Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. I. Von händeln/ so in Sachsen der Religion halben
[Spaltenumbruch] viel desto mehr/ wie sie mit einander den krieg
wider die Religions-verwandten so viel desto
ehe befördern und ins werck setzen möchten;
und damit solches ja viel mehr ansehen und ge-
walt durchs gantze Römische Reich haben
möchte/ reisete Hertzog Heinrich von Braun-
schweig wegen der Päbstischen Potentaten in
Hispanien zu Käyser Carolo, und brachte viel
vermeinte edict und befehl aus/ wider die Re-
ligions-verwandten/ damit der Krieg um so
viel desto kräfftiger möchte ins werck gesetzt
werden; denn der Käyser Carolus dazumahl in
der traurigkeit nicht so hefftig zum kriege eile-
te/ als wohl die Päbstischen gerne gesehen hät-
ten/ und darauf drungen. Daher H. Heinrich
von Braunschweig selbst etliche mahl gesagt
hat/ man müste mit des K. Caroli namen als
mit einem todten falcken beitzen. Da nun der-
halben H. Heinrich von Braunschweig mit
allen diesen krieges-rath-schlägen und bluthän-
deln/ mit etlich wenig pferden heimlich durchs
land zu Hessen reitet/ wird ihme seiner diener
einer/ der diese bluthändel allesamt bey sich in
der satteltaschen geführet/ ergriffen und gefangen/
und werden also alle krieges-händel der Päp-
stischen offenbar/ darnach hieraus so viel streit-
schrifften H. Heinrich von Braunschweig
wider den Churfürsten von Sachsen und Land-
grafen in Hessen in öffentlichem druck ausgien-
gen; so begab sichs auch/ daß fast um dieselbe
zeit sich ein jämmerlicher mordbrand hin und
wieder erhub/ darinnen viel städte und flecken
der Religions-verwandten jämmerlich verder-
bet wurden/ und ward solcher mordbrand von
vielen leuten H. Heinrichen von Braunschweig
öffentlich schuld gegeben Ob wohl aus die-
sem allem zu spüren/ daß bey den Päbstischen
wegen des Evangelii gar kein friede zu hoffen/
bemühete sich doch gleichwohl K. Carl. daß in
dieser zwiespaltigen sachen der Religion ein
Christlich Colloquium möchte gehalten werde/
ehe man zum schwerdt grieffe/ damit der längst
angestellte krieg und feldzug wider die Reli-
gions-verwandten abermayls biß auf andere
gelegenheit protrahiret ward.

Nun war um dieselbe zeit Herr Moritz von
Sachsen erst neulich nach absterben seines Her-
ren vettern/ H. Heinrichs zu Sachsen/ abermals
durch hülffe und beystand des Churfürsten
Herrn Friederichen in sein alt ererbtes land ein-
gesetzt/ da noch/ wie zuvor gemeldet/ die gantze
land- und Ritterschafft dem Päbstlichen theil
anhing/ und den Evangelischen feind war/ und
Herrn Georgens verlassene Räthe waren auch
noch alle verhanden/ die sich sämtlich bey ihrem
neuen angehenden Herrn wol wusten einzulei-
ben/ und konten wegen der Religion ihren
heimlichen grollen wider den Churfürsten ad
tempus
noch fein redlich bergen. So war die-
ser junge auffblühende Herr/ H. Moritz/ bey
seinem vettern dem Churfürsten auffs herrlichste
unterhalten und erzogen/ kam nun jetzo in eine
volle landschafft und treflichen anererbten
schatz/ und ging nun auff seinem eigenen zaun
ohn alle hinderniß und einrede etc.

Jn diesem jungen freudigen Fürsten erregten
die Meißner gar bald einen wider willen wider
seinen vettern/ den Churfürsten/ welcher doch ihn
und seinen vater beym land hatte helffen schützen/
[Spaltenumbruch] einsetzen und erhalten/ und ihn dazu in seiner
jugend herrlich und stattlich erzogen/ also daß
er/ Hertzog Moritz/ der vorigen empfangenen
treu und wohlthat allersamt vergaß/ und einen
krieg wider seinen vettern den Churfürsten für
der stadt Wurtzen eilends anfing/ welcher noch
heutiges tages der fladen-krieg/ weil er auff
Ostern geschahe/ genennet wird/ und obwol
durch GOttes gewalt dieser elende lermen
bald gestillet und die Fürsten versöhnet worden/
also daß H. Friederich anders nichts wuste/ als
er hätte nunmehr den treuesten und liebsten vet-
tern zum nachbar/ so bliebe doch für und für ein
verborgener haß und groll in Hertzog Moritzens
hertzen stecken/ welchen er auff eine gute zeit mei-
sterlich verbergen konte/ und durch seine Meiß-
nische Räthe immerdar heimlich/ als ein glim-
mender zunder/ angezündet und auffgeblasen
ward. Von dieser undanckbaren vergessen-
heit wollen die Meißner jetzt gar nichts mehr
wissen/ und geben für/ Hertzog Moritz habe etli-
cher massen dieses unversehenen fladen-kriegs
gute ursach gehabt; und gleich wol/ wo man eine
gründliche beständige ursache dieses krieges be-
gehrt zu wissen/ können sie gar nichts erhebli-
ches in der wahrheit aufbringen/ welches sie doch
ohne zweiffel ihrer angebornen hoffärtigen und
prächtigen ruhmräthigkeit/ art und natur nach
keines wegs würden unterlassen/ mit höchstem
schein aufzublasen oder aufzumutzen/ wo sie was
beständiges oder gründliches wüsten darzu-
thun.

