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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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unter denen Churfürsten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Augusto ergangen.
[Spaltenumbruch] der Käyser Carl erzeigete sich auffs allergnädig-
ste gegen ihm/ erbot sich auch aus sonderlichen
gnaden/ wo der Churfürst nach GOttes willen/
als ein schwerer Herr/ mit tode solte von dieser
welt abgefodert werden/ so wolte er der Käyser
Hertzogs Friederichen nachgelassener junger
Herren getreuer pfleger und vormünder seyn/
und ward also der Churfürst in seinem gemüth so
sicher gemacht/ daß er sich vom Käyser gar keiner
ungnaden oder einiges überzuges wegen der
religion besorgt. Aber nichts desto weniger
ward auff denselben Reichs-tage durch anstiff-
tung des Cardinals von Meintz der junge Herr
Hertzog Moritz noch weiter wider den Chur-
fürsten verhetzet/ und weil Käyser Carleben da-
zumal einen zug wider den König Franciscum
für Landeshut fürhatte/ handelt man mit Her-
tzog Moritzen/ daß er sich nicht allein in diesem
zug/ sondern auch in andern sachen ins Käysers
diensten wolte einlassen; denn da er solches thun
würde/ und sich gehorsamlich und diensthafftig
und willfrey gegen seine Majestät verhalten/
so würde er ihme nicht allein diesen zug reichlich
vergelten/ sondern er wolle ihn noch auch zu ei-
nem Chursürsten von Sachsen machen. Diese
handlung ward fürnehmlich durch den Cardi-
nal Albrechten und seine Räthe/ dazu durch
Christoph von Carlwitz/ weiland einem Mein-
tzischen/ und nunmehr einem Sächsischen Meiß-
nischen hoffdiener/ mit höchster geheim in der
stille verhandelt/ daß/ wie gemeldet/ der Chur-
fürst/ Hertzog Friederich/ nichts anders mercken
kunte/ als es wäre mit seinem vettern H. Moritz
um des feldzugs halber in Franckreich gehan-
delt/ aber Hertzog Moritz führete alsobald nach
diesem verstande die 4. buchstaben in seiner hoff-
kleidung V. G. M. A. vielleicht glückt mirs
auch; so ward auch um dieselbige zeit Hertzog
Augustus, Hertzogs Moritzen bruder/ zu einem
Coadjutor zu Merseburg gemacht/ dadurch denn
die zweene brüder von Hertzog Friederichen ab-
gezogen/ und auch eine heimliche inescatio des
jungen Fürsten ward/ und auff der geistlichen
seite gebracht; so hatte auch Cardinal Albrecht
von Meintz etliche jahr zuvor wegen seiner gros-
sen schulden des Römischen Reiches insigel/
welches ihm tanquam Episcopo Moguntino
& Cancellario Imperii
vertrauet ward/ dem
Granavellen um etliche M. fl. verkaufft/ daß/
was nun mehr für handlungen durch das recht
am Käyserlichen hoffe verrichtet werden sollen/
allesamt durch des Granavellen und seines
sohns des Bischoffs von Arras handen gehen
musten.

Als nun nicht lange nach endschafft dieses
reichs-tages des 44. jahrs der Bischoff von
Mäyntz Cardinal Albrecht starb/ begab sich
von stund an sein geheimster Rath und Cantz-
ler/ D. Türck/ ein arglistiger blutdürstiger feind
des Evangelii/ in H. Moritz dienst gen Dreß-
den/ dieser Türck erregete wiederum die alten
blutdürstigen practicken/ noch von Hertzog Ge-
orgen und seinen alten Räthen herrührende/ wi-
der den Churfürst H. Friederichen/ und halffen
ihm getreulich Christoff von Carlowitz/ D.
