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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XII. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC
biß
MDCC.
auffgerichtet/ die wircket ja so viel/ daß
man wisse/ wo manhingehen solle: Also
weil die H. Schrifft ein weg weiser zum
ewigen leben ist/ so ist ja ein wirck endes
merckmal den rechten weg zum leben zu
wandeln.

Und von
ihren äus-
serlichem
zeugniß.

Item: Die H. Schrifft ist ein bild und
Contrafactur, darinnen uns GOttes we-
sen und willen
objective zuerkennen gege-
ben wird.
Darauff schleust er:

14. Soll aber dasselbige/ was die
schrifft zeuget/ wahrhafftig erkant
und ins hertz auffgenommen/ darin-
ne bejahet/ und erfullet werden/ so muß
die H. Schrifft durch die Schrifft oder
bey diesen zeugen leuchten.
Dieses stellet er
in einem gleichniß vor/ von der farbe oder
einem bild/ welches den menschen zum er-
käntniß der gestalt einer person bringen könne/
dazu aber der sonnenschein nöthig sey/ es zu sehen.
Also solle in der Schrifft der rechte wahre weg
zum leben erkannt werden/ so müsse der H.
Geist im hertzen und in der Schrifft ein licht
herfür leuchten lassen. Denn ohne diese er-
leuchtung werde die Schrifft nicht erkannt zum
leben/ daß nemlich/ was sie äusserlich zeuget/
auch in der seele des menschen innerlich möge er-
funden werden. Dieses/ daß die Schrifft
nicht allein objective, sondern auch effective das
hertz des menschen fasse und bekehre und zu
GOttführe/ und zwar nicht ehe/ als wenn die
erleuchtung des H. Geistes dabey sey/ beweiset
er aus Ps. XXXVI. 10. CXIX. 18. 36. Luc.
XXIV. 45. Act. XVI. 14. c. XIIX.
31. Erfüh-
ret auch die örter aus Bernhardi sermone ad tra-
tres in monte, Hilarii L. V. de Trinit. Gregorii
in Moralibus, Leonis sermone in Pentecost. Di-
dymi &c.
an/ wie auch Lutheri über die Epistel
am Pfingsttag. Wozu er die sprüche Jer.
XXXI. 33. Hebr. IIX. 10. X. 16. 2. Cor. III.
5.
setzet.

15. Endlich setzet er p. B. 3. Die erkänt-
Von wir-
ckung der
Schrifft.
niß/ bekehrung/ heiligung und seligma-
chung sey nicht bloß auf dieschrifft/ so fer-
ne sie in buchstaben verfasset/ zu deuten/
weil sie auff solche weise auch von dem
teuffel und gottlosen erkannt werde/
sondern auff den/ der durch und in
der Schrifft lehre. Denn was uns bekeh-
re/ zu GOtt führe/ heilige/ beselige/ das
müsse in die seele kommen und auffgenom-
men werden. Die Schrifft aber bleibe in
ihren taffeln/ da die erleuchtung und der
Geist sich in den seelen ereigne.
Er erinnert
darauff/ daß der arme Schwenckfeldius von
nothwendigkeit der schrifft seine meinung
nicht recht habe an tag geben können. Und
schleust zuletzt: Obwol die Schrifft zum
Göttlichen erkäntniß nöthig sey/ weil
das ewige wort bey und in der Schrifft
den menschen bekehre und zu GOtt füh-
re/ so gehe doch die erleuchtung durch das
ewige wort und den H. Geist fürher.
Luc.
XXIV. 27. Ps. XXXVI.
10. dazu er Luthe-
rum
über das Evangelium Trinitatis anziehet.