Bald um dieselbe zeit thät man einen zug wi-
der den Türcken in Hungarn vor Ofen und
Pest; allhie hätte sichs von rechts wegen gebüh-
ret/ daß man den Churfürsten zu Sachsen
Hertzog Friederichen als einen Ertz-marschalck
des Reichs zum Feldherrn gemacht hätte/
aber es practicirte es Cardinal Albrecht von
Meintz dahin/ daß an statt des Churfursten zu
Sachsen sein vetter Marggraff Joachim von
Brandenburg zum Feldherrn erwehlet ward;
in solchen feldzug begab sich auch Hertzog
Moritz in eigner person/ und hielt sich fürwahr
im streit gar männlich und kühnlich; aber
Marggraff Joachim zog wieder ungeschafft
von Pest und Ofen ab/ und sturben zum theil
viel knechte/ und wurden derselben viel von den
Hungern selbst geplündert und erschlagen/ und
ward dazumal einem Hungarischen Herrn/ Pri-
mi Petri
genant/ schuld gegeben/ er hätte sich
in diesem kriege gantz verdächtig gehalten; deß-
wegen er auch vom Ferdinando eine zeitlang
zur Neustadt gefangen gehalten ward. Als nun
Hertzog Moritz wegen seiner freudig keit in die-
sem feldzuge ihme einen guten namen und gunst
gemacht hatte/ ward anno 1544. ein
Reichs-tag zu Speyer angesetzt/ den Käyser
Carl nach dem erlittenen schaden von Algorei
selbst besuchte; Auff diesem Reichs-tag/ weil der
Käyser nunmehr wieder in Teutschland war/
hielten die geistlichen und weltlichen Potenta-
t
en gar emßig und hefftig an/ damit der längst
solicitirte krieg könte einmal zu wercke gerichtet
werden; weil aber auch Hertzog Frieder ich von
Sachsen und Landgraff Philipp von Hessen
in eigener person den Reichs-tag zu Speyer be-
suchten/ wurden diese krieges-practicken und
bluthändel in solcher geheim getrieben/ daß sie
der Churfürst keines weges mercken konte; denn

der

Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ ſo in Sachſen der Religion halben
[Spaltenumbruch] viel deſto mehr/ wie ſie mit einander den krieg
wider die Religions-verwandten ſo viel deſto
ehe befoͤrdern und ins werck ſetzen moͤchten;
und damit ſolches ja viel mehr anſehen und ge-
walt durchs gantze Roͤmiſche Reich haben
moͤchte/ reiſete Hertzog Heinrich von Braun-
ſchweig wegen der Paͤbſtiſchen Potentaten in
Hiſpanien zu Kaͤyſer Carolo, und brachte viel
vermeinte edict und befehl aus/ wider die Re-
ligions-verwandten/ damit der Krieg um ſo
viel deſto kraͤfftiger moͤchte ins werck geſetzt
werden; denn der Kaͤyſer Carolus dazumahl in
der traurigkeit nicht ſo hefftig zum kriege eile-
te/ als wohl die Paͤbſtiſchen gerne geſehen haͤt-
ten/ und darauf drungen. Daher H. Heinrich
von Braunſchweig ſelbſt etliche mahl geſagt
hat/ man muͤſte mit des K. Caroli namen als
mit einem todten falcken beitzen. Da nun der-
halben H. Heinrich von Braunſchweig mit
allen dieſen krieges-rath-ſchlaͤgen und bluthaͤn-
deln/ mit etlich wenig pferden heimlich durchs
land zu Heſſen reitet/ wird ihme ſeiner diener
einer/ der dieſe bluthaͤndel alleſamt bey ſich in
der ſatteltaſchen gefuͤhret/ ergriffen uñ gefangen/
und werden alſo alle krieges-haͤndel der Paͤp-
ſtiſchen offenbar/ darnach hieraus ſo viel ſtreit-
ſchrifften H. Heinrich von Braunſchweig
wider den Churfuͤrſten von Sachſen und Land-
grafen in Heſſen in oͤffentlichem druck ausgien-
gen; ſo begab ſichs auch/ daß faſt um dieſelbe
zeit ſich ein jaͤmmerlicher mordbrand hin und
wieder erhub/ darinnen viel ſtaͤdte und flecken
der Religions-verwandten jaͤmmerlich verder-
bet wurden/ und ward ſolcher mordbrand von
vielen leuten H. Heinrichen von Braunſchweig
oͤffentlich ſchuld gegeben Ob wohl aus die-
ſem allem zu ſpuͤren/ daß bey den Paͤbſtiſchen
wegen des Evangelii gar kein friede zu hoffen/
bemuͤhete ſich doch gleichwohl K. Carl. daß in
dieſer zwieſpaltigen ſachen der Religion ein
Chriſtlich Colloquium moͤchte gehalten werdē/
ehe man zum ſchwerdt grieffe/ damit der laͤngſt
angeſtellte krieg und feldzug wider die Reli-
gions-verwandten abermayls biß auf andere
gelegenheit protrahiret ward.

