Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Hermann Neuwald und Henrich Nicolai.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
kunst/ inmassen die wahre Theologia ein
lebendiges kräfftiges erkäntniß ist aus
dem licht der gnaden/ welches das ewige
wort giebt in des menschen hertze/ durch
den finger GOttes eingeschrieben/ auff
daß der mensch aus GOtt geboren und
erneuert werde. Wo man nun durchs
gebet nicht darnach ringet/ daß wir ein
lebendiger brieff seyn mögen/
2. Cor. III. 3.
da gilt die klage Pomeranisuper 1. Sam. IV.
der also redet: Es sind etliche aus uns/ die
aus dem wort GoTTes machen allein ein
wort menschlicher kunst/ oder sie verste-
hens nicht das ist/ sie sind nicht gläubig
im hertzen/ und wissen nicht/ daß das
Evangelium nicht buchstab ist/ sondern
geist/ nicht lehr/ sondern leben.
Et paulo
post:
Sie vertrauen in die Arche (wie das
volck Jsrael 1. Sam. IV.) das wider die
Philister wolte streiten/ und hoffete die

victori und sieg/ weil sie die arche trügen
und mit sich genommen hätten/ das ist:
Sie trauen in äussere dinge/ und haben
keinen geist im hertzen. Und in diesem
verstande sagt
Lutherus im buch an den
Teutschen Adel: Sey du nur gewiß/ ei-
nen
Doctorem der H. Schrifft wird dir
niemand machen denn allein der H. Geist
vom himmel/ wie CHristus sagt
Joh. VI.
45. Sie müssen alle von GOtt gelehret
seyn.

Von de-
nen Uni-
versit
äten
und ihren
Responsis.

19. Seine meinung von denen Academien
siehet man auch aus seinen protestationibus
wider jener ihre censuren. Daher schrieb D.
Conrad Dietrich anno 1623. an D. Meisnern:
Jch höre/ daß Rathmann ein buch ge-
schrieben habe: Probe der Wittenberger

Censur, darinnen die Herren wol sollen ge-
hechelt werden.
Und D. Böhm anno 21.
an eben denselben: Jch habe leider sorg/
daß
Rathmannus durch die Censuren mehr
anlaß gewinnen werde/ die Herren
Theo-
logos in Academiis
je mehr und mehr zu exa-
gitir
en. D. Gerhard ingleichen anno 22.
Rathmann hat hieher geschrieben und
fängt also an; Jch höre/ daß der Satan
auch bey euch angeklopffet und fast
eingelassen worden sey: Es solten
billich
Theologiund Collegen die sache be-
Klagen
von dem
elend der
Prediger
und ihrer
unwissen-
heit.
hutsamer tractiren. Von den Predigern
aber und ihrem zustande schreibet er in der vä-
ter beständigen lehre
in der Dedication al-
so: Der dritte hauffe ist derer/ welche das
ansehen bey jedermann haben wollen/
gleich als eifferten sie um Gott und sein
wort/ und haben doch kein wahres er-
käntnis im hertzen/ sondern ihr verstand
ist verfinstert/ folgen dem grossen hauf-
fen/ glauben auff menschen/ bereden/ lä-
stern/ da sie nichts von wissen/ was sie
aber natürlich erkennen/ darinn ver der-
ben sie/ wie die unvernünfftigen thiere/

Jud. v. 10. und verfolgen die wahrheit
auffs äusserste/ weil das licht der gerech-
tigkeit ihnen nicht geschienen/ noch die
sonne auffgegangen ist/
Sap. V. 6. Sie ha-
ben kein öl in ihren lampen/
Matth. XXV.
4. Urim
und Thumim, licht und recht ist
nicht in dem amtschildlein ihres hertzes/

Exod. XXIIX. 30. in welcher zahl das ge-
[Spaltenumbruch] meine volck gehöret.
Matth. XXVII. 20.Jahr
MDC.
biß
MDCC.

das sich von den Hohenpriestern und El-
testen überreden ließ/ das
crucifige, creu-
tzige ihn/ über
Christum auszuruffen/ und
hatten doch keine ursache noch wahr-
hafftigen grund/ dadurch sie den
Hohenpriestern/ Schrifftgelehrten und
Eltesten beyfall zu geben/ genöthi-
get wären. Solcher gesellen funden sich
sehr viel zu Athen unter den Epicurern
und Stoikern/ welche die lehre
S. Pauli ver-
wurffen/ ehe sie dieselbige recht erkannt/
und sprachen/ was will dieser lötterbube
sagen? Es siehet/ als wolte er neue
Götter verkündigen/ er bringt etwas
neues für unsere ohren/
Act. XVII. 18. 19.

