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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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unter denen Churfürsten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Augusto ergangen.
[Spaltenumbruch] auff der Universität bey gelehrten leuten/ befliesse
er sich ad purum &elegans genus dicendi Teren-
tianum
und brauchte allerley sales & urbanitates,
damit sich bey den Studiosis in der Universi-
t
ät zu insinuiren; doch alles hinterlistig und
meuchlings/ daß es die leute nicht so balde kon-
ten innen werden oder mercken; denn Doctor
Luther ihn Magistrum Eißleben auch befodert/
daßer eine publicam lectionem in Sacris be-
kam etc.

Wie er nun diese seine neue geburt oder dog-
ma
heimlich in Lutheri behausung und brod
heifür hatte bracht/ brach solches endlich aus/
so bald er in seine eigene herberge kam/ und wa-
ren dazumal auch Commensales Lutheri M.
Vitus Theodorus Nürnbergensis: item M.
Hieronymus
Weller von Freyberg und Jo-
hann Schneidewein von Stolbergk; als nun
dieser Antinomicus error für Lutherum kam/
und damit er nicht in Ecclesiam erwüchse/ stellet
Lutherus wieder die Eißlebischen themata etliche
disputationes; wie dasselbe noch in tomis Luthe
ri
zu sehen/ und ward dieser handel öffentlich im
Collegio disputirt und confutirt/ und ob wol hier-
auff M. Eisleben eine öffentliche retractationem
suae opinionis
drucken ließ/ daß nunmehr D. Lu-
ther nicht anders gedachte/ als der handel wäre
nun gründlich gestillet/ so trug Eißlebe doch einen
heimlichen haß wider den Lutherum von wegen
der verlohrnen disputation, stach heimlich bey
seinen adhaerenten mit gifftigen worten auf Lu-
therum
hefftig/ daß solcher sein groll wider Lu-
therum
dermassen ausbrach/ daß der gantze
handel endlich fur den Churfürst H. Friederi-
chen auch gen hoffe kam; damit nun hieraus kei-
ne weiterung erfolgen möchte/ nahm sich der
Chuifurst der sachen dermassen an/ daß er bene-
ben dem Rector der Universität Wittenberg
etliche deputirte personen verordnet/ welche die-
sen handel von beyden theilen in verhör neh-
men/ und so viel müglich nach verhörten parten
schlichten und hinlegen solten/ welche vorher bey-
des vom Luthero und Eisleben auf einem gelei-
steten angesetzten tag mit mund und hand abzu-
warten dem Churfürsten und Rectori angelo-
bet ward; als nun auff den selben tag beyde theile
erschienen/ ihre klage und antwort darauff für-
bringen solten/ zeucht Eisleben morgens beym
thor schliessen stilleschweignd contra datam fi-
dem Electori & Rectori
hinweg/ läst beyde die
handlungs-leute und Lutherum vergebens allda
warten/ und begibt sich gen Berlin zum Marg-
grafen Joachim von Brandenburg/ und klaget
abermals hefftig über Lutherum, wie ihm der
so viel zu leide und wider gethan habe/ welche
reden er/ als ein wolsch wätzender mann mit höff-
lichen worten wol kunte zieren; um dieselbe zeit
war auch M. Vitus Ammerbach Professor
Philosophiae
zu Wittenberg/ ein gelehrter spe-
culator
und disputator, derselbe hatte beyde in
Philosophia und Theologia sonderliche eigene
bedencken und scrupulos, die er partim priva-
tim
und partim in publicis disputationibus
mercken ließ/ darinnen er wider Lutherum und
Philippum war.

