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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Hermann Neuwald und Henrich Nicolai.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ehrerbietig redet. D. Thummius klaget
auch von ihm im Brevi Consideratione trium
Quaestionum Quaest. II. p.
81. Es sey müh-
samer Rathmannen recht zu verstehen
als ihn zu widerlegen.
Nichts destoweni-
ger aber hat man ihn ohne bedencken vor einen
ketzer erkläret/ und zwar über diesen seinen fol-
genden worten/ die ich aus seinen eigenen schriff-
Seine ei-
gene worte
von den
streit-pun-
cten/
Von der H.
Schrifft/
ihrem ur-
sprung.
ten treulich hersetzen will. Jm Gnadenreich
schreibet er p. A. 1. u. f. also: Erstlich ist gewiß/
daß die schrifft nicht sey das ewige wort des va-
ters/ von welchem geschrieben stehet Joh. I.
"Jm anfang war das wort etc. Denn diß wort
"ist ewig/ die H. Schrifft aber ist in der zeit pro-
"mulgir
et und offenbaret. Welches weitläuff-
"tiger zu beweisen nicht nöthig/ weil niemand
"verhoffentlich darüber wird disputiren. War-
"um aber dieses erstlich/ als gewiß gesetzet wird/
"soll hernacher der schluß geben.

"10. II. Die H. Schrifft in ihrer meinung
"und verstande ist nicht aus dem licht der natur
"erfunden/ welches licht nach dem fallüberblie-
"ben; ursach: Denn das licht der natur/ ob es
"gleich ein medium ist alle künste zu erfinden/
"und zu erdencken (wie denn alle artes und
"wissen schafft aus der vernunfft und tieffstnni-
"gem nachdencken ihren ursprung haben/ aus-
"genommen daß nach etlicher meinung mit den
"Patriarchen ein sonderliches fürgelauffen/ die
"auff eine höhere weise zur naturkündigung
"und erfahrung sollen gelanget seyn) so bleibt
"es doch/ däß das licht der vernunfft in dem
"menschen dahin nicht kan gereichen/ auszusa-
"gen/ und wahrhafftig zu beschreiben/ wie die
"welt erschaffen/ was GOtt in seinem wesen/
"wie CHristus das menschliche geschlecht erlö-
"set habe/ daß eine aufferstehung der todten
"sey etc. Denn diese hohe geheimnisse theils über
"das licht der natur gehen/ und demselbigen zu
"hoch gesetzet sind/ theils auch wider das licht
"der natur lauffen/ und dahero von den allerver-
"ständigsten und weisesten meistern verleugnet
"worden/ nach ausweisung ihrer hinterlasse-
"nen schrifften/ welche der H. Schrifft wider-
"sprechen. Da nun solche hohe geheimnisse
"in der H. Schrifft verzeichnet ftehen/ so ist ja
"daraus zu schliessen/ daß die schrifft aus dem
"licht der natur nicht geflossen sey. Es heist
"hier aus Es. XXIX. 11. 1. Cor. II. 14. V. 20.
" II.
5.

"11. III. Die H. Schrifft ihrem verstand
"und meinung nach ist geflossen und herkom-
"men aus dem licht der gnaden/ mit welchem
"Moses und die andern Propheten im Alten/
"und im Neuen Testament die Apostel sind von
"obe herab begabet worde, Exod. II. 2. 16. IV.
"11. Es. I. 1. II. 1. Jer. V.
4. Denn Gott hats in ihre
seele gegeben gesichts weise; das/ was
ihnen von natur verborgen/ haben sie in
Gott gesehen aus gnaden.
It. Jer. V. 4. denn
Gott hat ein gewisses unfehlbares wort
in die seele seiner lieben freunde der Pro-
pheten gesprochen/ nach welchem wort
sie geweissaget haben/
Mich. III. 8. Joh.
XVI. 13. Act. I. 8. II. 28. 2. Pet. I.
21. Weil nun
Von dem
licht des
H. Geistes
in der
[See]len.
GOtt ihre gemüther mit dem licht der
warheit erleuchtet und eingenommen/
als ist aus diesem licht die Schrifft der
Propheten und Apostel geflossen und in
[Spaltenumbruch] die Bibel gebracht/
2. Tim. -- Exod. XVI.Jahr
MDC.
biß
MDCC.

