Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. III. C. XX. Von denen ausserordentl. dingen dieses 17 seculi insgemein/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
"stallt ist ein Intellectual oder verständlich ge-
"sichte (auff diese art betrachtet) die aller-
"nächste stuffe zu dem seligmachenden gesichte
"oder schauen GOttes bloß und ohne einig an-
"der mittel/ ausser der ausgedruckten persön-
"ligkeit des HErrn JEsu selbst: Da man zum
"wesen seines geistes und lichts dermassen vol-
"lendet wird/ daß alles/ was ihm selbst nur
"immer erkentlich und sichtbar ist/ auch von
"uns klärlich im lichte gesehen werden mag/
"und zwar so wol hier in zeit als hernachmals
"in ewigkeit. Welches aber ein unbekannt
"geheimniß ist: Worvon wir doch hernach/
"wenn wir davon schreiben werden/ ausführ-
"licher handeln wollen.

"21. Was aber die andere art der gesichter
"anbetrifft/ so ist dieselbe kein neuer dienst.
"Denn GOtt sich von alters her zum öfftern
"auffdergleichen weise geoffenbaret/ und zu er-
"kennen gegeben/ zumal die erregung solcher
"von uns unterschiedenen bilder eine die her-
"tzen und gemüther mehr einnehmende einfäl-
"tige und sehr bequeme weise uns zu lehren und
"zu unterrichten ist. Und diese art gehet aus
"einem andern centro, wieder diejenige/ so
"aus dem verständlichen centro herrühret/ und
"noch tieffer ist. Jn dieser central-linie des
"schauens mögen einige personen von natur
"stehen/ und aus diesem centro, nach der star-
"cken impression oder einbildung ihrer gemü-
"ther von allerhand figuren eine bildung erwe-
"cken. Dafern das gemüth solcher leute aber
"rein ist/ und inbrünstig in himmlische vor-
"würffe imaginirt/ mag es denen selbengemäße
"erscheinungen erregen: Auch mögen darinnen
"mancherley speculationen einer schönheit und
"herrlichkeit erweckt und ausgezogen werden/
"die vorsagen können/ was auff eine besondere
"weise erfüllet werden und geschehen soll. Die-
"se art und weise der offenbarung GOttes ist so
"wol in vorigen/ als dieser gegen wärtigen zeit
"gar gemein gewesen: allein es sind stützen und
"krücken für die schwachen/ damit sie in ihrem
"wege uud auffsteigen auff GOttes berg eines
"vollkommenen und offenbaren schauens nicht
"ermüden noch erliegen mögen. Von dieser
"art des schauens oder der gesichter bin ich zwar
"gleichfalls viel besucht worden; dringe aber
"fortüber dieselben hinauff zu gelangen: ange-
"sehen hier kein still stehen/ und der grund/ wor-
"aus sich diese offenbaren/ zu mager und zu
"seichte ist. Jch bin tieffer und eben dahin ab-
"zusteigen getrieben worden/ wo der geist mit
"seiner eignen ewigen wesenheit vereinigt seyn
"mag; damit er krafft daraus haben möge/ zu
"machen und zu bilden was er will/ in uns aus
"dem selbständigen wesen/ das aus dem ur-
"sprung selbst herrühret.

"22. Ferner/ gleich wie es nun eine art eines
"Göttlichen gesichts giebt/ das sich aus dem hei-
"ligen und Göttlichen gemüthe eröffnet/ welches
"diese erscheinungen oder vorstellungen einzie-
"het; also ist auch eine andere gattung eines ge-
"sichts/ welche vom einflusse des gestirns und
"von der wirckenden krafft der elementen her-
"rühret/ die mit dem gemeinen geiste und ge-
"müthe einer person in vereinigung sind. Und
"ob sich schon in einem kein besonder werck der
"wiedergeburt erzeigt/ so mag doch wol ein ge-
[Spaltenumbruch] sichte da seyn; wie man an Bileam und an-"Jahr
MDC.
biß
MDCC.

dern siehet: welche diese gaben hatten/ und"
"gleichwol in ihren geistern nicht erneuert noch"
dadurch näher zu GOtt gebracht waren. Sol-"
che mögen dessen ungeachtet macht habe/ man-"
cherley bilder in ihnen zu erwecken/ welche vor-"
sagen und andeuten mögen/ was geschehen soll."
Denn es ist eine stern-magie/ welche einige in"
ihnen zu eröffnen eine natürliche eigenschafft"
oder fähigkeit haben mögen: wie sie denn auch"
unterweilen in einem tieffen schlaffe erwacht/"
und sich offenbaret/ durch warnen für einig zu-"
künfftig übel und anzeigungen einiges guten/"
so auff die gegenwärtige offenbarung der zeit"
abzielet. Und diß mag seyn; und ist eine ge-"
meine gabe. Wo sie aber in einem heiligen"
gefässe ist/ da ist sie auff eine weit andere und"
höhere weise exaltirt oder erleuchtet/ denn in"
denen/ welche hievon keine probe und beweiß"
geben können."

23. Hierauß sehen wir nun die unterschiede-"
ne natur eines gesichtes und eines Propheti-"
schen verstandes aus demselben/ auch wie hoch-"
nöthig wir haben/ bey eines jeden centri öff-"
nung zu wachen. Denn die list der schlan-"
gen allzeit gefast und fertig stehet/ sich/ wo sie"
nur immer eindringen kan/ mit einzumischen."
