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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgische streit-händel.
[Spaltenumbruch] tig wäre und fromm/ so solte er seine sententz von
meinem zeugnis/ das ich über Illyricum gege-
ben/ umkehren/ und also sagen: Wenn er in der
Lehrerein ist/ solte er nicht verdammet/ sondern
gelobet und gefördert werden; denn unrecht ist/
daß man fromme diener des worts in lehr und
leben rein verdammen/ und in die acht thun
soll. Meine Seele ist bekümmert biß in den
tod/ daß die Stadt/ welche in Christi wort so
wol angefangen hatte/ so schändlich fallen soll.
Denn sie war allzeit fromm und milde gegen die
diener Christi; wie sie aber nun zu solcher tyranney
gegen| die diener Christi sich also gekehret habe/
kan ich mich nicht gnugsam verwundern. Weil
aber das Evangelium von uns wird wegwan-
dern/ so muß man seine diener zuvor wegtrei-
ben und verdammen. Wenn diese nun weg
seyn/ wird herrschen eitelkeit und lügen/ daß für
dem tage/ an welchem der HERR kommen
wird/ kein glaub auf erden gefunden werde.
Hierauf sind abgerichtet alle wercke/ anschläge
und bedencken des fürsten dieser welt/ sonder-
lich aber Majoris fleiß/ daß er Lutherum un-
terdrucke/ und unsere wercke wiederum aufrich-
te und restituire/ daß ja die barmhertzigkeit
GOTTes allein nicht herrsche und selig ma-
che/ sondern auch gute wercke für GOTTes
gericht uns helffen. Denn hieher ist gemei-
net alle Lehr unserer widersacher. Der HErr
erbarme sich unser/ regiere und vertheidige seine
Kirche/ daß sie nicht vom glauben abfalle.

Die gedachten umstände aber beschreibet
der Auctor also nach einander: pag. B. 3. u. f.
Der Ausführer von Magdeburg übelthat/
daß sie unerhörter und unerkanter sachen ihre
Seelsorger/ denen sie gut zeugnis der lehr und
leben geben/ ausgeschleppt/ ist am tage/ und von
jenen bekant/ und ist verdammt im dritten
Gebot/ und Galat. V. Die am wort arbeiten/
seyn doppler ehren werth/ Ebr. XIII. Habet frie-
de mit ihnen. Item im siebenden: Du solt den
Kirchen nicht ihre diener/ und die wahl rauben.
Ergo, so werden sie billich von allen Christen
verdammt/ und verbannt de facto gehalten/ 1.
Cor. V. Will Amsdorff hie eine Glosse ma-
chen/ so gilt sie ihm nicht/ denn das factum
ist nicht ambiguum, zweiffelhafftig/ noch dispu-
tir
lich/ sondern stracks wider GOTTes
Gebot/ Psalm 105. Tastet meine Gesalbten
nicht an/ und thut meinen Propheten oder Pre-
digenkein leid. Soll sie ihm aber gelten in fa-
cto per se malo,
warum hat er sie in facto ambi-
guo & per se bono
in einer guten that nicht ge-
halten? denn daß ein Prediger briefe schreibt
an die ältesten in der kirchen/ oder den bann
übet/ das ist simpliciter an sich selbst nicht ein
böses werck/ wo es nicht per accidens durch böse
zufälle wird verderbet; wie das ist/ daß man
GOttes diener/ denen man zeugnis der un-
schuld giebt/ einsetzet/ und unerkanter sachen/
da sie sich auff recht erbieten/ so schleunig aus-
führet/ darum solte er darnach geforschet haben.
Zum andern/ daß Amsdorffs jetzige Apologia
und schutz-schrifft eben so wol auff unwahrhaff-
tigem bericht und lügen stehe/ kan ein jeder Christ
leichtlich mercken/ wenn er meine vorige schrifft
und diese antwort des Amsdorff gegen einander
hält. Jch will sie aber wieder kurtz nach einan-
der setzen/ auff daß man sehe/ wie Amsdorff sich
mit lügen behilfft/ und derselben keine/ wie sichs
hätte gebühret/ beweiset/ sondern allein die leu-
[Spaltenumbruch] te will zu gänsen machen/ daß um des [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
willen/ weils Amsdorff in dem lügen-com-
ment
der verfolger also gelesen/ so ist es wahr/
GOtt gebe die ausgeführten Prediger/ und ge-
plagte Christen und die gantze gemeine zu Mag-
deburg zeuge und beweise das widerspiel oder
nicht/ so hilfft es doch nicht/ Amsdorff hat
recht und wahr. Zum ersten sollen sie den Rath
in den bann gethan haben sine consensu Eccle-
siae,
allein um der waal willen eines Predigers.
