibhafftig/ welches auch in wahrem verlauff in allen theilen der huͤtten/ und was in der huͤtten iſt abgebildet/ den menſchen Chriſtum durch ſeinen unterthaͤnigen gehorſam wieder ins allerherrlich- ſte/ und allerheiligſte/ darinnen er von ewigkeit/ ehe denn der welt grund geleget worden/ geweſen war/ erhoͤhet und wiederbracht hat. Hier ſolſtu denn nun mercken/ daß du den ver- kauf und begriff der huͤtten/ vom anfang der menſch- werdung Chriſti des Sohnes Gottes anſehen/ und mit Chriſto dem rechtē weſen vergleichen muſte/ und das ordentlich/ damit du das eine nicht unter das andere vermengeſt/ nemlich was in den vor- hoff gehoͤret/ daß du das nicht ins heilige/ oder um- gekehrt traͤgeſt; denn ein jedes ding muſtu ordent- lich in ſeiner rechten ſtaͤtte anſehen und bleiben laſ- ſen/ denn ſo ſchrecklich als es dem Uſia gieng/ daß er frembd feuer einbrachte/ und auch/ da er die la- de wolte halten/ alſo iſt es auch gantz gefaͤhrlich/ Gottes wort unrecht von einander ſchneiden/ und ſeinen verſtand vortragen. Alsdenn nun Chriſtus der Sohn Gottes menſch geworden/ eines knechtes geſtalt hat angenom̃en/ im gleichnis eines ſuͤndlichē knechts/ uns in allem gleich/ und wiewol er nicht geſuͤndiget hatte/ noch betrug in ſeinem munde gefundē worden iſt/ ſo iſt er doch die ſuͤnde/ ja der fluch der ſuͤndē um unſert willen wordē/ und er hat an ſich den lauff aller kranckheit und ver- ſuchungen des leidens muͤſſen vollbringen/ und alſo wiederum in ſeine herrlichkeit kommen. Solches gehoͤrt alles in den vorhoff/ biß daß er ſich gantz hat aufgeopffert; und alſo muͤſſen wir ihm folgen/ wie er das Geſetz und die huͤtte vollbracht/ daß wir ihm alſo gleichfoͤrmig und in ihm vollkom̃en ſeyn. Der- halben hoch von noͤthen/ daß wir wohl zuſehen/ daß wir rechtſchaffen in Chriſto ſeyn/ und ihm recht fol- gen/ acht haben auf unſere tritte/ daß wir nicht meinen/ wir ſind da/ wo wir noch lange nicht hin ſind; denn wie die huͤtte ein vorbild iſt auf Chri- ſtum/ daß Chriſtus der wahre tabernackel iſt/ in wel- chem die Gottheit leibhafftig wohnet/ und hat muͤſ- ſen in allem verſucht werden/ und von dem gering- ſten zu dem groͤſten kommen/ damit er alſo dann in ſeine eigene herrlichkeit/ das iſt das allerheiligſte wieder kommen moͤchte; alſo iſt nun Chriſtus ein vorbild ſeiner glaͤubigen/ daß ſie in allem muͤſſen ſeinen fußſtapfen folgen/ und ihm gleichfoͤrmig wer- den/ wollen ſie anders ſeine herrlichkeit beſitzen. Derohalben hat ſich nun Chriſtus hoch erfreuet/ und wie ein tapfferer Held und Rieſe den weg zu lauffen luſt gehabt/ damit er den glaͤubigen den weg bahnte/ und denſelben einen ſichern zugang und eingang durch ſein fleiſch und blut bereitete. Demnach was in der huͤtten bildlicher weiſe verordnet und zugeruͤſtet iſt/ das kleine eben ſo wohl als das groſſe/ das iſt allzumahl wahrhafftig und weſentlich in Chriſto erſchienen/ und es iſt Chriſtus ſelber/ und was in Chriſto iſt/ das iſt/ allzumahl ein vorbild auf den leib Chriſti/ das iſt auf die heilige glaͤubige und recht getauffte gemeine Chriſti/ und alſo/ worzu die glaͤubigen hier im geiſt zu dem ver- heiſſenen durch kaͤmpffen und kommen/ einen rechten Tabernackel von ihren leichnamen machen/ gleich als Petrus ſeinen leichnam einen Tabernackel nen- net/ das ſollen ſie hernachmals an jenē tage