Zumal sie ein grosser magischer Fürst ist/ und"
die äussern planeten gleichsam seine werckzeuge"
in der natur und complexion eines pur natür-"
lichen menschen sind. Unter allen diesen aber"
ist das verständliche und Göttliche gesichte/ so"
sich aus der tieffen central-tieffen eröffnet/ das"
sicherste: jedoch nicht dergestalt zu verstehen/"
daß wir auch in diesem für allzeit hangen blei-"
ben sollen. Sintemal noch ein ander und tief-"
fer centrum ist/ worinnen die Gottheit von"
allen figuren und bildern entblöst/ in ihrem"
eignem einfältigem wesen erkant und gesehen"
wird. Und so wir im geiste hieher verzückt"
und auffgenommen werden/ sehen wir alle die"
mannigfaltige wunder/ die in der liebe wesent-"
lichen eigenschafft selbst hervor gebracht wer-"
den; Wie sie aus GOtt unmittelbar aus ge-"
würckt/ als die unzehlige heere in ihren leben-"
digen gestalten erscheinen/ und den himmel"
der wohnung GOttes erfüllen. Und diese"
art ist das reineste und allerunbetrüglichste ge-"
sichte und schauen/ darinn unsere geister als in"
ihrem centro, ewig ruhen mögen; und aller"
erfreulicher vergnügung/ dero auch die En-"
gel vor dem thron der majestät GOttes/ genie-"
sen. Und solches mögen wir erkennen/ so offt"
wir uns aus den leiblichen sinnen auswickeln"
und über dieselben auffschwingen können."
Denn diese gesichts-art ist von derjenigen/"
welche wir Göttlich oder verständlich nennen/"
weit unterschieden: Weil sie den geist/ seel"
und leib würcklich gantz über sich auffführet/"
währender zeit nemlich/ und so lange die ve-"
stungs-oder beschirmungs-flamme des Hei-"
ligen sich über alle sinnen ausbreitet/ und sie"
unten am fusse des berges auffhält/ mittler"
weile der geist in die tabernakel-glorie der H."
Dreyheit eingehet."

24. in dieser art des gesichts stunde der ge-"
liebte Johannes/ da er gantz im geiste verzückt"
und auffgezogen war/ auch den gantzen man-"
nigfaltigen unterschied des reichs des HErrn"
und seine gantze personligkeit sahe. Seit wel-"

cher

Th. III. C. XX. Von denen auſſerordentl. dingen dieſes 17 ſeculi insgemein/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
„ſtallt iſt ein Intellectual oder verſtaͤndlich ge-
„ſichte (auff dieſe art betrachtet) die aller-
„naͤchſte ſtuffe zu dem ſeligmachenden geſichte
„oder ſchauen GOttes bloß und ohne einig an-
„der mittel/ auſſer der ausgedruckten perſoͤn-
„ligkeit des HErꝛn JEſu ſelbſt: Da man zum
„weſen ſeines geiſtes und lichts dermaſſen vol-
„lendet wird/ daß alles/ was ihm ſelbſt nur
„immer erkentlich und ſichtbar iſt/ auch von
„uns klaͤrlich im lichte geſehen werden mag/
„und zwar ſo wol hier in zeit als hernachmals
„in ewigkeit. Welches aber ein unbekannt
„geheimniß iſt: Worvon wir doch hernach/
„wenn wir davon ſchreiben werden/ ausfuͤhr-
„licher handeln wollen.

„21. Was aber die andere art der geſichter
„anbetrifft/ ſo iſt dieſelbe kein neuer dienſt.
„Denn GOtt ſich von alters her zum oͤfftern
„auffdergleichen weiſe geoffenbaret/ und zu er-
„kennen gegeben/ zumal die erregung ſolcher
„von uns unterſchiedenen bilder eine die her-
„tzen und gemuͤther mehr einnehmende einfaͤl-
„tige und ſehr bequeme weiſe uns zu lehren und
„zu unterrichten iſt. Und dieſe art gehet aus
„einem andern centro, wieder diejenige/ ſo
„aus dem verſtaͤndlichen centro herruͤhret/ und
„noch tieffer iſt. Jn dieſer central-linie des
„ſchauens moͤgen einige perſonen von natur
„ſtehen/ und aus dieſem centro, nach der ſtar-
„cken impreſſion oder einbildung ihrer gemuͤ-
„ther von allerhand figuren eine bildung erwe-
„cken. Dafern das gemuͤth ſolcher leute aber
„rein iſt/ und inbruͤnſtig in himmliſche vor-
„wuͤrffe imaginirt/ mag es denen ſelbengemaͤße
„erſcheinungen erregen: Auch moͤgen darinnen
„mancherley ſpeculationen einer ſchoͤnheit und
„herꝛlichkeit erweckt und ausgezogen werden/
„die vorſagen koͤnnen/ was auff eine beſondere
„weiſe erfuͤllet werden und geſchehen ſoll. Die-
„ſe art und weiſe der offenbarung GOttes iſt ſo
„wol in vorigen/ als dieſer gegen waͤrtigen zeit
„gar gemein geweſen: allein es ſind ſtuͤtzen und
„kruͤcken fuͤr die ſchwachen/ damit ſie in ihrem
„wege uud auffſteigen auff GOttes berg eines
„vollkommenen und offenbaren ſchauens nicht
„ermuͤden noch erliegen moͤgen. Von dieſer
„art des ſchauens oder der geſichter bin ich zwar
„gleichfalls viel beſucht worden; dringe aber
„fortuͤber dieſelben hinauff zu gelangen: ange-
„ſehen hier kein ſtill ſtehen/ und der grund/ wor-
„aus ſich dieſe offenbaren/ zu mager und zu
„ſeichte iſt. Jch bin tieffer und eben dahin ab-
„zuſteigen getrieben worden/ wo der geiſt mit
„ſeiner eignen ewigen weſenheit vereinigt ſeyn
„mag; damit er krafft daraus haben moͤge/ zu
„machen und zu bilden was er will/ in uns aus
„dem ſelbſtaͤndigen weſen/ das aus dem ur-
„ſprung ſelbſt herruͤhret.

