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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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so genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder AEonibus) Valentini.
[Spaltenumbruch] der getauffte die erlösung erlangete in seinenm
namen/ in welchen auch sein Engel zuvor ge-
tauffet gewesen. Die Engel aber haben im
anfang getauffet in der erlösung des namens/
welcher über JESUM in der Taube herab
kam/ und ihn erlösete. Er hat auch JESU
die erlösung erbeten/ damit er nicht von dem
sinn gehalten würde/ in welchen er gesetzet
war/ da der mangel dazu kam durch die weiß-
heit/ wie Theodotus sagt.

22. Den Tröster und Ermahner nennen
die Valentinianer JESUM/ weil er kom-
men ist voll von den ewigkeiten/ (aionon) als der
aus dem gantzen hervor kam: Denn da Chri-
stus die Weißheit/ so ihn hervor bracht hatte/
ließ/ und wieder in die fülle hernach eingien-
ge/ biß er von der draussen gelassenen weiß-
heit die hülffe/ und aus dem wolgefallen der
ewigkeiten oder aenonen wird Jesus als ein Trö-
ster hervor gebracht der dazu gekommenen ewig-
keit. Paulus aber ist in dem vorbild der auf-
erstehung eine Bottschafft gewesen; denn er
bald nach dem leiden des HERRN ist
drauf ausgesandt worden zu predigen. Da-
hero er auch des HERRN geburt und lei-
den verkündiget hat um der besten willen/ weil
sie/ da sie ihn erkennen mögen/ ihn an diesem
ort gefürchtet haben.

23. Und er ist nach dem geistlichen aus dem
H. Geist und der Jungfrau/ wie die rechten
engel wissen. Denn ein jeder machte den
HErrn eigentlich bekant/ und die engel dieser
kleinen auserwehlten/ welche in eben diesem er-
be und vollkommenheit seyn werden/ sehen das
angesicht des Vaters nicht auff gleiche weise.
Vielleicht ist aber das angesicht auch der
Sohn: und kan seyn/ daß/ so viel von dem
Vater begreifflich ist/ sie von dem Sohn un-
terrichtet dasselbe beschauen/ das übrige aber
vom Vater ist unerkäntlich.

24. Die Valentinianer sagen/ daß der Geist/
welchen einer von den Propheten sonderlich
zum dienst gehabt/ über alle glieder der gemeine
ausgegossen sey. Daher geschehen auch die
zeichen des geistes durch die gemeine/ als ge-
sundmachung und weissagungen. Sie wissen
aber nicht/ daß der Tröster nun stäts mit der ge-
meine wircket/ eben dasselbe wesen und wircken
hat/ wie der/ so im Alten Testament wirckete.

25. Den engel beschreiben die Valentinianer
das wort/ das die verkündigung von dem hat/
der da ist. Sie sagen auch/ daß die AEones
(oder ewigkeiten) mit dem wort gleichen na-
men haben. Die Apostel/ sprechen sie/ sind
denen 12. thieren oder himmel-zeichen vergli-
chen; denn wie von jenen die geburt regieret
wird/ also von den Aposteln die wiedergeburt.
Das sichtbare von JEsu wird gesehen. Die
weißheit und die gemeine war von unterschiede-
nen samen/ welche er durch das fleisch bekleidet
hat/ wie Theodotus saget. Der unsichtbare
name aber ist der Eingeborne.

26. Dahero/ wenn er spricht: Jch bin die
thüre/
so saget er so viel: Jhr werdet biß an
die städte kommen/ da ich bin/ so viel euer von
unterschiedenen samen sind. Wenn aber er
selbst eingehet/ so gehet auch der same mit ein
in die fülle/ daß er durch die thür gesammlet
und eingeleitet wird. Wenn der Priester in
das inwendige des andern vorhangs eingieng/
[Spaltenumbruch] so legte er das brustschildlein ab/ bey dem rauch-
altar. Er aber (CHristus) ist in der stille
eingegangen/ da er den namen in seinem hertzen
eingegraben gehabt. Damit er anzeigte die
ablegung gleichsam des schildleins/ welches
von reinem gold war/ durch die reinigung als
des leibes/ nemlich die ablegung der seelen: in
welcher der glantz der Gottseligkeit eingegra-
ben war/ durch welchen der name denen Fürsten-
thümern und gewalten kund wurde. Es wird
aber dieser leib/ das leichte brustschild abgelegt/
das ausser dem andern vorhang war in der in-
nern welt: welches ist der andere vorhang des
alten bey dem rauch-altar/ bey denen Engeln/
welche als die diener die gebete darbringen.