20. Uber haubt hat er auch nicht wenigerVon dem
gemeinen
verderd.

das allgemeine durch gehende verderbniß öffent-
lich beklaget/ unter andern in der vorrede über
das gnnaden-reich p. 2. wodurch er freylich sich
die heuchler und sichere welt-leute zu feinden ge-
macht: Der traurige und erbärmliche
zustand wird unter den Christen in den
vornehmsten reichen und policeyen/ lei-
der GOttes! gehöret und für augen gese-
hen/ in dem um der regierung willen viel
1000. menschen erschlagen/ und land und
leute verdorben werden. Und hat fast
das ansehen/ als wolten die menschen
kinder einer den andern zur welt hin aus
jagen. Jn welcher zerrüttung und all-
gemeinem jammer/ damit die arme
Christenheit beleget ist/ als mein hertz
auch geängstiget ward; -- ist einig
und allein aus dem geistlichen könig-
reich CHristi in meinem hertzen/ wider
so heftig verworrenes wesen/ lebendiger
trost auffgangen und entstanden.
Ob
er nun wol also viel feinde bekommen/ so haben
sich doch viele noch|redliche gemüther gefunden/
welche Rathmannen nicht so gleich unbeson-
nen verdammet/ sondern in den meisten pun-
ct
en ihn entschuldiget/ und ihm das wort geredet.
Er selbst versichert in der abgenöthigten ant-Rath-
manns
freunde.

wort p. D. 3. daß D. Gerhard sein büchlein zu-
erst nicht verdammet/ sondern ausdrücklich
an ihn geschrieben: Jch betaure/ daß auch
euerer schrifft/ die gewißlich sehr gottse-
lig und gelehrt ist/ der schandfleck einer
ketzerey angehenget wird.
Und von D.
Calixto
zu Helmstädt/ daß er Corvini attenta-
ta
und verkehrungen nicht billigen wolle/ daher
dieser ihn vor einen Calvinisten ausrieffe/ und
D. Struvius und Walther ihre censur alleine
wider Rathmannen gegeben. Lic. Andreas Hoy-
er
hätte aus Rathmanns predigten und
schriften auch Corvini lügen ersehen/ und glaub-
te ihm nicht mehr. D. Andreae würde auch von
Corvino ein Schwenckfelder genennet/ weil er
Arndten gelobet. So hätten über diß viel Su-
perintendent
en/ Hoffprediger und andere in
brieffen Rathmanns sache ausdrücklich gebilli-
get/ welcher eigene worte er an gedachtem ort
produciret.

21. Jn einem volumine eigenhändigerD. Ger-
hards
worte h
von.

briefe von unterschiedliche Theologen finde ich
hievon nicht weniger gewisseurkunden. D. Ger-
hard
schrieb anno 1626. an D. Meisnern also:
D. Tarnovius der ältere hat geschrieben/ ich
solte allhier wider Rathmannen nichts

