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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburgen und Seidenbechern.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
den rechten schlüssel den verstand zu er-
öffnen nicht haben. So werden die
elendiglich verführet werden/ welche
diese
instrumenta suchen und lieben/ und
Und Phi-
losophi
e.
gebrauchen die schrifft zu eröffnen. So
werden die auch die liebe jugend betrü-
ben und verführen/ welche dieselbe zu
diesen Heidnischen künsten anweisen/
durch dero mittel die schrifft zu eröffnen.
O blindheit/ o greuliche verführung!
---- Jch hoffe/ daß der rechte wahre
David diesen Goliath der Heidnischen

Philosophie und scholasterey endlich mit
seinen schlüsseln in geist und krafft über-
winden werde.
Und aus p. 28. Mein
Hertzen-JEsu/ bistu nicht hier im irrdi-
schen sichtbaren gute/ geld/ ehre/ reich-
thnn/ pracht/ dieser welt kunst/ gelehrtheit
titul- und gradsucht? Ey mein JEsu/ bi-
stu nicht hier bey solchem welt und fleisch-
wesen? Ach was suchen denn die blinden
menschen so vergeblich? der geitzige Ju-
das/ 8 stoltze Phariseer bey allem seinem
Luciferischen stoltzen wissen/ hoch-
gradu-
irt
em titul-süchtigem wesen sagt und ruf-
fet: Hier ist Christus.
Und p. 29. O ihr thore/
wie suchet ihr doch nichts überall als nur
welt/ geld/ gut/ ehre/ ansehen. Käme
CHristus zu unsern gelehrten verkehr-
ten/ in ihre schulen und ihre studir-stu-
ben/ in ihre kirchen/ und solte sehen/ wie
sie
studiren/ lehren und predigen meisten-
theils/ daß sie ihre ehre/ ansehen/ geld
und gut dieser welt mit den ihrigen hät-
ten/ was würde er anders sagen/ als: O
ihr thoren/ o ihr blinden/ was suchet
ihr etc.
Auff welche und dergleichen expressi-
ones
gedachte censores p. 26. aussprechen/
daß die Philosophia auch eine stimme
GOttes/ dadurch uns GOtt selber an-
rede/ und die aussprüche und reguln der

Philosophie seyn Gottes aussprüche und
reguln.
Und p. 27. sie sey GOttes wahr-
heit/ und wer sie verachte/ der versundi-
ge sich an GOtt selbst:
Und p. 28. wer
ohne dieselbe mit ungewaschenen hän-
den die schrifft erkläre/ der richte ver-
wirrung und unfug/ auch wol garketze-
reyen an.

32. So viel sey auch von diesen geschichten
gesaget/ zu welchen nun noch einige andere bey-
gefüget werden können/ und zwar vornemlich
von dem auch bekanten Georg Lorentz Sei-
Seidenbe-
chers hi-
storie.
denbecher/ welcher ehmals Paftor in Unter-
Neuborn nicht weit von Jena unter Gothi-
scher herrschafft gewesen/ und anfänglich gar
werth und beliebt gehalten worden. Nachdem
er aber auff die materie von dem Reiche CHri-
sti und dessen sonderbare umstände gerathen/
und davon einem andern Prediger und seinem
verwandten Johann Nicolao Rebhan etwas
eröffnet/ auch seine davon auffgesetzte schrifft
ihm zu prüfen übergeben/ ist er alsbald darü-
ber bey seinen falschen brüdern in verfolgung
gerathen/ wie Petrus Serarius in der vorrede
über dessen Chiliasmum Sanctum berichtet.
Denn es geschahe bald darauff/ daß dieser Reb-
han selbige schrifft einem andern Pfarrer com-
munici
rte/ dieser aber dem Consistorio part da-
von gab/ welches denn die sache auff die Uni-
[Spaltenumbruch] versi
tät Jena verschickte. Hier untersuchteJahr
MDC.
biß
MDCC.

man dieses (wie Serarius schreibet) nicht
nach dem worte GOttes/ sondern nach der
Aügsp. Confeßion/ und verdammte Seidenbe-Verfol-
gung.

chern als einen ketzer/ wolte ihn auch zum wie-
derruff bey straffe der remotion zwingen. Er
protestirete zwar dawieder/ und verlangte zu
wissen/ was der schrifft oder gesunden vernunfft
hierinne zuwider wäre/ erhielte aber keine ande-
re antwort/ als der 17. articul der Augsp. Con-
feßion wäre dagegen. Seine zuhörer suppli-
cirt
en auch einmüthig vor ihn/ und bezeugten/
daß er nichts neues gelehret/ sondern allezeit
friedlich und Gottselig unter ihnen gewandelt
hätte.