Philippus pflegte ihm bißweilen pro sua au-
toritate
etwan ernstlich zuzureden/ so kunten
auch des Philippi assentatores zu zeiten des
Ammerbachii meinung mehr auff einen miß-
[Spaltenumbruch] verstand fürbringen beym Philippo/ denn es
vielleicht vonnöthen oder ihnen befohlen war;
hergegen hatte Lutherus allezeit diesen brauch
und weise/ so hefftig er sonst war in öffentlichen
seinen schrifften/ so placite und sanfftmüthig
war er gegen jedermann/ vel in privatis collo-
quiis vel publicis disputationibus in collegio,

also daß er offtmals/ wo schon ein opponent im
collegio ein schwaches argument fürbracht/ so
assumirete Lutherus solch liederlich argument al-
lezeit selbst/ gab ihm gar eine zierliche formam
und art/ besser/ denn wie es war für gebracht wor-
den/ und confirmiret dasselbe allezeit mit solchen
wichtigen umständen/ weit herrlicher denn es
dem opponenten hätte können einfallen. Her-
nach so solvirte er dasselbe argument wieder mit
trefflichen gründen/ also daß männiglich nicht
allein wol damit zufrieden war/ sondern gar viel-
mehr daraus lernen konte/ denn er selbst gemei-
net hätte.

Wiederum so modestus Philippus in sei-
nen publicis scriptis war/ so liederlich/ ließ er
sich erzürnen/ vel in privatis vel in publicis
disputationibus,
daß er manchen opponenten/
wo er sein argument nicht so zieilich oder förm-
lich konte vorbringen/ wie es wol von nöthen
wäre gewesen/ nicht wolt aushören/ und ihn
hieß stille schweigen/ und einem andern raum
geben; Also gieng Lutherus mit Vito Ammer-
bachio
mit weit mehrer gelindigkeit und
sanfftmuth um denn Philippus, hielt vielmals
privata Colloquia mit ihm/ damit sich Am-
merbachius
je keines übereilens von Luthero
könte beklagen; Weil sich aber gedachter Am-
merbachius
weder mit dem Luthero noch Phi-
lippo
konte vergleiche/ begab er sich von Witten-
berg gen Jngolstadt/ ließ sich daselbst vom Lu-
theranismo absolvi
ren/ und ward allda Profes-
sor Philosophiae.
Als nun wegen H. Geor-
gen tode der krieg wider den Churfürsten etli-
cher massen verhindert/ und doch/ wie gemel-
det/ H. Georgen verlassene Landschafft und
Räthe/ die nunmehr auf H. Heinrichen von
Sachsen gefallen/ und durch den Churfürsten
erhalten war/ damit sie nicht auf Böheim kä-
me/ noch der Religion des heiligen Evangelii
heimlich feind und zuwider waren/ vermerck-
ten beydes der Churf. und Landgraf Philippus
von Hessen solches gar wohl/ und daß sie wegen
der Päpstischen Potentaten nichts gewissers/
denn einen überzug des Evangelii halber hätten
zu gewarten/ derhalben sie hergegen gedencken
musten/ daß wo sie des Evangelii halben solten
überzogen werden/ wie sie ihre feinde aufhalten
und sich schützen möchten/ und ward deswegen
ein Convent gen Schmalkalden angesetzt/ da-
hin sich alle die jenigen/ so dem Evangelio zu-
gethan/ beyde Fürsten und Städte/ betag-
ten/ &c.

Dieweil auch Christianus König in Däne-
marck endlich das Evangelium in seinem Kö-
nigreich hatte angenommen/ that er sich auch
in die Religions-verbündnis vorgemeldter
Fürsten und Stände. Derhalben bald ein an-
derer Conventus oder Fürstentag zu Braun-
schweig gehalten ward. Solches war nun
den Päpstischen und insonderheit dem H. Hein-
richen von Braunschweig als dem constituir-
ten Feldherrn aufs hefftigste zu wider/ und
trachtete derowegen mit seinen verwandten so

viel
L 3

unter denen Churfuͤrſten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Auguſto ergangen.
[Spaltenumbruch] auff der Univerſitaͤt bey gelehrten leuten/ beflieſſe
er ſich ad purum &elegans genus dicendi Teren-
tianum
uñ brauchte allerley ſales & urbanitates,
damit ſich bey den Studioſis in der Univerſi-
t
aͤt zu inſinuiren; doch alles hinterliſtig und
meuchlings/ daß es die leute nicht ſo balde kon-
ten innen werden oder mercken; denn Doctor
Luther ihn Magiſtrum Eißleben auch befodert/
daßer eine publicam lectionem in Sacris be-
kam ꝛc.

