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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] "geheimnissen/ gleich wie die magia und weißheit
"der natürlichen. Dieweil solche lehret/ wie man
"aus den natürlichen dingen die gegenwärtigen
"und künftigen sachen prognosticiren und weis-
"sagen soll. Denn der wirckung berichtet in er-
"käntniß aller creaturen/ so wol himmlischer als
"irrdischer cörper: so wol innerlicher als äusserli-
"cher/ was nemlich in einem jeden ding für kräff-
"te und heimliche wirckungen verborgen liegen/
"wozu sie von anfang destiniret und verordnet/
"und mit was eigenschafften sie endlich begabet
"sind. Solche und dergleichen sind die band/ dar-
"durch die himmlische mit den irrdischen dingen
"verknüpffet und verbunden sind/ wie solches
"aus der operation und wirckung dero augen-
"scheinlich und greifflich bißweilen gespüret
"werden mag. Solche verbindung oder einflies-
"sung der himmlischen kräffte in die andern irr-
"dischen elementalischen cörper wurde von den
"magis und weisen Gamahea, das ist/ verlöbnis
"und matrimonium der himmlischen kräffte und
"eigenschafften mit den untern irrdischen kräff-
"ten/ gleichsam dem mann und dem weib/ ge-
"nennet. Dannenhero nun die fürtrefflichste
"vermischungen aller himmlischen und irrdi-
"schen cörper/ der sonnen nemlich und planeten/
"item Vegetabilium, Mineralium, und Anima-
"lium,
das ist/ der kräuter/ thier und metallen
"entstehen. Es hat gleichwol der teuffel mit al-
"lem fleiß und ernst unterstanden solch licht zu
"obscuriren und zu verdunckeln: Jst ihm
"gleich wol nicht gar mißrathen/ demnach fast
"gantz Griechenland er dessen beraubet/ und an
"statt desselben/ menschliche speculationes,
"phantasien/ und gotteslästerung wider Gott
"den Allmächtigen und seinen eingebornen
"Sohn bey den Heiden eingeführet hat. Denn
"die rechte wahre magia ihren ursprung aus
"dem Göttlichen Ternario und Trinität Got-
"tes herführet. Weil GOtt der Allmächtige
"alle creaturen und geschöpff mit diesem Terna-
"rio
und dreyfaltigen zahl bezeichnet/ und mit
"seinem Göttlichen finger ihnen diese hochver-
"borgene und geheime Trinität eingegraben
"hat/ dergestalt daß nichts unter allen natürli-
"chen dingen in der gantzen welt gefunden noch
"beygebracht werden mag/ das der geheimnis
"dieser Göttlichen Dreyheit entrathe und in
"mangel stünde/ oder auch nicht sichtbarlicher
"weise gleichsam vor augen gestellet werden
"möge. Dann das geschöpff und derschöpf-
"fer gleichsam weiset und zu erkennen giebt/ wie
"der H. Apostel Paulus Rom. I. 20. bezeuget.
"Der bund nun dieses Göttlichen Ternarii, so
"durch die gantze substantz aller wesentlichen
"dinge ausgetheilt/ ist unaufflößlich/ durch wel-
"chen wir auch die geheimnisse der gantzen natur
"aus den 4. elementen schöpffen. Denn der Terna-
"rius
oder dreyfache zahl mit dem magischen
"Quaternario, das ist/ vierfache zahl/ den voll-
"kömmlichen Septenarium, das ist/ die siebende
"zahl/ mit vielen geheimnissen begabt/ hervor-
"bringet. Und demnach der Quaternarius in
"dem Ternario beruhet/ so entstehet das licht
"der welt in dem Horizonte der ewigkeit/ und
"stellet uns vor das gantze band mit GOtt un-
"serm himmlischen Vater. Dem kommen
"ferner zu alle kräffte und wirckungen aller crea-
"turen/ und deren gebrauch in ihren geheimnis-
"sen/ zeichen/ Characteren uod figuren vorbe-
"zeichnet/ dermassen/ daß auch kaum das ge-
[Spaltenumbruch] ringste pünctlein in solchem verborgen bleibet/
das nicht durch fleißige examinirung geoffen-"
baret werden mag. Denn so der Quaterna-"
rius
und Ternarius in den Ternarium auffstei-"
gen/ so geschicht ein eingang deren in die Uni-"
t
ät. Jn welchem alle heimliche und verbor-"
gene weißheit aller dinge/ so GOtt der All-"
mächtige/ so wol in seinem wort/ als den ge-"
schöpffen/ seiner hände werck geoffenbaret hat/"
bestehet/ damit die leute eine wahre erkäntnis"
hätten derer dinge/ welche an einem andern ort"
weitläufftig erklärt werden."

