Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
den/ über etliche fürnehme Handel-und
An-See-städte/ fürnemlich aber über die
stadt Bremen/ Lübeck/ Hamburg/ Ro-
stock/ Lüneburg/ Braunschweig/ Mag-
deburg und andere nahe angräntzende
mehr Darinnen gezeiget und gemel-
det wird wie trübselig es uns menschen-
kindern (durch GOttes verhängnis)
noch ergehenwird/ woferne nicht recht-
schaffene wahre reue und busse (als biß
daher leider GOtt! geschehen) erfolgen
wird; allen treuen Christlichen wahren
religions-und Augspurgischen
Confes-
sion
s-verwandten zur warnung und gu-
ternach richtung an tag gegeben.
Halle/ 4.
weiter in eben selbigem jahre: Eine Göttliche
offenbarung von der rechten prüfung
der guten und bösengeister/
und dergleichen
mehr. Und diese nebenst den übrigen in der zahl
100. sind hernach zusammen heraus gegeben
worden. Von diesen offenbarungen hat D. Fa-
bricius
in der Probatione p. 158. geurtheilet/
Urtheil
davon und
inhalt/
daß darinne keine phantastische grillen/
vielweniger teuffels-wercke stecken/ son-
dern daß sie durch den
eventum täglich
mehr bestärcket würden.
Die materie die-
ser visionen gehet auch auff den damaligen zu-
stand derer religions-partheyen/ und ihren ge-
führten krieg untereinander/ vornemlich aber
auff den künfftigen zustand der kirchen/ und die
ausbreitung und offenbarung des ewigen Evan-
gelii/ auff den untergang Babylon und die völ-
lige ausbreitung des Reichs CHristi.

von dem
ewigen
Evange-
lio.

18. Davon finden sich viele örter so wol in
Warners als Reichharts Visionen; zum exem-
pel/ wenn dieser im 5. theil num. 28. p. 59. schrei-
bet: Diß hat der Geist des HErrn gewiß
zu mir geredet/ daß das ewige Evange-
lium/ soll in der drittenzeit nach Aposto-
lischer einfältiger weise lauter und klar
geprediget werden/ und werden die von
GOtt er weckte und beruffene männer
einen anfang machen bey den Jüden zur
dritten zeit. Von der zerstörung des
Pabsthums
redet er weitläufftig p. 56. u. f. 62.
86. u. f. 101. 111. 148. und von bekehrung
der Jüden und Heiden
in der 64. Vision; und
Falsche
deutung
und appli-
cation

solcher
weissa-
gungen.
dergleichen expressiones stehen gar viel bey ihm/
welche denn theils von andern auff die aller-
nächsten jahre gedeutet/ und die zerstörung
Roms/ und derer Römisch-Catholischen Po-
tentaten alsbald gehoffet worden/ ungeacht
der Auctor selber keine gewisse zeit gesetzet//
sondern nur muthmaßlich insgemein gere-
det/ wie sonderlich aus der 4[0]. Vision
p.
79. zu sehen. Und hieran haben sich
nun unterschiedliche gestossen/ daß sie Reich-
hards aussage vor falsch gehalten. Vid. Ar-
noldus
Mengering Informator. Con-
scient. Evangel. Dominic. XXV. Trinit. p.
110. Baringius l. c. p. 83. Minister. Tri-
polit.
in der lehr-und schutz-schrifft p.
17. Stolterfot Considerat. Apologet. p.

435. Diese Scribenten mißbillichen Reich-
harts vortrag meistens deßwegen/ daß er auff
ordentliche Prediger also auffgiesse/
wie
Stoltetfot l. c. redet. Und dieses hat er eben
mit folgenden und andern worten verdienet/
wenn er zum exempel in der 73. vision von den
Ministeriis zu Lübeck/ Hamburg und Lüneburg
[Spaltenumbruch] schreibet/ daß sie zugleich mit denen Chur-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

sächsischen einmal würden gereiniget
und gefeget werden/ und also die hohen/
übermütigen/ auffgeblasenen gestraf-
Klagen
über die
Prediger/

fet und gleichsam retormiret, welche mehr
auff menschen-satzungen traueten und
ihren eigenen nutz suchten als GOttes
amt und ehre.

