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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum.
[Spaltenumbruch] empel seiner tugend wird uns im andern buch
Moysi fürgestellet/ da Aaron der bruder Moysi
dem volck Jsrael im abwesen Moysi ein gülden
kalb zum Abgott auffrichtet/ Moyses hernach
solches fand/ ward er so hart über das volck
erzürnet/ weil sie einen fremden GOtt anbe-
teten/ daß er auch die ersten taffeln/ darinnen
grosse geheimnüß waren/ zu stücken geworffen/
in betrachtung/ daß sie solcher nicht wurdig
waren. Was that aber Moyses? weil er sahe/
daß das volck vom lucifer gar verstockt/ und
mit sehenden augen gar blind war/ daß sie
die gutthaten GOTTes nicht erkennen moch-
ten/ und wol fürchtete/ GOTT würde sie dar-
um nicht ungestrafft lassen/ derowegen suchte
er ein mittel/ wie er sie nicht destoweniger von
der straff zur erkäntnüß der sunden/ und der all-
mächtigkeit GOTTES im himmel bringen
möchte/ ließ ihme derowegen bringen das gül-
dene kalb/ und verbrennets mit feuer/ zermal-
mets zu pulver/ steubts in das feuer/ und gabe
es den kindern Jsrael zu trincken/ dardurch
dann das volck wieder zur erkäntnüß kam des
allmächtigen GOTTes im himmel/ und keine
fremde götter mehr anbeteten. Also findet man
auch im vierten buch Esdrae, daß das feuer ver-
stand und weisheit mittheilet: Als da Gott dem
Esdra wolt offenbaren die geheimnüsse/ was ge-
schehen wäre/ und noch im künfftigen geschehen
würde. Da braucht GOtt erstlich das mittel des
feuers/ wie Esdra selbst bekennet und saget:
Und er gab mir ein becher voll feuers/ und seine
gestalt sah als ein feuer/ und ich tranck es/ da
wuchs in mir weißheit: und GOTT hat ge-
geben den fünfften verstand/ und mein geist
war in der gedächtnüß behalten/ und mein
mund ist auffgethan/ und weiter nicht zuge-
than/ und da viertzig nacht um waren/ da
seynd verfertiget gewesen 204. bücher/ 70. al-
lein für die weisesten/ und die waren würdig zu
lesen/ auff buchsbaum geschrieben.

Dieweil es dann ein solch hoher schatz/ der
mit weißheit/ verstand/ reichthum und
höchster gesundheit gezieret ist/ so sollen wir bil-
lig mit der hülffe GOttes demselben nachfor-
schen; wollen derowegen aus folgender Theo-
rica,
die practicam oder propositum practicae
in praeparatione lapidis benedicti
für die hand
nehmen zu beschreiben. Nachdem wir sehen/
daß die zerstörliche unvollkommene metall aus et-
was/ so ewiges gebährendes sulphur und geistli-
che tinctur ist/ geboren worden seyn/ und aber sie
solches wiederum verlohren und der lufft auff-
opffern müssen/ von wegen ihres brennenden/
stinckenden unreinen luciferischen feuers/ so sie
ftimulo menstruali Mercurium ererbet/ welcher
durch ein schlechtes accidentalisch astrum ent-
zündet/ sein eigen corpus verbrannt/ und also
leib und seel von einander scheiden: So muß
derwegen ein mittel gesucht werden/ welches
ihre schuld bezahlt/ und ihre corpora samt der
seelischen tinctur/ von ihrer angeerbten müt-
terlichen unreinigkeit purgirt/ clarisiciret/ und
alsdann sich in das ewig wesen erhebe und füh-
re. Solches mittel aber kan unter ihnen selbst
nicht gefunden werden/ weil sie alle selbst un-
rein/ und keines sich selbst von dem flucherlö-
sen kan.