33. Ungeacht er nun auch von dieser materieAbsetzung.
niemals etwas öffentlich gedacht gehabt/ wird
er doch würcklich vom amte gesetzet/ bleibet aber
am selbigen orte wohnend/ und lebet in der stil-
le. Seine feinde mag das gewissen unterdes-
sen drücken/ daß sie ihn wiederum an sich zu lo-
cken suchen/ und allerhand mittel vorschlagen.
Er aber hat in der stille in seinem Christenthum
so gewachsen/ daß er sich in kein öffentlich amt
mehr begeben will. Kurtz hernach wird er
schwerlich kranck/ da man ihm/ weil er seine mei-
nung nicht wiederruffen will/ das Abendmahl
versagt/ auch deßwegen kaum auff einiger
freunde vorbitte eine stelle auff dem kirch-hoff
vergönnet. Vor seinem tod hat er unversehens
zu M. Rebhanen/ als dieser gleich bey ihm ge-
wesen/ gesagt: Du must mit/ bruder/ du
must mit?
Wie denn auch dieser würcklich
bald hernach bettlägerig worden/ und verstor-
ben/ nachdem er aus gewissens-angst offt aus-
geruffen: Seidenbecher hat wahr ge-
schrieben/ Breckling hat wahr geschrie-
ben!
Er soll auch nach demtod in feuriger ge-
stallt gar vielen erschienen seyn/ welches so gar
auch der Prediger auff der cantzel gestanden/
und mit allerhand vorwand entschuldigen wol-
len. Von diesem Seidenbecher ist anno 1660.Schriff-
ten.

zu Amsterdam ein büchlein in 12mo gedruckt
worden: Chiliasmus sanctus, qui est Sabbati-
smus populo DEI relictus,
das ist/ was von
den 1000. jahren
Apoc. XX. eigentlich
und nach GOttes wort zu halten sey.

vom Wahrmundo Freyburgen Eliopolitano
alias
Seidenbecher. Wie auch anno 1664.
eben daselbst das Problema Theologicum de
Regno sanctorum in terris millenario per Pe-
trum Serarium.

34. Daß aber dieser scribente bey dem vor-
trag von der zukünfftigen bessern zeit auch das
gegenwärtige elend gründlich erkannt habe/ sie-
het man aus gedachten schrifften: Welches
auch vermuthlich seine verfolger destomehr be-
wogen/ ihn mit diesen seinen zeugnissen zu unter-
drucken. Nur etwas aus dem Teutschen tra-Seine kla-
gen von
der Cleri-
sey mono-
polio,

ctatzu gedencken/ so schreibet er §. 20. p. 75:
Es sind noch heutiges tages diejenigen
nichts anders als Antichristische diener/
welche vorgeben/ es gebühre einem Lay-
en/ der zumal nicht studieret habe/ keines
weges/ daß er sich in einer gemeine mit

Theologischen schrifften herfürthue/ und
andere lehren wolle: Meinen kurtz um/
infallibili-
tät.

das Lehr-Amt sey an diejenigen gebun-
den/ welche
(wie Lutherus redet) lange
röcke und kappen tragen/ zumal wenn

sie von
R 3

Conrado Potinio, Joach. Betkio, Chriſtian Hohburgen und Seidenbechern.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
den rechten ſchluͤſſel den verſtand zu er-
oͤffnen nicht haben. So werden die
elendiglich verfuͤhret werden/ welche
dieſe
inſtrumenta ſuchen und lieben/ und
Und Phi-
loſophi
e.
gebrauchen die ſchrifft zu eroͤffnen. So
werden die auch die liebe jugend betruͤ-
ben und verfuͤhren/ welche dieſelbe zu
dieſen Heidniſchen kuͤnſten anweiſen/
durch dero mittel die ſchꝛifft zu eroͤffnen.
O blindheit/ o greuliche verfuͤhrung!
—— Jch hoffe/ daß der rechte wahre
David dieſen Goliath der Heidniſchen

