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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theoph. Paracelsi Secretum Magicum.
[Spaltenumbruch]

Da nun alle ding wol separiret und in ewig-
keit also zu stehen erschaffen/ hat Gott leichtlichen
den menschen in seiner mutter oder matrice, das
ist/ in der grossen welt/ im acker Damascona, aus-
serhalb dem paradeyß/ auß dem limbo terrae,
welcher das subtileste wesen/ und limbus der gan-
tzen machinae mundi ware/ darum er auch micro-
cosmus, h. e. parvus mundus
genandt wird/ sei-
nem ebenbilde nach/ die zahl der gefallenen engel
zu erfüllen/ erschaffen/ und ihn Adam genant/
weil der limbus ein rother erdschollen/ noch in H.
Schrifft Adam genant/ dann das wort Adam
heist nicht ein mensch/ sondern roth/ darum daß
er von rothem leimen der erden gemacht worden.
Dieser leib aber ware nicht lebloß/ und nicht der
mensch selbst: sondern nur das corpus, in welches
der mensch gepflantzet werden solte/ dann der
mensch ist nach dem ebenbild formiret/ darum
ist die seel der mensch/ und der leib die behausung/
darin der mensch ewig wohnen/ und von ewigkeit
von ihr nicht abgesondert werden solte/ welche
seele als ein unsichtbares Göttliches feuer aus
Gott selbst/ dem leblosen leib Adam/ aus un-
gründlicher lieb eingegossen worden/ als über
alle engel erschaffen worden/ aus ursach/ daß
wann er je fiel/ daß er darum in seinem fall wider
Gott nicht verharrete/ und ewig/ gleich dem Lu-
cifer,
verstossen werden möchte; sondern daß er
durch diß füncklein Göttlicher liebe in derseelen/
gleich als durch einen magneten gegen Gott/ zu
der reue/ dadurch er noch gnad erlangen möcht/
gezogen und gereitzet werden könte; dann so der
Lucifer in sich gehabt hätte diese Göttl. liebe o-
der feuriges füncklein der seel/ hätte er auch reue
haben/ und dadurch vielleicht gnad erlangen mö-
gen/ daß er nicht ewig hätte verstossen seyn dürffen.
Dann Gott erbarmet sich nur des/ u. sonderlich
am meisten des jenigen/ so ihm am nechsten ver-
wandt ist/ alßdann diß feuresten aus Gott auß-
gegangener geister/ oder menschl. seel/ desselben
bild deß allerhöchsten ist/ daß aber die materia
oder limbus rubei, daraus der menschl. cörper
formiret worden/ nicht eine schlechte rothe erde/
wie etliche nur dem buchstaben nach verstehen
wollen/ gewesen/ sondern aus dem herrlichsten
composito, u. subtilissimo extracto totius ma-
chinae mundi, ex centro omniu quatuor circu-
loru,
dieser cörper formiret seye/ kan aus der na-
tur gnugsam bewiesen warden/ fürnehmlich aber
aus dem/ weil Gott den menschen nach seinem e-
benbild/ aus einem Göttl. feurigen/ reinesten/ un-
sichtbahren heil. Spiritu, welcher aus nichts er-
schaffen/ sondern stracks auß Gott durch den a-
then außgangen/ gemacht/ dann alßbald er in seiner
Göttl. bildnis nachge formiret und gebildet/ hat
er denselbigen rothen leimen/ den geist deß lebens
in das angesicht einge blasen/ und der mensch ist
worden zu einer lebendigen seele: welche menschl.
seele nach Gott das höchste ist/ im himmel und auf
erden. So ist derhalben nit zu zweiffeln/ dz Gott
der brunn aller gnaden und barmhertzigkeit/ sol-
cher edelsten menschl. geschöpff seine behausung
oder corpus, auch aus demedelsten reinen ewigen
com posito erschaffen habe: und nit aus einen ge-
meinen rothen erdlein/ wie viele dem buchstaben
nach erzwingen wollen. Man möchte es mir aber
vorwerffen und sagen/ es sey nicht ohne/ daß der
menschl. cörper unter andern geschöpffen die herr-
lichste substantz seye; dennoch aberseye er erstlich
nur ein gemeines erdlein gewesen/ und Gott seye
müglich gewesen einen herrlichen leib aus der ge-
[Spaltenumbruch] ringen erden zu erschaffen/ weil er doch die gantze
welt aus nichts gemacht habe.

