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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. I. Von händeln/ so in Sachsen der Religion halben
[Spaltenumbruch] viel desto mehr/ wie sie mit einander den krieg
wider die Religions-verwandten so viel desto
ehe befördern und ins werck setzen möchten;
und damit solches ja viel mehr ansehen und ge-
walt durchs gantze Römische Reich haben
möchte/ reisete Hertzog Heinrich von Braun-
schweig wegen der Päbstischen Potentaten in
Hispanien zu Käyser Carolo, und brachte viel
vermeinte edict und befehl aus/ wider die Re-
ligions-verwandten/ damit der Krieg um so
viel desto kräfftiger möchte ins werck gesetzt
werden; denn der Käyser Carolus dazumahl in
der traurigkeit nicht so hefftig zum kriege eile-
te/ als wohl die Päbstischen gerne gesehen hät-
ten/ und darauf drungen. Daher H. Heinrich
von Braunschweig selbst etliche mahl gesagt
hat/ man müste mit des K. Caroli namen als
mit einem todten falcken beitzen. Da nun der-
halben H. Heinrich von Braunschweig mit
allen diesen krieges-rath-schlägen und bluthän-
deln/ mit etlich wenig pferden heimlich durchs
land zu Hessen reitet/ wird ihme seiner diener
einer/ der diese bluthändel allesamt bey sich in
der satteltaschen geführet/ ergriffen und gefangen/
und werden also alle krieges-händel der Päp-
stischen offenbar/ darnach hieraus so viel streit-
schrifften H. Heinrich von Braunschweig
wider den Churfürsten von Sachsen und Land-
grafen in Hessen in öffentlichem druck ausgien-
gen; so begab sichs auch/ daß fast um dieselbe
zeit sich ein jämmerlicher mordbrand hin und
wieder erhub/ darinnen viel städte und flecken
der Religions-verwandten jämmerlich verder-
bet wurden/ und ward solcher mordbrand von
vielen leuten H. Heinrichen von Braunschweig
öffentlich schuld gegeben Ob wohl aus die-
sem allem zu spüren/ daß bey den Päbstischen
wegen des Evangelii gar kein friede zu hoffen/
bemühete sich doch gleichwohl K. Carl. daß in
dieser zwiespaltigen sachen der Religion ein
Christlich Colloquium möchte gehalten werde/
ehe man zum schwerdt grieffe/ damit der längst
angestellte krieg und feldzug wider die Reli-
gions-verwandten abermayls biß auf andere
gelegenheit protrahiret ward.

Nun war um dieselbe zeit Herr Moritz von
Sachsen erst neulich nach absterben seines Her-
ren vettern/ H. Heinrichs zu Sachsen/ abermals
durch hülffe und beystand des Churfürsten
Herrn Friederichen in sein alt ererbtes land ein-
gesetzt/ da noch/ wie zuvor gemeldet/ die gantze
land- und Ritterschafft dem Päbstlichen theil
anhing/ und den Evangelischen feind war/ und
Herrn Georgens verlassene Räthe waren auch
noch alle verhanden/ die sich sämtlich bey ihrem
neuen angehenden Herrn wol wusten einzulei-
ben/ und konten wegen der Religion ihren
heimlichen grollen wider den Churfürsten ad
tempus
noch fein redlich bergen. So war die-
ser junge auffblühende Herr/ H. Moritz/ bey
seinem vettern dem Churfürsten auffs herrlichste
unterhalten und erzogen/ kam nun jetzo in eine
volle landschafft und treflichen anererbten
schatz/ und ging nun auff seinem eigenen zaun
ohn alle hinderniß und einrede etc.