Dieweil sie aber noch ein kleines füncklein des
ewigen unsichtbaren feuers/ der hohen Quinta
[Spaltenumbruch] Essentia
von dem Vater ererbet/ noch bey sich
haben/ so erbarmet sich der Vater ihrer/ von
wegen der seelischen ihme verwandten tinctu-
r
en/ und gibt seinen eigenen sohn/ ihnen zum Er-
löser für sie dar: Dieser Vater samt seinem sohn
und spiritus, das ist/ samt dem sulphur, und
sie ligt in seinem himmel/ das ist der körper der
solis ligt in allen verderbten metallen verschlos-
sen/ und weil dann der güldene himmel durch
nichts unreines kan auffgeschlossen werden/ viel-
weniger kan sein güldener sohn in ein beflecktes
unreittes corpus eingehen: Nun aber muß er
sich mit einem metallischen cörper weiblichs ge-
schlechts vereinigen/ so fern er die metallen er-
lösen will. Derwegen weil die gemein metal-
lisch mutter Mercurii vonwegen ihres falls un-
rein/ so bereitet der großvater aller metallen
die sol, sulphur, ihme durch die natürliche be-
wegung und circulation der element/ ein rei-
nes mercurialisch wasser/ welches von der na-
tur gantz schön und rein/ von aller unsauberkeit
gesondert/ sublimatione & circulatione pro-
pria naturali subtili
rt/ und von macula men-
struali,
wie die gemeine metallisch mutter mer-
curii vulgt
bey sich liberirt und entbunden ist/
auch ihr der lebendmachende fruchtbare geist
der metallen eingegossen/ als ist die prima ma-
teria Philosophor.
in diesem salischen wasser
oder schön gereinigten fontanam, muß der
güldene himmel/ das güldene buch/ darinnen
der Vater/ Sohn und Geist/ das ist sal, sul-
phur
und Mercurius, verschlossen liegen/ weil
er nicht mehr mit seinem irrdischen himmel
umgeben ist/ sondern sich von ihme herab ge-
lassen hat; Dieser König ob er gleich vonwe-
gen der gleichheit der element ewig und unsterb-
lich; dennoch weil er anderer metallen unrei-
nigkeit abwaschen soll/ so vergeust er sein blut
willig für sie: Derohalben mustu seinen me-
tallischen vom Mercurio angenommenen leib
wiederum tödten/ das ist/ du must ihn in seiner
mercurischen mutter wieder solviren in seinem
ordentlichen wasserbad/ oder von wegen seiner
hohen essentz/ dieweil er die wahre Philosophie
solis & salis secundae seu mediae personae inti-
matae solis
selbst ist/ so ist er in seiner kraft und tu-
gend so mächtig/ daß er seinen angenommenerr mer-
curiali
schen leib nicht lang lässet/ sondern gleich-
wie er der seelen ihre erquickung aus ihrer mut-
ter/ das ist aus dem geist Gottes von oben herab
mitgetheilet/ sie nehret/ erquicket/ und erhält/
biß zu dem längsten sieg/ wie CHristus selbst
sagt/ der mensch lebet nicht allein vom brod/
sondern von einem jeden wort/ das durch den
mund Gottes gehet; also gibt er auch der behau-
sung der seel/ das ist/ dem menschlichen cörper
reichlich überflüßige nahrung/ dadurch er sich
alle tag renoviren und erhalten kan; dann der
leib/ den wir aus unserm natürlichen Vater der
gerechtigkeit haben/ wär in ewigkeit bald verzeh-
ret und tod/ wann wir ihn mit dem leib der
barmhertzigkeit/ welchen wir von den nutri-
ment
en erlangen/ und in unsern leib transmit-
ti
rt wird/ nicht täglich ersetzen/ doch ist unter
allem nährenden das brod/ darum wir täglich
bitten/ das furnemste/ und je näher dem brod/
je besser die gesundheit.

Damit uns aber GOtt probirt und seine
mildreiche gnade erzeigte/ gibt er uns nicht al-
lein das brod darum wir bitten/ sondern auch

viel
A. K. H. Vierter Theil. U 2

Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum.
