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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] "Geist und Cabalistische kunst haben verstan-
"den und erklärt werden müssen. Jst derowe-
"gen solche Cabalistische kunst und weißheit
"durch mündliche unterrichtung und lehrung
"des Vaters auf den Sohn bey Mosen und
"den Propheten sehr gemein und üblich gewe-
"sen. Es haben aber nicht allein die kinder Js-
"rael/ sondern auch die alten Weisen aus die-
"ser natürlichen tieffsinnigen geheimen kunst
"GOTT den HErrn recht erkennen lernen/
"und darum auch desto besser und steiffer in
"seinen geboten und gesetzen zu wandeln un-
"terstanden. So findet man auch in den bü-
"chern Samuelis/ daß die Baalisten nicht
"mit dem Teuffel gemeinschafft/ noch dem ge-
"folgt haben; sondern daß sie aus verhängnis
"GOttes wahrhafftiger Gesicht und Erschei-
"nungen theilhafftig worden waren/ wie wir
"denn in dem buch von den himmlischen din-
"gen weitern bericht geben wollen.

"Jst also eine solche herrliche gabe allein den
"Priestern und Gottseligen leuten/ so in den
"Geboten Gottes treulicher gewandelt haben/
"gegeben/ und von GOTT vergönnet wor-
"den. Es war auch ein brauch bey den Per-
"sen/ daß keiner zu einem König erwehlet/ oder
"zu solcher dignität erhaben würde/ er wäre
"denn ein solcher hochweiser gelehrter
"Mann beydes mit namen und that/ welches
"auch daraus probiret wird/ daß sie ihre Kö-
"nige Sophos, das ist/ die Weisen genennet
"haben. Eben solche waren auch die drey Wei-
"sen aus Morgenland/ so Christum JEsum
"vom aufgang der Sonnen ersuchten/ und
"natur-kündige Priester genennet waren. So
"haben die Egyptier/ nach dem sie von den
"Chaldeern und Persen solche Magiam und
"Philosophiam erkundiget/ auch gewolt/ daß
"ihre Priester und Vorsteher solche weißheit
"mit fleiß erforschen und erlernen solten. Da
"sie dann einen solchen nutz geschöpffet/ daß
"sie in allen benachbarten Ländern zu einer
"veränderung gerathen. Deren ursach halben
"Hermes recht und wohl Trismegistus der al-
"lergröste/ mächtigste und weiseste genennet
"worden. Dieweil er ein König/ Priester/ Pro-
"phet/ weiser und kluger Herr gewesen ist in
"allen natürlichen sachen/ wie nach ihm auch
"Zoroaster.

"Eben daselbst schreibet Paracelsus pag. 79.
"Cap. II.
Demnach nun der sohn Noe nach
"der sündfluth um das jahr der erschaffung
"der welt ungefährlich 1680. im sieben und
"zw antzigsten jahr nach der sündfluth/ den
"dritten theil der welt besessen/ ist diese kunst
"mit gewalt gleichsam in Chaldeen und Per-
"sien herfür gebrochen/ und nachgehends auch
"in Egypten ausgebreitet worden. Als nun
"solches die Abgöttischen und abergläubischen
"Griechen gerochen/ sind etliche unter ihnen/
"so die fürnemsten und verständigsten waren/
"in Chaldeam und Egypten gezogen/ damit sie
"aus der Schulen solche weißheit schöpffen
"und erlernen möchten. Weil ihn aber die
"Lehr Göttlichen worts aus der heiligen Bi
"bel und dem Gesetz Mosis nicht schmeckte/
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"verliessen/ geschickter und klüger seyn wolten/
"als Gott selbst/ sind sie vom fundament und
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[Spaltenumbruch] dünckel gerathen; wie aus ihren büchern sol-"
ches zu finden/ da sie also verächtlich/ fabulo,"
sisch und spöttisch von der Lehr Mosis schrei-"
ben und halten. Es war aber bey den Egy-"
ptiern der brauch/ daß sie dergleichen fürtreffliche"
Lehren der weißheit/ nicht schlecht/ rund und"
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schrieben hat. Ferner kam hinzu Pythagoras,"
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ren Astrologi, Geometri, Arithmetic und"
Medicin, das ist/ der Stern-kunst/ Erd-kunst/"
Zahl-kunst und Artzney-kunst fähig gewe-"
sen/ noch deren eigentlichen wahren bericht"
gehabt. Denn ihr eigener hochmuth und"
praesumtion sie verhindert/ und in irrthum ge-"
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von den Chaldeern und Egyptiern begriffen/"
sind sie stoltz und aufgeblasen worden/ haben"
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auch wohl gar verfolgt werden; bleibet al-"
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gia
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aus seinem wort offenbaren/ und verkündigen"
solle. Denn die cabala (so ein geheimesheiliges"
gespräch mit Gott ist) ist voll der himmlischen"