19. Jngleichen in der ersten vision über die
An-see-städte: Etliche Priester selbst sa-und ihre
angemaste
unbetrieg-
lichkeit.

gen: Trotz einem/ der unssoll meistern etc.
Nun harre nur ein wenig/ es wird wol
einer kommen/ der sie meistern wird/ und
wenn sie gleich in festen städten sitzen/
sollen sie doch nicht verschonet werden.
Ach wie übel wirds den frechen Priestern
noch ergehen/ welche ihre schäflein nicht
treulich weiden.
Und ferner in der vision
von prüffung der geister: Wenn ein Predi-
ger gutes prediget/ und ist selbsten ein
grund-bube und machet sich selbst ver-
werfflich/ der ärgert nicht menschen al-
lein/ sondern ist auch ärgerlich für Gott/
und ein greuel für CHristo; und fürs an-
deresündigeter auch wider den H. Geist.
---- Es ist nicht gnug/ daß die jetzigen
Prediger aufftreten und sagen:
Hier
sind die propheten/ die solt ihr hören; aber ich
sage euch/ ihr menschen-kinder/ daß die
Propheten/ die auf sich selbst weisen und
sagen:
Hier sind wir Propheten/ nicht seynd
die rechten/ sondern die falschen Prophe-
ten; das ist/ die die Propheten zwar lesen/
und halten sie selber nicht; denn sie sind
gleich den Pharisäern/ die den leuten
schwere lasten aufflegen/ aber sie ge-
dencken dieselbigen selber nicht mit ei-
nem finger anzurühren/ darum an ihren
früchten solt ihr sie erkennen/ welches
die guten und rechtmäßigen Propheten
seyn; das ist/ welche ihren recht mäßi-
gen beruff haben. Denn der beruff von
menschen ist gar gering zu achten/ ohne
wirckung GOttes des H. Geistes. Der
beruff aber/ der von GOtt kömmt/ der
weiset sich viel anders aus. Jedoch sind
die mittel/ die von GOtt bey den men-
schen geordnet seyn/ nicht zuverworffen/
wenn sie nur rechtmäßig gebraucht wer-
den. Aber die menschen sind verführet
durch des teuffels betrug/ und wird nicht
ehe besser bey Priestern und Leviten/ ja
auch bey dem gemeinen mann/ es komme
denn eine trockene sündflut/ und solche
straffen/ damit sie vertilget und ausge-
rottet werden/ und sie kein volck mehr
seyn/ spricht der geist des HErrn.
Unge-
achtet aber dieser und dergleichen scharffen
expressionen findet man doch nicht/ daß
diesem Reichhart oder denen andern beschrie-
benen personen entweder durch harte gefängniß
oder sonst ein hartes tractament das maul sey
gestopffet worden/ wie zu anderer zeit wol gegen
solche leute bißweilen geschehen ist. Vielmehr
gebens die historien/ daß nicht wenig verstän-
dige/ und auch wol Hohe personen etwas bessers
und höheres bey solchen begebenheiten erkant/
als etwa gemeiniglich die Clerisey. Denn diese hat
sich immer als ordentliche Propheten auffge-
führet/ und also die ausserordentlichen um ihres

Interesse

auſſerordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
den/ uͤber etliche fuͤrnehme Handel-und
An-See-ſtaͤdte/ fuͤrnemlich aber uͤber die
ſtadt Bremen/ Luͤbeck/ Hamburg/ Ro-
ſtock/ Luͤneburg/ Braunſchweig/ Mag-
deburg und andere nahe angraͤntzende
mehr Darinnen gezeiget und gemel-
det wird wie truͤbſelig es uns menſchen-
kindern (durch GOttes verhaͤngnis)
noch ergehenwird/ woferne nicht recht-
ſchaffene wahre reue und buſſe (als biß
daher leider GOtt! geſchehen) erfolgen
wird; allen treuen Chriſtlichen wahren
religions-und Augſpurgiſchen
Confeſ-
ſion
s-verwandten zur warnung und gu-
teꝛnach richtung an tag gegeben.
Halle/ 4.
weiter in eben ſelbigem jahre: Eine Goͤttliche
offenbarung von der rechten pruͤfung
der guten und boͤſengeiſter/
und dergleichen
mehr. Und dieſe nebenſt den uͤbrigen in der zahl
100. ſind hernach zuſammen heraus gegeben
worden. Von dieſen offenbarungen hat D. Fa-
bricius
in der Probatione p. 158. geurtheilet/
Urtheil
davon und
inhalt/
daß darinne keine phantaſtiſche grillen/
vielweniger teuffels-wercke ſtecken/ ſon-
dern daß ſie durch den
eventum taͤglich
mehr beſtaͤrcket wuͤrden.
Die materie die-
ſer viſionen gehet auch auff den damaligen zu-
ſtand derer religions-partheyen/ und ihren ge-
fuͤhrten krieg untereinander/ vornemlich aber
auff den kuͤnfftigen zuſtand der kirchen/ und die
ausbreitung und offenbarung des ewigen Evan-
gelii/ auff den untergang Babylon und die voͤl-
lige ausbreitung des Reichs CHriſti.

von dem
ewigen
Evange-
lio.

