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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgische streit-händel.
[Spaltenumbruch] will er nicht betrogen seyn? Zum fünfften sol-
len die ausgeführten mit ihrem brieff seine ge-
rechtigkeit verbieten/ und nehmen wollen/ daß
er nicht soll darauff achtung haben/ was für
Pfarrherrn und Prediger die kirchen wehlten.
Wer sagts? Amsdorff. Wer beweisets? nie-
mand. O Amsdorff/ hätte ich nicht in der vo-
rigen schrifft euch erinnert/ daß solches nicht
wahr sey? Warum kommt ihr mit der lügen
wieder/ und beweiset sie nicht? Wer will euch
glauben? denn das andere theil sagt nein
dazu. Heist nicht die regul: Actore non pro-
bante absolvitur reus,
wenn der kläger seine klage
nicht beweiset/ so soll der richter den beklagten
absolviren und loßsprechen? Wie kommts denn/
daß ihrs wolt umgekehrt haben/ und soll also
heissen/ Actore non probante reus damnatur,
wenn der kläger gleich seine klage nicht bewei-
set wider die diener GOttes/ so spricht man
doch den kopff und das recht ab? O wie eine
schöne forma des gerichts! Zum sechsten soll
Heshusius den Rath in bann gethan haben von
wegen des einziehens der ungehorsamen bürger.
Tilemannus sagt in seiner schrifft nein dazu/
und unterscheidet zwischen dem bann und sepa-
paration.
So ist man auch nicht geständig/
daß die bürger dem Rath ungehorsam gewesen/
sie haben supplicirt und gebeten ihre kirchen-
väter um einen seelsorger/ und nichts unge-
schicktes vorgenommen. Nun hat CHristus
solches geboten/ Matth. IX. und in der ersten an-
dern und dritten bitte/ daß man soll um treue ar-
beiter bitten.

Ferner: Nun hat der Rath/ welcher die
wahl stracks verboten/ die supplicirenden
bürger darüber eingezogen/ und Wilhelmum
für einen Münsterischen geist gelästert/ daß er
vermahnet/ die kirche solte über ihre freye wahl
halten/ und nach der wahl/ wie gebräuchlich/
dem Rath die confirmation heimstellen/ und
hernach zugefahren/ wider der kirchen zu S. Ul-
rich/ zu S. Jacob/ zu S. Johannes und zum H.
Geist flehen und bitten (denn sie in keinem weg
bewilliget/ sondern dawider protestiret) ihre
treue Seelsorger ohn ein ordentlich gericht/
darum die kirchen und der alte Rath gebeten/
unerhörter und unerkanter sachen geraubet und
ausgeführet/ für Gott und allen Christen läste-
rung und kirchen-rauberey öffentlich und ärger-
lich begange/ und hat kein vermahne ihrer Seel-
sorger geholffen. Derowegen so sind sie von Gott
und S. Paulo de facto im bann/ und wenn sie gleich
Bartholomaeus niemals hätte darein erkläret.
-- Aus diesem sehet ihr/ lieber Herr und vater
Amsdorff/ daß die fünff puncten/ darauff ihr
die arme unschuldige/ und der kirchen GOt-
tes sehr nützliche diener GOttes/ welche um ih-
res Göttlichen amts willen so greulich/ so ge-
schwind/ wider allen ordentliche Process, darum
sie und die rechte kirche zu Magdeburg/ welche
nicht mit den verfolgern war/ allewege mit ihnen
gebeten/ ausgeführt und mit lügen und lästern
noch auff diesen tag von ihren verfolgern an al-
len orten betrübet/ und fast getödtet werden/ für
schwärmer/ rottengeister/ teuffels-schuppen/ auf-
rührer in der gantzen Christenheit ausgeschrie-
ben/ gar nicht bestehen/ weder für GOtt noch
für den Christen/ und derhalben ein schwer ge-
richt über euch wird kommen/ wo ihr nicht der
sachen besser nachforschet/ und euch mit dem be-
[Spaltenumbruch] leidigten theil versohnet/ und euer unzei-
tig und ungegründet urtheil bey zeiten wider-
ruffet/ und die verfolger/ welche ihr in ih-
ren sünden gestärcket/ zur busse vermahnet/ daß
so unzehlig viel seelen/ welche über dieser sachen
bereits in Gottes zorn und straffe geführet/ und
noch künfftig mehr werden drein geflochten wer-
den/ wieder zu rechte gebracht/ und die armen
kirchen und stadt Magdeburg wieder zu ruhe
und einigkeit gesetzet werde. Solches seyd ihr
schuldig/ und wo ihrs in Gottesfurcht werdet
recht angreiffen/ und die sachen zum ordentli-
chen gehör und urtheil befördern/ so werdet ihr
sehen und in der that befinden/ |was das für giff-
tige ottern/ und wie groß ihre boßheit sey/ wel-
chen ihr bißher ihre lügen/ lästerung und ver-
folgung mit eurem heiligen munde und feder
mit schwerer sünde und ärgerniß habt beschönet/
und gerecht gesprochen.