16. Diese seine meinung hat er in der Christ-
Ob sie die
krafft Got-
tes selbst
sey.
lichen erinnerung p. 11. und ferner wiederholet
und vertheidiget/ sonderlich aus Luthero dar-
auff gedrungen: Die Schrifft sey zwar in
ihrem wesen ein zeichen und zeugniß der
[Spaltenumbruch] allmächtigen krafft/ wesens und lebens
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

GOttes/ aber sie sey nicht die allmächti-
ge krafft/ leben und geist selbst/ sie sage es
auch nicht/ sondern daß das leben in
GOtt sey
und in CHristo/ Joh XIV. 16. X.
10. I. 3. 1. Joh. V.
11. Wundert sich dabey p.
12. und 13. daß sein wiedersprecher D. Boehm
sage/ die H. Schrifft sey dasselbige schon
2500. jahr zuvor gewesen/ ehe sie in ge-Seiner
widersa-
cher ge-
gensätze.

wisse bedeutende worte verfasset worden.
Item: sie sey wesendlich in se, perse, forma-
liter, in quarto modo proprii
das leben/ und
der H. Geist sey allezeit mit dem buchsta-
ben verbunden/ also daß er vom buchsta-
ben und äusserlichem zeugniß nimmer kön-
ne getrennet werden.
Und dieses ist nun
derer Orthodoxen/ das obige aber Rathmanns
vortrag gewesen/ wie ihn auch Blanckius in dem
anhang gedachter leich-predigt kürtzlich zusam-
men gezogen/ seine gegner aber offt merck-
lich verkehrt gehabt/ wie aus unparthey-
ischer Collation erhellen möchte.

17. Und weil er besagter massen auff die wür-
ckung des H. Geistes vornemlich gedrungen/
und in seinen schrifften von der erleuchtung/ von
dem Göttlichen lichte/ von CHristi krafft
in der seelen und dergleichen/ deutlicher als
viel andere so genannte Theologi geschrie-
ben/ so haben ihn die Wittenberger nach-
mals nebenst andern einen Schwenckfel-
der/
Weigelianer und Osiandristen ge-Verletze-
rung des-
wegen.

nennet; Corvinus hat ihn auch mit Sebasti-
an Francken/ David
Joris und den Wie-
dertäuffern
verglichen/ wie er selbst in der
abgenöthigten antwort p. B. 3. klaget und be-
zeugt/ daß er weder David Georgen/ noch eini-
gen Wiedertäuffer gelesen. Von Schwenck-
felden aber bekennet er daselbst: nicht alles/Seine be-
käntniß
von
Schwenck
felden.

was bey ihm gefunden werde/ sey
Schwenckfeldisch/ weil es auch wolbey
andern ansehnlichen Lehrern stünde.

Jm bedencken wieder D. Dieterichen hat er p.
77. u. f. seine lehre mit Schwenckfeld zusam-
men gehalten und den unterscheid gewiesen.
Die redens-art: Jch will hören/ was der
Herr in mir redet/
weiset er auch aus Luthero
und D. Gerharden/ wie auch aus dem XXXV.
Psalm: Sprich du zu meiner seelen; item,
Ps. LX. 8. 2. Cor. XIII. 3. Rom. IIX. &c
Nichts
desto weniger aber habeihn damals einige The-
ologi
immer einen Schwenckfelder und Enthusia-
sten geheissen/ und noch vielmehr hernach/ wie
unter andern bey Hülsemanno in vindiciis scri-
pturae p. 433. Calovio in System. T. l. p. 696.
seqq. Quenstedio
und dergleichen zu schen ist.

18. Es mag aber wolden Schul-Theologen
am meisten entgegen gewesen seyn/ was er un-
ter andern auch von ihren sachen bekant im
gnaden-reich p. B. 4. Weil das ewige
wort und der H. Geist müssen das hertz
Von der
falschen
Theolo-
gi
e.

erleuchten/ wo die schrifft soll recht er-
kant werden/ so ist hieraus zuschliessen/
daß zwar durch des
Aristotelis sein hand-
werck/ welches die vernunfft-kunst
ist/ die schrifft mit schrifft kan be-
währt/ und eingeführet werden/ daß
man auffsolche weise eine stattliche kunst
habe mit der schrifft zu handthieren: aber
es bleibe doch nur dem der es weiß/ ohne
erleuchtung GOTT es/ allein eine wort-

kunst/

Th. III. C. XII. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC
biß
MDCC.
auffgerichtet/ die wircket ja ſo viel/ daß
man wiſſe/ wo manhingehen ſolle: Alſo
weil die H. Schrifft ein weg weiſer zum
ewigen leben iſt/ ſo iſt ja ein wirck endes
merckmal den rechten weg zum leben zu
wandeln.

Und von
ihren aͤuſ-
ſerlichem
zeugniß.

