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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Und auff solche art schreibet er auch von denen
andern äusserlichen übungen/ darinne man ge-
meiniglich das haubt-werck des Christenthums
zu setzen pflegen/ indem er immer das inwendi-
ge bey dem äusserlichen als höchst nöthig erfor-
dert/ und dieses ohne jenes vor unnütze erken-
net. Deßwegen ihm auch folgende worte von
der beicht als Donatistisch und Enthussäftisch
von denen Helmstädtern ausgedeutet/ werden/
aus der Postill p. II. p. 50.

Von der
beicht.

28. Ach seele/ es ist nicht so ein leichtes
ding/ wie ihm fleisch und blut einbilden
darff/ daß ein jeglicher/ der nur von men-
schen beruffen und gesandt/ mit dem
welt-geist ist angeblasen/ in menschli-
chen künsten und schulen gelehrt/ und die
Worte von CHristo empfangen ohne
dem Geist CHristi/ daß ein solcher sich
darff hinsetzen in einen winckel und um
geld andern sunde vergeben/ da er offt sel-
ber keine vergebung seiner wissendlichen
sünden jemals ernstlich und hertzlich ge-
suchet/ weniger erlanget. Wie soll mir
der nun sünde vergeben/ der selber ein
sclave der sünden ist und bleibet? wie soll
mir der helffen/ der ihm selber nicht helffen
kan noch will? O seele/ was für blindheit
wird hier getrieben/ und was für greuli-
che heucheley verursachet? Ach mein
JEsu/ erleuchte|doch die blinden armen
menschen/ daß sie/ so sie wollen vergebung
ihrer sünden würcklich haben/ selbige erst
bey dir hertzlich suchen/ ihrem bruder erst
vergeben/ mit ihm abtrag machen/ und
hernach nach gelegenheit ihres zustandes
sich eines rechten von ihm beruffenen ge-
sandten angegeisteten dieners des geistes
und seines dienstes gebrauchen/ in frey-
heit/ daß er ihnen solches äusserlich ankün-
dige/ was du in und durch deinen geist
innerlich schon gewircket hast in ihm.

Dergestalt hat er von allen actionen der ver-
derbten Clerisey/ senderlich in dem spiegel und
ärgerlichen Christenthum weitläufftig geschrie-
ben. Dahero auch diejenigen/ welche in ih-
rem gewissen sich getroffen funden/ am meisten
darüber geklaget/ andere aber/ ob sie gleich auch
Prediger gewesen/ die wahrheit hierinnen er-
kant haben/ wie oben aus Sauberto gedacht/
und bey Amersbachen und andern zu sehen
ist.

29. Nochweniger hat denen Schul-theologen
gefallen/ was Hohburg von ihren symbolischen
büchern/ disputationen, controversien, articuln
und formuln bekant/ wovon die 3. Ministeria p.
605. u. f. feine worte nacheinander anführen/
Von den
religions-
streitigkei-
ten/
sonderlich aus der Postill P. I. p. 33. 54. 122.
144. 317. 343. 395. und 462. wie auch aus
der vorrede/ worinnen er denn durchgehends
darauff dringet/ daß denen streitigkeiten am
besten durch die mystische oder geheime Theo-
logie abgeholffen/ und die disputationes mit
ihren greueln in liebe und einigkeit zum wenig-
und der
tolerantz.
sten in eine brüderliche tolerantz verwandelt
werden könten. Sintemal es unmöglich sey/
daß ein hertz/ welches sich selbst erkennet/ und
von GOtt erleuchtet sein eigen verderbniß em-
pfindet/ seinen nächsten um einiger meinungen
willen richten oder mit ihm zancken solte. Nicht
weniger haben ihm seine gegner vor übel ge-
[Spaltenumbruch] halten/ daß er bald bey den Lutheranern/ baldJahr
MDC.
biß
MDCC.

bey den Reformirten und Wiedertäuffern ge-
prediget. Dagegen aber erinnert sein sohn im
lebenslauff p. 18. GOtt habe es also wun-
derlich gefüget/ daß er in allen beyden