Nun war um dieſelbe zeit Herꝛ Moritz von
Sachſen erſt neulich nach abſterben ſeines Her-
ren vettern/ H. Heinrichs zu Sachſen/ abermals
durch huͤlffe und beyſtand des Churfuͤrſten
Herꝛn Friederichen in ſein alt ererbtes land ein-
geſetzt/ da noch/ wie zuvor gemeldet/ die gantze
land- und Ritterſchafft dem Paͤbſtlichen theil
anhing/ und den Evangeliſchen feind war/ und
Herꝛn Georgens verlaſſene Raͤthe waren auch
noch alle verhanden/ die ſich ſaͤmtlich bey ihrem
neuen angehenden Herꝛn wol wuſten einzulei-
ben/ und konten wegen der Religion ihren
heimlichen grollen wider den Churfuͤrſten ad
tempus
noch fein redlich bergen. So war die-
ſer junge auffbluͤhende Herꝛ/ H. Moritz/ bey
ſeinem vettern dem Churfuͤrſten auffs herꝛlichſte
unterhalten und erzogen/ kam nun jetzo in eine
volle landſchafft und treflichen anererbten
ſchatz/ und ging nun auff ſeinem eigenen zaun
ohn alle hinderniß und einrede ꝛc.

Jn dieſem jungen freudigen Fuͤrſten erregten
die Meißner gar bald einen wider willen wider
ſeinen vettern/ den Chuꝛfuͤrſten/ welcher doch ihn
uñ ſeinen vater beym land hatte helffen ſchuͤtzen/
[Spaltenumbruch] einſetzen und erhalten/ und ihn dazu in ſeiner
jugend herꝛlich und ſtattlich erzogen/ alſo daß
er/ Hertzog Moritz/ der vorigen empfangenen
treu und wohlthat allerſamt vergaß/ und einen
krieg wider ſeinen vettern den Churfuͤrſten fuͤr
der ſtadt Wurtzen eilends anfing/ welcher noch
heutiges tages der fladen-krieg/ weil er auff
Oſtern geſchahe/ genennet wird/ und obwol
durch GOttes gewalt dieſer elende lermen
bald geſtillet und die Fuͤrſten verſoͤhnet worden/
alſo daß H. Friederich anders nichts wuſte/ als
er haͤtte nunmehr den treueſten und liebſten vet-
tern zum nachbar/ ſo bliebe doch fuͤr und fuͤr ein
verborgener haß und groll in Hertzog Moritzens
hertzen ſtecken/ welchen er auff eine gute zeit mei-
ſterlich verbergen konte/ und durch ſeine Meiß-
niſche Raͤthe immerdar heimlich/ als ein glim-
mender zunder/ angezuͤndet und auffgeblaſen
ward. Von dieſer undanckbaren vergeſſen-
heit wollen die Meißner jetzt gar nichts mehr
wiſſen/ und geben fuͤr/ Hertzog Moritz habe etli-
cher maſſen dieſes unverſehenen fladen-kriegs
gute urſach gehabt; und gleich wol/ wo man eine
gruͤndliche beſtaͤndige urſache dieſes krieges be-
gehrt zu wiſſen/ koͤnnen ſie gar nichts erhebli-
ches in der wahrheit aufbringen/ welches ſie doch
ohne zweiffel ihrer angebornen hoffaͤrtigen und
praͤchtigen ruhmraͤthigkeit/ art und natur nach
keines wegs wuͤrden unterlaſſen/ mit hoͤchſtem
ſchein aufzublaſen oder aufzumutzen/ wo ſie was
beſtaͤndiges oder gruͤndliches wuͤſten darzu-
thun.