Wie er nun dieſe ſeine neue geburt oder dog-
ma
heimlich in Lutheri behauſung und brod
heifuͤr hatte bracht/ brach ſolches endlich aus/
ſo bald er in ſeine eigene herberge kam/ und wa-
ren dazumal auch Commenſales Lutheri M.
Vitus Theodorus Nürnbergenſis: item M.
Hieronymus
Weller von Freyberg und Jo-
hann Schneidewein von Stolbergk; als nun
dieſer Antinomicus error fuͤr Lutherum kam/
und damit er nicht in Eccleſiam erwuͤchſe/ ſtellet
Lutherus wieder die Eißlebiſchen themata etliche
diſputationes; wie daſſelbe noch in tomis Luthe
ri
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Collegio disputirt uñ confutirt/ uñ ob wol hier-
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drucken ließ/ daß nunmehr D. Lu-
ther nicht anders gedachte/ als der handel waͤre
nun gruͤndlich geſtillet/ ſo tꝛug Eißlebē doch einen
heimlichen haß wider den Lutherum von wegen
der verlohrnen diſputation, ſtach heimlich bey
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therum
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therum
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chen auch gen hoffe kam; damit nun hieraus kei-
ne weiterung erfolgen moͤchte/ nahm ſich der
Chuifurſt der ſachen dermaſſen an/ daß er bene-
ben dem Rector der Univerſitaͤt Wittenberg
etliche deputirte perſonen verordnet/ welche die-
ſen handel von beyden theilen in verhoͤr neh-
men/ und ſo viel muͤglich nach verhoͤrten parten
ſchlichten und hinlegen ſolten/ welche vorher bey-
des vom Luthero und Eisleben auf einem gelei-
ſteten angeſetzten tag mit mund und hand abzu-
warten dem Churfuͤrſten und Rectori angelo-
bet ward; als nun auff den ſelben tag beyde theile
erſchienen/ ihre klage und antwort darauff fuͤr-
bringen ſolten/ zeucht Eisleben morgens beym
thor ſchlieſſen ſtilleſchweignd contra datam fi-
dem Electori & Rectori
hinweg/ laͤſt beyde die
handlungs-leute und Lutherum veꝛgebens allda
warten/ und begibt ſich gen Berlin zum Marg-
grafen Joachim von Brandenburg/ und klaget
abermals hefftig uͤber Lutherum, wie ihm der
ſo viel zu leide und wider gethan habe/ welche
reden er/ als ein wolſch waͤtzender mañ mit hoͤff-
lichen worten wol kunte zieren; um dieſelbe zeit
war auch M. Vitus Ammerbach Profeſſor
Philoſophiæ
zu Wittenberg/ ein gelehrter ſpe-
culator
und diſputator, derſelbe hatte beyde in
Philoſophia und Theologia ſonderliche eigene
bedencken und ſcrupulos, die er partim priva-
tim
und partim in publicis diſputationibus
mercken ließ/ darinnen er wider Lutherum und
Philippum war.

Philippus pflegte ihm bißweilen pro ſua au-
toritate
etwan ernſtlich zuzureden/ ſo kunten
auch des Philippi aſſentatores zu zeiten des
Ammerbachii meinung mehr auff einen miß-
[Spaltenumbruch] verſtand fuͤrbringen beym Philippo/ denn es
vielleicht vonnoͤthen oder ihnen befohlen war;
hergegen hatte Lutherus allezeit dieſen brauch
und weiſe/ ſo hefftig er ſonſt war in oͤffentlichen
ſeinen ſchrifften/ ſo placitè und ſanfftmuͤthig
war er gegen jedermann/ vel in privatis collo-
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alſo daß er offtmals/ wo ſchon ein opponent im
collegio ein ſchwaches argument fuͤrbracht/ ſo
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nach ſo ſolvirte er daſſelbe argument wieder mit
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allein wol damit zufrieden war/ ſondern gar viel-
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net haͤtte.

