Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklärung.
[Spaltenumbruch] und verstand haben/ als daß Christus solches
geredet; item, wer da sey der meine/ was zum
wiedergedächtnis gehöre; über das aber fordert
er das nachthun des brodbrechens Christi. Da
man auch des Apostels auslegung hell und klar
siehet/ was der Herr mit dem Hoc facite, oder
thuend das/ allda habe gemeinet/ nemlich daß
die Christgläubigen sollen zusammen kommen/
und in der Gemeine Gottes des HErrn brod
mit einander zu seinem wiedergedächtniß bre-
chen/ essen und des HErrn tod verkündigen/ biß
daß er komme/ sie sollen dem Herrn/ daß er ih-
nen durch den tod zur erlösung/ speise und ewi-
gen sättigung worden ist/ lob und danck sagen.
Der Apostel saget daselbst (welches auch wol
zu mercken ist) der Herr werde kommen/ man
solle sein wiedergedächtnis halten/ biß er kom-
me/ so sagen jetzt etliche/ er sey zuvor da/ in oder
beymbrod gegenwärtig/ ohne allen grund und
beweisung/ wider vermög der wort der ein setzung
Christi/ ja wider seine ehr und herrlichkeit; denn
er nicht im brod/ sondern im gläubigen hertzen zu
wohnen hat verheissen/ dem er auch beym rechten
brauch des Sacraments im glauben/ durch
welchen es die geistliche speise aus dem worte des
Herrn hat ergriffen/ gegenwärtig ist/ wie vor ge-
höret etc.

Summa/ Christi des Herrn einsetzung und be-
fehlbringet nichts mehr mit/ denn daß die seinen
nemlich alle wahre Christen und glieder des lei-
bes Christi/ in deren hertz/ seel und gewissen Chri-
stus lebt/ regiert und wohnet/ alle diejenigen/ sa-
ge ich/ die seiner erlösung/ wolthat und lebendig-
machung oder gerechtigkeit theilhafftig wor-
den/ die mit seinem leib und blut in ihrer
seele/ zum ewigen leben gespeist/ genehret
und unterhalten werden/ solche sollen zu-
sammen kommen/ das Sacramentliche
brod brechen/ und den wein trincken zu des Herrn
wiedergedächtniß und dancksagung/ welches
auch weiter aus der Apostel geschicht/ da die
Jünger zusammen kamen/ das brod zubrechen/
alles dermassen wird bewähret. So wol als S.
Paul der treue diener Christi also hat gelehret/
auch solches mit der gemeine Christi gehalte/ ge-
than und bestätiget/ da er spricht/ wie jetzt gehöret:
man solle des Herrn brod essen/ seine wiederge-
dächtniß halten/ seinen tod dabey verkündigen/
biß daß er komme; ob wol etliche jetzt das wider-
spiel reden/ nemlich als ob CHristus sein selbst
wiedergedächtniß sey/ wenn sie ihn/ als ob er
im sacramentliche handel auswendig dem glau-
bigen hertzen/ ja auch auswendig dem himmel/ in
oder im brodte da gegenwärtig sey/ lehren/ wel-
ches alles wider die einsetzung Christi; wie auch
diß für Gott keinen bestand hat/ so man das
geistliche essen des leibes und blutes Christi/ das
durch den glauben geschicht/ mit dem leiblichen
wiedergedächtniß oder gratias in einen hauffen
unordentlich vermenget/ ja das herrliche geistli-
che Nachtmal des Herrn/ in welchem die Christ-
gläubige seele wird gesättiget/ je länger je mehr
damit verdunckelt.

Aus diesem will nun auch unwidersprechlich
folgen/ daß alle diejenigen die einsetzung Christi
nicht recht verstehen noch bedencken/ die da sa-
gen/ wenn das sacramentliche brod des Herrn
empfangen werde/ so werde auch zugleich der leib
Christi im geheimnis empfangen; da sie aber
unrecht dran seyn/ am ersten darum/ daß die geist-
[Spaltenumbruch] liche speise und tranck des leibes und blutes Chri-
sti solcher gestalt ans sacramentliche brod würde
gebunden: Zum andern/ daß draus würde fol-
gen/ daß Judas und alle unwürdige/ die des
HErrn brod oder das sacrament empfingen und
ässen/ auch mit dem leibe und blut Christi müsten
gespeiset werden/ wenn eins neben dem andern
allwege seyn solte/ welches aber wider die gantze
Schrifft ist/ denn wie stimmet Christus mit
Belial? etc. 2. Cor. 6. Er ist von den sündern ab-
gesondert/ und höher worden/ denn der himmel
ist/ Heb. VII. da ihn freilich kein sünder noch
Gottloser kan erreichen. Zum dritten ists auch
wider die arth des wahren glaubens/ der die
geistliche speise der seelen/ nicht hienieden beym
sacramentlichen brod/ sondern droben bey Chri-
sto selbst/ in der rechten seines vaters sitzend/ aus
seinem lebendigen wort holet. Zum vierten ist
solch fürgeben auch drum unrecht/ daß die himm-
lische geistliche dinge keines weges den irrdischen
leiblichen dingen nachfolgen/ weder damit über-
geben noch empfangen werden: denn solches
wider des H. Geistes arth so wol als wider das
reich Christi ist; es würde auch folgen/ daß Chri-
stus nicht das haupt der kirchen/ noch mit seinem
leibe durch gelenck und fugen wäre verleibt und
vereiniget/ welches man alles weiter kan erklä-
ren. Zum fünfften/ so würde auch die ordnung
Christi damit gantz vertunckelt/ wenn die danck-
sagung und das widergedächtniß vorm geistli-
chen essen oder je demselben zugleich gehen solte/
oder würde je eins auffs minste mit dem andern
vermenget. Drum so stehet das geistliche essen und
trincken des leibes und blutes Christi für sich
selbs im glauben/ und ist nicht ans brodbrechen
oder wiedergedächtnis gebunden/ sondern es ist
vielmehr dagegen das wiedergedächtnis ans
geistliche essen/ das im glauben stehet/ gebunden/
also daß keine wiedergedächtniß/ brodbrechen
oder sacramentliche essen und trincken des leibes
und blutes Christi recht würdig und ohne schuld
und gericht möge geschehen/ oder gehalten wer-
den/ gleichwie auch keiner mag ein recht gratias
ohne gleißnerey sagen/ er habe denn zuvor geges-
sen/ sey gespeiset/ erquicket und satt worden.
