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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum.
[Spaltenumbruch] viel anders überflüßig mehr/ nicht daß wirs also
mit überfluß brauchen sollen/ sondern daß er
dadurch erkennen wolle/ wie steiff und fest wir
an seinen geboten halten wollen/ dann die seel hat
dem natürlichen leib versprochen nicht mehr zu
beladen/ denn was seine nothdurfft sey/ nach bre-
chung des gebots/ nota parva ex adultera, daß
der geistliche leib aus anreitzung des bösen geistes/
so er von dem biß des apfels bekommen/ nicht halt/
was er ihm versprochen hat. Dadurch aus sol-
chem überfluß/ und dann auch aus den influen-
tiis
der 4. element/ die alle in centro microcosmi
ihre würckung vollbringen konten/ viel und
mancherley kranckheit/ aus dem Vater der
barmhertzigkeit/ das ist dem natürlichen nutri-
ment,
der 4. element/ in dem microcosmo ent-
stehen/ also auch wie im brod/ das ist der Va-
ter/ der leib der barmhertzigkeit/ der geile und
überfluß gebrauchet wird/ so weit sie auch ebe-
ner massen in der gabe der gerechtigkeit/ das ist
in der pflantzung oder säung des menschen saa-
men mißbraucht: Dann in die mutter des wei-
bes gehöret der menschliche saamen/ und mit
mächtiger ordnung/ was ausserhalb dem ist/ das
gehet aus bösen und gewalt zum besten.

Also wird in beyden theilen im leib der barm-
hertzigkeit und der gerechtigkeit/ aus bösem
anreitzendem geist die unmaß ordnung ge-
braucht/ daraus hernach kranckheit und der-
gleichen folgen/ so verschwind dann darin/
denn die Fontana schleust den himmel geschwind
auff/ und solvirt ihn: Sobald der himmel/
das ist/ das grobe corpus des solis auffgeschlos-
sen/ so findet der spiritus Mercurii solches quasi
tertia persona solis
biß in Mercurius Philoso-
phicus,
in der Fontana seine eigene natur/ das
ist der spiritus Mercurii solis, ein domicilium
personae secundae solis, id est, quintae essentiae

feuriges seu Mercurii, so führet er denselben
heimlicher/ verborgener/ schmeichlischer/ unsicht-
barer weiß/ mit sich hinein/ in den Mercurium
Philosophorum
die Fontanen/ in die reine und
nicht befleckte mutter der metallen/ allda ge-
schicht in einem augenblick die convention und
vereinigung der höchsten quintae essentiae in
dem mercurialischen begreifflichen leib/ durch
mittel der seelen des mercurialischen leibes.
Und damit Mercurius oder die mutter allein den
mediatorem solis, allein das wesen solis empfa-
he/ und nicht fremdes oder zerstörliches: Wie
denn auch der himmel und ihr obere corpus so-
lus
eingehe/ so schleust sie den himmel auff/ und
zeigt ihm allein seine Gottheit/ das ist die höch-
ste quinta essentia auß/ und fällt das ander su-
perfluum
der himmel solis, der da elementalisch
ist in der Fontana zuwieder. Darum must du
diese Fontana sauber pfützen/ und ausschöpffen/
biß auff die foeces superfluas, und allein mit dem
reinen theil dein werck vollbringen/ also daß du
nicht mitnehmest| den gantzen rothen löwen/ son-
dern allein sein rosenfarbes blut/ und nicht den
gantzen weissen Adler/ sondern allein das weisse
gluth des Adlers/ nicht den gemeinen Mercurium,
sondern Philosophicum, nicht die unreine frau/
sondern die schöne saubere Maria/ unsere Mine-
ram. Also hast du beysammen zwo mercurialische
substantz/ und ein wurtzel der spiritus Mercurii
solis,
und spirit? Philosophoru, das seynd die 2.
mercurialische substantz/ und die einige wurtzel ist
quinta essentia seu anima solis, welche ein va-
ter und origo prima aller metallen ist. Darum
sie billig radix prima genennt wird. Also must
[Spaltenumbruch] du die 2. naturen/ die sulphurisch und mercuri-
ali
sch/ seelisch und geistlisch/ in ihrem eigenen
mercurialischen cörper/ welche zwifach/ aber
doch von einem ursprung seyn/ mit einander
gantz magisch verheyrathen/ und in ihrem na-
türlichen wasserbad subtil erwärmen/ wieder
vereinigen/ dann sie eins werden/ wie sie
auch vor a prima radice gewesen seyn/ und sie-
he/ daß du nicht eylest/ und dem König das bad
nicht zu heiß machest/ er möchte sonst darinnen
ersticken/ und nichts geboren werden; Jn diesem
bad laß ihn sitzen/ und wol erschwitzen/ biß er
gantz schön und sauber gewaschen/ und der wär-
me wol gewohnet ist/ alsdann laß ihn mit or-
dentlicher mehrung des feuers/ ja so lang biß
daß er leibliche natur an sich genommen/ alsdann
ist der König der metallen geboren/ und von der
mutter ein metallischer/ doch spiritualischen
reinen leib angenommen/ welcher nicht verschlos-
sen/ sondern offen ist/ welchen wir nicht hätten/
so wir dem gesetz und der bitt anhingen/ denn
das täglich brod ist die nothdurfft/ darum wir
bitten/ machen kein kranckheit/ aber der überfluß
wol/ daraus kranckheiten und der tod folgen.