publi-
P 3

Hermann Neuwald und Henrich Nicolai.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
kunſt/ inmaſſen die wahre Theologia ein
lebendiges kraͤfftiges erkaͤntniß iſt aus
dem licht der gnaden/ welches das ewige
wort giebt in des menſchen hertze/ durch
den finger GOttes eingeſchrieben/ auff
daß der menſch aus GOtt geboren und
erneuert werde. Wo man nun durchs
gebet nicht darnach ringet/ daß wir ein
lebendiger brieff ſeyn moͤgen/
2. Cor. III. 3.
da gilt die klage Pomeraniſuper 1. Sam. IV.
der alſo redet: Es ſind etliche aus uns/ die
aus dem wort GoTTes machen allein ein
wort menſchlicher kunſt/ oder ſie verſte-
hens nicht das iſt/ ſie ſind nicht glaͤubig
im hertzen/ und wiſſen nicht/ daß das
Evangelium nicht buchſtab iſt/ ſondern
geiſt/ nicht lehr/ ſondern leben.
Et paulo
poſt:
Sie vertrauen in die Arche (wie das
volck Jſrael 1. Sam. IV.) das wider die
Philiſter wolte ſtreiten/ und hoffete die

victori und ſieg/ weil ſie die arche truͤgen
und mit ſich genommen haͤtten/ das iſt:
Sie trauen in aͤuſſere dinge/ und haben
keinen geiſt im hertzen. Und in dieſem
verſtande ſagt
Lutherus im buch an den
Teutſchen Adel: Sey du nur gewiß/ ei-
nen
Doctorem der H. Schrifft wird dir
niemand machen denn allein der H. Geiſt
vom himmel/ wie CHriſtus ſagt
Joh. VI.
45. Sie muͤſſen alle von GOtt gelehret
ſeyn.

Von de-
nen Uni-
verſit
aͤten
und ihren
Reſponſis.

19. Seine meinung von denen Academien
ſiehet man auch aus ſeinen proteſtationibus
wider jener ihre cenſuren. Daher ſchrieb D.
Conrad Dietrich anno 1623. an D. Meiſnern:
Jch hoͤre/ daß Rathmann ein buch ge-
ſchrieben habe: Probe der Wittenberger

Cenſur, darinnen die Herren wol ſollen ge-
hechelt werden.
Und D. Boͤhm anno 21.
an eben denſelben: Jch habe leider ſorg/
daß
Rathmannus durch die Cenſuren mehr
anlaß gewinnen werde/ die Herren
Theo-
logos in Academiis
je mehr und mehr zu exa-
gitir
en. D. Gerhard ingleichen anno 22.
Rathmann hat hieher geſchrieben und
faͤngt alſo an; Jch hoͤre/ daß der Satan
auch bey euch angeklopffet und faſt
eingelaſſen worden ſey: Es ſolten
billich
Theologiund Collegen die ſache be-
Klagen
von dem
elend der
Prediger
und ihrer
unwiſſen-
heit.
hutſamer tractiren. Von den Predigern
aber und ihrem zuſtande ſchreibet er in der vaͤ-
ter beſtaͤndigen lehre
in der Dedication al-
ſo: Der dritte hauffe iſt derer/ welche das
anſehen bey jedermann haben wollen/
gleich als eifferten ſie um Gott und ſein
wort/ und haben doch kein wahres er-
kaͤntnis im hertzen/ ſondern ihr verſtand
iſt verfinſtert/ folgen dem groſſen hauf-
fen/ glauben auff menſchen/ bereden/ laͤ-
ſtern/ da ſie nichts von wiſſen/ was ſie
aber natuͤrlich erkennen/ darinn ver der-
ben ſie/ wie die unvernuͤnfftigen thiere/

Jud. v. 10. und verfolgen die wahrheit
auffs aͤuſſerſte/ weil das licht der gerech-
tigkeit ihnen nicht geſchienen/ noch die
ſonne auffgegangen iſt/
Sap. V. 6. Sie ha-
ben kein oͤl in ihren lampen/
Matth. XXV.
4. Urim
und Thumim, licht und recht iſt
nicht in dem amtſchildlein ihꝛes heꝛtzēs/

Exod. XXIIX. 30. in welcher zahl das ge-
[Spaltenumbruch] meine volck gehoͤret.
Matth. XXVII. 20.Jahr
MDC.
biß
MDCC.