16. Es. XXXIV. 16. Rom. XV. 18.

12. IV. Solch licht aber der gnaden ist
nicht in dem menschen/ so bald er sein
menschliches leben anfänget/ wie
Seba-
stianus
Francke geirret/ welchen Schwenk-
feldius T. 1. Epistolar. Epist. XXIII.
wider-
legt mit dem spruch
Genes. VIII. 21. da-
von auch stehet
Jer. XVII. 9. Ezech. XI. 19.
Matth. XVI. 17. Ephes. V.
8. 14. Zwar die-
ses kan nicht geleugnet werden/ daß das
ewige wort vom anfang der geburth in
des menschen seele sey/ denn
Actor. XVII.
stehet geschrieben/ in ihm leben/ weben
und seyn wir/ und
Ebr I. 3. Gott trage alles
mit seinem kräfftigen wort. Und dieses
wort ist in allen creaturen/ daß sie erhal-
ten werden/ und in ihrem
pond re, numero
und mensura bestehen können/ nach der
allmächtigen vorsorge GOttes. Aber es
folget nicht alsbald/ daß alle menschen
in ihnen haben das licht der gnaden/
weil das ewige wort in ihnen ist: Denn
das ewige wort ist auch in allen creatu-
ren/ und haben doch nicht alle creatu-
ren das licht der gnaden zur bekchrung/
sondern dieses ist eine freywillige gabe/
die GOtt der HErr denen giebt/ wel-
chen ers von ewigkeit her als ein lieber
vater in der bekehrung zugeben bestim-
met hat. Darum auch
Paulus so hertz-
lich flehet/ daß der vater der herrligkeit
erleuchtete augen gebe etc. Denn so we-
nig ein blinder in ihm hat die macht zu
sehen die farben/ so wenig hat der
mensch in ihm das licht der erleuchtung
von natur/ so lange er todt ist/
Ephes. II. 1.
IV.
18.

13. V. Weil nun die H. Schrifft aus der
erleuchtung des H. Geistes geflossen/ und also
äusserlich auffs papier gebracht/ so hat man
nun hieraus leicht zuschliessen/ was die H.
Schrifft sey/ nemlich: Sie ist ein Göttli-Beschrei-
bung der
Heiligen
Schrifft.

ches äusserlich wort oder zeugniß des H.
willens/ und der thaten GOttes/ die
von dem H. Geist durch eine hohe er-
leuchtung in den hertzen der H. Prophe-
ten und postel offenbaret worden/
daß
wir durch solches äusserliche zeugniß in krafft
des H. Geistes zu GOtt bekehret/ und selig
werden. diese beschreibung erkläret er darauf
stück weise p. A. 4. und zwar mit solchen expres-
sio
nen darüber nachmals der meiste streit ent-
standen.

1. Beweist er/ die schrifft sey Göttlich/ aus
1. Cor. II. 12. 2. Tim. III. 17.

2. Sie sey ein äusserliches wort oder zeug-
niß/ weil es ja ausser den Propheten und Apo-
steln in die buchstaben verfasset/ daß also das in-
nerliche wort die Apostel in ihrem gemüth be-
halten haben/ das äusserliche aber als das zeug-
niß uns gelassen/ wie etwa Exod. XXXI. 18.
stehe/ und Deut. XXXI. 24. Act. X. 43. Da-
bey er den unterscheid des äusserlichen und in-
nerlichen worts anmercket/ welchem kein recht-
schaffener GOTTes-gelehrter widersprechen
werde.

3. Von der wirckung der schrifft führet er 2.
Tim. III. 16. und Phil. III. 1. an/ wie auch p. B. --
dieses gleichniß: Eine hand/ die am wege