Siehe nun aber/ wie barmhertzig und gütig
GOtt ist/ gleichwie er die seel/ wenn sie aus ih-
rer nahrung dem wort GOttes schreitet und
sündiget/ dadurch sie kranck und tödtlichen ver-
wundt wird/ mit guten gewissen artzeneyen ver-
sehen hat/ das ist/ mit dem Sacrament sapien-
tiae,
so offt der sünder seufftzet/ daß seine seele ge-
heiliget werde/ und vergebung der sünden erlan-
gen: Also siehet GOTT auch die übertre-
tung/ und nicht-haltung seines selbst gegebenen
recepts und ordnung/ den leib betreffend/ nicht
so offt an/ erbarmet sich seiner/ weil er die behau-
sung ist/ und erschafft ihm den artzt und die artz-
ney aus des leibes mutter/ das ist/ aus ihrer mut-
ter/ das ist/ aus GOtt. Diese artzeney hat nun
den gewalt und macht alle kranckheit zu heilen/
und den natürlichen leib in gleichheit der ele-
ment biß auff den bestimmten termin gesund zu
erhalten. Und da dem menschen wegen der sun-
de nicht ein gewisser termin seines lebens
bestimmt wäre/ oder der tod nicht zu einer straff
auffgelegt wäre/ so wäre es möglich den leib in
ewiger gesund heit zuerhalten/ solches aber nicht
durch gemeine particularische artzeneyen/ son-
dern es muß das rechte universal verhanden
seyn/ denn wie vorhin bewiesen/ so ist der mensch
Microcosmus: Darum muß ihn auch die gan-
tze grosse welt erhalten/ ernehren/ und curiren.
Wird nun fructus terrae Microcosmi kranck/
und kan ihr selbst nicht helffen/ so müssen ihr
fructus terrae der grossen welt/ und eben derglei-
chen species zu hülffe kommen/ und mit ihrer artz-
ney ersetzet werden/ und allezeit muß solches sei-
nes gleichen helffen.

Dieweil nun der species morborum Microco-
smi
so viel seyn als der zahl der elementarischen
früchten/ welcher denn viel tausenderley seyn:
Dadurch auch dem allerverständigsten natur-
kündiger nicht wol möglich ist/ die speciem
morbi
zu erkennen/ daß er hernach den nervum
curae
dazu gebrauchen konte/ dadurch denn viel
menschen also hülffloß und vor dem bestimmten
termin ihren leib darunter auffopffern müssen;
So hat GOtt aus barmhertzigkeit dem men-
schen etliche secreta naturae universalis offenba-
ret/ etliche die da in sich verborgen naturam toti-
us coeli,
etliche totius aeris, etliche aquae, und et-

