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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi Secretum Magicum.
[Spaltenumbruch] stossen/ und keinen mehr/ dann er stieß den men-
schen nicht auß dem himmel/ sondern auß dem pa-
radeyß wieder in die welt/ von der er gemacht ist.

Dieweil nun GOtt am siebenden tage alle
dinge wol gescheiden/ und von allen seinen ge-
schöpffen ruhete/ und weiter nichts erschuff/ son-
dern die erschaffene natur selbst wircken ließ/ und
der Adam die zahl der verstossen en engel wieder
ersetzen sollte/ so gab Gott dem Adam die mensch-
liche natur und samen/ in welcher natur er end-
lich einen limbum hat angestellet/ und ihme dazu
eine matricem, darinnen er den samen verhoffen
sollte/ aus seinem eigenen cörper erschaffen; Gott
hätte auch der materia limbi noch gnugsam ge-
habt/ daß er die Evam daraus formiren können/
aber damit Adam sein weib defto eher oder grös-
ser liebete/ und ihr anhangen sollte/ hat er sie aus
seinem eigenen leibe erschaffen/ daß sie beyde in
liebe und einigkeit gegen einander/ als ein Ma-
gnet und eysen concordirten/ und keines das an-
dere/ von wegen seines eigenen leibes/ verlassen
könte. Weil nun GOtt keinen menschen mehr
schaffet/ sondern dasselbige officium dem Adam
samt allem werckzeug zugestellet/ so muß er sol-
ches ampt auch nach der ordnung der natur ver-
richten/ und wann er einen menschen generiren
will/ so muß er nehmen deß limbi sperma: und den-
selbigen werffen in microcosmum und matricem,
damit der same darinnen durch den Geist Gottes/
so in der mutter schwebet/ in seine letzte materia
produci
ret/ und wie einem menschen gebühret/
formirt werde. Und gleichwie Gott auß seinem
sessel gäntzlichen nit kommen/ sondern allein durch
seine hand/ das ist/ durch seine allmacht den lim-
bum terrae
genommen/ und daraus den menschen in
seiner matrice formiret (welcher die grosse welt
war) und doch in seiner matrice nicht gelassen/
sondern aus der matrice genommen und in das pa-
radeyß gestellet: Also komt auch der mann Adam/
wann er den menschen formiren oder schaffen will/
nit gäntzlich in die matricem, sondern/ so weit es
seiner macht wegen des samens zustehet; und gleich
wie in der ersten erschöpffung der Geist Gottes
auf den wasser geschwebet/ und alle dinge geschei-
den und formiret: also wird er auch getragen in
die matricem microcosmi, das ist/ das himmlische
blut/ derlebendmachende feurige geist/ derselbe
formirt oder versetzt in der frauen den limbu oder
samen in sein letztes wesen/ und vollkommenen men-
schen: welcher aber nicht in seiner matrice micro-
cosmi
bleibet/ sondern hinaus genommen/ und in die
grosse welt gestellet wird. Hie kan ich nit unter-
lassen/ etwas den jenigen/ so da vermeinen/ ein je-
der same werde allein in der mutter durch die na-
türl. vesicam außgeführt/ einzureden/ dann sol-
ches mag in der natur keinen bestand haben: dann
es befindet sich auß der ersten schöpffung/ dz erst-
lich alle ding in ihrer substantz tod gewesen/ aber
von wegen der vereinigung und vermehrung ei-
nem jedem geschöpff/ nach seiner art und eigen-
schaft/ ein leiblicher geist/ dadurch die wachsung
geschehen soll/ eingegossen worden. Und weil der
mensch das ebenbild Gottes und seines gleichen
auch generiren soll/ so ist ihm auch in seiner ma-
trice
seines gleichen spiritus, d. i. Geist Gottes/
der aus Gott komt und wieder zu Gott gehet/ ein-
gegossen worden/ daß er/ und nit allein die schlech-
ten wahren/ wiewol sie wegen des lebens (wie
die an der grossen welt auch nothwendig) den
menschen in der mutter formire und bilde/ welcher