„22. Ferner/ gleich wie es nun eine art eines
„Goͤttlichen geſichts giebt/ das ſich aus dem hei-
„ligen und Goͤttlichen gemuͤthe eꝛoͤffnet/ welches
„dieſe erſcheinungen oder vorſtellungen einzie-
„het; alſo iſt auch eine andere gattung eines ge-
„ſichts/ welche vom einfluſſe des geſtirns und
„von der wirckenden krafft der elementen her-
„ruͤhret/ die mit dem gemeinen geiſte und ge-
„muͤthe einer perſon in vereinigung ſind. Und
„ob ſich ſchon in einem kein beſonder werck der
„wiedergeburt erzeigt/ ſo mag doch wol ein ge-
[Spaltenumbruch] ſichte da ſeyn; wie man an Bileam und an-„Jahr
MDC.
biß
MDCC.

dern ſiehet: welche dieſe gaben hatten/ und“
„gleichwol in ihren geiſtern nicht erneuert noch“
dadurch naͤher zu GOtt gebracht waren. Sol-“
che moͤgen deſſen ungeachtet macht habē/ man-“
cherley bilder in ihnen zu erwecken/ welche vor-“
ſagen und andeuten moͤgen/ was geſchehen ſoll.“
Denn es iſt eine ſtern-magie/ welche einige in“
ihnen zu eroͤffnen eine natuͤrliche eigenſchafft“
oder faͤhigkeit haben moͤgen: wie ſie denn auch“
unterweilen in einem tieffen ſchlaffe erwacht/“
und ſich offenbaret/ durch warnen fuͤr einig zu-“
kuͤnfftig uͤbel und anzeigungen einiges guten/“
ſo auff die gegenwaͤrtige offenbarung der zeit“
abzielet. Und diß mag ſeyn; und iſt eine ge-“
meine gabe. Wo ſie aber in einem heiligen“
gefaͤſſe iſt/ da iſt ſie auff eine weit andere und“
hoͤhere weiſe exaltirt oder erleuchtet/ denn in“
denen/ welche hievon keine probe und beweiß“
geben koͤnnen.“

23. Hierauß ſehen wir nun die unterſchiede-“
ne natur eines geſichtes und eines Propheti-“
ſchen verſtandes aus demſelben/ auch wie hoch-“
noͤthig wir haben/ bey eines jeden centri oͤff-“
nung zu wachen. Denn die liſt der ſchlan-“
gen allzeit gefaſt und fertig ſtehet/ ſich/ wo ſie“
nur immer eindringen kan/ mit einzumiſchen.“
Zumal ſie ein groſſer magiſcher Fuͤrſt iſt/ und“
die aͤuſſern planeten gleichſam ſeine werckzeuge“
in der natur und complexion eines pur natuͤr-“
lichen menſchen ſind. Unter allen dieſen aber“
iſt das verſtaͤndliche und Goͤttliche geſichte/ ſo“
ſich aus der tieffen central-tieffen eroͤffnet/ das“
ſicherſte: jedoch nicht dergeſtalt zu verſtehen/“
daß wir auch in dieſem fuͤr allzeit hangen blei-“
ben ſollen. Sintemal noch ein ander und tief-“
fer centrum iſt/ worinnen die Gottheit von“
allen figuren und bildern entbloͤſt/ in ihrem“
eignem einfaͤltigem weſen erkant und geſehen“
wird. Und ſo wir im geiſte hieher verzuͤckt“
und auffgenommen werden/ ſehen wir alle die“
mannigfaltige wunder/ die in der liebe weſent-“
lichen eigenſchafft ſelbſt hervor gebracht wer-“
den; Wie ſie aus GOtt unmittelbar aus ge-“
wuͤrckt/ als die unzehlige heere in ihren leben-“
digen geſtalten erſcheinen/ und den himmel“
der wohnung GOttes erfuͤllen. Und dieſe“
art iſt das reineſte und allerunbetruͤglichſte ge-“
ſichte und ſchauen/ darinn unſere geiſter als in“
ihrem centro, ewig ruhen moͤgen; und aller“
erfreulicher vergnuͤgung/ dero auch die En-“
gel vor dem thron der majeſtaͤt GOttes/ genie-“
ſen. Und ſolches moͤgen wir erkennen/ ſo offt“
wir uns aus den leiblichen ſinnen auswickeln“
und uͤber dieſelben auffſchwingen koͤnnen.“
Denn dieſe geſichts-art iſt von derjenigen/“
welche wir Goͤttlich oder verſtaͤndlich nennen/“
weit unterſchieden: Weil ſie den geiſt/ ſeel“
und leib wuͤrcklich gantz uͤber ſich aufffuͤhret/“
waͤhrender zeit nemlich/ und ſo lange die ve-“
ſtungs-oder beſchirmungs-flamme des Hei-“
ligen ſich uͤber alle ſinnen ausbreitet/ und ſie“
unten am fuſſe des berges auffhaͤlt/ mittler“
weile der geiſt in die tabernakel-glorie der H.“
Dreyheit eingehet.“

24. in dieſer art des geſichts ſtunde der ge-“
liebte Johannes/ da er gantz im geiſte verzuͤckt“