liche

Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum.
[Spaltenumbruch] viel anders uͤberfluͤßig mehr/ nicht daß wirs alſo
mit uͤberfluß brauchen ſollen/ ſondern daß er
dadurch erkennen wolle/ wie ſteiff und feſt wir
an ſeinen geboten halten wollen/ dañ die ſeel hat
dem natuͤrlichen leib verſprochen nicht mehr zu
beladen/ denn was ſeine nothdurfft ſey/ nach bre-
chung des gebots/ nota parva ex adultera, daß
der geiſtliche leib aus anreitzung des boͤſẽ geiſtes/
ſo er von dem biß des apfels bekom̃en/ nicht halt/
was er ihm verſprochen hat. Dadurch aus ſol-
chem uͤberfluß/ und dann auch aus den influen-
tiis
der 4. element/ die alle in centro microcoſmi
ihre wuͤrckung vollbringen konten/ viel und
mancherley kranckheit/ aus dem Vater der
barmhertzigkeit/ das iſt dem natuͤrlichen nutri-
ment,
der 4. element/ in dem microcoſmo ent-
ſtehen/ alſo auch wie im brod/ das iſt der Va-
ter/ der leib der barmhertzigkeit/ der geile und
uͤberfluß gebrauchet wird/ ſo weit ſie auch ebe-
ner maſſen in der gabe der gerechtigkeit/ das iſt
in der pflantzung oder ſaͤung des menſchen ſaa-
men mißbraucht: Dann in die mutter des wei-
bes gehoͤret der menſchliche ſaamen/ und mit
maͤchtiger ordnung/ was auſſerhalb dem iſt/ das
gehet aus boͤſen und gewalt zum beſten.

Alſo wird in beyden theilen im leib der barm-
hertzigkeit und der gerechtigkeit/ aus boͤſem
anreitzendem geiſt die unmaß ordnung ge-
braucht/ daraus hernach kranckheit und der-
gleichen folgen/ ſo verſchwind dann darin/
denn die Fontana ſchleuſt den himmel geſchwind
auff/ und ſolvirt ihn: Sobald der himmel/
das iſt/ das grobe corpus des ſolis auffgeſchloſ-
ſen/ ſo findet der ſpiritus Mercurii ſolches quaſi
tertia perſona ſolis
biß in Mercurius Philoſo-
phicus,
in der Fontana ſeine eigene natur/ das
iſt der ſpiritus Mercurii ſolis, ein domicilium
perſonæ ſecundæ ſolis, id eſt, quintæ eſſentiæ

feuriges ſeu Mercurii, ſo fuͤhret er denſelben
heimlicher/ verborgener/ ſchmeichliſcher/ unſicht-
barer weiß/ mit ſich hinein/ in den Mercurium
Philoſophorum
die Fontanen/ in die reine und
nicht befleckte mutter der metallen/ allda ge-
ſchicht in einem augenblick die convention und
vereinigung der hoͤchſten quintæ eſſentiæ in
dem mercurialiſchen begreifflichen leib/ durch
mittel der ſeelen des mercurialiſchen leibes.
Und damit Mercurius oder die mutter allein den
mediatorem ſolis, allein das weſen ſolis empfa-
he/ und nicht fremdes oder zerſtoͤrliches: Wie
denn auch der himmel und ihr obere corpus ſo-
lus
eingehe/ ſo ſchleuſt ſie den himmel auff/ und
zeigt ihm allein ſeine Gottheit/ das iſt die hoͤch-
ſte quinta eſſentia auß/ und faͤllt das ander ſu-
perfluum
der himmel ſolis, der da elementaliſch
iſt in der Fontana zuwieder. Darum muſt du
dieſe Fontana ſauber pfuͤtzen/ und ausſchoͤpffen/
biß auff die fœces ſuperfluas, und allein mit dem
reinen theil dein werck vollbringen/ alſo daß du
nicht mitnehmeſt| den gantzẽ rothen loͤwen/ ſon-
dern allein ſein roſenfarbes blut/ und nicht den
gantzen weiſſen Adler/ ſondern allein das weiſſe
gluth des Adleꝛs/ nicht den gemeinẽ Mercurium,
ſondern Philoſophicum, nicht die unreine frau/
ſondern die ſchoͤne ſaubere Mariã/ unſere Mine-
ram. Alſo haſt du beyſam̃en zwo mercurialiſche
ſubſtantz/ und ein wurtzel der ſpiritus Mercurii
ſolis,
und ſpirit? Philoſophorũ, das ſeynd die 2.
mercurialiſche ſubſtantz/ uñ die einige wurtzel iſt
quinta eſſentia ſeu anima ſolis, welche ein va-
ter und origo prima aller metallen iſt. Darum
ſie billig radix prima genennt wird. Alſo muſt
[Spaltenumbruch] du die 2. naturen/ die ſulphuriſch und mercuri-
ali
ſch/ ſeeliſch und geiſtliſch/ in ihrem eigenen
mercurialiſchen coͤrper/ welche zwifach/ aber
doch von einem urſprung ſeyn/ mit einander
gantz magiſch verheyrathen/ und in ihrem na-
tuͤrlichen waſſerbad ſubtil erwaͤrmen/ wieder
vereinigen/ dann ſie eins werden/ wie ſie
auch vor à prima radice geweſen ſeyn/ und ſie-
he/ daß du nicht eyleſt/ und dem Koͤnig das bad
nicht zu heiß macheſt/ er moͤchte ſonſt darinnen
erſticken/ und nichts geboren werden; Jn dieſem
bad laß ihn ſitzen/ und wol erſchwitzen/ biß er
gantz ſchoͤn und ſauber gewaſchen/ und der waͤr-
me wol gewohnet iſt/ alsdann laß ihn mit or-
dentlicher mehrung des feuers/ ja ſo lang biß
daß er leibliche natur an ſich genommen/ alsdañ
iſt der Koͤnig der metallen geboren/ und von der
mutter ein metalliſcher/ doch ſpiritualiſchen
reinen leib angenom̃en/ welcher nicht verſchloſ-
ſen/ ſondern offen iſt/ welchen wir nicht haͤtten/
ſo wir dem geſetz und der bitt anhingen/ denn
das taͤglich brod iſt die nothdurfft/ darum wir
bitten/ machen kein kranckheit/ aber der uͤberfluß
wol/ daraus kranckheiten und der tod folgen.

