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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] "wird darinnen fürgenommen. Aber da ist
"auffsehens hoch vonnöthen/ daß er nicht zu ei-
"nem aberglauben oder mißbrauch werde/ dem
"menschen zum verderben und schaden: denn
"also wird ein zauberer daraus/ und alsdenn
"nicht unbillig zauberey genennet/ von männi-
"glichen/ wie denn alle hexen thun/ die sich in
"diese kunst eingepflichtet/ sich darinnen ge-
"braucht/ und umgeben wie eine sau imkoth.
"Also ists durch sie zu zauberey worden und nicht
"unbillig noch unrecht ists/ daß man sie und al-
"le zauberer mit dem feuer hinrichtet. Denn sie
"sind die schädlichsten leute/ und die bösesten
"feind/ so wir hier auff erden haben/ so sie je-
"mand übel wollen. Vor einem gegenwärti-
"gen leiblichen feind/ der einem andern nach-
"folgt mit bösen waffen/ geschoß oder werffzeug
"kan man sich noch etwas hüten/ und auch auff
"ihn wieder fürsehen/ auch auff ihn sich rüsten
"mit pantzer/ harnisch/ waffen und geschoß/
"oder gar eben daheim im hauß bleiben/ und
"niemand zu ihm hinein lassen/ dann der ihm
"wol darzu gefällt. Aber vor diesen ist sich nicht
"also zu praeserviren/ es hilfft für sie kein pan-
"tzer/ kein harnisch/ kein thür noch schloß/ sie
"tringen als durch/ es stehet ihnen alles offen:
"Und ob einer schon ineisin oder stählin kisten wäre
"eingeschlossen/ so wäre er vor ihnen nicht sicher.
"Darum wiewol sie selbst mit ihrem eigenen
"leib keinen schaden thun/ aber die geister und
"ascendenten können sie einem über den halß
"schicken/ durch ihren vermeinten glauben/
"und einen abwesenden auch über hundert meil
"verletzen und beschädigen an seinem leib/ oder
"wie sie dann wollen/ schlagen/ stechen/ oder gar
"tödten. Wiewol man äusserlich keine ver-
"wundung des leibes sihet oder empfindet/ denn
"sie mögen das fleisch oder den auswendigen men-
"schen nicht verwunden oder verletzen/ sondern
"allein den inwendigen menschen/ den geist des
"lebens. Darum mag auch kein pantzer oder
"harnisch/ wie gut er ist/ dawieder hülffe thun/
"sondern es muß ein ander harnisch dawieder
"angezogen werden durch den glauben: Das
"ist ein pfädt/ oder das innere leinene gewand so
"dasselbige gebsch angezogen wird/ nachdem
"es vielmalen rechts getragen ist/ das thut hier
"wieder mehr hülffe dann alle harnisch/ pantzer/
"elendshäut/ englische hauben/ oder nasse kittel.

Von der Magia.

Endlich wollen wir auch sehen/ was der be-
kannte Jacob Böhme von dieser sache hinter-
lassen habe/ und zwar nur aus etwa 2. oder 3.