Wer sagts? Amsdorff. Wer beweisets?
Niemand. Das ist aber Bartholomaeus, und
die rechte kirche zu Magdeburg/ ausgenom-
men die böcke/ nicht geständig. Denn sie er-
zehlen mehr sünde/ als sonderlich die öffentliche
verfolgung der diener GOttes/ welche klar am
tage; und haben consensum Ecclesiae, ausge-
nommen die gliedmassen der verfolger/ und sa-
gen/ daß der Rath den kirchen hat ihre freye
wahl genommen/ denn sie denen von St. Ul-
rich verboten/ den zu wehlen/ den sie achten
für einen rechten Lehrer; wie die zeugen/ so
das verbot angehöret haben/ auch das beweisen
mit dem einziehen der supplicanten/ und daß sie
Wilhelmum, Bartholomaeum, Tilemannum,
Jacobum
ohne ihrer kirche freye bewilligung ih-
res amtes entsetzet. Denn man ja von Raths/
und nicht von der Kirchen wegen ihnen urlaub
angekündiget. Man hat auch hernach von
Raths wegen ohne ordentliche freye wahl der
kirchen die andern eingedrungen/ und ist Herr
Bastian mehr von Raths wegen/ denn aus frey-
er wahl und einhelliger stimme Pfarrer worden.
Heist das nicht den kirchen ihre freye wahl ge-
nommen? Haben sie die vorhin bey Amsdorffs
und der folgenden zeiten nicht freyer denn also
gehabt? Leugnet solches Ammsdorff/ so können
wir ihn überzeugen/ denn wir auch eine ziemli-
che zeit allda im amte gewesen/ und die form und
weise etlicher/ so angenommen worden/ in den
kirchen gesehen und noch beschrieben haben. Zum
andern sollen die ausgeführten Praedicanten ha-
ben wollen Wigandum eindringen/ wider des
Raths und der Kirchen willen. Wer sagts?
Amsdorff. Hat ers von ihm selbst oder von
andern? Er hats aus des Raths comment und
aus der Neministen schrifft. Jsts darum wahr?
was saget das andere theil dazu? sie sagen nein/
und beweisen solches damit/ daß sie der kirchen
ihre freye wahl von Wigando gelassen. Zum
dritten/ Wilhelmi brieff soll die bürger zum
ungehorsam und auffruhr gehetzet und bewe-
get haben. Wer sagts? Amsdorff: womit
beweiset ers? Mit diesen worten: Jst das er-
logen Wigande? Jst das ein falscher grund
meiner vermahnung/ wie du mich schändlich
anleugst? Ja freylich/ Herr Amsdorff/ ist es ein
falscher grund. Denn wo stehet es geschrieben/
daß wenn ein kirchen-diener seine kirchen-väter
vermahnet/ daß sie ob der freyheit der wahl der
kirchen-diener/ so sie von CHristo bekommen/
und nun eine lange zeit im brauch gehabt/ hal-
ten sollen/ er solte damit ungehorsam und auff-
ruhr anrichten. Amsdorff bringe GOttes
wort/ sein ja oder nein sagen hilfft in diesen
sachen nichts. Zum vierten soll der Rath die
wahl allein auffgeschoben haben. Wer sagts?
Amsdorff. Was sagen die andern? sie sagen
daß er die wahl gantz verboten/ und beruffen sich
auff zeugen. Warum hört Amsdorff die nicht

will
O 3

Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgiſche ſtreit-haͤndel.
[Spaltenumbruch] tig waͤre und from̃/ ſo ſolte er ſeine ſententz von
meinem zeugnis/ das ich uͤber Illyricum gege-
ben/ umkehren/ und alſo ſagen: Wenn er in der
Lehrerein iſt/ ſolte er nicht verdammet/ ſondern
gelobet uñ gefoͤrdert werden; denn unrecht iſt/
daß man fromme diener des worts in lehr und
leben rein verdammen/ und in die acht thun
ſoll. Meine Seele iſt bekuͤmmert biß in den
tod/ daß die Stadt/ welche in Chriſti wort ſo
wol angefangen hatte/ ſo ſchaͤndlich fallen ſoll.