Darauff antworte ich also/ von wegen der all-
mächtigkeit Gottes muß ich gestehen daß Gott
wol möglich gewesen wäre aus einer gemeinen
erde einen herrlichen leib zu erschaffen; dieweil aber
Gott alle ding/ in summa/ die gantze natur nach
der allerweisesten ordnung/ u. nit confuse, wider
die ordnung der natur erschaffen/ u. noch derglei-
chen die natur in rechter ordnung erhält/ u. durch
dieselbe biß ans ende der welt/ nach der natur u.
nit wider die natur/ schöpffer und mehrer ist/ ist
zum wenigsten vermöglich/ daß er in erschaffung
des menschen/ oder seines cörpers etwas wider die
natur gehandelt/ u. den edlen leib aus dem gröbsten
element der erden gemacht habe; Jch gebe wol zu/
dz die form u. ansehen der materia limbi einer er-
den gleich gesehen hat/ aber darum nit eine gemei-
ne erden/ sondern/ das subtileste wesen/ der gantzen
machinae mundi, ist zusammen gebracht worden in
ein corpus, welches dem erdreich gleich sahe; dann
die erden ist eine mutter aller element/ darum soll
sie vor den andern allen geschwängert werden;
So folget hernach daraus nothwendig/ daß ih-
re geburt microcosmus, das ist/ eine neue oder
kleine welt genennet wird/ wie solches ein Phi-
losophus practicalis beweiset.

Terra est mater elementor. de terra procedunt, & ad
terram revertuntur omnia. Item post separationem &
impraegnationem ascendet in coelum, & revertetur in ter-
ram suam, & habebit vim superiorum & inferiorum &c.
Tab. Smaragd. Herm.

Jn summa/ Gott hat alle ding nach rechter ord-
nung in die natur erschaffen/ u. nichts wider die
natur/ außgenommen die primam materiam; dar-
aus hernach alles erschaffen ist/ dieselbige ist aus
nichts gemacht/ darum sie auch abyssus genant/
das ist/ die matrix mundi: oder das feuer/ seel: etc.
daraus hernacher alles erschaffen ist/ dieselbige
ist aus nichts erschaffen oder gemacht.

Da Gott nun aus dieser materia, oder dem
wasser/ darauf der Geist Gottes geschwebet hat/
etwas wider die natur hat sch affen wollen/ so hat
er nit 6. tage gebraucht/ u. eins nach dem andern
nach juster ordnung der natur geschrieben/ son-
dern hätte wol können ausserhalb des wassers
in uno momento alle ereaturen erschaffen/ aber
Gott wolte nit geister/ sondern natürl. creaturen
machen/ darum nahme er erstlich den kasten für
sich/ darinnen der schatz der gantzen natur in einen
klumpen vermischet ward u. lage: das war das e-
wigefeuer/ dessen anfang noch ende nit ist/ der ist
durch den obschwebenden Geist Gottes gantz
weißlich von einander geschieden/ das grobe vom
subtilen/ das licht von der finsternis/ u. ein jedes
an seinen ort gantz weißlich verordnet/ als da es
biß zum ende in seiner rechten ordentlichen natür-
lichen wirckung verbleiben/ und alles in dem
menschen zu gut und seinem schöpffer zur glorie
sein officium naturale verrichten muß.