Uber diß hat D. Johann Wigandus und
Matthaeus Judex in eben selbigem jahre eine
schrifft publicirt/ worinnen sie gleichfals über
den schlimmen Process der Magdeburger gekla-
get. Der titul davon ist: Eine Christliche
ermahnung und warnung an der Mag-
deburgischen karrenführer knechte und
helffer.
Jhre klage lautet unter andern also:
p. A. 2. Dessen haben wir ein mercklich exem-
pel an den ausführern zu Magdeburg/ welche ih-
re treue seelen-hirten unerhörter und unerkannter
sachen/ wider alles recht und billigkeit/ bey der
nacht ausgeführet/ und ihre unschuldige gehor-
same bürger beschweret/ auch zum theil verjaget
haben. Denn obschon der Rath zu Magde-
burg und ihre Pfafferey zu S. Johannes/ und
in andern kirchen vor der annehmung des Evan-
gelii auch dem heiligen reinen wort GOttes/
und allen rechtschaffenen Predigern und Lehrern
und bekennern desselben/ feind waren/ und da-
wieder wüteten/ die Pfaffen zwar mit lästern
und verbannen/ der Rath mit Edicten und
straffen und verjagen; jedoch waren sie so grim-
mig und so greulich nicht/ da sie doch vermeinte/
sie thäten GOtt einen dienst daran/ weil sie die
lehre des Evangelii für ketzerisch hielten/ als sie
jetzund thun/ nach dem sie die wahrheit erkannt/
und doch die sieben böse geister haben lassen bey
ihnen wieder einziehen. Denn sie jetzund
nicht daran begnügt sind/ daß sie D. Tile-
mannum
und die andern ihre treue seelen-hir-
ten ausgeführet/ und etliche unschuldige bür-
ger/ welche an die kirch- väter zu S. Ulrich
eine bitte um einen treuen seelen-hirten zu
verordnen gethan/ aus der stadt verwie-
sen/ und der gestalt verbunden/ daß sie nicht
sollen macht haben/ sie weder vor dem Geistli-
chen noch weltlichen gericht zu verklagen/ son-
dern sie sind noch weiter fortgefahren/ und ha-
bens in alle welt ausgeschrieben/ und ihre sünde
wie Sodoma gerühmet/ und die Seelenhirten
als auffrührer und die ärgsten buben mit greif li-
chen unwahrheiten beschweret. Haben auch
an andere örter/ da die verjagten zur herberge
eingezogen/ geschrieben/ und so viel zu wegen
gebracht/ daß ihnen die zu vor verheissene herber-
ge auffgesagt oder abgeschlagen worden. Ha-
ben auch/ wie Balac den Bileam/ Herrn Niclas
von Amsdorff auffbracht durch ihre lügen und
unwahrheiten/ den dienern GOttes hohn zu
sprechen/ die unschuld und wahrheit zu lä-

stern

Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgiſche ſtreit-haͤndel.
[Spaltenumbruch] will er nicht betrogen ſeyn? Zum fuͤnfften ſol-
len die ausgefuͤhrten mit ihrem brieff ſeine ge-
rechtigkeit verbieten/ und nehmen wollen/ daß
er nicht ſoll darauff achtung haben/ was fuͤr
Pfarrherꝛn und Prediger die kirchen wehlten.