Darum so muß das geistliche essen des leibes/
fleisches und blutes CHristi im glauben beym
rechten verstand der wort/ das ist mein leib etc.
alle wege vorangehen/ und denn nach des Herrn
befehl alles fein ordentlich in der Christlichen
gemeine folgen.

18. Was der wahre geistliche stand
sey.
p. 415.

Wir wollen bedencken/ was der wahre geist-
liche stand an ihm selbst für GOtt sey/ und was
das für leute seyn/ die darein gehören/ oder dazu
gezehlet mögen werden/ was auch ein recht geist-
liche person sey/ kürtzlich also: Der geistliche
stand ist ein solcher stand/ den der HErr Jesus
Christus durch den H. Geist/ nach dem er ihn
von dem himmel über alles fleisch ausgegossen/
mit allen menschen/ so in ihn glauben/ zur wah-
ren geistlichkeit und gerechtigkeit/ die für Gott
gilt/ auffgericht und eingesetzet hat/ wie er ihn
auch im H. Geiste regiert/ führt/ erhält/ und ober-
ster HErr dieses standes ist/ da kein Jude noch
Grieche/ kein knecht noch freyer/ kein mann
noch weib/ sondern ein leib in JEsu Christo ist/
wie Paulus sagt Gal. III. Col. III. Da
Christus alles in allen gliedern seines geistlichen

standes
A. K. H. Vierter Theil. A a

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung.
[Spaltenumbruch] und verſtand haben/ als daß Chriſtus ſolches
geredet; item, wer da ſey der meine/ was zum
wiedergedaͤchtnis gehoͤre; uͤber das aber fordert
er das nachthun des brodbrechens Chriſti. Da
man auch des Apoſtels auslegung hell und klar
ſiehet/ was der Herr mit dem Hoc facite, oder
thuend das/ allda habe gemeinet/ nemlich daß
die Chriſtglaͤubigen ſollen zuſammen kommen/
und in der Gemeine Gottes des HErrn brod
mit einander zu ſeinem wiedergedaͤchtniß bre-
chen/ eſſen und des HErrn tod verkuͤndigen/ biß
daß er komme/ ſie ſollen dem Herrn/ daß er ih-
nen durch den tod zur erloͤſung/ ſpeiſe und ewi-
gen ſaͤttigung worden iſt/ lob und danck ſagen.
Der Apoſtel ſaget daſelbſt (welches auch wol
zu mercken iſt) der Herr werde kommen/ man
ſolle ſein wiedergedaͤchtnis halten/ biß er kom-
me/ ſo ſagen jetzt etliche/ er ſey zuvor da/ in oder
beymbrod gegenwaͤrtig/ ohne allen grund und
beweiſung/ wider vermoͤg der wort der ein ſetzung
Chriſti/ ja wider ſeine ehr und herrlichkeit; denn
er nicht im brod/ ſondern im glaͤubigen hertzen zu
wohnen hat verheiſſen/ dem er auch beym rechten
brauch des Sacraments im glauben/ durch
welchen es die geiſtliche ſpeiſe aus dem worte des
Herrn hat ergriffen/ gegenwaͤrtig iſt/ wie vor ge-
hoͤret ꝛc.

Summa/ Chriſti des Herrn einſetzung und be-
fehlbringet nichts mehr mit/ denn daß die ſeinen
nemlich alle wahre Chriſten und glieder des lei-
bes Chriſti/ in deren hertz/ ſeel und gewiſſen Chri-
ſtus lebt/ regiert und wohnet/ alle diejenigen/ ſa-
ge ich/ die ſeiner erloͤſung/ wolthat und lebendig-
machung oder gerechtigkeit theilhafftig wor-
den/ die mit ſeinem leib und blut in ihrer
ſeele/ zum ewigen leben geſpeiſt/ genehret
und unterhalten werden/ ſolche ſollen zu-
ſammen kommen/ das Sacramentliche
brod brechen/ und den wein trincken zu des Herꝛn
wiedergedaͤchtniß und danckſagung/ welches
auch weiter aus der Apoſtel geſchicht/ da die
Juͤnger zuſammen kamen/ das brod zubrechen/
alles dermaſſen wird bewaͤhret. So wol als S.