Als nun Adam gantz schön/ herrlich u. ewig/
mit dem höchsten gemüth der seelen gezieret/ er-
schaffen/ hat er ihme auch von anfang/ ehe dann
das erdreich ware/ einenschönen lust-garten/ das
paradeyß in Eden/ gegen morgen/ gepflantzet/ u.
hat den menschen aus der welt genommen/ und in
das paradeyß gestellet/ und nit in himmel/ damit/
so der mensch je fiele/ daß kein unfriede im him-
mel entstünde; dann Gott wolte nicht/ daß nach
verstossung Lucifers ein unfried im himmel ent-
stehen solte. Einen hat Gott aus dem himmel ver-

stossen/
Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theoph. Paracelſi Secretum Magicum.
[Spaltenumbruch]

Da nun alle ding wol ſepariret und in ewig-
keit alſo zu ſtehẽ erſchaffen/ hat Gott leichtlichen
den menſchen in ſeiner mutter oder matrice, das
iſt/ in der groſſen welt/ im acker Damaſcona, auſ-
ſerhalb dem paradeyß/ auß dem limbo terræ,
welcher das ſubtileſte weſen/ uñ limbus deꝛ gan-
tzẽ machinæ mundi ware/ darum eꝛ auch micro-
coſmus, h. e. parvus mundus
genandt wird/ ſei-
nem ebenbilde nach/ die zahl der gefallenen engel
zu erfuͤllen/ erſchaffen/ und ihn Adam genant/
weil der limbus ein rother erdſchollẽ/ noch in H.
Schrifft Adam genant/ dann das wort Adam
heiſt nicht ein menſch/ ſondern roth/ darum daß
er von rothem leimẽ der erden gemacht worden.
Dieſer leib aber ware nicht lebloß/ und nicht der
menſch ſelbſt: ſondeꝛn nuꝛ das corpus, in welches
der menſch gepflantzet werden ſolte/ dann der
menſch iſt nach dem ebenbild formiret/ darum
iſt die ſeel der menſch/ uñ der leib die behauſung/
darin der menſch ewig wohnẽ/ und von ewigkeit
von ihr nicht abgeſondert werden ſolte/ welche
ſeele als ein unſichtbares Goͤttliches feuer aus
Gott ſelbſt/ dem lebloſen leib Adam/ aus un-
gruͤndlicher lieb eingegoſſen worden/ als uͤber
alle engel erſchaffen worden/ aus urſach/ daß
wann er je fiel/ daß er darum in ſeinem fall wider
Gott nicht verharrete/ und ewig/ gleich dem Lu-
cifer,
verſtoſſen werden moͤchte; ſondern daß er
durch diß fuͤncklein Goͤttlicher liebe in derſeelẽ/
gleich als durch einen magneten gegen Gott/ zu
der reue/ dadurch er noch gnad erlangen moͤcht/
gezogen und gereitzet werden koͤnte; dann ſo der
Lucifer in ſich gehabt haͤtte dieſe Goͤttl. liebe o-
der feuriges fuͤncklein der ſeel/ haͤtte er auch reue
habẽ/ und dadurch vielleicht gnad erlangen moͤ-
gẽ/ daß er nicht ewig haͤtte verſtoſſẽ ſeyn duͤrffen.
Dann Gott erbarmet ſich nur des/ u. ſonderlich
am meiſten des jenigen/ ſo ihm am nechſten ver-
wandt iſt/ alßdann diß feureſten aus Gott auß-
gegangener geiſter/ oder menſchl. ſeel/ deſſelben
bild deß allerhoͤchſten iſt/ daß aber die materia
oder limbus rubei, daraus der menſchl. coͤrper
formiret worden/ nicht eine ſchlechte rothe erde/
wie etliche nur dem buchſtaben nach verſtehen
wollen/ geweſen/ ſondern aus dem herrlichſten
compoſito, u. ſubtiliſſimo extracto totius ma-
chinæ mundi, ex centro omniũ quatuor circu-
lorũ,
dieſer coͤrper formiret ſeye/ kan aus der na-
tur gnugſam bewieſen wardẽ/ fuͤrnehmlich aber
aus dem/ weil Gott den menſchen nach ſeinem e-
benbild/ aus einem Goͤttl. feurigen/ reineſtẽ/ un-
ſichtbahren heil. Spiritu, welcher aus nichts er-
ſchaffen/ ſondern ſtracks auß Gott durch den a-
thẽ außgangẽ/ gemacht/ dañ alßbald er in ſeiner
Goͤttl. bildnis nachge formiret uñ gebildet/ hat
er denſelbigen rothẽ leimen/ den geiſt deß lebens
in das angeſicht einge blaſen/ und der menſch iſt
wordẽ zu einer lebendigen ſeele: welche menſchl.
ſeele nach Gott das hoͤchſte iſt/ im him̃el und auf
erden. So iſt derhalben nit zu zweiffeln/ dz Gott
der brunn aller gnaden und barmhertzigkeit/ ſol-
cher edelſten menſchl. geſchoͤpff ſeine behauſung
oder corpus, auch aus demedelſten reinẽ ewigen
com poſito erſchaffen habe: und nit aus einẽ ge-
meinen rothen erdlein/ wie viele dem buchſtaben
nach erzwingẽ wollen. Man moͤchte es mir aber
vorwerffen und ſagen/ es ſey nicht ohne/ daß der
menſchl. coͤrper unter andeꝛn geſchoͤpffẽ die herꝛ-
lichſte ſubſtantz ſeye; dennoch abeꝛſeye eꝛ erſtlich
nur ein gemeines erdlein geweſen/ und Gott ſeye
muͤglich geweſen einẽ herrlichen leib aus der ge-
[Spaltenumbruch] ringen erden zu erſchaffen/ weil er doch die gantze
welt aus nichts gemacht habe.