Item: Die H. Schrifft iſt ein bild und
Contrafactur, darinnen uns GOttes we-
ſen und willen
objective zuerkennen gege-
ben wird.
Darauff ſchleuſt er:

14. Soll aber daſſelbige/ was die
ſchrifft zeuget/ wahrhafftig erkant
und ins hertz auffgenommen/ darin-
ne bejahet/ und erfullet werden/ ſo muß
die H. Schrifft durch die Schrifft oder
bey dieſen zeugen leuchten.
Dieſes ſtellet er
in einem gleichniß vor/ von der farbe oder
einem bild/ welches den menſchen zum er-
kaͤntniß der geſtalt einer perſon bringen koͤnne/
dazu aber der ſoñenſchein noͤthig ſey/ es zu ſehen.
Alſo ſolle in der Schrifft der rechte wahre weg
zum leben erkannt werden/ ſo muͤſſe der H.
Geiſt im hertzen und in der Schrifft ein licht
herfuͤr leuchten laſſen. Denn ohne dieſe er-
leuchtung werde die Schrifft nicht erkannt zum
leben/ daß nemlich/ was ſie aͤuſſerlich zeuget/
auch in der ſeele des menſchen innerlich moͤge er-
funden werden. Dieſes/ daß die Schrifft
nicht allein objective, ſondeꝛn auch effective das
hertz des menſchen faſſe und bekehre und zu
GOttfuͤhre/ und zwar nicht ehe/ als wenn die
erleuchtung des H. Geiſtes dabey ſey/ beweiſet
er aus Pſ. XXXVI. 10. CXIX. 18. 36. Luc.
XXIV. 45. Act. XVI. 14. c. XIIX.
31. Erfuͤh-
ret auch die oͤrter aus Bernhardi ſermone ad tra-
tres in monte, Hilarii L. V. de Trinit. Gregorii
in Moralibus, Leonis ſermone in Pentecoſt. Di-
dymi &c.
an/ wie auch Lutheri uͤber die Epiſtel
am Pfingſttag. Wozu er die ſpruͤche Jer.
XXXI. 33. Hebr. IIX. 10. X. 16. 2. Cor. III.
5.
ſetzet.

15. Endlich ſetzet er p. B. 3. Die erkaͤnt-
Von wir-
ckung der
Schrifft.
niß/ bekehrung/ heiligung und ſeligma-
chung ſey nicht bloß auf dieſchrifft/ ſo fer-
ne ſie in buchſtaben verfaſſet/ zu deuten/
weil ſie auff ſolche weiſe auch von dem
teuffel und gottloſen erkannt werde/
ſondern auff den/ der durch und in
der Schrifft lehre. Denn was uns bekeh-
re/ zu GOtt fuͤhre/ heilige/ beſelige/ das
muͤſſe in die ſeele kommen und auffgenom-
men werden. Die Schrifft aber bleibe in
ihren taffeln/ da die erleuchtung und der
Geiſt ſich in den ſeelen ereigne.
Er erinnert
darauff/ daß der arme Schwenckfeldius von
nothwendigkeit der ſchrifft ſeine meinung
nicht recht habe an tag geben koͤnnen. Und
ſchleuſt zuletzt: Obwol die Schrifft zum
Goͤttlichen erkaͤntniß noͤthig ſey/ weil
das ewige wort bey und in der Schrifft
den menſchen bekehre und zu GOtt fuͤh-
re/ ſo gehe doch die erleuchtung durch das
ewige wort und den H. Geiſt fuͤrher.
Luc.
XXIV. 27. Pſ. XXXVI.
10. dazu er Luthe-
rum
uͤber das Evangelium Trinitatis anziehet.