[Spaltenumbruch] empel ſeiner tugend wird uns im andern buch
Moyſi fuͤrgeſtellet/ da Aaron der bruder Moyſi
dem volck Jſrael im abweſen Moyſi ein guͤlden
kalb zum Abgott auffrichtet/ Moyſes hernach
ſolches fand/ ward er ſo hart uͤber das volck
erzuͤrnet/ weil ſie einen fremden GOtt anbe-
teten/ daß er auch die erſten taffeln/ darinnen
groſſe geheimnuͤß waren/ zu ſtuͤcken geworffen/
in betrachtung/ daß ſie ſolcher nicht wurdig
waren. Was that aber Moyſes? weil er ſahe/
daß das volck vom lucifer gar verſtockt/ und
mit ſehenden augen gar blind war/ daß ſie
die gutthaten GOTTes nicht erkennen moch-
ten/ und wol fuͤrchtete/ GOTT wuͤrde ſie dar-
um nicht ungeſtrafft laſſen/ derowegen ſuchte
er ein mittel/ wie er ſie nicht deſtoweniger von
der ſtraff zur erkaͤntnuͤß der ſunden/ und der all-
maͤchtigkeit GOTTES im himmel bringen
moͤchte/ ließ ihme derowegen bringen das guͤl-
dene kalb/ und verbrennets mit feuer/ zermal-
mets zu pulver/ ſteubts in das feuer/ und gabe
es den kindern Jſrael zu trincken/ dardurch
dann das volck wieder zur erkaͤntnuͤß kam des
allmaͤchtigen GOTTes im himmel/ und keine
fremde goͤtter mehr anbeteten. Alſo findet man
auch im vierten buch Eſdræ, daß das feuer ver-
ſtand und weisheit mittheilet: Als da Gott dem
Eſdra wolt offenbaren die geheimnuͤſſe/ was ge-
ſchehen waͤre/ und noch im kuͤnfftigen geſchehen
wuͤrde. Da braucht GOtt eꝛſtlich das mittel des
feuers/ wie Eſdra ſelbſt bekennet und ſaget:
Und er gab mir ein becher voll feuers/ und ſeine
geſtalt ſah als ein feuer/ und ich tranck es/ da
wuchs in mir weißheit: und GOTT hat ge-
geben den fuͤnfften verſtand/ und mein geiſt
war in der gedaͤchtnuͤß behalten/ und mein
mund iſt auffgethan/ und weiter nicht zuge-
than/ und da viertzig nacht um waren/ da
ſeynd verfertiget geweſen 204. buͤcher/ 70. al-
lein fuͤr die weiſeſten/ und die waren wuͤrdig zu
leſen/ auff buchsbaum geſchrieben.

Dieweil es dann ein ſolch hoher ſchatz/ der
mit weißheit/ verſtand/ reichthum und
hoͤchſter geſundheit gezieret iſt/ ſo ſollen wir bil-
lig mit der huͤlffe GOttes demſelben nachfor-
ſchen; wollen derowegen aus folgender Theo-
rica,
die practicam oder propoſitum practicæ
in præparatione lapidis benedicti
fuͤr die hand
nehmen zu beſchreiben. Nachdem wir ſehen/
daß die zerſtoͤrliche unvollkom̃ene metall aus et-
was/ ſo ewiges gebaͤhrendes ſulphur und geiſtli-
che tinctur iſt/ geboren worden ſeyn/ und aber ſie
ſolches wiederum verlohren und der lufft auff-
opffern muͤſſen/ von wegen ihres brennenden/
ſtinckenden unreinen luciferiſchen feuers/ ſo ſie
ftimulo menſtruali Mercurium ererbet/ welcher
durch ein ſchlechtes accidentaliſch aſtrum ent-
zuͤndet/ ſein eigen corpus verbrannt/ und alſo
leib und ſeel von einander ſcheiden: So muß
derwegen ein mittel geſucht werden/ welches
ihre ſchuld bezahlt/ und ihre corpora ſamt der
ſeeliſchen tinctur/ von ihrer angeerbten muͤt-
terlichen unreinigkeit purgirt/ clariſiciret/ und
alsdann ſich in das ewig weſen erhebe und fuͤh-
re. Solches mittel aber kan unter ihnen ſelbſt
nicht gefunden werden/ weil ſie alle ſelbſt un-
rein/ und keines ſich ſelbſt von dem flucherloͤ-
ſen kan.