Kommerstadt/ D. Fachs zu Leiptzig/ und was
noch einen alten haß und neid wider das Evan-
gelium verborgen hatte. Und weil nunmehr ihr
junger Herr/ Hertzog Moritz/ wegen seines freu-
digen gemüths in kriegessachen eine grosse gunst
und zusage beym Käyser hatte/ ward sein sinn
[Spaltenumbruch] und hertz je länger je mehr dem Churfürsten zu-
wider/ und hatten darüber dieselbe Meißner
auch eine heimliche conspiration mit des Chur-
fürsten geheimen Räthen und fürnehmstem Adel
gemacht/ doch mit solcher vorsichtigkeit und list/
daß er/ der Churfürst/ eigener person es gar nicht
mercken konte; ohne allein sahe es der D. Luther/
wohin sich diese sachen alle zogen/ und mercket
diese der Meißner conspiration für allen andern
leuten/ wie sie endlich den Churfürsten vertreten
und um land und leute bringen würden; daher er
denn offtmals tieff erseufftzet/ daß sein gnädiger
Herr der Churfürst seinen Räthen so viel vertrau-
ete; denn sie/ des Churfürsten Räthe/ hätten
mit den Meisnern eine hundes-ketten über den
Churfürsten gemacht/ würden auch nicht ehe
auffhören/ sie hätten ihn denn auff die fleisch-
banck geopffert: Er erzehlet auch/ wie der
Churfürstl. Vatter/ Herr Johannes/ ihn den
Luther auff eine zeit alleine zu Torgau in seinem
stüblein ans fenster gefodert/ und mit betrübtem
hertzen gesaget hätte: Ach lieber Herr Doctor,
mein sohn vertrauet den leuten gar zu viel/ denn
er kennet sie noch nicht/ aber er wird sie einmal
lernen kennen/ alsdenn ist der schade geschehen.

Wie nun diese practicken in vollem
schwange giengen/ fiengen abermals die Sacra-
mentir
er und Caspar Schwenckfeld etwas neu-
es an in der Schlesien/ dadurch sie viel leute irre
machten/ daß auch ein Edelmann aus der
Schlesie/ D. Lutheri schwager/ einer von Bora/
gen Wittenderg kam/ und vom Doctor in diesen
irrige sachen einen gründlichen bericht begehrte/
wie er sich in diese neue der Sacramentirer und
Schwenckfelder handlung richten und schicken
solte. Aus diesem ward D. Luther bewegt sein
letztes und endliches bekäntnis vom Abendmahl
CHristi in druck zu geben. Da solches für die
Theologen gen Zürch kam/ thaten sie eine Latei-
nische antwort/ darauff sie alle des Evangelii
meinung und opiniones auffs neue repetirten
und vertheidigten; derselben gedruckten antwort
wurden nun zwey exemplar gen Wittenberg ge-
bracht/ dere eines der Churfürst bekam/ und ihme
lesen ließ; und dieweil D. Luther hiebevor dem gan-
tzen handel in seinem letzten und gedruckten be-
käntnis gnug hatte gethan/ und gleichwol der
Churfürst für nothwendig erachtet/ daß der Zür-
cher Scriptum mit gnugsamer antwort wieder-
legetwürde/ ließ er deshalben mit dem Philip-
po
handeln/ daß er die antwort darauff stellen
wolte/ damit D. Luther/ als nunmehr ein alter
schwacher mann/ weiterer mühe verschonet
möchte bleiben; dieses schluge Philippus sim-
pliciter
und schier in einem unmuth ab/ und
nahm etliche in verdacht/ man hätte diese anmu-
thung mit fleiß per Lutherum vom hofe an ihn
zu thun angestifftet/ wie er sich denn dessen/ doch
in der wahrheit ex falsa suspicione, gegen Mar-
cellum
und seine heimliche freunde beklagte; und
fassete Philippus ihme selbst die gedancken/ als
wolte Lutherus durch diß argument eine occasi-
on
und ursach suchen/ ihn in ein unglück zu hof-
fe zu bringen/ oder zu trucken/ welches doch bey
der höchsten wahrheit des Lutheri meinung nie-
mals/ sondern nur ein falscher gedancke war.
Denn Lutherus hatte Philippum aus grund
seines hertzens lieb/ und lies es nimmer/ den Herrn
Philippum den Studiosis hoch zu ehren zu re-
commendir
en/ wo er immer konte. Nicht lange
hernach ward D. Luther von den Grafen von

Mans-

unter denen Churfuͤrſten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Auguſto ergangen.
