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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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und sonderlich von denen darüber erregten streitigkeiten und meinungen.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
geleget in dervorrede über dem ersten theil des so
genanten Gartenbrunnens (Amsterdam
1697. in 8vo.)

18. Und weil dieser bericht mit grosser be-
scheidenheit und vorsichtigkeit auffgesetzet ist/
mag er wol|allhier leichtlich einen geringen platz
einnehmen/ zumal er die obigen Auctores ziem-
lich erläutern/ und verschiedene dubia in dieser
materie benehmen kan. Jhr discurs lautet
von wort zu wort also:

"Jch will euch/ jedoch mit eurer erlaubniß/
"den anfang meines weges erzehlen/ in welchen
"mich der geist erstlich eingeleitet/ und bißher
"darinnen fortgeführet hat. Anfänglich nun
"nachdem ich einige jahre in einem guten grade
"erleuchteter erkäntniß gelebt/ und unter der
"sichtbaren lehre der menschen gestanden/ diesel-
"be aber kein weiteres licht geben konten/ denn
"das sie selbsten von andern entlehnt hatten;
"schweiffte ich durch alle solche lehren in der irre
"herum/ als ein wanderender geist/ der nirgend
"Ruhe finden mochte: jedoch fand ich noch et-
"was in mir selbsten/ das sich offenbarte und be-
"gierig war eine reinere lufft in sich zu ziehen/ we-
"der ich ausser mir anzutreffen vermochte.
"Weshalben ich mich mehr in meine eigene
"tieffe einkehrte: Alda ich dasjenige antraff/
"was ich anderwerts nicht findenkonte; aus-
"genommen bey solchen/ die unter eben dersel-
"ben gnaden bedienung mit mir stunden/ deren
"mir einige wenige namen bekantwaren. Um
"welcher ursach willen ich einem jeglichen/ der
"mit dem geist der weißheit und offenbarung
"vtrsiegelt zu werden verlangt/ aus meiner eige-
"nen erfahrung getreulich rathe/ keiner furcht/
"mißtrauen oder unzeitigen vorurtheil in ihm
"raum zugeben/ sondern festiglich zu glauben/
"daß der H. Geist nicht er mangeln werde/ sei-
"ne ausflüsse/ hülffe und handleitungen freywil-
"ligst mitzutheile/ dafern einige gefunden wer-
"den/ die einen rechtelust und begierde darnach
"haben/ auch beständig und mit ernste (im ver-
"borgenen) darauf warten. Denn ich alle ande-
"re erdreiche und weyden/ als eine versengte wü-
"sten/ dürr und mager fande/ biß ich zu diesem
"fruchtbare Libanon kam; worauff alles als in
"einem andern Eden von mancherley lieblich-
"und wolriechenden blumen anmuthig blühete.
"Welche ich zu erkennen und zugeniessen er-
"langte/ da ich mich der lehre und unterweisung
"der | heiligen salbung untergab und wiedmete:
"Die als die wasser des heiligthums aus zu-
"quellen nimmer auffhören wird/ biß sie zu ei-
"nem überschwemmenden strome erwachsen;
"welches das wahre tauffende wasser des lebens
"ist.

19. "Und daß dieses wahrhafftig sey/ werdet
"ihr befinden/ wenn ihr euch dieser art und wei-
"se GOTTes unmittelbarer lehre und unter-
"richts mit ernste zu ergeben trachtet: Da ihr
"sie im centro eurer eignen seele sich eröffnen fin-
"den werdet. Diese lehr-art aber offenbaret
"sich in unterschiedlichen gnaden-mittheilun-
"gen: Denn bißweilen geschicht solches durch
"einsprechen des wesendlichen wortes/ welches
"seinen eignen gewissen hall giebt; nach dem
"sich nemlich (wenn die seele im verborgen dar-
"auff wartet) unterschiedliche gelegenheiten
"darzu ereignen. Denn es in wahrheit eine
"sehr beklägliche sache seyn wolte/ wenn CHri-
[Spaltenumbruch] stus seine heerde so gantz und gar verlassen/"Jahr
MDC.
biß
MDCC.