16. Dieſe ſeine meinung hat er in der Chriſt-
Ob ſie die
krafft Got-
tes ſelbſt
ſey.
lichen erinnerung p. 11. und ferner wiederholet
und vertheidiget/ ſonderlich aus Luthero dar-
auff gedrungen: Die Schrifft ſey zwar in
ihrem weſen ein zeichen und zeugniß der
[Spaltenumbruch] allmaͤchtigen krafft/ weſens und lebens
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

GOttes/ aber ſie ſey nicht die allmaͤchti-
ge krafft/ leben und geiſt ſelbſt/ ſie ſage es
auch nicht/ ſondern daß das leben in
GOtt ſey
und in CHriſto/ Joh XIV. 16. X.
10. I. 3. 1. Joh. V.
11. Wundert ſich dabey p.
12. und 13. daß ſein wiederſprecher D. Bœhm
ſage/ die H. Schrifft ſey daſſelbige ſchon
2500. jahr zuvor geweſen/ ehe ſie in ge-Seiner
widerſa-
cher ge-
genſaͤtze.

wiſſe bedeutende worte verfaſſet worden.
Item: ſie ſey weſendlich in ſe, perſe, forma-
liter, in quarto modo proprii
das leben/ und
der H. Geiſt ſey allezeit mit dem buchſta-
ben verbunden/ alſo daß er vom buchſta-
ben und aͤuſſerlichem zeugniß nim̃er koͤn-
ne getrennet werden.
Und dieſes iſt nun
derer Orthodoxen/ das obige aber Rathmanns
vortrag geweſen/ wie ihn auch Blanckius in dem
anhang gedachter leich-predigt kuͤrtzlich zuſam-
men gezogen/ ſeine gegner aber offt merck-
lich verkehrt gehabt/ wie aus unparthey-
iſcher Collation erhellen moͤchte.

17. Und weil er beſagter maſſen auff die wuͤr-
ckung des H. Geiſtes vornemlich gedrungen/
und in ſeinen ſchrifften von der erleuchtung/ von
dem Goͤttlichen lichte/ von CHriſti krafft
in der ſeelen und dergleichen/ deutlicher als
viel andere ſo genannte Theologi geſchrie-
ben/ ſo haben ihn die Wittenberger nach-
mals nebenſt andern einen Schwenckfel-
der/
Weigelianer und Oſiandriſten ge-Verletze-
rung des-
wegen.

nennet; Corvinus hat ihn auch mit Sebaſti-
an Francken/ David
Joris und den Wie-
dertaͤuffern
verglichen/ wie er ſelbſt in der
abgenoͤthigten antwort p. B. 3. klaget und be-
zeugt/ daß er weder David Georgen/ noch eini-
gen Wiedertaͤuffer geleſen. Von Schwenck-
felden aber bekennet er daſelbſt: nicht alles/Seine be-
kaͤntniß
von
Schwenck
felden.

was bey ihm gefunden werde/ ſey
Schwenckfeldiſch/ weil es auch wolbey
andern anſehnlichen Lehrern ſtuͤnde.

Jm bedencken wieder D. Dieterichen hat er p.
77. u. f. ſeine lehre mit Schwenckfeld zuſam-
men gehalten und den unterſcheid gewieſen.
Die redens-art: Jch will hoͤren/ was der
Herr in mir redet/
weiſet er auch aus Luthero
und D. Gerharden/ wie auch aus dem XXXV.
Pſalm: Sprich du zu meiner ſeelen; item,
Pſ. LX. 8. 2. Cor. XIII. 3. Rom. IIX. &c
Nichts
deſto weniger aber habēihn damals einige The-
ologi
im̃er einen Schwenckfelder und Enthuſia-
ſten geheiſſen/ und noch vielmehr hernach/ wie
unter andern bey Hülſemanno in vindiciis ſcri-
pturæ p. 433. Calovio in Syſtem. T. l. p. 696.
ſeqq. Quenſtedio
und dergleichen zu ſchen iſt.

18. Es mag aber wolden Schul-Theologen
am meiſten entgegen geweſen ſeyn/ was er un-
ter andern auch von ihren ſachen bekant im
gnaden-reich p. B. 4. Weil das ewige
wort und der H. Geiſt muͤſſen das hertz
Von der
falſchen
Theolo-
gi
e.