Wiederum ſo modeſtus Philippus in ſei-
nen publicis ſcriptis war/ ſo liederlich/ ließ er
ſich erzuͤrnen/ vel in privatis vel in publicis
diſputationibus,
daß er manchen opponenten/
wo er ſein argument nicht ſo zieilich oder foͤrm-
lich konte vorbringen/ wie es wol von noͤthen
waͤre geweſen/ nicht wolt aushoͤren/ und ihn
hieß ſtille ſchweigen/ und einem andern raum
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bachio
mit weit mehrer gelindigkeit und
ſanfftmuth um denn Philippus, hielt vielmals
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merbachius
je keines uͤbereilens von Luthero
koͤnte beklagen; Weil ſich aber gedachter Am-
merbachius
weder mit dem Luthero noch Phi-
lippo
konte vergleichē/ begab er ſich von Witten-
berg gen Jngolſtadt/ ließ ſich daſelbſt vom Lu-
theraniſmo abſolvi
ren/ und ward allda Profes-
ſor Philoſophiæ.
Als nun wegen H. Geor-
gen tode der krieg wider den Churfuͤrſten etli-
cher maſſen verhindert/ und doch/ wie gemel-
det/ H. Georgen verlaſſene Landſchafft und
Raͤthe/ die nunmehr auf H. Heinrichen von
Sachſen gefallen/ und durch den Churfuͤrſten
erhalten war/ damit ſie nicht auf Boͤheim kaͤ-
me/ noch der Religion des heiligen Evangelii
heimlich feind und zuwider waren/ vermerck-
ten beydes der Churf. und Landgraf Philippus
von Heſſen ſolches gar wohl/ und daß ſie wegen
der Paͤpſtiſchen Potentaten nichts gewiſſers/
denn einen uͤberzug des Evangelii halber haͤtten
zu gewarten/ derhalben ſie hergegen gedencken
muſten/ daß wo ſie des Evangelii halben ſolten
uͤberzogen werden/ wie ſie ihre feinde aufhalten
und ſich ſchuͤtzen moͤchten/ und ward deswegen
ein Convent gen Schmalkalden angeſetzt/ da-
hin ſich alle die jenigen/ ſo dem Evangelio zu-
gethan/ beyde Fuͤrſten und Staͤdte/ betag-
ten/ &c.

Dieweil auch Chriſtianus Koͤnig in Daͤne-
marck endlich das Evangelium in ſeinem Koͤ-
nigreich hatte angenommen/ that er ſich auch
in die Religions-verbuͤndnis vorgemeldter
Fuͤrſten und Staͤnde. Derhalben bald ein an-
derer Conventus oder Fuͤrſtentag zu Braun-
ſchweig gehalten ward. Solches war nun
den Paͤpſtiſchen und inſonderheit dem H. Hein-
richen von Braunſchweig als dem conſtituir-
ten Feldherrn aufs hefftigſte zu wider/ und
trachtete derowegen mit ſeinen verwandten ſo