Paul der treue diener Chriſti alſo hat gelehret/
auch ſolches mit der gemeine Chriſti gehaltē/ ge-
than uñ beſtaͤtiget/ da er ſpꝛicht/ wie jetzt gehoͤret:
man ſolle des Herrn brod eſſen/ ſeine wiederge-
daͤchtniß halten/ ſeinen tod dabey verkuͤndigen/
biß daß er komme; ob wol etliche jetzt das wider-
ſpiel reden/ nemlich als ob CHriſtus ſein ſelbſt
wiedergedaͤchtniß ſey/ wenn ſie ihn/ als ob er
im ſacramentlichē handel auswendig dem glau-
bigen hertzen/ ja auch auswendig dem him̃el/ in
oder im brodte da gegenwaͤrtig ſey/ lehren/ wel-
ches alles wider die einſetzung Chriſti; wie auch
diß fuͤr Gott keinen beſtand hat/ ſo man das
geiſtliche eſſen des leibes und blutes Chriſti/ das
durch den glauben geſchicht/ mit dem leiblichen
wiedergedaͤchtniß oder gratias in einen hauffen
unordentlich vermenget/ ja das herꝛliche geiſtli-
che Nachtmal des Herꝛn/ in welchem die Chriſt-
glaͤubige ſeele wird geſaͤttiget/ je laͤnger je mehr
damit verdunckelt.

Aus dieſem will nun auch unwiderſprechlich
folgen/ daß alle diejenigen die einſetzung Chriſti
nicht recht verſtehen noch bedencken/ die da ſa-
gen/ wenn das ſacramentliche brod des Herrn
empfangen weꝛde/ ſo werde auch zugleich deꝛ leib
Chriſti im geheimnis empfangen; da ſie aber
unꝛecht dꝛan ſeyn/ am eꝛſten darum/ daß die geiſt-
[Spaltenumbruch] liche ſpeiſe und tꝛanck des leibes und blutes Chri-
ſti ſolcher geſtalt ans ſacramentliche brod wuͤrde
gebunden: Zum andern/ daß draus wuͤrde fol-
gen/ daß Judas und alle unwuͤrdige/ die des
HErrn brod oder das ſacrament empfingen und
aͤſſen/ auch mit dem leibe und blut Chriſti muͤſten
geſpeiſet werden/ wenn eins neben dem andern
allwege ſeyn ſolte/ welches aber wider die gantze
Schrifft iſt/ denn wie ſtimmet Chriſtus mit
Belial? ꝛc. 2. Cor. 6. Er iſt von den ſuͤndern ab-
geſondert/ und hoͤher worden/ denn der himmel
iſt/ Heb. VII. da ihn freilich kein ſuͤnder noch
Gottloſer kan erreichen. Zum dritten iſts auch
wider die arth des wahren glaubens/ der die
geiſtliche ſpeiſe der ſeelen/ nicht hienieden beym
ſacramentlichen brod/ ſondern droben bey Chri-
ſto ſelbſt/ in der rechten ſeines vaters ſitzend/ aus
ſeinem lebendigen wort holet. Zum vierten iſt
ſolch fuͤrgeben auch drum unrecht/ daß die him̃-
liſche geiſtliche dinge keines weges den irꝛdiſchen
leiblichen dingen nachfolgen/ weder damit uͤber-
geben noch empfangen werden: denn ſolches
wider des H. Geiſtes arth ſo wol als wider das
reich Chꝛiſti iſt; es wuͤrde auch folgen/ daß Chꝛi-
ſtus nicht das haupt deꝛ kiꝛchen/ noch mit ſeinem
leibe durch gelenck und fugen waͤre verleibt und
vereiniget/ welches man alles weiter kan erklaͤ-
ren. Zum fuͤnfften/ ſo wuͤrde auch die ordnung
Chriſti damit gantz vertunckelt/ wenn die danck-
ſagung und das widergedaͤchtniß vorm geiſtli-
chen eſſen oder je demſelben zugleich gehen ſolte/
oder wuͤrde je eins auffs minſte mit dem andern
vermenget. Drum ſo ſtehet das geiſtliche eſſen uñ
trincken des leibes und blutes Chriſti fuͤr ſich
ſelbs im glauben/ und iſt nicht ans brodbrechen
oder wiedergedaͤchtnis gebunden/ ſondern es iſt
vielmehr dagegen das wiedergedaͤchtnis ans
geiſtliche eſſen/ das im glauben ſtehet/ gebunden/
alſo daß keine wiedergedaͤchtniß/ brodbrechen
oder ſacramentliche eſſen und trincken des leibes
und blutes Chriſti recht wuͤrdig und ohne ſchuld
und gericht moͤge geſchehen/ oder gehalten wer-
den/ gleichwie auch keiner mag ein recht gratias
ohne gleißnerey ſagen/ er habe denn zuvor gegeſ-
ſen/ ſey geſpeiſet/ erquicket und ſatt worden.