Ministerien so wol Lutherischem als Re-
formirtem viel jahr geprediget/ ohne daß
er ihre streit-Artickel beschweren/ oder
auff einige weise billigen dürffen/ wer-
de also ihm hierinn zu viel gethan/ wenn
man ihm zum spott nachsage/ als sey er
von einem zum andern gelauffen. Denn
sein grund und hertz sey gegen Gott und
seinen nächsten allezeit gut gewesen/
und sey er nicht von einem ort zum an-
dern gelauffen/ sondern gejaget worden.

30. Er selber hat seinen grund hierinnen un-
ter andern also dargeleget im Irenico cap. IV.
p.
212. Die Christen haben ihnen äusser-Von dem
ketzer-ma-
chen.

liche glaubens-bilder gegossen/ die ei-
nigkeit im geist und das band des frie-
dens damit zurissen/
factiones und rot-
ten in gewissen
confessionen, ceremonien
und Satzungen gestifftet/ und eine jed-
wede parthey gleichsam dabey ausge-
ruffen: Hie CHristus/ hie ist die rechte
religion und glaube. Dieselbe muß man
mit leib/ ehre/ gut und blut/ mit schwerd
und gewapneter hand vertheidigen. Die
andern
confessions-verwandte sind ketzer/
und haben kein theil an der gemein-
schafft der kirchen-brüderschafft und
Reich GOttes. Bey der andern parthey
hat es wieder also wider die andern ge-
heissen/ und sich über solches
factions-bild
dermassen unter einander ermordet/ daß
die zahl der getödteten unwiedergebor-
nen/ elenden menschen nicht mag gezeh-
let können werden.
p. 215. Eine solche
tragoedie hat der teuffel auch bißher eine
lange zeit gespielet/ da CHristi und sei-
ner Apostel gesetze und
traditionen fast
gar weg geworffen gewesen/ und man
uns eingebildet/ wen wir nur den präch-
tigen namen Lutherisch/ Augsp.
confessi-
on
s-verwandten/ Evangelisch führten/
auch
confessiones und formulas auffs pa-
pier geschrieben hätten/ so wären wir
gute CHristen/ und hätten den rechten
glauben und religion.

31. Endlich hat es auch die Academicos
und darunter die Helmstädter sehr verdrossen/Von der
Schul-
theologie/

daßer (wie sie p. 23. schreiben) auff die eru-
dition
und welt-weißheit stäts schimpf-
lich lästere/ höhne und stümpfiere/
wo von
sie aus der Postill P. II. p. 43. diese worte an-
ziehen: Liebe seele/ siehe/ was die jünger
sagen/ daß JEsus die schrifft ihnen ge-
öffnet; denn wenn JEsus mit uns re-
det/ so öffnet er die schrifft/ so lange JE-
sus schreibet/ bleibet uns die schrifft
wol uneröffnet/ ein versiegelt buch.
-- ---- Also müssen wir auch solchen
schlüssel/ die schrifften Mosis und die
Propheten zu eröffnen bey niemand an-
ders als bey ihm suchen. Also werden
denn die Heidnischen künste mit ihren
vernunfft-
instrumenten viel zu schwach
seyn/ die schrifft zu eröffnen. So wird

Aristoteles mit seiner Logica, Metaphysica

den

Th. III. C. XIII. Von Auguſtino Fuhrmann/ Adolph Held/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Und auff ſolche art ſchreibet er auch von denen
andern aͤuſſerlichen uͤbungen/ darinne man ge-
meiniglich das haubt-werck des Chriſtenthums
zu ſetzen pflegen/ indem er immer das inwendi-
ge bey dem aͤuſſerlichen als hoͤchſt noͤthig erfor-
dert/ und dieſes ohne jenes vor unnuͤtze erken-
net. Deßwegen ihm auch folgende worte von
der beicht als Donatiſtiſch und Enthuſſäftiſch
von denen Helmſtaͤdtern ausgedeutet/ werden/
aus der Poſtill p. II. p. 50.