Die beschreibung der magiae setzet Para-
celsus. In Philosoph. Occult. p. 298. Magica

ist an ihr selbst die verborgenste kunst und
gröste weißheit übernatürlicher dinge
auff erden: Und was menschlicher ver-
nunfft unmöglich zu erfahren/ und zu
ergründen/ das mag durch die kunst
Ma-
gica
erfahren und ergründet werden.
Denn sie ist eine grosse verborgene weißheit/ so"
die vernunfft eine öffentliche grosse thorheit"
ist. Darum wäre auch gut und hoch vonnö-"
then/ daß die Theologi auch wüsten etwas"
davon zu sagen/ und auch erführen/ was Magi-"
ca
wäre/ und nicht so unbillicher weise unge-"
gründet eine zauberey nennten. Denn magi-"
ca
wäre ihnen sehr dienstlich/ dieweil sie der"
schrifft Doctores und meister seyn wollen/ wie"
sie sich selbst überreden/ wie wol ich nicht meine/"
daß sie in magica sollen laboriren/ oder sich et-"
was darinn gebrauchen: sondern daß sie dar-"
inn eine gute erfahrung hätten/ und ihre effect"
und tugend wüsten von wegen der hohen gros-"
sen Mysterien/ die in der H. Schrifft sind ver-"
borgen/ und durch die Apostel/ Propheten/"
und durch CHristum selbst geredet worden/"
welches wir mit unserer vernunfft weder verste-"
hen/ noch ergründen mögen. Denn welcher"
Theologus (der nicht auch hat Magiam ver-"
standen) hat einen teuffel ausgetrieben/ oder"
sonst einen geist vertrieben/ oder zu ihm ge-"
bracht? oder das noch vielweniger und gerin-"
ger/ daß er einen krancken hätte gesund ge-"
macht/ oder sonst eine hülffe gethan/ allein"
durch seinen glauben? Jch geschweige/ daß er"
damit einen grossen berg versetzet/ und gar ins"
meer geworffen hat. Daraus folgt/ daß sie"
diesen glauben/ darvon CHristus sagt/ selbst"
weder wenig noch viel verstehen/ und führen ihn"
doch täglich im maul um/ lehren und lernen"
viel davon/ und wissen ihn selbst doch nicht zu"
probiren/ und damit ein zeichen zu thun/ auff"
daß man sagen möchte/ sie verstünden den"
glauben/ und wissen denselbigen zu gebrauchen"
und zu bewähren. Und wenn ein anderer"
kommt/ der ein zeichen dardurch thut/ es sey"
gleich gut oder böß/ heissen sie ihn einen zaube-"
rer/ dieweil es über ihre vernunfft und mensch-"
liche weißheit ist/ und wissen die Magiam und"
zauberey nicht zu unterscheiden. Dann Magia"
ist ein behende reine kunst/ nicht mit ceremo-"
niis
oder conjurationibus befleckt/ und besu-"
delt/ wie denn Nigromantia. Denn in ihr"
werden weder Ceremoniae, Conjurationes,"
Consecrationes, Benedicta
noch Maledicta"
gebraucht oder fürgenommen/ sondern allein"
der glaub/ darvon CHristus sagt/ der die ber-"
ge versetzet/ und in das meer wirfft: der auch"
allen geistern und ascendenten zu gebieten hat/"