Philoſophie und ſcholaſterey endlich mit
ſeinen ſchluͤſſeln in geiſt und krafft uͤber-
winden werde.
Und aus p. 28. Mein
Hertzen-JEſu/ biſtu nicht hier im irrdi-
ſchen ſichtbaren gute/ geld/ ehre/ reich-
thñ/ pꝛacht/ dieſeꝛ welt kunſt/ gelehꝛtheit
titul- und gradſucht? Ey mein JEſu/ bi-
ſtu nicht hier bey ſolchem welt uñ fleiſch-
weſen? Ach was ſuchen denn die blinden
menſchen ſo vergeblich? der geitzige Ju-
das/ 8 ſtoltze Phariſeer bey allem ſeinem
Luciferiſchen ſtoltzen wiſſen/ hoch-
gradu-
irt
em titul-ſuͤchtigem weſen ſagt und ruf-
fet: Hier iſt Chriſtus.
Und p. 29. O ihr thorë/
wie ſuchet ihr doch nichts uͤberall als nur
welt/ geld/ gut/ ehre/ anſehen. Kaͤme
CHriſtus zu unſern gelehrten verkehr-
ten/ in ihre ſchulen und ihre ſtudir-ſtu-
ben/ in ihre kirchen/ und ſolte ſehen/ wie
ſie
ſtudiren/ lehren und predigen meiſten-
theils/ daß ſie ihre ehre/ anſehen/ geld
und gut dieſer welt mit den ihrigen haͤt-
ten/ was wuͤrde er anders ſagen/ als: O
ihr thoren/ o ihr blinden/ was ſuchet
ihr ꝛc.
Auff welche und dergleichen expreſſi-
ones
gedachte cenſores p. 26. ausſprechen/
daß die Philoſophia auch eine ſtimme
GOttes/ dadurch uns GOtt ſelber an-
rede/ und die ausſpruͤche und reguln der

Philoſophie ſeyn Gottes ausſpruͤche und
reguln.
Und p. 27. ſie ſey GOttes wahr-
heit/ und wer ſie verachte/ der verſundi-
ge ſich an GOtt ſelbſt:
Und p. 28. wer
ohne dieſelbe mit ungewaſchenen haͤn-
den die ſchrifft erklaͤre/ der richte ver-
wirrung und unfug/ auch wol garketze-
reyen an.

32. So viel ſey auch von dieſen geſchichten
geſaget/ zu welchen nun noch einige andere bey-
gefuͤget werden koͤnnen/ und zwar vornemlich
von dem auch bekanten Georg Lorentz Sei-
Seidenbe-
chers hi-
ſtorie.
denbecher/ welcher ehmals Paftor in Unter-
Neuborn nicht weit von Jena unter Gothi-
ſcher herꝛſchafft geweſen/ und anfaͤnglich gar
werth und beliebt gehalten worden. Nachdem
er aber auff die materie von dem Reiche CHri-
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und davon einem andern Prediger und ſeinem
verwandten Johann Nicolao Rebhan etwas
eroͤffnet/ auch ſeine davon auffgeſetzte ſchrifft
ihm zu pruͤfen uͤbergeben/ iſt er alsbald daruͤ-
ber bey ſeinen falſchen bruͤdern in verfolgung
gerathen/ wie Petrus Serarius in der vorrede
uͤber deſſen Chiliaſmum Sanctum berichtet.
Denn es geſchahe bald darauff/ daß dieſer Reb-
han ſelbige ſchrifft einem andern Pfarrer com-
munici
rte/ dieſer aber dem Conſiſtorio part da-
von gab/ welches denn die ſache auff die Uni-
[Spaltenumbruch] verſi
taͤt Jena verſchickte. Hier unterſuchteJahr
MDC.
biß
MDCC.

man dieſes (wie Serarius ſchreibet) nicht
nach dem worte GOttes/ ſondern nach der
Auͤgſp. Confeßion/ und verdam̃te Seidenbe-Verfol-
gung.

chern als einen ketzer/ wolte ihn auch zum wie-
derruff bey ſtraffe der remotion zwingen. Er
proteſtirete zwar dawieder/ und verlangte zu
wiſſen/ was der ſchrifft oder geſunden vernunfft
hierinne zuwider waͤre/ erhielte aber keine ande-
re antwort/ als der 17. articul der Augſp. Con-
feßion waͤre dagegen. Seine zuhoͤrer ſuppli-
cirt
en auch einmuͤthig vor ihn/ und bezeugten/
daß er nichts neues gelehret/ ſondern allezeit
friedlich und Gottſelig unter ihnen gewandelt
haͤtte.