Dieweil ſie aber noch ein kleines fuͤncklein des
ewigen unſichtbaren feuers/ der hohen Quinta
[Spaltenumbruch] Eſſentia
von dem Vater ererbet/ noch bey ſich
haben/ ſo erbarmet ſich der Vater ihrer/ von
wegen der ſeeliſchen ihme verwandten tinctu-
r
en/ und gibt ſeinen eigenen ſohn/ ihnen zum Er-
loͤſer fuͤr ſie dar: Dieſer Vater ſamt ſeinem ſohn
und ſpiritus, das iſt/ ſamt dem ſulphur, und
ſie ligt in ſeinem himmel/ das iſt der koͤrper der
ſolis ligt in allen verderbten metallen verſchloſ-
ſen/ und weil dann der guͤldene himmel durch
nichts unreines kan auffgeſchloſſen werden/ viel-
weniger kan ſein guͤldener ſohn in ein beflecktes
unreittes corpus eingehen: Nun aber muß er
ſich mit einem metalliſchen coͤrper weiblichs ge-
ſchlechts vereinigen/ ſo fern er die metallen er-
loͤſen will. Derwegen weil die gemein metal-
liſch mutter Mercurii vonwegen ihres falls un-
rein/ ſo bereitet der großvater aller metallen
die ſol, ſulphur, ihme durch die natuͤrliche be-
wegung und circulation der element/ ein rei-
nes mercurialiſch waſſer/ welches von der na-
tur gantz ſchoͤn und rein/ von aller unſauberkeit
geſondert/ ſublimatione & circulatione pro-
pria naturali ſubtili
rt/ und von macula men-
ſtruali,
wie die gemeine metalliſch mutter mer-
curii vulgt
bey ſich liberirt und entbunden iſt/
auch ihr der lebendmachende fruchtbare geiſt
der metallen eingegoſſen/ als iſt die prima ma-
teria Philoſophor.
in dieſem ſaliſchen waſſer
oder ſchoͤn gereinigten fontanam, muß der
guͤldene himmel/ das guͤldene buch/ darinnen
der Vater/ Sohn und Geiſt/ das iſt ſal, ſul-
phur
und Mercurius, verſchloſſen liegen/ weil
er nicht mehr mit ſeinem irꝛdiſchen himmel
umgeben iſt/ ſondern ſich von ihme herab ge-
laſſen hat; Dieſer Koͤnig ob er gleich vonwe-
gen der gleichheit der element ewig und unſterb-
lich; dennoch weil er anderer metallen unrei-
nigkeit abwaſchen ſoll/ ſo vergeuſt er ſein blut
willig fuͤr ſie: Derohalben muſtu ſeinen me-
talliſchen vom Mercurio angenommenen leib
wiederum toͤdten/ das iſt/ du muſt ihn in ſeiner
mercuriſchen mutter wieder ſolviren in ſeinem
ordentlichen waſſerbad/ oder von wegen ſeiner
hohen eſſentz/ dieweil er die wahre Philoſophie
ſolis & ſalis ſecundæ ſeu mediæ perſonæ inti-
matæ ſolis
ſelbſt iſt/ ſo iſt er in ſeineꝛ kraft und tu-
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ſagt/ der menſch lebet nicht allein vom brod/
ſondern von einem jeden wort/ das durch den
mund Gottes gehet; alſo gibt er auch der behau-
ſung der ſeel/ das iſt/ dem menſchlichen coͤrper
reichlich uͤberfluͤßige nahrung/ dadurch er ſich
alle tag renoviren und erhalten kan; dann der
leib/ den wir aus unſerm natuͤrlichen Vater der
gerechtigkeit haben/ waͤr in ewigkeit bald verzeh-
ret und tod/ wann wir ihn mit dem leib der
barmhertzigkeit/ welchen wir von den nutri-
ment
en erlangen/ und in unſern leib transmit-
ti
rt wird/ nicht taͤglich erſetzen/ doch iſt unter
allem naͤhrenden das brod/ darum wir taͤglich
bitten/ das furnemſte/ und je naͤher dem brod/
je beſſer die geſundheit.