auffge-
A. K. H. Dritter Theil. P 2

Hermann Neuwald und Henrich Nicolai.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ehrerbietig redet. D. Thummius klaget
auch von ihm im Brevi Conſideratione trium
Quæſtionum Quæſt. II. p.
81. Es ſey muͤh-
ſamer Rathmannen recht zu verſtehen
als ihn zu widerlegen.
Nichts deſtoweni-
ger aber hat man ihn ohne bedencken vor einen
ketzer erklaͤret/ und zwar uͤber dieſen ſeinen fol-
genden worten/ die ich aus ſeinen eigenen ſchriff-
Seine ei-
gene worte
von den
ſtreit-pun-
cten/
Von deꝛ H.
Schrifft/
ihrem ur-
ſprung.
ten treulich herſetzen will. Jm Gnadenreich
ſchreibet er p. A. 1. u. f. alſo: Erſtlich iſt gewiß/
daß die ſchrifft nicht ſey das ewige wort des va-
ters/ von welchem geſchrieben ſtehet Joh. I.
„Jm anfang war das wort ꝛc. Denn diß wort
„iſt ewig/ die H. Schrifft aber iſt in der zeit pro-
„mulgir
et und offenbaret. Welches weitlaͤuff-
„tiger zu beweiſen nicht noͤthig/ weil niemand
„verhoffentlich daruͤber wird diſputiren. War-
„um aber dieſes erſtlich/ als gewiß geſetzet wird/
„ſoll hernacher der ſchluß geben.

„10. II. Die H. Schrifft in ihrer meinung
„und verſtande iſt nicht aus dem licht der natur
„erfunden/ welches licht nach dem falluͤberblie-
„ben; urſach: Denn das licht der natur/ ob es
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„und zu erdencken (wie denn alle artes und
„wiſſen ſchafft aus der vernunfft und tieffſtnni-
„gem nachdencken ihren urſprung haben/ aus-
„genommen daß nach etlicher meinung mit den
„Patriarchen ein ſonderliches fuͤrgelauffen/ die
„auff eine hoͤhere weiſe zur naturkuͤndigung
„und erfahrung ſollen gelanget ſeyn) ſo bleibt
„es doch/ daͤß das licht der vernunfft in dem
„menſchen dahin nicht kan gereichen/ auszuſa-
„gen/ und wahrhafftig zu beſchreiben/ wie die
„welt erſchaffen/ was GOtt in ſeinem weſen/
„wie CHriſtus das menſchliche geſchlecht erloͤ-
„ſet habe/ daß eine aufferſtehung der todten
„ſey ꝛc. Denn dieſe hohe geheimniſſe theils uͤber
„das licht der natur gehen/ und demſelbigen zu
„hoch geſetzet ſind/ theils auch wider das licht
„der natur lauffen/ und dahero von den allerver-
„ſtaͤndigſten und weiſeſten meiſtern verleugnet
„worden/ nach ausweiſung ihrer hinterlaſſe-
„nen ſchrifften/ welche der H. Schrifft wider-
„ſprechen. Da nun ſolche hohe geheimniſſe
„in der H. Schrifft verzeichnet ftehen/ ſo iſt ja
„daraus zu ſchlieſſen/ daß die ſchrifft aus dem
„licht der natur nicht gefloſſen ſey. Es heiſt
„hier aus Eſ. XXIX. 11. 1. Cor. II. 14. V. 20.
„ II.
5.

„11. III. Die H. Schrifft ihrem verſtand
„und meinung nach iſt gefloſſen und herkom-
„men aus dem licht der gnaden/ mit welchem
„Moſes und die andern Propheten im Alten/
„und im Neuen Teſtament die Apoſtel ſind von
„obē herab begabet wordē, Exod. II. 2. 16. IV.
„11. Eſ. I. 1. II. 1. Jer. V.
4. Deñ Gott hats in ihre
ſeele gegeben geſichts weiſe; das/ was
ihnen von natur verborgen/ haben ſie in
Gott geſehen aus gnaden.
It. Jer. V. 4. denn
Gott hat ein gewiſſes unfehlbares wort
in die ſeele ſeiner lieben freunde der Pro-
pheten geſprochen/ nach welchem wort
ſie geweiſſaget haben/
Mich. III. 8. Joh.
XVI. 13. Act. I. 8. II. 28. 2. Pet. I.
21. Weil nun
Von dem
licht des
H. Geiſtes
in der
[See]len.
GOtt ihre gemuͤther mit dem licht der
warheit erleuchtet und eingenommen/
als iſt aus dieſem licht die Schrifft der
Propheten und Apoſtel gefloſſen und in
[Spaltenumbruch] die Bibel gebracht/
2. Tim. — Exod. XVI.Jahr
MDC.
biß
MDCC.