und den brunn aller künfftigen offenbarung"
(die doch in jedwedem alter der zeit wieder er-"
neuert zu werden so nothwendig ist) aller-"
dings versiegelt haben solte. Denn er uns"
vor den mund und ausfluß dieses auffwallen-"
den quells seines geistes niederzulegen/ und das"
neue und frische wasser in uns zu trincken brin-"
get/ wodurch die seele höchlich erqicket wird:"
welche anders/ ehe sie zum ende ihrer lauff-bah-"
ne käme/ leicht krafftloß und ermüdet hinsin-"
cken und erliegen möchte. Des wegen er un-"
sern weg wircklich mit blumen bestreuet/ die"
nicht allein einen kräfftigen geruch von sich"
geben/ sondernauch gar lieblich und anmutig"
anzusehen/ und von allerhand schönen farben"
sind: Jnmassen ihr beobachten und sehen"
könnet/ wenn ihr die gleichnisse und gesicht"
lesen werdet/ die hier offentlich an tag gelegt"
seyn. GOtt kömmt manchmal hernieder/"
sich selbsten in dieser bildlichen und verblüm-"
ten weise zu offenbaren; Jedoch wesendlicher"
und tieffer über und ohne alle figuren und bild-"
liche vorstellungen/ wo von ich euch einige nach-"
richt geben will: Dieweil ich befehl habe nicht"
zurück zu halten/ noch mich zu entziehen/ den"
gantzen sinn und handel (worein ich einge-"
führet worden) öffentlich darzulegen/ und zu"
erklären; Damit sich alle die jenigen daran er-"
quicken und es ihnen zu nutz machen mögen/"
welche als kinder sind/ die von alle andern brü-"
sten entwöhnet/ allein an ihrer ewigen mutter"
brust liegen und hangen/ woraus würcklich al-"
le weißheit und verstand auff verständliche wei-"
se ausströhmet: Welches das zum wachs-"
thum gedeyliche nutriment ist/ dafern es (wie"
das geblüt in die adern zu thun pflegt) wesent-"
lich in die seele einfliest/ und allhier hören"
alle sinnliche bilder auff/ weil alles in ein ver-"
ständlich gesicht/ wirckung und empfindlich-"
keit verändert wird."

20. Und ob wol in dieses lichts-centrum"
keine sichtbare bilder eingedruckt sind/ oder"
darinn auffgehen; So ists doch der wahre"
grund und wesen alles dessen/ welches im gei-"
ste des gemüths in einer innerlichen figur vor-"
gestellet/ und weiter nicht zum wesen gebracht"
wird/ sondern eine unsichtbare idea oder bild"
bleibet: Eben wie es mit GOtt selbst ist/ ehe"
und bevor er die gestallten und figuren der din-"
ge aus dem wesendlichen grunde schaffet und"
bildet. So daß solche so wol zum unter richt"
und erleuchtung/ als zur erneuerung und"
troste/ ja auch zur wesentlichen vereinigung"
des geistes mit GOtt/ so viel als einige andere"
dienen mögen. Ja ich weiß/ daß sie ein noch"
sicherer grund und mit-centrum des geistes"
sind; Und daß/ wenn man auch von jenen"
andern bildlichen figuren schon keine nimmer"
erkennen solte/ jedoch sich nur zu diesem centro"
halten würde/ damit man die reinen ströme"
der offenbarungen/ wie sie von solchem einstei-"
gen/ eintrincken möchte/ dieselbigen einen zu-"
gang zum völligen leibe und centro der drey-"
heit geben würden: welcher oder welches alle"
schatten und bilder verschlingt und völlig zur"
wesendligkeit einer GOtt-gleichen gestaltung"
ja zu den selbständigen kräfften bringet/ die"
nur aus dem reinen wesen des geistes in der er-"
neuerten natur ihre würckung thun. Derge-"

stalt
A. K. H. Dritter Theil. C c 2

und ſonderlich von denen daruͤber erregten ſtreitigkeiten und meinungen.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
geleget in dervorrede uͤber dem erſten theil des ſo
genanten Gartenbrunnens (Amſterdam
1697. in 8vo.)

