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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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so genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder AEonibus) Valentini.
[Spaltenumbruch] Denn er spricht: So es möglich wäre/
auch meine auserwehlten.
Widerum
wenn er spricht: gehet hinaus aus dem hau-
se meines vaters!
so spricht er es zu den be-
ruffenen. Wiederum redet er vom beruff zu
dem/ der aus der fremde kam und seine güter
durchbracht hatte/ welchem er ein gemästet kalb
schlachtete. Und da der König zu dem hoch-
zeit mal die leute von den strassen ruffete. So
sind nun alle gleich beruffen; Denn er regnet
über gerechte und ungerechte/ und lässet seine
sonn über alle scheinen. Es werden aber daraus
gewehlet/ welche mehr glauben haben/ zu wel-
chen er sagt: Meinen vater hat niemand
gesehen/ ohne nur der sohn.
Und: Jhr
seyd das licht der welt.
Und: Heiliger va-
ter/ heilige sie in deinem namen.

9. Es sind aber weder die geistlichen noch
sinnlichen dinge/ weder die zu ersterschaffenen
Ertzengel/ auch nichter selbst/ ohne gestalt und
gewisse bildung und form/ sondern er hat sei-
ne eigene gestalt und einen leib/ der der vortreff-
lichkeit aller geister ähnlich ist: Gleich wie auch
die ersterschaffnen eine gleichheit haben mit der
vortrefflichkeit seiner heiligen. Denn sie haben
allerdings zwar etwas gezeugtes/ aber doch
nichts unwesentliches und keine gleiche ge-
staltniß und leib mit denen leibern dieser welt.
Denn hier sind männlein und weiblein/ und
zwar diese abermal unterschiedlich. Dort
aber hat der Eingeborne und eigentlich verstän-
dige (idios nueros) seine eigene bildung und
eignes wesen im höchsten grad/ und geneust
lauterlich und als ein herr stets die gewalt des
vaters. Die erschaffenen aber/ ob sie auch an
der zahl unterschieden sind/ sind einjedes an
sich selbst eingeschräncket und umschrieben:
die gleich heit aber der wercke zeiget die einigkeit/
gleichheit und ähnlichkeit an. Denn es wird
ihnen weder weniger noch mehr als sieben dar-
gereichet: auch wird ihnen kein wachsthum
zugelassen von anfang/ weil sie das vollkommene
schon zugleich mit der ersten schöpffung von
Gott empfangen gehabt durch den Sohn. Und
zwar wird dieser ein unzugänglich licht ge-
nant/ als der ein- und erstgeborne/ was kein au-
ge gesehen und kein ohr gehöret/ und auff kei-
nes menschen hertz gestiegen ist; wird auch kei-
ner dergleichen seyn/ er sey gleich ein ersterschaf-
fener/ oder ein mensch.

10. Diese aber sehen allezeit das angesicht
des Vaters: Das angesicht aber des Vaters
ist der Sohn/ durch welchen der Vater offenba-
ret wird. Was nun siehet oder gesehen wird/
das kan weder ohne gestalt noch ohne leib seyn.
Sie sehen aber nicht mit einem sinnlichen auge/
sondern mit einem geistlichen/ wie ihnen der
Vater gegeben hat. Wenn demnach der HErr
spricht: Verachtet nicht einen von diesen
kleinen. Warlich/ ich sage euch. Jhre
Engel sehen allezeit das angesicht des
Vaters/
so sind es gleichsam als anreitzungen/
wie die auserwehlten seyn werden/ die einen
vollkommenen wachsthum erlanget haben.
Seelig aber sind die reinen am hertzen/
dieweil sie GOTT sehen werden.

Wie solte aber einer/ der keine gestalt hat/ ein
angesicht haben? So hat nun der Apostel
himmlische wolgestalte und geistliche leibe ge-
[Spaltenumbruch] sehen. Wie hätte er sonst ihre verschiedene
namen aussprechen können/ wenn sie nicht nach
ihren gestalten beschrieben gewesen wären an
bildung und am leibe? Eine andere herrlichkeit
haben die himmlischen/ eine andere die irrdi-
schen. Eine andere die engel/ andere die ertz-
engel: Gleichsam als wenn man eine verglei-
chung der irrdischen cörper und der sterne mach-
te: die geistlichen aber und ungeformten in
vergleichung des Sohnes setzte.

