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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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des 17. seculi biß auff das jahr 1620.
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"mit grossen schmertzen gesuchet/ und als ihm
"der mann vor angst wollen ein leid thun/ oben
"auff der rinnen zwischen ihrem und des nach-
"bars hause funden worden/ also daß sie die
"beine hinab in garten gehangen/ und das be-
"kante gesetzlein gesungen hat: tod/ sünde/
"teuffel/ leben und gnad etc.
Sie ist auch
"sonst des morgens um 3. uhr vorm fenster/ auf
"einem steine/ auch zu mittage aufm ofen funden
"worden/ und haben ihre convulsiones/ werf-
"fen und auffsteigen mit gewalt überhand ge-
"nommen; wie denn allezeit/ wenn ihre kranck-
"heit wieder kommt/ und auch diß mal nicht oh-
"ne thränen und mitleiden anzusehen gewesen
"ist/ da sie mit dem kopff bald auff bald nieder
"schlägt/ bald an allen gliedmassen zittert/
"bald wie ein wurm sich wunderlich krüm-
"met/ der leib denn wie eine baucke auffläufft/
"und wenn es am hefftigsten wird/ fähet sie an
"in die lufft zusteigen/ da man sie nicht wol an-
"greiffen/ denn nur mit grosser mühe und tü-
"chern fassen darff. Sobald die widersacher
"die versöhnung bey ihr gesucht/ ist sie in beysein
"der beyden Diaconen Caspar Dachselns und
"Tobias Walburgens/ die es auch beyde jetzo
"vor uns ausgesagt/ urplötzlich im bette mit
"dem gantzen leibe/ haupt/ und füssen
"bey dritthalb ellen hoch auffgehoben
"worden/ daß sie nirgends angerühret/
"und also frey geschwebet/
daß es das an-
"sehen/ als wolte sie zum fenster hinaus fahren.
"Darauff sie gedachter Tobias Walburger
"umfangen/ und mit den anwesenden zu Gott
"geschrieen und gebetet/ und sie also wiederge-
"bracht.

11. "Hierauff haben sich ihre widersacher
"mit ihr versöhnet/ sie auch nach geschehener
"beichte das H. Abendmahl empfange/ und hat
"der böse geist von ihr müssen weichen/ hatte
"auch/ wie sie offt vermeldet/ keine anfechtung
"biß auff diesen tag von ihm. Der glantz
"aber erscheinet ihr allezeit/ und gar oft/
"doch sonst nicht/
denn wenn sie wieder in ih-
"re kranckheit/ convulsiones und werffen käme/
"und tröste sie etc. Jm anfange ist ihr mann
"(der sonst ein einfältiger frommer mann ist)
"beredet worden/ als stellete sie sich nur also/ er
"solte einen knüttel nehmen und die boßheit her-
"aus schlagen/ so würde sie es wol einstellen;
"ist darnach mit einem steckemhinein kommen/
"von ihr aber verwarnet worden/ würde er sie
"schlagen/ so würde es ihm nicht wol gehen.
"Doch gleichwol hater auffgehoben/ als wol-
"te er sie schlagen/ alsbald ist es ihm in den
"arm kommen/ daß er den stecken fallen
"lassenetc.
So hat sie auch anfänglich der
"böse geist mit den sorgen der nahrung ange-
"griffen/ es gehe viel auff mit der apotheken etc.
"hat ihr einen beutel mit geld auff den kirchweg
"geworffen/ dafür sie von ihrem glantz
"soll gewarnet seyn worden/ denselben
"nicht auffzuheben.
Jhr glantz soll ihr ver-
"kündiget haben/ es würde der teuffel in gestalt
"D. Fleischers Famuli zu ihr kommen/ und ihr
"pillen bringen/ die solt sie nicht nehmen/ das
"spricht sie/ sey also erfolgt. Als der teuffel
"nach gedachter versöhnung ihrer widerwärti-
"gen von ihr geschieden/ habe er zuletzt ein groß
"stück aus ihrer schaube mitgenommen etc.

