Th. IV. Sect. II. Num I. Von handlung/ so in Sachsen der Relig. halben
[Spaltenumbruch]
len hatten sie keinen grossen trost noch zuflucht/ dann nur beym Hn Philippo, der bat schrifftlich bey dem Bischoff von Arras für seine freunde/ die Professores zu Wittenberg/ damit sie bey ihren gütern möchten bleiben; dazu entschuldi- get er sie allesamt/ daß sie nie mahls einigen rath oder anleitung zum kriege gethan hätten; deß- gleichen that auch Michael Meienburg bey dem Herrn Obernberger mit allem fleiß.
Dieser deß Hn. Philippi vorbitte gegen den Bischoff von Arras genossen die Wittenberger Professores allesamt. So hatte auch neben die- sen allen D. Georg Major gute kundschafft bey Hertzog Moritzens hoffräthen/ an welche er schrieb/ und ihme und den seinen um ein sicher ge- leit bat. Solches ward ihm alsbald unter Her- tzogs Augusti (der noch Coadjutor zu Mersburg war) subscription und insigel zugeschickt/ neben einer andern missive/ darinnen er zum Hertzog Augusto für einen Hofprediger erfordert ward. Ehe nun Hertzog Friederich noch mit sammt dem erhaschten Landgrafen von Halle auß dem lande geführet ward/ trachtete er nichts desto weniger in seiner gefängnis dahin/ wie noch in dem übri- gen theil seines Fürstenthums/ welches der Käys. seinen söhnen auß gnaden gelassen hatte/ wiederum eine hohe schule und studia pietatis möchten instauriret werde; befahl derwegen sei- nen ältesten beyden söhnen/ daß sie für allen din- gen den Hn. Philippum zu sich brächten und un- terhielte; solches liesse sie zwar alsbald mit höch- stem fleiß beydes durch mündl. und schrifftliche werbung bey ihm handlen/ und ward für gut und am gelegensten die stadt Jena zu solcher ho- hen schule angesehen. Philippus ließ ihm diese angetragene condition und vocation wol ge- fallen/ und schriebe solches gedachten beyden brüdern/ deß Churf. söhnen/ zu/ zog auch in dem namen gen Weymar/ sich dieses vorschlages der instauration der hohen schule zu Jena endlichen mit den Fürsten zu vergleichen. Wie man nun in bester handlung ist/ und man die abrede jetzt soll vollziehen und unterschreiben/ bekommt er gleich etliche schreiben von den gelehrten auß Wittenberg/ welche er zuvor beym Bischoff von Arras hatte verbeten/ die halten bey ihm an/ er solte sich wieder zu ihnen gen Wittenberg bege- ben. Ob nun auch brieffe von Hertzog Moritzen seyn dabey gewesen/ kan ich nicht wissen; aber/ wie gesagt/ da er seiner gethanen zu sage nach alle abrede wegen der schule zu Jena jetzund solt vollenden und unterschreiben/ wird er bald um- gewandt/ und zeucht in einem stutz unversehens von Weymar nach Wittenberg/ ungngesehen seiner vorigen zugeschriebenen und mit hand an- gelobten zusage.
Als er nun diese reise von Weymar durch Halle nahm/ beleitete ihn die kirchendiener daselbst und D. Chilian Goldstein (dann er war wieder von Braunschweig zu Halle in sein amt getreten) als ihren lieben Hn. Praeceptorn fürs Steinthor auff die Wittenbergische straffe/ in demselben gange erzehlete ihnen Philippus, wie sein ge- müth und vorhaben wäre/ wiederum zu Wittenberg eine Academiam zu erfinden; Et jam quoque tem pus adesse, quo & ipse libe- re sententia suam posset dicere, quod vivo Lu- thero nunqua sibi facere licuisset. Hierauf ant- wortete alsbald D. Chilian Goldstein: Ey Do- mine Praeceptor, siquid habuisses a Lutheri do- ctrina diversum, debuisses illud adhuc ipso vi- [Spaltenumbruch]
vo proferre. Nunc siquid diversum ab ipso do- cueris, ex perieris sane multos, qui tibi contra- dicent. Auff solche deß D. Chilian reden entfär- bete sich Philippus plötzlich unterm angesicht/ wendete sich von ihm und redete kein wort wei- ter mit ihm.