Siehe nun aber/ wie barmhertzig und guͤtig
GOtt iſt/ gleichwie er die ſeel/ wenn ſie aus ih-
rer nahrung dem wort GOttes ſchreitet und
ſuͤndiget/ dadurch ſie kranck und toͤdtlichen ver-
wundt wird/ mit guten gewiſſen artzeneyen ver-
ſehen hat/ das iſt/ mit dem Sacrament ſapien-
tiæ,
ſo offt der ſuͤnder ſeufftzet/ daß ſeine ſeele ge-
heiliget werde/ und vergebung der ſuͤnden erlan-
gen: Alſo ſiehet GOTT auch die uͤbertre-
tung/ und nicht-haltung ſeines ſelbſt gegebenen
recepts und ordnung/ den leib betreffend/ nicht
ſo offt an/ erbarmet ſich ſeiner/ weil er die behau-
ſung iſt/ und erſchafft ihm den artzt und die artz-
ney aus des leibes mutter/ das iſt/ aus ihrer mut-
ter/ das iſt/ aus GOtt. Dieſe artzeney hat nun
den gewalt und macht alle kranckheit zu heilen/
und den natuͤrlichen leib in gleichheit der ele-
ment biß auff den beſtimmten termin geſund zu
erhalten. Und da dem menſchen wegen der ſun-
de nicht ein gewiſſer termin ſeines lebens
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ewiger geſund heit zuerhalten/ ſolches aber nicht
durch gemeine particulariſche artzeneyen/ ſon-
dern es muß das rechte univerſal verhanden
ſeyn/ denn wie vorhin bewieſen/ ſo iſt der menſch
Microcoſmus: Darum muß ihn auch die gan-
tze groſſe welt erhalten/ ernehren/ und curiren.
Wird nun fructus terræ Microcoſmi kranck/
und kan ihr ſelbſt nicht helffen/ ſo muͤſſen ihr
fructus terræ der groſſen welt/ und eben derglei-
chen ſpecies zu huͤlffe kommen/ und mit ihrer artz-
ney erſetzet werden/ und allezeit muß ſolches ſei-
nes gleichen helffen.

Dieweil nun der ſpecies morborum Microco-
ſmi
ſo viel ſeyn als der zahl der elementariſchen
fruͤchten/ welcher denn viel tauſenderley ſeyn:
Dadurch auch dem allerverſtaͤndigſten natur-
kuͤndiger nicht wol moͤglich iſt/ die ſpeciem
morbi
zu erkennen/ daß er hernach den nervum
curæ
dazu gebrauchen konte/ dadurch denn viel
menſchen alſo huͤlffloß und vor dem beſtimmten
termin ihren leib darunter auffopffern muͤſſen;
So hat GOtt aus barmhertzigkeit dem men-
ſchen etliche ſecreta naturæ univerſalis offenba-
ret/ etliche die da in ſich verborgen naturam toti-
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etliche totius aëris, etliche aquæ, und et-