33. Ungeacht er nun auch von dieſer materieAbſetzung.
niemals etwas oͤffentlich gedacht gehabt/ wird
er doch wuͤrcklich vom amte geſetzet/ bleibet aber
am ſelbigen orte wohnend/ und lebet in der ſtil-
le. Seine feinde mag das gewiſſen unterdeſ-
ſen druͤcken/ daß ſie ihn wiederum an ſich zu lo-
cken ſuchen/ und allerhand mittel vorſchlagen.
Er aber hat in der ſtille in ſeinem Chriſtenthum
ſo gewachſen/ daß er ſich in kein oͤffentlich amt
mehr begeben will. Kurtz hernach wird er
ſchwerlich kranck/ da man ihm/ weil er ſeine mei-
nung nicht wiederruffen will/ das Abendmahl
verſagt/ auch deßwegen kaum auff einiger
freunde vorbitte eine ſtelle auff dem kirch-hoff
vergoͤnnet. Vor ſeinem tod hat er unverſehens
zu M. Rebhanen/ als dieſer gleich bey ihm ge-
weſen/ geſagt: Du muſt mit/ bruder/ du
muſt mit?
Wie denn auch dieſer wuͤrcklich
bald hernach bettlaͤgerig worden/ und verſtor-
ben/ nachdem er aus gewiſſens-angſt offt aus-
geruffen: Seidenbecher hat wahr ge-
ſchrieben/ Breckling hat wahr geſchrie-
ben!
Er ſoll auch nach demtod in feuriger ge-
ſtallt gar vielen erſchienen ſeyn/ welches ſo gar
auch der Prediger auff der cantzel geſtanden/
und mit allerhand vorwand entſchuldigen wol-
len. Von dieſem Seidenbecher iſt anno 1660.Schriff-
ten.

zu Amſterdam ein buͤchlein in 12mo gedruckt
worden: Chiliaſmus ſanctus, qui eſt Sabbati-
ſmus populo DEI relictus,
das iſt/ was von
den 1000. jahren
Apoc. XX. eigentlich
und nach GOttes wort zu halten ſey.

vom Wahrmundo Freyburgen Eliopolitano
aliàs
Seidenbecher. Wie auch anno 1664.
eben daſelbſt das Problema Theologicum de
Regno ſanctorum in terris millenario per Pe-
trum Serarium.

34. Daß aber dieſer ſcribente bey dem vor-
trag von der zukuͤnfftigen beſſern zeit auch das
gegenwaͤrtige elend gruͤndlich erkannt habe/ ſie-
het man aus gedachten ſchrifften: Welches
auch vermuthlich ſeine verfolger deſtomehr be-
wogen/ ihn mit dieſen ſeinen zeugniſſen zu unter-
drucken. Nur etwas aus dem Teutſchen tra-Seine kla-
gen von
der Cleri-
ſey mono-
polio,

ctatzu gedencken/ ſo ſchreibet er §. 20. p. 75:
Es ſind noch heutiges tages diejenigen
nichts anders als Antichriſtiſche diener/
welche vorgeben/ es gebuͤhre einem Lay-
en/ der zumal nicht ſtudieret habe/ keines
weges/ daß er ſich in einer gemeine mit