das ſich von den Hohenprieſteꝛn und El-
teſten uͤberreden ließ/ das
crucifige, creu-
tzige ihn/ uͤber
Chriſtum auszuruffen/ und
hatten doch keine urſache noch wahr-
hafftigen grund/ dadurch ſie den
Hohenprieſtern/ Schrifftgelehrten und
Elteſten beyfall zu geben/ genoͤthi-
get waͤren. Solcher geſellen funden ſich
ſehr viel zu Athen unter den Epicurern
uñ Stoikern/ welche die lehre
S. Pauli ver-
wurffen/ ehe ſie dieſelbige recht erkannt/
und ſprachen/ was will dieſer loͤtteꝛbube
ſagen? Es ſiehet/ als wolte er neue
Goͤtter verkuͤndigen/ er bringt etwas
neues fuͤr unſere ohren/
Act. XVII. 18. 19.

20. Uber haubt hat er auch nicht wenigerVon dem
gemeinen
verderd.

das allgemeine duꝛch gehende veꝛderbniß oͤffent-
lich beklaget/ unter andern in der vorrede uͤber
das gñaden-reich p. 2. wodurch er freylich ſich
die heuchler und ſichere welt-leute zu feinden ge-
macht: Der traurige und erbaͤrmliche
zuſtand wird unter den Chriſten in den
vornehmſten reichen und policeyen/ lei-
der GOttes! gehoͤret und fuͤr augen geſe-
hen/ in dem um der regierung willen viel
1000. menſchen erſchlagen/ und land und
leute verdorben werden. Und hat faſt
das anſehen/ als wolten die menſchen
kinder einer den andern zur welt hin aus
jagen. Jn welcher zerruͤttung und all-
gemeinem jammer/ damit die arme
Chriſtenheit beleget iſt/ als mein hertz
auch geaͤngſtiget ward; — iſt einig
und allein aus dem geiſtlichen koͤnig-
reich CHriſti in meinem hertzen/ wider
ſo heftig verworrenes weſen/ lebendiger
troſt auffgangen und entſtanden.
Ob
er nun wol alſo viel feinde bekommen/ ſo haben
ſich doch viele noch|redliche gemuͤther gefunden/
welche Rathmannen nicht ſo gleich unbeſon-
nen verdammet/ ſondern in den meiſten pun-
ct
en ihn entſchuldiget/ uñ ihm das wort geredet.
Er ſelbſt verſichert in der abgenoͤthigten ant-Rath-
manns
freunde.

wort p. D. 3. daß D. Gerhard ſein buͤchlein zu-
erſt nicht verdammet/ ſondern ausdruͤcklich
an ihn geſchrieben: Jch betaure/ daß auch
euerer ſchrifft/ die gewißlich ſehr gottſe-
lig und gelehrt iſt/ der ſchandfleck einer
ketzerey angehenget wird.
Und von D.
Calixto
zu Helmſtaͤdt/ daß er Corvini attenta-
ta
und verkehrungen nicht billigen wolle/ daher
dieſer ihn vor einen Calviniſten ausrieffe/ und
D. Struvius und Walther ihre cenſur alleine
wider Rathmañen gegeben. Lic. Andreas Hoy-
er
haͤtte aus Rathmanns predigten und
ſchꝛiften auch Corvini luͤgen eꝛſehen/ und glaub-
te ihm nicht mehr. D. Andreæ wuͤrde auch von
Corvino ein Schwenckfelder genennet/ weil er
Arndten gelobet. So haͤtten uͤber diß viel Su-
perintendent
en/ Hoffprediger und andere in
brieffen Rathmanns ſache ausdruͤcklich gebilli-
get/ welcher eigene worte er an gedachtem ort
produciret.