und auffgezogen war/ auch den gantzen man-“
nigfaltigen unterſchied des reichs des HErꝛn“
und ſeine gantze perſonligkeit ſahe. Seit wel-“

cher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0216" n="204"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> C. <hi rendition="#aq">XX.</hi> Von denen au&#x017F;&#x017F;erordentl. dingen die&#x017F;es 17 <hi rendition="#aq">&#x017F;eculi</hi> insgemein/</fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note>&#x201E;&#x017F;tallt i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">Intellectual</hi> oder ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ichte (auff die&#x017F;e art betrachtet) die aller-<lb/>
&#x201E;na&#x0364;ch&#x017F;te &#x017F;tuffe zu dem &#x017F;eligmachenden ge&#x017F;ichte<lb/>
&#x201E;oder &#x017F;chauen GOttes bloß und ohne einig an-<lb/>
&#x201E;der mittel/ au&#x017F;&#x017F;er der ausgedruckten per&#x017F;o&#x0364;n-<lb/>
&#x201E;ligkeit des HEr&#xA75B;n JE&#x017F;u &#x017F;elb&#x017F;t: Da man zum<lb/>
&#x201E;we&#x017F;en &#x017F;eines gei&#x017F;tes und lichts derma&#x017F;&#x017F;en vol-<lb/>
&#x201E;lendet wird/ daß alles/ was ihm &#x017F;elb&#x017F;t nur<lb/>
&#x201E;immer erkentlich und &#x017F;ichtbar i&#x017F;t/ auch von<lb/>
&#x201E;uns kla&#x0364;rlich im lichte ge&#x017F;ehen werden mag/<lb/>
&#x201E;und zwar &#x017F;o wol hier in zeit als hernachmals<lb/>
&#x201E;in ewigkeit. Welches aber ein unbekannt<lb/>
&#x201E;geheimniß i&#x017F;t: Worvon wir doch hernach/<lb/>
&#x201E;wenn wir davon &#x017F;chreiben werden/ ausfu&#x0364;hr-<lb/>
&#x201E;licher handeln wollen.</p><lb/>
          <p>&#x201E;21. Was aber die andere art der ge&#x017F;ichter<lb/>
&#x201E;anbetrifft/ &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;elbe kein neuer dien&#x017F;t.<lb/>
&#x201E;Denn GOtt &#x017F;ich von alters her zum o&#x0364;fftern<lb/>
&#x201E;auffdergleichen wei&#x017F;e geoffenbaret/ und zu er-<lb/>
&#x201E;kennen gegeben/ zumal die erregung &#x017F;olcher<lb/>
&#x201E;von uns unter&#x017F;chiedenen bilder eine die her-<lb/>
&#x201E;tzen und gemu&#x0364;ther mehr einnehmende einfa&#x0364;l-<lb/>
&#x201E;tige und &#x017F;ehr bequeme wei&#x017F;e uns zu lehren und<lb/>
&#x201E;zu unterrichten i&#x017F;t. Und die&#x017F;e art gehet aus<lb/>
&#x201E;einem andern <hi rendition="#aq">centro,</hi> wieder diejenige/ &#x017F;o<lb/>
&#x201E;aus dem ver&#x017F;ta&#x0364;ndlichen <hi rendition="#aq">centro</hi> herru&#x0364;hret/ und<lb/>
&#x201E;noch tieffer i&#x017F;t. Jn die&#x017F;er <hi rendition="#aq">central-lini</hi>e des<lb/>
&#x201E;&#x017F;chauens mo&#x0364;gen einige per&#x017F;onen von natur<lb/>
&#x201E;&#x017F;tehen/ und aus die&#x017F;em <hi rendition="#aq">centro,</hi> nach der &#x017F;tar-<lb/>
&#x201E;cken <hi rendition="#aq">impre&#x017F;&#x017F;ion</hi> oder einbildung ihrer gemu&#x0364;-<lb/>
&#x201E;ther von allerhand <hi rendition="#aq">figur</hi>en eine bildung erwe-<lb/>
&#x201E;cken. Dafern das gemu&#x0364;th &#x017F;olcher leute aber<lb/>
&#x201E;rein i&#x017F;t/ und inbru&#x0364;n&#x017F;tig in himmli&#x017F;che vor-<lb/>
&#x201E;wu&#x0364;rffe <hi rendition="#aq">imagini</hi>rt/ mag es denen &#x017F;elbengema&#x0364;ße<lb/>
&#x201E;er&#x017F;cheinungen erregen: Auch mo&#x0364;gen darinnen<lb/>
&#x201E;mancherley <hi rendition="#aq">&#x017F;peculation</hi>en einer &#x017F;cho&#x0364;nheit und<lb/>
&#x201E;her&#xA75B;lichkeit erweckt und ausgezogen werden/<lb/>
&#x201E;die vor&#x017F;agen ko&#x0364;nnen/ was auff eine be&#x017F;ondere<lb/>
&#x201E;wei&#x017F;e erfu&#x0364;llet werden und ge&#x017F;chehen &#x017F;oll. Die-<lb/>
&#x201E;&#x017F;e art und wei&#x017F;e der offenbarung GOttes i&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