11. Also ist auch der sohn/ wenn er mit dem
Vater verglichen wird. Und es hat zwar ein
jedes gestliches seine eigene krafft und eigene
ordnung: nachdem sie zugleich gemachet sind
und die erstgeschaffenen ihre vollkommenheit
erlanget haben/ einen gemeinen und unzertheil-
ten dienst. So sehen nun die ersterschaffenen so
wol den sohn als sich selbst/ und was unter ihnen
ist/ gleichwie auch die ertzengel die ersterschaffene
sehen. Der sohn hingegen ist der anfang der vä-
terlichen beschaulichkeit/ und heisset das ange-
sicht des vaters: Die engel zwar/ sind ein ver-
ständliches (noeron) feuer und verständliche
geister/ so in ihrem wesen gereiniget sind. Das
verständliche licht aber ist der gröste wachsthum
von dem verständlichen feuer/ vollkommen in
der reinigung. Petrus spricht: Jnwelches
gelüstet die engel zu schauen.
Der sohn
aber ist noch viel reiner/ ein unzugänglich licht/
und GOttes krafft/ und wir sind/ wie der Apo-
stel sagt/ mit einem theuren untadlichen
und unbefleckten blut erlöst.
Dessen klei-
der leuchteten als ein licht/ das angesicht aber/
wie die sonne/ in welche man nicht leichtlich se-
hen kan.

12. Diß ist das himmel-brod/ und die geist-
liche speise/ so das leben gibt/ so wol nach
dem genuß als dem erkäntniß. Das licht der
menschen/ nemlich der gemeine; Diejenigen/
so das himmel-brod assen/ sind gestorben;
Wer aber das wahrhafftige brod des Geists
isset/ wird nicht sterben. Das lebende brod/
das vom Vater gegeben ist/ ist der Sohn denen/
die ihn essen wollen. Er spricht: Das brod/
das ich geben werde/ ist mein fleisch.

Entweder das brod/ damit das fleisch durch
danck sagung ernehret wird/ oder vielmehr das
fleisch ist sein leib/ welches ist die gemeine/ das
himmel-brod eine gesegnete versammlung.
Vielleicht aber/ nachdem die auserwehlten
gleichsam aus eben demselben wesen nach deren
sache selbst gemachet sind/ und gleichsam eben
dasselbe ende erreichet haben/ werden auch die
geister ohne leib genennet/ (pneumata asomata)
nicht als hätten sie keinen leib/ dann sie ha-
ben ja eine gestalt/ sondern weil sie in verglei-
chung derer seeligen geistlichen leiber nur ein
schatte sind/ werden sie ohne leib genennet.

13. Auch sind die engel leiber/ darum wer-
den sie gesehen/ und die seele ist auch ein leib.
(Siehe hievon den vorbericht über Macarii
verteutschte homilien) darum spricht der
Apostel: Es wird zwar gesäet ein seeli-
scher leib/ aber erwecket ein geistlicher
leib.
Wie empfinden sonst die gepeinigten
seelen mit/ wenn sie keine leiber sind? Drum
sprichter: Fürchtet euch vor dem tod/ der
leib und seele in die hölle werffen kan.

Denn das sichtbare wird nicht durchs feuer ge-
reiniget/ sondern in der erden auffgelöset. Her-

gegen
A. K. H. Vierter Theil. F 2

ſo genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini.
[Spaltenumbruch] Denn er ſpricht: So es moͤglich waͤre/
auch meine auserwehlten.
Widerum
wenn er ſpricht: gehet hinaus aus dem hau-
ſe meines vaters!
ſo ſpricht er es zu den be-
ruffenen. Wiederum redet er vom beruff zu
dem/ der aus der fremde kam und ſeine guͤter
durchbracht hatte/ welchem er ein gemaͤſtet kalb
ſchlachtete. Und da der Koͤnig zu dem hoch-
zeit mal die leute von den ſtraſſen ruffete. So
ſind nun alle gleich beruffen; Denn er regnet
uͤber gerechte und ungerechte/ und laͤſſet ſeine
ſonn uͤber alle ſcheinen. Es werden aber daraus
gewehlet/ welche mehr glauben haben/ zu wel-
chen er ſagt: Meinen vater hat niemand
geſehen/ ohne nur der ſohn.
Und: Jhr
ſeyd das licht der welt.
Und: Heiliger va-
ter/ heilige ſie in deinem namen.