geist in der mutter microcosmi schwebet/ und kein
[Spaltenumbruch] anders geschöpff nit hat: darum sollen billich die
weiber zu keiner unbilligen unzucht nit gebraucht
werden/ von wegen deß Geistes Gottes/ so in der
mutter schwebet/ und weil dieser formirer und
geist deß menschl. samens sonst die creatur allein
deß microcosmi hat/ so sind alle andere bildniß/
so dem menschen gleich sehen/ und doch nicht in
dem rechten microcosmo gebohren werden/ oder
sein lauter menstruu haben/ ob sie wol dem leibe
nach menschen seyn/ doch gäntzlichen ohne seele
sind: weil dann etliche riesen gewesen seyn/ die da
wol aus männlichen samen/ aber in einer fremden
mutter gebohren worden; dann wann eine frem-
de thierische matrix, den menschlichen samen mit
lust empfängt/ so wird ein menschlicher leib dar-
aus/ gemeiniglich ein fremd zeichen habend; Als
ist die erschöpffung himmels und der erden nichts
gewesen/ als die prima materia, massa confusa,
die wahre matrix der grossen welt/ und ware um-
geben mit dem licht Gottes/ die welt/ so aus die-
ser matrice deß menschen/ das ist/ der kleinen welt/
und mit dem ewigen umgeben/ das ist/ mit der
prima materia, oder wasser über die veste: Diese
frau ist hernacher die kleineste welt/ und ist matrix
aller folgenden menschen/ die umgeben mit der
grossen welt/ und in eigener hand. Da nun der
mensch in höchster gerechtigkeit und unschuld mit
leib und seel ewig vor Gott lebet/ und mit hoher
weißheit und verstand/ und dem allerhöchsten klei-
nod der seelen von Gott/ über alle andere creatu-
ren/ natürl. und geistl. geliebet ward/ und zu einen
oberherrn über die gantze natur gesetzet worden/
ausserhalb deß baums der erkäntnis gutes und
böses/ bey ewiger straffe denselben zu meyden/ hat
der Lucifer, als ein ewiger feind Gottes/ unter
den seinen solche grosse ehre und glück dem men-
schen mißgegönnet/ als ein mille artifex auff al-
lerley mittel gedacht/ wie er GOtt zuwider/ den
menschen von der liebe Gottes abwende/ und in
grosse ungnade und ewige verderbnis bringen
möchte/ aber kein besser mittel finden können/
dann daß er sie in ungehorsam und in ewige hof-
fart (welche ihn auch selbst aus dem himmel ad in-
feros
verstossen hat) brächte/ dorffte sich aber in
seiner eigenen geistl. substantz so bloß erstlichen
nicht erzeigen/ aus forcht/ daß man ihn erkennen/
und nicht glauben geben möchte: suchte derowe-
gen ein natürl. mittel-instrument/ welches gantz
listig ware/ dadurch er sein fürhaben verrichten
könte/ damit der mensch vermeynen solte/ das
natürl. mittel gebe ihm dann statt/ und so viel
destomehr im andern glauben gebe/ u. er ihn also
letztlich betrügen möchte: Und als er sahe/ daß
die schlange schöner und listiger ware/ weder alle
andere thier/ und unter dem verbottenen baum
ihre wohnung hatte/ ist der Lucifer aus verwil-
ligung der schlangen in ihr geschloffen/ und aus
deren zu der Eva/ und nicht zu dem Adam gere-
det/ und durch listige und betrügliche wort zum
biß deß apffels gebracht/ ob sie ihme gleichwol
widerparth hielte. Dieweil sie aber solches
nicht thäte/ wie ihr im grund bewust ware/ und
das wörtlein Vielleicht fein dubitative darzu
gesagt/ vielleicht werdet ihr des todes sterben/ so
nahme der teuffel ferner ursach zu seiner list und
betrug/ und sagte bald darauff/ wie sie allezeit
grosse herrlichkeit und gewalt haben/ und sie den
göttern gleich werden solten; also glaubte sie der
schlangen/ als dem verständigsten thier/ vermei-
nete/ sie könte nicht lügen: weil es nun die verstän-
dige schlange redet/ ließ ihrs die grosse hoffart/

daß

Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi Secretum Magicum.