18. Davon finden ſich viele oͤrter ſo wol in
Warners als Reichharts Viſionen; zum exem-
pel/ wenn dieſer im 5. theil num. 28. p. 59. ſchrei-
bet: Diß hat der Geiſt des HErꝛn gewiß
zu mir geredet/ daß das ewige Evange-
lium/ ſoll in der drittenzeit nach Apoſto-
liſcher einfaͤltiger weiſe lauter und klar
geprediget werden/ und werden die von
GOtt er weckte und beruffene maͤnner
einen anfang machen bey den Juͤden zur
dritten zeit. Von der zerſtoͤrung des
Pabſthums
redet er weitlaͤufftig p. 56. u. f. 62.
86. u. f. 101. 111. 148. und von bekehrung
der Juͤden und Heiden
in der 64. Viſion; und
Falſche
deutung
und appli-
cation

ſolcher
weiſſa-
gungen.
dergleichen expreſſiones ſtehen gar viel bey ihm/
welche denn theils von andern auff die aller-
naͤchſten jahre gedeutet/ und die zerſtoͤrung
Roms/ und derer Roͤmiſch-Catholiſchen Po-
tentaten alsbald gehoffet worden/ ungeacht
der Auctor ſelber keine gewiſſe zeit geſetzet//
ſondern nur muthmaßlich insgemein gere-
det/ wie ſonderlich aus der 4[0]. Viſion
p.
79. zu ſehen. Und hieran haben ſich
nun unterſchiedliche geſtoſſen/ daß ſie Reich-
hards auſſage vor falſch gehalten. Vid. Ar-
noldus
Mengering Informator. Con-
ſcient. Evangel. Dominic. XXV. Trinit. p.
110. Baringius l. c. p. 83. Miniſter. Tri-
polit.
in der lehr-und ſchutz-ſchrifft p.
17. Stolterfot Conſiderat. Apologet. p.

435. Dieſe Scribenten mißbillichen Reich-
harts vortrag meiſtens deßwegen/ daß er auff
ordentliche Prediger alſo auffgieſſe/
wie
Stoltetfot l. c. redet. Und dieſes hat er eben
mit folgenden und andern worten verdienet/
wenn er zum exempel in der 73. viſion von den
Miniſteriis zu Luͤbeck/ Hamburg und Luͤneburg
[Spaltenumbruch] ſchreibet/ daß ſie zugleich mit denen Chur-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ſaͤchſiſchen einmal wuͤrden gereiniget
und gefeget werden/ und alſo die hohen/
uͤbermuͤtigen/ auffgeblaſenen geſtraf-
Klagen
uͤber die
Prediger/

fet und gleichſam retormiret, welche mehr
auff menſchen-ſatzungen traueten und
ihren eigenen nutz ſuchten als GOttes
amt und ehre.

19. Jngleichen in der erſten viſion uͤber die
An-ſee-ſtaͤdte: Etliche Prieſter ſelbſt ſa-und ihre
angemaſte
unbetrieg-
lichkeit.

gen: Trotz einem/ der unsſoll meiſtern ꝛc.
Nun harre nur ein wenig/ es wird wol
einer kommen/ der ſie meiſtern wird/ und
wenn ſie gleich in feſten ſtaͤdten ſitzen/
ſollen ſie doch nicht verſchonet werden.
Ach wie uͤbel wirds den fꝛechen Prieſteꝛn
noch ergehen/ welche ihre ſchaͤflein nicht
treulich weiden.
Und ferner in der viſion
von pruͤffung der geiſter: Wenn ein Predi-
ger gutes prediget/ und iſt ſelbſten ein
grund-bube und machet ſich ſelbſt ver-
werfflich/ der aͤrgert nicht menſchen al-
lein/ ſondern iſt auch aͤrgerlich fuͤr Gott/
und ein greuel fuͤr CHriſto; und fuͤrs an-
dereſuͤndigeter auch wider den H. Geiſt.
—— Es iſt nicht gnug/ daß die jetzigen
Prediger aufftreten und ſagen:
Hier
ſind die propheten/ die ſolt ihr hoͤren; aber ich
ſage euch/ ihr menſchen-kinder/ daß die
Propheten/ die auf ſich ſelbſt weiſen und
ſagen:
Hier ſind wir Propheten/ nicht ſeynd
die rechten/ ſondern die falſchen Prophe-
ten; das iſt/ die die Propheten zwaꝛ leſen/
und halten ſie ſelber nicht; denn ſie ſind
gleich den Phariſaͤern/ die den leuten
ſchwere laſten aufflegen/ aber ſie ge-
dencken dieſelbigen ſelber nicht mit ei-
nem finger anzuruͤhren/ darum an ihren
fruͤchten ſolt ihr ſie erkennen/ welches
die guten und rechtmaͤßigen Propheten
ſeyn; das iſt/ welche ihren recht maͤßi-
gen beruff haben. Denn der beruff von
menſchen iſt gar gering zu achten/ ohne
wirckung GOttes des H. Geiſtes. Der
beruff aber/ der von GOtt koͤmmt/ der
weiſet ſich viel anders aus. Jedoch ſind
die mittel/ die von GOtt bey den men-
ſchen geordnet ſeyn/ nicht zuverworffen/
wenn ſie nur rechtmaͤßig gebraucht wer-
den. Aber die menſchen ſind verfuͤhret
durch des teuffels betꝛug/ und wiꝛd nicht
ehe beſſer bey Prieſtern und Leviten/ ja
auch bey dem gemeinen mann/ es komme
denn eine trockene ſuͤndflut/ und ſolche
ſtraffen/ damit ſie vertilget und ausge-
rottet werden/ und ſie kein volck mehr
ſeyn/ ſpricht der geiſt des HErrn.
Unge-
achtet aber dieſer und dergleichen ſcharffen
expreſſionen findet man doch nicht/ daß
dieſem Reichhart oder denen andern beſchrie-
benen perſonen entweder durch harte gefaͤngniß
oder ſonſt ein hartes tractament das maul ſey
geſtopffet worden/ wie zu anderer zeit wol gegen
ſolche leute bißweilen geſchehen iſt. Vielmehr
gebens die hiſtorien/ daß nicht wenig verſtaͤn-
dige/ und auch wol Hohe perſonen etwas beſſers
und hoͤheres bey ſolchen begebenheiten erkant/
als etwa gemeiniglich die Cleriſey. Deñ dieſe hat
ſich immer als ordentliche Propheten auffge-
fuͤhret/ und alſo die auſſerordentlichen um ihres

Intereſſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" n="231"/><fw place="top" type="header">au&#x017F;&#x017F;erordentlichen dingen von <hi rendition="#aq">anno</hi> 1630. biß 1640.</fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><hi rendition="#fr">den/ u&#x0364;ber etliche fu&#x0364;rnehme Handel-und<lb/>
An-See-&#x017F;ta&#x0364;dte/ fu&#x0364;rnemlich aber u&#x0364;ber die<lb/>
&#x017F;tadt Bremen/ Lu&#x0364;beck/ Hamburg/ Ro-<lb/>
&#x017F;tock/ Lu&#x0364;neburg/ Braun&#x017F;chweig/ Mag-<lb/>
deburg und andere nahe angra&#x0364;ntzende<lb/>
mehr Darinnen gezeiget und gemel-<lb/>
det wird wie tru&#x0364;b&#x017F;elig es uns men&#x017F;chen-<lb/>
kindern (durch GOttes verha&#x0364;ngnis)<lb/>
noch ergehenwird/ woferne nicht recht-<lb/>
&#x017F;chaffene wahre reue und bu&#x017F;&#x017F;e (als biß<lb/>
daher leider GOtt! ge&#x017F;chehen) erfolgen<lb/>
wird; allen treuen Chri&#x017F;tlichen wahren<lb/>
religions-und Aug&#x017F;purgi&#x017F;chen</hi><hi rendition="#aq">Confe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ion</hi><hi rendition="#fr">s-verwandten zur warnung und gu-<lb/>
te&#xA75B;nach richtung an tag gegeben.</hi> Halle/ 4.<lb/>
weiter in eben &#x017F;elbigem jahre: <hi rendition="#fr">Eine Go&#x0364;ttliche<lb/>
offenbarung von der rechten pru&#x0364;fung<lb/>
der guten und bo&#x0364;&#x017F;engei&#x017F;ter/</hi> und dergleichen<lb/>
mehr. Und die&#x017F;e neben&#x017F;t den u&#x0364;brigen in der zahl<lb/>
100. &#x017F;ind hernach zu&#x017F;ammen heraus gegeben<lb/>
worden. Von die&#x017F;en offenbarungen hat <hi rendition="#aq">D. Fa-<lb/>
bricius</hi> in der <hi rendition="#aq">Probatione p.</hi> 158. geurtheilet/<lb/><note place="left">Urtheil<lb/>
davon und<lb/>
inhalt/</note><hi rendition="#fr">daß darinne keine phanta&#x017F;ti&#x017F;che grillen/<lb/>
vielweniger teuffels-wercke &#x017F;tecken/ &#x017F;on-<lb/>
dern daß &#x017F;ie durch den</hi> <hi rendition="#aq">eventum</hi> <hi rendition="#fr">ta&#x0364;glich<lb/>
mehr be&#x017F;ta&#x0364;rcket wu&#x0364;rden.</hi> Die <hi rendition="#aq">materi</hi>e die-<lb/>
&#x017F;er <hi rendition="#aq">vi&#x017F;ion</hi>en gehet auch auff den damaligen zu-<lb/>
&#x017F;tand derer religions-partheyen/ und ihren ge-<lb/>
fu&#x0364;hrten krieg untereinander/ vornemlich aber<lb/>
auff den ku&#x0364;nfftigen zu&#x017F;tand der kirchen/ und die<lb/>
ausbreitung und offenbarung des ewigen Evan-<lb/>
gelii/ auff den untergang Babylon und die vo&#x0364;l-<lb/>
lige ausbreitung des Reichs CHri&#x017F;ti.</p><lb/>
          <note place="left">von dem<lb/>
ewigen<lb/>
Evange-<lb/>
lio.</note>
          <p>18. Davon finden &#x017F;ich viele o&#x0364;rter &#x017F;o wol in<lb/>
Warners als Reichharts <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ion</hi>en; zum exem-<lb/>
pel/ wenn die&#x017F;er im 5. theil <hi rendition="#aq">num. 28. p.</hi> 59. &#x017F;chrei-<lb/>
bet: <hi rendition="#fr">Diß hat der Gei&#x017F;t des HEr&#xA75B;n gewiß<lb/>
zu mir geredet/ daß das ewige Evange-<lb/>
lium/ &#x017F;oll in der drittenzeit nach Apo&#x017F;to-<lb/>
li&#x017F;cher einfa&#x0364;ltiger wei&#x017F;e lauter und klar<lb/>
geprediget werden/ und werden die von<lb/>
GOtt er weckte und beruffene ma&#x0364;nner<lb/>
einen anfang machen bey den Ju&#x0364;den zur<lb/>
dritten zeit. Von der zer&#x017F;to&#x0364;rung des<lb/>
Pab&#x017F;thums</hi> redet er weitla&#x0364;ufftig <hi rendition="#aq">p.</hi> 56. u. f. 62.<lb/>