erleuchten/ wo die ſchrifft ſoll recht er-
kant werden/ ſo iſt hieraus zuſchlieſſen/
daß zwar durch des
Ariſtotelis ſein hand-
werck/ welches die vernunfft-kunſt
iſt/ die ſchrifft mit ſchrifft kan be-
waͤhrt/ und eingefuͤhret werden/ daß
man auffſolche weiſe eine ſtattliche kunſt
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[116/0128] Th. III. C. XII. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/ auffgerichtet/ die wircket ja ſo viel/ daß man wiſſe/ wo manhingehen ſolle: Alſo weil die H. Schrifft ein weg weiſer zum ewigen leben iſt/ ſo iſt ja ein wirck endes merckmal den rechten weg zum leben zu wandeln. Jahr MDC biß MDCC. Item: Die H. Schrifft iſt ein bild und Contrafactur, darinnen uns GOttes we- ſen und willen objective zuerkennen gege- ben wird. Darauff ſchleuſt er: 14. Soll aber daſſelbige/ was die ſchrifft zeuget/ wahrhafftig erkant und ins hertz auffgenommen/ darin- ne bejahet/ und erfullet werden/ ſo muß die H. Schrifft durch die Schrifft oder bey dieſen zeugen leuchten. Dieſes ſtellet er in einem gleichniß vor/ von der farbe oder einem bild/ welches den menſchen zum er- kaͤntniß der geſtalt einer perſon bringen koͤnne/ dazu aber der ſoñenſchein noͤthig ſey/ es zu ſehen. Alſo ſolle in der Schrifft der rechte wahre weg zum leben erkannt werden/ ſo muͤſſe der H. Geiſt im hertzen und in der Schrifft ein licht herfuͤr leuchten laſſen. Denn ohne dieſe er- leuchtung werde die Schrifft nicht erkannt zum leben/ daß nemlich/ was ſie aͤuſſerlich zeuget/ auch in der ſeele des menſchen innerlich moͤge er- funden werden. Dieſes/ daß die Schrifft nicht allein objective, ſondeꝛn auch effective das hertz des menſchen faſſe und bekehre und zu GOttfuͤhre/ und zwar nicht ehe/ als wenn die erleuchtung des H. Geiſtes dabey ſey/ beweiſet er aus Pſ. XXXVI. 10. CXIX. 18. 36. Luc. XXIV. 45. Act. XVI. 14. c. XIIX. 31. Erfuͤh- ret auch die oͤrter aus Bernhardi ſermone ad tra- tres in monte, Hilarii L. V. de Trinit. Gregorii in Moralibus, Leonis ſermone in Pentecoſt. Di- dymi &c. an/ wie auch Lutheri uͤber die Epiſtel am Pfingſttag. Wozu er die ſpruͤche Jer. XXXI. 33. Hebr. IIX. 10. X. 16. 2. Cor. III. 5. ſetzet. 15. Endlich ſetzet er p. B. 3. Die erkaͤnt- niß/ bekehrung/ heiligung und ſeligma- chung ſey nicht bloß auf dieſchrifft/ ſo fer- ne ſie in buchſtaben verfaſſet/ zu deuten/ weil ſie auff ſolche weiſe auch von dem teuffel und gottloſen erkannt werde/ ſondern auff den/ der durch und in der Schrifft lehre. Denn was uns bekeh- re/ zu GOtt fuͤhre/ heilige/ beſelige/ das muͤſſe in die ſeele kommen und auffgenom- men werden. Die Schrifft aber bleibe in ihren taffeln/ da die erleuchtung und der Geiſt ſich in den ſeelen ereigne. Er erinnert darauff/ daß der arme Schwenckfeldius von nothwendigkeit der ſchrifft ſeine meinung nicht recht habe an tag geben koͤnnen. Und ſchleuſt zuletzt: Obwol die Schrifft zum Goͤttlichen erkaͤntniß noͤthig ſey/ weil das ewige wort bey und in der Schrifft den menſchen bekehre und zu GOtt fuͤh- re/ ſo gehe doch die erleuchtung durch das ewige wort und den H. Geiſt fuͤrher. Luc. XXIV. 27. Pſ. XXXVI. 10. dazu er Luthe- rum uͤber das Evangelium Trinitatis anziehet. Von wir- ckung der Schrifft. 