Wer ſagts? Amsdorff. Wer beweiſets? nie-
mand. O Amsdorff/ haͤtte ich nicht in der vo-
rigen ſchrifft euch erinnert/ daß ſolches nicht
wahr ſey? Warum kommt ihr mit der luͤgen
wieder/ und beweiſet ſie nicht? Wer will euch
glauben? denn das andere theil ſagt nein
dazu. Heiſt nicht die regul: Actore non pro-
bante abſolvitur reus,
wenn der klaͤger ſeine klage
nicht beweiſet/ ſo ſoll der richter den beklagten
abſolviren und loßſprechen? Wie kom̃ts denn/
daß ihrs wolt umgekehrt haben/ und ſoll alſo
heiſſen/ Actore non probante reus damnatur,
wenn der klaͤger gleich ſeine klage nicht bewei-
ſet wider die diener GOttes/ ſo ſpricht man
doch den kopff und das recht ab? O wie eine
ſchoͤne forma des gerichts! Zum ſechſten ſoll
Heshuſius den Rath in bann gethan haben von
wegen des einziehens der ungehorſamen buͤrger.
Tilemannus ſagt in ſeiner ſchrifft nein dazu/
und unterſcheidet zwiſchen dem bann und ſepa-
paration.
So iſt man auch nicht geſtaͤndig/
daß die buͤrger dem Rath ungehorſam geweſen/
ſie haben ſupplicirt und gebeten ihre kirchen-
vaͤter um einen ſeelſorger/ und nichts unge-
ſchicktes vorgenommen. Nun hat CHriſtus
ſolches geboten/ Matth. IX. und in der erſten an-
dern und dritten bitte/ daß man ſoll um treue ar-
beiter bitten.

Ferner: Nun hat der Rath/ welcher die
wahl ſtracks verboten/ die ſupplicirenden
buͤrger daruͤber eingezogen/ und Wilhelmum
fuͤr einen Muͤnſteriſchen geiſt gelaͤſtert/ daß er
vermahnet/ die kirche ſolte uͤber ihre freye wahl
halten/ und nach der wahl/ wie gebraͤuchlich/
dem Rath die confirmation heimſtellen/ und
hernach zugefahren/ wider der kirchen zu S. Ul-
rich/ zu S. Jacob/ zu S. Johannes und zum H.
Geiſt flehen und bitten (denn ſie in keinem weg
bewilliget/ ſondern dawider proteſtiret) ihre
treue Seelſorger ohn ein ordentlich gericht/
darum die kirchen und der alte Rath gebeten/
unerhoͤrter und unerkanter ſachen geraubet und
ausgefuͤhret/ fuͤr Gott und allen Chriſten laͤſte-
rung und kirchen-rauberey oͤffentlich und aͤrger-
lich begangē/ und hat kein vermahnē ihrer Seel-
ſoꝛgeꝛ geholffen. Derowegen ſo ſind ſie von Gott
und S. Paulo de facto im bañ/ und weñ ſie gleich
Bartholomæus niemals haͤtte darein erklaͤret.
— Aus dieſem ſehet ihr/ lieber Herꝛ und vater
Amsdorff/ daß die fuͤnff puncten/ darauff ihr
die arme unſchuldige/ und der kirchen GOt-
tes ſehr nuͤtzliche diener GOttes/ welche um ih-
res Goͤttlichen amts willen ſo greulich/ ſo ge-
ſchwind/ wider allen ordentlichē Proceſs, darum
ſie und die rechte kirche zu Magdeburg/ welche
nicht mit den veꝛfolgern war/ allewege mit ihnen
gebeten/ ausgefuͤhrt und mit luͤgen und laͤſtern
noch auff dieſen tag von ihren verfolgern an al-
len orten betruͤbet/ und faſt getoͤdtet werden/ fuͤr
ſchwaͤrmer/ rottengeiſter/ teuffels-ſchuppen/ auf-
ruͤhrer in der gantzen Chriſtenheit ausgeſchrie-
ben/ gar nicht beſtehen/ weder fuͤr GOtt noch
fuͤr den Chriſten/ und derhalben ein ſchwer ge-
richt uͤber euch wird kommen/ wo ihr nicht der
ſachen beſſer nachforſchet/ und euch mit dem be-
[Spaltenumbruch] leidigten theil verſohnet/ und euer unzei-
tig und ungegruͤndet urtheil bey zeiten wider-
ruffet/ und die verfolger/ welche ihr in ih-
ren ſuͤnden geſtaͤrcket/ zur buſſe vermahnet/ daß
ſo unzehlig viel ſeelen/ welche uͤber dieſer ſachen
bereits in Gottes zorn und ſtraffe gefuͤhret/ und
noch kuͤnfftig mehr werden drein geflochten wer-
den/ wieder zu rechte gebracht/ und die armen
kirchen und ſtadt Magdeburg wieder zu ruhe
und einigkeit geſetzet werde. Solches ſeyd ihr
ſchuldig/ und wo ihrs in Gottesfurcht werdet
recht angreiffen/ und die ſachen zum ordentli-
chen gehoͤr und urtheil befoͤrdern/ ſo werdet ihr
ſehen und in der that befinden/ |was das fuͤr giff-
tige ottern/ und wie groß ihre boßheit ſey/ wel-
chen ihr bißher ihre luͤgen/ laͤſterung und ver-
folgung mit eurem heiligen munde und feder
mit ſchwereꝛ ſuͤnde und aͤrgerniß habt beſchoͤnet/
und gerecht geſprochen.