Jn diesem jungen freudigen Fürsten erregten
die Meißner gar bald einen wider willen wider
seinen vettern/ den Churfürsten/ welcher doch ihn
und seinen vater beym land hatte helffen schützen/
[Spaltenumbruch] einsetzen und erhalten/ und ihn dazu in seiner
jugend herrlich und stattlich erzogen/ also daß
er/ Hertzog Moritz/ der vorigen empfangenen
treu und wohlthat allersamt vergaß/ und einen
krieg wider seinen vettern den Churfürsten für
der stadt Wurtzen eilends anfing/ welcher noch
heutiges tages der fladen-krieg/ weil er auff
Ostern geschahe/ genennet wird/ und obwol
durch GOttes gewalt dieser elende lermen
bald gestillet und die Fürsten versöhnet worden/
also daß H. Friederich anders nichts wuste/ als
er hätte nunmehr den treuesten und liebsten vet-
tern zum nachbar/ so bliebe doch für und für ein
verborgener haß und groll in Hertzog Moritzens
hertzen stecken/ welchen er auff eine gute zeit mei-
sterlich verbergen konte/ und durch seine Meiß-
nische Räthe immerdar heimlich/ als ein glim-
mender zunder/ angezündet und auffgeblasen
ward. Von dieser undanckbaren vergessen-
heit wollen die Meißner jetzt gar nichts mehr
wissen/ und geben für/ Hertzog Moritz habe etli-
cher massen dieses unversehenen fladen-kriegs
gute ursach gehabt; und gleich wol/ wo man eine
gründliche beständige ursache dieses krieges be-
gehrt zu wissen/ können sie gar nichts erhebli-
ches in der wahrheit aufbringen/ welches sie doch
ohne zweiffel ihrer angebornen hoffärtigen und
prächtigen ruhmräthigkeit/ art und natur nach
keines wegs würden unterlassen/ mit höchstem
schein aufzublasen oder aufzumutzen/ wo sie was
beständiges oder gründliches wüsten darzu-
thun.

Bald um dieselbe zeit thät man einen zug wi-
der den Türcken in Hungarn vor Ofen und
Pest; allhie hätte sichs von rechts wegen gebüh-
ret/ daß man den Churfürsten zu Sachsen
Hertzog Friederichen als einen Ertz-marschalck
des Reichs zum Feldherrn gemacht hätte/
aber es practicirte es Cardinal Albrecht von
Meintz dahin/ daß an statt des Churfursten zu
Sachsen sein vetter Marggraff Joachim von
Brandenburg zum Feldherrn erwehlet ward;
in solchen feldzug begab sich auch Hertzog
Moritz in eigner person/ und hielt sich fürwahr
im streit gar männlich und kühnlich; aber
Marggraff Joachim zog wieder ungeschafft
von Pest und Ofen ab/ und sturben zum theil
viel knechte/ und wurden derselben viel von den
Hungern selbst geplündert und erschlagen/ und
ward dazumal einem Hungarischen Herrn/ Pri-
mi Petri
genant/ schuld gegeben/ er hätte sich
in diesem kriege gantz verdächtig gehalten; deß-
wegen er auch vom Ferdinando eine zeitlang
zur Neustadt gefangen gehalten ward. Als nun
Hertzog Moritz wegen seiner freudig keit in die-
sem feldzuge ihme einen guten namen und gunst
gemacht hatte/ ward anno 1544. ein
Reichs-tag zu Speyer angesetzt/ den Käyser
Carl nach dem erlittenen schaden von Algorei
selbst besuchte; Auff diesem Reichs-tag/ weil der
Käyser nunmehr wieder in Teutschland war/
hielten die geistlichen und weltlichen Potenta-
t
en gar emßig und hefftig an/ damit der längst
solicitirte krieg könte einmal zu wercke gerichtet
werden; weil aber auch Hertzog Frieder ich von
Sachsen und Landgraff Philipp von Hessen
in eigener person den Reichs-tag zu Speyer be-