Von der
beicht.

28. Ach ſeele/ es iſt nicht ſo ein leichtes
ding/ wie ihm fleiſch und blut einbilden
darff/ daß ein jeglicher/ der nur von men-
ſchen beruffen und geſandt/ mit dem
welt-geiſt iſt angeblaſen/ in menſchli-
chen kuͤnſten und ſchulen gelehrt/ und die
Worte von CHriſto empfangen ohne
dem Geiſt CHriſti/ daß ein ſolcher ſich
darff hinſetzen in einen winckel und um
geld andern ſunde vergeben/ da er offt ſel-
ber keine vergebung ſeiner wiſſendlichen
ſuͤnden jemals ernſtlich und hertzlich ge-
ſuchet/ weniger erlanget. Wie ſoll mir
der nun ſuͤnde vergeben/ der ſelber ein
ſclave der ſuͤnden iſt und bleibet? wie ſoll
mir deꝛ helffen/ der ihm ſelber nicht helffen
kan noch will? O ſeele/ was fuͤr blindheit
wird hier getrieben/ und was fuͤr greuli-
che heucheley verurſachet? Ach mein
JEſu/ erleuchte|doch die blinden armen
menſchen/ daß ſie/ ſo ſie wollen vergebung
ihrer ſuͤnden wuͤrcklich haben/ ſelbige erſt
bey dir hertzlich ſuchen/ ihrem bruder erſt
vergeben/ mit ihm abtrag machen/ und
hernach nach gelegenheit ihres zuſtandes
ſich eines rechten von ihm beruffenen ge-
ſandten angegeiſteten dieners des geiſtes
und ſeines dienſtes gebrauchen/ in frey-
heit/ daß er ihnen ſolches aͤuſſeꝛlich ankuͤn-
dige/ was du in und durch deinen geiſt
innerlich ſchon gewircket haſt in ihm.

Dergeſtalt hat er von allen actionen der ver-
derbten Cleriſey/ ſenderlich in dem ſpiegel und
aͤꝛgerlichen Chriſtenthum weitlaͤufftig geſchrie-
ben. Dahero auch diejenigen/ welche in ih-
rem gewiſſen ſich getroffen funden/ am meiſten
daruͤber geklaget/ andere aber/ ob ſie gleich auch
Prediger geweſen/ die wahrheit hierinnen er-
kant haben/ wie oben aus Sauberto gedacht/
und bey Amersbachen und andern zu ſehen
iſt.

29. Nochweniger hat denen Schul-theologen
gefallen/ was Hohburg von ihren ſymboliſchen
buͤchern/ diſputationen, controverſien, articuln
und foꝛmuln bekant/ wovon die 3. Miniſteria p.
605. u. f. feine worte nacheinander anfuͤhren/
Von den
religions-
ſtreitigkei-
ten/
ſonderlich aus der Poſtill P. I. p. 33. 54. 122.
144. 317. 343. 395. und 462. wie auch aus
der vorrede/ worinnen er denn durchgehends
darauff dringet/ daß denen ſtreitigkeiten am
beſten durch die myſtiſche oder geheime Theo-
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ihren greueln in liebe und einigkeit zum wenig-
und der
tolerantz.
ſten in eine bruͤderliche tolerantz verwandelt
werden koͤnten. Sintemal es unmoͤglich ſey/
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von GOtt erleuchtet ſein eigen verderbniß em-
pfindet/ ſeinen naͤchſten um einiger meinungen
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weniger haben ihm ſeine gegner vor uͤbel ge-
[Spaltenumbruch] halten/ daß er bald bey den Lutheranern/ baldJahr
MDC.
biß
MDCC.

bey den Reformirten und Wiedertaͤuffern ge-
prediget. Dagegen aber erinnert ſein ſohn im
lebenslauff p. 18. GOtt habe es alſo wun-
derlich gefuͤget/ daß er in allen beyden

Miniſterien ſo wol Lutheriſchem als Re-
formiꝛtem viel jahꝛ gepꝛediget/ ohne daß
er ihre ſtreit-Artickel beſchweren/ oder
auff einige weiſe billigen duͤrffen/ wer-
de alſo ihm hierinn zu viel gethan/ wenn
man ihm zum ſpott nachſage/ als ſey er
von einem zum andern gelauffen. Denn
ſein grund und hertz ſey gegen Gott und
ſeinen naͤchſten allezeit gut geweſen/
und ſey er nicht von einem ort zum an-
dern gelauffen/ ſondern gejaget worden.