Denn ſie war allzeit from̃ und milde gegen die
diener Chriſti; wie ſie abeꝛ nun zu ſolcher tyranney
gegen| die diener Chriſti ſich alſo gekehret habe/
kan ich mich nicht gnugſam verwundern. Weil
aber das Evangelium von uns wird wegwan-
dern/ ſo muß man ſeine diener zuvor wegtrei-
ben und verdammen. Wenn dieſe nun weg
ſeyn/ wird herrſchen eitelkeit und luͤgen/ daß fuͤr
dem tage/ an welchem der HERR kommen
wird/ kein glaub auf erden gefunden werde.
Hierauf ſind abgerichtet alle wercke/ anſchlaͤge
und bedencken des fuͤrſten dieſer welt/ ſonder-
lich aber Majoris fleiß/ daß er Lutherum un-
terdrucke/ und unſere wercke wiederum aufrich-
te und reſtituire/ daß ja die barmhertzigkeit
GOTTes allein nicht herrſche und ſelig ma-
che/ ſondern auch gute wercke fuͤr GOTTes
gericht uns helffen. Denn hieher iſt gemei-
net alle Lehr unſerer widerſacher. Der HErr
erbarme ſich unſer/ regiere und vertheidige ſeine
Kirche/ daß ſie nicht vom glauben abfalle.

Die gedachten umſtaͤnde aber beſchreibet
der Auctor alſo nach einander: pag. B. 3. u. f.
Der Ausfuͤhrer von Magdeburg uͤbelthat/
daß ſie unerhoͤrter und unerkanter ſachen ihre
Seelſorger/ denen ſie gut zeugnis der lehr und
leben geben/ ausgeſchleppt/ iſt am tage/ uñ von
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Gebot/ und Galat. V. Die am wort arbeiten/
ſeyn doppler ehren werth/ Ebr. XIII. Habet frie-
de mit ihnen. Item im ſiebenden: Du ſolt den
Kirchen nicht ihre diener/ und die wahl rauben.
Ergò, ſo werden ſie billich von allen Chriſten
verdammt/ und verbannt de facto gehalten/ 1.
Cor. V. Will Amsdorff hie eine Gloſſe ma-
chen/ ſo gilt ſie ihm nicht/ denn das factum
iſt nicht ambiguum, zweiffelhafftig/ noch diſpu-
tir
lich/ ſondern ſtracks wider GOTTes
Gebot/ Pſalm 105. Taſtet meine Geſalbten
nicht an/ und thut meinen Propheten oder Pre-
digenkein leid. Soll ſie ihm aber gelten in fa-
cto per ſe malo,
warum hat er ſie in facto ambi-
guo & per ſe bono
in einer guten that nicht ge-
halten? denn daß ein Prediger briefe ſchreibt
an die aͤlteſten in der kirchen/ oder den bann
uͤbet/ das iſt ſimpliciter an ſich ſelbſt nicht ein
boͤſes werck/ wo es nicht per accidens durch boͤſe
zufaͤlle wird verderbet; wie das iſt/ daß man
GOttes diener/ denen man zeugnis der un-
ſchuld giebt/ einſetzet/ und unerkanter ſachen/
da ſie ſich auff recht erbieten/ ſo ſchleunig aus-
fuͤhret/ darum ſolte er darnach geforſchet haben.
Zum andern/ daß Amsdorffs jetzige Apologia
und ſchutz-ſchrifft eben ſo wol auff unwahrhaff-
tigem bericht und luͤgen ſtehe/ kan ein jeder Chriſt
leichtlich mercken/ wenn er meine vorige ſchrifft
und dieſe antwort des Amsdorff gegen einander
haͤlt. Jch will ſie aber wieder kurtz nach einan-
der ſetzen/ auff daß man ſehe/ wie Amsdorff ſich
mit luͤgen behilfft/ und derſelben keine/ wie ſichs
haͤtte gebuͤhret/ beweiſet/ ſondern allein die leu-
[Spaltenumbruch] te will zu gaͤnſen machen/ daß um des [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
willen/ weils Amsdorff in dem luͤgen-com-
ment
der verfolger alſo geleſen/ ſo iſt es wahr/
GOtt gebe die ausgefuͤhrten Prediger/ und ge-
plagte Chriſten und die gantze gemeine zu Mag-
deburg zeuge und beweiſe das widerſpiel oder
nicht/ ſo hilfft es doch nicht/ Amsdorff hat
recht und wahr. Zum erſten ſollen ſie den Rath
in den bann gethan haben ſine conſenſu Eccle-
ſiæ,
allein um der waal willen eines Predigers.