Theologiſchen ſchrifften herfuͤrthue/ und
andere lehren wolle: Meinen kurtz um/
infallibili-
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das Lehr-Amt ſey an diejenigen gebun-
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[133/0145] Conrado Potinio, Joach. Betkio, Chriſtian Hohburgen und Seidenbechern. den rechten ſchluͤſſel den verſtand zu er- oͤffnen nicht haben. So werden die elendiglich verfuͤhret werden/ welche dieſe inſtrumenta ſuchen und lieben/ und gebrauchen die ſchrifft zu eroͤffnen. So werden die auch die liebe jugend betruͤ- ben und verfuͤhren/ welche dieſelbe zu dieſen Heidniſchen kuͤnſten anweiſen/ durch dero mittel die ſchꝛifft zu eroͤffnen. O blindheit/ o greuliche verfuͤhrung! —— Jch hoffe/ daß der rechte wahre David dieſen Goliath der Heidniſchen Philoſophie und ſcholaſterey endlich mit ſeinen ſchluͤſſeln in geiſt und krafft uͤber- winden werde. Und aus p. 28. Mein Hertzen-JEſu/ biſtu nicht hier im irrdi- ſchen ſichtbaren gute/ geld/ ehre/ reich- thñ/ pꝛacht/ dieſeꝛ welt kunſt/ gelehꝛtheit titul- und gradſucht? Ey mein JEſu/ bi- ſtu nicht hier bey ſolchem welt uñ fleiſch- weſen? Ach was ſuchen denn die blinden menſchen ſo vergeblich? der geitzige Ju- das/ 8 ſtoltze Phariſeer bey allem ſeinem Luciferiſchen ſtoltzen wiſſen/ hoch-gradu- irtem titul-ſuͤchtigem weſen ſagt und ruf- fet: Hier iſt Chriſtus. Und p. 29. O ihr thorë/ wie ſuchet ihr doch nichts uͤberall als nur welt/ geld/ gut/ ehre/ anſehen. Kaͤme CHriſtus zu unſern gelehrten verkehr- ten/ in ihre ſchulen und ihre ſtudir-ſtu- ben/ in ihre kirchen/ und ſolte ſehen/ wie ſie ſtudiren/ lehren und predigen meiſten- theils/ daß ſie ihre ehre/ anſehen/ geld und gut dieſer welt mit den ihrigen haͤt- ten/ was wuͤrde er anders ſagen/ als: O ihr thoren/ o ihr blinden/ was ſuchet ihr ꝛc. Auff welche und dergleichen expreſſi- ones gedachte cenſores p. 26. ausſprechen/ daß die Philoſophia auch eine ſtimme GOttes/ dadurch uns GOtt ſelber an- rede/ und die ausſpruͤche und reguln der Philoſophie ſeyn Gottes ausſpruͤche und reguln. Und p. 27. ſie ſey GOttes wahr- heit/ und wer ſie verachte/ der verſundi- ge ſich an GOtt ſelbſt: Und p. 28. wer ohne dieſelbe mit ungewaſchenen haͤn- den die ſchrifft erklaͤre/ der richte ver- wirrung und unfug/ auch wol garketze- reyen an. Jahr MDC. biß MDCC. Und Phi- loſophie. 32. So viel ſey auch von dieſen geſchichten geſaget/ zu welchen nun noch einige andere bey- gefuͤget werden koͤnnen/ und zwar vornemlich von dem auch bekanten Georg Lorentz Sei- denbecher/ welcher ehmals Paftor in Unter- Neuborn nicht weit von Jena unter Gothi- ſcher herꝛſchafft geweſen/ und anfaͤnglich gar werth und beliebt gehalten worden. Nachdem er aber auff die materie von dem Reiche CHri- ſti und deſſen ſonderbare umſtaͤnde gerathen/ und davon einem andern Prediger und ſeinem verwandten Johann Nicolao Rebhan etwas eroͤffnet/ auch ſeine davon auffgeſetzte ſchrifft ihm zu pruͤfen uͤbergeben/ iſt er alsbald daruͤ- ber bey ſeinen falſchen bruͤdern in verfolgung gerathen/ wie Petrus Serarius in der vorrede uͤber deſſen Chiliaſmum Sanctum berichtet. Denn es geſchahe bald darauff/ daß dieſer Reb- han ſelbige ſchrifft einem andern Pfarrer com- municirte/ dieſer aber dem Conſiſtorio part da- von gab/ welches denn die ſache auff die Uni- verſitaͤt