Darauff antworte ich alſo/ von wegẽ der all-
maͤchtigkeit Gottes muß ich geſtehen daß Gott
wol moͤglich geweſen waͤre aus einer gemeinen
erde einẽ herrlichẽ leib zu erſchaffen; dieweil aber
Gott alle ding/ in ſumma/ die gantze natur nach
der allerweiſeſten ordnung/ u. nit confuſè, wider
die ordnung der natur erſchaffẽ/ u. noch derglei-
chẽ die natur in rechter ordnung erhaͤlt/ u. durch
dieſelbe biß ans ende der welt/ nach der natur u.
nit wider die natur/ ſchoͤpffer und mehrer iſt/ iſt
zum wenigſten vermoͤglich/ daß eꝛ in erſchaffung
des menſchẽ/ oder ſeines coͤrpeꝛs etwas wider die
natur gehandelt/ u. den edlẽ leib aus dem groͤbſtẽ
element der erdẽ gemacht habe; Jch gebe wol zu/
dz die form u. anſehen der materia limbi einer er-
den gleich geſehẽ hat/ aber darum nit eine gemei-
ne erdẽ/ ſondern/ das ſubtileſte weſen/ der gantzẽ
machinæ mundi, iſt zuſam̃en gebracht wordẽ in
ein corpus, welches dem erdreich gleich ſahe; dañ
die erden iſt eine mutteꝛ aller element/ darum ſoll
ſie vor den andern allen geſchwaͤngert werden;
So folget hernach daraus nothwendig/ daß ih-
re geburt microcoſmus, das iſt/ eine neue oder
kleine welt genennet wird/ wie ſolches ein Phi-
loſophus practicalis beweiſet.

Terra eſt mater elementor. de terra procedunt, & ad
terram revertuntur omnia. Item poſt ſeparationem &
imprægnationem aſcendet in cœlum, & revertetur in ter-
ram ſuam, & habebit vim ſuperiorum & inferiorum &c.
Tab. Smaragd. Herm.