16. Eſ. XXXIV. 16. Rom. XV. 18.

12. IV. Solch licht aber der gnaden iſt
nicht in dem menſchen/ ſo bald er ſein
menſchliches leben anfaͤnget/ wie
Seba-
ſtianus
Francke geirret/ welchen Schwenk-
feldius T. 1. Epiſtolar. Epiſt. XXIII.
wider-
legt mit dem ſpruch
Geneſ. VIII. 21. da-
von auch ſtehet
Jer. XVII. 9. Ezech. XI. 19.
Matth. XVI. 17. Epheſ. V.
8. 14. Zwar die-
ſes kan nicht geleugnet werden/ daß das
ewige wort vom anfang der geburth in
des menſchen ſeele ſey/ denn
Actor. XVII.
ſtehet geſchrieben/ in ihm leben/ weben
und ſeyn wiꝛ/ und
Ebr I. 3. Gott tꝛage alles
mit ſeinem kraͤfftigen wort. Und dieſes
wort iſt in allen creaturen/ daß ſie erhal-
ten werden/ und in ihrem
pond re, numero
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allmaͤchtigen vorſorge GOttes. Aber es
folget nicht alsbald/ daß alle menſchen
in ihnen haben das licht der gnaden/
weil das ewige wort in ihnen iſt: Denn
das ewige wort iſt auch in allen creatu-
ren/ und haben doch nicht alle creatu-
ren das licht der gnaden zur bekchrung/
ſondern dieſes iſt eine freywillige gabe/
die GOtt der HErr denen giebt/ wel-
chen ers von ewigkeit her als ein lieber
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met hat. Darum auch
Paulus ſo hertz-
lich flehet/ daß der vater der herrligkeit
erleuchtete augen gebe ꝛc. Denn ſo we-
nig ein blinder in ihm hat die macht zu
ſehen die farben/ ſo wenig hat der
menſch in ihm das licht der erleuchtung
von natur/ ſo lange er todt iſt/
Epheſ. II. 1.
IV.
18.

13. V. Weil nun die H. Schrifft aus der
erleuchtung des H. Geiſtes gefloſſen/ und alſo
aͤuſſerlich auffs papier gebracht/ ſo hat man
nun hieraus leicht zuſchlieſſen/ was die H.
Schrifft ſey/ nemlich: Sie iſt ein Goͤttli-Beſchrei-
bung der
Heiligen
Schrifft.

ches aͤuſſerlich wort oder zeugniß des H.
willens/ und der thaten GOttes/ die
von dem H. Geiſt durch eine hohe er-
leuchtung in den hertzen der H. Prophe-
ten und poſtel offenbaret worden/
daß
wir durch ſolches aͤuſſerliche zeugniß in krafft
des H. Geiſtes zu GOtt bekehret/ und ſelig
werden. dieſe beſchreibung erklaͤret er darauf
ſtuͤck weiſe p. A. 4. und zwar mit ſolchen expreſ-
ſio
nen daruͤber nachmals der meiſte ſtreit ent-
ſtanden.

1. Beweiſt er/ die ſchrifft ſey Goͤttlich/ aus
1. Cor. II. 12. 2. Tim. III. 17.

2. Sie ſey ein aͤuſſerliches wort oder zeug-
niß/ weil es ja auſſer den Propheten und Apo-
ſteln in die buchſtaben verfaſſet/ daß alſo das in-
nerliche wort die Apoſtel in ihrem gemuͤth be-
halten haben/ das aͤuſſerliche aber als das zeug-
niß uns gelaſſen/ wie etwa Exod. XXXI. 18.
ſtehe/ und Deut. XXXI. 24. Act. X. 43. Da-
bey er den unterſcheid des aͤuſſerlichen und in-
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werde.