12. Von zukünfftigen dingen verkün-"
[Spaltenumbruch] diget sie/
weil die hoffart in kleidung/ wun-"Jahr
MDC.
biß
MDCC.

dersamen trachten/ und abscheulichen farben"
und krausen/ der mißbrauch des getreides zu"
brantewein/ stärcke etc. der grosse wucher über"
das armuth in diesen schweren zeiten/ die hure-"Jhre ver-
kündi-
gung von
instehen-
den pla-
gen.

rey/ trunckenheit und andere sünden überhand"
nähmen/ wäre viel unglück verhanden/"
auffruhr/ groß blut-vergiessen/ theu-"
rung; und an vielen orten änderung"
der religion/
würde auch ein vornehmer Herr"
und andere hohe personen in grosse ungelegen-"
heit kommen/ geschlagen/ auch wol gar ge-"
fangen/ und hingerichtet werden/ wo diß al-"
les durch gebet nicht abgewendet würde. Und"
solches alles/ sagt sie/ offenbare ihr der"
schöne glantz/ der ihr erscheine/ der"
auch befehle/ sie solte es anzeigen/
"
und der sey es auch/ der nach den hefftigen"
convulsionibus ihr die gliedmassen wieder ein-"
richte/ welche einrichtung auch zu diesem letz-"
tenmale am tage geschehen/ und von mir dem"
Superintendenten/ von beyden dieser stadt"
Physicis und vielen andern gesehen und gehö-"
ret worden: Ob sie wol sonst nichts gesehen/"
so ist die lenckung/ bewegung und einrichtung"
der glieder dennoch also geschehen/ als wenn"
ein balbier über ihr wäre. Des erscheinenden"
glantzes halben habe ich der Superintendens"
mit ihr absonderlich und nothdürfftig mich"
unterredet/ und gründlichen bericht begehret/"
so hat sie mir/ wie denn nachmals uns allen/"
diese antwort gegeben."

13. Er käme zu ihr wie ein schöner"Umgang
mit einem
geist.

glantz/ und setze sich zu ihr nieder/ wer-"
de kleiner/ und sehe fast wie ein klein"
kindelein/ könne es doch für grosser"
klarheit nichtrecht erkennen. Erre-"
de mit ihr/ lege seine hände in ihre hän-"
de/ er wäre auch nichts böses; denn/
sag-"
te sie/ seine erscheinung wäre ihr gar"
tröstlich und freudig/ wäre auch an-"
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stet worden. Er hätte ihr niemals et-"
was wider GOttes wort gesaget und"
offenbaret/ hätte sie zum gebet und be-"
ständigkeit allemal ermahnet/ und"
befohlen/ die menschen vor sünden zu"
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mit beten und singen in ihrer hefftigsten angst/"
schrecklichem wesen und poltern/ in grosser"
gedult und beständigkeit also angehal-"
ten/ auch die sprüche der Schrifft/ die ihr"
nur sind angefangen worden/ also hinaus zu"
sagen/ und gar lange gebet und lieder nach ein-"
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denn auch das gesetz/ auch die zeile und wort/"
da sie es gelassen/ wenn sie in ihrem gebet oder"
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höchst zu verwundern gehabt. Und weil die"
rede von der erscheinung mehrentheils vor ima-"
gination
gehalten worden/ auch ihre muhme"
die wärterin ein betagtes weib ihr solches offt"
verwiesen/ als wenn es nichts anders als eine"
einbildung wäre/ so ist zu diesem letztenmal"
auch der glantz von dieser gemeldeten wärte-"
rin ihrer muhmen Sibyllen Michael Nestle-"
rin gesehen worden/ die ich/ der Superinten-"