27. Eine nackete seele aber ist in der krafft des/
der es mit weiß/ als ein leib der krafft worden/
überzugehen in das geistliche/ weil sie wircklich
verständig und hochpriesterlich worden ist/ als
wenn sie/ so zu sagen/ von dem wort gleichsam be-
seelet bliebe/ gl:ich wie die Ertzengel derer Engel
Ertzpriester sind/ und dieser wiederum die erstge-
schaffenen. Wo wäre aber noch bey einer sol-
chen seelen/ die da rein worden ist/ eine regel der
schrifft oder der lehre/ da sie auch so gar gewür-
diget wird/ GOtt von angesicht zu angesicht zu
schauen? Drum übersteiget sie die englische leh-
re und den namen/ der in der schrifft gelehret
wird/ und kömmt über die erkäntniß und den
begriff der worte/ ist auch nicht mehr eine braut/
sondern schon ein wort geworden/ und hauset
bey dem bräutigam mit den erstberuffenen und
erstgeschaffenen/ die zwar freunde sind nach der
liebe/ aber söhne nach der lehre und dem gehor-
sam/ und brüder nach der gemeinen geburt. Al-
so daß das brustschild in seiner ordnung das
lernen zur erkäntniß mit sich brachte/ das ande-
re brustschild der krafft aber schaffet/ daß ein
mensch GOtt in sich trägt/ wenn er vom HEr-
ren kräfftiglich regieret wird/ und gleichsam
dessen leib wird.

28. Die worte: GOtt vergilt biß ins
dritte und vierte geschlecht
den ungehor-
samen/ legen die Basilidianer nach denen einkeh-
rungen in die leiber aus. (ensomatoseis) Die
Valentinianer aber verstehen hierunter die 3.
lincke örter/ durch das vierte geschlecht aber ihre
samen. Die andern worte: Er thut barm-
hertzigkeit in 1000. glied/
von den rechten.
Sie sagen: Die ewige stille (ige) war eine
mutter aller hervorgebrachten dinge/ und
schwieg von dem mundssprechliche der es aber
gefasset hat/ der hat dieses unbegreifflich genen-
net. Darnach vergessen sie der herrligkeit Got-
tes/ und sprechen von ihm gottloser weise/ Gott
leide. Denn Theodotus spricht: was der va-
ter mit gelitten hat/ weil er der natur ermangel-
te. Und ob er wol nicht kan gefasset wer-
den/ hat er sich doch faßlich gemacht/ damit die
ewige stille dieses ergriffe/ welches denn eine lei-
denschafft ist. Denn das mitleiden ist ein lei-
den eines um des andern leidens willen. Und
da das leiden geschahe/ hat alles mit gelitten
zur herwiderbringung des leidenden.

29. Wenn aber auch schon an dem/ so her-
ab kommen ist/ die gantze Natur wolgefallen
gehabt/ denn in ihm war die gantze fülle leib-
hafftig: Dieser aber gelitten hat/ nemlich so
haben auch die samen in ihm mit gelitten/ durch
welche alles leidend erfunden wird. Allein es

hat auch
F 3

ſo genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini.
[Spaltenumbruch] der getauffte die erloͤſung erlangete in ſeinenm
namen/ in welchen auch ſein Engel zuvor ge-
tauffet geweſen. Die Engel aber haben im
anfang getauffet in der erloͤſung des namens/
welcher uͤber JESUM in der Taube herab
kam/ und ihn erloͤſete. Er hat auch JESU
die erloͤſung erbeten/ damit er nicht von dem
ſinn gehalten wuͤrde/ in welchen er geſetzet
war/ da der mangel dazu kam durch die weiß-
heit/ wie Theodotus ſagt.

