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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Münst. Wiedertäuffer.
[Spaltenumbruch]

Also daß Christus spricht/ ich bin der weg/
das reimet sich recht auf den vorhof/ welcher erst
muß durchwandert werden/ ehe dann man zu den
heiligen/ das ist/ zu der rechten warheit kommen
mag/ und das seynd auch die buchstaben oder
ersten elementa der Christlichen lehre/ nemlich
das fundament der gebotte von den todten
wercken/ und hieher gehöret alles/ was von
dem weg der gerechtigkeit in der schrifft geschrie-
ben stehet/ und es mag niemand in das heilige
eingehen/ ehe dann er den weg vollendet hat/
daß auch seine füsse rein gewaschen seyn/ dann
das fuß-bad stehet vor dem heiligen/ wer da-
durch ist/ den läst GOtt in das heilige/ zu der
rechten warheit kommen/ daß er lust und
schmack findet in der warheit/ kommt bey den
tisch der schaubrod/ gehet auß und ein/ findet
weyde vor seine seele/ und hat allezeit gegen sei-
ne feinde einen frölichen tisch bereit etc. Diß
ist nun von dem ersten theil/ daß Christus
spricht: Jch bin der weg mit dem ersten theil
der hütten/ als mit dem vorhofe vergleichet;
gnug gesagt/ folget das andere.

Das andere theil der hütten ist das heilige/
davon spricht Christus: Jch bin die warheit/
in dem heiligen ist gewisser schmack/ warhaffti-
ge erfindung der dinge/ darnach man in dem
vorhofe gearbeitet/ da ist der leuchter mit den
sieben lichtern/ und ist da kein zweiffel mehr/
dann man ist sicher von hertzen der warheit
GOttes/ die in Christo ist.

Der vorhof/ welcher auch durch die wü-
steney und weg verstanden wird/ davon spricht
der Prophet Jeremias/ daß es ein dürrer
ort/ ein sehr düster land ist/ ein bild des to-
des/ ja ein land/ dadurch niemand wandert/
und kein mensch daselbst wohnet/ und das ist
gewiß der weg des vorhofes/ in welchem man
so manchen tödtlichen streich/ versuchung/ fin-
sternis und tod durchkämpffen muß/ und das
ist auch die enge pforte und schmahle weg/ da
an beyden seiten der tod vor augen ist/ so man
abtritt/ und setzet sich zur ruhe/ und folget
dem pfad nicht gleich/ so ist man auch des
HERRN und der warheit nicht werth/ ist
es auch/ daß man nicht fort will/ und blei-
bet nicht beständig biß zum ende/ so ist man
auch der seligkeit beraubet/ diesen weg aber
haben alle glaubigen gewandert/ und durch
den vorhof durchgestritten/ biß daß sie die
rechte warheit Christi erlanget haben/ als
Paulus sagte/ ich habe einen guten streit ge-
kämpffet/ etc. Und streite einen guten streit des
glaubens/ und/ lässet uns alle schwerheit
und umstehende sünde ablegen/ und durch
leiden lauffen im streit/ der uns vorgelegt ist/
und wiederum spricht Paulus/ die Christo
zugehören/ die haben ihr fleisch mit seinen lüsten
schon gecreutziget/ dann so lange das nicht ge-
schehe ist/ ist man noch in der wüsteney des vor-
hofes/ und im bilde des todes/ und noch nicht
recht ins heilige zu der rechten warheit gelanget.

So wüste als es nun in dem vorhofe und
wüsteney ist/ also gemächlich/ sicher und frö-
lich ist es in dem heiligem; dann da ist die war-
heit/ die man erlanget/ so man den weg
durchkommen ist; derhalben spricht Christus:
Jch bin der weg und die warheit/ der weg
muß erst gewandert seyn/ ehe dann man zur
versicherung oder ungezweiffelten warheit kom-
[Spaltenumbruch] men mag/ daß man darinnen geheiliget wer-
de/ wie die Apostel/ die mit Christo auff
dem wege der trübsal beständig biß zum ende
waren verblieben/ dafür betet er zum Vater
und spricht: Heilige sie doch Vater in dei-
ner warheit/ daß man also auch mit unge-
zweiffeltem hertzen mit Paulo sprechen möge:
Jch weiß/ an wen ich geglaubet habe/ und ich
bins sicher etc.