Darum ſo muß das geiſtliche eſſen des leibes/
fleiſches und blutes CHriſti im glauben beym
rechten verſtand der wort/ das iſt mein leib ꝛc.
alle wege vorangehen/ und denn nach des Herꝛn
befehl alles fein ordentlich in der Chriſtlichen
gemeine folgen.

18. Was der wahre geiſtliche ſtand
ſey.
p. 415.

Wir wollen bedencken/ was der wahre geiſt-
liche ſtand an ihm ſelbſt fuͤr GOtt ſey/ und was
das fuͤr leute ſeyn/ die darein gehoͤren/ oder dazu
gezehlet moͤgen werden/ was auch ein recht geiſt-
liche perſon ſey/ kuͤrtzlich alſo: Der geiſtliche
ſtand iſt ein ſolcher ſtand/ den der HErꝛ Jeſus
Chriſtus durch den H. Geiſt/ nach dem er ihn
von dem himmel uͤber alles fleiſch ausgegoſſen/
mit allen menſchen/ ſo in ihn glauben/ zur wah-
ren geiſtlichkeit und gerechtigkeit/ die fuͤr Gott
gilt/ auffgericht und eingeſetzet hat/ wie er ihn
auch im H. Geiſte regiert/ fuͤhrt/ erhaͤlt/ und ober-
ſter HErꝛ dieſes ſtandes iſt/ da kein Jude noch
Grieche/ kein knecht noch freyer/ kein mann
noch weib/ ſondern ein leib in JEſu Chriſto iſt/
wie Paulus ſagt Gal. III. Col. III. Da
Chriſtus alles in allen gliedern ſeines geiſtlichen

ſtandes
A. K. H. Vierter Theil. A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0481" n="185"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXIV.</hi> Schwenckfelds fernere erkla&#x0364;rung.</fw><lb/><cb/>
und ver&#x017F;tand haben/ als daß Chri&#x017F;tus &#x017F;olches<lb/>
geredet; <hi rendition="#aq">item,</hi> wer da &#x017F;ey der meine/ was zum<lb/>
wiedergeda&#x0364;chtnis geho&#x0364;re; u&#x0364;ber das aber fordert<lb/>
er das nachthun des brodbrechens Chri&#x017F;ti. Da<lb/>
man auch des Apo&#x017F;tels auslegung hell und klar<lb/>
&#x017F;iehet/ was der Herr mit dem <hi rendition="#aq">Hoc facite,</hi> oder<lb/>
thuend das/ allda habe gemeinet/ nemlich daß<lb/>
die Chri&#x017F;tgla&#x0364;ubigen &#x017F;ollen zu&#x017F;ammen kommen/<lb/>
und in der Gemeine Gottes des HErrn brod<lb/>
mit einander zu &#x017F;einem wiedergeda&#x0364;chtniß bre-<lb/>
chen/ e&#x017F;&#x017F;en und des HErrn tod verku&#x0364;ndigen/ biß<lb/>
daß er komme/ &#x017F;ie &#x017F;ollen dem Herrn/ daß er ih-<lb/>
nen durch den tod zur erlo&#x0364;&#x017F;ung/ &#x017F;pei&#x017F;e und ewi-<lb/>
gen &#x017F;a&#x0364;ttigung worden i&#x017F;t/ lob und danck &#x017F;agen.<lb/>
Der Apo&#x017F;tel &#x017F;aget da&#x017F;elb&#x017F;t (welches auch wol<lb/>
zu mercken i&#x017F;t) der Herr werde kommen/ man<lb/>
&#x017F;olle &#x017F;ein wiedergeda&#x0364;chtnis halten/ biß er kom-<lb/>
me/ &#x017F;o &#x017F;agen jetzt etliche/ er &#x017F;ey zuvor da/ in oder<lb/>
beymbrod gegenwa&#x0364;rtig/ ohne allen grund und<lb/>
bewei&#x017F;ung/ wider vermo&#x0364;g der wort der ein &#x017F;etzung<lb/>
Chri&#x017F;ti/ ja wider &#x017F;eine ehr und herrlichkeit; denn<lb/>
er nicht im brod/ &#x017F;ondern im gla&#x0364;ubigen hertzen zu<lb/>
wohnen hat verhei&#x017F;&#x017F;en/ dem er auch beym rechten<lb/>
brauch des Sacraments im glauben/ durch<lb/>
welchen es die gei&#x017F;tliche &#x017F;pei&#x017F;e aus dem worte des<lb/>
Herrn hat ergriffen/ gegenwa&#x0364;rtig i&#x017F;t/ wie vor ge-<lb/>
ho&#x0364;ret &#xA75B;c.</p><lb/>
              <p>Summa/ Chri&#x017F;ti des Herrn ein&#x017F;etzung und be-<lb/>
fehlbringet nichts mehr mit/ denn daß die &#x017F;einen<lb/>
nemlich alle wahre Chri&#x017F;ten und glieder des lei-<lb/>
bes Chri&#x017F;ti/ in deren hertz/ &#x017F;eel und gewi&#x017F;&#x017F;en Chri-<lb/>
&#x017F;tus lebt/ regiert und wohnet/ alle diejenigen/ &#x017F;a-<lb/>
ge ich/ die &#x017F;einer erlo&#x0364;&#x017F;ung/ wolthat und lebendig-<lb/>
machung oder gerechtigkeit theilhafftig wor-<lb/>
den/ die mit &#x017F;einem leib und blut in ihrer<lb/>