Bald um dieſelbe zeit thaͤt man einen zug wi-
der den Tuͤrcken in Hungarn vor Ofen und
Peſt; allhie haͤtte ſichs von rechts wegen gebuͤh-
ret/ daß man den Churfuͤrſten zu Sachſen
Hertzog Friederichen als einen Ertz-marſchalck
des Reichs zum Feldherrn gemacht haͤtte/
aber es practicirte es Cardinal Albrecht von
Meintz dahin/ daß an ſtatt des Churfurſten zu
Sachſen ſein vetter Marggraff Joachim von
Brandenburg zum Feldherrn erwehlet ward;
in ſolchen feldzug begab ſich auch Hertzog
Moritz in eigner perſon/ und hielt ſich fuͤrwahr
im ſtreit gar maͤnnlich und kuͤhnlich; aber
Marggraff Joachim zog wieder ungeſchafft
von Peſt und Ofen ab/ und ſturben zum theil
viel knechte/ und wurden derſelben viel von den
Hungern ſelbſt gepluͤndert und erſchlagen/ und
ward dazumal einem Hungariſchen Herꝛn/ Pri-
mi Petri
genant/ ſchuld gegeben/ er haͤtte ſich
in dieſem kriege gantz verdaͤchtig gehalten; deß-
wegen er auch vom Ferdinando eine zeitlang
zur Neuſtadt gefangen gehalten ward. Als nun
Hertzog Moritz wegen ſeiner freudig keit in die-
ſem feldzuge ihme einen guten namen und gunſt
gemacht hatte/ ward anno 1544. ein
Reichs-tag zu Speyer angeſetzt/ den Kaͤyſer
Carl nach dem erlittenen ſchaden von Algorei
ſelbſt beſuchte; Auff dieſem Reichs-tag/ weil der
Kaͤyſer nunmehr wieder in Teutſchland war/
hielten die geiſtlichen und weltlichen Potenta-
t
en gar emßig und hefftig an/ damit der laͤngſt
ſolicitirte krieg koͤnte einmal zu wercke gerichtet
werden; weil aber auch Hertzog Frieder ich von
Sachſen und Landgraff Philipp von Heſſen
in eigener perſon den Reichs-tag zu Speyer be-
ſuchten/ wurden dieſe krieges-practicken und
bluthaͤndel in ſolcher geheim getrieben/ daß ſie
der Churfuͤrſt keines weges mercken konte; denn

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0382" n="86"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. I.</hi> Von ha&#x0364;ndeln/ &#x017F;o in Sach&#x017F;en der Religion halben</fw><lb/><cb/>
viel de&#x017F;to mehr/ wie &#x017F;ie mit einander den krieg<lb/>
wider die Religions-verwandten &#x017F;o viel de&#x017F;to<lb/>
ehe befo&#x0364;rdern und ins werck &#x017F;etzen mo&#x0364;chten;<lb/>
und damit &#x017F;olches ja viel mehr an&#x017F;ehen und ge-<lb/>
walt durchs gantze Ro&#x0364;mi&#x017F;che Reich haben<lb/>
mo&#x0364;chte/ rei&#x017F;ete Hertzog Heinrich von Braun-<lb/>
&#x017F;chweig wegen der Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Potenta</hi>ten in<lb/>
Hi&#x017F;panien zu Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Carolo,</hi> und brachte viel<lb/>
vermeinte <hi rendition="#aq">edict</hi> und befehl aus/ wider die Re-<lb/>
ligions-verwandten/ damit der Krieg um &#x017F;o<lb/>
viel de&#x017F;to kra&#x0364;fftiger mo&#x0364;chte ins werck ge&#x017F;etzt<lb/>
werden; denn der Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Carolus</hi> dazumahl in<lb/>
der traurigkeit nicht &#x017F;o hefftig zum kriege eile-<lb/>
te/ als wohl die Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;chen gerne ge&#x017F;ehen ha&#x0364;t-<lb/>
ten/ und darauf drungen. Daher H. Heinrich<lb/>
von Braun&#x017F;chweig &#x017F;elb&#x017F;t etliche mahl ge&#x017F;agt<lb/>
hat/ man mu&#x0364;&#x017F;te mit des K. <hi rendition="#aq">Caroli</hi> namen als<lb/>
mit einem todten falcken beitzen. Da nun der-<lb/>
halben H. Heinrich von Braun&#x017F;chweig mit<lb/>
allen die&#x017F;en krieges-rath-&#x017F;chla&#x0364;gen und blutha&#x0364;n-<lb/>
deln/ mit etlich wenig pferden heimlich durchs<lb/>
land zu He&#x017F;&#x017F;en reitet/ wird ihme &#x017F;einer diener<lb/>
einer/ der die&#x017F;e blutha&#x0364;ndel alle&#x017F;amt bey &#x017F;ich in<lb/>
der &#x017F;attelta&#x017F;chen gefu&#x0364;hret/ ergriffen un&#x0303; gefangen/<lb/>