Manche mensch/ sonderlich die Lutheri-
schen/ lassen sich düncken/ aber sie betrügen sich
selber/ nemlich sie haben die warheit schon alle
erlanget/ und so sie die schrifft wissen außzule-
gen/ und halten/ die schrifft seye wahr/ sagen des
Antichrists greuel/ bekennen auch/ daß allein
Christus der einige Mittler und Seligmacher
ist/ und fragen nach der Papisten greuel nicht/
sondern verachten sie/ und dabey lassen sie es
bleiben/ was dann vor lust und trost in der
schrifft der warheit ist/ nehmen sie sich an/ ob-
wol ihr eigen hertz dagegen spricht/ und sie auch
nicht einmal von hertzen dencken den weg der ge-
rechtigkeit zu wandeln/ bedencken auch nicht/
daß geschrieben stehet; das reich GOttes ist
nicht in der rede/ sondern in der tugend gelegen;
doch sie machen ihnen selber weiß/ und andere
leute mit ihnen/ daß sie in der warheit seyen/ sie
sollen der seligkeit nicht fehlen/ und ob ihnen
schon ihr eigen hertz widerspricht; darinnen sie
nicht schmäcken noch fühlen/ weil sie nach Got-
tes willen nicht thun/ sondern fahren schlecht
daher/ und trösten sich selber mit eitelen träu-
men des glaubens und der tröstlichen zusage/
die doch allein den auffrichtigen gottsfürchti-
gen zugehöret; und hierzu pflegen sie die schrifft
zu verdrehen. 1. Joh. 3. Jst es/ daß uns unser
hertz/ verdammet/ GOtt ist grösser dann unser
hertz; diß legen sie also aus/ ob uns schon unser
hertz verdammet/ GOtt ist grösser dann unser
hertz/ so wird uns doch GOtt nicht verdam-
men/ so wir ihm glauben; dann hievon ist das
wiederspiel wahr/ nemlich verdammt uns un-
ser hertz/ daß wir nicht auffrichtig in unsern
hertzen zu aller gerechtigkeit stehen; vielmehr
soll uns Gott verdammen/ der alle dinge weiß/
darum wie nichts schädlichers ist dann friede
verkündigen/ wo kein friede ist/ so sehe sich auch
ein jeder vor/ daß er nicht auff solchem wahn
baue/ sondern den rechten weg wandere; dann
wir wissen/ daß mehrentheils die gantze welt/
auch die sich der warheit Christi annehmen/ in
finsternis und blindheit falscher träume und
wahn daher wandern. Derhalben wirdiß auch
zur vermahnung allen guthertzigen entde[ck]en;
dann es ist hohe zeit/ daß wir auß dem schlaff
auffwachen/ und unsere eigene seligkeit mit zit-
tern und beben wircken/ und mit ernst auff Got-
tes wege treten/ anders werden wir als die träu-
menden/ wann wir auffwachen/ nichts in unsern
händen und lampen finden.

Also sagen die menschen gemeiniglich/ die die
schrifft gerne hören/ die sie kröstet/ wann der enge
wird angewiesen/ als die tauffe/ und alle dinge
zu verlassen etc. sie stehe der warheit wol zu/ dann/
ey sagen sie/ wer kan das thun/ ich will mich auff
Gottes barmhertzigkeit verlassen. Wir aber sa-
gen noch einmal ein jeder sehe zu/ Gott sihet kei-
ne person an/ dann er hat allein lust an den gerech-
ten/ und seine barmhertzigkeit ist von geschlech-
ten zu geschlechten über die/ die ihn fürchten.

Wir
A. K. H. Vierter Theil. D d
Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnſt. Wiedertaͤuffer.
[Spaltenumbruch]