sie meiftern und bezwingen kan/ derselbige"

wird

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] „geheimniſſen/ gleich wie die magia und weißheit
„der natuͤrlichen. Dieweil ſolche lehret/ wie man
„aus den natuͤrlichen dingen die gegenwaͤrtigen
„und kuͤnftigen ſachen prognoſticiren und weiſ-
„ſagen ſoll. Denn der wirckung berichtet in er-
„kaͤntniß aller creaturen/ ſo wol himmliſcher als
„irꝛdiſcher coͤrper: ſo wol innerlicher als aͤuſſerli-
„cher/ was nemlich in einem jeden ding fuͤr kraͤff-
„te und heimliche wirckungen verborgen liegen/
„wozu ſie von anfang deſtiniret und verordnet/
„und mit was eigenſchafften ſie endlich begabet
„ſind. Solche und deꝛgleichen ſind die band/ daꝛ-
„durch die himmliſche mit den irꝛdiſchen dingen
„verknuͤpffet und verbunden ſind/ wie ſolches
„aus der operation und wirckung dero augen-
„ſcheinlich und greifflich bißweilen geſpuͤret
„werden mag. Solche verbindung oder einflieſ-
„ſung der himmliſchen kraͤffte in die andern irꝛ-
„diſchen elementaliſchen coͤrper wurde von den
magis und weiſen Gamahea, das iſt/ verloͤbnis
„und matrimonium der him̃liſchen kraͤffte und
„eigenſchafften mit den untern irꝛdiſchen kraͤff-
„ten/ gleichſam dem mann und dem weib/ ge-
„nennet. Dannenhero nun die fuͤrtrefflichſte
„vermiſchungen aller himmliſchen und irꝛdi-
„ſchen coͤrper/ der ſonnen nemlich und planeten/
item Vegetabilium, Mineralium, und Anima-
„lium,
das iſt/ der kraͤuter/ thier und metallen
„entſtehen. Es hat gleichwol der teuffel mit al-
„lem fleiß und ernſt unterſtanden ſolch licht zu
obſcuriren und zu verdunckeln: Jſt ihm
„gleich wol nicht gar mißrathen/ demnach faſt
„gantz Griechenland er deſſen beraubet/ und an
„ſtatt deſſelben/ menſchliche ſpeculationes,
„phantaſien/ und gotteslaͤſterung wider Gott
„den Allmaͤchtigen und ſeinen eingebornen
„Sohn bey den Heiden eingefuͤhret hat. Denn
„die rechte wahre magia ihren urſprung aus
„dem Goͤttlichen Ternario und Trinitaͤt Got-
„tes herfuͤhret. Weil GOtt der Allmaͤchtige
„alle creaturen und geſchoͤpff mit dieſem Terna-
„rio
und dreyfaltigen zahl bezeichnet/ und mit
„ſeinem Goͤttlichen finger ihnen dieſe hochver-
„borgene und geheime Trinitaͤt eingegraben
„hat/ dergeſtalt daß nichts unter allen natuͤrli-
„chen dingen in der gantzen welt gefunden noch
„beygebracht werden mag/ das der geheimnis
„dieſer Goͤttlichen Dreyheit entrathe und in
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„weiſe gleichſam vor augen geſtellet werden
„moͤge. Dann das geſchoͤpff und derſchoͤpf-
„fer gleichſam weiſet und zu erkennen giebt/ wie
„der H. Apoſtel Paulus Rom. I. 20. bezeuget.