&#x017F;eele/ zum ewigen leben ge&#x017F;pei&#x017F;t/ genehret<lb/>
und unterhalten werden/ &#x017F;olche &#x017F;ollen zu-<lb/>
&#x017F;ammen kommen/ das Sacramentliche<lb/>
brod brechen/ und den wein trincken zu des Her&#xA75B;n<lb/>
wiedergeda&#x0364;chtniß und danck&#x017F;agung/ welches<lb/>
auch weiter aus der Apo&#x017F;tel ge&#x017F;chicht/ da die<lb/>
Ju&#x0364;nger zu&#x017F;ammen kamen/ das brod zubrechen/<lb/>
alles derma&#x017F;&#x017F;en wird bewa&#x0364;hret. So wol als <hi rendition="#aq">S.</hi><lb/>
Paul der treue diener Chri&#x017F;ti al&#x017F;o hat gelehret/<lb/>
auch &#x017F;olches mit der gemeine Chri&#x017F;ti gehalt&#x0113;/ ge-<lb/>
than un&#x0303; be&#x017F;ta&#x0364;tiget/ da er &#x017F;p&#xA75B;icht/ wie jetzt geho&#x0364;ret:<lb/>
man &#x017F;olle des Herrn brod e&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;eine wiederge-<lb/>
da&#x0364;chtniß halten/ &#x017F;einen tod dabey verku&#x0364;ndigen/<lb/>
biß daß er komme; ob wol etliche jetzt das wider-<lb/>
&#x017F;piel reden/ nemlich als ob CHri&#x017F;tus &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
wiedergeda&#x0364;chtniß &#x017F;ey/ wenn &#x017F;ie ihn/ als ob er<lb/>
im &#x017F;acramentlich&#x0113; handel auswendig dem glau-<lb/>
bigen hertzen/ ja auch auswendig dem him&#x0303;el/ in<lb/>
oder im brodte da gegenwa&#x0364;rtig &#x017F;ey/ lehren/ wel-<lb/>
ches alles wider die ein&#x017F;etzung Chri&#x017F;ti; wie auch<lb/>
diß fu&#x0364;r Gott keinen be&#x017F;tand hat/ &#x017F;o man das<lb/>
gei&#x017F;tliche e&#x017F;&#x017F;en des leibes und blutes Chri&#x017F;ti/ das<lb/>
durch den glauben ge&#x017F;chicht/ mit dem leiblichen<lb/>
wiedergeda&#x0364;chtniß oder <hi rendition="#aq">gratias</hi> in einen hauffen<lb/>
unordentlich vermenget/ ja das her&#xA75B;liche gei&#x017F;tli-<lb/>
che Nachtmal des Her&#xA75B;n/ in welchem die Chri&#x017F;t-<lb/>
gla&#x0364;ubige &#x017F;eele wird ge&#x017F;a&#x0364;ttiget/ je la&#x0364;nger je mehr<lb/>
damit verdunckelt.</p><lb/>
              <p>Aus die&#x017F;em will nun auch unwider&#x017F;prechlich<lb/>
folgen/ daß alle diejenigen die ein&#x017F;etzung Chri&#x017F;ti<lb/>
nicht recht ver&#x017F;tehen noch bedencken/ die da &#x017F;a-<lb/>
gen/ wenn das &#x017F;acramentliche brod des Herrn<lb/>
empfangen we&#xA75B;de/ &#x017F;o werde auch zugleich de&#xA75B; leib<lb/>
Chri&#x017F;ti im geheimnis empfangen; da &#x017F;ie aber<lb/>
un&#xA75B;echt d&#xA75B;an &#x017F;eyn/ am e&#xA75B;&#x017F;ten darum/ daß die gei&#x017F;t-<lb/><cb/>
liche &#x017F;pei&#x017F;e und t&#xA75B;anck des leibes und blutes Chri-<lb/>
&#x017F;ti &#x017F;olcher ge&#x017F;talt ans &#x017F;acramentliche brod wu&#x0364;rde<lb/>
gebunden: Zum andern/ daß draus wu&#x0364;rde fol-<lb/>
gen/ daß Judas und alle unwu&#x0364;rdige/ die des<lb/>
HErrn brod oder das &#x017F;acrament empfingen und<lb/>
a&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ auch mit dem leibe und blut Chri&#x017F;ti mu&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
ge&#x017F;pei&#x017F;et werden/ wenn eins neben dem andern<lb/>
allwege &#x017F;eyn &#x017F;olte/ welches aber wider die gantze<lb/>
Schrifft i&#x017F;t/ denn wie &#x017F;timmet Chri&#x017F;tus mit<lb/>
Belial? &#xA75B;c. 2. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 6. Er i&#x017F;t von den &#x017F;u&#x0364;ndern ab-<lb/>
ge&#x017F;ondert/ und ho&#x0364;her worden/ denn der himmel<lb/>
i&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">Heb. VII.</hi> da ihn freilich kein &#x017F;u&#x0364;nder noch<lb/>
Gottlo&#x017F;er kan erreichen. Zum dritten i&#x017F;ts auch<lb/>
wider die arth des wahren glaubens/ der die<lb/>
gei&#x017F;tliche &#x017F;pei&#x017F;e der &#x017F;eelen/ nicht hienieden beym<lb/>