Alſo daß Chriſtus ſpricht/ ich bin der weg/
das reimet ſich recht auf den vorhof/ welcheꝛ erſt
muß durchwandert werden/ ehe dañ man zu den
heiligen/ das iſt/ zu der rechten warheit kommen
mag/ und das ſeynd auch die buchſtaben oder
erſten elementa der Chriſtlichen lehre/ nemlich
das fundament der gebotte von den todten
wercken/ und hieher gehoͤret alles/ was von
dem weg der gerechtigkeit in deꝛ ſchrifft geſchrie-
ben ſtehet/ und es mag niemand in das heilige
eingehen/ ehe dann er den weg vollendet hat/
daß auch ſeine fuͤſſe rein gewaſchen ſeyn/ dann
das fuß-bad ſtehet vor dem heiligen/ wer da-
durch iſt/ den laͤſt GOtt in das heilige/ zu der
rechten warheit kommen/ daß er luſt und
ſchmack findet in der warheit/ kommt bey den
tiſch der ſchaubrod/ gehet auß und ein/ findet
weyde vor ſeine ſeele/ und hat allezeit gegen ſei-
ne feinde einen froͤlichen tiſch bereit ꝛc. Diß
iſt nun von dem erſten theil/ daß Chriſtus
ſpricht: Jch bin der weg mit dem erſten theil
der huͤtten/ als mit dem vorhofe vergleichet;
gnug geſagt/ folget das andere.

Das andere theil der huͤtten iſt das heilige/
davon ſpricht Chriſtus: Jch bin die warheit/
in dem heiligen iſt gewiſſer ſchmack/ warhaffti-
ge erfindung der dinge/ darnach man in dem
vorhofe gearbeitet/ da iſt der leuchter mit den
ſieben lichtern/ und iſt da kein zweiffel mehr/
dann man iſt ſicher von hertzen der warheit
GOttes/ die in Chriſto iſt.

Der vorhof/ welcher auch durch die wuͤ-
ſteney und weg verſtanden wird/ davon ſpricht
der Prophet Jeremias/ daß es ein duͤrrer
ort/ ein ſehr duͤſter land iſt/ ein bild des to-
des/ ja ein land/ dadurch niemand wandert/
und kein menſch daſelbſt wohnet/ und das iſt
gewiß der weg des vorhofes/ in welchem man
ſo manchen toͤdtlichen ſtreich/ verſuchung/ fin-
ſternis und tod durchkaͤmpffen muß/ und das
iſt auch die enge pforte und ſchmahle weg/ da
an beyden ſeiten der tod vor augen iſt/ ſo man
abtritt/ und ſetzet ſich zur ruhe/ und folget
dem pfad nicht gleich/ ſo iſt man auch des
HERRN und der warheit nicht werth/ iſt
es auch/ daß man nicht fort will/ und blei-
bet nicht beſtaͤndig biß zum ende/ ſo iſt man
auch der ſeligkeit beraubet/ dieſen weg aber
haben alle glaubigen gewandert/ und durch
den vorhof durchgeſtritten/ biß daß ſie die
rechte warheit Chriſti erlanget haben/ als
Paulus ſagte/ ich habe einen guten ſtreit ge-
kaͤmpffet/ ꝛc. Und ſtreite einen guten ſtreit des
glaubens/ und/ laͤſſet uns alle ſchwerheit
und umſtehende ſuͤnde ablegen/ und durch
leiden lauffen im ſtreit/ der uns vorgelegt iſt/
und wiederum ſpricht Paulus/ die Chriſto
zugehoͤren/ die haben ihr fleiſch mit ſeinen luͤſten
ſchon gecreutziget/ dann ſo lange das nicht ge-
ſchehē iſt/ iſt man noch in der wuͤſteney des vor-
hofes/ und im bilde des todes/ und noch nicht
recht ins heilige zu der rechten warheit gelanget.

So wuͤſte als es nun in dem vorhofe und
wuͤſteney iſt/ alſo gemaͤchlich/ ſicher und froͤ-
lich iſt es in dem heiligem; dann da iſt die war-
heit/ die man erlanget/ ſo man den weg
durchkommen iſt; derhalben ſpricht Chriſtus:
Jch bin der weg und die warheit/ der weg
muß erſt gewandert ſeyn/ ehe dann man zur
verſicherung oder ungezweiffelten warheit kom-
[Spaltenumbruch] men mag/ daß man darinnen geheiliget wer-
de/ wie die Apoſtel/ die mit Chriſto auff
dem wege der truͤbſal beſtaͤndig biß zum ende
waren verblieben/ dafuͤr betet er zum Vater
und ſpricht: Heilige ſie doch Vater in dei-
ner warheit/ daß man alſo auch mit unge-
zweiffeltem hertzen mit Paulo ſprechen moͤge:
Jch weiß/ an wen ich geglaubet habe/ und ich
bins ſicher ꝛc.