„Der bund nun dieſes Goͤttlichen Ternarii, ſo
„durch die gantze ſubſtantz aller weſentlichen
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„chen wir auch die geheimniſſe der gantzen natur
„aus den 4. elementen ſchoͤpffen. Deñ der Terna-
„rius
oder dreyfache zahl mit dem magiſchen
Quaternario, das iſt/ vierfache zahl/ den voll-
„koͤmmlichen Septenarium, das iſt/ die ſiebende
„zahl/ mit vielen geheimniſſen begabt/ hervor-
„bringet. Und demnach der Quaternarius in
„dem Ternario beruhet/ ſo entſtehet das licht
„der welt in dem Horizonte der ewigkeit/ und
„ſtellet uns vor das gantze band mit GOtt un-
„ſerm himmliſchen Vater. Dem kommen
„ferner zu alle kraͤffte und wirckungen aller crea-
„turen/ und deren gebrauch in ihren geheimniſ-
„ſen/ zeichen/ Characteren uod figuren vorbe-
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[Spaltenumbruch] ringſte puͤnctlein in ſolchem verborgen bleibet/
das nicht durch fleißige examinirung geoffen-“
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und Ternarius in den Ternarium auffſtei-“
gen/ ſo geſchicht ein eingang deren in die Uni-“
t
aͤt. Jn welchem alle heimliche und verbor-“
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maͤchtige/ ſo wol in ſeinem wort/ als den ge-“
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beſtehet/ damit die leute eine wahre erkaͤntnis“
haͤtten derer dinge/ welche an einem andern ort“
weitlaͤufftig erklaͤrt werden.„

Die beſchreibung der magiæ ſetzet Para-
celſus. In Philoſoph. Occult. p. 298. Magica

iſt an ihr ſelbſt die verborgenſte kunſt und
groͤſte weißheit uͤbernatuͤrlicher dinge
auff erden: Und was menſchlicher ver-
nunfft unmoͤglich zu erfahren/ und zu
ergruͤnden/ das mag durch die kunſt
Ma-
gica
erfahren und ergruͤndet werden.
Denn ſie iſt eine groſſe verborgene weißheit/ ſo“
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davon zu ſagen/ und auch erfuͤhren/ was Magi-“
ca
waͤre/ und nicht ſo unbillicher weiſe unge-“
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waͤre ihnen ſehr dienſtlich/ dieweil ſie der“
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was darinn gebrauchen: ſondern daß ſie dar-“
inn eine gute erfahrung haͤtten/ und ihre effect
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welches wir mit unſerer vernunfft weder verſte-“
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ſtanden) hat einen teuffel ausgetrieben/ oder“
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iſt ein behende reine kunſt/ nicht mit ceremo-“
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werden weder Ceremoniæ, Conjurationes,“
Conſecrationes, Benedicta
noch Maledicta
gebraucht oder fuͤrgenommen/ ſondern allein“
der glaub/ darvon CHriſtus ſagt/ der die ber-“