stellen seiner schrifften/ da er in Mysterio magno
C. LXIIX. p.
668. u. f. also schreibet: Der Ma-
gus naturalis
hat nur gewalt in der natur/ nur
"in dem/ was die natur in ihrer würckung bil-
"det; Er kan nicht in das eingreiffen/ und dar-
"innen rathen/ was das wort GOttes modelt
"und bildet: Aber der Prophet hat gewalt dar-
"innen zu deuten: Denn er ist ein Göttlicher Magus
"wie Joseph. Bey den Egyptern war die ma-
"gi
sche kunst gemeine: Als sie aber in einen miß-
"brauch und zauberey gebracht ward/ ward sie
"ausgerottet/ wiewol sie bey den Heiden ver-
"blieb biß auff das reich CHristi/ biß die Gött-
"liche Magia auffging/ so ging die natürliche
"bey den Christen unter/ welches im anfang
"wol gut war/ daß sie nicht unterginge/ denn
"der Heidnische glaube verlosch damit/ und
"wurden die magischen bilder der natur/ welche
[Spaltenumbruch] sie vor Götter ehreten/ damit aus der men-"
schen hertzen gereutet. Als aber der Christen"
glaub gemein ward/ so kamen andere Magi"
auff/ als die secten in der Christenheit/ welche"
sich an statt der Heidnischen götzenbilder für"
Götter einsetzeten und trieben grössern betrug"
als die Heiden mit ihren magischen bildern;"
denn die Heiden sahen auff den grund der natur/"
vermögenheit und würckung: Diese aber setz-"
ten sich über den grund der natur bloß in einen"
historischen glauben/ daß man glauben solte/"
was sie dichteten. Wie denn auch heute solcher"
Magorum die Titul-Christenheit voll ist/ da"
kein natürlicher verstand/ weder von GOtt"
noch der natur mehr bey ihnen ist/ sondern nur"
ein leeres geschwätz von einem übernatürlichen"
magischen grunde/ darinnen sie sich haben zu"
abgöttern und götzen eingesetzet/ und verste-"
hen doch weder die Göttliche noch natürliche"
Magiam, daß also die welt durch sie stock blind"
ist worden; Daraus der zanck und streit im"
glauben ist entstanden/ daß man viel vom"
glauben saget/ und eines hin das andere her-"
zeucht/ und machet ein hauffen meinungen/"
welche allesamt ärger sind/ als die Heidnischen"
bilder/ welche doch in der natur ihren grund"
hatten: Diese bilder aber haben weder in der"
natur/ noch im übernatürlichen Göttlichen"
glauben keinen grund/ sondern seynd stumme"
götzen/ und ihre diener sind baals-diener.
Und wie es hoch noth und gut war/ daß bey"
den Christen die Magia naturalis fiel/ da der"
glaube von CHristo offenbar ward/ also thut"
es jetzo vielmehr vonnöthen/ daß die Magia"
naturalis
wieder offenbahr werde/ auff daß"
doch der Titul-Christenheit ihre selbst gemach-"
te götzen durch die natur offenbar und erkannt"
werden/ daß man in der natur erkenne das aus-"
gesprochene geformte wort GOttes/ sowol"
die neue wiedergeburt/ und auch den fall und"
verderbung/ damit der streit/ und die gemach-"
te übernatürliche götzen möchten untergehen/"
daß man doch an der natur lerne die schrifft ver-"
stehen/ weil man ja dem Geist GOttes in der"
Göttlichen Magia des wahren glaubens nicht"
trauen will/ sondern setzet nur den grund auff"
den thurn zu Babel/ in die zanckerey und ge-"
machte götzen-meinungen/ als in menschen-"
satzungen. Nicht sageich/ daß man die Heid-"
nische Magiam soll wieder suchen und praedi-"
cir
en/ und die Heidnischen götzen wieder an-"
nehmen/ sondern daß es noth thut/ daß man ler-"
ne den grund der natur forschen/ als das ge-"
formte wort GOttes nach liebe und zorn/ mit"
seinem wieder-aussprechen/ daß man nicht"
also blind am wesen aller wesen sey. Denn"
die väter des ersten glaubens sind nicht also"
blind am reiche der natur gewesen/ sondern"
haben an der natur erkannt/ daß ein verbor-"
gener GOtt sey/ welcher sich durchs wort sei-"
nes aushauchens und einformens mit der ge-"
schaffenen welt hat sichtbar gemacht/ und ha-"
ben am geschöpff GOttes wort erkannt/ wel-"
ches jetzt vielmehr noth thut/ auff daß die mei-"
nungs-götzen möchten ans licht kommen/"
und erkannt werden/ daß man doch sehe/ was"
der glaube sey/ wie er nicht nur eine meinung"
und wahn sey/ sondern ein Göttlich wesen/"
welches wesen in dem sichtbaren menschen den"
äussern augen verborgen ist/ wie der unsicht-"
bare GOtt in dem sichtbaren wesen dieser welt"

verbor-
X 3

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] „wird darinnen fuͤrgenommen. Aber da iſt
„auffſehens hoch vonnoͤthen/ daß er nicht zu ei-
„nem aberglauben oder mißbrauch werde/ dem
„menſchen zum verderben und ſchaden: denn
„alſo wird ein zauberer daraus/ und alsdenn
„nicht unbillig zauberey genennet/ von maͤnni-
„glichen/ wie denn alle hexen thun/ die ſich in
„dieſe kunſt eingepflichtet/ ſich darinnen ge-
„braucht/ und umgeben wie eine ſau imkoth.