18. Und weil dieſer bericht mit groſſer be-
ſcheidenheit und vorſichtigkeit auffgeſetzet iſt/
mag er wol|allhier leichtlich einen geringen platz
einnehmen/ zumal er die obigen Auctores ziem-
lich erlaͤutern/ und verſchiedene dubia in dieſer
materie benehmen kan. Jhr diſcurs lautet
von wort zu wort alſo:

„Jch will euch/ jedoch mit eurer erlaubniß/
„den anfang meines weges erzehlen/ in welchen
„mich der geiſt erſtlich eingeleitet/ und bißher
„darinnen fortgefuͤhret hat. Anfaͤnglich nun
„nachdem ich einige jahre in einem guten grade
„erleuchteter erkaͤntniß gelebt/ und unter der
„ſichtbaren lehre der menſchen geſtanden/ dieſel-
„be aber kein weiteres licht geben konten/ denn
„das ſie ſelbſten von andern entlehnt hatten;
„ſchweiffte ich durch alle ſolche lehren in der irre
„herum/ als ein wanderender geiſt/ der nirgend
„Ruhe finden mochte: jedoch fand ich noch et-
„was in mir ſelbſten/ das ſich offenbarte und be-
„gierig war eine reinere lufft in ſich zu ziehen/ we-
„der ich auſſer mir anzutreffen vermochte.
„Weshalben ich mich mehr in meine eigene
„tieffe einkehrte: Alda ich dasjenige antraff/
„was ich anderwerts nicht findenkonte; aus-
„genommen bey ſolchen/ die unter eben derſel-
„ben gnaden bedienung mit mir ſtunden/ deren
„mir einige wenige namen bekantwaren. Um
„welcher urſach willen ich einem jeglichen/ der
„mit dem geiſt der weißheit und offenbarung
„vtrſiegelt zu werden verlangt/ aus meiner eige-
„nen erfahrung getreulich rathe/ keiner furcht/
„mißtrauen oder unzeitigen vorurtheil in ihm
„raum zugeben/ ſondern feſtiglich zu glauben/
„daß der H. Geiſt nicht er mangeln werde/ ſei-
„ne ausfluͤſſe/ huͤlffe und handleitungẽ freywil-
„ligſt mitzutheilē/ dafern einige gefunden wer-
„den/ die einen rechtēluſt und begierde darnach
„haben/ auch beſtaͤndig und mit ernſte (im ver-
„borgenen) darauf warten. Denn ich alle ande-
„re erdreiche und weyden/ als eine verſengte wuͤ-
„ſten/ duͤrꝛ und mager fande/ biß ich zu dieſem
„fruchtbarē Libanon kam; worauff alles als in
„einem andern Eden von mancherley lieblich-
„und wolriechenden blumen anmuthig bluͤhete.
„Welche ich zu erkennen und zugenieſſen er-
„langte/ da ich mich der lehre und unterweiſung
„der | heiligen ſalbung untergab und wiedmete:
„Die als die waſſer des heiligthums aus zu-
„quellen nimmer auffhoͤren wird/ biß ſie zu ei-
„nem uͤberſchwemmenden ſtrome erwachſen;
„welches das wahre tauffende waſſer des lebens
„iſt.