[Spaltenumbruch] ſtoſſen/ und keinen mehr/ dann er ſtieß den men-
ſchen nicht auß dem him̃el/ ſondern auß dem pa-
radeyß wieder in die welt/ von der er gemacht iſt.

Dieweil nun GOtt am ſiebenden tage alle
dinge wol geſcheiden/ und von allen ſeinen ge-
ſchoͤpffen ruhete/ und weiter nichts erſchuff/ ſon-
dern die erſchaffene natur ſelbſt wirckẽ ließ/ und
der Adam die zahl der verſtoſſen en engel wieder
erſetzẽ ſollte/ ſo gab Gott dem Adam die menſch-
liche natur und ſamen/ in welcher natur er end-
lich einen limbum hat angeſtellet/ uñ ihme dazu
eine matricem, darinnen er den ſamen verhoffen
ſollte/ aus ſeinem eigenẽ coͤrper erſchaffen; Gott
haͤtte auch der materia limbi noch gnugſam ge-
habt/ daß er die Evam daraus formiren koͤñen/
aber damit Adam ſein weib defto eher oder groͤſ-
ſer liebete/ und ihr anhangen ſollte/ hat er ſie aus
ſeinem eigenen leibe erſchaffen/ daß ſie beyde in
liebe und einigkeit gegen einander/ als ein Ma-
gnet und eyſen concordirten/ uñ keines das an-
dere/ von wegen ſeines eigenen leibes/ verlaſſen
koͤnte. Weil nun GOtt keinen menſchen mehr
ſchaffet/ ſondern daſſelbige officium dem Adam
ſamt allem werckzeug zugeſtellet/ ſo muß er ſol-
ches ampt auch nach der ordnung der natur ver-
richten/ und wann er einen menſchen generiren
will/ ſo muß er nehmẽ deß limbi ſperma: uñ den-
ſelbigen werffen in microcoſmum uñ matricem,
damit der ſame dariñen durch dẽ Geiſt Gottes/
ſo in der mutter ſchwebet/ in ſeine letzte materiã
produci
ret/ und wie einem menſchen gebuͤhret/
formirt werde. Und gleichwie Gott auß ſeinem
ſeſſel gaͤntzlichen nit kom̃en/ ſondern allein durch
ſeine hand/ das iſt/ durch ſeine allmacht den lim-
bum terræ
genom̃en/ uñ daraus den menſchẽ in
ſeiner matrice formiret (welcher die groſſe welt
war) und doch in ſeiner matrice nicht gelaſſen/
ſondern aus der matrice genom̃en uñ in das pa-
radeyß geſtellet: Alſo komt auch der mañ Adam/
wañ er den menſchen formirẽ oder ſchaffen will/
nit gaͤntzlich in die matricem, ſondern/ ſo weit es
ſeineꝛ macht wegẽ des ſamens zuſtehet; uñ gleich
wie in der erſten erſchoͤpffung der Geiſt Gottes
auf dẽ waſſer geſchwebet/ und alle dinge geſchei-
den und formiret: alſo wird er auch getragen in
die matricem microcoſmi, das iſt/ das him̃liſche
blut/ derlebendmachende feurige geiſt/ derſelbe
formirt oder verſetzt in der frauẽ den limbũ oder
ſamẽ in ſein letztes weſen/ und vollkom̃enen men-
ſchen: welcher aber nicht in ſeiner matrice micro-
coſmi
bleibet/ ſondeꝛn hinaus genom̃en/ uñ in die
groſſe welt geſtellet wird. Hie kan ich nit unter-
laſſen/ etwas den jenigen/ ſo da vermeinẽ/ ein je-
der ſame werde allein in der mutter durch die na-
tuͤrl. veſicam außgefuͤhrt/ einzureden/ dann ſol-
ches mag in der natur keinen beſtand haben: dañ
es befindet ſich auß der erſten ſchoͤpffung/ dz erſt-
lich alle ding in ihrer ſubſtantz tod geweſen/ aber