3. Von der wirckung der ſchrifft fuͤhret er 2.
Tim. III. 16. und Phil. III. 1. an/ wie auch p. B. —
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A. K. H. Dritter Theil. P 2
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[115/0127] Hermann Neuwald und Henrich Nicolai. ehrerbietig redet. D. Thummius klaget auch von ihm im Brevi Conſideratione trium Quæſtionum Quæſt. II. p. 81. Es ſey muͤh- ſamer Rathmannen recht zu verſtehen als ihn zu widerlegen. Nichts deſtoweni- ger aber hat man ihn ohne bedencken vor einen ketzer erklaͤret/ und zwar uͤber dieſen ſeinen fol- genden worten/ die ich aus ſeinen eigenen ſchriff- ten treulich herſetzen will. Jm Gnadenreich ſchreibet er p. A. 1. u. f. alſo: Erſtlich iſt gewiß/ daß die ſchrifft nicht ſey das ewige wort des va- ters/ von welchem geſchrieben ſtehet Joh. I. „Jm anfang war das wort ꝛc. Denn diß wort „iſt ewig/ die H. Schrifft aber iſt in der zeit pro- „mulgiret und offenbaret. Welches weitlaͤuff- „tiger zu beweiſen nicht noͤthig/ weil niemand „verhoffentlich daruͤber wird diſputiren. War- „um aber dieſes erſtlich/ als gewiß geſetzet wird/ „ſoll hernacher der ſchluß geben. Jahr MDC. biß MDCC. Seine ei- gene worte von den ſtreit-pun- cten/ Von deꝛ H. Schrifft/ ihrem ur- ſprung. „10. II. Die H. Schrifft in ihrer meinung „und verſtande iſt nicht aus dem licht der natur „erfunden/ welches licht nach dem falluͤberblie- „ben; urſach: Denn das licht der natur/ ob es „gleich ein medium iſt alle kuͤnſte zu erfinden/ „und zu erdencken (wie denn alle artes und „wiſſen ſchafft aus der vernunfft und tieffſtnni- „gem nachdencken ihren urſprung haben/ aus- „genommen daß nach etlicher meinung mit den „Patriarchen ein ſonderliches fuͤrgelauffen/ die „auff eine hoͤhere weiſe zur naturkuͤndigung „und erfahrung ſollen gelanget ſeyn) ſo bleibt „es doch/ daͤß das licht der vernunfft in dem „menſchen dahin nicht kan gereichen/ auszuſa- „gen/ und wahrhafftig zu beſchreiben/ wie die „welt erſchaffen/ was GOtt in ſeinem weſen/ „wie CHriſtus das menſchliche geſchlecht erloͤ- „ſet habe/ daß eine aufferſtehung der todten „ſey ꝛc. Denn dieſe hohe geheimniſſe theils uͤber „das licht der natur gehen/ und demſelbigen zu „hoch geſetzet ſind/ theils auch wider das licht „der natur lauffen/ und dahero von den allerver- „ſtaͤndigſten und weiſeſten meiſtern verleugnet „worden/ nach ausweiſung ihrer hinterlaſſe- „nen ſchrifften/ welche der H. Schrifft wider- „ſprechen. Da nun ſolche hohe geheimniſſe „in der H. Schrifft verzeichnet ftehen/ ſo iſt ja „daraus zu ſchlieſſen/ daß die ſchrifft aus dem „licht der natur nicht gefloſſen ſey. Es heiſt „hier aus Eſ. XXIX. 11. 1. Cor. II. 14. V. 20. „ II. 5. „11. III. Die H. Schrifft ihrem verſtand „und meinung nach iſt gefloſſen und herkom- „men aus dem licht der gnaden/ mit welchem „Moſes und die andern Propheten im Alten/ „und im Neuen Teſtament die Apoſtel ſind von „obē herab begabet wordē, Exod. II. 2. 16. IV. „11. Eſ. I. 1. II. 1. Jer. V. 4. Deñ Gott hats in ihre ſeele gegeben geſichts weiſe; das/ was ihnen von natur verborgen/ haben ſie in Gott geſehen aus gnaden. It. Jer. V. 4. denn Gott hat ein gewiſſes unfehlbares wort in die ſeele ſeiner lieben freunde der Pro- pheten geſprochen/ nach welchem wort ſie geweiſſaget haben/ Mich. III. 8. Joh. XVI. 13. Act. I. 8. II. 28. 