19. „Und daß dieſes wahrhafftig ſey/ werdet
„ihr befinden/ wenn ihr euch dieſer art und wei-
„ſe GOTTes unmittelbarer lehre und unter-
„richts mit ernſte zu ergeben trachtet: Da ihr
„ſie im centro eurer eignen ſeele ſich eroͤffnen fin-
„den werdet. Dieſe lehr-art aber offenbaret
„ſich in unterſchiedlichen gnaden-mittheilun-
„gen: Denn bißweilen geſchicht ſolches durch
„einſprechen des weſendlichen wortes/ welches
„ſeinen eignen gewiſſen hall giebt; nach dem
„ſich nemlich (wenn die ſeele im verborgen dar-
„auff wartet) unterſchiedliche gelegenheiten
„darzu ereignen. Denn es in wahrheit eine
„ſehr beklaͤgliche ſache ſeyn wolte/ wenn CHri-
[Spaltenumbruch] ſtus ſeine heerde ſo gantz und gar verlaſſen/„Jahr
MDC.
biß
MDCC.

und den brunn aller kuͤnfftigen offenbarung“
(die doch in jedwedem alter der zeit wieder er-“
neuert zu werden ſo nothwendig iſt) aller-“
dings verſiegelt haben ſolte. Denn er uns“
vor den mund und ausfluß dieſes auffwallen-“
den quells ſeines geiſtes niederzulegen/ und das“
neue und friſche waſſer in uns zu trincken brin-“
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welche anders/ ehe ſie zum ende ihrer lauff-bah-“
ne kaͤme/ leicht krafftloß und ermuͤdet hinſin-“
cken und erliegen moͤchte. Des wegen er un-“
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nicht allein einen kraͤfftigen geruch von ſich“
geben/ ſondernauch gar lieblich und anmutig“
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ſind: Jnmaſſen ihr beobachten und ſehen“
koͤnnet/ wenn ihr die gleichniſſe und geſicht“
leſen werdet/ die hier offentlich an tag gelegt“
ſeyn. GOtt koͤmmt manchmal hernieder/“
ſich ſelbſten in dieſer bildlichen und verbluͤm-“
ten weiſe zu offenbaren; Jedoch weſendlicher“
und tieffer uͤber und ohne alle figuren und bild-“
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zuruͤck zu halten/ noch mich zu entziehen/ den“
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erklaͤren; Damit ſich alle die jenigen daran er-“
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ſten entwoͤhnet/ allein an ihrer ewigen mutter“
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20. Und ob wol in dieſes lichts-centrum
keine ſichtbare bilder eingedruckt ſind/ oder“
darinn auffgehen; So iſts doch der wahre“
grund und weſen alles deſſen/ welches im gei-“
ſte des gemuͤths in einer innerlichen figur vor-“
geſtellet/ und weiter nicht zum weſen gebracht“
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und bevor er die geſtallten und figuren der din-“
ge aus dem weſendlichen grunde ſchaffet und“
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und erleuchtung/ als zur erneuerung und“
troſte/ ja auch zur weſentlichen vereinigung“
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dienen moͤgen. Ja ich weiß/ daß ſie ein noch“
ſicherer grund und mit-centrum des geiſtes“
ſind; Und daß/ wenn man auch von jenen“
andern bildlichen figuren ſchon keine nimmer“
erkennen ſolte/ jedoch ſich nur zu dieſem centro
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gen/ eintrincken moͤchte/ dieſelbigen einen zu-“