22. Den Troͤſter und Ermahner nennen
die Valentinianer JESUM/ weil er kom-
men iſt voll von den ewigkeiten/ (ἀιώνων) als der
aus dem gantzen hervor kam: Denn da Chri-
ſtus die Weißheit/ ſo ihn hervor bracht hatte/
ließ/ und wieder in die fuͤlle hernach eingien-
ge/ biß er von der drauſſen gelaſſenen weiß-
heit die huͤlffe/ und aus dem wolgefallen der
ewigkeiten oder ænonen wird Jeſus als ein Troͤ-
ſter hervor gebracht der dazu gekommenen ewig-
keit. Paulus aber iſt in dem vorbild der auf-
erſtehung eine Bottſchafft geweſen; denn er
bald nach dem leiden des HERRN iſt
drauf ausgeſandt worden zu predigen. Da-
hero er auch des HERRN geburt und lei-
den verkuͤndiget hat um der beſten willen/ weil
ſie/ da ſie ihn erkennen moͤgen/ ihn an dieſem
ort gefuͤrchtet haben.

23. Und er iſt nach dem geiſtlichen aus dem
H. Geiſt und der Jungfrau/ wie die rechten
engel wiſſen. Denn ein jeder machte den
HErꝛn eigentlich bekant/ und die engel dieſer
kleinen auserwehlten/ welche in eben dieſem er-
be und vollkommenheit ſeyn werden/ ſehen das
angeſicht des Vaters nicht auff gleiche weiſe.
Vielleicht iſt aber das angeſicht auch der
Sohn: und kan ſeyn/ daß/ ſo viel von dem
Vater begreifflich iſt/ ſie von dem Sohn un-
terrichtet daſſelbe beſchauen/ das uͤbrige aber
vom Vater iſt unerkaͤntlich.

24. Die Valentinianer ſagen/ daß der Geiſt/
welchen einer von den Propheten ſonderlich
zum dienſt gehabt/ uͤber alle glieder der gemeine
ausgegoſſen ſey. Daher geſchehen auch die
zeichen des geiſtes durch die gemeine/ als ge-
ſundmachung und weiſſagungen. Sie wiſſen
aber nicht/ daß der Troͤſter nun ſtaͤts mit der ge-
meine wircket/ eben daſſelbe weſen und wircken
hat/ wie der/ ſo im Alten Teſtament wirckete.

25. Den engel beſchreiben die Valentinianer
das wort/ das die verkuͤndigung von dem hat/
der da iſt. Sie ſagen auch/ daß die Æones
(oder ewigkeiten) mit dem wort gleichen na-
men haben. Die Apoſtel/ ſprechen ſie/ ſind
denen 12. thieren oder himmel-zeichen vergli-
chen; denn wie von jenen die geburt regieret
wird/ alſo von den Apoſteln die wiedergeburt.
Das ſichtbare von JEſu wird geſehen. Die
weißheit und die gemeine war von unterſchiede-
nen ſamen/ welche er durch das fleiſch bekleidet
hat/ wie Theodotus ſaget. Der unſichtbare
name aber iſt der Eingeborne.

26. Dahero/ wenn er ſpricht: Jch bin die
thuͤre/
ſo ſaget er ſo viel: Jhr werdet biß an
die ſtaͤdte kommen/ da ich bin/ ſo viel euer von
unterſchiedenen ſamen ſind. Wenn aber er
ſelbſt eingehet/ ſo gehet auch der ſame mit ein
in die fuͤlle/ daß er durch die thuͤr geſammlet
und eingeleitet wird. Wenn der Prieſter in
das inwendige des andern vorhangs eingieng/
[Spaltenumbruch] ſo legte er das bruſtſchildlein ab/ bey dem rauch-
altar. Er aber (CHriſtus) iſt in der ſtille
eingegangen/ da er den namen in ſeinem hertzen
eingegraben gehabt. Damit er anzeigte die
ablegung gleichſam des ſchildleins/ welches
von reinem gold war/ durch die reinigung als
des leibes/ nemlich die ablegung der ſeelen: in
welcher der glantz der Gottſeligkeit eingegra-
ben war/ durch welchen der name denen Fuͤrſten-
thuͤmern und gewalten kund wurde. Es wird
aber dieſer leib/ das leichte bruſtſchild abgelegt/
das auſſer dem andern vorhang war in der in-
nern welt: welches iſt der andere vorhang des
alten bey dem rauch-altar/ bey denen Engeln/
welche als die diener die gebete darbringen.