[Spaltenumbruch] der Kaͤyſer Carl erzeigete ſich auffs allergnaͤdig-
ſte gegen ihm/ erbot ſich auch aus ſonderlichen
gnaden/ wo der Churfuͤrſt nach GOttes willen/
als ein ſchwerer Herꝛ/ mit tode ſolte von dieſer
welt abgefodert werden/ ſo wolte er der Kaͤyſer
Hertzogs Friederichen nachgelaſſener junger
Herren getreuer pfleger und vormuͤnder ſeyn/
und waꝛd alſo der Chuꝛfuͤrſt in ſeinem gemuͤth ſo
ſicher gemacht/ daß er ſich vom Kaͤyſer gar keiner
ungnaden oder einiges uͤberzuges wegen der
religion beſorgt. Aber nichts deſto weniger
ward auff denſelben Reichs-tage durch anſtiff-
tung des Cardinals von Meintz der junge Herꝛ
Hertzog Moritz noch weiter wider den Chur-
fuͤrſten verhetzet/ und weil Kaͤyſer Carleben da-
zumal einen zug wider den Koͤnig Franciſcum
fuͤr Landeshut fuͤrhatte/ handelt man mit Her-
tzog Moritzen/ daß er ſich nicht allein in dieſem
zug/ ſondern auch in andern ſachen ins Kaͤyſers
dienſten wolte einlaſſen; denn da er ſolches thun
wuͤrde/ und ſich gehorſamlich und dienſthafftig
und willfrey gegen ſeine Majeſtaͤt verhalten/
ſo wuͤrde er ihme nicht allein dieſen zug reichlich
vergelten/ ſondern er wolle ihn noch auch zu ei-
nem Churſuͤrſten von Sachſen machen. Dieſe
handlung ward fuͤrnehmlich durch den Cardi-
nal Albrechten und ſeine Raͤthe/ dazu durch
Chriſtoph von Carlwitz/ weiland einem Mein-
tziſchen/ und nunmehꝛ einem Saͤchſiſchen Meiß-
niſchen hoffdiener/ mit hoͤchſter geheim in der
ſtille verhandelt/ daß/ wie gemeldet/ der Chur-
fuͤrſt/ Hertzog Friederich/ nichts anders mercken
kunte/ als es waͤre mit ſeinem vetteꝛn H. Moritz
um des feldzugs halber in Franckreich gehan-
delt/ aber Hertzog Moritz fuͤhrete alſobald nach
dieſem verſtande die 4. buchſtaben in ſeiner hoff-
kleidung V. G. M. A. vielleicht gluͤckt mirs
auch; ſo ward auch um dieſelbige zeit Hertzog
Auguſtus, Hertzogs Moritzen bruder/ zu einem
Coadjutor zu Meꝛſebuꝛg gemacht/ dadurch denn
die zweene bruͤder von Hertzog Friederichen ab-
gezogen/ und auch eine heimliche ineſcatio des
jungen Fuͤrſten ward/ und auff der geiſtlichen
ſeite gebracht; ſo hatte auch Cardinal Albrecht
von Meintz etliche jahr zuvor wegen ſeiner groſ-
ſen ſchulden des Roͤmiſchen Reiches inſigel/
welches ihm tanquam Epiſcopo Moguntino
& Cancellario Imperii
vertrauet ward/ dem
Granavellen um etliche M. fl. verkaufft/ daß/
was nun mehr fuͤr handlungen durch das recht
am Kaͤyſerlichen hoffe verrichtet werden ſollen/
alleſamt durch des Granavellen und ſeines
ſohns des Biſchoffs von Arras handen gehen
muſten.

Als nun nicht lange nach endſchafft dieſes
reichs-tages des 44. jahrs der Biſchoff von
Maͤyntz Cardinal Albrecht ſtarb/ begab ſich
von ſtund an ſein geheimſter Rath und Cantz-
ler/ D. Tuͤrck/ ein argliſtiger blutduͤrſtiger feind
des Evangelii/ in H. Moritz dienſt gen Dreß-
den/ dieſer Tuͤrck erregete wiederum die alten
blutduͤrſtigen practicken/ noch von Hertzog Ge-
orgen und ſeinen alten Raͤthen herruͤhrende/ wi-
der den Churfuͤrſt H. Friederichen/ und halffen
ihm getreulich Chriſtoff von Carlowitz/ D.