von wegen der vereinigung und vermehrung ei-
nem jedem geſchoͤpff/ nach ſeiner art und eigen-
ſchaft/ ein leiblicher geiſt/ dadurch die wachſung
geſchehen ſoll/ eingegoſſen worden. Und weil deꝛ
menſch das ebenbild Gottes und ſeines gleichen
auch generiren ſoll/ ſo iſt ihm auch in ſeiner ma-
trice
ſeines gleichen ſpiritus, d. i. Geiſt Gottes/
der aus Gott komt uñ wieder zu Gott gehet/ ein-
gegoſſen wordẽ/ daß eꝛ/ und nit allein die ſchlech-
ten wahren/ wiewol ſie wegen des lebens (wie
die an der groſſen welt auch nothwendig) den
menſchẽ in der mutter formire uñ bilde/ welcher
geiſt in deꝛ mutteꝛ microcoſmi ſchwebet/ uñ kein
[Spaltenumbruch] anders geſchoͤpff nit hat: darum ſollen billich die
weiber zu keiner unbilligẽ unzucht nit gebraucht
werden/ von wegen deß Geiſtes Gottes/ ſo in der
mutter ſchwebet/ und weil dieſer formirer und
geiſt deß menſchl. ſamens ſonſt die creatuꝛ allein
deß microcoſmi hat/ ſo ſind alle andere bildniß/
ſo dem menſchen gleich ſehen/ und doch nicht in
dem rechten microcoſmo gebohrẽ werden/ oder
ſein lauter menſtruũ haben/ ob ſie wol dem leibe
nach menſchen ſeyn/ doch gaͤntzlichen ohne ſeele
ſind: weil dann etliche rieſen geweſen ſeyn/ die da
wol aus maͤnnlichẽ ſamen/ aber in einer fremden
mutter gebohren worden; dann wann eine frem-
de thieriſche matrix, den menſchlichen ſamen mit
luſt empfaͤngt/ ſo wird ein menſchlicher leib dar-
aus/ gemeiniglich ein fremd zeichen habend; Als
iſt die erſchoͤpffung him̃els und der erden nichts
geweſen/ als die prima materia, maſſa confuſa,
die wahre matrix der groſſen welt/ und ware um-
geben mit dem licht Gottes/ die welt/ ſo aus die-
ſer matrice deß menſchẽ/ das iſt/ deꝛ kleinen welt/
und mit dem ewigen umgeben/ das iſt/ mit der
prima materia, oder waſſer uͤber die veſte: Dieſe
frau iſt hernacher die kleineſte welt/ uñ iſt matrix
aller folgenden menſchen/ die umgeben mit der
groſſen welt/ und in eigener hand. Da nun der
menſch in hoͤchſter gerechtigkeit uñ unſchuld mit
leib und ſeel ewig vor Gott lebet/ und mit hoher
weißheit uñ verſtand/ und dem allerhoͤchſtẽ klei-
nod der ſeelen von Gott/ uͤber alle andere creatu-
ren/ natuͤrl. und geiſtl. geliebet ward/ und zu einẽ
oberherrn uͤber die gantze natur geſetzet worden/
auſſerhalb deß baums der erkaͤntnis gutes und
boͤſes/ bey ewiger ſtraffe denſelbẽ zu meyden/ hat
der Lucifer, als ein ewiger feind Gottes/ unter
den ſeinen ſolche groſſe ehre und gluͤck dem men-
ſchen mißgegoͤnnet/ als ein mille artifex auff al-
lerley mittel gedacht/ wie er GOtt zuwider/ den
menſchen von der liebe Gottes abwende/ und in
groſſe ungnade und ewige verderbnis bringen
moͤchte/ aber kein beſſer mittel finden koͤnnen/
dann daß er ſie in ungehorſam und in ewige hof-
fart (welche ihn auch ſelbſt aus dem him̃el ad in-
feros
verſtoſſen hat) braͤchte/ dorffte ſich aber in