Uber diß hat D. Johann Wigandus und
Matthæus Judex in eben ſelbigem jahre eine
ſchrifft publicirt/ worinnen ſie gleichfals uͤber
den ſchlimmen Proceſs der Magdeburger gekla-
get. Der titul davon iſt: Eine Chriſtliche
ermahnung und warnung an der Mag-
deburgiſchen karrenfuͤhrer knechte und
helffer.
Jhre klage lautet unter andern alſo:
p. A. 2. Deſſen haben wir ein mercklich exem-
pel an den ausfuͤhrern zu Magdeburg/ welche ih-
re treue ſeelen-hirten unerhoͤrter und unerkañter
ſachen/ wider alles recht und billigkeit/ bey der
nacht ausgefuͤhret/ und ihre unſchuldige gehor-
ſame buͤrger beſchweret/ auch zum theil verjaget
haben. Denn obſchon der Rath zu Magde-
burg und ihre Pfafferey zu S. Johannes/ und
in andern kirchen vor der annehmung des Evan-
gelii auch dem heiligen reinen wort GOttes/
und allen rechtſchaffenen Predigern und Lehrern
und bekennern deſſelben/ feind waren/ und da-
wieder wuͤteten/ die Pfaffen zwar mit laͤſtern
und verbannen/ der Rath mit Edicten und
ſtraffen und verjagen; jedoch waren ſie ſo grim-
mig und ſo greulich nicht/ da ſie doch vermeintē/
ſie thaͤten GOtt einen dienſt daran/ weil ſie die
lehre des Evangelii fuͤr ketzeriſch hielten/ als ſie
jetzund thun/ nach dem ſie die wahrheit erkannt/
und doch die ſieben boͤſe geiſter haben laſſen bey
ihnen wieder einziehen. Denn ſie jetzund
nicht daran begnuͤgt ſind/ daß ſie D. Tile-
mannum
und die andern ihre treue ſeelen-hir-
ten ausgefuͤhret/ und etliche unſchuldige buͤr-
ger/ welche an die kirch- vaͤter zu S. Ulrich
eine bitte um einen treuen ſeelen-hirten zu
verordnen gethan/ aus der ſtadt verwie-
ſen/ und der geſtalt verbunden/ daß ſie nicht
ſollen macht haben/ ſie weder vor dem Geiſtli-
chen noch weltlichen gericht zu verklagen/ ſon-
dern ſie ſind noch weiter fortgefahren/ und ha-
bens in alle welt ausgeſchrieben/ und ihre ſuͤnde
wie Sodoma geruͤhmet/ und die Seelenhirten
als auffruͤhrer und die aͤrgſten buben mit greif li-
chen unwahrheiten beſchweret. Haben auch
an andere oͤrter/ da die verjagten zur herberge
eingezogen/ geſchrieben/ und ſo viel zu wegen
gebracht/ daß ihnen die zu vor verheiſſene herber-
ge auffgeſagt oder abgeſchlagen worden. Ha-
ben auch/ wie Balac den Bileam/ Herꝛn Niclas
von Amsdorff auffbracht durch ihre luͤgen und
unwahrheiten/ den dienern GOttes hohn zu
ſprechen/ die unſchuld und wahrheit zu laͤ-

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[110/0406] Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgiſche ſtreit-haͤndel. will er nicht betrogen ſeyn? Zum fuͤnfften ſol- len die ausgefuͤhrten mit ihrem brieff ſeine ge- rechtigkeit verbieten/ und nehmen wollen/ daß er nicht ſoll darauff achtung haben/ was fuͤr Pfarrherꝛn und Prediger die kirchen wehlten. Wer ſagts? Amsdorff. Wer beweiſets? nie- mand. O Amsdorff/ haͤtte ich nicht in der vo- rigen ſchrifft euch erinnert/ daß ſolches nicht wahr ſey? Warum kommt ihr mit der luͤgen wieder/ und beweiſet ſie nicht? Wer will euch glauben? denn das andere theil ſagt nein dazu. Heiſt nicht die regul: Actore non pro- bante abſolvitur reus, wenn der klaͤger ſeine klage nicht beweiſet/ ſo ſoll der richter den beklagten abſolviren und loßſprechen? Wie kom̃ts denn/ daß ihrs wolt umgekehrt haben/ und ſoll alſo heiſſen/ Actore non probante reus damnatur, wenn der klaͤger gleich ſeine klage nicht bewei- ſet wider die diener GOttes/ ſo ſpricht man doch den kopff und das recht ab? O wie eine ſchoͤne forma des gerichts! Zum ſechſten ſoll Heshuſius den Rath in bann gethan haben von wegen des einziehens der ungehorſamen buͤrger. Tilemannus ſagt in ſeiner ſchrifft nein dazu/ und unterſcheidet zwiſchen dem bann und ſepa- paration. So iſt man auch nicht geſtaͤndig/ daß die buͤrger dem Rath ungehorſam geweſen/ ſie haben ſupplicirt und gebeten ihre kirchen- vaͤter um einen ſeelſorger/ und nichts unge- ſchicktes vorgenommen. Nun hat CHriſtus ſolches geboten/ Matth. IX. und in der erſten an- dern und dritten bitte/ daß man ſoll um treue ar- beiter bitten. Ferner: Nun hat der Rath/ welcher die wahl ſtracks verboten/ die ſupplicirenden buͤrger daruͤber eingezogen/ und Wilhelmum fuͤr einen Muͤnſteriſchen geiſt gelaͤſtert/ daß er vermahnet/ die kirche ſolte uͤber ihre freye wahl halten/ und nach der wahl/ wie gebraͤuchlich/ dem Rath die confirmation heimſtellen/ und hernach zugefahren/ wider der kirchen zu S. Ul- rich/ zu S. Jacob/ zu S. Johannes und zum H. Geiſt flehen und bitten (denn ſie in keinem weg bewilliget/ ſondern dawider proteſtiret) ihre treue Seelſorger ohn ein ordentlich gericht/ darum die kirchen und der alte Rath gebeten/ unerhoͤrter und unerkanter ſachen geraubet und ausgefuͤhret/ fuͤr Gott und allen Chriſten laͤſte- rung und kirchen-rauberey oͤffentlich und aͤrger- lich begangē/ und hat kein vermahnē ihrer Seel- ſoꝛgeꝛ geholffen. Derowegen ſo ſind ſie von Gott und S. Paulo de facto im bañ/ und weñ ſie gleich Bartholomæus niemals haͤtte darein erklaͤret. — Aus dieſem ſehet ihr/ lieber Herꝛ und vater Amsdorff/ daß die fuͤnff puncten/ darauff ihr die arme unſchuldige/ und der kirchen GOt- tes ſehr nuͤtzliche diener GOttes/ welche um ih- res Goͤttlichen amts willen ſo greulich/ ſo ge- ſchwind/ wider allen ordentlichē Proceſs, darum ſie und die rechte kirche zu Magdeburg/ welche nicht mit den veꝛfolgern war/ allewege mit ihnen gebeten/ ausgefuͤhrt und mit luͤgen und laͤſtern noch auff dieſen tag von ihren verfolgern an al- len orten betruͤbet/ und faſt getoͤdtet werden/ fuͤr ſchwaͤrmer/ rottengeiſter/ teuffels-ſchuppen/ auf- ruͤhrer in der gantzen Chriſtenheit ausgeſchrie- ben/ gar nicht beſtehen/ weder fuͤr GOtt noch fuͤr den Chriſten/ und derhalben ein ſchwer ge- richt uͤber euch wird kommen/ wo ihr nicht der ſachen beſſer nachforſchet/ und euch mit dem be- leidigten theil verſohnet/ und euer unzei- tig und ungegruͤndet urtheil bey zeiten wider- ruffet/ und die verfolger/ welche ihr in ih- ren ſuͤnden geſtaͤrcket/ zur buſſe vermahnet/ daß ſo unzehlig viel ſeelen/ welche uͤber dieſer ſachen bereits in Gottes zorn und ſtraffe gefuͤhret/ und noch kuͤnfftig