dens
A. K. H. Dritter Theil. D d

des 17. ſeculi biß auff das jahr 1620.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
„mit groſſen ſchmertzen geſuchet/ und als ihm
„der mann vor angſt wollen ein leid thun/ oben
„auff der rinnen zwiſchen ihrem und des nach-
„bars hauſe funden worden/ alſo daß ſie die
„beine hinab in garten gehangen/ und das be-
„kante geſetzlein geſungen hat: tod/ ſuͤnde/
„teuffel/ leben und gnad ꝛc.
Sie iſt auch
„ſonſt des morgens um 3. uhr vorm fenſter/ auf
„einem ſteine/ auch zu mittage aufm ofen funden
„worden/ und haben ihre convulſiones/ werf-
„fen und auffſteigen mit gewalt uͤberhand ge-
„nommen; wie denn allezeit/ wenn ihre kranck-
„heit wieder kommt/ und auch diß mal nicht oh-
„ne thraͤnen und mitleiden anzuſehen geweſen
„iſt/ da ſie mit dem kopff bald auff bald nieder
„ſchlaͤgt/ bald an allen gliedmaſſen zittert/
„bald wie ein wurm ſich wunderlich kruͤm-
„met/ der leib denn wie eine baucke aufflaͤufft/
„und wenn es am hefftigſten wird/ faͤhet ſie an
„in die lufft zuſteigen/ da man ſie nicht wol an-
„greiffen/ denn nur mit groſſer muͤhe und tuͤ-
„chern faſſen darff. Sobald die widerſacher
„die veꝛſoͤhnung bey ihr geſucht/ iſt ſie in beyſein
„der beyden Diaconen Caſpar Dachſelns und
„Tobias Walburgens/ die es auch beyde jetzo
„vor uns ausgeſagt/ urploͤtzlich im bette mit
„dem gantzen leibe/ haupt/ und fuͤſſen
„bey dritthalb ellen hoch auffgehoben
„worden/ daß ſie nirgends angeruͤhret/
„und alſo frey geſchwebet/
daß es das an-
„ſehen/ als wolte ſie zum fenſter hinaus fahren.
„Darauff ſie gedachter Tobias Walburger
„umfangen/ und mit den anweſenden zu Gott
„geſchrieen und gebetet/ und ſie alſo wiederge-
„bracht.

11. „Hierauff haben ſich ihre widerſacher
„mit ihr verſoͤhnet/ ſie auch nach geſchehener
„beichte das H. Abendmahl empfangë/ und hat
„der boͤſe geiſt von ihr muͤſſen weichen/ hatte
„auch/ wie ſie offt vermeldet/ keine anfechtung
„biß auff dieſen tag von ihm. Der glantz
„aber erſcheinet ihr allezeit/ und gar oft/
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denn wenn ſie wieder in ih-
„re kranckheit/ convulſiones und werffen kaͤme/
„und troͤſte ſie ꝛc. Jm anfange iſt ihr mann
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„beredet worden/ als ſtellete ſie ſich nur alſo/ er
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„boͤſe geiſt mit den ſorgen der nahrung ange-
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„kuͤndiget haben/ es wuͤrde der teuffel in geſtalt
D. Fleiſchers Famuli zu ihr kommen/ und ihr
„pillen bringen/ die ſolt ſie nicht nehmen/ das
„ſpricht ſie/ ſey alſo erfolgt. Als der teuffel
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„gen von ihr geſchieden/ habe er zuletzt ein groß
„ſtuͤck aus ihrer ſchaube mitgenommen ꝛc.

12. Von zukuͤnfftigen dingen verkuͤn-„
[Spaltenumbruch] diget ſie/
weil die hoffart in kleidung/ wun-„Jahr
MDC.
biß
MDCC.

derſamen trachten/ und abſcheulichen farben“
und krauſen/ der mißbrauch des getreides zu“
brantewein/ ſtaͤrcke ꝛc. der groſſe wucher uͤber“
das armuth in dieſen ſchweren zeiten/ die hure-„Jhre ver-
kuͤndi-
gung von
inſtehen-
den pla-
gen.

rey/ trunckenheit und andere ſuͤnden uͤberhand“
naͤhmen/ waͤre viel ungluͤck verhanden/“
auffruhr/ groß blut-vergieſſen/ theu-“
rung; und an vielen orten aͤnderung“
der religion/
wuͤrde auch ein vornehmer Herꝛ“
und andere hohe perſonen in groſſe ungelegen-“
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auch befehle/ ſie ſolte es anzeigen/

und der ſey es auch/ der nach den hefftigen“
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Superintendenten/ von beyden dieſer ſtadt“
Phyſicis und vielen andern geſehen und gehoͤ-“
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ein balbier uͤber ihr waͤre. Des erſcheinenden“
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mit ihr abſonderlich und nothduͤrfftig mich“
unterredet/ und gruͤndlichen bericht begehret/“
ſo hat ſie mir/ wie denn nachmals uns allen/“
dieſe antwort gegeben.“