viel
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[85/0381] unter denen Churfuͤrſten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Auguſto ergangen. auff der Univerſitaͤt bey gelehrten leuten/ beflieſſe er ſich ad purum &elegans genus dicendi Teren- tianum uñ brauchte allerley ſales & urbanitates, damit ſich bey den Studioſis in der Univerſi- taͤt zu inſinuiren; doch alles hinterliſtig und meuchlings/ daß es die leute nicht ſo balde kon- ten innen werden oder mercken; denn Doctor Luther ihn Magiſtrum Eißleben auch befodert/ daßer eine publicam lectionem in Sacris be- kam ꝛc. Wie er nun dieſe ſeine neue geburt oder dog- ma heimlich in Lutheri behauſung und brod heifuͤr hatte bracht/ brach ſolches endlich aus/ ſo bald er in ſeine eigene herberge kam/ und wa- ren dazumal auch Commenſales Lutheri M. Vitus Theodorus Nürnbergenſis: item M. Hieronymus Weller von Freyberg und Jo- hann Schneidewein von Stolbergk; als nun dieſer Antinomicus error fuͤr Lutherum kam/ und damit er nicht in Eccleſiam erwuͤchſe/ ſtellet Lutherus wieder die Eißlebiſchen themata etliche diſputationes; wie daſſelbe noch in tomis Luthe ri zu ſehen/ und ward dieſer handel oͤffentlich im Collegio disputirt uñ confutirt/ uñ ob wol hier- auff M. Eisleben eine oͤffentliche retractationem ſuæ opinionis drucken ließ/ daß nunmehr D. Lu- ther nicht anders gedachte/ als der handel waͤre nun gruͤndlich geſtillet/ ſo tꝛug Eißlebē doch einen heimlichen haß wider den Lutherum von wegen der verlohrnen diſputation, ſtach heimlich bey ſeinen adhærenten mit gifftigen worten auf Lu- therum hefftig/ daß ſolcher ſein groll wider Lu- therum dermaſſen ausbrach/ daß der gantze handel endlich fur den Churfuͤrſt H. Friederi- chen auch gen hoffe kam; damit nun hieraus kei- ne weiterung erfolgen moͤchte/ nahm ſich der Chuifurſt der ſachen dermaſſen an/ daß er bene- ben dem Rector der Univerſitaͤt Wittenberg etliche deputirte perſonen verordnet/ welche die- ſen handel von beyden theilen in verhoͤr neh- men/ und ſo viel muͤglich nach verhoͤrten parten ſchlichten und hinlegen ſolten/ welche vorher bey- des vom Luthero und Eisleben auf einem gelei- ſteten angeſetzten tag mit mund und hand abzu- warten dem Churfuͤrſten und Rectori angelo- bet ward; als nun auff den ſelben tag beyde theile erſchienen/ ihre klage und antwort darauff fuͤr- bringen ſolten/ zeucht Eisleben morgens beym thor ſchlieſſen ſtilleſchweignd contra datam fi- dem Electori & Rectori hinweg/ laͤſt beyde die handlungs-leute und Lutherum veꝛgebens allda warten/ und begibt ſich gen Berlin zum Marg- grafen Joachim von Brandenburg/ und klaget abermals hefftig uͤber Lutherum, wie ihm der ſo viel zu leide und wider gethan habe/ welche reden er/ als ein wolſch waͤtzender mañ mit hoͤff- lichen worten wol kunte zieren; um dieſelbe zeit war auch M. Vitus Ammerbach Profeſſor Philoſophiæ zu Wittenberg/ ein gelehrter ſpe- culator und diſputator, derſelbe hatte beyde in Philoſophia und Theologia ſonderliche eigene bedencken und ſcrupulos, die er partim priva- tim und partim in publicis diſputationibus mercken ließ/ darinnen er wider Lutherum und Philippum war. Philippus pflegte ihm bißweilen pro ſua au- toritate etwan ernſtlich zuzureden/ ſo kunten auch des Philippi aſſentatores zu zeiten des Ammerbachii