suchten/ wurden diese krieges-practicken und
bluthändel in solcher geheim getrieben/ daß sie
der Churfürst keines weges mercken konte; denn

der

Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ ſo in Sachſen der Religion halben
[Spaltenumbruch] viel deſto mehr/ wie ſie mit einander den krieg
wider die Religions-verwandten ſo viel deſto
ehe befoͤrdern und ins werck ſetzen moͤchten;
und damit ſolches ja viel mehr anſehen und ge-
walt durchs gantze Roͤmiſche Reich haben
moͤchte/ reiſete Hertzog Heinrich von Braun-
ſchweig wegen der Paͤbſtiſchen Potentaten in
Hiſpanien zu Kaͤyſer Carolo, und brachte viel
vermeinte edict und befehl aus/ wider die Re-
ligions-verwandten/ damit der Krieg um ſo
viel deſto kraͤfftiger moͤchte ins werck geſetzt
werden; denn der Kaͤyſer Carolus dazumahl in
der traurigkeit nicht ſo hefftig zum kriege eile-
te/ als wohl die Paͤbſtiſchen gerne geſehen haͤt-
ten/ und darauf drungen. Daher H. Heinrich
von Braunſchweig ſelbſt etliche mahl geſagt
hat/ man muͤſte mit des K. Caroli namen als
mit einem todten falcken beitzen. Da nun der-
halben H. Heinrich von Braunſchweig mit
allen dieſen krieges-rath-ſchlaͤgen und bluthaͤn-
deln/ mit etlich wenig pferden heimlich durchs
land zu Heſſen reitet/ wird ihme ſeiner diener
einer/ der dieſe bluthaͤndel alleſamt bey ſich in
der ſatteltaſchen gefuͤhret/ ergriffen uñ gefangen/
und werden alſo alle krieges-haͤndel der Paͤp-
ſtiſchen offenbar/ darnach hieraus ſo viel ſtreit-
ſchrifften H. Heinrich von Braunſchweig
wider den Churfuͤrſten von Sachſen und Land-
grafen in Heſſen in oͤffentlichem druck ausgien-
gen; ſo begab ſichs auch/ daß faſt um dieſelbe
zeit ſich ein jaͤmmerlicher mordbrand hin und
wieder erhub/ darinnen viel ſtaͤdte und flecken
der Religions-verwandten jaͤmmerlich verder-
bet wurden/ und ward ſolcher mordbrand von
vielen leuten H. Heinrichen von Braunſchweig
oͤffentlich ſchuld gegeben Ob wohl aus die-
ſem allem zu ſpuͤren/ daß bey den Paͤbſtiſchen
wegen des Evangelii gar kein friede zu hoffen/
bemuͤhete ſich doch gleichwohl K. Carl. daß in
dieſer zwieſpaltigen ſachen der Religion ein
Chriſtlich Colloquium moͤchte gehalten werdē/
ehe man zum ſchwerdt grieffe/ damit der laͤngſt
angeſtellte krieg und feldzug wider die Reli-
gions-verwandten abermayls biß auf andere
gelegenheit protrahiret ward.

Nun war um dieſelbe zeit Herꝛ Moritz von
Sachſen erſt neulich nach abſterben ſeines Her-
ren vettern/ H. Heinrichs zu Sachſen/ abermals
durch huͤlffe und beyſtand des Churfuͤrſten
Herꝛn Friederichen in ſein alt ererbtes land ein-
geſetzt/ da noch/ wie zuvor gemeldet/ die gantze
land- und Ritterſchafft dem Paͤbſtlichen theil
anhing/ und den Evangeliſchen feind war/ und
Herꝛn Georgens verlaſſene Raͤthe waren auch
noch alle verhanden/ die ſich ſaͤmtlich bey ihrem
neuen angehenden Herꝛn wol wuſten einzulei-
ben/ und konten wegen der Religion ihren
heimlichen grollen wider den Churfuͤrſten ad
tempus
noch fein redlich bergen. So war die-
ſer junge auffbluͤhende Herꝛ/ H. Moritz/ bey
ſeinem vettern dem Churfuͤrſten auffs herꝛlichſte
unterhalten und erzogen/ kam nun jetzo in eine
volle landſchafft und treflichen anererbten
ſchatz/ und ging nun auff ſeinem eigenen zaun
ohn alle hinderniß und einrede ꝛc.