13. Er kaͤme zu ihr wie ein ſchoͤner„Umgang
mit einem
geiſt.

glantz/ und ſetze ſich zu ihr nieder/ wer-“
de kleiner/ und ſehe faſt wie ein klein“
kindelein/ koͤnne es doch fuͤr groſſer“
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de mit ihr/ lege ſeine haͤnde in ihre haͤn-“
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te ſie/ ſeine erſcheinung waͤre ihr gar“
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warnen;
inmaſſen ſie denn gethan hat/ und“
mit beten und ſingen in ihrer hefftigſten angſt/“
ſchrecklichem weſen und poltern/ in groſſer“
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da ſie es gelaſſen/ wenn ſie in ihrem gebet oder“
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[209/0221] des 17. ſeculi biß auff das jahr 1620. „mit groſſen ſchmertzen geſuchet/ und als ihm „der mann vor angſt wollen ein leid thun/ oben „auff der rinnen zwiſchen ihrem und des nach- „bars hauſe funden worden/ alſo daß ſie die „beine hinab in garten gehangen/ und das be- „kante geſetzlein geſungen hat: tod/ ſuͤnde/ „teuffel/ leben und gnad ꝛc. Sie iſt auch „ſonſt des morgens um 3. uhr vorm fenſter/ auf „einem ſteine/ auch zu mittage aufm ofen funden „worden/ und haben ihre convulſiones/ werf- „fen und auffſteigen mit gewalt uͤberhand ge- „nommen; wie denn allezeit/ wenn ihre kranck- „heit wieder kommt/ und auch diß mal nicht oh- „ne thraͤnen und mitleiden anzuſehen geweſen „iſt/ da ſie mit dem kopff bald auff bald nieder „ſchlaͤgt/ bald an allen gliedmaſſen zittert/ „bald wie ein wurm ſich wunderlich kruͤm- „met/ der leib denn wie eine baucke aufflaͤufft/ „und wenn es am hefftigſten wird/ faͤhet ſie an „in die lufft zuſteigen/ da man ſie nicht wol an- „greiffen/ denn nur mit groſſer muͤhe und tuͤ- „chern faſſen darff. Sobald die widerſacher „die veꝛſoͤhnung bey ihr geſucht/ iſt ſie in beyſein „der beyden Diaconen Caſpar Dachſelns und „Tobias Walburgens/ die es auch beyde jetzo „vor uns ausgeſagt/ urploͤtzlich im bette mit „dem gantzen leibe/ haupt/ und fuͤſſen „bey dritthalb ellen hoch auffgehoben „worden/ daß ſie nirgends angeruͤhret/ „und alſo frey geſchwebet/ daß es das an- „ſehen/ als wolte ſie zum fenſter hinaus fahren. „Darauff ſie gedachter Tobias Walburger „umfangen/ und mit den anweſenden zu Gott „geſchrieen und gebetet/ und ſie alſo wiederge- „bracht. Jahr MDC. biß MDCC. 11. „Hierauff haben ſich ihre widerſacher „mit ihr verſoͤhnet/ ſie auch nach geſchehener „beichte das H. Abendmahl empfangë/ und hat „der boͤſe geiſt von ihr muͤſſen weichen/ hatte „auch/ wie ſie offt vermeldet/ keine anfechtung „biß auff dieſen tag von ihm. Der glantz „aber erſcheinet ihr allezeit/ und gar oft/ „doch ſonſt nicht/ denn wenn ſie wieder in ih- „re kranckheit/ convulſiones und werffen kaͤme/ „und troͤſte ſie ꝛc. Jm anfange iſt ihr mann „(der ſonſt ein einfaͤltiger frommer mann iſt) „beredet worden/ als ſtellete ſie ſich nur alſo/ er „ſolte einen knuͤttel nehmen und die boßheit her- „aus ſchlagen/ ſo wuͤrde ſie es wol einſtellen; „iſt darnach mit einem ſteckemhinein kommen/ „von ihr aber verwarnet worden/ wuͤrde er ſie „ſchlagen/ ſo wuͤrde es ihm nicht wol gehen. „Doch gleichwol hater auffgehoben/ als wol- „te er ſie ſchlagen/ alsbald iſt es ihm in den „arm kommen/ daß er den ſtecken fallen „laſſenꝛc. So hat ſie auch anfaͤnglich der „boͤſe geiſt mit den ſorgen der nahrung ange- „griffen/ es gehe viel auff mit der apotheken ꝛc. „hat ihr einen beutel mit