und werden al&#x017F;o alle krieges-ha&#x0364;ndel der Pa&#x0364;p-<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;chen offenbar/ darnach hieraus &#x017F;o viel &#x017F;treit-<lb/>
&#x017F;chrifften H. Heinrich von Braun&#x017F;chweig<lb/>
wider den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von Sach&#x017F;en und Land-<lb/>
grafen in He&#x017F;&#x017F;en in o&#x0364;ffentlichem druck ausgien-<lb/>
gen; &#x017F;o begab &#x017F;ichs auch/ daß fa&#x017F;t um die&#x017F;elbe<lb/>
zeit &#x017F;ich ein ja&#x0364;mmerlicher mordbrand hin und<lb/>
wieder erhub/ darinnen viel &#x017F;ta&#x0364;dte und flecken<lb/>
der Religions-verwandten ja&#x0364;mmerlich verder-<lb/>
bet wurden/ und ward &#x017F;olcher mordbrand von<lb/>
vielen leuten H. Heinrichen von Braun&#x017F;chweig<lb/>
o&#x0364;ffentlich &#x017F;chuld gegeben Ob wohl aus die-<lb/>
&#x017F;em allem zu &#x017F;pu&#x0364;ren/ daß bey den Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;chen<lb/>
wegen des Evangelii gar kein friede zu hoffen/<lb/>
bemu&#x0364;hete &#x017F;ich doch gleichwohl K. <hi rendition="#aq">Carl.</hi> daß in<lb/>
die&#x017F;er zwie&#x017F;paltigen &#x017F;achen der Religion ein<lb/>
Chri&#x017F;tlich <hi rendition="#aq">Colloquium</hi> mo&#x0364;chte gehalten werd&#x0113;/<lb/>
ehe man zum &#x017F;chwerdt grieffe/ damit der la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
ange&#x017F;tellte krieg und feldzug wider die Reli-<lb/>
gions-verwandten abermayls biß auf andere<lb/>
gelegenheit <hi rendition="#aq">protrahi</hi>ret ward.</p><lb/>
            <p>Nun war um die&#x017F;elbe zeit Her&#xA75B; Moritz von<lb/>
Sach&#x017F;en er&#x017F;t neulich nach ab&#x017F;terben &#x017F;eines Her-<lb/>
ren vettern/ H. Heinrichs zu Sach&#x017F;en/ abermals<lb/>
durch hu&#x0364;lffe und bey&#x017F;tand des Churfu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
Her&#xA75B;n Friederichen in &#x017F;ein alt ererbtes land ein-<lb/>
ge&#x017F;etzt/ da noch/ wie zuvor gemeldet/ die gantze<lb/>
land- und Ritter&#x017F;chafft dem Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen theil<lb/>
anhing/ und den Evangeli&#x017F;chen feind war/ und<lb/>
Her&#xA75B;n Georgens verla&#x017F;&#x017F;ene Ra&#x0364;the waren auch<lb/>
noch alle verhanden/ die &#x017F;ich &#x017F;a&#x0364;mtlich bey ihrem<lb/>
neuen angehenden Her&#xA75B;n wol wu&#x017F;ten einzulei-<lb/>
ben/ und konten wegen der Religion ihren<lb/>
heimlichen grollen wider den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten <hi rendition="#aq">ad<lb/>
tempus</hi> noch fein redlich bergen. So war die-<lb/>
&#x017F;er junge auffblu&#x0364;hende Her&#xA75B;/ H. Moritz/ bey<lb/>
&#x017F;einem vettern dem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten auffs her&#xA75B;lich&#x017F;te<lb/>
unterhalten und erzogen/ kam nun jetzo in eine<lb/>
volle land&#x017F;chafft und treflichen anererbten<lb/>
&#x017F;chatz/ und ging nun auff &#x017F;einem eigenen zaun<lb/>
ohn alle hinderniß und einrede &#xA75B;c.</p><lb/>
            <p>Jn die&#x017F;em jungen freudigen Fu&#x0364;r&#x017F;ten erregten<lb/>
die Meißner gar bald einen wider willen wider<lb/>
&#x017F;einen vettern/ den Chu&#xA75B;fu&#x0364;r&#x017F;ten/ welcher doch ihn<lb/>
un&#x0303; &#x017F;einen vater beym land hatte helffen &#x017F;chu&#x0364;tzen/<lb/><cb/>
ein&#x017F;etzen und erhalten/ und ihn dazu in &#x017F;einer<lb/>
jugend her&#xA75B;lich und &#x017F;tattlich erzogen/ al&#x017F;o daß<lb/>
er/ Hertzog Moritz/ der vorigen empfangenen<lb/>
treu und wohlthat aller&#x017F;amt vergaß/ und einen<lb/>
krieg wider &#x017F;einen vettern den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten fu&#x0364;r<lb/>
der &#x017F;tadt Wurtzen eilends anfing/ welcher noch<lb/>