27. Eine nackete ſeele aber iſt in der krafft des/
der es mit weiß/ als ein leib der krafft worden/
uͤberzugehen in das geiſtliche/ weil ſie wircklich
verſtaͤndig und hochprieſterlich worden iſt/ als
weñ ſie/ ſo zu ſagen/ von dem wort gleichſam be-
ſeelet bliebe/ gl:ich wie die Ertzengel derer Engel
Ertzprieſter ſind/ und dieſer wiederum die erſtge-
ſchaffenen. Wo waͤre aber noch bey einer ſol-
chen ſeelen/ die da rein worden iſt/ eine regel der
ſchrifft oder der lehre/ da ſie auch ſo gar gewuͤr-
diget wird/ GOtt von angeſicht zu angeſicht zu
ſchauen? Drum uͤberſteiget ſie die engliſche leh-
re und den namen/ der in der ſchrifft gelehret
wird/ und koͤmmt uͤber die erkaͤntniß und den
begriff der worte/ iſt auch nicht mehr eine braut/
ſondern ſchon ein wort geworden/ und hauſet
bey dem braͤutigam mit den erſtberuffenen und
erſtgeſchaffenen/ die zwar freunde ſind nach der
liebe/ aber ſoͤhne nach der lehre und dem gehor-
ſam/ und bruͤder nach der gemeinen geburt. Al-
ſo daß das bruſtſchild in ſeiner ordnung das
lernen zur erkaͤntniß mit ſich brachte/ das ande-
re bruſtſchild der krafft aber ſchaffet/ daß ein
menſch GOtt in ſich traͤgt/ wenn er vom HEr-
ren kraͤfftiglich regieret wird/ und gleichſam
deſſen leib wird.

28. Die worte: GOtt vergilt biß ins
dritte und vierte geſchlecht
den ungehor-
ſamen/ legen die Baſilidianer nach denen einkeh-
rungen in die leiber aus. (ἐνσωματώσεις) Die
Valentinianer aber verſtehen hierunter die 3.
linckē oͤrter/ durch das vierte geſchlecht aber ihre
ſamen. Die andern worte: Er thut barm-
hertzigkeit in 1000. glied/
von den rechten.
Sie ſagen: Die ewige ſtille (Ϲιγὴ) war eine
mutter aller hervorgebrachten dinge/ und
ſchwieg von dem mundsſprechlichē der es aber
gefaſſet hat/ der hat dieſes unbegreifflich genen-
net. Darnach vergeſſen ſie der herꝛligkeit Got-
tes/ und ſprechen von ihm gottloſer weiſe/ Gott
leide. Denn Theodotus ſpricht: was der va-
ter mit gelitten hat/ weil er der natur ermangel-
te. Und ob er wol nicht kan gefaſſet wer-
den/ hat er ſich doch faßlich gemacht/ damit die
ewige ſtille dieſes ergriffe/ welches denn eine lei-
denſchafft iſt. Denn das mitleiden iſt ein lei-
den eines um des andern leidens willen. Und
da das leiden geſchahe/ hat alles mit gelitten
zur herwiderbringung des leidenden.