&#x017F;acramentlichen brod/ &#x017F;ondern droben bey Chri-<lb/>
&#x017F;to &#x017F;elb&#x017F;t/ in der rechten &#x017F;eines vaters &#x017F;itzend/ aus<lb/>
&#x017F;einem lebendigen wort holet. Zum vierten i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;olch fu&#x0364;rgeben auch drum unrecht/ daß die him&#x0303;-<lb/>
li&#x017F;che gei&#x017F;tliche dinge keines weges den ir&#xA75B;di&#x017F;chen<lb/>
leiblichen dingen nachfolgen/ weder damit u&#x0364;ber-<lb/>
geben noch empfangen werden: denn &#x017F;olches<lb/>
wider des H. Gei&#x017F;tes arth &#x017F;o wol als wider das<lb/>
reich Ch&#xA75B;i&#x017F;ti i&#x017F;t; es wu&#x0364;rde auch folgen/ daß Ch&#xA75B;i-<lb/>
&#x017F;tus nicht das haupt de&#xA75B; ki&#xA75B;chen/ noch mit &#x017F;einem<lb/>
leibe durch gelenck und fugen wa&#x0364;re verleibt und<lb/>
vereiniget/ welches man alles weiter kan erkla&#x0364;-<lb/>
ren. Zum fu&#x0364;nfften/ &#x017F;o wu&#x0364;rde auch die ordnung<lb/>
Chri&#x017F;ti damit gantz vertunckelt/ wenn die danck-<lb/>
&#x017F;agung und das widergeda&#x0364;chtniß vorm gei&#x017F;tli-<lb/>
chen e&#x017F;&#x017F;en oder je dem&#x017F;elben zugleich gehen &#x017F;olte/<lb/>
oder wu&#x0364;rde je eins auffs min&#x017F;te mit dem andern<lb/>
vermenget. Drum &#x017F;o &#x017F;tehet das gei&#x017F;tliche e&#x017F;&#x017F;en un&#x0303;<lb/>
trincken des leibes und blutes Chri&#x017F;ti fu&#x0364;r &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elbs im glauben/ und i&#x017F;t nicht ans brodbrechen<lb/>
oder wiedergeda&#x0364;chtnis gebunden/ &#x017F;ondern es i&#x017F;t<lb/>
vielmehr dagegen das wiedergeda&#x0364;chtnis ans<lb/>
gei&#x017F;tliche e&#x017F;&#x017F;en/ das im glauben &#x017F;tehet/ gebunden/<lb/>
al&#x017F;o daß keine wiedergeda&#x0364;chtniß/ brodbrechen<lb/>
oder &#x017F;acramentliche e&#x017F;&#x017F;en und trincken des leibes<lb/>
und blutes Chri&#x017F;ti recht wu&#x0364;rdig und ohne &#x017F;chuld<lb/>
und gericht mo&#x0364;ge ge&#x017F;chehen/ oder gehalten wer-<lb/>
den/ gleichwie auch keiner mag ein recht <hi rendition="#aq">gratias</hi><lb/>
ohne gleißnerey &#x017F;agen/ er habe denn zuvor gege&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;ey ge&#x017F;pei&#x017F;et/ erquicket und &#x017F;att worden.<lb/>
Darum &#x017F;o muß das gei&#x017F;tliche e&#x017F;&#x017F;en des leibes/<lb/>
flei&#x017F;ches und blutes CHri&#x017F;ti im glauben beym<lb/>
rechten ver&#x017F;tand der wort/ das i&#x017F;t mein leib &#xA75B;c.<lb/>
alle wege vorangehen/ und denn nach des Her&#xA75B;n<lb/>
befehl alles fein ordentlich in der Chri&#x017F;tlichen<lb/>
gemeine folgen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>18. <hi rendition="#b">Was der wahre gei&#x017F;tliche &#x017F;tand<lb/>
&#x017F;ey.</hi> <hi rendition="#aq">p.</hi> 415.</head><lb/>
              <p>Wir wollen bedencken/ was der wahre gei&#x017F;t-<lb/>
liche &#x017F;tand an ihm &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r GOtt &#x017F;ey/ und was<lb/>
das fu&#x0364;r leute &#x017F;eyn/ die darein geho&#x0364;ren/ oder dazu<lb/>
gezehlet mo&#x0364;gen werden/ was auch ein recht gei&#x017F;t-<lb/>
liche per&#x017F;on &#x017F;ey/ ku&#x0364;rtzlich al&#x017F;o: Der gei&#x017F;tliche<lb/>
&#x017F;tand i&#x017F;t ein &#x017F;olcher &#x017F;tand/ den der HEr&#xA75B; Je&#x017F;us<lb/>
Chri&#x017F;tus durch den H. Gei&#x017F;t/ nach dem er ihn<lb/>
von dem himmel u&#x0364;ber alles flei&#x017F;ch ausgego&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
mit allen men&#x017F;chen/ &#x017F;o in ihn glauben/ zur wah-<lb/>
ren gei&#x017F;tlichkeit und gerechtigkeit/ die fu&#x0364;r Gott<lb/>
gilt/ auffgericht und einge&#x017F;etzet hat/ wie er ihn<lb/>