geheimnis-
A. K. H. Vierter Theil. X 2

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] „Geiſt und Cabaliſtiſche kunſt haben verſtan-
„den und erklaͤrt werden muͤſſen. Jſt derowe-
„gen ſolche Cabaliſtiſche kunſt und weißheit
„durch muͤndliche unterrichtung und lehrung
„des Vaters auf den Sohn bey Moſen und
„den Propheten ſehr gemein und uͤblich gewe-
„ſen. Es haben aber nicht allein die kinder Jſ-
„rael/ ſondern auch die alten Weiſen aus die-
„ſer natuͤrlichen tieffſinnigen geheimen kunſt
GOTT den HErrn recht erkennen lernen/
„und darum auch deſto beſſer und ſteiffer in
„ſeinen geboten und geſetzen zu wandeln un-
„terſtanden. So findet man auch in den buͤ-
„chern Samuelis/ daß die Baaliſten nicht
„mit dem Teuffel gemeinſchafft/ noch dem ge-
„folgt haben; ſondern daß ſie aus verhaͤngnis
„GOttes wahrhafftiger Geſicht und Erſchei-
„nungen theilhafftig worden waren/ wie wir
„denn in dem buch von den himmliſchen din-
„gen weitern bericht geben wollen.

„Jſt alſo eine ſolche herrliche gabe allein den
„Prieſtern und Gottſeligen leuten/ ſo in den
„Geboten Gottes treulicher gewandelt haben/
„gegeben/ und von GOTT vergoͤnnet wor-
„den. Es war auch ein brauch bey den Per-
„ſen/ daß keiner zu einem Koͤnig erwehlet/ oder
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„denn ein ſolcher hochweiſer gelehrter
„Mann beydes mit namen und that/ welches
„auch daraus probiret wird/ daß ſie ihre Koͤ-
„nige Sophos, das iſt/ die Weiſen genennet
„haben. Eben ſolche waren auch die drey Wei-
„ſen aus Morgenland/ ſo Chriſtum JEſum
„vom aufgang der Sonnen erſuchten/ und
„natur-kuͤndige Prieſter genennet waren. So
„haben die Egyptier/ nach dem ſie von den
„Chaldeern und Perſen ſolche Magiam und
Philoſophiam erkundiget/ auch gewolt/ daß
„ihre Prieſter und Vorſteher ſolche weißheit
„mit fleiß erforſchen und erlernen ſolten. Da
„ſie dann einen ſolchen nutz geſchoͤpffet/ daß
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Hermes recht und wohl Trismegiſtus der al-
„lergroͤſte/ maͤchtigſte und weiſeſte genennet
„worden. Dieweil er ein Koͤnig/ Prieſter/ Pro-
„phet/ weiſer und kluger Herr geweſen iſt in
„allen natuͤrlichen ſachen/ wie nach ihm auch
Zoroaſter.

„Eben daſelbſt ſchreibet Paracelſus pag. 79.
„Cap. II.
Demnach nun der ſohn Noe nach
„der ſuͤndfluth um das jahr der erſchaffung
„der welt ungefaͤhrlich 1680. im ſieben und
„zw antzigſten jahr nach der ſuͤndfluth/ den
„dritten theil der welt beſeſſen/ iſt dieſe kunſt
„mit gewalt gleichſam in Chaldeen und Per-
„ſien herfuͤr gebrochen/ und nachgehends auch
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„ſolches die Abgoͤttiſchen und aberglaͤubiſchen
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„ſo die fuͤrnemſten und verſtaͤndigſten waren/
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„aus der Schulen ſolche weißheit ſchoͤpffen
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„Lehr Goͤttlichen worts aus der heiligen Bi
„bel und dem Geſetz Moſis nicht ſchmeckte/
„auf ihre vernunfft und eigenen verſtand ſich
„verlieſſen/ geſchickter und kluͤger ſeyn wolten/
„als Gott ſelbſt/ ſind ſie vom fundament und
„grundveſte aller natuͤrlichen geheimen und ver-
„borgenen kuͤnſte abgewiechen/ und in ihr eigen
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dern auch faſt bey allen andern Nationen; ſo“
auch einer etwas der recht wahren in Gottes“
wort gegruͤndeten Philoſophey gemaͤß vor-“
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allein veracht/ verſpott und verlacht/ ſondern“
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ſo bey dem alten Sprichwort: mundus vult“
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ſchehe ihnen nach ihrem willen.„