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[156/0452] Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum. viel anders uͤberfluͤßig mehr/ nicht daß wirs alſo mit uͤberfluß brauchen ſollen/ ſondern daß er dadurch erkennen wolle/ wie ſteiff und feſt wir an ſeinen geboten halten wollen/ dañ die ſeel hat dem natuͤrlichen leib verſprochen nicht mehr zu beladen/ denn was ſeine nothdurfft ſey/ nach bre- chung des gebots/ nota parva ex adultera, daß der geiſtliche leib aus anreitzung des boͤſẽ geiſtes/ ſo er von dem biß des apfels bekom̃en/ nicht halt/ was er ihm verſprochen hat. Dadurch aus ſol- chem uͤberfluß/ und dann auch aus den influen- tiis der 4. element/ die alle in centro microcoſmi ihre wuͤrckung vollbringen konten/ viel und mancherley kranckheit/ aus dem Vater der barmhertzigkeit/ das iſt dem natuͤrlichen nutri- ment, der 4. element/ in dem microcoſmo ent- ſtehen/ alſo auch wie im brod/ das iſt der Va- ter/ der leib der barmhertzigkeit/ der geile und uͤberfluß gebrauchet wird/ ſo weit ſie auch ebe- ner maſſen in der gabe der gerechtigkeit/ das iſt in der pflantzung oder ſaͤung des menſchen ſaa- men mißbraucht: Dann in die mutter des wei- bes gehoͤret der menſchliche ſaamen/ und mit maͤchtiger ordnung/ was auſſerhalb dem iſt/ das gehet aus boͤſen und gewalt zum beſten. Alſo wird in beyden theilen im leib der barm- hertzigkeit und der gerechtigkeit/ aus boͤſem anreitzendem geiſt die unmaß ordnung ge- braucht/ daraus hernach kranckheit und der- gleichen folgen/ ſo verſchwind dann darin/ denn die Fontana ſchleuſt den himmel geſchwind auff/ und ſolvirt ihn: Sobald der himmel/ das iſt/ das grobe corpus des ſolis auffgeſchloſ- ſen/ ſo findet der ſpiritus Mercurii ſolches quaſi tertia perſona ſolis biß in Mercurius Philoſo- phicus, in der Fontana ſeine eigene natur/ das iſt der ſpiritus Mercurii ſolis, ein domicilium perſonæ ſecundæ ſolis, id eſt, quintæ eſſentiæ feuriges ſeu Mercurii, ſo fuͤhret er denſelben heimlicher/ verborgener/ ſchmeichliſcher/ unſicht- barer weiß/ mit ſich hinein/ in den Mercurium Philoſophorum die Fontanen/ in die reine und nicht befleckte mutter der metallen/ allda ge- ſchicht in einem augenblick die convention und vereinigung der hoͤchſten quintæ eſſentiæ in dem mercurialiſchen begreifflichen leib/ durch mittel der ſeelen des mercurialiſchen leibes. Und damit Mercurius oder die mutter allein den mediatorem ſolis, allein das weſen ſolis empfa- he/ und nicht fremdes oder zerſtoͤrliches: Wie denn auch der himmel und ihr obere corpus ſo- lus eingehe/ ſo ſchleuſt ſie den himmel auff/ und zeigt ihm allein ſeine Gottheit/ das iſt die hoͤch- ſte quinta eſſentia auß/ und faͤllt das ander ſu- perfluum der himmel ſolis, der da elementaliſch iſt in der Fontana zuwieder. Darum muſt du dieſe Fontana ſauber pfuͤtzen/ und ausſchoͤpffen/ biß auff die fœces ſuperfluas, und allein mit dem reinen theil dein werck vollbringen/ alſo daß du nicht mitnehmeſt| den gantzẽ rothen loͤwen/ ſon- dern allein ſein roſenfarbes blut/ und nicht den gantzen weiſſen Adler/ ſondern allein das weiſſe gluth des Adleꝛs/ nicht den gemeinẽ Mercurium, ſondern Philoſophicum, nicht die unreine frau/ ſondern die ſchoͤne ſaubere Mariã/ unſere Mine- ram. Alſo haſt du beyſam̃en zwo mercurialiſche ſubſtantz/ und ein wurtzel der ſpiritus Mercurii ſolis, und ſpirit? Philoſophorũ, das ſeynd die 2. mercurialiſche ſubſtantz/ uñ die einige wurtzel iſt quinta eſſentia ſeu anima ſolis, welche ein va- ter und origo prima aller metallen iſt. Darum