86. u. f. 101. 111. 148. und von <hi rendition="#fr">bekehrung<lb/>
der Ju&#x0364;den und Heiden</hi> in der 64. <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ion;</hi> und<lb/><note place="left">Fal&#x017F;che<lb/>
deutung<lb/>
und <hi rendition="#aq">appli-<lb/>
cation</hi><lb/>
&#x017F;olcher<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
gungen.</note>dergleichen <hi rendition="#aq">expre&#x017F;&#x017F;iones</hi> &#x017F;tehen gar viel bey ihm/<lb/>
welche denn theils von andern auff die aller-<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten jahre gedeutet/ und die zer&#x017F;to&#x0364;rung<lb/>
Roms/ und derer Ro&#x0364;mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;chen Po-<lb/>
tentaten alsbald gehoffet worden/ ungeacht<lb/>
der <hi rendition="#aq">Auctor</hi> &#x017F;elber keine gewi&#x017F;&#x017F;e zeit ge&#x017F;etzet//<lb/>
&#x017F;ondern nur muthmaßlich insgemein gere-<lb/>
det/ wie &#x017F;onderlich aus der 4<supplied>0</supplied>. <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ion<lb/>
p.</hi> 79. zu &#x017F;ehen. Und hieran haben &#x017F;ich<lb/>
nun unter&#x017F;chiedliche ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie Reich-<lb/>
hards au&#x017F;&#x017F;age vor fal&#x017F;ch gehalten. <hi rendition="#aq">Vid. Ar-<lb/>
noldus</hi> <hi rendition="#fr">Mengering</hi> <hi rendition="#aq">Informator. Con-<lb/>
&#x017F;cient. Evangel. Dominic. XXV. Trinit. p.<lb/>
110. Baringius l. c. p. 83. Mini&#x017F;ter. Tri-<lb/>
polit.</hi> in der lehr-und &#x017F;chutz-&#x017F;chrifft <hi rendition="#aq">p.<lb/>
17. Stolterfot Con&#x017F;iderat. Apologet. p.</hi><lb/>
435. Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Scribent</hi>en mißbillichen Reich-<lb/>
harts vortrag mei&#x017F;tens deßwegen/ <hi rendition="#fr">daß er auff<lb/>
ordentliche Prediger al&#x017F;o auffgie&#x017F;&#x017F;e/</hi> wie<lb/><hi rendition="#aq">Stoltetfot l. c.</hi> redet. Und die&#x017F;es hat er eben<lb/>
mit folgenden und andern worten verdienet/<lb/>
wenn er zum exempel in der 73. <hi rendition="#aq">vi&#x017F;ion</hi> von den<lb/><hi rendition="#aq">Mini&#x017F;teriis</hi> zu Lu&#x0364;beck/ Hamburg und Lu&#x0364;neburg<lb/><cb/>
&#x017F;chreibet/ <hi rendition="#fr">daß &#x017F;ie zugleich mit denen Chur-</hi><note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen einmal wu&#x0364;rden gereiniget<lb/>
und gefeget werden/ und al&#x017F;o die hohen/<lb/>
u&#x0364;bermu&#x0364;tigen/ auffgebla&#x017F;enen ge&#x017F;traf-</hi><note place="right">Klagen<lb/>
u&#x0364;ber die<lb/>
Prediger/</note><lb/><hi rendition="#fr">fet und gleich&#x017F;am</hi> <hi rendition="#aq">retormiret,</hi> <hi rendition="#fr">welche mehr<lb/>
auff men&#x017F;chen-&#x017F;atzungen traueten und<lb/>
ihren eigenen nutz &#x017F;uchten als GOttes<lb/>
amt und ehre.</hi></p><lb/>
          <p>19. Jngleichen in der er&#x017F;ten <hi rendition="#aq">vi&#x017F;ion</hi> u&#x0364;ber die<lb/>
An-&#x017F;ee-&#x017F;ta&#x0364;dte: <hi rendition="#fr">Etliche Prie&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;a-</hi><note place="right">und ihre<lb/>
angema&#x017F;te<lb/>
unbetrieg-<lb/>
lichkeit.</note><lb/><hi rendition="#fr">gen: Trotz einem/ der uns&#x017F;oll mei&#x017F;tern &#xA75B;c.<lb/>
Nun harre nur ein wenig/ es wird wol<lb/>
einer kommen/ der &#x017F;ie mei&#x017F;tern wird/ und<lb/>