Jn dieſem jungen freudigen Fuͤrſten erregten
die Meißner gar bald einen wider willen wider
ſeinen vettern/ den Chuꝛfuͤrſten/ welcher doch ihn
uñ ſeinen vater beym land hatte helffen ſchuͤtzen/
[Spaltenumbruch] einſetzen und erhalten/ und ihn dazu in ſeiner
jugend herꝛlich und ſtattlich erzogen/ alſo daß
er/ Hertzog Moritz/ der vorigen empfangenen
treu und wohlthat allerſamt vergaß/ und einen
krieg wider ſeinen vettern den Churfuͤrſten fuͤr
der ſtadt Wurtzen eilends anfing/ welcher noch
heutiges tages der fladen-krieg/ weil er auff
Oſtern geſchahe/ genennet wird/ und obwol
durch GOttes gewalt dieſer elende lermen
bald geſtillet und die Fuͤrſten verſoͤhnet worden/
alſo daß H. Friederich anders nichts wuſte/ als
er haͤtte nunmehr den treueſten und liebſten vet-
tern zum nachbar/ ſo bliebe doch fuͤr und fuͤr ein
verborgener haß und groll in Hertzog Moritzens
hertzen ſtecken/ welchen er auff eine gute zeit mei-
ſterlich verbergen konte/ und durch ſeine Meiß-
niſche Raͤthe immerdar heimlich/ als ein glim-
mender zunder/ angezuͤndet und auffgeblaſen
ward. Von dieſer undanckbaren vergeſſen-
heit wollen die Meißner jetzt gar nichts mehr
wiſſen/ und geben fuͤr/ Hertzog Moritz habe etli-
cher maſſen dieſes unverſehenen fladen-kriegs
gute urſach gehabt; und gleich wol/ wo man eine
gruͤndliche beſtaͤndige urſache dieſes krieges be-
gehrt zu wiſſen/ koͤnnen ſie gar nichts erhebli-
ches in der wahrheit aufbringen/ welches ſie doch
ohne zweiffel ihrer angebornen hoffaͤrtigen und
praͤchtigen ruhmraͤthigkeit/ art und natur nach
keines wegs wuͤrden unterlaſſen/ mit hoͤchſtem
ſchein aufzublaſen oder aufzumutzen/ wo ſie was
beſtaͤndiges oder gruͤndliches wuͤſten darzu-
thun.

Bald um dieſelbe zeit thaͤt man einen zug wi-
der den Tuͤrcken in Hungarn vor Ofen und
Peſt; allhie haͤtte ſichs von rechts wegen gebuͤh-
ret/ daß man den Churfuͤrſten zu Sachſen
Hertzog Friederichen als einen Ertz-marſchalck
des Reichs zum Feldherrn gemacht haͤtte/
aber es practicirte es Cardinal Albrecht von
Meintz dahin/ daß an ſtatt des Churfurſten zu
Sachſen ſein vetter Marggraff Joachim von
Brandenburg zum Feldherrn erwehlet ward;
in ſolchen feldzug begab ſich auch Hertzog
Moritz in eigner perſon/ und hielt ſich fuͤrwahr
im ſtreit gar maͤnnlich und kuͤhnlich; aber
Marggraff Joachim zog wieder ungeſchafft
von Peſt und Ofen ab/ und ſturben zum theil
viel knechte/ und wurden derſelben viel von den
Hungern ſelbſt gepluͤndert und erſchlagen/ und
ward dazumal einem Hungariſchen Herꝛn/ Pri-
mi Petri
genant/ ſchuld gegeben/ er haͤtte ſich
in dieſem kriege gantz verdaͤchtig gehalten; deß-
wegen er auch vom Ferdinando eine zeitlang
zur Neuſtadt gefangen gehalten ward. Als nun
Hertzog Moritz wegen ſeiner freudig keit in die-
ſem feldzuge ihme einen guten namen und gunſt
gemacht hatte/ ward anno 1544. ein
Reichs-tag zu Speyer angeſetzt/ den Kaͤyſer
Carl nach dem erlittenen ſchaden von Algorei
ſelbſt beſuchte; Auff dieſem Reichs-tag/ weil der
Kaͤyſer nunmehr wieder in Teutſchland war/
hielten die geiſtlichen und weltlichen Potenta-
t
en gar emßig und hefftig an/ damit der laͤngſt
ſolicitirte krieg koͤnte einmal zu wercke gerichtet
werden; weil aber auch Hertzog Frieder ich von
Sachſen und Landgraff Philipp von Heſſen
in eigener perſon den Reichs-tag zu Speyer be-
ſuchten/ wurden dieſe krieges-practicken und