&#x201E;wol in vorigen/ als die&#x017F;er gegen wa&#x0364;rtigen zeit<lb/>
&#x201E;gar gemein gewe&#x017F;en: allein es &#x017F;ind &#x017F;tu&#x0364;tzen und<lb/>
&#x201E;kru&#x0364;cken fu&#x0364;r die &#x017F;chwachen/ damit &#x017F;ie in ihrem<lb/>
&#x201E;wege uud auff&#x017F;teigen auff GOttes berg eines<lb/>
&#x201E;vollkommenen und offenbaren &#x017F;chauens nicht<lb/>
&#x201E;ermu&#x0364;den noch erliegen mo&#x0364;gen. Von die&#x017F;er<lb/>
&#x201E;art des &#x017F;chauens oder der ge&#x017F;ichter bin ich zwar<lb/>
&#x201E;gleichfalls viel be&#x017F;ucht worden; dringe aber<lb/>
&#x201E;fortu&#x0364;ber die&#x017F;elben hinauff zu gelangen: ange-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ehen hier kein &#x017F;till &#x017F;tehen/ und der grund/ wor-<lb/>
&#x201E;aus &#x017F;ich die&#x017F;e offenbaren/ zu mager und zu<lb/>
&#x201E;&#x017F;eichte i&#x017F;t. Jch bin tieffer und eben dahin ab-<lb/>
&#x201E;zu&#x017F;teigen getrieben worden/ wo der gei&#x017F;t mit<lb/>
&#x201E;&#x017F;einer eignen ewigen we&#x017F;enheit vereinigt &#x017F;eyn<lb/>
&#x201E;mag; damit er krafft daraus haben mo&#x0364;ge/ zu<lb/>
&#x201E;machen und zu bilden was er will/ in uns aus<lb/>
&#x201E;dem &#x017F;elb&#x017F;ta&#x0364;ndigen we&#x017F;en/ das aus dem ur-<lb/>
&#x201E;&#x017F;prung &#x017F;elb&#x017F;t herru&#x0364;hret.</p><lb/>
          <p>&#x201E;22. Ferner/ gleich wie es nun eine art eines<lb/>
&#x201E;Go&#x0364;ttlichen ge&#x017F;ichts giebt/ das &#x017F;ich aus dem hei-<lb/>
&#x201E;ligen und Go&#x0364;ttlichen gemu&#x0364;the e&#xA75B;o&#x0364;ffnet/ welches<lb/>
&#x201E;die&#x017F;e er&#x017F;cheinungen oder vor&#x017F;tellungen einzie-<lb/>
&#x201E;het; al&#x017F;o i&#x017F;t auch eine andere gattung eines ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ichts/ welche vom einflu&#x017F;&#x017F;e des ge&#x017F;tirns und<lb/>
&#x201E;von der wirckenden krafft der elementen her-<lb/>
&#x201E;ru&#x0364;hret/ die mit dem gemeinen gei&#x017F;te und ge-<lb/>
&#x201E;mu&#x0364;the einer per&#x017F;on in vereinigung &#x017F;ind. Und<lb/>
&#x201E;ob &#x017F;ich &#x017F;chon in einem kein be&#x017F;onder werck der<lb/>
&#x201E;wiedergeburt erzeigt/ &#x017F;o mag doch wol ein ge-<lb/><cb/>
&#x017F;ichte da &#x017F;eyn; wie man an <hi rendition="#aq">Bileam</hi> und an-&#x201E;<note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/>
dern &#x017F;iehet: welche die&#x017F;e gaben hatten/ und&#x201C;<lb/>
&#x201E;gleichwol in ihren gei&#x017F;tern nicht erneuert noch&#x201C;<lb/>
dadurch na&#x0364;her zu GOtt gebracht waren. Sol-&#x201C;<lb/>
che mo&#x0364;gen de&#x017F;&#x017F;en ungeachtet macht hab&#x0113;/ man-&#x201C;<lb/>
cherley bilder in ihnen zu erwecken/ welche vor-&#x201C;<lb/>
&#x017F;agen und andeuten mo&#x0364;gen/ was ge&#x017F;chehen &#x017F;oll.&#x201C;<lb/>
Denn es i&#x017F;t eine &#x017F;tern-<hi rendition="#aq">magi</hi>e/ welche einige in&#x201C;<lb/>
ihnen zu ero&#x0364;ffnen eine natu&#x0364;rliche eigen&#x017F;chafft&#x201C;<lb/>
oder fa&#x0364;higkeit haben mo&#x0364;gen: wie &#x017F;ie denn auch&#x201C;<lb/>
unterweilen in einem tieffen &#x017F;chlaffe erwacht/&#x201C;<lb/>
und &#x017F;ich offenbaret/ durch warnen fu&#x0364;r einig zu-&#x201C;<lb/>
ku&#x0364;nfftig u&#x0364;bel und anzeigungen einiges guten/&#x201C;<lb/>
&#x017F;o auff die gegenwa&#x0364;rtige offenbarung der zeit&#x201C;<lb/>
abzielet. Und diß mag &#x017F;eyn; und i&#x017F;t eine ge-&#x201C;<lb/>
meine gabe. Wo &#x017F;ie aber in einem heiligen&#x201C;<lb/>
gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t/ da i&#x017F;t &#x017F;ie auff eine weit andere und&#x201C;<lb/>