wenn &#x017F;ie gleich in fe&#x017F;ten &#x017F;ta&#x0364;dten &#x017F;itzen/<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ie doch nicht ver&#x017F;chonet werden.<lb/>
Ach wie u&#x0364;bel wirds den f&#xA75B;echen Prie&#x017F;te&#xA75B;n<lb/>
noch ergehen/ welche ihre &#x017F;cha&#x0364;flein nicht<lb/>
treulich weiden.</hi> Und ferner in der <hi rendition="#aq">vi&#x017F;ion</hi><lb/>
von pru&#x0364;ffung der gei&#x017F;ter: <hi rendition="#fr">Wenn ein Predi-<lb/>
ger gutes prediget/ und i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;ten ein<lb/>
grund-bube und machet &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
werfflich/ der a&#x0364;rgert nicht men&#x017F;chen al-<lb/>
lein/ &#x017F;ondern i&#x017F;t auch a&#x0364;rgerlich fu&#x0364;r Gott/<lb/>
und ein greuel fu&#x0364;r CHri&#x017F;to; und fu&#x0364;rs an-<lb/>
dere&#x017F;u&#x0364;ndigeter auch wider den H. Gei&#x017F;t.<lb/>
&#x2014;&#x2014; Es i&#x017F;t nicht gnug/ daß die jetzigen<lb/>
Prediger aufftreten und &#x017F;agen:</hi> Hier<lb/>
&#x017F;ind die propheten/ die &#x017F;olt ihr ho&#x0364;ren; <hi rendition="#fr">aber ich<lb/>
&#x017F;age euch/ ihr men&#x017F;chen-kinder/ daß die<lb/>
Propheten/ die auf &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t wei&#x017F;en und<lb/>
&#x017F;agen:</hi> Hier &#x017F;ind wir Propheten/ <hi rendition="#fr">nicht &#x017F;eynd<lb/>
die rechten/ &#x017F;ondern die fal&#x017F;chen Prophe-<lb/>
ten; das i&#x017F;t/ die die Propheten zwa&#xA75B; le&#x017F;en/<lb/>
und halten &#x017F;ie &#x017F;elber nicht; denn &#x017F;ie &#x017F;ind<lb/>
gleich den Phari&#x017F;a&#x0364;ern/ die den leuten<lb/>
&#x017F;chwere la&#x017F;ten aufflegen/ aber &#x017F;ie ge-<lb/>
dencken die&#x017F;elbigen &#x017F;elber nicht mit ei-<lb/>
nem finger anzuru&#x0364;hren/ darum an ihren<lb/>
fru&#x0364;chten &#x017F;olt ihr &#x017F;ie erkennen/ welches<lb/>
die guten und rechtma&#x0364;ßigen Propheten<lb/>
&#x017F;eyn; das i&#x017F;t/ welche ihren recht ma&#x0364;ßi-<lb/>
gen beruff haben. Denn der beruff von<lb/>
men&#x017F;chen i&#x017F;t gar gering zu achten/ ohne<lb/>
wirckung GOttes des H. Gei&#x017F;tes. Der<lb/>
beruff aber/ der von GOtt ko&#x0364;mmt/ der<lb/>
wei&#x017F;et &#x017F;ich viel anders aus. Jedoch &#x017F;ind<lb/>
die mittel/ die von GOtt bey den men-<lb/>
&#x017F;chen geordnet &#x017F;eyn/ nicht zuverworffen/<lb/>
wenn &#x017F;ie nur rechtma&#x0364;ßig gebraucht wer-<lb/>
den. Aber die men&#x017F;chen &#x017F;ind verfu&#x0364;hret<lb/>
durch des teuffels bet&#xA75B;ug/ und wi&#xA75B;d nicht<lb/>
ehe be&#x017F;&#x017F;er bey Prie&#x017F;tern und Leviten/ ja<lb/>
auch bey dem gemeinen mann/ es komme<lb/>
denn eine trockene &#x017F;u&#x0364;ndflut/ und &#x017F;olche<lb/>
&#x017F;traffen/ damit &#x017F;ie vertilget und ausge-<lb/>
rottet werden/ und &#x017F;ie kein volck mehr<lb/>
&#x017F;eyn/ &#x017F;pricht der gei&#x017F;t des HErrn.</hi> Unge-<lb/>
achtet aber die&#x017F;er und dergleichen &#x017F;charffen<lb/><hi rendition="#aq">expre&#x017F;&#x017F;ion</hi>en findet man doch nicht/ daß<lb/>
die&#x017F;em Reichhart oder denen andern be&#x017F;chrie-<lb/>
benen per&#x017F;onen entweder durch harte gefa&#x0364;ngniß<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;t ein hartes <hi rendition="#aq">tractament</hi> das maul &#x017F;ey<lb/>
ge&#x017F;topffet worden/ wie zu anderer zeit wol gegen<lb/>
&#x017F;olche leute bißweilen ge&#x017F;chehen i&#x017F;t. Vielmehr<lb/>