21. Jn einem volumine eigenhaͤndigerD. Ger-
hards
worte h
von.

briefe von unterſchiedlichē Theologen finde ich
hievon nicht weniger gewiſſeurkunden. D. Ger-
hard
ſchrieb anno 1626. an D. Meiſnern alſo:
D. Tarnovius der aͤltere hat geſchrieben/ ich
ſolte allhier wider Rathmannen nichts

publi-
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0129" n="117"/><fw place="top" type="header">Hermann Neuwald und Henrich <hi rendition="#aq">Nicolai.</hi></fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><hi rendition="#fr">kun&#x017F;t/ inma&#x017F;&#x017F;en die wahre</hi><hi rendition="#aq">Theologia</hi><hi rendition="#fr">ein<lb/>
lebendiges kra&#x0364;fftiges erka&#x0364;ntniß i&#x017F;t aus<lb/>
dem licht der gnaden/ welches das ewige<lb/>
wort giebt in des men&#x017F;chen hertze/ durch<lb/>
den finger GOttes einge&#x017F;chrieben/ auff<lb/>
daß der men&#x017F;ch aus GOtt geboren und<lb/>
erneuert werde. Wo man nun durchs<lb/>
gebet nicht darnach ringet/ daß wir ein<lb/>
lebendiger brieff &#x017F;eyn mo&#x0364;gen/</hi> 2. <hi rendition="#aq">Cor. III.</hi> 3.<lb/><hi rendition="#fr">da gilt die klage</hi> <hi rendition="#aq">Pomerani&#x017F;uper 1. Sam. IV.</hi><lb/><hi rendition="#fr">der al&#x017F;o redet: Es &#x017F;ind etliche aus uns/ die<lb/>
aus dem wort GoTTes machen allein ein<lb/>
wort men&#x017F;chlicher kun&#x017F;t/ oder &#x017F;ie ver&#x017F;te-<lb/>
hens nicht das i&#x017F;t/ &#x017F;ie &#x017F;ind nicht gla&#x0364;ubig<lb/>
im hertzen/ und wi&#x017F;&#x017F;en nicht/ daß das<lb/>
Evangelium nicht buch&#x017F;tab i&#x017F;t/ &#x017F;ondern<lb/>
gei&#x017F;t/ nicht lehr/ &#x017F;ondern leben.</hi> <hi rendition="#aq">Et paulo<lb/>
po&#x017F;t:</hi> <hi rendition="#fr">Sie vertrauen in die Arche</hi> (wie das<lb/>
volck J&#x017F;rael 1. <hi rendition="#aq">Sam. IV.</hi>) <hi rendition="#fr">das wider die<lb/>
Phili&#x017F;ter wolte &#x017F;treiten/ und hoffete die</hi><lb/><hi rendition="#aq">victori</hi> <hi rendition="#fr">und &#x017F;ieg/ weil &#x017F;ie die arche tru&#x0364;gen<lb/>
und mit &#x017F;ich genommen ha&#x0364;tten/ das i&#x017F;t:<lb/>
Sie trauen in a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere dinge/ und haben<lb/>
keinen gei&#x017F;t im hertzen. Und in die&#x017F;em<lb/>
ver&#x017F;tande &#x017F;agt</hi> <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> <hi rendition="#fr">im buch an den<lb/>
Teut&#x017F;chen Adel: Sey du nur gewiß/ ei-<lb/>
nen</hi> <hi rendition="#aq">Doctorem</hi> <hi rendition="#fr">der H. Schrifft wird dir<lb/>
niemand machen denn allein der H. Gei&#x017F;t<lb/>
vom himmel/ wie CHri&#x017F;tus &#x017F;agt</hi> <hi rendition="#aq">Joh. VI.</hi><lb/>
45. <hi rendition="#fr">Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle von GOtt gelehret<lb/>
&#x017F;eyn.</hi></p><lb/>
          <note place="left">Von de-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Uni-<lb/>
ver&#x017F;it</hi>a&#x0364;ten<lb/>
und ihren<lb/><hi rendition="#aq">Re&#x017F;pon&#x017F;is.</hi></note>