16. Dieſe ſeine meinung hat er in der Chriſt- lichen erinnerung p. 11. und ferner wiederholet und vertheidiget/ ſonderlich aus Luthero dar- auff gedrungen: Die Schrifft ſey zwar in ihrem weſen ein zeichen und zeugniß der allmaͤchtigen krafft/ weſens und lebens GOttes/ aber ſie ſey nicht die allmaͤchti- ge krafft/ leben und geiſt ſelbſt/ ſie ſage es auch nicht/ ſondern daß das leben in GOtt ſey und in CHriſto/ Joh XIV. 16. X. 10. I. 3. 1. Joh. V. 11. Wundert ſich dabey p. 12. und 13. daß ſein wiederſprecher D. Bœhm ſage/ die H. Schrifft ſey daſſelbige ſchon 2500. jahr zuvor geweſen/ ehe ſie in ge- wiſſe bedeutende worte verfaſſet worden. Item: ſie ſey weſendlich in ſe, perſe, forma- liter, in quarto modo proprii das leben/ und der H. Geiſt ſey allezeit mit dem buchſta- ben verbunden/ alſo daß er vom buchſta- ben und aͤuſſerlichem zeugniß nim̃er koͤn- ne getrennet werden. Und dieſes iſt nun derer Orthodoxen/ das obige aber Rathmanns vortrag geweſen/ wie ihn auch Blanckius in dem anhang gedachter leich-predigt kuͤrtzlich zuſam- men gezogen/ ſeine gegner aber offt merck- lich verkehrt gehabt/ wie aus unparthey- iſcher Collation erhellen moͤchte. Ob ſie die krafft Got- tes ſelbſt ſey. Jahr MDC. biß MDCC. Seiner widerſa- cher ge- genſaͤtze. 17. Und weil er beſagter maſſen auff die wuͤr- ckung des H. Geiſtes vornemlich gedrungen/ und in ſeinen ſchrifften von der erleuchtung/ von dem Goͤttlichen lichte/ von CHriſti krafft in der ſeelen und dergleichen/ deutlicher als viel andere ſo genannte Theologi geſchrie- ben/ ſo haben ihn die Wittenberger nach- mals nebenſt andern einen Schwenckfel- der/ Weigelianer und Oſiandriſten ge- nennet; Corvinus hat ihn auch mit Sebaſti- an Francken/ David Joris und den Wie- dertaͤuffern verglichen/ wie er ſelbſt in der abgenoͤthigten antwort p. B. 3. klaget und be- zeugt/ daß er weder David Georgen/ noch eini- gen Wiedertaͤuffer geleſen. Von Schwenck- felden aber bekennet er daſelbſt: nicht alles/ was bey ihm gefunden werde/ ſey Schwenckfeldiſch/ weil es auch wolbey andern anſehnlichen Lehrern ſtuͤnde. Jm bedencken wieder D. Dieterichen hat er p. 77. u. f. ſeine lehre mit Schwenckfeld zuſam- men gehalten und den unterſcheid gewieſen. Die redens-art: Jch will hoͤren/ was der Herr in mir redet/ weiſet er auch aus Luthero und D. Gerharden/ wie auch aus dem XXXV. Pſalm: Sprich du zu meiner ſeelen; item, Pſ. LX. 8. 2. Cor. XIII. 3. Rom. IIX. &c Nichts deſto weniger aber habēihn damals einige The- ologi im̃er einen Schwenckfelder und Enthuſia- ſten geheiſſen/ und noch vielmehr hernach/ wie unter andern bey Hülſemanno in vindiciis ſcri- pturæ p. 433. Calovio in Syſtem. T. l. p. 696. ſeqq. Quenſtedio und dergleichen zu ſchen iſt. Verletze- rung des- wegen. Seine be- kaͤntniß von Schwenck felden. 18. Es mag aber wolden Schul-Theologen am meiſten entgegen geweſen ſeyn/ was er un- ter andern auch von ihren ſachen bekant im gnaden-reich p. B. 4. Weil das ewige wort und der H. Geiſt muͤſſen das hertz erleuchten/ wo die ſchrifft ſoll recht er- kant werden/ ſo iſt hieraus zuſchlieſſen/ daß zwar durch des Ariſtotelis ſein hand- werck/ welches die vernunfft-kunſt iſt/ die ſchrifft mit ſchrifft kan be- waͤhrt/ und eingefuͤhret werden/ daß man auffſolche weiſe eine ſtattliche kunſt habe mit der ſchrifft zu handthieren: aber es bleibe doch nur dem der es weiß/ ohne erleuchtung GOTT es/ allein eine wort- kunſt/ Von der falſchen Theolo- gie.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/128>, abgerufen am 22.12.2024.