geld auff den kirchweg „geworffen/ dafuͤr ſie von ihrem glantz „ſoll gewarnet ſeyn worden/ denſelben „nicht auffzuheben. Jhr glantz ſoll ihr ver- „kuͤndiget haben/ es wuͤrde der teuffel in geſtalt „D. Fleiſchers Famuli zu ihr kommen/ und ihr „pillen bringen/ die ſolt ſie nicht nehmen/ das „ſpricht ſie/ ſey alſo erfolgt. Als der teuffel „nach gedachter verſoͤhnung ihrer widerwaͤrti- „gen von ihr geſchieden/ habe er zuletzt ein groß „ſtuͤck aus ihrer ſchaube mitgenommen ꝛc. 12. Von zukuͤnfftigen dingen verkuͤn-„ diget ſie/ weil die hoffart in kleidung/ wun-„ derſamen trachten/ und abſcheulichen farben“ und krauſen/ der mißbrauch des getreides zu“ brantewein/ ſtaͤrcke ꝛc. der groſſe wucher uͤber“ das armuth in dieſen ſchweren zeiten/ die hure-„ rey/ trunckenheit und andere ſuͤnden uͤberhand“ naͤhmen/ waͤre viel ungluͤck verhanden/“ auffruhr/ groß blut-vergieſſen/ theu-“ rung; und an vielen orten aͤnderung“ der religion/ wuͤrde auch ein vornehmer Herꝛ“ und andere hohe perſonen in groſſe ungelegen-“ heit kommen/ geſchlagen/ auch wol gar ge-“ fangen/ und hingerichtet werden/ wo diß al-“ les durch gebet nicht abgewendet wuͤrde. Und“ ſolches alles/ ſagt ſie/ offenbare ihr der“ ſchoͤne glantz/ der ihr erſcheine/ der“ auch befehle/ ſie ſolte es anzeigen/“ und der ſey es auch/ der nach den hefftigen“ convulſionibus ihr die gliedmaſſen wieder ein-“ richte/ welche einrichtung auch zu dieſem letz-“ tenmale am tage geſchehen/ und von mir dem“ Superintendenten/ von beyden dieſer ſtadt“ Phyſicis und vielen andern geſehen und gehoͤ-“ ret worden: Ob ſie wol ſonſt nichts geſehen/“ ſo iſt die lenckung/ bewegung und einrichtung“ der glieder dennoch alſo geſchehen/ als wenn“ ein balbier uͤber ihr waͤre. Des erſcheinenden“ glantzes halben habe ich der Superintendens“ mit ihr abſonderlich und nothduͤrfftig mich“ unterredet/ und gruͤndlichen bericht begehret/“ ſo hat ſie mir/ wie denn nachmals uns allen/“ dieſe antwort gegeben.“ Jahr MDC. biß MDCC. Jhre ver- kuͤndi- gung von inſtehen- den pla- gen. 13. Er kaͤme zu ihr wie ein ſchoͤner„ glantz/ und ſetze ſich zu ihr nieder/ wer-“ de kleiner/ und ſehe faſt wie ein klein“ kindelein/ koͤnne es doch fuͤr groſſer“ klarheit nichtrecht erkennen. Erre-“ de mit ihr/ lege ſeine haͤnde in ihre haͤn-“ de/ er waͤre auch nichts boͤſes; denn/ ſag-“ te ſie/ ſeine erſcheinung waͤre ihr gar“ troͤſtlich und freudig/ waͤre auch an-“ faͤnglich wider den boͤſen geiſt/ als ei-“ ne damals verlaſſene/ von ihm getroͤ-“ ſtet worden. Er haͤtte ihr niemals et-“ was wider GOttes wort geſaget und“ offenbaret/ haͤtte ſie zum gebet und be-“ ſtaͤndigkeit allemal ermahnet/ und“ befohlen/ die menſchen vor ſuͤnden zu“ warnen; inmaſſen ſie denn gethan hat/ und“ mit beten und ſingen in ihrer hefftigſten angſt/“ ſchrecklichem weſen und poltern/ in groſſer“ gedult und beſtaͤndigkeit alſo angehal-“ ten/ auch die ſpruͤche der Schrifft/ die ihr“ nur ſind angefangen worden/ alſo hinaus zu“ ſagen/ und gar lange gebet und lieder nach ein-“ ander ohne alle hæſitation mit andacht und“ kraͤfftiger ſtimme zu continuiren gewuſt/ wie“ denn auch das geſetz/ auch die zeile und wort/“ da ſie es gelaſſen/ wenn ſie in ihrem gebet oder“ ſingen von der ſchrecklichen kranckheit iſt uͤber-“ fallen worden/ daß wir uns darob ſaͤmtlich“ hoͤchſt zu verwundern gehabt. 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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/221>, abgerufen am 22.12.2024.