Jena verſchickte. Hier unterſuchte man dieſes (wie Serarius ſchreibet) nicht nach dem worte GOttes/ ſondern nach der Auͤgſp. Confeßion/ und verdam̃te Seidenbe- chern als einen ketzer/ wolte ihn auch zum wie- derruff bey ſtraffe der remotion zwingen. Er proteſtirete zwar dawieder/ und verlangte zu wiſſen/ was der ſchrifft oder geſunden vernunfft hierinne zuwider waͤre/ erhielte aber keine ande- re antwort/ als der 17. articul der Augſp. Con- feßion waͤre dagegen. Seine zuhoͤrer ſuppli- cirten auch einmuͤthig vor ihn/ und bezeugten/ daß er nichts neues gelehret/ ſondern allezeit friedlich und Gottſelig unter ihnen gewandelt haͤtte. Seidenbe- chers hi- ſtorie. Jahr MDC. biß MDCC. Verfol- gung. 33. Ungeacht er nun auch von dieſer materie niemals etwas oͤffentlich gedacht gehabt/ wird er doch wuͤrcklich vom amte geſetzet/ bleibet aber am ſelbigen orte wohnend/ und lebet in der ſtil- le. Seine feinde mag das gewiſſen unterdeſ- ſen druͤcken/ daß ſie ihn wiederum an ſich zu lo- cken ſuchen/ und allerhand mittel vorſchlagen. Er aber hat in der ſtille in ſeinem Chriſtenthum ſo gewachſen/ daß er ſich in kein oͤffentlich amt mehr begeben will. Kurtz hernach wird er ſchwerlich kranck/ da man ihm/ weil er ſeine mei- nung nicht wiederruffen will/ das Abendmahl verſagt/ auch deßwegen kaum auff einiger freunde vorbitte eine ſtelle auff dem kirch-hoff vergoͤnnet. Vor ſeinem tod hat er unverſehens zu M. Rebhanen/ als dieſer gleich bey ihm ge- weſen/ geſagt: Du muſt mit/ bruder/ du muſt mit? Wie denn auch dieſer wuͤrcklich bald hernach bettlaͤgerig worden/ und verſtor- ben/ nachdem er aus gewiſſens-angſt offt aus- geruffen: Seidenbecher hat wahr ge- ſchrieben/ Breckling hat wahr geſchrie- ben! Er ſoll auch nach demtod in feuriger ge- ſtallt gar vielen erſchienen ſeyn/ welches ſo gar auch der Prediger auff der cantzel geſtanden/ und mit allerhand vorwand entſchuldigen wol- len. Von dieſem Seidenbecher iſt anno 1660. zu Amſterdam ein buͤchlein in 12mo gedruckt worden: Chiliaſmus ſanctus, qui eſt Sabbati- ſmus populo DEI relictus, das iſt/ was von den 1000. jahren Apoc. XX. eigentlich und nach GOttes wort zu halten ſey. vom Wahrmundo Freyburgen Eliopolitano aliàs Seidenbecher. Wie auch anno 1664. eben daſelbſt das Problema Theologicum de Regno ſanctorum in terris millenario per Pe- trum Serarium. Abſetzung. Schriff- ten. 34. Daß aber dieſer ſcribente bey dem vor- trag von der zukuͤnfftigen beſſern zeit auch das gegenwaͤrtige elend gruͤndlich erkannt habe/ ſie- het man aus gedachten ſchrifften: Welches auch vermuthlich ſeine verfolger deſtomehr be- wogen/ ihn mit dieſen ſeinen zeugniſſen zu unter- drucken. Nur etwas aus dem Teutſchen tra- ctatzu gedencken/ ſo ſchreibet er §. 20. p. 75: Es ſind noch heutiges tages diejenigen nichts anders als Antichriſtiſche diener/ welche vorgeben/ es gebuͤhre einem Lay- en/ der zumal nicht ſtudieret habe/ keines weges/ daß er ſich in einer gemeine mit Theologiſchen ſchrifften herfuͤrthue/ und andere lehren wolle: Meinen kurtz um/ das Lehr-Amt ſey an diejenigen gebun- den/ welche (wie Lutherus redet) lange roͤcke und kappen tragen/ zumal wenn ſie von Seine kla- gen von der Cleri- ſey mono- polio, infallibili- taͤt. R 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/145>, abgerufen am 02.05.2024.