Wer ſagts? Amsdorff. Wer beweiſets?
Niemand. Das iſt aber Bartholomæus, und
die rechte kirche zu Magdeburg/ ausgenom-
men die boͤcke/ nicht geſtaͤndig. Denn ſie er-
zehlen mehr ſuͤnde/ als ſonderlich die oͤffentliche
verfolgung der diener GOttes/ welche klar am
tage; und haben conſenſum Eccleſiæ, ausge-
nommen die gliedmaſſen der verfolger/ und ſa-
gen/ daß der Rath den kirchen hat ihre freye
wahl genommen/ denn ſie denen von St. Ul-
rich verboten/ den zu wehlen/ den ſie achten
fuͤr einen rechten Lehrer; wie die zeugen/ ſo
das verbot angehoͤret haben/ auch das beweiſen
mit dem einziehen der ſupplicanten/ und daß ſie
Wilhelmum, Bartholomæum, Tilemannum,
Jacobum
ohne ihrer kirche freye bewilligung ih-
res amtes entſetzet. Denn man ja von Raths/
und nicht von der Kirchen wegen ihnen urlaub
angekuͤndiget. Man hat auch hernach von
Raths wegen ohne ordentliche freye wahl der
kirchen die andern eingedrungen/ und iſt Herꝛ
Baſtian mehr von Raths wegen/ denn aus frey-
er wahl und einhelliger ſtimme Pfarrer worden.
Heiſt das nicht den kirchen ihre freye wahl ge-
nommen? Haben ſie die vorhin bey Amsdorffs
und der folgenden zeiten nicht freyer denn alſo
gehabt? Leugnet ſolches Am̃sdorff/ ſo koͤnnen
wir ihn uͤberzeugen/ denn wir auch eine ziemli-
che zeit allda im amte geweſen/ und die form und
weiſe etlicher/ ſo angenommen worden/ in den
kirchen geſehen und noch beſchrieben habẽ. Zum
andern ſollen die ausgefuͤhrten Prædicanten ha-
ben wollen Wigandum eindringen/ wider des
Raths und der Kirchen willen. Wer ſagts?
Amsdorff. Hat ers von ihm ſelbſt oder von
andern? Er hats aus des Raths comment und
aus der Neminiſten ſchrifft. Jſts darum wahr?
was ſaget das andere theil dazu? ſie ſagen nein/
und beweiſen ſolches damit/ daß ſie der kirchen
ihre freye wahl von Wigando gelaſſen. Zum
dritten/ Wilhelmi brieff ſoll die buͤrger zum
ungehorſam und auffruhr gehetzet und bewe-
get haben. Wer ſagts? Amsdorff: womit
beweiſet ers? Mit dieſen worten: Jſt das er-
logen Wigande? Jſt das ein falſcher grund
meiner vermahnung/ wie du mich ſchaͤndlich
anleugſt? Ja freylich/ Herꝛ Amsdorff/ iſt es ein
falſcher grund. Denn wo ſtehet es geſchrieben/
daß wenn ein kirchen-diener ſeine kirchen-vaͤter
vermahnet/ daß ſie ob der freyheit der wahl der
kirchen-diener/ ſo ſie von CHriſto bekommen/
und nun eine lange zeit im brauch gehabt/ hal-
ten ſollen/ er ſolte damit ungehorſam und auff-
ruhr anrichten. Amsdorff bringe GOttes
wort/ ſein ja oder nein ſagen hilfft in dieſen
ſachen nichts. Zum vierten ſoll der Rath die
wahl allein auffgeſchoben haben. Wer ſagts?