gewiß- lich und wahrhafftig empfangen. Gal. VI. 1. Cor. V. Es iſt zuvor geſagt/ wie die huͤtte vornemlich in drey theil getheilet werde/ nemlich in den vorhoff/ das heilige und das heilige der heiligen. Nun dieſe dreyerley haben jegliches ihr eigenthum und zube- hoͤr/ denn es iſt vor allen dreyen einerley vorhang/ welches iſt das fleiſch Chriſti. Aber das geſchirr in ei- nem jeglichen iſt unterſchieden beyde in materien und der geſtalt: Jn dem vorhoff iſt ehern geſchirr mit etlichen ſilbernen/ in dem heiligen iſt gold und ſilber/ im allerheiligſten iſt eitelgold/ und das iſt auch die lade des bundes und der gnadenſtuhl &c. wie man im andern buch Moſis lieſet. Doch von dem geſchirr der huͤtten wollen wir dißmal nicht ſagen/ allein wollen wir die drey vornemſte ſtuͤcke in Chri- ſto anweiſen/ das andere geben wir einem jeden ſelber zu bedencken. Demnach wie die huͤtte drey principal-theile hat/ alſo bezeuget auch Cbriſtus von ſich dreyerley/ und ſpricht: Jch bin der weg/ die wahrheit und das le- ben. Welcher nun verſtehen kan/ und diejenige weiß- heit ſeiner verborgenheit erlanget hat/ daß er der huͤtten verborgenheit begreiffen kan/ der hat leicht- lich abzunehmen/ daß hiermit der Herr Chriſtus das weſen der huͤtten in ſich ſelber angewieſen hat/ und den rechtē weg in das gelobte Land geweiſet/ alſo iſt er es/ ihm muͤſſen alle glaͤubigen nachwandern/ und in ihm daſſelbe erlangen/ dazu er gekommen iſt/ wel- ches iſt hinter dem vorhang/ dahin der vorlaͤuffer JEſus in ewigkeit iſt vorher eingegangen/ nach der ordnung Melchiſedech ein Hoherprieſter gewor- den. Nun wir wollen die huͤtte nach dieſen worten mit Chriſto etwas vergleichen/ ſo wird man diß ver- nehmen. Demnach das erſte in der huͤtten iſt der vorhoff/ und der vorhoff iſt eigentlich anders nichts/ denn in welcher die luſt und begierden des fleiſches mit wahrhafftiger buſſe gecreutziget/ und auf dem ehernen altar geopffert werden/ und der weg der ge- bote GOttes gelauffen wird &c. Chriſtus hat den weg gewandert/ und iſt ſeinem Vater gehorſam ge- weſen biß in den tod/ ja den tod des creutzes; alſo muͤſſen wir auch nun in Chriſto recht wandern in dem wege der gerechtigkeit/ welche das erſte und vornemſte iſt/ ehe dann man die wahrheit Chriſti in vollkommener verſicherung des hertzens uͤberkom- men mag; diß iſt der weg/ darauf der menſch tritt durch die Tauffe; der da glaubet/ daß Chriſtus der lebendige GOTTes Sohn/ und wird darauf in ſeinem namen getaufft/ der wird in den vorhoff/ in den einigen leib Chriſti eingelaſſen/ daß er fortan auf dem ehernen altar ſeinen leib und gliedmaſſen auf- opffere/ halte alle das jenige/ was Chriſtus befohlen hat. Derowegen befiehlt auch Chriſtus ſeinen poſt- botten/ die er in die gantze welt geſandt hat/ und ſpricht: Gehet hin und lehret alle voͤlcker/ das iſt/ unterrichtet ſie von allem ihrem unweſen zu mir/ darnach/ die ſich lehren laſſen/ die tauffet in dem na- men Gottes &c. das iſt/ daß ſie abgewaſchen von der unreinigkeit dieſer welt/ eingelaſſen werden in den leib Chriſti/ und aufgerichtet auf den weg der gerechtigkeit; darum folget/ und lehret ſie halten alles/ das ich euch befohlen habe. Alſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/504
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/504>, abgerufen am 13.05.2024.