meinung mehr auff einen miß- verſtand fuͤrbringen beym Philippo/ denn es vielleicht vonnoͤthen oder ihnen befohlen war; hergegen hatte Lutherus allezeit dieſen brauch und weiſe/ ſo hefftig er ſonſt war in oͤffentlichen ſeinen ſchrifften/ ſo placitè und ſanfftmuͤthig war er gegen jedermann/ vel in privatis collo- quiis vel publicis diſputationibus in collegio, alſo daß er offtmals/ wo ſchon ein opponent im collegio ein ſchwaches argument fuͤrbracht/ ſo aſſumirete Lutherus ſolch liederlich argument al- lezeit ſelbſt/ gab ihm gar eine zierliche formam uñ art/ beſſer/ denn wie es war fuͤr gebracht wor- den/ und confirmiret daſſelbe allezeit mit ſolchen wichtigen umſtaͤnden/ weit herꝛlicher denn es dem opponenten haͤtte koͤnnen einfallen. Her- nach ſo ſolvirte er daſſelbe argument wieder mit trefflichen gruͤnden/ alſo daß maͤnniglich nicht allein wol damit zufrieden war/ ſondern gar viel- mehr daraus lernen konte/ denn er ſelbſt gemei- net haͤtte. Wiederum ſo modeſtus Philippus in ſei- nen publicis ſcriptis war/ ſo liederlich/ ließ er ſich erzuͤrnen/ vel in privatis vel in publicis diſputationibus, daß er manchen opponenten/ wo er ſein argument nicht ſo zieilich oder foͤrm- lich konte vorbringen/ wie es wol von noͤthen waͤre geweſen/ nicht wolt aushoͤren/ und ihn hieß ſtille ſchweigen/ und einem andern raum geben; Alſo gieng Lutherus mit Vito Ammer- bachio mit weit mehrer gelindigkeit und ſanfftmuth um denn Philippus, hielt vielmals privata Colloquia mit ihm/ damit ſich Am- merbachius je keines uͤbereilens von Luthero koͤnte beklagen; Weil ſich aber gedachter Am- merbachius weder mit dem Luthero noch Phi- lippo konte vergleichē/ begab er ſich von Witten- berg gen Jngolſtadt/ ließ ſich daſelbſt vom Lu- theraniſmo abſolviren/ und ward allda Profes- ſor Philoſophiæ. Als nun wegen H. Geor- gen tode der krieg wider den Churfuͤrſten etli- cher maſſen verhindert/ und doch/ wie gemel- det/ H. Georgen verlaſſene Landſchafft und Raͤthe/ die nunmehr auf H. Heinrichen von Sachſen gefallen/ und durch den Churfuͤrſten erhalten war/ damit ſie nicht auf Boͤheim kaͤ- me/ noch der Religion des heiligen Evangelii heimlich feind und zuwider waren/ vermerck- ten beydes der Churf. und Landgraf Philippus von Heſſen ſolches gar wohl/ und daß ſie wegen der Paͤpſtiſchen Potentaten nichts gewiſſers/ denn einen uͤberzug des Evangelii halber haͤtten zu gewarten/ derhalben ſie hergegen gedencken muſten/ daß wo ſie des Evangelii halben ſolten uͤberzogen werden/ wie ſie ihre feinde aufhalten und ſich ſchuͤtzen moͤchten/ und ward deswegen ein Convent gen Schmalkalden angeſetzt/ da- hin ſich alle die jenigen/ ſo dem Evangelio zu- gethan/ beyde Fuͤrſten und Staͤdte/ betag- ten/ &c. Dieweil auch Chriſtianus Koͤnig in Daͤne- marck endlich das Evangelium in ſeinem Koͤ- nigreich hatte angenommen/ that er ſich auch in die Religions-verbuͤndnis vorgemeldter Fuͤrſten und Staͤnde. Derhalben bald ein an- derer Conventus oder Fuͤrſtentag zu Braun- ſchweig gehalten ward. Solches war nun den Paͤpſtiſchen und inſonderheit dem H. Hein- richen von Braunſchweig als dem conſtituir- ten Feldherrn aufs hefftigſte zu wider/ und trachtete derowegen mit ſeinen verwandten ſo viel L 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/381>, abgerufen am 13.05.2024.