Amsdorff. Was ſagen die andern? ſie ſagen
daß er die wahl gantz verboten/ und beruffen ſich
auff zeugen. Warum hoͤrt Amsdorff die nicht

will
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[109/0405] Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgiſche ſtreit-haͤndel. tig waͤre und from̃/ ſo ſolte er ſeine ſententz von meinem zeugnis/ das ich uͤber Illyricum gege- ben/ umkehren/ und alſo ſagen: Wenn er in der Lehrerein iſt/ ſolte er nicht verdammet/ ſondern gelobet uñ gefoͤrdert werden; denn unrecht iſt/ daß man fromme diener des worts in lehr und leben rein verdammen/ und in die acht thun ſoll. Meine Seele iſt bekuͤmmert biß in den tod/ daß die Stadt/ welche in Chriſti wort ſo wol angefangen hatte/ ſo ſchaͤndlich fallen ſoll. Denn ſie war allzeit from̃ und milde gegen die diener Chriſti; wie ſie abeꝛ nun zu ſolcher tyranney gegen| die diener Chriſti ſich alſo gekehret habe/ kan ich mich nicht gnugſam verwundern. Weil aber das Evangelium von uns wird wegwan- dern/ ſo muß man ſeine diener zuvor wegtrei- ben und verdammen. Wenn dieſe nun weg ſeyn/ wird herrſchen eitelkeit und luͤgen/ daß fuͤr dem tage/ an welchem der HERR kommen wird/ kein glaub auf erden gefunden werde. Hierauf ſind abgerichtet alle wercke/ anſchlaͤge und bedencken des fuͤrſten dieſer welt/ ſonder- lich aber Majoris fleiß/ daß er Lutherum un- terdrucke/ und unſere wercke wiederum aufrich- te und reſtituire/ daß ja die barmhertzigkeit GOTTes allein nicht herrſche und ſelig ma- che/ ſondern auch gute wercke fuͤr GOTTes gericht uns helffen. Denn hieher iſt gemei- net alle Lehr unſerer widerſacher. Der HErr erbarme ſich unſer/ regiere und vertheidige ſeine Kirche/ daß ſie nicht vom glauben abfalle. Die gedachten umſtaͤnde aber beſchreibet der Auctor alſo nach einander: pag. B. 3. u. f. Der Ausfuͤhrer von Magdeburg uͤbelthat/ daß ſie unerhoͤrter und unerkanter ſachen ihre Seelſorger/ denen ſie gut zeugnis der lehr und leben geben/ ausgeſchleppt/ iſt am tage/ uñ von jenen bekant/ und iſt verdammt im dritten Gebot/ und Galat. V. Die am wort arbeiten/ ſeyn doppler ehren werth/ Ebr. XIII. Habet frie- de mit ihnen. Item im ſiebenden: Du ſolt den Kirchen nicht ihre diener/ und die wahl rauben. Ergò, ſo werden ſie billich von allen Chriſten verdammt/ und verbannt de facto gehalten/ 1. Cor. V. Will Amsdorff hie eine Gloſſe ma- chen/ ſo gilt ſie ihm nicht/ denn das factum iſt nicht ambiguum, zweiffelhafftig/ noch diſpu- tirlich/ ſondern ſtracks wider GOTTes Gebot/ Pſalm 105. Taſtet meine Geſalbten nicht an/ und thut meinen Propheten oder Pre- digenkein leid. Soll ſie ihm aber gelten in fa- cto per ſe malo, warum hat er ſie in facto ambi- guo & per ſe bono in einer guten that nicht ge- halten? denn daß ein Prediger briefe ſchreibt an die aͤlteſten in der kirchen/ oder den bann uͤbet/ das iſt ſimpliciter an ſich ſelbſt nicht ein boͤſes werck/ wo es nicht per accidens durch boͤſe zufaͤlle wird verderbet; wie das iſt/ daß man GOttes diener/ denen man zeugnis der un- ſchuld giebt/ einſetzet/ und unerkanter ſachen/ da ſie ſich auff recht erbieten/ ſo ſchleunig aus- fuͤhret/ darum ſolte er darnach geforſchet haben. Zum andern/ daß Amsdorffs jetzige Apologia und ſchutz-ſchrifft eben ſo wol auff unwahrhaff- tigem bericht und luͤgen ſtehe/ kan ein jeder Chriſt leichtlich mercken/ wenn er meine vorige ſchrifft und dieſe antwort des Amsdorff gegen einander haͤlt. Jch will ſie aber wieder kurtz