          <p>19. Seine meinung von denen <hi rendition="#aq">Academi</hi>en<lb/>
&#x017F;iehet man auch aus &#x017F;einen <hi rendition="#aq">prote&#x017F;tationibus</hi><lb/>
wider jener ihre <hi rendition="#aq">cen&#x017F;ur</hi>en. Daher &#x017F;chrieb <hi rendition="#aq">D.</hi><lb/>
Conrad Dietrich <hi rendition="#aq">anno</hi> 1623. an <hi rendition="#aq">D.</hi> Mei&#x017F;nern:<lb/><hi rendition="#fr">Jch ho&#x0364;re/ daß Rathmann ein buch ge-<lb/>
&#x017F;chrieben habe: Probe der Wittenberger</hi><lb/><hi rendition="#aq">Cen&#x017F;ur,</hi> <hi rendition="#fr">darinnen die Herren wol &#x017F;ollen ge-<lb/>
hechelt werden.</hi> Und <hi rendition="#aq">D.</hi> Bo&#x0364;hm <hi rendition="#aq">anno</hi> 21.<lb/>
an eben den&#x017F;elben: <hi rendition="#fr">Jch habe leider &#x017F;org/<lb/>
daß</hi> <hi rendition="#aq">Rathmannus</hi> <hi rendition="#fr">durch die</hi> <hi rendition="#aq">Cen&#x017F;ur</hi><hi rendition="#fr">en mehr<lb/>
anlaß gewinnen werde/ die Herren</hi> <hi rendition="#aq">Theo-<lb/>
logos in Academiis</hi> <hi rendition="#fr">je mehr und mehr zu</hi> <hi rendition="#aq">exa-<lb/>
gitir</hi><hi rendition="#fr">en.</hi> <hi rendition="#aq">D.</hi> Gerhard ingleichen <hi rendition="#aq">anno</hi> 22.<lb/><hi rendition="#fr">Rathmann hat hieher ge&#x017F;chrieben und<lb/>
fa&#x0364;ngt al&#x017F;o an; Jch ho&#x0364;re/ daß der Satan<lb/>
auch bey euch angeklopffet und fa&#x017F;t<lb/>
eingela&#x017F;&#x017F;en worden &#x017F;ey: Es &#x017F;olten<lb/>
billich</hi> <hi rendition="#aq">Theologi</hi><hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq">Colleg</hi><hi rendition="#fr">en die &#x017F;ache be-</hi><lb/><note place="left">Klagen<lb/>
von dem<lb/>
elend der<lb/>
Prediger<lb/>
und ihrer<lb/>
unwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit.</note><hi rendition="#fr">hut&#x017F;amer</hi> <hi rendition="#aq">tractir</hi><hi rendition="#fr">en.</hi> Von den Predigern<lb/>
aber und ihrem zu&#x017F;tande &#x017F;chreibet er in der <hi rendition="#fr">va&#x0364;-<lb/>
ter be&#x017F;ta&#x0364;ndigen lehre</hi> in der <hi rendition="#aq">Dedication</hi> al-<lb/>
&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Der dritte hauffe i&#x017F;t derer/ welche das<lb/>
an&#x017F;ehen bey jedermann haben wollen/<lb/>
gleich als eifferten &#x017F;ie um Gott und &#x017F;ein<lb/>
wort/ und haben doch kein wahres er-<lb/>
ka&#x0364;ntnis im hertzen/ &#x017F;ondern ihr ver&#x017F;tand<lb/>
i&#x017F;t verfin&#x017F;tert/ folgen dem gro&#x017F;&#x017F;en hauf-<lb/>
fen/ glauben auff men&#x017F;chen/ bereden/ la&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tern/ da &#x017F;ie nichts von wi&#x017F;&#x017F;en/ was &#x017F;ie<lb/>
aber natu&#x0364;rlich erkennen/ darinn ver der-<lb/>
ben &#x017F;ie/ wie die unvernu&#x0364;nfftigen thiere/</hi><lb/><hi rendition="#aq">Jud. v.</hi> 10. <hi rendition="#fr">und verfolgen die wahrheit<lb/>
auffs a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te/ weil das licht der gerech-<lb/>
tigkeit ihnen nicht ge&#x017F;chienen/ noch die<lb/>