ho&#x0364;here wei&#x017F;e <hi rendition="#aq">exalti</hi>rt oder erleuchtet/ denn in&#x201C;<lb/>
denen/ welche hievon keine probe und beweiß&#x201C;<lb/>
geben ko&#x0364;nnen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>23. Hierauß &#x017F;ehen wir nun die unter&#x017F;chiede-&#x201C;<lb/>
ne natur eines ge&#x017F;ichtes und eines Propheti-&#x201C;<lb/>
&#x017F;chen ver&#x017F;tandes aus dem&#x017F;elben/ auch wie hoch-&#x201C;<lb/>
no&#x0364;thig wir haben/ bey eines jeden <hi rendition="#aq">centri</hi> o&#x0364;ff-&#x201C;<lb/>
nung zu wachen. Denn die li&#x017F;t der &#x017F;chlan-&#x201C;<lb/>
gen allzeit gefa&#x017F;t und fertig &#x017F;tehet/ &#x017F;ich/ wo &#x017F;ie&#x201C;<lb/>
nur immer eindringen kan/ mit einzumi&#x017F;chen.&#x201C;<lb/>
Zumal &#x017F;ie ein gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">magi</hi>&#x017F;cher Fu&#x0364;r&#x017F;t i&#x017F;t/ und&#x201C;<lb/>
die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern planeten gleich&#x017F;am &#x017F;eine werckzeuge&#x201C;<lb/>
in der natur und <hi rendition="#aq">complexion</hi> eines pur natu&#x0364;r-&#x201C;<lb/>
lichen men&#x017F;chen &#x017F;ind. Unter allen die&#x017F;en aber&#x201C;<lb/>
i&#x017F;t das ver&#x017F;ta&#x0364;ndliche und Go&#x0364;ttliche ge&#x017F;ichte/ &#x017F;o&#x201C;<lb/>
&#x017F;ich aus der tieffen central-tieffen ero&#x0364;ffnet/ das&#x201C;<lb/>
&#x017F;icher&#x017F;te: jedoch nicht derge&#x017F;talt zu ver&#x017F;tehen/&#x201C;<lb/>
daß wir auch in die&#x017F;em fu&#x0364;r allzeit hangen blei-&#x201C;<lb/>
ben &#x017F;ollen. Sintemal noch ein ander und tief-&#x201C;<lb/>
fer centrum i&#x017F;t/ worinnen die Gottheit von&#x201C;<lb/>
allen figuren und bildern entblo&#x0364;&#x017F;t/ in ihrem&#x201C;<lb/>
eignem einfa&#x0364;ltigem we&#x017F;en erkant und ge&#x017F;ehen&#x201C;<lb/>
wird. Und &#x017F;o wir im gei&#x017F;te hieher verzu&#x0364;ckt&#x201C;<lb/>
und auffgenommen werden/ &#x017F;ehen wir alle die&#x201C;<lb/>
mannigfaltige wunder/ die in der liebe we&#x017F;ent-&#x201C;<lb/>
lichen eigen&#x017F;chafft &#x017F;elb&#x017F;t hervor gebracht wer-&#x201C;<lb/>
den; Wie &#x017F;ie aus GOtt unmittelbar aus ge-&#x201C;<lb/>
wu&#x0364;rckt/ als die unzehlige heere in ihren leben-&#x201C;<lb/>
digen ge&#x017F;talten er&#x017F;cheinen/ und den himmel&#x201C;<lb/>
der wohnung GOttes erfu&#x0364;llen. Und die&#x017F;e&#x201C;<lb/>
art i&#x017F;t das reine&#x017F;te und allerunbetru&#x0364;glich&#x017F;te ge-&#x201C;<lb/>
&#x017F;ichte und &#x017F;chauen/ darinn un&#x017F;ere gei&#x017F;ter als in&#x201C;<lb/>
ihrem <hi rendition="#aq">centro,</hi> ewig ruhen mo&#x0364;gen; und aller&#x201C;<lb/>
erfreulicher vergnu&#x0364;gung/ dero auch die En-&#x201C;<lb/>
gel vor dem thron der maje&#x017F;ta&#x0364;t GOttes/ genie-&#x201C;<lb/>
&#x017F;en. Und &#x017F;olches mo&#x0364;gen wir erkennen/ &#x017F;o offt&#x201C;<lb/>
wir uns aus den leiblichen &#x017F;innen auswickeln&#x201C;<lb/>
und u&#x0364;ber die&#x017F;elben auff&#x017F;chwingen ko&#x0364;nnen.&#x201C;<lb/>
Denn die&#x017F;e ge&#x017F;ichts-art i&#x017F;t von derjenigen/&#x201C;<lb/>
welche wir Go&#x0364;ttlich oder ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich nennen/&#x201C;<lb/>
weit unter&#x017F;chieden: Weil &#x017F;ie den gei&#x017F;t/ &#x017F;eel&#x201C;<lb/>
und leib wu&#x0364;rcklich gantz u&#x0364;ber &#x017F;ich aufffu&#x0364;hret/&#x201C;<lb/>
wa&#x0364;hrender zeit nemlich/ und &#x017F;o lange die ve-&#x201C;<lb/>
&#x017F;tungs-oder be&#x017F;chirmungs-flamme des Hei-&#x201C;<lb/>
ligen &#x017F;ich u&#x0364;ber alle &#x017F;innen ausbreitet/ und &#x017F;ie&#x201C;<lb/>