„Alſo iſts durch ſie zu zauberey worden und nicht
„unbillig noch unrecht iſts/ daß man ſie und al-
„le zauberer mit dem feuer hinrichtet. Denn ſie
„ſind die ſchaͤdlichſten leute/ und die boͤſeſten
„feind/ ſo wir hier auff erden haben/ ſo ſie je-
„mand uͤbel wollen. Vor einem gegenwaͤrti-
„gen leiblichen feind/ der einem andern nach-
„folgt mit boͤſen waffen/ geſchoß oder werffzeug
„kan man ſich noch etwas huͤten/ und auch auff
„ihn wieder fuͤrſehen/ auch auff ihn ſich ruͤſten
„mit pantzer/ harniſch/ waffen und geſchoß/
„oder gar eben daheim im hauß bleiben/ und
„niemand zu ihm hinein laſſen/ dann der ihm
„wol darzu gefaͤllt. Aber vor dieſen iſt ſich nicht
„alſo zu præſerviren/ es hilfft fuͤr ſie kein pan-
„tzer/ kein harniſch/ kein thuͤr noch ſchloß/ ſie
„tringen als durch/ es ſtehet ihnen alles offen:
„Uñ ob einer ſchon ineiſin oder ſtaͤhlin kiſtẽ waͤre
„eingeſchloſſen/ ſo waͤre er vor ihnen nicht ſicher.
„Darum wiewol ſie ſelbſt mit ihrem eigenen
„leib keinen ſchaden thun/ aber die geiſter und
aſcendenten koͤnnen ſie einem uͤber den halß
„ſchicken/ durch ihren vermeinten glauben/
„und einen abweſenden auch uͤber hundert meil
„verletzen und beſchaͤdigen an ſeinem leib/ oder
„wie ſie dann wollen/ ſchlagen/ ſtechen/ oder gar
„toͤdten. Wiewol man aͤuſſerlich keine ver-
„wundung des leibes ſihet oder empfindet/ denn
„ſie moͤgẽ das fleiſch oder den auswendigẽ men-
„ſchen nicht verwunden oder verletzen/ ſondern
„allein den inwendigen menſchen/ den geiſt des
„lebens. Darum mag auch kein pantzer oder
„harniſch/ wie gut er iſt/ dawieder huͤlffe thun/
„ſondern es muß ein ander harniſch dawieder
„angezogen werden durch den glauben: Das
„iſt ein pfaͤdt/ oder das innere leinene gewand ſo
„daſſelbige gebſch angezogen wird/ nachdem
„es vielmalen rechts getragen iſt/ das thut hier
„wieder mehr huͤlffe dann alle harniſch/ pantzer/
„elendshaͤut/ engliſche hauben/ oder naſſe kittel.

Von der Magia.

Endlich wollen wir auch ſehen/ was der be-
kannte Jacob Boͤhme von dieſer ſache hinter-
laſſen habe/ und zwar nur aus etwa 2. oder 3.