Und ferner p. 80. c. 4. die rechte wahre ma-“
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A. K. H. Vierter Theil. X 2
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[163/0459] Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „Geiſt und Cabaliſtiſche kunſt haben verſtan- „den und erklaͤrt werden muͤſſen. Jſt derowe- „gen ſolche Cabaliſtiſche kunſt und weißheit „durch muͤndliche unterrichtung und lehrung „des Vaters auf den Sohn bey Moſen und „den Propheten ſehr gemein und uͤblich gewe- „ſen. Es haben aber nicht allein die kinder Jſ- „rael/ ſondern auch die alten Weiſen aus die- „ſer natuͤrlichen tieffſinnigen geheimen kunſt „GOTT den HErrn recht erkennen lernen/ „und darum auch deſto beſſer und ſteiffer in „ſeinen geboten und geſetzen zu wandeln un- „terſtanden. So findet man auch in den buͤ- „chern Samuelis/ daß die Baaliſten nicht „mit dem Teuffel gemeinſchafft/ noch dem ge- „folgt haben; ſondern daß ſie aus verhaͤngnis „GOttes wahrhafftiger Geſicht und Erſchei- „nungen theilhafftig worden waren/ wie wir „denn in dem buch von den himmliſchen din- „gen weitern bericht geben wollen. „Jſt alſo eine ſolche herrliche gabe allein den „Prieſtern und Gottſeligen leuten/ ſo in den „Geboten Gottes treulicher gewandelt haben/ „gegeben/ und von GOTT vergoͤnnet wor- „den. Es war auch ein brauch bey den Per- „ſen/ daß keiner zu einem Koͤnig erwehlet/ oder „zu ſolcher dignitaͤt erhaben wuͤrde/ er waͤre „denn ein ſolcher hochweiſer gelehrter „Mann beydes mit namen und that/ welches „auch daraus probiret wird/ daß ſie ihre Koͤ- „nige Sophos, das iſt/ die Weiſen genennet „haben. Eben ſolche waren auch die drey Wei- „ſen aus Morgenland/ ſo Chriſtum JEſum „vom aufgang der Sonnen erſuchten/ und „natur-kuͤndige Prieſter genennet waren. So „haben die Egyptier/ nach dem ſie von den „Chaldeern und Perſen ſolche Magiam und „Philoſophiam erkundiget/ auch gewolt/ daß „ihre Prieſter und Vorſteher ſolche weißheit „mit fleiß erforſchen und erlernen ſolten. Da „ſie dann einen ſolchen nutz geſchoͤpffet/ daß „ſie in allen benachbarten Laͤndern zu einer „veraͤnderung gerathen. Deren urſach halben „Hermes recht und wohl Trismegiſtus der al- „lergroͤſte/ maͤchtigſte und weiſeſte genennet „worden. Dieweil er ein Koͤnig/ Prieſter/ Pro- „phet/ weiſer und kluger Herr geweſen iſt in „allen natuͤrlichen ſachen/ wie nach ihm auch „Zoroaſter. „Eben daſelbſt ſchreibet Paracelſus pag. 79. „Cap. II. Demnach nun der ſohn Noe nach „der ſuͤndfluth um das jahr der erſchaffung „der welt ungefaͤhrlich 1680. im ſieben und „zw antzigſten jahr nach der ſuͤndfluth/ den „dritten theil der welt beſeſſen/ iſt dieſe kunſt „mit gewalt gleichſam in Chaldeen und Per- „ſien herfuͤr gebrochen/ und nachgehends auch „in Egypten ausgebreitet worden. Als nun „ſolches die Abgoͤttiſchen und aberglaͤubiſchen „Griechen gerochen/ ſind etliche unter ihnen/ „ſo die fuͤrnemſten und verſtaͤndigſten waren/ „in Chaldeam und Egypten gezogen/ damit ſie „aus der Schulen ſolche weißheit ſchoͤpffen „und erlernen moͤchten. Weil ihn aber die „Lehr Goͤttlichen worts aus der heiligen Bi „bel und dem Geſetz Moſis nicht ſchmeckte/ „auf ihre vernunfft und eigenen verſtand ſich „verlieſſen/ geſchickter und kluͤger ſeyn wolten/ „als Gott ſelbſt/ ſind ſie vom fundament und „grundveſte aller natuͤrlichen geheimen und ver- „borgenen kuͤnſte abgewiechen/ und in ihr eigen duͤnckel gerathen; wie