gebens die hi&#x017F;torien/ daß nicht wenig ver&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dige/ und auch wol Hohe per&#x017F;onen etwas be&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
und ho&#x0364;heres bey &#x017F;olchen begebenheiten erkant/<lb/>
als etwa gemeiniglich die Cleri&#x017F;ey. Den&#x0303; die&#x017F;e hat<lb/>
&#x017F;ich immer als ordentliche Propheten auffge-<lb/>
fu&#x0364;hret/ und al&#x017F;o die au&#x017F;&#x017F;erordentlichen um ihres<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0243] auſſerordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. den/ uͤber etliche fuͤrnehme Handel-und An-See-ſtaͤdte/ fuͤrnemlich aber uͤber die ſtadt Bremen/ Luͤbeck/ Hamburg/ Ro- ſtock/ Luͤneburg/ Braunſchweig/ Mag- deburg und andere nahe angraͤntzende mehr Darinnen gezeiget und gemel- det wird wie truͤbſelig es uns menſchen- kindern (durch GOttes verhaͤngnis) noch ergehenwird/ woferne nicht recht- ſchaffene wahre reue und buſſe (als biß daher leider GOtt! geſchehen) erfolgen wird; allen treuen Chriſtlichen wahren religions-und Augſpurgiſchen Confeſ- ſions-verwandten zur warnung und gu- teꝛnach richtung an tag gegeben. Halle/ 4. weiter in eben ſelbigem jahre: Eine Goͤttliche offenbarung von der rechten pruͤfung der guten und boͤſengeiſter/ und dergleichen mehr. Und dieſe nebenſt den uͤbrigen in der zahl 100. ſind hernach zuſammen heraus gegeben worden. Von dieſen offenbarungen hat D. Fa- bricius in der Probatione p. 158. geurtheilet/ daß darinne keine phantaſtiſche grillen/ vielweniger teuffels-wercke ſtecken/ ſon- dern daß ſie durch den eventum taͤglich mehr beſtaͤrcket wuͤrden. Die materie die- ſer viſionen gehet auch auff den damaligen zu- ſtand derer religions-partheyen/ und ihren ge- fuͤhrten krieg untereinander/ vornemlich aber auff den kuͤnfftigen zuſtand der kirchen/ und die ausbreitung und offenbarung des ewigen Evan- gelii/ auff den untergang Babylon und die voͤl- lige ausbreitung des Reichs CHriſti. Jahr MDC. biß MDCC. Urtheil davon und inhalt/ 18. Davon finden ſich viele oͤrter ſo wol in Warners als Reichharts Viſionen; zum exem- pel/ wenn dieſer im 5. theil num. 28. p. 59. ſchrei- bet: Diß hat der Geiſt des HErꝛn gewiß zu mir geredet/ daß das ewige Evange- lium/ ſoll in der drittenzeit nach Apoſto- liſcher einfaͤltiger weiſe lauter und klar geprediget werden/ und werden die von GOtt er weckte und beruffene maͤnner einen anfang machen bey den Juͤden zur dritten zeit. Von der zerſtoͤrung des Pabſthums redet er weitlaͤufftig p. 56. u. f. 62. 86. u. f. 101. 111. 148. und von bekehrung der Juͤden und Heiden in der 64. Viſion; und dergleichen expreſſiones ſtehen gar viel bey ihm/ welche denn theils von andern auff die aller- naͤchſten jahre gedeutet/ und die zerſtoͤrung Roms/ und derer Roͤmiſch-Catholiſchen Po- tentaten alsbald gehoffet worden/ ungeacht der Auctor ſelber keine gewiſſe zeit geſetzet// ſondern nur muthmaßlich insgemein gere- det/ wie ſonderlich aus der 40. Viſion p. 79. zu ſehen. Und hieran haben ſich nun unterſchiedliche geſtoſſen/ daß ſie Reich- hards auſſage vor falſch gehalten. Vid. Ar- noldus Mengering Informator. Con- ſcient. Evangel. Dominic. XXV. Trinit. p. 110. Baringius l. c. p. 83. Miniſter. Tri- polit. in der lehr-und ſchutz-ſchrifft p. 17. Stolterfot Conſiderat. Apologet. p. 435. Dieſe Scribenten mißbillichen Reich- harts vortrag meiſtens deßwegen/ daß er auff