heutiges tages der fladen-krieg/ weil er auff<lb/>
O&#x017F;tern ge&#x017F;chahe/ genennet wird/ und obwol<lb/>
durch GOttes gewalt die&#x017F;er elende lermen<lb/>
bald ge&#x017F;tillet und die Fu&#x0364;r&#x017F;ten ver&#x017F;o&#x0364;hnet worden/<lb/>
al&#x017F;o daß H. Friederich anders nichts wu&#x017F;te/ als<lb/>
er ha&#x0364;tte nunmehr den treue&#x017F;ten und lieb&#x017F;ten vet-<lb/>
tern zum nachbar/ &#x017F;o bliebe doch fu&#x0364;r und fu&#x0364;r ein<lb/>
verborgener haß und groll in Hertzog Moritzens<lb/>
hertzen &#x017F;tecken/ welchen er auff eine gute zeit mei-<lb/>
&#x017F;terlich verbergen konte/ und durch &#x017F;eine Meiß-<lb/>
ni&#x017F;che Ra&#x0364;the immerdar heimlich/ als ein glim-<lb/>
mender zunder/ angezu&#x0364;ndet und auffgebla&#x017F;en<lb/>
ward. Von die&#x017F;er undanckbaren verge&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit wollen die Meißner jetzt gar nichts mehr<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ und geben fu&#x0364;r/ Hertzog Moritz habe etli-<lb/>
cher ma&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es unver&#x017F;ehenen fladen-kriegs<lb/>
gute ur&#x017F;ach gehabt; und gleich wol/ wo man eine<lb/>
gru&#x0364;ndliche be&#x017F;ta&#x0364;ndige ur&#x017F;ache die&#x017F;es krieges be-<lb/>
gehrt zu wi&#x017F;&#x017F;en/ ko&#x0364;nnen &#x017F;ie gar nichts erhebli-<lb/>
ches in der wahrheit aufbringen/ welches &#x017F;ie doch<lb/>
ohne zweiffel ihrer angebornen hoffa&#x0364;rtigen und<lb/>
pra&#x0364;chtigen ruhmra&#x0364;thigkeit/ art und natur nach<lb/>
keines wegs wu&#x0364;rden unterla&#x017F;&#x017F;en/ mit ho&#x0364;ch&#x017F;tem<lb/>
&#x017F;chein aufzubla&#x017F;en oder aufzumutzen/ wo &#x017F;ie was<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndiges oder gru&#x0364;ndliches wu&#x0364;&#x017F;ten darzu-<lb/>
thun.</p><lb/>
            <p>Bald um die&#x017F;elbe zeit tha&#x0364;t man einen zug wi-<lb/>
der den Tu&#x0364;rcken in Hungarn vor Ofen und<lb/>
Pe&#x017F;t; allhie ha&#x0364;tte &#x017F;ichs von rechts wegen gebu&#x0364;h-<lb/>
ret/ daß man den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten zu Sach&#x017F;en<lb/>
Hertzog Friederichen als einen Ertz-mar&#x017F;chalck<lb/>
des Reichs zum Feldherrn gemacht ha&#x0364;tte/<lb/>
aber es <hi rendition="#aq">practicirt</hi>e es Cardinal Albrecht von<lb/>
Meintz dahin/ daß an &#x017F;tatt des Churfur&#x017F;ten zu<lb/>
Sach&#x017F;en &#x017F;ein vetter Marggraff Joachim von<lb/>
Brandenburg zum Feldherrn erwehlet ward;<lb/>
in &#x017F;olchen feldzug begab &#x017F;ich auch Hertzog<lb/>
Moritz in eigner per&#x017F;on/ und hielt &#x017F;ich fu&#x0364;rwahr<lb/>
im &#x017F;treit gar ma&#x0364;nnlich und ku&#x0364;hnlich; aber<lb/>
Marggraff Joachim zog wieder unge&#x017F;chafft<lb/>
von Pe&#x017F;t und Ofen ab/ und &#x017F;turben zum theil<lb/>
viel knechte/ und wurden der&#x017F;elben viel von den<lb/>
Hungern &#x017F;elb&#x017F;t geplu&#x0364;ndert und er&#x017F;chlagen/ und<lb/>
ward dazumal einem Hungari&#x017F;chen Her&#xA75B;n/ <hi rendition="#aq">Pri-<lb/>
mi Petri</hi> genant/ &#x017F;chuld gegeben/ er ha&#x0364;tte &#x017F;ich<lb/>
in die&#x017F;em kriege gantz verda&#x0364;chtig gehalten; deß-<lb/>
wegen er auch vom <hi rendition="#aq">Ferdinando</hi> eine zeitlang<lb/>
zur Neu&#x017F;tadt gefangen gehalten ward. Als nun<lb/>
Hertzog Moritz wegen &#x017F;einer freudig keit in die-<lb/>
&#x017F;em feldzuge ihme einen guten namen und gun&#x017F;t<lb/>
gemacht hatte/ ward <hi rendition="#aq">anno</hi> 1544. ein<lb/>
Reichs-tag zu Speyer ange&#x017F;etzt/ den Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/>