mehr werden drein geflochten wer- den/ wieder zu rechte gebracht/ und die armen kirchen und ſtadt Magdeburg wieder zu ruhe und einigkeit geſetzet werde. Solches ſeyd ihr ſchuldig/ und wo ihrs in Gottesfurcht werdet recht angreiffen/ und die ſachen zum ordentli- chen gehoͤr und urtheil befoͤrdern/ ſo werdet ihr ſehen und in der that befinden/ |was das fuͤr giff- tige ottern/ und wie groß ihre boßheit ſey/ wel- chen ihr bißher ihre luͤgen/ laͤſterung und ver- folgung mit eurem heiligen munde und feder mit ſchwereꝛ ſuͤnde und aͤrgerniß habt beſchoͤnet/ und gerecht geſprochen. Uber diß hat D. Johann Wigandus und Matthæus Judex in eben ſelbigem jahre eine ſchrifft publicirt/ worinnen ſie gleichfals uͤber den ſchlimmen Proceſs der Magdeburger gekla- get. Der titul davon iſt: Eine Chriſtliche ermahnung und warnung an der Mag- deburgiſchen karrenfuͤhrer knechte und helffer. Jhre klage lautet unter andern alſo: p. A. 2. Deſſen haben wir ein mercklich exem- pel an den ausfuͤhrern zu Magdeburg/ welche ih- re treue ſeelen-hirten unerhoͤrter und unerkañter ſachen/ wider alles recht und billigkeit/ bey der nacht ausgefuͤhret/ und ihre unſchuldige gehor- ſame buͤrger beſchweret/ auch zum theil verjaget haben. Denn obſchon der Rath zu Magde- burg und ihre Pfafferey zu S. Johannes/ und in andern kirchen vor der annehmung des Evan- gelii auch dem heiligen reinen wort GOttes/ und allen rechtſchaffenen Predigern und Lehrern und bekennern deſſelben/ feind waren/ und da- wieder wuͤteten/ die Pfaffen zwar mit laͤſtern und verbannen/ der Rath mit Edicten und ſtraffen und verjagen; jedoch waren ſie ſo grim- mig und ſo greulich nicht/ da ſie doch vermeintē/ ſie thaͤten GOtt einen dienſt daran/ weil ſie die lehre des Evangelii fuͤr ketzeriſch hielten/ als ſie jetzund thun/ nach dem ſie die wahrheit erkannt/ und doch die ſieben boͤſe geiſter haben laſſen bey ihnen wieder einziehen. Denn ſie jetzund nicht daran begnuͤgt ſind/ daß ſie D. Tile- mannum und die andern ihre treue ſeelen-hir- ten ausgefuͤhret/ und etliche unſchuldige buͤr- ger/ welche an die kirch- vaͤter zu S. Ulrich eine bitte um einen treuen ſeelen-hirten zu verordnen gethan/ aus der ſtadt verwie- ſen/ und der geſtalt verbunden/ daß ſie nicht ſollen macht haben/ ſie weder vor dem Geiſtli- chen noch weltlichen gericht zu verklagen/ ſon- dern ſie ſind noch weiter fortgefahren/ und ha- bens in alle welt ausgeſchrieben/ und ihre ſuͤnde wie Sodoma geruͤhmet/ und die Seelenhirten als auffruͤhrer und die aͤrgſten buben mit greif li- chen unwahrheiten beſchweret. Haben auch an andere oͤrter/ da die verjagten zur herberge eingezogen/ geſchrieben/ und ſo viel zu wegen gebracht/ daß ihnen die zu vor verheiſſene herber- ge auffgeſagt oder abgeſchlagen worden. Ha- ben auch/ wie Balac den Bileam/ Herꝛn Niclas von Amsdorff auffbracht durch ihre luͤgen und unwahrheiten/ den dienern GOttes hohn zu ſprechen/ die unſchuld und wahrheit zu laͤ- ſtern

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/406>, abgerufen am 14.05.2024.