ſeiner eigenen geiſtl. ſubſtantz ſo bloß erſtlichen
nicht erzeigẽ/ aus forcht/ daß man ihn erkennen/
und nicht glauben geben moͤchte: ſuchte derowe-
gẽ ein natuͤrl. mittel-inſtrument/ welches gantz
liſtig ware/ dadurch er ſein fuͤrhaben verrichten
koͤnte/ damit der menſch vermeynen ſolte/ das
natuͤrl. mittel gebe ihm dann ſtatt/ und ſo viel
deſtomehr im andern glauben gebe/ u. er ihn alſo
letztlich betruͤgen moͤchte: Und als er ſahe/ daß
die ſchlange ſchoͤner und liſtiger ware/ weder alle
andere thier/ und unter dem verbottenen baum
ihre wohnung hatte/ iſt der Lucifer aus verwil-
ligung der ſchlangen in ihr geſchloffen/ und aus
deren zu der Eva/ und nicht zu dem Adam gere-
det/ und durch liſtige und betruͤgliche wort zum
biß deß apffels gebracht/ ob ſie ihme gleichwol
widerparth hielte. Dieweil ſie aber ſolches
nicht thaͤte/ wie ihr im grund bewuſt ware/ und
das woͤrtlein Vielleicht fein dubitativè darzu
geſagt/ vielleicht werdet ihr des todes ſterben/ ſo
nahme der teuffel ferner urſach zu ſeiner liſt und
betrug/ und ſagte bald darauff/ wie ſie allezeit
groſſe herrlichkeit und gewalt haben/ und ſie den
goͤttern gleich werden ſolten; alſo glaubte ſie der
ſchlangen/ als dem verſtaͤndigſten thier/ vermei-
nete/ ſie koͤnte nicht luͤgẽ: weil es nun die verſtaͤn-
dige ſchlange redet/ ließ ihrs die groſſe hoffart/

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[151/0447] Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi Secretum Magicum. ſtoſſen/ und keinen mehr/ dann er ſtieß den men- ſchen nicht auß dem him̃el/ ſondern auß dem pa- radeyß wieder in die welt/ von der er gemacht iſt. Dieweil nun GOtt am ſiebenden tage alle dinge wol geſcheiden/ und von allen ſeinen ge- ſchoͤpffen ruhete/ und weiter nichts erſchuff/ ſon- dern die erſchaffene natur ſelbſt wirckẽ ließ/ und der Adam die zahl der verſtoſſen en engel wieder erſetzẽ ſollte/ ſo gab Gott dem Adam die menſch- liche natur und ſamen/ in welcher natur er end- lich einen limbum hat angeſtellet/ uñ ihme dazu eine matricem, darinnen er den ſamen verhoffen ſollte/ aus ſeinem eigenẽ coͤrper erſchaffen; Gott haͤtte auch der materia limbi noch gnugſam ge- habt/ daß er die Evam daraus formiren koͤñen/ aber damit Adam ſein weib defto eher oder groͤſ- ſer liebete/ und ihr anhangen ſollte/ hat er ſie aus ſeinem eigenen leibe erſchaffen/ daß ſie beyde in liebe und einigkeit gegen einander/ als ein Ma- gnet und eyſen concordirten/ uñ keines das an- dere/ von wegen ſeines eigenen leibes/ verlaſſen koͤnte. Weil nun GOtt keinen menſchen mehr ſchaffet/ ſondern daſſelbige officium dem Adam ſamt allem werckzeug zugeſtellet/ ſo muß er ſol- ches ampt auch nach der ordnung der natur ver- richten/ und wann er einen menſchen generiren will/ ſo muß er nehmẽ deß limbi ſperma: uñ den- ſelbigen werffen in microcoſmum uñ matricem, damit der ſame dariñen durch