Da er nun auf dißmahlgen Wittenberg kam/ und sich D. Georg Major (wie zuvor gemeldet) zum Hertzog Augusto gen Merseburg begeben hatte/ verhielt sich Hertzog Moritz aufs allergnä- digst gegen die gelehrten zu Wittenberg/ beyde mit anbietung der gnaden/ darzu auch stattli- chen gaben und geschencken; dann er dem D. Po- merano und Philippo alßbald einem jeden eine pumpmützen (wie mans in Sachsen nennet) voller thaler verehrete/ und alle gnade daneben ansage ließ/ dadurch bekam er bald eine grossen zufall und gunst bey allen gelehrten zu Wittenb. dann sie vergassen bald hierdurch ihres alten ge- fangenen Herrns gäntzlich. Dann da D. Pomer einsmals im beschluß deß gemeinen gebets auff der cantzel auch für die weltl. Obrigkeit hieß be- te/ vermahnete er die zuhörer/ daß sie auch für ih- ren gnädigsten Herrn den Churf. mit fleiß beten solten; doch meine ich (sagte er) nicht den alten Churf. Hertzog Joh. Friederichen/ sondern den jetzigen unsern gnädigsten Herrn/ Hertzog Mori- tzen/ der ist ein rechtschaffener/ gütiger und mil- der Fürst/ und hat neulich dem Hn. Philippo und mir einem jeden eine pumpmützen voller thaler schencken lassen; auch war unter den Wit- tenbergis. gelehrten keiner/ der den alten gefan- genen Churf. in seinem betrübnis und elende mit einiger trostschrifft oder briefflein ersuchet/ ohne allein der fromme D. Hieronymus Schurff/ ein fürtrefflicher Jurist/ den viel leute noch für einen halben Päbstler hielten/ die andern ge- lehrten unterliessens allesampt.
Da nun der Churfürst und Landgraf Philipp vom Käys. Carolo auß dem Land gen Augspurg geführet wurden/ bemühete sich gleichwol der Käys. zum fleissigsten/ wie die streitige religions- sache durch ein fügliches gütliches mittel möch- te biß zu erörterung eines Christl. Concilii, bey- gelegt werden/ dann er der jenigenicht seyn wol- te/ der mit gewalt und schwerdt die religion ge- dächte zu unter drucken oder zu tilgen/ wie die Päbstis. doch gern gesehen hätten und für und für bey ihm anhielten (dann so offt er die Päb- stische mit gütl. bescheid von ihrem blutdursti- gen eylen auffhielte/ klagte der verstorbene Car- dinal von Meintz übern Käyser/ sagende: Er zeigte ihm jetzund abermal eine welsche feygen.
Weil nun/ wie gemeldet/ der Käys. den streit der religion gerne durch ein gütliches und füg- liches mittel hätte hingeleget/ befahl er seine für- nehmsten und gelehrtesten Räthen eine formu- lam zu stellen/ welche beyde den Päbstis. und den Lutheris. in glaubens-sachen anzunehmen wäre/ biß auf em künfftiges Concilium. Diese formu- lam stellete/ beneben etlichen Päbstis. gelehrten Theologen M. Joh. Agricola (der sich für etli- chen jahren auß Wittenberg zum Churf. von Brandenb. gen Berlin begebe hatte) und ward das buch genant das INTERIM, und von dem Käyser allen versammleten Reichsständen pro- poniret und anzunehmen befohlen; weil aber laut der Göttl. schrifft nimmermehr einig mittel biß an den jüngsten tag seyn kan/ Christum und Belial miteinander zu vereinigen/ sondern daß sich wol der teuffel in einen engel deß lichts ver-
stellen
Th. IV. Sect. II. Num I. Von handlung/ ſo in Sachſen der Relig. halben
[Spaltenumbruch]
len hatten ſie keinen groſſen troſt noch zuflucht/ dañ nur beym Hn Philippo, der bat ſchrifftlich bey dem Biſchoff von Arras fuͤr ſeine freunde/ die Profeſſores zu Wittenberg/ damit ſie bey ihren guͤtern moͤchten bleiben; dazu entſchuldi- get er ſie alleſamt/ daß ſie nie mahls einigen rath oder anleitung zum kriege gethan haͤtten; deß- gleichen that auch Michael Meienburg bey dem Herrn Obernberger mit allem fleiß.