Kommerſtadt/ D. Fachs zu Leiptzig/ und was
noch einen alten haß und neid wider das Evan-
gelium verborgen hatte. Und weil nunmehr ihr
junger Herꝛ/ Hertzog Moritz/ wegen ſeines freu-
digen gemuͤths in kriegesſachen eine groſſe gunſt
und zuſage beym Kaͤyſer hatte/ ward ſein ſinn
[Spaltenumbruch] und hertz je laͤnger je mehr dem Churfuͤrſten zu-
wider/ und hatten daruͤber dieſelbe Meißner
auch eine heimliche conſpiration mit des Chur-
fuͤrſten geheimen Raͤthen und fuͤrnehmſtem Adel
gemacht/ doch mit ſolcher vorſichtigkeit und liſt/
daß er/ der Churfuͤrſt/ eigener perſon es gar nicht
mercken konte; ohne allein ſahe es der D. Luther/
wohin ſich dieſe ſachen alle zogen/ und mercket
dieſe der Meißner conſpiration fuͤr allen andern
leuten/ wie ſie endlich den Churfuͤrſten vertreten
und um land und leute bringen wuͤrden; daher er
denn offtmals tieff erſeufftzet/ daß ſein gnaͤdiger
Herꝛ der Churfuͤrſt ſeinen Raͤthen ſo viel vertrau-
ete; denn ſie/ des Churfuͤrſten Raͤthe/ haͤtten
mit den Meiſnern eine hundes-ketten uͤber den
Churfuͤrſten gemacht/ wuͤrden auch nicht ehe
auffhoͤren/ ſie haͤtten ihn denn auff die fleiſch-
banck geopffert: Er erzehlet auch/ wie der
Churfuͤrſtl. Vatter/ Herꝛ Johannes/ ihn den
Luther auff eine zeit alleine zu Torgau in ſeinem
ſtuͤblein ans fenſter gefodert/ und mit betruͤbtem
hertzen geſaget haͤtte: Ach lieber Herꝛ Doctor,
mein ſohn vertrauet den leuten gar zu viel/ denn
er kennet ſie noch nicht/ aber er wird ſie einmal
lernen kennen/ alsdenn iſt der ſchade geſchehen.

Wie nun dieſe practicken in vollem
ſchwange giengen/ fiengen abermals die Sacra-
mentir
er und Caſpar Schwenckfeld etwas neu-
es an in der Schleſien/ dadurch ſie viel leute irre
machten/ daß auch ein Edelmann aus der
Schleſie/ D. Lutheri ſchwager/ einer von Bora/
gen Wittenderg kam/ und vom Doctor in dieſen
iꝛrigē ſachen einen gruͤndlichen bericht begehrte/
wie er ſich in dieſe neue der Sacramentirer und
Schwenckfelder handlung richten und ſchicken
ſolte. Aus dieſem ward D. Luther bewegt ſein
letztes und endliches bekaͤntnis vom Abendmahl
CHriſti in druck zu geben. Da ſolches fuͤr die
Theologen gen Zuͤrch kam/ thaten ſie eine Latei-
niſche antwort/ darauff ſie alle des Evangelii
meinung und opiniones auffs neue repetirten
und vertheidigten; derſelben gedruckten antwort
wurden nun zwey exemplar gen Wittenberg ge-
bracht/ derē eines der Churfuͤrſt bekam/ und ihme
leſen ließ; uñ dieweil D. Luther hiebevor dem gan-
tzen handel in ſeinem letzten und gedruckten be-
kaͤntnis gnug hatte gethan/ und gleichwol der
Churfuͤrſt fuͤr nothwendig erachtet/ daß der Zuͤr-
cher Scriptum mit gnugſamer antwort wieder-
legetwuͤrde/ ließ er deshalben mit dem Philip-
po
handeln/ daß er die antwort darauff ſtellen
wolte/ damit D. Luther/ als nunmehr ein alter
ſchwacher mann/ weiterer muͤhe verſchonet
moͤchte bleiben; dieſes ſchluge Philippus ſim-
pliciter
und ſchier in einem unmuth ab/ und
nahm etliche in verdacht/ man haͤtte dieſe anmu-
thung mit fleiß per Lutherum vom hofe an ihn
zu thun angeſtifftet/ wie er ſich denn deſſen/ doch
in der wahrheit ex falſa ſuſpicione, gegen Mar-
cellum
und ſeine heimliche freunde beklagte; uñ
faſſete Philippus ihme ſelbſt die gedancken/ als
wolte Lutherus durch diß argument eine occaſi-
on
und urſach ſuchen/ ihn in ein ungluͤck zu hof-
fe zu bringen/ oder zu trucken/ welches doch bey
der hoͤchſten wahrheit des Lutheri meinung nie-
mals/ ſondern nur ein falſcher gedancke war.