30. Er ſelber hat ſeinen grund hierinnen un-
ter andern alſo dargeleget im Irenico cap. IV.
p.
212. Die Chriſten haben ihnen aͤuſſer-Von dem
ketzer-ma-
chen.

liche glaubens-bilder gegoſſen/ die ei-
nigkeit im geiſt und das band des frie-
dens damit zuriſſen/
factiones und rot-
ten in gewiſſen
confeſſionen, ceremonien
und Satzungen geſtifftet/ und eine jed-
wede parthey gleichſam dabey ausge-
ruffen: Hie CHriſtus/ hie iſt die rechte
religion und glaube. Dieſelbe muß man
mit leib/ ehre/ gut und blut/ mit ſchwerd
und gewapneter hand vertheidigen. Die
andern
confeſſions-verwandte ſind ketzeꝛ/
und haben kein theil an der gemein-
ſchafft der kirchen-bruͤderſchafft und
Reich GOttes. Bey der andern parthey
hat es wieder alſo wider die andern ge-
heiſſen/ und ſich uͤber ſolches
factions-bild
dermaſſen unter einander ermordet/ daß
die zahl der getoͤdteten unwiedergebor-
nen/ elenden menſchen nicht mag gezeh-
let koͤnnen werden.
p. 215. Eine ſolche
tragœdie hat der teuffel auch bißher eine
lange zeit geſpielet/ da CHriſti und ſei-
ner Apoſtel geſetze und
traditionen faſt
gar weg geworffen geweſen/ und man
uns eingebildet/ wen wir nur den praͤch-
tigen namen Lutheriſch/ Augſp.
confeſſi-
on
s-verwandten/ Evangeliſch fuͤhrten/
auch
confeſſiones und formulas auffs pa-
pier geſchrieben haͤtten/ ſo waͤren wir
gute CHriſten/ und haͤtten den rechten
glauben und religion.

31. Endlich hat es auch die Academicos
und darunter die Helmſtaͤdter ſehr verdroſſen/Von der
Schul-
theologie/

daßer (wie ſie p. 23. ſchreiben) auff die eru-
dition
und welt-weißheit ſtaͤts ſchimpf-
lich laͤſteꝛe/ hoͤhne und ſtuͤmpfiere/
wo von
ſie aus der Poſtill P. II. p. 43. dieſe worte an-
ziehen: Liebe ſeele/ ſiehe/ was die juͤnger
ſagen/ daß JEſus die ſchrifft ihnen ge-
oͤffnet; denn wenn JEſus mit uns re-
det/ ſo oͤffnet er die ſchrifft/ ſo lange JE-
ſus ſchreibet/ bleibet uns die ſchrifft
wol uneroͤffnet/ ein verſiegelt buch.
— —— Alſo muͤſſen wir auch ſolchen
ſchluͤſſel/ die ſchrifften Moſis und die
Propheten zu eroͤffnen bey niemand an-
ders als bey ihm ſuchen. Alſo werden
denn die Heidniſchen kuͤnſte mit ihren
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Ariſtoteles mit ſeiner Logica, Metaphyſica