9. Es ſind aber weder die geiſtlichen noch
ſinnlichen dinge/ weder die zu erſterſchaffenen
Ertzengel/ auch nichter ſelbſt/ ohne geſtalt und
gewiſſe bildung und form/ ſondern er hat ſei-
ne eigene geſtalt und einen leib/ der der vortreff-
lichkeit aller geiſter aͤhnlich iſt: Gleich wie auch
die erſterſchaffnen eine gleichheit haben mit der
vortrefflichkeit ſeiner heiligen. Denn ſie haben
allerdings zwar etwas gezeugtes/ aber doch
nichts unweſentliches und keine gleiche ge-
ſtaltniß und leib mit denen leibern dieſer welt.
Denn hier ſind maͤnnlein und weiblein/ und
zwar dieſe abermal unterſchiedlich. Dort
aber hat der Eingeborne und eigentlich verſtaͤn-
dige (ἰδίως νυεϱὸς) ſeine eigene bildung und
eignes weſen im hoͤchſten grad/ und geneuſt
lauterlich und als ein herꝛ ſtets die gewalt des
vaters. Die erſchaffenen aber/ ob ſie auch an
der zahl unterſchieden ſind/ ſind einjedes an
ſich ſelbſt eingeſchraͤncket und umſchrieben:
die gleich heit aber der wercke zeiget die einigkeit/
gleichheit und aͤhnlichkeit an. Denn es wird
ihnen weder weniger noch mehr als ſieben dar-
gereichet: auch wird ihnen kein wachsthum
zugelaſſen von anfang/ weil ſie das vollkom̃ene
ſchon zugleich mit der erſten ſchoͤpffung von
Gott empfangen gehabt durch den Sohn. Und
zwar wird dieſer ein unzugaͤnglich licht ge-
nant/ als der ein- und erſtgeborne/ was kein au-
ge geſehen und kein ohr gehoͤret/ und auff kei-
nes menſchen hertz geſtiegen iſt; wird auch kei-
ner dergleichen ſeyn/ er ſey gleich ein erſterſchaf-
fener/ oder ein menſch.

10. Dieſe aber ſehen allezeit das angeſicht
des Vaters: Das angeſicht aber des Vaters
iſt der Sohn/ durch welchen der Vater offenba-
ret wird. Was nun ſiehet oder geſehen wird/
das kan weder ohne geſtalt noch ohne leib ſeyn.
Sie ſehen aber nicht mit einem ſinnlichen auge/
ſondern mit einem geiſtlichen/ wie ihnen der
Vater gegeben hat. Wenn demnach der HErꝛ
ſpricht: Verachtet nicht einen von dieſen
kleinen. Warlich/ ich ſage euch. Jhre
Engel ſehen allezeit das angeſicht des
Vaters/
ſo ſind es gleichſam als anreitzungen/
wie die auserwehlten ſeyn werden/ die einen
vollkommenen wachsthum erlanget haben.
Seelig aber ſind die reinen am hertzen/
dieweil ſie GOTT ſehen werden.

Wie ſolte aber einer/ der keine geſtalt hat/ ein
angeſicht haben? So hat nun der Apoſtel
himmliſche wolgeſtalte und geiſtliche leibe ge-
[Spaltenumbruch] ſehen. Wie haͤtte er ſonſt ihre verſchiedene
namen ausſprechen koͤnnen/ wenn ſie nicht nach
ihren geſtalten beſchrieben geweſen waͤren an
bildung und am leibe? Eine andere herrlichkeit
haben die himmliſchen/ eine andere die irꝛdi-
ſchen. Eine andere die engel/ andere die ertz-
engel: Gleichſam als wenn man eine verglei-
chung der irrdiſchen coͤrper und der ſterne mach-
te: die geiſtlichen aber und ungeformten in
vergleichung des Sohnes ſetzte.