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[164/0460] Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „geheimniſſen/ gleich wie die magia und weißheit „der natuͤrlichen. Dieweil ſolche lehret/ wie man „aus den natuͤrlichen dingen die gegenwaͤrtigen „und kuͤnftigen ſachen prognoſticiren und weiſ- „ſagen ſoll. Denn der wirckung berichtet in er- „kaͤntniß aller creaturen/ ſo wol himmliſcher als „irꝛdiſcher coͤrper: ſo wol innerlicher als aͤuſſerli- „cher/ was nemlich in einem jeden ding fuͤr kraͤff- „te und heimliche wirckungen verborgen liegen/ „wozu ſie von anfang deſtiniret und verordnet/ „und mit was eigenſchafften ſie endlich begabet „ſind. Solche und deꝛgleichen ſind die band/ daꝛ- „durch die himmliſche mit den irꝛdiſchen dingen „verknuͤpffet und verbunden ſind/ wie ſolches „aus der operation und wirckung dero augen- „ſcheinlich und greifflich bißweilen geſpuͤret „werden mag. Solche verbindung oder einflieſ- „ſung der himmliſchen kraͤffte in die andern irꝛ- „diſchen elementaliſchen coͤrper wurde von den „magis und weiſen Gamahea, das iſt/ verloͤbnis „und matrimonium der him̃liſchen kraͤffte und „eigenſchafften mit den untern irꝛdiſchen kraͤff- „ten/ gleichſam dem mann und dem weib/ ge- „nennet. Dannenhero nun die fuͤrtrefflichſte „vermiſchungen aller himmliſchen und irꝛdi- „ſchen coͤrper/ der ſonnen nemlich und planeten/ „item Vegetabilium, Mineralium, und Anima- „lium, das iſt/ der kraͤuter/ thier und metallen „entſtehen. Es hat gleichwol der teuffel mit al- „lem fleiß und ernſt unterſtanden ſolch licht zu „obſcuriren und zu verdunckeln: Jſt ihm „gleich wol nicht gar mißrathen/ demnach faſt „gantz Griechenland er deſſen beraubet/ und an „ſtatt deſſelben/ menſchliche ſpeculationes, „phantaſien/ und gotteslaͤſterung wider Gott „den Allmaͤchtigen und ſeinen eingebornen „Sohn bey den Heiden eingefuͤhret hat. Denn „die rechte wahre magia ihren urſprung aus „dem Goͤttlichen Ternario und Trinitaͤt Got- „tes herfuͤhret. Weil GOtt der Allmaͤchtige „alle creaturen und geſchoͤpff mit dieſem Terna- „rio und dreyfaltigen zahl bezeichnet/ und mit „ſeinem Goͤttlichen finger ihnen dieſe hochver- „borgene und geheime Trinitaͤt eingegraben „hat/ dergeſtalt daß nichts unter allen natuͤrli- „chen dingen in der gantzen welt gefunden noch „beygebracht werden mag/ das der geheimnis „dieſer Goͤttlichen Dreyheit entrathe und in „mangel ſtuͤnde/ oder auch nicht ſichtbarlicher „weiſe gleichſam vor augen geſtellet werden „moͤge. Dann das geſchoͤpff und derſchoͤpf- „fer gleichſam weiſet und zu erkennen giebt/ wie „der H. Apoſtel Paulus Rom. I. 20. bezeuget. „Der bund nun dieſes Goͤttlichen Ternarii, ſo „durch die gantze ſubſtantz aller weſentlichen „dinge ausgetheilt/ iſt unauffloͤßlich/ durch wel- „chen wir auch die geheimniſſe der gantzen natur „aus den 4. elementen ſchoͤpffen. Deñ der Terna- „rius oder dreyfache zahl mit dem magiſchen „Quaternario, das iſt/ vierfache zahl/ den voll- „koͤmmlichen Septenarium, das iſt/ die ſiebende „zahl/ mit vielen geheimniſſen begabt/ hervor- „bringet. Und demnach der Quaternarius in „dem Ternario beruhet/ ſo entſtehet das licht „der welt in dem Horizonte der ewigkeit/ und „ſtellet uns vor das gantze band mit GOtt un- „ſerm himmliſchen Vater. Dem kommen „ferner zu alle kraͤffte und wirckungen aller crea- „turen/ und deren gebrauch in ihren geheimniſ- „ſen/ zeichen/ Characteren uod figuren vorbe- „zeichnet/ dermaſſen/ daß auch kaum das ge- ringſte puͤnctlein in ſolchem verborgen bleibet/ das nicht durch fleißige examinirung geoffen-“ baret werden mag. Denn ſo der Quaterna-“ rius und Ternarius in den Ternarium auffſtei-“ gen/ ſo geſchicht ein eingang deren in die Uni-“ taͤt. Jn welchem alle heimliche und verbor-“ gene weißheit aller dinge/ ſo GOtt der All-“ maͤchtige/ ſo wol in ſeinem wort/ als den ge-“ ſchoͤpffen/ ſeiner haͤnde werck geoffenbaret hat/“ beſtehet/ damit die leute eine wahre erkaͤntnis“ haͤtten derer dinge/ welche an einem andern ort“ weitlaͤufftig erklaͤrt werden.