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[132/0144] Th. III. C. XIII. Von Auguſtino Fuhrmann/ Adolph Held/ Und auff ſolche art ſchreibet er auch von denen andern aͤuſſerlichen uͤbungen/ darinne man ge- meiniglich das haubt-werck des Chriſtenthums zu ſetzen pflegen/ indem er immer das inwendi- ge bey dem aͤuſſerlichen als hoͤchſt noͤthig erfor- dert/ und dieſes ohne jenes vor unnuͤtze erken- net. Deßwegen ihm auch folgende worte von der beicht als Donatiſtiſch und Enthuſſäftiſch von denen Helmſtaͤdtern ausgedeutet/ werden/ aus der Poſtill p. II. p. 50. Jahr MDC. biß MDCC. 28. Ach ſeele/ es iſt nicht ſo ein leichtes ding/ wie ihm fleiſch und blut einbilden darff/ daß ein jeglicher/ der nur von men- ſchen beruffen und geſandt/ mit dem welt-geiſt iſt angeblaſen/ in menſchli- chen kuͤnſten und ſchulen gelehrt/ und die Worte von CHriſto empfangen ohne dem Geiſt CHriſti/ daß ein ſolcher ſich darff hinſetzen in einen winckel und um geld andern ſunde vergeben/ da er offt ſel- ber keine vergebung ſeiner wiſſendlichen ſuͤnden jemals ernſtlich und hertzlich ge- ſuchet/ weniger erlanget. Wie ſoll mir der nun ſuͤnde vergeben/ der ſelber ein ſclave der ſuͤnden iſt und bleibet? wie ſoll mir deꝛ helffen/ der ihm ſelber nicht helffen kan noch will? O ſeele/ was fuͤr blindheit wird hier getrieben/ und was fuͤr greuli- che heucheley verurſachet? Ach mein JEſu/ erleuchte|doch die blinden armen menſchen/ daß ſie/ ſo ſie wollen vergebung ihrer ſuͤnden wuͤrcklich haben/ ſelbige erſt bey dir hertzlich ſuchen/ ihrem bruder erſt vergeben/ mit ihm abtrag machen/ und hernach nach gelegenheit ihres zuſtandes ſich eines rechten von ihm beruffenen ge- ſandten angegeiſteten dieners des geiſtes und ſeines dienſtes gebrauchen/ in frey- heit/ daß er ihnen ſolches aͤuſſeꝛlich ankuͤn- dige/ was du in und durch deinen geiſt innerlich ſchon gewircket haſt in ihm. Dergeſtalt hat er von allen actionen der ver- derbten Cleriſey/ ſenderlich in dem ſpiegel und aͤꝛgerlichen Chriſtenthum weitlaͤufftig geſchrie- ben. Dahero auch diejenigen/ welche in ih- rem gewiſſen ſich getroffen funden/ am meiſten daruͤber geklaget/ andere aber/ ob ſie gleich auch Prediger geweſen/ die wahrheit hierinnen er- kant haben/ wie oben aus Sauberto gedacht/ und bey Amersbachen und andern zu ſehen iſt. 29. Nochweniger hat denen Schul-theologen gefallen/ was Hohburg von ihren ſymboliſchen buͤchern/ diſputationen, controverſien, articuln und foꝛmuln bekant/ wovon die 3. Miniſteria p. 605. u. f. feine worte nacheinander anfuͤhren/ ſonderlich aus der Poſtill P. I. p. 33. 54. 122. 144. 317. 343. 395. und 462. wie auch aus der vorrede/ worinnen er denn durchgehends darauff dringet/ daß denen ſtreitigkeiten am beſten durch die myſtiſche oder geheime Theo- logie abgeholffen/ und die diſputationes mit ihren greueln in liebe und einigkeit zum wenig- ſten in eine bruͤderliche tolerantz verwandelt werden koͤnten. Sintemal es unmoͤglich ſey/ daß ein hertz/ welches ſich ſelbſt erkennet/ und von GOtt erleuchtet ſein eigen verderbniß em- pfindet/ ſeinen naͤchſten um einiger meinungen willen richten oder mit ihm zancken