11. Alſo iſt auch der ſohn/ wenn er mit dem
Vater verglichen wird. Und es hat zwar ein
jedes geſtliches ſeine eigene krafft und eigene
ordnung: nachdem ſie zugleich gemachet ſind
und die erſtgeſchaffenen ihre vollkommenheit
erlanget haben/ einen gemeinen und unzertheil-
ten dienſt. So ſehen nun die erſterſchaffenen ſo
wol den ſohn als ſich ſelbſt/ und was unter ihnẽ
iſt/ gleichwie auch die ertzengel die erſteꝛſchaffenē
ſehen. Der ſohn hingegen iſt der anfang der vaͤ-
terlichen beſchaulichkeit/ und heiſſet das ange-
ſicht des vaters: Die engel zwar/ ſind ein ver-
ſtaͤndliches (νοεϱὸν) feuer und verſtaͤndliche
geiſter/ ſo in ihrem weſen gereiniget ſind. Das
verſtaͤndliche licht aber iſt der groͤſte wachsthum
von dem verſtaͤndlichen feuer/ vollkommen in
der reinigung. Petrus ſpricht: Jnwelches
geluͤſtet die engel zu ſchauen.
Der ſohn
aber iſt noch viel reiner/ ein unzugaͤnglich licht/
und GOttes krafft/ und wir ſind/ wie der Apo-
ſtel ſagt/ mit einem theuren untadlichen
und unbefleckten blut erloͤſt.
Deſſen klei-
der leuchteten als ein licht/ das angeſicht aber/
wie die ſonne/ in welche man nicht leichtlich ſe-
hen kan.

12. Diß iſt das himmel-brod/ und die geiſt-
liche ſpeiſe/ ſo das leben gibt/ ſo wol nach
dem genuß als dem erkaͤntniß. Das licht der
menſchen/ nemlich der gemeine; Diejenigen/
ſo das himmel-brod aſſen/ ſind geſtorben;
Wer aber das wahrhafftige brod des Geiſts
iſſet/ wird nicht ſterben. Das lebende brod/
das vom Vater gegeben iſt/ iſt der Sohn denen/
die ihn eſſen wollen. Er ſpricht: Das brod/
das ich geben werde/ iſt mein fleiſch.

Entweder das brod/ damit das fleiſch durch
danck ſagung ernehret wird/ oder vielmehr das
fleiſch iſt ſein leib/ welches iſt die gemeine/ das
himmel-brod eine geſegnete verſammlung.
Vielleicht aber/ nachdem die auserwehlten
gleichſam aus eben demſelben weſen nach deren
ſache ſelbſt gemachet ſind/ und gleichſam eben
daſſelbe ende erreichet haben/ werden auch die
geiſter ohne leib genennet/ (πνεύματα ἀσώματα)
nicht als haͤtten ſie keinen leib/ dann ſie ha-
ben ja eine geſtalt/ ſondern weil ſie in verglei-
chung derer ſeeligen geiſtlichen leiber nur ein
ſchatte ſind/ werden ſie ohne leib genennet.

13. Auch ſind die engel leiber/ darum wer-
den ſie geſehen/ und die ſeele iſt auch ein leib.
(Siehe hievon den vorbericht uͤber Macarii
verteutſchte homilien) darum ſpricht der
Apoſtel: Es wird zwar geſaͤet ein ſeeli-
ſcher leib/ aber erwecket ein geiſtlicher
leib.
Wie empfinden ſonſt die gepeinigten
ſeelen mit/ wenn ſie keine leiber ſind? Drum
ſprichter: Fuͤrchtet euch vor dem tod/ der
leib und ſeele in die hoͤlle werffen kan.