29. Wenn aber auch ſchon an dem/ ſo her-
ab kommen iſt/ die gantze Natur wolgefallen
gehabt/ denn in ihm war die gantze fuͤlle leib-
hafftig: Dieſer aber gelitten hat/ nemlich ſo
haben auch die ſamen in ihm mit gelitten/ durch
welche alles leidend erfunden wird. Allein es

hat auch
F 3
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[45/0341] ſo genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini. der getauffte die erloͤſung erlangete in ſeinenm namen/ in welchen auch ſein Engel zuvor ge- tauffet geweſen. Die Engel aber haben im anfang getauffet in der erloͤſung des namens/ welcher uͤber JESUM in der Taube herab kam/ und ihn erloͤſete. Er hat auch JESU die erloͤſung erbeten/ damit er nicht von dem ſinn gehalten wuͤrde/ in welchen er geſetzet war/ da der mangel dazu kam durch die weiß- heit/ wie Theodotus ſagt. 22. Den Troͤſter und Ermahner nennen die Valentinianer JESUM/ weil er kom- men iſt voll von den ewigkeiten/ (ἀιώνων) als der aus dem gantzen hervor kam: Denn da Chri- ſtus die Weißheit/ ſo ihn hervor bracht hatte/ ließ/ und wieder in die fuͤlle hernach eingien- ge/ biß er von der drauſſen gelaſſenen weiß- heit die huͤlffe/ und aus dem wolgefallen der ewigkeiten oder ænonen wird Jeſus als ein Troͤ- ſter hervor gebracht der dazu gekommenen ewig- keit. Paulus aber iſt in dem vorbild der auf- erſtehung eine Bottſchafft geweſen; denn er bald nach dem leiden des HERRN iſt drauf ausgeſandt worden zu predigen. Da- hero er auch des HERRN geburt und lei- den verkuͤndiget hat um der beſten willen/ weil ſie/ da ſie ihn erkennen moͤgen/ ihn an dieſem ort gefuͤrchtet haben. 23. Und er iſt nach dem geiſtlichen aus dem H. Geiſt und der Jungfrau/ wie die rechten engel wiſſen. Denn ein jeder machte den HErꝛn eigentlich bekant/ und die engel dieſer kleinen auserwehlten/ welche in eben dieſem er- be und vollkommenheit ſeyn werden/ ſehen das angeſicht des Vaters nicht auff gleiche weiſe. Vielleicht iſt aber das angeſicht auch der Sohn: und kan ſeyn/ daß/ ſo viel von dem Vater begreifflich iſt/ ſie von dem Sohn un- terrichtet daſſelbe beſchauen/ das uͤbrige aber vom Vater iſt unerkaͤntlich. 24. Die Valentinianer ſagen/ daß der Geiſt/ welchen einer von den Propheten ſonderlich zum dienſt gehabt/ uͤber alle glieder der gemeine ausgegoſſen ſey. Daher geſchehen auch die zeichen des geiſtes durch die gemeine/ als ge- ſundmachung und weiſſagungen. Sie wiſſen aber nicht/ daß der Troͤſter nun ſtaͤts mit der ge- meine wircket/ eben daſſelbe weſen und wircken hat/ wie der/ ſo im Alten Teſtament wirckete. 25. Den engel beſchreiben die Valentinianer das wort/ das die verkuͤndigung von dem hat/ der da iſt. Sie ſagen auch/ daß die Æones (oder ewigkeiten) mit dem wort gleichen na- men haben. Die Apoſtel/ ſprechen ſie/ ſind denen 12. thieren oder himmel-zeichen vergli- chen; denn wie von jenen die geburt regieret wird/ alſo von den Apoſteln die wiedergeburt. Das ſichtbare von JEſu wird geſehen. Die weißheit und die gemeine war von unterſchiede- nen ſamen/ welche er durch das fleiſch bekleidet hat/ wie Theodotus ſaget. Der unſichtbare name aber iſt der Eingeborne. 