ſolte. Nicht weniger haben ihm ſeine gegner vor uͤbel ge- halten/ daß er bald bey den Lutheranern/ bald bey den Reformirten und Wiedertaͤuffern ge- prediget. Dagegen aber erinnert ſein ſohn im lebenslauff p. 18. GOtt habe es alſo wun- derlich gefuͤget/ daß er in allen beyden Miniſterien ſo wol Lutheriſchem als Re- formiꝛtem viel jahꝛ gepꝛediget/ ohne daß er ihre ſtreit-Artickel beſchweren/ oder auff einige weiſe billigen duͤrffen/ wer- de alſo ihm hierinn zu viel gethan/ wenn man ihm zum ſpott nachſage/ als ſey er von einem zum andern gelauffen. Denn ſein grund und hertz ſey gegen Gott und ſeinen naͤchſten allezeit gut geweſen/ und ſey er nicht von einem ort zum an- dern gelauffen/ ſondern gejaget worden. Von den religions- ſtreitigkei- ten/ und der tolerantz. Jahr MDC. biß MDCC. 30. Er ſelber hat ſeinen grund hierinnen un- ter andern alſo dargeleget im Irenico cap. IV. p. 212. Die Chriſten haben ihnen aͤuſſer- liche glaubens-bilder gegoſſen/ die ei- nigkeit im geiſt und das band des frie- dens damit zuriſſen/ factiones und rot- ten in gewiſſen confeſſionen, ceremonien und Satzungen geſtifftet/ und eine jed- wede parthey gleichſam dabey ausge- ruffen: Hie CHriſtus/ hie iſt die rechte religion und glaube. Dieſelbe muß man mit leib/ ehre/ gut und blut/ mit ſchwerd und gewapneter hand vertheidigen. Die andern confeſſions-verwandte ſind ketzeꝛ/ und haben kein theil an der gemein- ſchafft der kirchen-bruͤderſchafft und Reich GOttes. Bey der andern parthey hat es wieder alſo wider die andern ge- heiſſen/ und ſich uͤber ſolches factions-bild dermaſſen unter einander ermordet/ daß die zahl der getoͤdteten unwiedergebor- nen/ elenden menſchen nicht mag gezeh- let koͤnnen werden. p. 215. Eine ſolche tragœdie hat der teuffel auch bißher eine lange zeit geſpielet/ da CHriſti und ſei- ner Apoſtel geſetze und traditionen faſt gar weg geworffen geweſen/ und man uns eingebildet/ wen wir nur den praͤch- tigen namen Lutheriſch/ Augſp. confeſſi- ons-verwandten/ Evangeliſch fuͤhrten/ auch confeſſiones und formulas auffs pa- pier geſchrieben haͤtten/ ſo waͤren wir gute CHriſten/ und haͤtten den rechten glauben und religion. Von dem ketzer-ma- chen. 31. Endlich hat es auch die Academicos und darunter die Helmſtaͤdter ſehr verdroſſen/ daßer (wie ſie p. 23. ſchreiben) auff die eru- dition und welt-weißheit ſtaͤts ſchimpf- lich laͤſteꝛe/ hoͤhne und ſtuͤmpfiere/ wo von ſie aus der Poſtill P. II. p. 43. dieſe worte an- ziehen: Liebe ſeele/ ſiehe/ was die juͤnger ſagen/ daß JEſus die ſchrifft ihnen ge- oͤffnet; denn wenn JEſus mit uns re- det/ ſo oͤffnet er die ſchrifft/ ſo lange JE- ſus ſchreibet/ bleibet uns die ſchrifft wol uneroͤffnet/ ein verſiegelt buch. — —— Alſo muͤſſen wir auch ſolchen ſchluͤſſel/ die ſchrifften Moſis und die Propheten zu eroͤffnen bey niemand an- ders als bey ihm ſuchen. Alſo werden denn die Heidniſchen kuͤnſte mit ihren vernunfft-inſtrumenten viel zu ſchwach ſeyn/ die ſchrifft zu eroͤffnen. So wird Ariſtoteles mit ſeiner Logica, Metaphyſica den Von der Schul- theologie/

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/144>, abgerufen am 02.05.2024.