Manche menſch/ ſonderlich die Lutheri-
ſchen/ laſſen ſich duͤncken/ aber ſie betruͤgen ſich
ſelber/ nemlich ſie haben die warheit ſchon alle
erlanget/ und ſo ſie die ſchrifft wiſſen außzule-
gen/ und halten/ die ſchrifft ſeye wahr/ ſagen des
Antichriſts greuel/ bekennen auch/ daß allein
Chriſtus der einige Mittler und Seligmacher
iſt/ und fragen nach der Papiſten greuel nicht/
ſondern verachten ſie/ und dabey laſſen ſie es
bleiben/ was dann vor luſt und troſt in der
ſchrifft der warheit iſt/ nehmen ſie ſich an/ ob-
wol ihr eigen hertz dagegen ſpricht/ und ſie auch
nicht einmal von hertzen dencken den weg der ge-
rechtigkeit zu wandeln/ bedencken auch nicht/
daß geſchrieben ſtehet; das reich GOttes iſt
nicht in der rede/ ſondern in der tugend gelegen;
doch ſie machen ihnen ſelber weiß/ und andere
leute mit ihnen/ daß ſie in der warheit ſeyen/ ſie
ſollen der ſeligkeit nicht fehlen/ und ob ihnen
ſchon ihr eigen hertz widerſpricht; darinnen ſie
nicht ſchmaͤcken noch fuͤhlen/ weil ſie nach Got-
tes willen nicht thun/ ſondern fahren ſchlecht
daher/ und troͤſten ſich ſelber mit eitelen traͤu-
men des glaubens und der troͤſtlichen zuſage/
die doch allein den auffrichtigen gottsfuͤrchti-
gen zugehoͤret; und hierzu pflegen ſie die ſchrifft
zu verdrehen. 1. Joh. 3. Jſt es/ daß uns unſer
hertz/ verdammet/ GOtt iſt groͤſſer dann unſer
hertz; diß legen ſie alſo aus/ ob uns ſchon unſer
hertz verdammet/ GOtt iſt groͤſſer dann unſer
hertz/ ſo wird uns doch GOtt nicht verdam-
men/ ſo wir ihm glauben; dann hievon iſt das
wiederſpiel wahr/ nemlich verdammt uns un-
ſer hertz/ daß wir nicht auffrichtig in unſern
hertzen zu aller gerechtigkeit ſtehen; vielmehr
ſoll uns Gott verdammen/ der alle dinge weiß/
darum wie nichts ſchaͤdlichers iſt dann friede
verkuͤndigen/ wo kein friede iſt/ ſo ſehe ſich auch
ein jeder vor/ daß er nicht auff ſolchem wahn
baue/ ſondern den rechten weg wandere; dann
wir wiſſen/ daß mehrentheils die gantze welt/
auch die ſich der warheit Chriſti annehmen/ in
finſternis und blindheit falſcher traͤume und
wahn daher wandern. Derhalben wirdiß auch
zur vermahnung allen guthertzigen entde[ck]en;
dann es iſt hohe zeit/ daß wir auß dem ſchlaff
auffwachen/ und unſere eigene ſeligkeit mit zit-
tern und beben wircken/ und mit ernſt auff Got-
tes wege treten/ anders werden wir als die traͤu-
menden/ wann wir auffwachen/ nichts in unſern
haͤnden und lampen finden.

Alſo ſagen die menſchen gemeiniglich/ die die
ſchrifft gerne hoͤren/ die ſie kroͤſtet/ wann der enge
wird angewieſen/ als die tauffe/ und alle dinge
zu verlaſſen ꝛc. ſie ſtehē deꝛ warheit wol zu/ dann/
ey ſagen ſie/ wer kan das thun/ ich will mich auff
Gottes barmhertzigkeit verlaſſen. Wir aber ſa-
gen noch einmal ein jeder ſehe zu/ Gott ſihet kei-
ne perſon an/ dañ er hat allein luſt an den gerech-
ten/ und ſeine barmhertzigkeit iſt von geſchlech-
ten zu geſchlechten uͤber die/ die ihn fuͤrchten.