Dieſer deß Hn. Philippi vorbitte gegen den Biſchoff von Arras genoſſen die Wittenberger Profeſſores alleſamt. So hatte auch neben die- ſen allen D. Georg Major gute kundſchafft bey Hertzog Moritzens hoffraͤthen/ an welche er ſchrieb/ uñ ihme und den ſeinen um ein ſicher ge- leit bat. Solches ward ihm alsbald unter Her- tzogs Auguſti (der noch Coadjutor zu Mersbuꝛg war) ſubſcription und inſigel zugeſchickt/ neben einer andern miſſive/ darinnen er zum Hertzog Auguſto fuͤr einen Hofprediger erfordert ward. Ehe nun Hertzog Friederich noch mit ſam̃t dem erhaſchten Landgrafen von Halle auß dem lande gefuͤhret ward/ trachtete er nichts deſto weniger in ſeiner gefaͤngnis dahin/ wie noch in dem uͤbri- gen theil ſeines Fuͤrſtenthums/ welches der Kaͤyſ. ſeinen ſoͤhnen auß gnaden gelaſſen hatte/ wiederum eine hohe ſchule und ſtudia pietatis moͤchten inſtauriret werdē; befahl derwegen ſei- nen aͤlteſten beyden ſoͤhnen/ daß ſie fuͤr allen din- gen den Hn. Philippum zu ſich braͤchten uñ un- terhieltē; ſolches lieſſē ſie zwar alsbald mit hoͤch- ſtem fleiß beydes durch muͤndl. und ſchrifftliche werbung bey ihm handlen/ und ward fuͤr gut und am gelegenſten die ſtadt Jena zu ſolcher ho- hen ſchule angeſehen. Philippus ließ ihm dieſe angetragene condition und vocation wol ge- fallen/ und ſchriebe ſolches gedachten beyden bruͤdern/ deß Churf. ſoͤhnen/ zu/ zog auch in dem namen gen Weymar/ ſich dieſes vorſchlages der inſtauration der hohen ſchule zu Jena endlichen mit den Fuͤrſten zu vergleichen. Wie man nun in beſter handlung iſt/ und man die abrede jetzt ſoll vollziehen und unterſchreiben/ bekommt er gleich etliche ſchreiben von den gelehrten auß Wittenberg/ welche er zuvor beym Biſchoff von Arras hatte verbeten/ die halten bey ihm an/ er ſolte ſich wieder zu ihnen gen Wittenberg bege- ben. Ob nun auch brieffe von Hertzog Moritzen ſeyn dabey geweſen/ kan ich nicht wiſſen; aber/ wie geſagt/ da er ſeiner gethanen zu ſage nach alle abrede wegen der ſchule zu Jena jetzund ſolt vollenden und unterſchreiben/ wird er bald um- gewandt/ und zeucht in einem ſtutz unverſehens von Weymar nach Wittenberg/ ungngeſehen ſeiner vorigen zugeſchriebenen und mit hand an- gelobten zuſage.
Als eꝛ nun dieſe reiſe von Weymar duꝛch Halle nahm/ beleitetē ihn die kirchendiener daſelbſt uñ D. Chilian Goldſtein (dann er war wieder von Braunſchweig zu Halle in ſein amt getreten) als ihren lieben Hn. Præceptorn fuͤrs Steinthor auff die Wittenbergiſche ſtraffe/ in demſelben gange erzehlete ihnen Philippus, wie ſein ge- muͤth und vorhaben waͤre/ wiederum zu Wittenberg eine Academiam zu erfinden; Et jam quoque tem pus adeſſe, quo & ipſe libe- rè ſententiã ſuam poſſet dicere, quod vivo Lu- thero nunquã ſibi facere licuiſſet. Hierauf ant- wortete alsbald D. Chilian Goldſtein: Ey Do- mine Præceptor, ſiquid habuiſſes à Lutheri do- ctrina diverſum, debuiſſes illud adhuc ipſo vi- [Spaltenumbruch]
vo proferre. Nunc ſiquid diverſum ab ipſo do- cueris, ex perieris ſanè multos, qui tibi contra- dicent. Auff ſolche deß D. Chilian reden entfaͤr- bete ſich Philippus ploͤtzlich unterm angeſicht/ wendete ſich von ihm und redete kein wort wei- ter mit ihm.