Carl nach dem erlittenen &#x017F;chaden von <hi rendition="#aq">Algorei</hi><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;uchte; Auff die&#x017F;em Reichs-tag/ weil der<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er nunmehr wieder in Teut&#x017F;chland war/<lb/>
hielten die gei&#x017F;tlichen und weltlichen <hi rendition="#aq">Potenta-<lb/>
t</hi>en gar emßig und hefftig an/ damit der la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;olicitirte</hi> krieg ko&#x0364;nte einmal zu wercke gerichtet<lb/>
werden; weil aber auch Hertzog Frieder ich von<lb/>
Sach&#x017F;en und Landgraff Philipp von He&#x017F;&#x017F;en<lb/>
in eigener per&#x017F;on den Reichs-tag zu Speyer be-<lb/>
&#x017F;uchten/ wurden die&#x017F;e krieges-practicken und<lb/>
blutha&#x0364;ndel in &#x017F;olcher geheim getrieben/ daß &#x017F;ie<lb/>
der Churfu&#x0364;r&#x017F;t keines weges mercken konte; denn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0382] Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ ſo in Sachſen der Religion halben viel deſto mehr/ wie ſie mit einander den krieg wider die Religions-verwandten ſo viel deſto ehe befoͤrdern und ins werck ſetzen moͤchten; und damit ſolches ja viel mehr anſehen und ge- walt durchs gantze Roͤmiſche Reich haben moͤchte/ reiſete Hertzog Heinrich von Braun- ſchweig wegen der Paͤbſtiſchen Potentaten in Hiſpanien zu Kaͤyſer Carolo, und brachte viel vermeinte edict und befehl aus/ wider die Re- ligions-verwandten/ damit der Krieg um ſo viel deſto kraͤfftiger moͤchte ins werck geſetzt werden; denn der Kaͤyſer Carolus dazumahl in der traurigkeit nicht ſo hefftig zum kriege eile- te/ als wohl die Paͤbſtiſchen gerne geſehen haͤt- ten/ und darauf drungen. Daher H. Heinrich von Braunſchweig ſelbſt etliche mahl geſagt hat/ man muͤſte mit des K. Caroli namen als mit einem todten falcken beitzen. Da nun der- halben H. Heinrich von Braunſchweig mit allen dieſen krieges-rath-ſchlaͤgen und bluthaͤn- deln/ mit etlich wenig pferden heimlich durchs land zu Heſſen reitet/ wird ihme ſeiner diener einer/ der dieſe bluthaͤndel alleſamt bey ſich in der ſatteltaſchen gefuͤhret/ ergriffen uñ gefangen/ und werden alſo alle krieges-haͤndel der Paͤp- ſtiſchen offenbar/ darnach hieraus ſo viel ſtreit- ſchrifften H. Heinrich von Braunſchweig wider den Churfuͤrſten von Sachſen und Land- grafen in Heſſen in oͤffentlichem druck ausgien- gen; ſo begab ſichs auch/ daß faſt um dieſelbe zeit ſich ein jaͤmmerlicher mordbrand hin und wieder erhub/ darinnen viel ſtaͤdte und flecken der Religions-verwandten jaͤmmerlich verder- bet wurden/ und ward ſolcher mordbrand von vielen leuten H. Heinrichen von Braunſchweig oͤffentlich ſchuld gegeben Ob wohl aus die- ſem allem zu ſpuͤren/ daß bey den Paͤbſtiſchen wegen des Evangelii gar kein friede zu hoffen/ bemuͤhete ſich doch gleichwohl K. Carl. daß in dieſer zwieſpaltigen ſachen der Religion ein Chriſtlich Colloquium moͤchte gehalten werdē/ ehe man zum ſchwerdt grieffe/ damit der laͤngſt angeſtellte krieg und feldzug wider die Reli- gions-verwandten abermayls biß auf andere gelegenheit protrahiret ward. Nun war um dieſelbe zeit Herꝛ Moritz von Sachſen erſt neulich nach abſterben ſeines Her- ren vettern/ H. Heinrichs zu Sachſen/ abermals durch huͤlffe und beyſtand des Churfuͤrſten Herꝛn Friederichen in ſein alt ererbtes land ein- geſetzt/ da noch/ wie zuvor gemeldet/ die gantze land- und Ritterſchafft dem Paͤbſtlichen theil anhing/ und den Evangeliſchen feind war/ und Herꝛn Georgens verlaſſene Raͤthe waren auch noch alle verhanden/ die ſich ſaͤmtlich bey ihrem neuen angehenden Herꝛn wol wuſten einzulei- ben/ und konten wegen der Religion ihren heimlichen grollen wider den Churfuͤrſten ad tempus noch fein redlich bergen. So war die- ſer junge auffbluͤhende Herꝛ/ H. Moritz/ bey ſeinem vettern dem Churfuͤrſten