Jn ſum̃a/ Gott hat alle ding nach rechter ord-
nung in die natur erſchaffen/ u. nichts wider die
natur/ außgenom̃en die primam materiam; dar-
aus hernach alles erſchaffen iſt/ dieſelbige iſt aus
nichts gemacht/ darum ſie auch abyſſus genant/
das iſt/ die matrix mundi: oder das feuer/ ſeel: ꝛc.
daraus hernacher alles erſchaffen iſt/ dieſelbige
iſt aus nichts erſchaffen oder gemacht.

Da Gott nun aus dieſer materia, oder dem
waſſer/ darauf der Geiſt Gottes geſchwebet hat/
etwas wider die natur hat ſch affen wollẽ/ ſo hat
er nit 6. tage gebraucht/ u. eins nach dem andern
nach juſter ordnung der natur geſchrieben/ ſon-
dern haͤtte wol koͤnnen auſſerhalb des waſſers
in uno momento alle ereaturen erſchaffen/ aber
Gott wolte nit geiſter/ ſondern natuͤrl. creaturẽ
machen/ darum nahme er erſtlich den kaſten fuͤr
ſich/ darinnen der ſchatz der gantzen natur in einẽ
klumpẽ vermiſchet ward u. lage: das war das e-
wigefeuer/ deſſen anfang noch ende nit iſt/ der iſt
durch den obſchwebenden Geiſt Gottes gantz
weißlich von einander geſchiedẽ/ das grobe vom
ſubtilen/ das licht von der finſternis/ u. ein jedes
an ſeinen ort gantz weißlich verordnet/ als da es
biß zum ende in ſeiner rechtẽ ordentlichen natuͤr-
lichen wirckung verbleiben/ und alles in dem
menſchen zu gut und ſeinem ſchoͤpffer zur glorie
ſein officium naturale verrichten muß.

Als nun Adam gantz ſchoͤn/ herrlich u. ewig/
mit dem hoͤchſten gemuͤth der ſeelen gezieret/ er-
ſchaffen/ hat er ihme auch von anfang/ ehe dann
das erdreich ware/ einẽſchoͤnen luſt-garten/ das
paradeyß in Eden/ gegen morgen/ gepflantzet/ u.
hat den menſchen aus der welt genom̃en/ und in
das paradeyß geſtellet/ und nit in him̃el/ damit/
ſo der menſch je fiele/ daß kein unfriede im him-
mel entſtuͤnde; dann Gott wolte nicht/ daß nach
verſtoſſung Lucifers ein unfried im himmel ent-
ſtehẽ ſolte. Einen hat Gott aus dem himmel ver-