unten am fu&#x017F;&#x017F;e des berges auffha&#x0364;lt/ mittler&#x201C;<lb/>
weile der gei&#x017F;t in die tabernakel-glorie der H.&#x201C;<lb/>
Dreyheit eingehet.&#x201C;</p><lb/>
          <p>24. in die&#x017F;er art des ge&#x017F;ichts &#x017F;tunde der ge-&#x201C;<lb/>
liebte Johannes/ da er gantz im gei&#x017F;te verzu&#x0364;ckt&#x201C;<lb/>
und auffgezogen war/ auch den gantzen man-&#x201C;<lb/>
nigfaltigen unter&#x017F;chied des reichs des HEr&#xA75B;n&#x201C;<lb/>
und &#x017F;eine gantze per&#x017F;onligkeit &#x017F;ahe. Seit wel-&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cher</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0216] Th. III. C. XX. Von denen auſſerordentl. dingen dieſes 17 ſeculi insgemein/ „ſtallt iſt ein Intellectual oder verſtaͤndlich ge- „ſichte (auff dieſe art betrachtet) die aller- „naͤchſte ſtuffe zu dem ſeligmachenden geſichte „oder ſchauen GOttes bloß und ohne einig an- „der mittel/ auſſer der ausgedruckten perſoͤn- „ligkeit des HErꝛn JEſu ſelbſt: Da man zum „weſen ſeines geiſtes und lichts dermaſſen vol- „lendet wird/ daß alles/ was ihm ſelbſt nur „immer erkentlich und ſichtbar iſt/ auch von „uns klaͤrlich im lichte geſehen werden mag/ „und zwar ſo wol hier in zeit als hernachmals „in ewigkeit. Welches aber ein unbekannt „geheimniß iſt: Worvon wir doch hernach/ „wenn wir davon ſchreiben werden/ ausfuͤhr- „licher handeln wollen. Jahr MDC. biß MDCC. „21. Was aber die andere art der geſichter „anbetrifft/ ſo iſt dieſelbe kein neuer dienſt. „Denn GOtt ſich von alters her zum oͤfftern „auffdergleichen weiſe geoffenbaret/ und zu er- „kennen gegeben/ zumal die erregung ſolcher „von uns unterſchiedenen bilder eine die her- „tzen und gemuͤther mehr einnehmende einfaͤl- „tige und ſehr bequeme weiſe uns zu lehren und „zu unterrichten iſt. Und dieſe art gehet aus „einem andern centro, wieder diejenige/ ſo „aus dem verſtaͤndlichen centro herruͤhret/ und „noch tieffer iſt. Jn dieſer central-linie des „ſchauens moͤgen einige perſonen von natur „ſtehen/ und aus dieſem centro, nach der ſtar- „cken impreſſion oder einbildung ihrer gemuͤ- „ther von allerhand figuren eine bildung erwe- „cken. Dafern das gemuͤth ſolcher leute aber „rein iſt/ und inbruͤnſtig in himmliſche vor- „wuͤrffe imaginirt/ mag es denen ſelbengemaͤße „erſcheinungen erregen: Auch moͤgen darinnen „mancherley ſpeculationen einer ſchoͤnheit und „herꝛlichkeit erweckt und ausgezogen werden/ „die vorſagen koͤnnen/ was auff eine beſondere „weiſe erfuͤllet werden und geſchehen ſoll. Die- „ſe art und weiſe der offenbarung GOttes iſt ſo „wol in vorigen/ als dieſer gegen waͤrtigen zeit „gar gemein geweſen: allein es ſind ſtuͤtzen und „kruͤcken fuͤr die ſchwachen/ damit ſie in ihrem „wege uud auffſteigen auff GOttes berg eines „vollkommenen und offenbaren ſchauens nicht „ermuͤden noch erliegen moͤgen. Von dieſer „art des ſchauens oder der geſichter bin ich zwar „gleichfalls viel beſucht worden; dringe aber „fortuͤber dieſelben hinauff zu gelangen: ange- „ſehen hier kein ſtill ſtehen/ und der grund/ wor- „aus ſich dieſe offenbaren/ zu mager und zu „ſeichte iſt. Jch bin tieffer und eben dahin ab- „zuſteigen getrieben worden/ wo der geiſt mit „ſeiner eignen ewigen weſenheit vereinigt ſeyn „mag; damit er krafft daraus haben moͤge/ zu „machen und zu bilden was er will/ in uns aus „dem ſelbſtaͤndigen weſen/ das aus dem ur- „ſprung ſelbſt herruͤhret. „22. Ferner/ gleich wie es nun eine art eines „Goͤttlichen geſichts giebt/ das ſich aus dem hei- „ligen und Goͤttlichen gemuͤthe eꝛoͤffnet/ welches „dieſe erſcheinungen oder vorſtellungen einzie- „het; alſo iſt auch eine andere gattung eines ge- „ſichts/ welche vom einfluſſe