ſtellen ſeiner ſchrifften/ da er in Myſterio magno
C. LXIIX. p.
668. u. f. alſo ſchreibet: Der Ma-
gus naturalis
hat nur gewalt in der natur/ nur
„in dem/ was die natur in ihrer wuͤrckung bil-
„det; Er kan nicht in das eingreiffen/ und dar-
„innen rathen/ was das wort GOttes modelt
„und bildet: Aber der Prophet hat gewalt dar-
„iñen zu deuten: Deñ er iſt ein Goͤttlicher Magus
„wie Joſeph. Bey den Egyptern war die ma-
„gi
ſche kunſt gemeine: Als ſie aber in einen miß-
„brauch und zauberey gebracht ward/ ward ſie
„ausgerottet/ wiewol ſie bey den Heiden ver-
„blieb biß auff das reich CHriſti/ biß die Goͤtt-
„liche Magia auffging/ ſo ging die natuͤrliche
„bey den Chriſten unter/ welches im anfang
„wol gut war/ daß ſie nicht unterginge/ denn
„der Heidniſche glaube verloſch damit/ und
„wurden die magiſchen bilder der natur/ welche
[Spaltenumbruch] ſie vor Goͤtter ehreten/ damit aus der men-“
ſchen hertzen gereutet. Als aber der Chriſten“
glaub gemein ward/ ſo kamen andere Magi
auff/ als die ſecten in der Chriſtenheit/ welche“
ſich an ſtatt der Heidniſchen goͤtzenbilder fuͤr“
Goͤtter einſetzeten und trieben groͤſſern betrug“
als die Heiden mit ihren magiſchen bildern;“
deñ die Heiden ſahen auff den grund der natur/“
vermoͤgenheit und wuͤrckung: Dieſe aber ſetz-“
ten ſich uͤber den grund der natur bloß in einen“
hiſtoriſchen glauben/ daß man glauben ſolte/“
was ſie dichteten. Wie denn auch heute ſolcher“
Magorum die Titul-Chriſtenheit voll iſt/ da“
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noch der natur mehr bey ihnen iſt/ ſondern nur“
ein leeres geſchwaͤtz von einem uͤbernatuͤrlichen“
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Magiam, daß alſo die welt durch ſie ſtock blind“
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goͤtzen/ und ihre diener ſind baals-diener.
Und wie es hoch noth und gut war/ daß bey“
den Chriſten die Magia naturalis fiel/ da der“
glaube von CHriſto offenbar ward/ alſo thut“
es jetzo vielmehr vonnoͤthen/ daß die Magia“
naturalis
wieder offenbahr werde/ auff daß“
doch der Titul-Chriſtenheit ihre ſelbſt gemach-“
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te uͤbernatuͤrliche goͤtzen moͤchten untergehen/“
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ſtehen/ weil man ja dem Geiſt GOttes in der“
Goͤttlichen Magia des wahren glaubens nicht“
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niſche Magiam ſoll wieder ſuchen und prædi-“
cir
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nehmẽ/ ſondern daß es noth thut/ daß man ler-“
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die vaͤter des erſten glaubens ſind nicht alſo“
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[165/0461] Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „wird darinnen fuͤrgenommen. Aber da iſt „auffſehens hoch vonnoͤthen/ daß er nicht zu ei- „nem aberglauben oder mißbrauch werde/ dem „menſchen zum verderben und ſchaden: denn „alſo wird ein zauberer daraus/ und alsdenn „nicht unbillig zauberey genennet/ von maͤnni- „glichen/ wie denn alle hexen thun/ die ſich in „dieſe kunſt eingepflichtet/ ſich darinnen ge- „braucht/ und umgeben