aus ihren buͤchern ſol-“ ches zu finden/ da ſie alſo veraͤchtlich/ fabulo,“ ſiſch und ſpoͤttiſch von der Lehr Moſis ſchrei-“ ben und halten. Es war aber bey den Egy-“ ptiern der brauch/ daß ſie dergleichẽ fuͤrtreffliche“ Lehren der weißheit/ nicht ſchlecht/ rund und“ klar/ ſondern figurlicher und raͤtteriſcher weiß/“ mit verdunckelten worten und fremden ein-“ gefuͤhrten hiſtorien vorbrachten. Welche nach-“ gehends der fuͤrtreffliche Poët Homerus wun-“ der-kuͤnſtlich in ſeinen Verſen verbluͤmt be-“ ſchrieben hat. Ferner kam hinzu Pythagoras,“ ſo viel aus dem Geſetz Moſis und Alten Te-“ ſtament mit einmiſchte/ deßgleichen Hippo-“ crates, Thales Mileſius, Anaxagoras, Demo-“ critus und andere mehr/ ſo hierinn ſich geuͤ-“ bet/ und ihren verſtand auch haben ſehen laſ-“ ſen/ ob ſchon deren keiner der rechten wah-“ ren Aſtrologi, Geometri, Arithmetic und“ Medicin, das iſt/ der Stern-kunſt/ Erd-kunſt/“ Zahl-kunſt und Artzney-kunſt faͤhig gewe-“ ſen/ noch deren eigentlichen wahren bericht“ gehabt. Denn ihr eigener hochmuth und“ præſumtion ſie verhindert/ und in irrthum ge-“ ſtuͤrtzet hat. Denn als ſie etwas weniges“ von den Chaldeern und Egyptiern begriffen/“ ſind ſie ſtoltz und aufgeblaſen worden/ haben“ ihrem verſtand viel mehr und hoͤhers ver-“ traut/ als in ihrer natur war/ und ange-“ fangen/ die ſache mit viel ſubtilen falſch erdich-“ teten erfindungen zu ſchaͤrffen/ und eine eige-“ ne aus ihrem hirn ſubtil geſponnene Philo-“ ſophey zu ſchreiben unterſtanden/ ſo nicht al-“ lein bey ihnen uͤberhand genommen/ ſondern.“ auch nachgehends von ihnen zu den Lateinern“ ausgebreitet worden iſt/ welches nicht weni-“ ger als die Griechen/ demnach ſie deren ein“ wenig bericht erlangt/ ihren verſtand auch“ wollen ſehen laſſen/ und mit ihrem zuſatz helf-“ fen mehren/ zieren und beſſern. Von ſolchen“ iſt nun angeregte vermeinte Philoſophey in“ gantz Europam ausgebreitet worden/ faſt al-“ le Academien und Hohe ſchulen durchloffen/“ deren zu gefallen ſolche aufgerichtet/ und die“ Jugend in deren unterwieſen worden/ auch“ noch heutiges tages alſo hartnaͤckig dariñen“ inſtituiret wird/ daß ſie Moſis und der Pro-“ pheten vergeſſende/ ſolcher gleichſam als Gott“ ſelbſten anhangen/ defendiren und biß aufs“ blut tuiren/ nicht allein in Teutſchland/ ſon-“ dern auch faſt bey allen andern Nationen; ſo“ auch einer etwas der recht wahren in Gottes“ wort gegruͤndeten Philoſophey gemaͤß vor-“ bringt/ ſo der ihrigen zuwider iſt/ muß er nicht“ allein veracht/ verſpott und verlacht/ ſondern“ auch wohl gar verfolgt werden; bleibet al-“ ſo bey dem alten Sprichwort: mundus vult“ decipi, die welt will betrogen ſeyn. Alſo ge-“ ſchehe ihnen nach ihrem willen.„ Und ferner p. 80. c. 4. die rechte wahre ma-“ gia iſt eine ſolche kunſt und geſchicklichkeit/ dar-“ durch man zu der erkaͤntniß der elementen/ deren“ zuſammen verſetzten coͤrper/ frucht/ eigenſchafft/“ krafft und verborgene wirckungen gelangt/ die“ cabala aber aus dem inhalt ihres hohen hei mli-“ chen verſtandes weiſet den rechten weg und ſtraß“ dem menſchen zu GOtt dem HErꝛn zugelan-“ gen/ wie man mit ihm handeln/ und was man“ aus ſeinem wort offenbaren/ und verkuͤndigen“ ſolle. Denn die cabala (ſo ein geheimesheiliges“ geſpraͤch mit Gott iſt) iſt voll der himmliſchen“ geheimniſ- A. K. H. Vierter Theil. X 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/459>, abgerufen am 27.11.2024.