dẽ Geiſt Gottes/ ſo in der mutter ſchwebet/ in ſeine letzte materiã produciret/ und wie einem menſchen gebuͤhret/ formirt werde. Und gleichwie Gott auß ſeinem ſeſſel gaͤntzlichen nit kom̃en/ ſondern allein durch ſeine hand/ das iſt/ durch ſeine allmacht den lim- bum terræ genom̃en/ uñ daraus den menſchẽ in ſeiner matrice formiret (welcher die groſſe welt war) und doch in ſeiner matrice nicht gelaſſen/ ſondern aus der matrice genom̃en uñ in das pa- radeyß geſtellet: Alſo komt auch der mañ Adam/ wañ er den menſchen formirẽ oder ſchaffen will/ nit gaͤntzlich in die matricem, ſondern/ ſo weit es ſeineꝛ macht wegẽ des ſamens zuſtehet; uñ gleich wie in der erſten erſchoͤpffung der Geiſt Gottes auf dẽ waſſer geſchwebet/ und alle dinge geſchei- den und formiret: alſo wird er auch getragen in die matricem microcoſmi, das iſt/ das him̃liſche blut/ derlebendmachende feurige geiſt/ derſelbe formirt oder verſetzt in der frauẽ den limbũ oder ſamẽ in ſein letztes weſen/ und vollkom̃enen men- ſchen: welcher aber nicht in ſeiner matrice micro- coſmi bleibet/ ſondeꝛn hinaus genom̃en/ uñ in die groſſe welt geſtellet wird. Hie kan ich nit unter- laſſen/ etwas den jenigen/ ſo da vermeinẽ/ ein je- der ſame werde allein in der mutter durch die na- tuͤrl. veſicam außgefuͤhrt/ einzureden/ dann ſol- ches mag in der natur keinen beſtand haben: dañ es befindet ſich auß der erſten ſchoͤpffung/ dz erſt- lich alle ding in ihrer ſubſtantz tod geweſen/ aber von wegen der vereinigung und vermehrung ei- nem jedem geſchoͤpff/ nach ſeiner art und eigen- ſchaft/ ein leiblicher geiſt/ dadurch die wachſung geſchehen ſoll/ eingegoſſen worden. Und weil deꝛ menſch das ebenbild Gottes und ſeines gleichen auch generiren ſoll/ ſo iſt ihm auch in ſeiner ma- trice ſeines gleichen ſpiritus, d. i. Geiſt Gottes/ der aus Gott komt uñ wieder zu Gott gehet/ ein- gegoſſen wordẽ/ daß eꝛ/ und nit allein die ſchlech- ten wahren/ wiewol ſie wegen des lebens (wie die an der groſſen welt auch nothwendig) den menſchẽ in der mutter formire uñ bilde/ welcher geiſt in deꝛ mutteꝛ microcoſmi ſchwebet/ uñ kein anders geſchoͤpff nit hat: darum ſollen billich die weiber zu keiner unbilligẽ unzucht nit gebraucht werden/ von wegen deß Geiſtes Gottes/ ſo in der mutter ſchwebet/ und weil dieſer formirer und geiſt deß menſchl. ſamens ſonſt die creatuꝛ allein deß microcoſmi hat/ ſo ſind alle andere bildniß/ ſo dem menſchen gleich ſehen/ und doch nicht in dem rechten microcoſmo gebohrẽ werden/ oder ſein lauter menſtruũ haben/ ob ſie wol dem leibe nach menſchen ſeyn/ doch gaͤntzlichen ohne ſeele ſind: weil dann etliche rieſen geweſen ſeyn/ die da wol aus maͤnnlichẽ ſamen/ aber in einer fremden mutter gebohren worden; dann wann eine frem- de thieriſche matrix, den menſchlichen ſamen mit luſt empfaͤngt/ ſo wird ein menſchlicher leib dar- aus/ gemeiniglich