bluthaͤndel in ſolcher geheim getrieben/ daß ſie
der Churfuͤrſt keines weges mercken konte; denn

der
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[86/0382] Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ ſo in Sachſen der Religion halben viel deſto mehr/ wie ſie mit einander den krieg wider die Religions-verwandten ſo viel deſto ehe befoͤrdern und ins werck ſetzen moͤchten; und damit ſolches ja viel mehr anſehen und ge- walt durchs gantze Roͤmiſche Reich haben moͤchte/ reiſete Hertzog Heinrich von Braun- ſchweig wegen der Paͤbſtiſchen Potentaten in Hiſpanien zu Kaͤyſer Carolo, und brachte viel vermeinte edict und befehl aus/ wider die Re- ligions-verwandten/ damit der Krieg um ſo viel deſto kraͤfftiger moͤchte ins werck geſetzt werden; denn der Kaͤyſer Carolus dazumahl in der traurigkeit nicht ſo hefftig zum kriege eile- te/ als wohl die Paͤbſtiſchen gerne geſehen haͤt- ten/ und darauf drungen. Daher H. Heinrich von Braunſchweig ſelbſt etliche mahl geſagt hat/ man muͤſte mit des K. Caroli namen als mit einem todten falcken beitzen. Da nun der- halben H. Heinrich von Braunſchweig mit allen dieſen krieges-rath-ſchlaͤgen und bluthaͤn- deln/ mit etlich wenig pferden heimlich durchs land zu Heſſen reitet/ wird ihme ſeiner diener einer/ der dieſe bluthaͤndel alleſamt bey ſich in der ſatteltaſchen gefuͤhret/ ergriffen uñ gefangen/ und werden alſo alle krieges-haͤndel der Paͤp- ſtiſchen offenbar/ darnach hieraus ſo viel ſtreit- ſchrifften H. Heinrich von Braunſchweig wider den Churfuͤrſten von Sachſen und Land- grafen in Heſſen in oͤffentlichem druck ausgien- gen; ſo begab ſichs auch/ daß faſt um dieſelbe zeit ſich ein jaͤmmerlicher mordbrand hin und wieder erhub/ darinnen viel ſtaͤdte und flecken der Religions-verwandten jaͤmmerlich verder- bet wurden/ und ward ſolcher mordbrand von vielen leuten H. Heinrichen von Braunſchweig oͤffentlich ſchuld gegeben Ob wohl aus die- ſem allem zu ſpuͤren/ daß bey den Paͤbſtiſchen wegen des Evangelii gar kein friede zu hoffen/ bemuͤhete ſich doch gleichwohl K. Carl. daß in dieſer zwieſpaltigen ſachen der Religion ein Chriſtlich Colloquium moͤchte gehalten werdē/ ehe man zum ſchwerdt grieffe/ damit der laͤngſt angeſtellte krieg und feldzug wider die Reli- gions-verwandten abermayls biß auf andere gelegenheit protrahiret ward. Nun war um dieſelbe zeit Herꝛ Moritz von Sachſen erſt neulich nach abſterben ſeines Her- ren vettern/ H. Heinrichs zu Sachſen/ abermals durch huͤlffe und beyſtand des Churfuͤrſten Herꝛn Friederichen in ſein alt ererbtes land ein- geſetzt/ da noch/ wie zuvor gemeldet/ die gantze land- und Ritterſchafft dem Paͤbſtlichen theil anhing/ und den Evangeliſchen feind war/ und Herꝛn Georgens verlaſſene Raͤthe waren auch noch alle verhanden/ die ſich ſaͤmtlich bey ihrem neuen angehenden Herꝛn wol wuſten einzulei- ben/ und konten wegen der Religion ihren heimlichen grollen wider den Churfuͤrſten ad tempus noch fein redlich bergen. So war die- ſer junge auffbluͤhende Herꝛ/ H. Moritz/ bey ſeinem vettern dem Churfuͤrſten auffs herꝛlichſte unterhalten und erzogen/ kam nun jetzo in eine volle landſchafft und treflichen anererbten ſchatz/ und ging nun auff ſeinem eigenen zaun ohn alle hinderniß und einrede ꝛc. Jn dieſem jungen freudigen Fuͤrſten erregten die Meißner gar bald einen wider willen wider ſeinen vettern/ den Chuꝛfuͤrſten/ welcher doch ihn