nach einan- der ſetzen/ auff daß man ſehe/ wie Amsdorff ſich mit luͤgen behilfft/ und derſelben keine/ wie ſichs haͤtte gebuͤhret/ beweiſet/ ſondern allein die leu- te will zu gaͤnſen machen/ daß um des _ willen/ weils Amsdorff in dem luͤgen-com- ment der verfolger alſo geleſen/ ſo iſt es wahr/ GOtt gebe die ausgefuͤhrten Prediger/ und ge- plagte Chriſten und die gantze gemeine zu Mag- deburg zeuge und beweiſe das widerſpiel oder nicht/ ſo hilfft es doch nicht/ Amsdorff hat recht und wahr. Zum erſten ſollen ſie den Rath in den bann gethan haben ſine conſenſu Eccle- ſiæ, allein um der waal willen eines Predigers. Wer ſagts? Amsdorff. Wer beweiſets? Niemand. Das iſt aber Bartholomæus, und die rechte kirche zu Magdeburg/ ausgenom- men die boͤcke/ nicht geſtaͤndig. Denn ſie er- zehlen mehr ſuͤnde/ als ſonderlich die oͤffentliche verfolgung der diener GOttes/ welche klar am tage; und haben conſenſum Eccleſiæ, ausge- nommen die gliedmaſſen der verfolger/ und ſa- gen/ daß der Rath den kirchen hat ihre freye wahl genommen/ denn ſie denen von St. Ul- rich verboten/ den zu wehlen/ den ſie achten fuͤr einen rechten Lehrer; wie die zeugen/ ſo das verbot angehoͤret haben/ auch das beweiſen mit dem einziehen der ſupplicanten/ und daß ſie Wilhelmum, Bartholomæum, Tilemannum, Jacobum ohne ihrer kirche freye bewilligung ih- res amtes entſetzet. Denn man ja von Raths/ und nicht von der Kirchen wegen ihnen urlaub angekuͤndiget. Man hat auch hernach von Raths wegen ohne ordentliche freye wahl der kirchen die andern eingedrungen/ und iſt Herꝛ Baſtian mehr von Raths wegen/ denn aus frey- er wahl und einhelliger ſtimme Pfarrer worden. Heiſt das nicht den kirchen ihre freye wahl ge- nommen? Haben ſie die vorhin bey Amsdorffs und der folgenden zeiten nicht freyer denn alſo gehabt? Leugnet ſolches Am̃sdorff/ ſo koͤnnen wir ihn uͤberzeugen/ denn wir auch eine ziemli- che zeit allda im amte geweſen/ und die form und weiſe etlicher/ ſo angenommen worden/ in den kirchen geſehen und noch beſchrieben habẽ. Zum andern ſollen die ausgefuͤhrten Prædicanten ha- ben wollen Wigandum eindringen/ wider des Raths und der Kirchen willen. Wer ſagts? Amsdorff. Hat ers von ihm ſelbſt oder von andern? Er hats aus des Raths comment und aus der Neminiſten ſchrifft. Jſts darum wahr? was ſaget das andere theil dazu? ſie ſagen nein/ und beweiſen ſolches damit/ daß ſie der kirchen ihre freye wahl von Wigando gelaſſen. Zum dritten/ Wilhelmi brieff ſoll die buͤrger zum ungehorſam und auffruhr gehetzet und bewe- get haben. Wer ſagts? Amsdorff: womit beweiſet ers? Mit dieſen worten: Jſt das er- logen Wigande? Jſt das ein falſcher grund meiner vermahnung/ wie du mich ſchaͤndlich anleugſt? Ja freylich/ Herꝛ Amsdorff/ iſt es ein falſcher grund. Denn wo ſtehet es geſchrieben/ daß wenn ein kirchen-diener ſeine kirchen-vaͤter vermahnet/ daß ſie ob der freyheit der wahl der kirchen-diener/ ſo ſie von CHriſto bekommen/ und nun eine lange zeit im brauch gehabt/ hal- ten ſollen/ er ſolte damit ungehorſam und auff- ruhr anrichten. Amsdorff bringe GOttes wort/ ſein ja oder nein ſagen hilfft in dieſen ſachen nichts. Zum vierten ſoll der Rath die wahl allein auffgeſchoben haben. Wer ſagts? Amsdorff. Was ſagen die andern? ſie ſagen daß er die wahl gantz verboten/ und beruffen ſich auff zeugen. Warum hoͤrt Amsdorff die nicht will O 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/405>, abgerufen am 14.05.2024.