26. Dahero/ wenn er ſpricht: Jch bin die thuͤre/ ſo ſaget er ſo viel: Jhr werdet biß an die ſtaͤdte kommen/ da ich bin/ ſo viel euer von unterſchiedenen ſamen ſind. Wenn aber er ſelbſt eingehet/ ſo gehet auch der ſame mit ein in die fuͤlle/ daß er durch die thuͤr geſammlet und eingeleitet wird. Wenn der Prieſter in das inwendige des andern vorhangs eingieng/ ſo legte er das bruſtſchildlein ab/ bey dem rauch- altar. Er aber (CHriſtus) iſt in der ſtille eingegangen/ da er den namen in ſeinem hertzen eingegraben gehabt. Damit er anzeigte die ablegung gleichſam des ſchildleins/ welches von reinem gold war/ durch die reinigung als des leibes/ nemlich die ablegung der ſeelen: in welcher der glantz der Gottſeligkeit eingegra- ben war/ durch welchen der name denen Fuͤrſten- thuͤmern und gewalten kund wurde. Es wird aber dieſer leib/ das leichte bruſtſchild abgelegt/ das auſſer dem andern vorhang war in der in- nern welt: welches iſt der andere vorhang des alten bey dem rauch-altar/ bey denen Engeln/ welche als die diener die gebete darbringen. 27. Eine nackete ſeele aber iſt in der krafft des/ der es mit weiß/ als ein leib der krafft worden/ uͤberzugehen in das geiſtliche/ weil ſie wircklich verſtaͤndig und hochprieſterlich worden iſt/ als weñ ſie/ ſo zu ſagen/ von dem wort gleichſam be- ſeelet bliebe/ gl:ich wie die Ertzengel derer Engel Ertzprieſter ſind/ und dieſer wiederum die erſtge- ſchaffenen. Wo waͤre aber noch bey einer ſol- chen ſeelen/ die da rein worden iſt/ eine regel der ſchrifft oder der lehre/ da ſie auch ſo gar gewuͤr- diget wird/ GOtt von angeſicht zu angeſicht zu ſchauen? Drum uͤberſteiget ſie die engliſche leh- re und den namen/ der in der ſchrifft gelehret wird/ und koͤmmt uͤber die erkaͤntniß und den begriff der worte/ iſt auch nicht mehr eine braut/ ſondern ſchon ein wort geworden/ und hauſet bey dem braͤutigam mit den erſtberuffenen und erſtgeſchaffenen/ die zwar freunde ſind nach der liebe/ aber ſoͤhne nach der lehre und dem gehor- ſam/ und bruͤder nach der gemeinen geburt. Al- ſo daß das bruſtſchild in ſeiner ordnung das lernen zur erkaͤntniß mit ſich brachte/ das ande- re bruſtſchild der krafft aber ſchaffet/ daß ein menſch GOtt in ſich traͤgt/ wenn er vom HEr- ren kraͤfftiglich regieret wird/ und gleichſam deſſen leib wird. 28. Die worte: GOtt vergilt biß ins dritte und vierte geſchlecht den ungehor- ſamen/ legen die Baſilidianer nach denen einkeh- rungen in die leiber aus. (ἐνσωματώσεις) Die Valentinianer aber verſtehen hierunter die 3. linckē oͤrter/ durch das vierte geſchlecht aber ihre ſamen. Die andern worte: Er thut barm- hertzigkeit in 1000. glied/ von den rechten. Sie ſagen: Die ewige ſtille (Ϲιγὴ) war eine mutter aller hervorgebrachten dinge/ und ſchwieg von dem mundsſprechlichē der es aber gefaſſet hat/ der hat dieſes unbegreifflich genen- net. Darnach vergeſſen ſie der herꝛligkeit Got- tes/ und ſprechen von ihm gottloſer weiſe/ Gott leide. Denn Theodotus ſpricht: was der va- ter mit gelitten hat/ weil er der natur ermangel- te. Und ob er wol nicht kan gefaſſet wer- den/ hat er ſich doch faßlich gemacht/ damit die ewige ſtille dieſes ergriffe/ welches denn eine lei- denſchafft iſt. Denn das mitleiden iſt ein lei- den eines um des andern leidens willen. Und da das leiden geſchahe/ hat alles mit gelitten zur herwiderbringung des leidenden. 29. Wenn aber auch ſchon an dem/ ſo her- ab kommen iſt/ die gantze Natur wolgefallen gehabt/ denn in ihm war die gantze fuͤlle leib- hafftig: Dieſer aber gelitten hat/ nemlich ſo haben auch die ſamen in ihm mit gelitten/ durch welche alles leidend erfunden wird. Allein es hat auch F 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/341>, abgerufen am 22.12.2024.