Denn Lutherus hatte Philippum aus grund
ſeines hertzens lieb/ und lies es nimmer/ den Herꝛn
Philippum den Studioſis hoch zu ehren zu re-
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en/ wo er immer konte. Nicht lange
hernach ward D. Luther von den Grafen von

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[87/0383] unter denen Churfuͤrſten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Auguſto ergangen. der Kaͤyſer Carl erzeigete ſich auffs allergnaͤdig- ſte gegen ihm/ erbot ſich auch aus ſonderlichen gnaden/ wo der Churfuͤrſt nach GOttes willen/ als ein ſchwerer Herꝛ/ mit tode ſolte von dieſer welt abgefodert werden/ ſo wolte er der Kaͤyſer Hertzogs Friederichen nachgelaſſener junger Herren getreuer pfleger und vormuͤnder ſeyn/ und waꝛd alſo der Chuꝛfuͤrſt in ſeinem gemuͤth ſo ſicher gemacht/ daß er ſich vom Kaͤyſer gar keiner ungnaden oder einiges uͤberzuges wegen der religion beſorgt. Aber nichts deſto weniger ward auff denſelben Reichs-tage durch anſtiff- tung des Cardinals von Meintz der junge Herꝛ Hertzog Moritz noch weiter wider den Chur- fuͤrſten verhetzet/ und weil Kaͤyſer Carleben da- zumal einen zug wider den Koͤnig Franciſcum fuͤr Landeshut fuͤrhatte/ handelt man mit Her- tzog Moritzen/ daß er ſich nicht allein in dieſem zug/ ſondern auch in andern ſachen ins Kaͤyſers dienſten wolte einlaſſen; denn da er ſolches thun wuͤrde/ und ſich gehorſamlich und dienſthafftig und willfrey gegen ſeine Majeſtaͤt verhalten/ ſo wuͤrde er ihme nicht allein dieſen zug reichlich vergelten/ ſondern er wolle ihn noch auch zu ei- nem Churſuͤrſten von Sachſen machen. Dieſe handlung ward fuͤrnehmlich durch den Cardi- nal Albrechten und ſeine Raͤthe/ dazu durch Chriſtoph von Carlwitz/ weiland einem Mein- tziſchen/ und nunmehꝛ einem Saͤchſiſchen Meiß- niſchen hoffdiener/ mit hoͤchſter geheim in der ſtille verhandelt/ daß/ wie gemeldet/ der Chur- fuͤrſt/ Hertzog Friederich/ nichts anders mercken kunte/ als es waͤre mit ſeinem vetteꝛn H. Moritz um des feldzugs halber in Franckreich gehan- delt/ aber Hertzog Moritz fuͤhrete alſobald nach dieſem verſtande die 4. buchſtaben in ſeiner hoff- kleidung V. G. M. A. vielleicht gluͤckt mirs auch; ſo ward auch um dieſelbige zeit Hertzog Auguſtus, Hertzogs Moritzen bruder/ zu einem Coadjutor zu Meꝛſebuꝛg gemacht/ dadurch denn die zweene bruͤder von Hertzog Friederichen ab- gezogen/ und auch eine heimliche ineſcatio des jungen Fuͤrſten ward/ und auff der geiſtlichen ſeite gebracht; ſo hatte auch Cardinal Albrecht von Meintz etliche jahr zuvor wegen ſeiner groſ- ſen ſchulden des Roͤmiſchen Reiches inſigel/ welches ihm tanquam Epiſcopo Moguntino & Cancellario Imperii vertrauet ward/ dem Granavellen um etliche M. fl. verkaufft/ daß/ was nun mehr fuͤr handlungen durch das recht am Kaͤyſerlichen hoffe verrichtet werden ſollen/ alleſamt durch des Granavellen und ſeines ſohns des Biſchoffs von Arras handen gehen muſten. Als nun nicht lange nach endſchafft dieſes reichs-tages des 44. jahrs der Biſchoff von Maͤyntz Cardinal Albrecht ſtarb/ begab ſich von ſtund an ſein geheimſter Rath und Cantz- ler/ D. Tuͤrck/ ein argliſtiger blutduͤrſtiger feind des Evangelii/ in H. Moritz dienſt gen Dreß- den/ dieſer Tuͤrck erregete wiederum die alten blutduͤrſtigen practicken/ noch von Hertzog Ge- orgen und ſeinen alten Raͤthen herruͤhrende/ wi- der den Churfuͤrſt H. Friederichen/ und halffen ihm getreulich Chriſtoff von Carlowitz/ D. Kommerſtadt/ D. Fachs zu Leiptzig/ und was noch einen alten haß und neid wider das Evan- gelium verborgen hatte. Und weil nunmehr ihr junger Herꝛ/ Hertzog