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[203/0215] und ſonderlich von denen daruͤber erregten ſtreitigkeiten und meinungen. geleget in dervorrede uͤber dem erſten theil des ſo genanten Gartenbrunnens (Amſterdam 1697. in 8vo.) Jahr MDC. biß MDCC. 18. Und weil dieſer bericht mit groſſer be- ſcheidenheit und vorſichtigkeit auffgeſetzet iſt/ mag er wol|allhier leichtlich einen geringen platz einnehmen/ zumal er die obigen Auctores ziem- lich erlaͤutern/ und verſchiedene dubia in dieſer materie benehmen kan. Jhr diſcurs lautet von wort zu wort alſo: „Jch will euch/ jedoch mit eurer erlaubniß/ „den anfang meines weges erzehlen/ in welchen „mich der geiſt erſtlich eingeleitet/ und bißher „darinnen fortgefuͤhret hat. Anfaͤnglich nun „nachdem ich einige jahre in einem guten grade „erleuchteter erkaͤntniß gelebt/ und unter der „ſichtbaren lehre der menſchen geſtanden/ dieſel- „be aber kein weiteres licht geben konten/ denn „das ſie ſelbſten von andern entlehnt hatten; „ſchweiffte ich durch alle ſolche lehren in der irre „herum/ als ein wanderender geiſt/ der nirgend „Ruhe finden mochte: jedoch fand ich noch et- „was in mir ſelbſten/ das ſich offenbarte und be- „gierig war eine reinere lufft in ſich zu ziehen/ we- „der ich auſſer mir anzutreffen vermochte. „Weshalben ich mich mehr in meine eigene „tieffe einkehrte: Alda ich dasjenige antraff/ „was ich anderwerts nicht findenkonte; aus- „genommen bey ſolchen/ die unter eben derſel- „ben gnaden bedienung mit mir ſtunden/ deren „mir einige wenige namen bekantwaren. Um „welcher urſach willen ich einem jeglichen/ der „mit dem geiſt der weißheit und offenbarung „vtrſiegelt zu werden verlangt/ aus meiner eige- „nen erfahrung getreulich rathe/ keiner furcht/ „mißtrauen oder unzeitigen vorurtheil in ihm „raum zugeben/ ſondern feſtiglich zu glauben/ „daß der H. Geiſt nicht er mangeln werde/ ſei- „ne ausfluͤſſe/ huͤlffe und handleitungẽ freywil- „ligſt mitzutheilē/ dafern einige gefunden wer- „den/ die einen rechtēluſt und begierde darnach „haben/ auch beſtaͤndig und mit ernſte (im ver- „borgenen) darauf warten. Denn ich alle ande- „re erdreiche und weyden/ als eine verſengte wuͤ- „ſten/ duͤrꝛ und mager fande/ biß ich zu dieſem „fruchtbarē Libanon kam; worauff alles als in „einem andern Eden von mancherley lieblich- „und wolriechenden blumen anmuthig bluͤhete. „Welche ich zu erkennen und zugenieſſen er- „langte/ da ich mich der lehre und unterweiſung „der | heiligen ſalbung untergab und wiedmete: „Die als die waſſer des heiligthums aus zu- „quellen nimmer auffhoͤren wird/ biß ſie zu ei- „nem uͤberſchwemmenden ſtrome erwachſen; „welches das wahre tauffende waſſer des lebens „iſt. 19. „Und daß dieſes wahrhafftig ſey/ werdet „ihr befinden/ wenn ihr euch dieſer art und wei- „ſe GOTTes unmittelbarer lehre und unter- „richts mit ernſte zu ergeben trachtet: Da ihr „ſie im centro eurer eignen ſeele ſich eroͤffnen fin- „den werdet. Dieſe lehr-art aber offenbaret „ſich in unterſchiedlichen gnaden-mittheilun- „gen: Denn bißweilen geſchicht ſolches durch „einſprechen des weſendlichen wortes/ welches „ſeinen eignen gewiſſen hall giebt; nach dem „ſich nemlich (wenn die ſeele im verborgen dar- „auff wartet) unterſchiedliche gelegenheiten „darzu ereignen. Denn es in wahrheit eine „ſehr beklaͤgliche ſache ſeyn wolte/ wenn CHri- ſtus ſeine heerde ſo gantz und gar verlaſſen/„ und den brunn aller kuͤnfftigen offenbarung“ (die doch in jedwedem alter der zeit wieder