ein fremd zeichen habend; Als iſt die erſchoͤpffung him̃els und der erden nichts geweſen/ als die prima materia, maſſa confuſa, die wahre matrix der groſſen welt/ und ware um- geben mit dem licht Gottes/ die welt/ ſo aus die- ſer matrice deß menſchẽ/ das iſt/ deꝛ kleinen welt/ und mit dem ewigen umgeben/ das iſt/ mit der prima materia, oder waſſer uͤber die veſte: Dieſe frau iſt hernacher die kleineſte welt/ uñ iſt matrix aller folgenden menſchen/ die umgeben mit der groſſen welt/ und in eigener hand. Da nun der menſch in hoͤchſter gerechtigkeit uñ unſchuld mit leib und ſeel ewig vor Gott lebet/ und mit hoher weißheit uñ verſtand/ und dem allerhoͤchſtẽ klei- nod der ſeelen von Gott/ uͤber alle andere creatu- ren/ natuͤrl. und geiſtl. geliebet ward/ und zu einẽ oberherrn uͤber die gantze natur geſetzet worden/ auſſerhalb deß baums der erkaͤntnis gutes und boͤſes/ bey ewiger ſtraffe denſelbẽ zu meyden/ hat der Lucifer, als ein ewiger feind Gottes/ unter den ſeinen ſolche groſſe ehre und gluͤck dem men- ſchen mißgegoͤnnet/ als ein mille artifex auff al- lerley mittel gedacht/ wie er GOtt zuwider/ den menſchen von der liebe Gottes abwende/ und in groſſe ungnade und ewige verderbnis bringen moͤchte/ aber kein beſſer mittel finden koͤnnen/ dann daß er ſie in ungehorſam und in ewige hof- fart (welche ihn auch ſelbſt aus dem him̃el ad in- feros verſtoſſen hat) braͤchte/ dorffte ſich aber in ſeiner eigenen geiſtl. ſubſtantz ſo bloß erſtlichen nicht erzeigẽ/ aus forcht/ daß man ihn erkennen/ und nicht glauben geben moͤchte: ſuchte derowe- gẽ ein natuͤrl. mittel-inſtrument/ welches gantz liſtig ware/ dadurch er ſein fuͤrhaben verrichten koͤnte/ damit der menſch vermeynen ſolte/ das natuͤrl. mittel gebe ihm dann ſtatt/ und ſo viel deſtomehr im andern glauben gebe/ u. er ihn alſo letztlich betruͤgen moͤchte: Und als er ſahe/ daß die ſchlange ſchoͤner und liſtiger ware/ weder alle andere thier/ und unter dem verbottenen baum ihre wohnung hatte/ iſt der Lucifer aus verwil- ligung der ſchlangen in ihr geſchloffen/ und aus deren zu der Eva/ und nicht zu dem Adam gere- det/ und durch liſtige und betruͤgliche wort zum biß deß apffels gebracht/ ob ſie ihme gleichwol widerparth hielte. Dieweil ſie aber ſolches nicht thaͤte/ wie ihr im grund bewuſt ware/ und das woͤrtlein Vielleicht fein dubitativè darzu geſagt/ vielleicht werdet ihr des todes ſterben/ ſo nahme der teuffel ferner urſach zu ſeiner liſt und betrug/ und ſagte bald darauff/ wie ſie allezeit groſſe herrlichkeit und gewalt haben/ und ſie den goͤttern gleich werden ſolten; alſo glaubte ſie der ſchlangen/ als dem verſtaͤndigſten thier/ vermei- nete/ ſie koͤnte nicht luͤgẽ: weil es nun die verſtaͤn- dige ſchlange redet/ ließ ihrs die groſſe hoffart/ daß

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/447>, abgerufen am 29.11.2024.