Moritz/ wegen ſeines freu- digen gemuͤths in kriegesſachen eine groſſe gunſt und zuſage beym Kaͤyſer hatte/ ward ſein ſinn und hertz je laͤnger je mehr dem Churfuͤrſten zu- wider/ und hatten daruͤber dieſelbe Meißner auch eine heimliche conſpiration mit des Chur- fuͤrſten geheimen Raͤthen und fuͤrnehmſtem Adel gemacht/ doch mit ſolcher vorſichtigkeit und liſt/ daß er/ der Churfuͤrſt/ eigener perſon es gar nicht mercken konte; ohne allein ſahe es der D. Luther/ wohin ſich dieſe ſachen alle zogen/ und mercket dieſe der Meißner conſpiration fuͤr allen andern leuten/ wie ſie endlich den Churfuͤrſten vertreten und um land und leute bringen wuͤrden; daher er denn offtmals tieff erſeufftzet/ daß ſein gnaͤdiger Herꝛ der Churfuͤrſt ſeinen Raͤthen ſo viel vertrau- ete; denn ſie/ des Churfuͤrſten Raͤthe/ haͤtten mit den Meiſnern eine hundes-ketten uͤber den Churfuͤrſten gemacht/ wuͤrden auch nicht ehe auffhoͤren/ ſie haͤtten ihn denn auff die fleiſch- banck geopffert: Er erzehlet auch/ wie der Churfuͤrſtl. Vatter/ Herꝛ Johannes/ ihn den Luther auff eine zeit alleine zu Torgau in ſeinem ſtuͤblein ans fenſter gefodert/ und mit betruͤbtem hertzen geſaget haͤtte: Ach lieber Herꝛ Doctor, mein ſohn vertrauet den leuten gar zu viel/ denn er kennet ſie noch nicht/ aber er wird ſie einmal lernen kennen/ alsdenn iſt der ſchade geſchehen. Wie nun dieſe practicken in vollem ſchwange giengen/ fiengen abermals die Sacra- mentirer und Caſpar Schwenckfeld etwas neu- es an in der Schleſien/ dadurch ſie viel leute irre machten/ daß auch ein Edelmann aus der Schleſie/ D. Lutheri ſchwager/ einer von Bora/ gen Wittenderg kam/ und vom Doctor in dieſen iꝛrigē ſachen einen gruͤndlichen bericht begehrte/ wie er ſich in dieſe neue der Sacramentirer und Schwenckfelder handlung richten und ſchicken ſolte. Aus dieſem ward D. Luther bewegt ſein letztes und endliches bekaͤntnis vom Abendmahl CHriſti in druck zu geben. Da ſolches fuͤr die Theologen gen Zuͤrch kam/ thaten ſie eine Latei- niſche antwort/ darauff ſie alle des Evangelii meinung und opiniones auffs neue repetirten und vertheidigten; derſelben gedruckten antwort wurden nun zwey exemplar gen Wittenberg ge- bracht/ derē eines der Churfuͤrſt bekam/ und ihme leſen ließ; uñ dieweil D. Luther hiebevor dem gan- tzen handel in ſeinem letzten und gedruckten be- kaͤntnis gnug hatte gethan/ und gleichwol der Churfuͤrſt fuͤr nothwendig erachtet/ daß der Zuͤr- cher Scriptum mit gnugſamer antwort wieder- legetwuͤrde/ ließ er deshalben mit dem Philip- po handeln/ daß er die antwort darauff ſtellen wolte/ damit D. Luther/ als nunmehr ein alter ſchwacher mann/ weiterer muͤhe verſchonet moͤchte bleiben; dieſes ſchluge Philippus ſim- pliciter und ſchier in einem unmuth ab/ und nahm etliche in verdacht/ man haͤtte dieſe anmu- thung mit fleiß per Lutherum vom hofe an ihn zu thun angeſtifftet/ wie er ſich denn deſſen/ doch in der wahrheit ex falſa ſuſpicione, gegen Mar- cellum und ſeine heimliche freunde beklagte; uñ faſſete Philippus ihme ſelbſt die gedancken/ als wolte Lutherus durch diß argument eine occaſi- on und urſach ſuchen/ ihn in ein ungluͤck zu hof- fe zu bringen/ oder zu trucken/ welches doch bey der hoͤchſten wahrheit des Lutheri meinung nie- mals/ ſondern nur ein falſcher gedancke war. Denn Lutherus hatte Philippum aus grund ſeines hertzens lieb/ und lies es nimmer/ den Herꝛn Philippum den Studioſis hoch zu ehren zu re- commendiren/ wo er immer konte. Nicht lange hernach ward D. Luther von den Grafen von Mans-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/383>, abgerufen am 13.05.2024.