er-“ neuert zu werden ſo nothwendig iſt) aller-“ dings verſiegelt haben ſolte. Denn er uns“ vor den mund und ausfluß dieſes auffwallen-“ den quells ſeines geiſtes niederzulegen/ und das“ neue und friſche waſſer in uns zu trincken brin-“ get/ wodurch die ſeele hoͤchlich erqicket wird:“ welche anders/ ehe ſie zum ende ihrer lauff-bah-“ ne kaͤme/ leicht krafftloß und ermuͤdet hinſin-“ cken und erliegen moͤchte. Des wegen er un-“ ſern weg wircklich mit blumen beſtreuet/ die“ nicht allein einen kraͤfftigen geruch von ſich“ geben/ ſondernauch gar lieblich und anmutig“ anzuſehen/ und von allerhand ſchoͤnen farben“ ſind: Jnmaſſen ihr beobachten und ſehen“ koͤnnet/ wenn ihr die gleichniſſe und geſicht“ leſen werdet/ die hier offentlich an tag gelegt“ ſeyn. GOtt koͤmmt manchmal hernieder/“ ſich ſelbſten in dieſer bildlichen und verbluͤm-“ ten weiſe zu offenbaren; Jedoch weſendlicher“ und tieffer uͤber und ohne alle figuren und bild-“ liche vorſtellungen/ wo von ich euch einige nach-“ richt geben will: Dieweil ich befehl habe nicht“ zuruͤck zu halten/ noch mich zu entziehen/ den“ gantzen ſinn und handel (worein ich einge-“ fuͤhret worden) oͤffentlich darzulegen/ und zu“ erklaͤren; Damit ſich alle die jenigen daran er-“ quicken und es ihnen zu nutz machen moͤgen/“ welche als kinder ſind/ die von alle andern bruͤ-“ ſten entwoͤhnet/ allein an ihrer ewigen mutter“ bruſt liegen und hangen/ woraus wuͤrcklich al-“ le weißheit und verſtand auff verſtaͤndliche wei-“ ſe ausſtroͤhmet: Welches das zum wachs-“ thum gedeyliche nutriment iſt/ dafern es (wie“ das gebluͤt in die adern zu thun pflegt) weſent-“ lich in die ſeele einflieſt/ und allhier hoͤren“ alle ſinnliche bilder auff/ weil alles in ein ver-“ ſtaͤndlich geſicht/ wirckung und empfindlich-“ keit veraͤndert wird.„ Jahr MDC. biß MDCC. 20. Und ob wol in dieſes lichts-centrum“ keine ſichtbare bilder eingedruckt ſind/ oder“ darinn auffgehen; So iſts doch der wahre“ grund und weſen alles deſſen/ welches im gei-“ ſte des gemuͤths in einer innerlichen figur vor-“ geſtellet/ und weiter nicht zum weſen gebracht“ wird/ ſondern eine unſichtbare idea oder bild“ bleibet: Eben wie es mit GOtt ſelbſt iſt/ ehe“ und bevor er die geſtallten und figuren der din-“ ge aus dem weſendlichen grunde ſchaffet und“ bildet. So daß ſolche ſo wol zum unter richt“ und erleuchtung/ als zur erneuerung und“ troſte/ ja auch zur weſentlichen vereinigung“ des geiſtes mit GOtt/ ſo viel als einige andere“ dienen moͤgen. Ja ich weiß/ daß ſie ein noch“ ſicherer grund und mit-centrum des geiſtes“ ſind; Und daß/ wenn man auch von jenen“ andern bildlichen figuren ſchon keine nimmer“ erkennen ſolte/ jedoch ſich nur zu dieſem centro“ halten wuͤrde/ damit man die reinen ſtroͤme“ der offenbarungen/ wie ſie von ſolchem einſtei-“ gen/ eintrincken moͤchte/ dieſelbigen einen zu-“ gang zum voͤlligen leibe und centro der drey-“ heit geben wuͤrden: welcher oder welches alle“ ſchatten und bilder verſchlingt und voͤllig zur“ weſendligkeit einer GOtt-gleichen geſtaltung“ ja zu den ſelbſtaͤndigen kraͤfften bringet/ die“ nur aus dem reinen weſen des geiſtes in der er-“ neuerten natur ihre wuͤrckung thun. Derge-“ ſtalt A. K. H. Dritter Theil. C c 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/215>, abgerufen am 06.05.2024.