wie eine ſau imkoth. „Alſo iſts durch ſie zu zauberey worden und nicht „unbillig noch unrecht iſts/ daß man ſie und al- „le zauberer mit dem feuer hinrichtet. Denn ſie „ſind die ſchaͤdlichſten leute/ und die boͤſeſten „feind/ ſo wir hier auff erden haben/ ſo ſie je- „mand uͤbel wollen. Vor einem gegenwaͤrti- „gen leiblichen feind/ der einem andern nach- „folgt mit boͤſen waffen/ geſchoß oder werffzeug „kan man ſich noch etwas huͤten/ und auch auff „ihn wieder fuͤrſehen/ auch auff ihn ſich ruͤſten „mit pantzer/ harniſch/ waffen und geſchoß/ „oder gar eben daheim im hauß bleiben/ und „niemand zu ihm hinein laſſen/ dann der ihm „wol darzu gefaͤllt. Aber vor dieſen iſt ſich nicht „alſo zu præſerviren/ es hilfft fuͤr ſie kein pan- „tzer/ kein harniſch/ kein thuͤr noch ſchloß/ ſie „tringen als durch/ es ſtehet ihnen alles offen: „Uñ ob einer ſchon ineiſin oder ſtaͤhlin kiſtẽ waͤre „eingeſchloſſen/ ſo waͤre er vor ihnen nicht ſicher. „Darum wiewol ſie ſelbſt mit ihrem eigenen „leib keinen ſchaden thun/ aber die geiſter und „aſcendenten koͤnnen ſie einem uͤber den halß „ſchicken/ durch ihren vermeinten glauben/ „und einen abweſenden auch uͤber hundert meil „verletzen und beſchaͤdigen an ſeinem leib/ oder „wie ſie dann wollen/ ſchlagen/ ſtechen/ oder gar „toͤdten. Wiewol man aͤuſſerlich keine ver- „wundung des leibes ſihet oder empfindet/ denn „ſie moͤgẽ das fleiſch oder den auswendigẽ men- „ſchen nicht verwunden oder verletzen/ ſondern „allein den inwendigen menſchen/ den geiſt des „lebens. Darum mag auch kein pantzer oder „harniſch/ wie gut er iſt/ dawieder huͤlffe thun/ „ſondern es muß ein ander harniſch dawieder „angezogen werden durch den glauben: Das „iſt ein pfaͤdt/ oder das innere leinene gewand ſo „daſſelbige gebſch angezogen wird/ nachdem „es vielmalen rechts getragen iſt/ das thut hier „wieder mehr huͤlffe dann alle harniſch/ pantzer/ „elendshaͤut/ engliſche hauben/ oder naſſe kittel. Von der Magia. Endlich wollen wir auch ſehen/ was der be- kannte Jacob Boͤhme von dieſer ſache hinter- laſſen habe/ und zwar nur aus etwa 2. oder 3. ſtellen ſeiner ſchrifften/ da er in Myſterio magno C. LXIIX. p. 668. u. f. alſo ſchreibet: Der Ma- gus naturalis hat nur gewalt in der natur/ nur „in dem/ was die natur in ihrer wuͤrckung bil- „det; Er kan nicht in das eingreiffen/ und dar- „innen rathen/ was das wort GOttes modelt „und bildet: Aber der Prophet hat gewalt dar- „iñen zu deuten: Deñ er iſt ein Goͤttlicher Magus „wie Joſeph. Bey den Egyptern war die ma- „giſche kunſt gemeine: Als ſie aber in einen miß- „brauch und zauberey gebracht ward/ ward ſie „ausgerottet/ wiewol ſie bey den Heiden ver- „blieb biß auff das reich CHriſti/ biß die Goͤtt- „liche Magia auffging/ ſo ging die natuͤrliche „bey den Chriſten unter/ welches im anfang „wol gut war/ daß ſie nicht unterginge/ denn „der Heidniſche glaube verloſch damit/ und „wurden die magiſchen bilder der natur/ welche ſie vor Goͤtter ehreten/ damit aus der men-“ ſchen hertzen gereutet. Als aber der Chriſten“ glaub gemein ward/ ſo kamen andere Magi“ auff/ als die ſecten in der Chriſtenheit/ welche“ ſich an ſtatt der Heidniſchen goͤtzenbilder fuͤr“ Goͤtter einſetzeten und trieben groͤſſern betrug“ als die Heiden mit ihren magiſchen bildern;“ deñ die Heiden ſahen auff den grund der natur/“ vermoͤgenheit und wuͤrckung: Dieſe aber ſetz-“ ten ſich uͤber den grund der natur bloß in einen“ hiſtoriſchen glauben/ daß man glauben ſolte/“ was ſie dichteten. Wie denn auch heute ſolcher“ Magorum die Titul-Chriſtenheit voll iſt/ da“ kein natuͤrlicher verſtand/ weder von GOtt“ noch der natur mehr bey ihnen iſt/ ſondern nur“ ein leeres geſchwaͤtz von einem uͤbernatuͤrlichen“ magiſchen grunde/ darinnen ſie ſich haben zu“ abgoͤttern und goͤtzen eingeſetzet/ und verſte-“ hen doch weder die Goͤttliche noch natuͤrliche“ Magiam, daß alſo die welt durch ſie ſtock blind“ iſt worden; Daraus der zanck und ſtreit im“ glauben iſt entſtanden/ daß man viel vom“ glauben ſaget/ und eines hin das andere her-“ zeucht/ und machet ein hauffen meinungen/“ welche alleſamt aͤrger ſind/ als die Heidniſchen“ bilder/ welche doch in der natur ihren grund“ hatten: Dieſe bilder aber haben weder in der“ natur/ noch im uͤbernatuͤrlichen Goͤttlichen“ glauben keinen grund/ ſondern ſeynd ſtumme“ goͤtzen/ und ihre diener ſind baals-diener. Und wie es hoch noth und gut war/ daß bey“ den Chriſten die Magia naturalis fiel/ da der“ glaube von CHriſto offenbar ward/ alſo thut“ es jetzo vielmehr vonnoͤthen/ daß die Magia“ naturalis wieder offenbahr werde/ auff daß“ doch der Titul-Chriſtenheit ihre ſelbſt gemach-“ te goͤtzen durch die natur offenbar und erkannt“ werden/ daß man in der natur erkenne das aus-“ geſprochene geformte wort GOttes/ ſowol“ die neue wiedergeburt/ und auch den fall und“ verderbung/ damit der ſtreit/ und die gemach-“ te uͤbernatuͤrliche goͤtzen moͤchten untergehen/“ daß man doch an der natur lerne die ſchrifft ver-“ ſtehen/ weil man ja dem Geiſt GOttes in der“ Goͤttlichen Magia des wahren glaubens nicht“ trauen will/ ſondern ſetzet nur den grund auff“ den thurn zu Babel/ in die zanckerey und ge-“ machte goͤtzen-meinungen/ als in menſchen-“ ſatzungen. Nicht ſageich/ daß man die Heid-“ niſche Magiam ſoll wieder ſuchen und prædi-“ ciren/ und die Heidniſchen goͤtzen wieder an-“ nehmẽ/ ſondern daß es noth thut/ daß man ler-“ ne den grund der natur forſchen/ als das ge-“ formte wort GOttes nach liebe und zorn/ mit“ ſeinem wieder-ausſprechen/ daß man nicht“ alſo blind am weſen aller weſen ſey. Denn“ die vaͤter des erſten glaubens ſind nicht alſo“ blind am reiche der natur geweſen/ ſondern“ haben an der natur erkannt/ daß ein verbor-“ gener GOtt ſey/ welcher ſich durchs wort ſei-“ nes aushauchens und einformens mit der ge-“ ſchaffenen welt hat ſichtbar gemacht/ und ha-“ ben am geſchoͤpff GOttes wort erkannt/ wel-“ ches jetzt vielmehr noth thut/ auff daß die mei-“ nungs-goͤtzen moͤchten ans licht kommen/“ und erkannt werden/ daß man doch ſehe/ was“ der glaube ſey/ wie er nicht nur eine meinung“ und wahn ſey/ ſondern ein Goͤttlich weſen/“ welches weſen in dem ſichtbaren menſchen den“ aͤuſſern augen verborgen iſt/ wie der unſicht-“ bare GOtt in dem ſichtbaren weſen dieſer welt“ verbor- X 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/461>, abgerufen am 27.11.2024.