2. Pet. I. 21. Weil nun GOtt ihre gemuͤther mit dem licht der warheit erleuchtet und eingenommen/ als iſt aus dieſem licht die Schrifft der Propheten und Apoſtel gefloſſen und in die Bibel gebracht/ 2. Tim. — Exod. XVI. 16. Eſ. XXXIV. 16. Rom. XV. 18. Von dem licht des H. Geiſtes in der Seelen. Jahr MDC. biß MDCC. 12. IV. Solch licht aber der gnaden iſt nicht in dem menſchen/ ſo bald er ſein menſchliches leben anfaͤnget/ wie Seba- ſtianus Francke geirret/ welchen Schwenk- feldius T. 1. Epiſtolar. Epiſt. XXIII. wider- legt mit dem ſpruch Geneſ. VIII. 21. da- von auch ſtehet Jer. XVII. 9. Ezech. XI. 19. Matth. XVI. 17. Epheſ. V. 8. 14. Zwar die- ſes kan nicht geleugnet werden/ daß das ewige wort vom anfang der geburth in des menſchen ſeele ſey/ denn Actor. XVII. ſtehet geſchrieben/ in ihm leben/ weben und ſeyn wiꝛ/ und Ebr I. 3. Gott tꝛage alles mit ſeinem kraͤfftigen wort. Und dieſes wort iſt in allen creaturen/ daß ſie erhal- ten werden/ und in ihrem pond re, numero und menſura beſtehen koͤnnen/ nach der allmaͤchtigen vorſorge GOttes. Aber es folget nicht alsbald/ daß alle menſchen in ihnen haben das licht der gnaden/ weil das ewige wort in ihnen iſt: Denn das ewige wort iſt auch in allen creatu- ren/ und haben doch nicht alle creatu- ren das licht der gnaden zur bekchrung/ ſondern dieſes iſt eine freywillige gabe/ die GOtt der HErr denen giebt/ wel- chen ers von ewigkeit her als ein lieber vater in der bekehrung zugeben beſtim- met hat. Darum auch Paulus ſo hertz- lich flehet/ daß der vater der herrligkeit erleuchtete augen gebe ꝛc. Denn ſo we- nig ein blinder in ihm hat die macht zu ſehen die farben/ ſo wenig hat der menſch in ihm das licht der erleuchtung von natur/ ſo lange er todt iſt/ Epheſ. II. 1. IV. 18. 13. V. Weil nun die H. Schrifft aus der erleuchtung des H. Geiſtes gefloſſen/ und alſo aͤuſſerlich auffs papier gebracht/ ſo hat man nun hieraus leicht zuſchlieſſen/ was die H. Schrifft ſey/ nemlich: Sie iſt ein Goͤttli- ches aͤuſſerlich wort oder zeugniß des H. willens/ und der thaten GOttes/ die von dem H. Geiſt durch eine hohe er- leuchtung in den hertzen der H. Prophe- ten und poſtel offenbaret worden/ daß wir durch ſolches aͤuſſerliche zeugniß in krafft des H. Geiſtes zu GOtt bekehret/ und ſelig werden. dieſe beſchreibung erklaͤret er darauf ſtuͤck weiſe p. A. 4. und zwar mit ſolchen expreſ- ſionen daruͤber nachmals der meiſte ſtreit ent- ſtanden. Beſchrei- bung der Heiligen Schrifft. 1. Beweiſt er/ die ſchrifft ſey Goͤttlich/ aus 1. Cor. II. 12. 2. Tim. III. 17. 2. Sie ſey ein aͤuſſerliches wort oder zeug- niß/ weil es ja auſſer den Propheten und Apo- ſteln in die buchſtaben verfaſſet/ daß alſo das in- nerliche wort die Apoſtel in ihrem gemuͤth be- halten haben/ das aͤuſſerliche aber als das zeug- niß uns gelaſſen/ wie etwa Exod. XXXI. 18. ſtehe/ und Deut. XXXI. 24. Act. X. 43. Da- bey er den unterſcheid des aͤuſſerlichen und in- nerlichen worts anmercket/ welchem kein recht- ſchaffener GOTTes-gelehrter widerſprechen werde. 3. Von der wirckung der ſchrifft fuͤhret er 2. Tim. III. 16. und Phil. III. 1. an/ wie auch p. B. — dieſes gleichniß: Eine hand/ die am wege auffge- A. K. H. Dritter Theil. P 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/127>, abgerufen am 02.05.2024.