Da er nun auf dißmahlgen Wittenberg kam/ und ſich D. Georg Major (wie zuvor gemeldet) zum Hertzog Auguſto gen Merſeburg begeben hatte/ veꝛhielt ſich Heꝛtzog Moritz aufs alleꝛgnaͤ- digſt gegen die gelehrten zu Wittenberg/ beyde mit anbietung der gnaden/ darzu auch ſtattli- chen gaben und geſchencken; dann er dem D. Po- merano und Philippo alßbald einem jeden eine pumpmuͤtzen (wie mans in Sachſen nennet) voller thaler verehrete/ und alle gnade daneben anſagē ließ/ dadurch bekam er bald einē groſſen zufall und gunſt bey allen gelehrten zu Wittenb. dann ſie vergaſſen bald hierdurch ihres alten ge- fangenen Herrns gaͤntzlich. Dañ da D. Pomer einsmals im beſchluß deß gemeinen gebets auff der cantzel auch fuͤr die weltl. Obrigkeit hieß be- tē/ vermahnete er die zuhoͤrer/ daß ſie auch fuͤr ih- ren gnaͤdigſten Herrn den Churf. mit fleiß beten ſolten; doch meine ich (ſagte er) nicht den alten Churf. Hertzog Joh. Friederichen/ ſondern den jetzigen unſern gnaͤdigſten Herꝛn/ Hertzog Mori- tzen/ der iſt ein rechtſchaffener/ guͤtiger und mil- der Fuͤrſt/ und hat neulich dem Hn. Philippo und mir einem jeden eine pumpmuͤtzen voller thaler ſchencken laſſen; auch war unter den Wit- tenbergiſ. gelehrten keiner/ der den alten gefan- genen Churf. in ſeinem betruͤbnis und elende mit einiger troſtſchrifft oder briefflein erſuchet/ ohne allein der from̃e D. Hieronymus Schurff/ ein fuͤrtrefflicher Juriſt/ den viel leute noch fuͤr einen halben Paͤbſtler hielten/ die andern ge- lehrten unterlieſſens alleſampt.
Da nun der Churfuͤrſt und Landgraf Philipp vom Kaͤyſ. Carolo auß dem Land gen Augſpurg gefuͤhret wurden/ bemuͤhete ſich gleichwol der Kaͤyſ. zum fleiſſigſten/ wie die ſtreitige religions- ſachē duꝛch ein fuͤgliches guͤtliches mittel moͤch- tē biß zu eroͤrterung eines Chriſtl. Concilii, bey- gelegt werden/ dann er der jenigenicht ſeyn wol- te/ der mit gewalt und ſchwerdt die religion ge- daͤchte zu unter drucken oder zu tilgen/ wie die Paͤbſtiſ. doch gern geſehen haͤtten und fuͤr und fuͤr bey ihm anhielten (dann ſo offt er die Paͤb- ſtiſche mit guͤtl. beſcheid von ihrem blutdurſti- gen eylen auffhielte/ klagte der verſtorbene Car- dinal von Meintz uͤbern Kaͤyſer/ ſagende: Er zeigte ihm jetzund abermal eine welſche feygen.
Weil nun/ wie gemeldet/ der Kaͤyſ. den ſtreit der religion gerne durch ein guͤtliches und fuͤg- liches mittel haͤtte hingeleget/ befahl er ſeinē fuͤr- nehmſten und gelehrteſten Raͤthen eine formu- lam zu ſtellen/ welche beyde den Paͤbſtiſ. und den Lutheriſ. in glaubens-ſachen anzunehmen waͤre/ biß auf em kuͤnfftiges Concilium. Dieſe formu- lam ſtellete/ beneben etlichen Paͤbſtiſ. gelehrten Theologen M. Joh. Agricola (der ſich fuͤr etli- chen jahren auß Wittenberg zum Churf. von Brandenb. gen Berlin begebē hatte) und ward das buch genant das INTERIM, und von dem Kaͤyſer allen verſam̃leten Reichsſtaͤnden pro- poniret und anzunehmen befohlen; weil aber laut der Goͤttl. ſchrifft nim̃ermehr einig mittel biß an den juͤngſten tag ſeyn kan/ Chriſtum und Belial miteinander zu vereinigen/ ſondern daß ſich wol der teuffel in einen engel deß lichts ver-
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Th. IV. Sect. II. Num I. Von handlung/ ſo in Sachſen der Relig. halben
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dañ nur beym Hn Philippo, der bat ſchrifftlich
bey dem Biſchoff von Arras fuͤr ſeine freunde/
die Profeſſores zu Wittenberg/ damit ſie bey
ihren guͤtern moͤchten bleiben; dazu entſchuldi-
get er ſie alleſamt/ daß ſie nie mahls einigen rath
oder anleitung zum kriege gethan haͤtten; deß-
gleichen that auch Michael Meienburg bey
dem Herrn Obernberger mit allem fleiß.