auffs herꝛlichſte unterhalten und erzogen/ kam nun jetzo in eine volle landſchafft und treflichen anererbten ſchatz/ und ging nun auff ſeinem eigenen zaun ohn alle hinderniß und einrede ꝛc. Jn dieſem jungen freudigen Fuͤrſten erregten die Meißner gar bald einen wider willen wider ſeinen vettern/ den Chuꝛfuͤrſten/ welcher doch ihn uñ ſeinen vater beym land hatte helffen ſchuͤtzen/ einſetzen und erhalten/ und ihn dazu in ſeiner jugend herꝛlich und ſtattlich erzogen/ alſo daß er/ Hertzog Moritz/ der vorigen empfangenen treu und wohlthat allerſamt vergaß/ und einen krieg wider ſeinen vettern den Churfuͤrſten fuͤr der ſtadt Wurtzen eilends anfing/ welcher noch heutiges tages der fladen-krieg/ weil er auff Oſtern geſchahe/ genennet wird/ und obwol durch GOttes gewalt dieſer elende lermen bald geſtillet und die Fuͤrſten verſoͤhnet worden/ alſo daß H. Friederich anders nichts wuſte/ als er haͤtte nunmehr den treueſten und liebſten vet- tern zum nachbar/ ſo bliebe doch fuͤr und fuͤr ein verborgener haß und groll in Hertzog Moritzens hertzen ſtecken/ welchen er auff eine gute zeit mei- ſterlich verbergen konte/ und durch ſeine Meiß- niſche Raͤthe immerdar heimlich/ als ein glim- mender zunder/ angezuͤndet und auffgeblaſen ward. Von dieſer undanckbaren vergeſſen- heit wollen die Meißner jetzt gar nichts mehr wiſſen/ und geben fuͤr/ Hertzog Moritz habe etli- cher maſſen dieſes unverſehenen fladen-kriegs gute urſach gehabt; und gleich wol/ wo man eine gruͤndliche beſtaͤndige urſache dieſes krieges be- gehrt zu wiſſen/ koͤnnen ſie gar nichts erhebli- ches in der wahrheit aufbringen/ welches ſie doch ohne zweiffel ihrer angebornen hoffaͤrtigen und praͤchtigen ruhmraͤthigkeit/ art und natur nach keines wegs wuͤrden unterlaſſen/ mit hoͤchſtem ſchein aufzublaſen oder aufzumutzen/ wo ſie was beſtaͤndiges oder gruͤndliches wuͤſten darzu- thun. Bald um dieſelbe zeit thaͤt man einen zug wi- der den Tuͤrcken in Hungarn vor Ofen und Peſt; allhie haͤtte ſichs von rechts wegen gebuͤh- ret/ daß man den Churfuͤrſten zu Sachſen Hertzog Friederichen als einen Ertz-marſchalck des Reichs zum Feldherrn gemacht haͤtte/ aber es practicirte es Cardinal Albrecht von Meintz dahin/ daß an ſtatt des Churfurſten zu Sachſen ſein vetter Marggraff Joachim von Brandenburg zum Feldherrn erwehlet ward; in ſolchen feldzug begab ſich auch Hertzog Moritz in eigner perſon/ und hielt ſich fuͤrwahr im ſtreit gar maͤnnlich und kuͤhnlich; aber Marggraff Joachim zog wieder ungeſchafft von Peſt und Ofen ab/ und ſturben zum theil viel knechte/ und wurden derſelben viel von den Hungern ſelbſt gepluͤndert und erſchlagen/ und ward dazumal einem Hungariſchen Herꝛn/ Pri- mi Petri genant/ ſchuld gegeben/ er haͤtte ſich in dieſem kriege gantz verdaͤchtig gehalten; deß- wegen er auch vom Ferdinando eine zeitlang zur Neuſtadt gefangen gehalten ward. Als nun Hertzog Moritz wegen ſeiner freudig keit in die- ſem feldzuge ihme einen guten namen und gunſt gemacht hatte/ ward anno 1544. ein Reichs-tag zu Speyer angeſetzt/ den Kaͤyſer Carl nach dem erlittenen ſchaden von Algorei ſelbſt beſuchte; Auff dieſem Reichs-tag/ weil der Kaͤyſer nunmehr wieder in Teutſchland war/ hielten die geiſtlichen und weltlichen Potenta- ten gar emßig und hefftig an/ damit der laͤngſt ſolicitirte krieg koͤnte einmal zu wercke gerichtet werden; weil aber auch Hertzog Frieder ich von Sachſen und Landgraff Philipp von Heſſen in eigener perſon den Reichs-tag zu Speyer be- ſuchten/ wurden dieſe krieges-practicken und bluthaͤndel in ſolcher geheim getrieben/ daß ſie der Churfuͤrſt keines weges mercken konte; denn der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/382
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/382>, abgerufen am 22.12.2024.