ſtoſſen/
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[150/0446] Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theoph. Paracelſi Secretum Magicum. Da nun alle ding wol ſepariret und in ewig- keit alſo zu ſtehẽ erſchaffen/ hat Gott leichtlichen den menſchen in ſeiner mutter oder matrice, das iſt/ in der groſſen welt/ im acker Damaſcona, auſ- ſerhalb dem paradeyß/ auß dem limbo terræ, welcher das ſubtileſte weſen/ uñ limbus deꝛ gan- tzẽ machinæ mundi ware/ darum eꝛ auch micro- coſmus, h. e. parvus mundus genandt wird/ ſei- nem ebenbilde nach/ die zahl der gefallenen engel zu erfuͤllen/ erſchaffen/ und ihn Adam genant/ weil der limbus ein rother erdſchollẽ/ noch in H. Schrifft Adam genant/ dann das wort Adam heiſt nicht ein menſch/ ſondern roth/ darum daß er von rothem leimẽ der erden gemacht worden. Dieſer leib aber ware nicht lebloß/ und nicht der menſch ſelbſt: ſondeꝛn nuꝛ das corpus, in welches der menſch gepflantzet werden ſolte/ dann der menſch iſt nach dem ebenbild formiret/ darum iſt die ſeel der menſch/ uñ der leib die behauſung/ darin der menſch ewig wohnẽ/ und von ewigkeit von ihr nicht abgeſondert werden ſolte/ welche ſeele als ein unſichtbares Goͤttliches feuer aus Gott ſelbſt/ dem lebloſen leib Adam/ aus un- gruͤndlicher lieb eingegoſſen worden/ als uͤber alle engel erſchaffen worden/ aus urſach/ daß wann er je fiel/ daß er darum in ſeinem fall wider Gott nicht verharrete/ und ewig/ gleich dem Lu- cifer, verſtoſſen werden moͤchte; ſondern daß er durch diß fuͤncklein Goͤttlicher liebe in derſeelẽ/ gleich als durch einen magneten gegen Gott/ zu der reue/ dadurch er noch gnad erlangen moͤcht/ gezogen und gereitzet werden koͤnte; dann ſo der Lucifer in ſich gehabt haͤtte dieſe Goͤttl. liebe o- der feuriges fuͤncklein der ſeel/ haͤtte er auch reue habẽ/ und dadurch vielleicht gnad erlangen moͤ- gẽ/ daß er nicht ewig haͤtte verſtoſſẽ ſeyn duͤrffen. Dann Gott erbarmet ſich nur des/ u. ſonderlich am meiſten des jenigen/ ſo ihm am nechſten ver- wandt iſt/ alßdann diß feureſten aus Gott auß- gegangener geiſter/ oder menſchl. ſeel/ deſſelben bild deß allerhoͤchſten iſt/ daß aber die materia oder limbus rubei, daraus der menſchl. coͤrper formiret worden/ nicht eine ſchlechte rothe erde/ wie etliche nur dem buchſtaben nach verſtehen wollen/ geweſen/ ſondern aus dem herrlichſten compoſito, u. ſubtiliſſimo extracto totius ma- chinæ mundi, ex centro omniũ quatuor circu- lorũ, dieſer coͤrper formiret ſeye/ kan aus der na- tur gnugſam bewieſen wardẽ/ fuͤrnehmlich aber aus dem/ weil Gott den menſchen nach ſeinem e- benbild/ aus einem Goͤttl. feurigen/ reineſtẽ/ un- ſichtbahren heil. Spiritu, welcher aus nichts er- ſchaffen/ ſondern ſtracks auß Gott durch den a- thẽ außgangẽ/ gemacht/ dañ alßbald er in ſeiner Goͤttl. bildnis nachge formiret uñ gebildet/ hat er denſelbigen rothẽ leimen/ den geiſt deß lebens in das angeſicht einge blaſen/ und der menſch iſt wordẽ zu einer lebendigen ſeele: welche menſchl. ſeele nach Gott das hoͤchſte iſt/ im him̃el und auf erden. So iſt derhalben nit zu zweiffeln/ dz Gott der brunn aller gnaden und barmhertzigkeit/ ſol- cher edelſten menſchl. geſchoͤpff ſeine behauſung oder corpus, auch aus demedelſten reinẽ ewigen com poſito erſchaffen habe: und nit aus einẽ ge- meinen rothen erdlein/ wie viele dem buchſtaben nach erzwingẽ wollen. Man moͤchte es mir aber vorwerffen und ſagen/ es ſey nicht ohne/ daß der menſchl. coͤrper unter andeꝛn geſchoͤpffẽ die herꝛ- lichſte ſubſtantz ſeye; dennoch abeꝛſeye eꝛ erſtlich nur ein gemeines erdlein geweſen/ und