uñ ſeinen vater beym land hatte helffen ſchuͤtzen/ einſetzen und erhalten/ und ihn dazu in ſeiner jugend herꝛlich und ſtattlich erzogen/ alſo daß er/ Hertzog Moritz/ der vorigen empfangenen treu und wohlthat allerſamt vergaß/ und einen krieg wider ſeinen vettern den Churfuͤrſten fuͤr der ſtadt Wurtzen eilends anfing/ welcher noch heutiges tages der fladen-krieg/ weil er auff Oſtern geſchahe/ genennet wird/ und obwol durch GOttes gewalt dieſer elende lermen bald geſtillet und die Fuͤrſten verſoͤhnet worden/ alſo daß H. Friederich anders nichts wuſte/ als er haͤtte nunmehr den treueſten und liebſten vet- tern zum nachbar/ ſo bliebe doch fuͤr und fuͤr ein verborgener haß und groll in Hertzog Moritzens hertzen ſtecken/ welchen er auff eine gute zeit mei- ſterlich verbergen konte/ und durch ſeine Meiß- niſche Raͤthe immerdar heimlich/ als ein glim- mender zunder/ angezuͤndet und auffgeblaſen ward. Von dieſer undanckbaren vergeſſen- heit wollen die Meißner jetzt gar nichts mehr wiſſen/ und geben fuͤr/ Hertzog Moritz habe etli- cher maſſen dieſes unverſehenen fladen-kriegs gute urſach gehabt; und gleich wol/ wo man eine gruͤndliche beſtaͤndige urſache dieſes krieges be- gehrt zu wiſſen/ koͤnnen ſie gar nichts erhebli- ches in der wahrheit aufbringen/ welches ſie doch ohne zweiffel ihrer angebornen hoffaͤrtigen und praͤchtigen ruhmraͤthigkeit/ art und natur nach keines wegs wuͤrden unterlaſſen/ mit hoͤchſtem ſchein aufzublaſen oder aufzumutzen/ wo ſie was beſtaͤndiges oder gruͤndliches wuͤſten darzu- thun. Bald um dieſelbe zeit thaͤt man einen zug wi- der den Tuͤrcken in Hungarn vor Ofen und Peſt; allhie haͤtte ſichs von rechts wegen gebuͤh- ret/ daß man den Churfuͤrſten zu Sachſen Hertzog Friederichen als einen Ertz-marſchalck des Reichs zum Feldherrn gemacht haͤtte/ aber es practicirte es Cardinal Albrecht von Meintz dahin/ daß an ſtatt des Churfurſten zu Sachſen ſein vetter Marggraff Joachim von Brandenburg zum Feldherrn erwehlet ward; in ſolchen feldzug begab ſich auch Hertzog Moritz in eigner perſon/ und hielt ſich fuͤrwahr im ſtreit gar maͤnnlich und kuͤhnlich; aber Marggraff Joachim zog wieder ungeſchafft von Peſt und Ofen ab/ und ſturben zum theil viel knechte/ und wurden derſelben viel von den Hungern ſelbſt gepluͤndert und erſchlagen/ und ward dazumal einem Hungariſchen Herꝛn/ Pri- mi Petri genant/ ſchuld gegeben/ er haͤtte ſich in dieſem kriege gantz verdaͤchtig gehalten; deß- wegen er auch vom Ferdinando eine zeitlang zur Neuſtadt gefangen gehalten ward. Als nun Hertzog Moritz wegen ſeiner freudig keit in die- ſem feldzuge ihme einen guten namen und gunſt gemacht hatte/ ward anno 1544. ein Reichs-tag zu Speyer angeſetzt/ den Kaͤyſer Carl nach dem erlittenen ſchaden von Algorei ſelbſt beſuchte; Auff dieſem Reichs-tag/ weil der Kaͤyſer nunmehr wieder in Teutſchland war/ hielten die geiſtlichen und weltlichen Potenta- ten gar emßig und hefftig an/ damit der laͤngſt ſolicitirte krieg koͤnte einmal zu wercke gerichtet werden; weil aber auch Hertzog Frieder ich von Sachſen und Landgraff Philipp von Heſſen in eigener perſon den Reichs-tag zu Speyer be- ſuchten/ wurden dieſe krieges-practicken und bluthaͤndel in ſolcher geheim getrieben/ daß ſie der Churfuͤrſt keines weges mercken konte; denn der

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/382>, abgerufen am 12.05.2024.