Damit uns aber GOtt probirt und ſeine
mildreiche gnade erzeigte/ gibt er uns nicht al-
lein das brod darum wir bitten/ ſondern auch

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A. K. H. Vierter Theil. U 2
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der Vater/ Sohn und Gei&#x017F;t/ das i&#x017F;t <hi rendition="#aq">&#x017F;al, &#x017F;ul-<lb/>
phur</hi> und <hi rendition="#aq">Mercurius,</hi> ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en liegen/ weil<lb/>
er nicht mehr mit &#x017F;einem ir&#xA75B;di&#x017F;chen himmel<lb/>
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[155/0451] Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum. empel ſeiner tugend wird uns im andern buch Moyſi fuͤrgeſtellet/ da Aaron der bruder Moyſi dem volck Jſrael im abweſen Moyſi ein guͤlden kalb zum Abgott auffrichtet/ Moyſes hernach ſolches fand/ ward er ſo hart uͤber das volck erzuͤrnet/ weil ſie einen fremden GOtt anbe- teten/ daß er auch die erſten taffeln/ darinnen groſſe geheimnuͤß waren/ zu ſtuͤcken geworffen/ in betrachtung/ daß ſie ſolcher nicht wurdig waren. Was that aber Moyſes? weil er ſahe/ daß das volck vom lucifer gar verſtockt/ und mit ſehenden augen gar blind war/ daß ſie die gutthaten GOTTes nicht erkennen moch- ten/ und wol fuͤrchtete/ GOTT wuͤrde ſie dar- um nicht ungeſtrafft laſſen/ derowegen ſuchte er ein mittel/ wie er ſie nicht deſtoweniger von der ſtraff zur erkaͤntnuͤß der ſunden/ und der all- maͤchtigkeit GOTTES im himmel bringen moͤchte/ ließ ihme derowegen bringen das guͤl- dene kalb/ und verbrennets mit feuer/ zermal- mets zu pulver/ ſteubts in das feuer/ und gabe es den kindern Jſrael zu trincken/ dardurch dann das volck wieder zur erkaͤntnuͤß kam des allmaͤchtigen GOTTes im himmel/ und keine fremde goͤtter mehr anbeteten. Alſo findet man auch im vierten buch Eſdræ, daß das feuer ver- ſtand und weisheit mittheilet: Als da Gott dem Eſdra wolt offenbaren die geheimnuͤſſe/ was ge- ſchehen waͤre/ und noch im kuͤnfftigen geſchehen wuͤrde. Da braucht GOtt eꝛſtlich das mittel des feuers/ wie Eſdra ſelbſt bekennet und ſaget: Und er gab mir ein becher voll feuers/ und ſeine geſtalt ſah als ein feuer/ und ich tranck es/ da wuchs in mir weißheit: und GOTT hat ge- geben den fuͤnfften verſtand/ und mein geiſt war in der gedaͤchtnuͤß behalten/ und mein mund iſt auffgethan/ und weiter nicht zuge- than/ und da viertzig nacht um waren/ da ſeynd verfertiget geweſen 204. buͤcher/ 70. al- lein fuͤr die weiſeſten/ und die waren wuͤrdig zu leſen/ auff buchsbaum geſchrieben. Dieweil es dann ein ſolch hoher ſchatz/ der mit weißheit/ verſtand/ reichthum und hoͤchſter geſundheit gezieret iſt/ ſo ſollen wir bil- lig mit der huͤlffe GOttes demſelben nachfor- ſchen; wollen derowegen aus folgender Theo- rica, die practicam oder propoſitum practicæ in præparatione lapidis benedicti fuͤr die hand nehmen zu beſchreiben. Nachdem wir ſehen/ daß die zerſtoͤrliche unvollkom̃ene metall aus et- was/ ſo ewiges gebaͤhrendes ſulphur und geiſtli- che tinctur iſt/ geboren worden ſeyn/ und aber ſie ſolches wiederum verlohren und der lufft auff- opffern muͤſſen/ von wegen ihres brennenden/ ſtinckenden unreinen luciferiſchen feuers/ ſo ſie ftimulo menſtruali Mercurium ererbet/ welcher durch ein ſchlechtes accidentaliſch aſtrum ent- zuͤndet/ ſein eigen corpus verbrannt/ und alſo leib und ſeel von einander ſcheiden: So muß derwegen ein mittel geſucht werden/ welches ihre ſchuld bezahlt/ und ihre corpora ſamt der ſeeliſchen tinctur/ von ihrer angeerbten muͤt- terlichen unreinigkeit purgirt/ clariſiciret/ und alsdann ſich in das ewig weſen erhebe und fuͤh- re. Solches