Denn das ſichtbare wird nicht durchs feuer ge-
reiniget/ ſondern in der erden auffgeloͤſet. Her-

gegen
A. K. H. Vierter Theil. F 2
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[43/0339] ſo genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini. Denn er ſpricht: So es moͤglich waͤre/ auch meine auserwehlten. Widerum wenn er ſpricht: gehet hinaus aus dem hau- ſe meines vaters! ſo ſpricht er es zu den be- ruffenen. Wiederum redet er vom beruff zu dem/ der aus der fremde kam und ſeine guͤter durchbracht hatte/ welchem er ein gemaͤſtet kalb ſchlachtete. Und da der Koͤnig zu dem hoch- zeit mal die leute von den ſtraſſen ruffete. So ſind nun alle gleich beruffen; Denn er regnet uͤber gerechte und ungerechte/ und laͤſſet ſeine ſonn uͤber alle ſcheinen. Es werden aber daraus gewehlet/ welche mehr glauben haben/ zu wel- chen er ſagt: Meinen vater hat niemand geſehen/ ohne nur der ſohn. Und: Jhr ſeyd das licht der welt. Und: Heiliger va- ter/ heilige ſie in deinem namen. 9. Es ſind aber weder die geiſtlichen noch ſinnlichen dinge/ weder die zu erſterſchaffenen Ertzengel/ auch nichter ſelbſt/ ohne geſtalt und gewiſſe bildung und form/ ſondern er hat ſei- ne eigene geſtalt und einen leib/ der der vortreff- lichkeit aller geiſter aͤhnlich iſt: Gleich wie auch die erſterſchaffnen eine gleichheit haben mit der vortrefflichkeit ſeiner heiligen. Denn ſie haben allerdings zwar etwas gezeugtes/ aber doch nichts unweſentliches und keine gleiche ge- ſtaltniß und leib mit denen leibern dieſer welt. Denn hier ſind maͤnnlein und weiblein/ und zwar dieſe abermal unterſchiedlich. Dort aber hat der Eingeborne und eigentlich verſtaͤn- dige (ἰδίως νυεϱὸς) ſeine eigene bildung und eignes weſen im hoͤchſten grad/ und geneuſt lauterlich und als ein herꝛ ſtets die gewalt des vaters. Die erſchaffenen aber/ ob ſie auch an der zahl unterſchieden ſind/ ſind einjedes an ſich ſelbſt eingeſchraͤncket und umſchrieben: die gleich heit aber der wercke zeiget die einigkeit/ gleichheit und aͤhnlichkeit an. Denn es wird ihnen weder weniger noch mehr als ſieben dar- gereichet: auch wird ihnen kein wachsthum zugelaſſen von anfang/ weil ſie das vollkom̃ene ſchon zugleich mit der erſten ſchoͤpffung von Gott empfangen gehabt durch den Sohn. Und zwar wird dieſer ein unzugaͤnglich licht ge- nant/ als der ein- und erſtgeborne/ was kein au- ge geſehen und kein ohr gehoͤret/ und auff kei- nes menſchen hertz geſtiegen iſt; wird auch kei- ner dergleichen ſeyn/ er ſey gleich ein erſterſchaf- fener/ oder ein menſch. 10. Dieſe aber ſehen allezeit das angeſicht des Vaters: Das angeſicht aber des Vaters iſt der Sohn/ durch welchen der Vater offenba- ret wird. Was nun ſiehet oder geſehen wird/ das kan weder ohne geſtalt noch ohne leib ſeyn. Sie ſehen aber nicht mit einem ſinnlichen auge/ ſondern mit einem geiſtlichen/ wie ihnen der Vater gegeben hat. Wenn demnach der HErꝛ ſpricht: Verachtet nicht einen von dieſen kleinen. Warlich/ ich ſage euch. Jhre Engel ſehen allezeit das angeſicht des Vaters/ ſo ſind es gleichſam als anreitzungen/ wie die auserwehlten ſeyn werden/ die einen vollkommenen wachsthum erlanget haben. Seelig aber ſind die reinen am hertzen/ dieweil ſie GOTT ſehen werden. Wie ſolte aber einer/ der keine geſtalt hat/ ein angeſicht haben? So hat nun der Apoſtel himmliſche wolgeſtalte und geiſtliche leibe ge- ſehen. Wie haͤtte er ſonſt ihre verſchiedene namen ausſprechen koͤnnen/ wenn ſie nicht nach ihren geſtalten beſchrieben geweſen waͤren an bildung und am leibe? Eine andere herrlichkeit haben die himmliſchen/ eine andere die irꝛdi- ſchen. Eine andere die engel/ andere die ertz- engel: Gleichſam als wenn man eine verglei- chung der irrdiſchen coͤrper und der ſterne mach- te: die geiſtlichen aber und ungeformten in vergleichung des Sohnes ſetzte. 