ordentliche Prediger alſo auffgieſſe/ wie Stoltetfot l. c. redet. Und dieſes hat er eben mit folgenden und andern worten verdienet/ wenn er zum exempel in der 73. viſion von den Miniſteriis zu Luͤbeck/ Hamburg und Luͤneburg ſchreibet/ daß ſie zugleich mit denen Chur- ſaͤchſiſchen einmal wuͤrden gereiniget und gefeget werden/ und alſo die hohen/ uͤbermuͤtigen/ auffgeblaſenen geſtraf- fet und gleichſam retormiret, welche mehr auff menſchen-ſatzungen traueten und ihren eigenen nutz ſuchten als GOttes amt und ehre. Falſche deutung und appli- cation ſolcher weiſſa- gungen. Jahr MDC. biß MDCC. Klagen uͤber die Prediger/ 19. Jngleichen in der erſten viſion uͤber die An-ſee-ſtaͤdte: Etliche Prieſter ſelbſt ſa- gen: Trotz einem/ der unsſoll meiſtern ꝛc. Nun harre nur ein wenig/ es wird wol einer kommen/ der ſie meiſtern wird/ und wenn ſie gleich in feſten ſtaͤdten ſitzen/ ſollen ſie doch nicht verſchonet werden. Ach wie uͤbel wirds den fꝛechen Prieſteꝛn noch ergehen/ welche ihre ſchaͤflein nicht treulich weiden. Und ferner in der viſion von pruͤffung der geiſter: Wenn ein Predi- ger gutes prediget/ und iſt ſelbſten ein grund-bube und machet ſich ſelbſt ver- werfflich/ der aͤrgert nicht menſchen al- lein/ ſondern iſt auch aͤrgerlich fuͤr Gott/ und ein greuel fuͤr CHriſto; und fuͤrs an- dereſuͤndigeter auch wider den H. Geiſt. —— Es iſt nicht gnug/ daß die jetzigen Prediger aufftreten und ſagen: Hier ſind die propheten/ die ſolt ihr hoͤren; aber ich ſage euch/ ihr menſchen-kinder/ daß die Propheten/ die auf ſich ſelbſt weiſen und ſagen: Hier ſind wir Propheten/ nicht ſeynd die rechten/ ſondern die falſchen Prophe- ten; das iſt/ die die Propheten zwaꝛ leſen/ und halten ſie ſelber nicht; denn ſie ſind gleich den Phariſaͤern/ die den leuten ſchwere laſten aufflegen/ aber ſie ge- dencken dieſelbigen ſelber nicht mit ei- nem finger anzuruͤhren/ darum an ihren fruͤchten ſolt ihr ſie erkennen/ welches die guten und rechtmaͤßigen Propheten ſeyn; das iſt/ welche ihren recht maͤßi- gen beruff haben. Denn der beruff von menſchen iſt gar gering zu achten/ ohne wirckung GOttes des H. Geiſtes. Der beruff aber/ der von GOtt koͤmmt/ der weiſet ſich viel anders aus. Jedoch ſind die mittel/ die von GOtt bey den men- ſchen geordnet ſeyn/ nicht zuverworffen/ wenn ſie nur rechtmaͤßig gebraucht wer- den. Aber die menſchen ſind verfuͤhret durch des teuffels betꝛug/ und wiꝛd nicht ehe beſſer bey Prieſtern und Leviten/ ja auch bey dem gemeinen mann/ es komme denn eine trockene ſuͤndflut/ und ſolche ſtraffen/ damit ſie vertilget und ausge- rottet werden/ und ſie kein volck mehr ſeyn/ ſpricht der geiſt des HErrn. Unge- achtet aber dieſer und dergleichen ſcharffen expreſſionen findet man doch nicht/ daß dieſem Reichhart oder denen andern beſchrie- benen perſonen entweder durch harte gefaͤngniß oder ſonſt ein hartes tractament das maul ſey geſtopffet worden/ wie zu anderer zeit wol gegen ſolche leute bißweilen geſchehen iſt. Vielmehr gebens die hiſtorien/ daß nicht wenig verſtaͤn- dige/ und auch wol Hohe perſonen etwas beſſers und hoͤheres bey ſolchen begebenheiten erkant/ als etwa gemeiniglich die Cleriſey. Deñ dieſe hat ſich immer als ordentliche Propheten auffge- fuͤhret/ und alſo die auſſerordentlichen um ihres Intereſſe und ihre angemaſte unbetrieg- lichkeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/243
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/243>, abgerufen am 06.05.2024.