Wir
A. K. H. Vierter Theil. D d
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[209/0505] Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnſt. Wiedertaͤuffer. Alſo daß Chriſtus ſpricht/ ich bin der weg/ das reimet ſich recht auf den vorhof/ welcheꝛ erſt muß durchwandert werden/ ehe dañ man zu den heiligen/ das iſt/ zu der rechten warheit kommen mag/ und das ſeynd auch die buchſtaben oder erſten elementa der Chriſtlichen lehre/ nemlich das fundament der gebotte von den todten wercken/ und hieher gehoͤret alles/ was von dem weg der gerechtigkeit in deꝛ ſchrifft geſchrie- ben ſtehet/ und es mag niemand in das heilige eingehen/ ehe dann er den weg vollendet hat/ daß auch ſeine fuͤſſe rein gewaſchen ſeyn/ dann das fuß-bad ſtehet vor dem heiligen/ wer da- durch iſt/ den laͤſt GOtt in das heilige/ zu der rechten warheit kommen/ daß er luſt und ſchmack findet in der warheit/ kommt bey den tiſch der ſchaubrod/ gehet auß und ein/ findet weyde vor ſeine ſeele/ und hat allezeit gegen ſei- ne feinde einen froͤlichen tiſch bereit ꝛc. Diß iſt nun von dem erſten theil/ daß Chriſtus ſpricht: Jch bin der weg mit dem erſten theil der huͤtten/ als mit dem vorhofe vergleichet; gnug geſagt/ folget das andere. Das andere theil der huͤtten iſt das heilige/ davon ſpricht Chriſtus: Jch bin die warheit/ in dem heiligen iſt gewiſſer ſchmack/ warhaffti- ge erfindung der dinge/ darnach man in dem vorhofe gearbeitet/ da iſt der leuchter mit den ſieben lichtern/ und iſt da kein zweiffel mehr/ dann man iſt ſicher von hertzen der warheit GOttes/ die in Chriſto iſt. Der vorhof/ welcher auch durch die wuͤ- ſteney und weg verſtanden wird/ davon ſpricht der Prophet Jeremias/ daß es ein duͤrrer ort/ ein ſehr duͤſter land iſt/ ein bild des to- des/ ja ein land/ dadurch niemand wandert/ und kein menſch daſelbſt wohnet/ und das iſt gewiß der weg des vorhofes/ in welchem man ſo manchen toͤdtlichen ſtreich/ verſuchung/ fin- ſternis und tod durchkaͤmpffen muß/ und das iſt auch die enge pforte und ſchmahle weg/ da an beyden ſeiten der tod vor augen iſt/ ſo man abtritt/ und ſetzet ſich zur ruhe/ und folget dem pfad nicht gleich/ ſo iſt man auch des HERRN und der warheit nicht werth/ iſt es auch/ daß man nicht fort will/ und blei- bet nicht beſtaͤndig biß zum ende/ ſo iſt man auch der ſeligkeit beraubet/ dieſen weg aber haben alle glaubigen gewandert/ und durch den vorhof durchgeſtritten/ biß daß ſie die rechte warheit Chriſti erlanget haben/ als Paulus ſagte/ ich habe einen guten ſtreit ge- kaͤmpffet/ ꝛc. Und ſtreite einen guten ſtreit des glaubens/ und/ laͤſſet uns alle ſchwerheit und umſtehende ſuͤnde ablegen/ und durch leiden lauffen im ſtreit/ der uns vorgelegt iſt/ und wiederum ſpricht Paulus/ die Chriſto zugehoͤren/ die haben ihr fleiſch mit ſeinen luͤſten ſchon gecreutziget/ dann ſo lange das nicht ge- ſchehē iſt/ iſt man noch in der wuͤſteney des vor- hofes/ und im bilde des todes/ und noch nicht recht ins heilige zu der rechten warheit gelanget. So wuͤſte als es nun in dem vorhofe und wuͤſteney iſt/ alſo gemaͤchlich/ ſicher und froͤ- lich iſt es in dem heiligem; dann da iſt die war- heit/ die man erlanget/ ſo man den weg durchkommen iſt; derhalben ſpricht Chriſtus: Jch bin der weg und die warheit/ der weg muß erſt gewandert ſeyn/ ehe dann man zur verſicherung oder ungezweiffelten warheit kom- men mag/ daß man darinnen