mittel aber kan unter ihnen ſelbſt nicht gefunden werden/ weil ſie alle ſelbſt un- rein/ und keines ſich ſelbſt von dem flucherloͤ- ſen kan. Dieweil ſie aber noch ein kleines fuͤncklein des ewigen unſichtbaren feuers/ der hohen Quinta Eſſentia von dem Vater ererbet/ noch bey ſich haben/ ſo erbarmet ſich der Vater ihrer/ von wegen der ſeeliſchen ihme verwandten tinctu- ren/ und gibt ſeinen eigenen ſohn/ ihnen zum Er- loͤſer fuͤr ſie dar: Dieſer Vater ſamt ſeinem ſohn und ſpiritus, das iſt/ ſamt dem ſulphur, und ſie ligt in ſeinem himmel/ das iſt der koͤrper der ſolis ligt in allen verderbten metallen verſchloſ- ſen/ und weil dann der guͤldene himmel durch nichts unreines kan auffgeſchloſſen werden/ viel- weniger kan ſein guͤldener ſohn in ein beflecktes unreittes corpus eingehen: Nun aber muß er ſich mit einem metalliſchen coͤrper weiblichs ge- ſchlechts vereinigen/ ſo fern er die metallen er- loͤſen will. Derwegen weil die gemein metal- liſch mutter Mercurii vonwegen ihres falls un- rein/ ſo bereitet der großvater aller metallen die ſol, ſulphur, ihme durch die natuͤrliche be- wegung und circulation der element/ ein rei- nes mercurialiſch waſſer/ welches von der na- tur gantz ſchoͤn und rein/ von aller unſauberkeit geſondert/ ſublimatione & circulatione pro- pria naturali ſubtilirt/ und von macula men- ſtruali, wie die gemeine metalliſch mutter mer- curii vulgt bey ſich liberirt und entbunden iſt/ auch ihr der lebendmachende fruchtbare geiſt der metallen eingegoſſen/ als iſt die prima ma- teria Philoſophor. in dieſem ſaliſchen waſſer oder ſchoͤn gereinigten fontanam, muß der guͤldene himmel/ das guͤldene buch/ darinnen der Vater/ Sohn und Geiſt/ das iſt ſal, ſul- phur und Mercurius, verſchloſſen liegen/ weil er nicht mehr mit ſeinem irꝛdiſchen himmel umgeben iſt/ ſondern ſich von ihme herab ge- laſſen hat; Dieſer Koͤnig ob er gleich vonwe- gen der gleichheit der element ewig und unſterb- lich; dennoch weil er anderer metallen unrei- nigkeit abwaſchen ſoll/ ſo vergeuſt er ſein blut willig fuͤr ſie: Derohalben muſtu ſeinen me- talliſchen vom Mercurio angenommenen leib wiederum toͤdten/ das iſt/ du muſt ihn in ſeiner mercuriſchen mutter wieder ſolviren in ſeinem ordentlichen waſſerbad/ oder von wegen ſeiner hohen eſſentz/ dieweil er die wahre Philoſophie ſolis & ſalis ſecundæ ſeu mediæ perſonæ inti- matæ ſolis ſelbſt iſt/ ſo iſt er in ſeineꝛ kraft und tu- gend ſo maͤchtig/ daß eꝛ ſeinẽ angenom̃enerꝛ mer- curialiſchen leib nicht lang laͤſſet/ ſondeꝛn gleich- wie er der ſeelen ihre erquickung aus ihrer mut- ter/ das iſt aus dem geiſt Gottes von oben herab mitgetheilet/ ſie nehret/ erquicket/ und erhaͤlt/ biß zu dem laͤngſten ſieg/ wie CHriſtus ſelbſt ſagt/ der menſch lebet nicht allein vom brod/ ſondern von einem jeden wort/ das durch den mund Gottes gehet; alſo gibt er auch der behau- ſung der ſeel/ das iſt/ dem menſchlichen coͤrper reichlich uͤberfluͤßige nahrung/ dadurch er ſich alle tag renoviren und erhalten kan; dann der leib/ den wir aus unſerm natuͤrlichen Vater der gerechtigkeit haben/ waͤr in ewigkeit bald verzeh- ret und tod/ wann wir ihn mit dem leib der barmhertzigkeit/ welchen wir von den nutri- menten erlangen/ und in unſern leib transmit- tirt wird/ nicht taͤglich erſetzen/ doch iſt unter allem naͤhrenden das brod/ darum wir taͤglich bitten/ das furnemſte/ und je naͤher dem brod/ je beſſer die geſundheit. Damit uns aber GOtt probirt und ſeine mildreiche gnade erzeigte/ gibt er uns nicht al- lein das brod darum wir bitten/ ſondern auch viel A. K. H. Vierter Theil. U 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/451>, abgerufen am 10.05.2024.