ſie billig radix prima genennt wird. Alſo muſt du die 2. naturen/ die ſulphuriſch und mercuri- aliſch/ ſeeliſch und geiſtliſch/ in ihrem eigenen mercurialiſchen coͤrper/ welche zwifach/ aber doch von einem urſprung ſeyn/ mit einander gantz magiſch verheyrathen/ und in ihrem na- tuͤrlichen waſſerbad ſubtil erwaͤrmen/ wieder vereinigen/ dann ſie eins werden/ wie ſie auch vor à prima radice geweſen ſeyn/ und ſie- he/ daß du nicht eyleſt/ und dem Koͤnig das bad nicht zu heiß macheſt/ er moͤchte ſonſt darinnen erſticken/ und nichts geboren werden; Jn dieſem bad laß ihn ſitzen/ und wol erſchwitzen/ biß er gantz ſchoͤn und ſauber gewaſchen/ und der waͤr- me wol gewohnet iſt/ alsdann laß ihn mit or- dentlicher mehrung des feuers/ ja ſo lang biß daß er leibliche natur an ſich genommen/ alsdañ iſt der Koͤnig der metallen geboren/ und von der mutter ein metalliſcher/ doch ſpiritualiſchen reinen leib angenom̃en/ welcher nicht verſchloſ- ſen/ ſondern offen iſt/ welchen wir nicht haͤtten/ ſo wir dem geſetz und der bitt anhingen/ denn das taͤglich brod iſt die nothdurfft/ darum wir bitten/ machen kein kranckheit/ aber der uͤberfluß wol/ daraus kranckheiten und der tod folgen. Siehe nun aber/ wie barmhertzig und guͤtig GOtt iſt/ gleichwie er die ſeel/ wenn ſie aus ih- rer nahrung dem wort GOttes ſchreitet und ſuͤndiget/ dadurch ſie kranck und toͤdtlichen ver- wundt wird/ mit guten gewiſſen artzeneyen ver- ſehen hat/ das iſt/ mit dem Sacrament ſapien- tiæ, ſo offt der ſuͤnder ſeufftzet/ daß ſeine ſeele ge- heiliget werde/ und vergebung der ſuͤnden erlan- gen: Alſo ſiehet GOTT auch die uͤbertre- tung/ und nicht-haltung ſeines ſelbſt gegebenen recepts und ordnung/ den leib betreffend/ nicht ſo offt an/ erbarmet ſich ſeiner/ weil er die behau- ſung iſt/ und erſchafft ihm den artzt und die artz- ney aus des leibes mutter/ das iſt/ aus ihrer mut- ter/ das iſt/ aus GOtt. Dieſe artzeney hat nun den gewalt und macht alle kranckheit zu heilen/ und den natuͤrlichen leib in gleichheit der ele- ment biß auff den beſtimmten termin geſund zu erhalten. Und da dem menſchen wegen der ſun- de nicht ein gewiſſer termin ſeines lebens beſtimmt waͤre/ oder der tod nicht zu einer ſtraff auffgelegt waͤre/ ſo waͤre es moͤglich den leib in ewiger geſund heit zuerhalten/ ſolches aber nicht durch gemeine particulariſche artzeneyen/ ſon- dern es muß das rechte univerſal verhanden ſeyn/ denn wie vorhin bewieſen/ ſo iſt der menſch Microcoſmus: Darum muß ihn auch die gan- tze groſſe welt erhalten/ ernehren/ und curiren. Wird nun fructus terræ Microcoſmi kranck/ und kan ihr ſelbſt nicht helffen/ ſo muͤſſen ihr fructus terræ der groſſen welt/ und eben derglei- chen ſpecies zu huͤlffe kommen/ und mit ihrer artz- ney erſetzet werden/ und allezeit muß ſolches ſei- nes gleichen helffen. Dieweil nun der ſpecies morborum Microco- ſmi ſo viel ſeyn als der zahl der elementariſchen fruͤchten/ welcher denn viel tauſenderley ſeyn: Dadurch auch dem allerverſtaͤndigſten natur- kuͤndiger nicht wol moͤglich iſt/ die ſpeciem morbi zu erkennen/ daß er hernach den nervum curæ dazu gebrauchen konte/ dadurch denn viel menſchen alſo huͤlffloß und vor dem beſtimmten termin ihren leib darunter auffopffern muͤſſen; So hat GOtt aus barmhertzigkeit dem men- ſchen etliche ſecreta naturæ univerſalis offenba- ret/ etliche die da in ſich verborgen naturam toti- us cœli, etliche totius aëris, etliche aquæ, und et- liche

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/452>, abgerufen am 28.11.2024.