des geſtirns und „von der wirckenden krafft der elementen her- „ruͤhret/ die mit dem gemeinen geiſte und ge- „muͤthe einer perſon in vereinigung ſind. Und „ob ſich ſchon in einem kein beſonder werck der „wiedergeburt erzeigt/ ſo mag doch wol ein ge- ſichte da ſeyn; wie man an Bileam und an-„ dern ſiehet: welche dieſe gaben hatten/ und“ „gleichwol in ihren geiſtern nicht erneuert noch“ dadurch naͤher zu GOtt gebracht waren. Sol-“ che moͤgen deſſen ungeachtet macht habē/ man-“ cherley bilder in ihnen zu erwecken/ welche vor-“ ſagen und andeuten moͤgen/ was geſchehen ſoll.“ Denn es iſt eine ſtern-magie/ welche einige in“ ihnen zu eroͤffnen eine natuͤrliche eigenſchafft“ oder faͤhigkeit haben moͤgen: wie ſie denn auch“ unterweilen in einem tieffen ſchlaffe erwacht/“ und ſich offenbaret/ durch warnen fuͤr einig zu-“ kuͤnfftig uͤbel und anzeigungen einiges guten/“ ſo auff die gegenwaͤrtige offenbarung der zeit“ abzielet. Und diß mag ſeyn; und iſt eine ge-“ meine gabe. Wo ſie aber in einem heiligen“ gefaͤſſe iſt/ da iſt ſie auff eine weit andere und“ hoͤhere weiſe exaltirt oder erleuchtet/ denn in“ denen/ welche hievon keine probe und beweiß“ geben koͤnnen.“ Jahr MDC. biß MDCC. 23. Hierauß ſehen wir nun die unterſchiede-“ ne natur eines geſichtes und eines Propheti-“ ſchen verſtandes aus demſelben/ auch wie hoch-“ noͤthig wir haben/ bey eines jeden centri oͤff-“ nung zu wachen. Denn die liſt der ſchlan-“ gen allzeit gefaſt und fertig ſtehet/ ſich/ wo ſie“ nur immer eindringen kan/ mit einzumiſchen.“ Zumal ſie ein groſſer magiſcher Fuͤrſt iſt/ und“ die aͤuſſern planeten gleichſam ſeine werckzeuge“ in der natur und complexion eines pur natuͤr-“ lichen menſchen ſind. Unter allen dieſen aber“ iſt das verſtaͤndliche und Goͤttliche geſichte/ ſo“ ſich aus der tieffen central-tieffen eroͤffnet/ das“ ſicherſte: jedoch nicht dergeſtalt zu verſtehen/“ daß wir auch in dieſem fuͤr allzeit hangen blei-“ ben ſollen. Sintemal noch ein ander und tief-“ fer centrum iſt/ worinnen die Gottheit von“ allen figuren und bildern entbloͤſt/ in ihrem“ eignem einfaͤltigem weſen erkant und geſehen“ wird. Und ſo wir im geiſte hieher verzuͤckt“ und auffgenommen werden/ ſehen wir alle die“ mannigfaltige wunder/ die in der liebe weſent-“ lichen eigenſchafft ſelbſt hervor gebracht wer-“ den; Wie ſie aus GOtt unmittelbar aus ge-“ wuͤrckt/ als die unzehlige heere in ihren leben-“ digen geſtalten erſcheinen/ und den himmel“ der wohnung GOttes erfuͤllen. Und dieſe“ art iſt das reineſte und allerunbetruͤglichſte ge-“ ſichte und ſchauen/ darinn unſere geiſter als in“ ihrem centro, ewig ruhen moͤgen; und aller“ erfreulicher vergnuͤgung/ dero auch die En-“ gel vor dem thron der majeſtaͤt GOttes/ genie-“ ſen. Und ſolches moͤgen wir erkennen/ ſo offt“ wir uns aus den leiblichen ſinnen auswickeln“ und uͤber dieſelben auffſchwingen koͤnnen.“ Denn dieſe geſichts-art iſt von derjenigen/“ welche wir Goͤttlich oder verſtaͤndlich nennen/“ weit unterſchieden: Weil ſie den geiſt/ ſeel“ und leib wuͤrcklich gantz uͤber ſich aufffuͤhret/“ waͤhrender zeit nemlich/ und ſo lange die ve-“ ſtungs-oder beſchirmungs-flamme des Hei-“ ligen ſich uͤber alle ſinnen ausbreitet/ und ſie“ unten am fuſſe des berges auffhaͤlt/ mittler“ weile der geiſt in die tabernakel-glorie der H.“ Dreyheit eingehet.“ 24. in dieſer art des geſichts ſtunde der ge-“ liebte Johannes/ da er gantz im geiſte verzuͤckt“ und auffgezogen war/ auch den gantzen man-“ nigfaltigen unterſchied des reichs des HErꝛn“ und ſeine gantze perſonligkeit ſahe. Seit wel-“ cher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/216
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/216>, abgerufen am 22.12.2024.