Gott ſeye muͤglich geweſen einẽ herrlichen leib aus der ge- ringen erden zu erſchaffen/ weil er doch die gantze welt aus nichts gemacht habe. Darauff antworte ich alſo/ von wegẽ der all- maͤchtigkeit Gottes muß ich geſtehen daß Gott wol moͤglich geweſen waͤre aus einer gemeinen erde einẽ herrlichẽ leib zu erſchaffen; dieweil aber Gott alle ding/ in ſumma/ die gantze natur nach der allerweiſeſten ordnung/ u. nit confuſè, wider die ordnung der natur erſchaffẽ/ u. noch derglei- chẽ die natur in rechter ordnung erhaͤlt/ u. durch dieſelbe biß ans ende der welt/ nach der natur u. nit wider die natur/ ſchoͤpffer und mehrer iſt/ iſt zum wenigſten vermoͤglich/ daß eꝛ in erſchaffung des menſchẽ/ oder ſeines coͤrpeꝛs etwas wider die natur gehandelt/ u. den edlẽ leib aus dem groͤbſtẽ element der erdẽ gemacht habe; Jch gebe wol zu/ dz die form u. anſehen der materia limbi einer er- den gleich geſehẽ hat/ aber darum nit eine gemei- ne erdẽ/ ſondern/ das ſubtileſte weſen/ der gantzẽ machinæ mundi, iſt zuſam̃en gebracht wordẽ in ein corpus, welches dem erdreich gleich ſahe; dañ die erden iſt eine mutteꝛ aller element/ darum ſoll ſie vor den andern allen geſchwaͤngert werden; So folget hernach daraus nothwendig/ daß ih- re geburt microcoſmus, das iſt/ eine neue oder kleine welt genennet wird/ wie ſolches ein Phi- loſophus practicalis beweiſet. Terra eſt mater elementor. de terra procedunt, & ad terram revertuntur omnia. Item poſt ſeparationem & imprægnationem aſcendet in cœlum, & revertetur in ter- ram ſuam, & habebit vim ſuperiorum & inferiorum &c. Tab. Smaragd. Herm. Jn ſum̃a/ Gott hat alle ding nach rechter ord- nung in die natur erſchaffen/ u. nichts wider die natur/ außgenom̃en die primam materiam; dar- aus hernach alles erſchaffen iſt/ dieſelbige iſt aus nichts gemacht/ darum ſie auch abyſſus genant/ das iſt/ die matrix mundi: oder das feuer/ ſeel: ꝛc. daraus hernacher alles erſchaffen iſt/ dieſelbige iſt aus nichts erſchaffen oder gemacht. Da Gott nun aus dieſer materia, oder dem waſſer/ darauf der Geiſt Gottes geſchwebet hat/ etwas wider die natur hat ſch affen wollẽ/ ſo hat er nit 6. tage gebraucht/ u. eins nach dem andern nach juſter ordnung der natur geſchrieben/ ſon- dern haͤtte wol koͤnnen auſſerhalb des waſſers in uno momento alle ereaturen erſchaffen/ aber Gott wolte nit geiſter/ ſondern natuͤrl. creaturẽ machen/ darum nahme er erſtlich den kaſten fuͤr ſich/ darinnen der ſchatz der gantzen natur in einẽ klumpẽ vermiſchet ward u. lage: das war das e- wigefeuer/ deſſen anfang noch ende nit iſt/ der iſt durch den obſchwebenden Geiſt Gottes gantz weißlich von einander geſchiedẽ/ das grobe vom ſubtilen/ das licht von der finſternis/ u. ein jedes an ſeinen ort gantz weißlich verordnet/ als da es biß zum ende in ſeiner rechtẽ ordentlichen natuͤr- lichen wirckung verbleiben/ und alles in dem menſchen zu gut und ſeinem ſchoͤpffer zur glorie ſein officium naturale verrichten muß. Als nun Adam gantz ſchoͤn/ herrlich u. ewig/ mit dem hoͤchſten gemuͤth der ſeelen gezieret/ er- ſchaffen/ hat er ihme auch von anfang/ ehe dann das erdreich ware/ einẽſchoͤnen luſt-garten/ das paradeyß in Eden/ gegen morgen/ gepflantzet/ u. hat den menſchen aus der welt genom̃en/ und in das paradeyß geſtellet/ und nit in him̃el/ damit/ ſo der menſch je fiele/ daß kein unfriede im him- mel entſtuͤnde; dann Gott wolte nicht/ daß nach verſtoſſung Lucifers ein unfried im himmel ent- ſtehẽ ſolte. Einen hat Gott aus dem himmel ver- ſtoſſen/

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/446>, abgerufen am 29.11.2024.