geheiliget wer- de/ wie die Apoſtel/ die mit Chriſto auff dem wege der truͤbſal beſtaͤndig biß zum ende waren verblieben/ dafuͤr betet er zum Vater und ſpricht: Heilige ſie doch Vater in dei- ner warheit/ daß man alſo auch mit unge- zweiffeltem hertzen mit Paulo ſprechen moͤge: Jch weiß/ an wen ich geglaubet habe/ und ich bins ſicher ꝛc. Manche menſch/ ſonderlich die Lutheri- ſchen/ laſſen ſich duͤncken/ aber ſie betruͤgen ſich ſelber/ nemlich ſie haben die warheit ſchon alle erlanget/ und ſo ſie die ſchrifft wiſſen außzule- gen/ und halten/ die ſchrifft ſeye wahr/ ſagen des Antichriſts greuel/ bekennen auch/ daß allein Chriſtus der einige Mittler und Seligmacher iſt/ und fragen nach der Papiſten greuel nicht/ ſondern verachten ſie/ und dabey laſſen ſie es bleiben/ was dann vor luſt und troſt in der ſchrifft der warheit iſt/ nehmen ſie ſich an/ ob- wol ihr eigen hertz dagegen ſpricht/ und ſie auch nicht einmal von hertzen dencken den weg der ge- rechtigkeit zu wandeln/ bedencken auch nicht/ daß geſchrieben ſtehet; das reich GOttes iſt nicht in der rede/ ſondern in der tugend gelegen; doch ſie machen ihnen ſelber weiß/ und andere leute mit ihnen/ daß ſie in der warheit ſeyen/ ſie ſollen der ſeligkeit nicht fehlen/ und ob ihnen ſchon ihr eigen hertz widerſpricht; darinnen ſie nicht ſchmaͤcken noch fuͤhlen/ weil ſie nach Got- tes willen nicht thun/ ſondern fahren ſchlecht daher/ und troͤſten ſich ſelber mit eitelen traͤu- men des glaubens und der troͤſtlichen zuſage/ die doch allein den auffrichtigen gottsfuͤrchti- gen zugehoͤret; und hierzu pflegen ſie die ſchrifft zu verdrehen. 1. Joh. 3. Jſt es/ daß uns unſer hertz/ verdammet/ GOtt iſt groͤſſer dann unſer hertz; diß legen ſie alſo aus/ ob uns ſchon unſer hertz verdammet/ GOtt iſt groͤſſer dann unſer hertz/ ſo wird uns doch GOtt nicht verdam- men/ ſo wir ihm glauben; dann hievon iſt das wiederſpiel wahr/ nemlich verdammt uns un- ſer hertz/ daß wir nicht auffrichtig in unſern hertzen zu aller gerechtigkeit ſtehen; vielmehr ſoll uns Gott verdammen/ der alle dinge weiß/ darum wie nichts ſchaͤdlichers iſt dann friede verkuͤndigen/ wo kein friede iſt/ ſo ſehe ſich auch ein jeder vor/ daß er nicht auff ſolchem wahn baue/ ſondern den rechten weg wandere; dann wir wiſſen/ daß mehrentheils die gantze welt/ auch die ſich der warheit Chriſti annehmen/ in finſternis und blindheit falſcher traͤume und wahn daher wandern. Derhalben wirdiß auch zur vermahnung allen guthertzigen entdecken; dann es iſt hohe zeit/ daß wir auß dem ſchlaff auffwachen/ und unſere eigene ſeligkeit mit zit- tern und beben wircken/ und mit ernſt auff Got- tes wege treten/ anders werden wir als die traͤu- menden/ wann wir auffwachen/ nichts in unſern haͤnden und lampen finden. Alſo ſagen die menſchen gemeiniglich/ die die ſchrifft gerne hoͤren/ die ſie kroͤſtet/ wann der enge wird angewieſen/ als die tauffe/ und alle dinge zu verlaſſen ꝛc. ſie ſtehē deꝛ warheit wol zu/ dann/ ey ſagen ſie/ wer kan das thun/ ich will mich auff Gottes barmhertzigkeit verlaſſen. Wir aber ſa- gen noch einmal ein jeder ſehe zu/ Gott ſihet kei- ne perſon an/ dañ er hat allein luſt an den gerech- ten/ und ſeine barmhertzigkeit iſt von geſchlech- ten zu geſchlechten uͤber die/ die ihn fuͤrchten. Wir A. K. H. Vierter Theil. D d

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/505>, abgerufen am 13.05.2024.