„ Die beſchreibung der magiæ ſetzet Para- celſus. In Philoſoph. Occult. p. 298. Magica iſt an ihr ſelbſt die verborgenſte kunſt und groͤſte weißheit uͤbernatuͤrlicher dinge auff erden: Und was menſchlicher ver- nunfft unmoͤglich zu erfahren/ und zu ergruͤnden/ das mag durch die kunſt Ma- gica erfahren und ergruͤndet werden. Denn ſie iſt eine groſſe verborgene weißheit/ ſo“ die vernunfft eine oͤffentliche groſſe thorheit“ iſt. Darum waͤre auch gut und hoch vonnoͤ-“ then/ daß die Theologi auch wuͤſten etwas“ davon zu ſagen/ und auch erfuͤhren/ was Magi-“ ca waͤre/ und nicht ſo unbillicher weiſe unge-“ gruͤndet eine zauberey nennten. Denn magi-“ ca waͤre ihnen ſehr dienſtlich/ dieweil ſie der“ ſchrifft Doctores und meiſter ſeyn wollen/ wie“ ſie ſich ſelbſt uͤbeꝛreden/ wie wol ich nicht meine/“ daß ſie in magica ſollen laboriren/ oder ſich et-“ was darinn gebrauchen: ſondern daß ſie dar-“ inn eine gute erfahrung haͤtten/ und ihre effect“ und tugend wuͤſten von wegen der hohen groſ-“ ſen Myſterien/ die in der H. Schrifft ſind ver-“ borgen/ und durch die Apoſtel/ Propheten/“ und durch CHriſtum ſelbſt geredet worden/“ welches wir mit unſerer vernunfft weder verſte-“ hen/ noch ergruͤnden moͤgen. Denn welcher“ Theologus (der nicht auch hat Magiam ver-“ ſtanden) hat einen teuffel ausgetrieben/ oder“ ſonſt einen geiſt vertrieben/ oder zu ihm ge-“ bracht? oder das noch vielweniger und gerin-“ ger/ daß er einen krancken haͤtte geſund ge-“ macht/ oder ſonſt eine huͤlffe gethan/ allein“ durch ſeinen glauben? Jch geſchweige/ daß er“ damit einen groſſen berg verſetzet/ und gar ins“ meer geworffen hat. Daraus folgt/ daß ſie“ dieſen glauben/ darvon CHriſtus ſagt/ ſelbſt“ weder wenig noch viel verſtehen/ uñ fuͤhren ihn“ doch taͤglich im maul um/ lehren und lernen“ viel davon/ und wiſſen ihn ſelbſt doch nicht zu“ probiren/ und damit ein zeichen zu thun/ auff“ daß man ſagen moͤchte/ ſie verſtuͤnden den“ glauben/ und wiſſen denſelbigen zu gebrauchen“ und zu bewaͤhren. Und wenn ein anderer“ kommt/ der ein zeichen dardurch thut/ es ſey“ gleich gut oder boͤß/ heiſſen ſie ihn einen zaube-“ rer/ dieweil es uͤber ihre vernunfft und menſch-“ liche weißheit iſt/ und wiſſen die Magiam und“ zauberey nicht zu unterſcheiden. Dann Magia“ iſt ein behende reine kunſt/ nicht mit ceremo-“ niis oder conjurationibus befleckt/ und beſu-“ delt/ wie denn Nigromantia. Denn in ihr“ werden weder Ceremoniæ, Conjurationes,“ Conſecrationes, Benedicta noch Maledicta“ gebraucht oder fuͤrgenommen/ ſondern allein“ der glaub/ darvon CHriſtus ſagt/ der die ber-“ ge verſetzet/ und in das meer wirfft: der auch“ allen geiſtern und aſcendenten zu gebieten hat/“ ſie meiftern und bezwingen kan/ derſelbige“ wird

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/460>, abgerufen am 27.11.2024.