Dieſer deß Hn. Philippi vorbitte gegen den
Biſchoff von Arras genoſſen die Wittenberger
Profeſſores alleſamt. So hatte auch neben die-
ſen allen D. Georg Major gute kundſchafft bey
Hertzog Moritzens hoffraͤthen/ an welche er
ſchrieb/ uñ ihme und den ſeinen um ein ſicher ge-
leit bat. Solches ward ihm alsbald unter Her-
tzogs Auguſti (der noch Coadjutor zu Mersbuꝛg
war) ſubſcription und inſigel zugeſchickt/ neben
einer andern miſſive/ darinnen er zum Hertzog
Auguſto fuͤr einen Hofprediger erfordert ward.
Ehe nun Hertzog Friederich noch mit ſam̃t dem
erhaſchten Landgrafen von Halle auß dem lande
gefuͤhret ward/ trachtete er nichts deſto weniger
in ſeiner gefaͤngnis dahin/ wie noch in dem uͤbri-
gen theil ſeines Fuͤrſtenthums/ welches der
Kaͤyſ. ſeinen ſoͤhnen auß gnaden gelaſſen hatte/
wiederum eine hohe ſchule und ſtudia pietatis
moͤchten inſtauriret werdē; befahl derwegen ſei-
nen aͤlteſten beyden ſoͤhnen/ daß ſie fuͤr allen din-
gen den Hn. Philippum zu ſich braͤchten uñ un-
terhieltē; ſolches lieſſē ſie zwar alsbald mit hoͤch-
ſtem fleiß beydes durch muͤndl. und ſchrifftliche
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und am gelegenſten die ſtadt Jena zu ſolcher ho-
hen ſchule angeſehen. Philippus ließ ihm dieſe
angetragene condition und vocation wol ge-
fallen/ und ſchriebe ſolches gedachten beyden
bruͤdern/ deß Churf. ſoͤhnen/ zu/ zog auch in dem
namen gen Weymar/ ſich dieſes vorſchlages der
inſtauration der hohen ſchule zu Jena endlichen
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in beſter handlung iſt/ und man die abrede jetzt
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Arras hatte verbeten/ die halten bey ihm an/ er
ſolte ſich wieder zu ihnen gen Wittenberg bege-
ben. Ob nun auch brieffe von Hertzog Moritzen
ſeyn dabey geweſen/ kan ich nicht wiſſen; aber/
wie geſagt/ da er ſeiner gethanen zu ſage nach alle
abrede wegen der ſchule zu Jena jetzund ſolt
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gewandt/ und zeucht in einem ſtutz unverſehens
von Weymar nach Wittenberg/ ungngeſehen
ſeiner vorigen zugeſchriebenen und mit hand an-
gelobten zuſage.
Als eꝛ nun dieſe reiſe von Weymar duꝛch Halle
nahm/ beleitetē ihn die kirchendiener daſelbſt uñ
D. Chilian Goldſtein (dann er war wieder von
Braunſchweig zu Halle in ſein amt getreten) als
ihren lieben Hn. Præceptorn fuͤrs Steinthor
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Et jam quoque tem pus adeſſe, quo & ipſe libe-
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mine Præceptor, ſiquid habuiſſes à Lutheri do-
ctrina diverſum, debuiſſes illud adhuc ipſo vi-
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cueris, ex perieris ſanè multos, qui tibi contra-
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bete ſich Philippus ploͤtzlich unterm angeſicht/
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Da er nun auf dißmahlgen Wittenberg kam/
und ſich D. Georg Major (wie zuvor gemeldet)
zum Hertzog Auguſto gen Merſeburg begeben
hatte/ veꝛhielt ſich Heꝛtzog Moritz aufs alleꝛgnaͤ-
digſt gegen die gelehrten zu Wittenberg/ beyde
mit anbietung der gnaden/ darzu auch ſtattli-
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merano und Philippo alßbald einem jeden eine
pumpmuͤtzen (wie mans in Sachſen nennet)
voller thaler verehrete/ und alle gnade daneben
anſagē ließ/ dadurch bekam er bald einē groſſen
zufall und gunſt bey allen gelehrten zu Wittenb.