auch im H. Gei&#x017F;te regiert/ fu&#x0364;hrt/ erha&#x0364;lt/ und ober-<lb/>
&#x017F;ter HEr&#xA75B; die&#x017F;es &#x017F;tandes i&#x017F;t/ da kein Jude noch<lb/>
Grieche/ kein knecht noch freyer/ kein mann<lb/>
noch weib/ &#x017F;ondern ein leib in JE&#x017F;u Chri&#x017F;to i&#x017F;t/<lb/>
wie Paulus &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Gal. III. Col. III.</hi> Da<lb/>
Chri&#x017F;tus alles in allen gliedern &#x017F;eines gei&#x017F;tlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> A a</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tandes</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0481] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. und verſtand haben/ als daß Chriſtus ſolches geredet; item, wer da ſey der meine/ was zum wiedergedaͤchtnis gehoͤre; uͤber das aber fordert er das nachthun des brodbrechens Chriſti. Da man auch des Apoſtels auslegung hell und klar ſiehet/ was der Herr mit dem Hoc facite, oder thuend das/ allda habe gemeinet/ nemlich daß die Chriſtglaͤubigen ſollen zuſammen kommen/ und in der Gemeine Gottes des HErrn brod mit einander zu ſeinem wiedergedaͤchtniß bre- chen/ eſſen und des HErrn tod verkuͤndigen/ biß daß er komme/ ſie ſollen dem Herrn/ daß er ih- nen durch den tod zur erloͤſung/ ſpeiſe und ewi- gen ſaͤttigung worden iſt/ lob und danck ſagen. Der Apoſtel ſaget daſelbſt (welches auch wol zu mercken iſt) der Herr werde kommen/ man ſolle ſein wiedergedaͤchtnis halten/ biß er kom- me/ ſo ſagen jetzt etliche/ er ſey zuvor da/ in oder beymbrod gegenwaͤrtig/ ohne allen grund und beweiſung/ wider vermoͤg der wort der ein ſetzung Chriſti/ ja wider ſeine ehr und herrlichkeit; denn er nicht im brod/ ſondern im glaͤubigen hertzen zu wohnen hat verheiſſen/ dem er auch beym rechten brauch des Sacraments im glauben/ durch welchen es die geiſtliche ſpeiſe aus dem worte des Herrn hat ergriffen/ gegenwaͤrtig iſt/ wie vor ge- hoͤret ꝛc. Summa/ Chriſti des Herrn einſetzung und be- fehlbringet nichts mehr mit/ denn daß die ſeinen nemlich alle wahre Chriſten und glieder des lei- bes Chriſti/ in deren hertz/ ſeel und gewiſſen Chri- ſtus lebt/ regiert und wohnet/ alle diejenigen/ ſa- ge ich/ die ſeiner erloͤſung/ wolthat und lebendig- machung oder gerechtigkeit theilhafftig wor- den/ die mit ſeinem leib und blut in ihrer ſeele/ zum ewigen leben geſpeiſt/ genehret und unterhalten werden/ ſolche ſollen zu- ſammen kommen/ das Sacramentliche brod brechen/ und den wein trincken zu des Herꝛn wiedergedaͤchtniß und danckſagung/ welches auch weiter aus der Apoſtel geſchicht/ da die Juͤnger zuſammen kamen/ das brod zubrechen/ alles dermaſſen wird bewaͤhret. So wol als S. Paul der treue diener Chriſti alſo hat gelehret/ auch ſolches mit der gemeine Chriſti gehaltē/ ge- than uñ beſtaͤtiget/ da er ſpꝛicht/ wie jetzt gehoͤret: man ſolle des Herrn brod eſſen/ ſeine wiederge- daͤchtniß halten/ ſeinen tod dabey verkuͤndigen/ biß daß er komme; ob wol etliche jetzt das wider- ſpiel reden/ nemlich als ob CHriſtus ſein ſelbſt wiedergedaͤchtniß ſey/ wenn ſie ihn/ als ob er im ſacramentlichē handel auswendig dem glau- bigen hertzen/ ja auch auswendig dem him̃el/ in oder im brodte da gegenwaͤrtig ſey/ lehren/ wel- ches alles wider die einſetzung Chriſti; wie auch diß fuͤr Gott keinen beſtand hat/ ſo man das geiſtliche eſſen des leibes und blutes Chriſti/ das durch den glauben geſchicht/ mit dem leiblichen wiedergedaͤchtniß oder gratias in einen hauffen unordentlich vermenget/ ja das herꝛliche geiſtli- che Nachtmal des Herꝛn/ in welchem die Chriſt- glaͤubige ſeele wird geſaͤttiget/ je laͤnger je mehr damit verdunckelt. Aus dieſem will nun auch unwiderſprechlich folgen/ daß alle diejenigen die einſetzung