11. Alſo iſt auch der ſohn/ wenn er mit dem Vater verglichen wird. Und es hat zwar ein jedes geſtliches ſeine eigene krafft und eigene ordnung: nachdem ſie zugleich gemachet ſind und die erſtgeſchaffenen ihre vollkommenheit erlanget haben/ einen gemeinen und unzertheil- ten dienſt. So ſehen nun die erſterſchaffenen ſo wol den ſohn als ſich ſelbſt/ und was unter ihnẽ iſt/ gleichwie auch die ertzengel die erſteꝛſchaffenē ſehen. Der ſohn hingegen iſt der anfang der vaͤ- terlichen beſchaulichkeit/ und heiſſet das ange- ſicht des vaters: Die engel zwar/ ſind ein ver- ſtaͤndliches (νοεϱὸν) feuer und verſtaͤndliche geiſter/ ſo in ihrem weſen gereiniget ſind. Das verſtaͤndliche licht aber iſt der groͤſte wachsthum von dem verſtaͤndlichen feuer/ vollkommen in der reinigung. Petrus ſpricht: Jnwelches geluͤſtet die engel zu ſchauen. Der ſohn aber iſt noch viel reiner/ ein unzugaͤnglich licht/ und GOttes krafft/ und wir ſind/ wie der Apo- ſtel ſagt/ mit einem theuren untadlichen und unbefleckten blut erloͤſt. Deſſen klei- der leuchteten als ein licht/ das angeſicht aber/ wie die ſonne/ in welche man nicht leichtlich ſe- hen kan. 12. Diß iſt das himmel-brod/ und die geiſt- liche ſpeiſe/ ſo das leben gibt/ ſo wol nach dem genuß als dem erkaͤntniß. Das licht der menſchen/ nemlich der gemeine; Diejenigen/ ſo das himmel-brod aſſen/ ſind geſtorben; Wer aber das wahrhafftige brod des Geiſts iſſet/ wird nicht ſterben. Das lebende brod/ das vom Vater gegeben iſt/ iſt der Sohn denen/ die ihn eſſen wollen. Er ſpricht: Das brod/ das ich geben werde/ iſt mein fleiſch. Entweder das brod/ damit das fleiſch durch danck ſagung ernehret wird/ oder vielmehr das fleiſch iſt ſein leib/ welches iſt die gemeine/ das himmel-brod eine geſegnete verſammlung. Vielleicht aber/ nachdem die auserwehlten gleichſam aus eben demſelben weſen nach deren ſache ſelbſt gemachet ſind/ und gleichſam eben daſſelbe ende erreichet haben/ werden auch die geiſter ohne leib genennet/ (πνεύματα ἀσώματα) nicht als haͤtten ſie keinen leib/ dann ſie ha- ben ja eine geſtalt/ ſondern weil ſie in verglei- chung derer ſeeligen geiſtlichen leiber nur ein ſchatte ſind/ werden ſie ohne leib genennet. 13. Auch ſind die engel leiber/ darum wer- den ſie geſehen/ und die ſeele iſt auch ein leib. (Siehe hievon den vorbericht uͤber Macarii verteutſchte homilien) darum ſpricht der Apoſtel: Es wird zwar geſaͤet ein ſeeli- ſcher leib/ aber erwecket ein geiſtlicher leib. Wie empfinden ſonſt die gepeinigten ſeelen mit/ wenn ſie keine leiber ſind? Drum ſprichter: Fuͤrchtet euch vor dem tod/ der leib und ſeele in die hoͤlle werffen kan. Denn das ſichtbare wird nicht durchs feuer ge- reiniget/ ſondern in der erden auffgeloͤſet. Her- gegen A. K. H. Vierter Theil. F 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/339>, abgerufen am 28.04.2024.