dann ſie vergaſſen bald hierdurch ihres alten ge-
fangenen Herrns gaͤntzlich. Dañ da D. Pomer
einsmals im beſchluß deß gemeinen gebets auff
der cantzel auch fuͤr die weltl. Obrigkeit hieß be-
tē/ vermahnete er die zuhoͤrer/ daß ſie auch fuͤr ih-
ren gnaͤdigſten Herrn den Churf. mit fleiß beten
ſolten; doch meine ich (ſagte er) nicht den alten
Churf. Hertzog Joh. Friederichen/ ſondern den
jetzigen unſern gnaͤdigſten Herꝛn/ Hertzog Mori-
tzen/ der iſt ein rechtſchaffener/ guͤtiger und mil-
der Fuͤrſt/ und hat neulich dem Hn. Philippo
und mir einem jeden eine pumpmuͤtzen voller
thaler ſchencken laſſen; auch war unter den Wit-
tenbergiſ. gelehrten keiner/ der den alten gefan-
genen Churf. in ſeinem betruͤbnis und elende
mit einiger troſtſchrifft oder briefflein erſuchet/
ohne allein der from̃e D. Hieronymus Schurff/
ein fuͤrtrefflicher Juriſt/ den viel leute noch fuͤr
einen halben Paͤbſtler hielten/ die andern ge-
lehrten unterlieſſens alleſampt.
Da nun der Churfuͤrſt und Landgraf Philipp
vom Kaͤyſ. Carolo auß dem Land gen Augſpurg
gefuͤhret wurden/ bemuͤhete ſich gleichwol der
Kaͤyſ. zum fleiſſigſten/ wie die ſtreitige religions-
ſachē duꝛch ein fuͤgliches guͤtliches mittel moͤch-
tē biß zu eroͤrterung eines Chriſtl. Concilii, bey-
gelegt werden/ dann er der jenigenicht ſeyn wol-
te/ der mit gewalt und ſchwerdt die religion ge-
daͤchte zu unter drucken oder zu tilgen/ wie die
Paͤbſtiſ. doch gern geſehen haͤtten und fuͤr und
fuͤr bey ihm anhielten (dann ſo offt er die Paͤb-
ſtiſche mit guͤtl. beſcheid von ihrem blutdurſti-
gen eylen auffhielte/ klagte der verſtorbene Car-
dinal von Meintz uͤbern Kaͤyſer/ ſagende: Er
zeigte ihm jetzund abermal eine welſche feygen.
Weil nun/ wie gemeldet/ der Kaͤyſ. den ſtreit
der religion gerne durch ein guͤtliches und fuͤg-
liches mittel haͤtte hingeleget/ befahl er ſeinē fuͤr-
nehmſten und gelehrteſten Raͤthen eine formu-
lam zu ſtellen/ welche beyde den Paͤbſtiſ. und den
Lutheriſ. in glaubens-ſachen anzunehmen waͤre/
biß auf em kuͤnfftiges Concilium. Dieſe formu-
lam ſtellete/ beneben etlichen Paͤbſtiſ. gelehrten
Theologen M. Joh. Agricola (der ſich fuͤr etli-
chen jahren auß Wittenberg zum Churf. von
Brandenb. gen Berlin begebē hatte) und ward
das buch genant das INTERIM, und von dem
Kaͤyſer allen verſam̃leten Reichsſtaͤnden pro-
poniret und anzunehmen befohlen; weil aber
laut der Goͤttl. ſchrifft nim̃ermehr einig mittel
biß an den juͤngſten tag ſeyn kan/ Chriſtum und
Belial miteinander zu vereinigen/ ſondern daß
ſich wol der teuffel in einen engel deß lichts ver-
ſtellen
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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/388>, abgerufen am 22.12.2024.
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