Chriſti nicht recht verſtehen noch bedencken/ die da ſa- gen/ wenn das ſacramentliche brod des Herrn empfangen weꝛde/ ſo werde auch zugleich deꝛ leib Chriſti im geheimnis empfangen; da ſie aber unꝛecht dꝛan ſeyn/ am eꝛſten darum/ daß die geiſt- liche ſpeiſe und tꝛanck des leibes und blutes Chri- ſti ſolcher geſtalt ans ſacramentliche brod wuͤrde gebunden: Zum andern/ daß draus wuͤrde fol- gen/ daß Judas und alle unwuͤrdige/ die des HErrn brod oder das ſacrament empfingen und aͤſſen/ auch mit dem leibe und blut Chriſti muͤſten geſpeiſet werden/ wenn eins neben dem andern allwege ſeyn ſolte/ welches aber wider die gantze Schrifft iſt/ denn wie ſtimmet Chriſtus mit Belial? ꝛc. 2. Cor. 6. Er iſt von den ſuͤndern ab- geſondert/ und hoͤher worden/ denn der himmel iſt/ Heb. VII. da ihn freilich kein ſuͤnder noch Gottloſer kan erreichen. Zum dritten iſts auch wider die arth des wahren glaubens/ der die geiſtliche ſpeiſe der ſeelen/ nicht hienieden beym ſacramentlichen brod/ ſondern droben bey Chri- ſto ſelbſt/ in der rechten ſeines vaters ſitzend/ aus ſeinem lebendigen wort holet. Zum vierten iſt ſolch fuͤrgeben auch drum unrecht/ daß die him̃- liſche geiſtliche dinge keines weges den irꝛdiſchen leiblichen dingen nachfolgen/ weder damit uͤber- geben noch empfangen werden: denn ſolches wider des H. Geiſtes arth ſo wol als wider das reich Chꝛiſti iſt; es wuͤrde auch folgen/ daß Chꝛi- ſtus nicht das haupt deꝛ kiꝛchen/ noch mit ſeinem leibe durch gelenck und fugen waͤre verleibt und vereiniget/ welches man alles weiter kan erklaͤ- ren. Zum fuͤnfften/ ſo wuͤrde auch die ordnung Chriſti damit gantz vertunckelt/ wenn die danck- ſagung und das widergedaͤchtniß vorm geiſtli- chen eſſen oder je demſelben zugleich gehen ſolte/ oder wuͤrde je eins auffs minſte mit dem andern vermenget. Drum ſo ſtehet das geiſtliche eſſen uñ trincken des leibes und blutes Chriſti fuͤr ſich ſelbs im glauben/ und iſt nicht ans brodbrechen oder wiedergedaͤchtnis gebunden/ ſondern es iſt vielmehr dagegen das wiedergedaͤchtnis ans geiſtliche eſſen/ das im glauben ſtehet/ gebunden/ alſo daß keine wiedergedaͤchtniß/ brodbrechen oder ſacramentliche eſſen und trincken des leibes und blutes Chriſti recht wuͤrdig und ohne ſchuld und gericht moͤge geſchehen/ oder gehalten wer- den/ gleichwie auch keiner mag ein recht gratias ohne gleißnerey ſagen/ er habe denn zuvor gegeſ- ſen/ ſey geſpeiſet/ erquicket und ſatt worden. Darum ſo muß das geiſtliche eſſen des leibes/ fleiſches und blutes CHriſti im glauben beym rechten verſtand der wort/ das iſt mein leib ꝛc. alle wege vorangehen/ und denn nach des Herꝛn befehl alles fein ordentlich in der Chriſtlichen gemeine folgen. 18. Was der wahre geiſtliche ſtand ſey. p. 415. Wir wollen bedencken/ was der wahre geiſt- liche ſtand an ihm ſelbſt fuͤr GOtt ſey/ und was das fuͤr leute ſeyn/ die darein gehoͤren/ oder dazu gezehlet moͤgen werden/ was auch ein recht geiſt- liche perſon ſey/ kuͤrtzlich alſo: Der geiſtliche ſtand iſt ein ſolcher ſtand/ den der HErꝛ Jeſus Chriſtus durch den H. Geiſt/ nach dem er ihn von dem himmel uͤber alles fleiſch ausgegoſſen/ mit allen menſchen/ ſo in ihn glauben/ zur wah- ren geiſtlichkeit und gerechtigkeit/ die fuͤr Gott gilt/ auffgericht und eingeſetzet hat/ wie er ihn auch im H. Geiſte regiert/ fuͤhrt/ erhaͤlt/ und ober- ſter HErꝛ dieſes ſtandes iſt/ da kein Jude noch Grieche/ kein knecht noch freyer/ kein mann noch weib/ ſondern ein leib in JEſu Chriſto iſt/ wie Paulus ſagt Gal. III. Col. III. Da Chriſtus alles in allen gliedern ſeines geiſtlichen ſtandes A. K. H. Vierter Theil. A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/481
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/481>, abgerufen am 28.11.2024.