&#x017F;onne auffgegangen i&#x017F;t/</hi> <hi rendition="#aq">Sap. V.</hi> 6. <hi rendition="#fr">Sie ha-<lb/>
ben kein o&#x0364;l in ihren lampen/</hi> <hi rendition="#aq">Matth. XXV.<lb/>
4. Urim</hi> und <hi rendition="#aq">Thumim,</hi> <hi rendition="#fr">licht und recht i&#x017F;t<lb/>
nicht in dem amt&#x017F;childlein ih&#xA75B;es he&#xA75B;tz&#x0113;s/</hi><lb/><hi rendition="#aq">Exod. XXIIX.</hi> 30. <hi rendition="#fr">in welcher zahl das ge-<lb/><cb/>
meine volck geho&#x0364;ret.</hi> <hi rendition="#aq">Matth. XXVII.</hi> 20.<note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">das &#x017F;ich von den Hohenprie&#x017F;te&#xA75B;n und El-<lb/>
te&#x017F;ten u&#x0364;berreden ließ/ das</hi> <hi rendition="#aq">crucifige,</hi> <hi rendition="#fr">creu-<lb/>
tzige ihn/ u&#x0364;ber</hi> <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tum</hi> <hi rendition="#fr">auszuruffen/ und<lb/>
hatten doch keine ur&#x017F;ache noch wahr-<lb/>
hafftigen grund/ dadurch &#x017F;ie den<lb/>
Hohenprie&#x017F;tern/ Schrifftgelehrten und<lb/>
Elte&#x017F;ten beyfall zu geben/ geno&#x0364;thi-<lb/>
get wa&#x0364;ren. Solcher ge&#x017F;ellen funden &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ehr viel zu Athen unter den Epicurern<lb/>
un&#x0303; Stoikern/ welche die lehre</hi> <hi rendition="#aq">S. Pauli</hi> <hi rendition="#fr">ver-<lb/>
wurffen/ ehe &#x017F;ie die&#x017F;elbige recht erkannt/<lb/>
und &#x017F;prachen/ was will die&#x017F;er lo&#x0364;tte&#xA75B;bube<lb/>
&#x017F;agen? Es &#x017F;iehet/ als wolte er neue<lb/>
Go&#x0364;tter verku&#x0364;ndigen/ er bringt etwas<lb/>
neues fu&#x0364;r un&#x017F;ere ohren/</hi> <hi rendition="#aq">Act. XVII.</hi> 18. 19.</p><lb/>
          <p>20. Uber haubt hat er auch nicht weniger<note place="right">Von dem<lb/>
gemeinen<lb/>
verderd.</note><lb/>
das allgemeine du&#xA75B;ch gehende ve&#xA75B;derbniß o&#x0364;ffent-<lb/>
lich beklaget/ unter andern in der vorrede u&#x0364;ber<lb/>
das gn&#x0303;aden-reich <hi rendition="#aq">p.</hi> 2. wodurch er freylich &#x017F;ich<lb/>
die heuchler und &#x017F;ichere welt-leute zu feinden ge-<lb/>
macht: <hi rendition="#fr">Der traurige und erba&#x0364;rmliche<lb/>
zu&#x017F;tand wird unter den Chri&#x017F;ten in den<lb/>
vornehm&#x017F;ten reichen und policeyen/ lei-<lb/>
der GOttes! geho&#x0364;ret und fu&#x0364;r augen ge&#x017F;e-<lb/>
hen/ in dem um der regierung willen viel<lb/>
1000. men&#x017F;chen er&#x017F;chlagen/ und land und<lb/>
leute verdorben werden. Und hat fa&#x017F;t<lb/>
das an&#x017F;ehen/ als wolten die men&#x017F;chen<lb/>
kinder einer den andern zur welt hin aus<lb/>
jagen. Jn welcher zerru&#x0364;ttung und all-<lb/>
gemeinem jammer/ damit die arme<lb/>
Chri&#x017F;tenheit beleget i&#x017F;t/ als mein hertz<lb/>
auch gea&#x0364;ng&#x017F;tiget ward; &#x2014; i&#x017F;t einig<lb/>
und allein aus dem gei&#x017F;tlichen ko&#x0364;nig-<lb/>
reich CHri&#x017F;ti in meinem hertzen/ wider<lb/>
&#x017F;o heftig verworrenes we&#x017F;en/ lebendiger<lb/>
tro&#x017F;t auffgangen und ent&#x017F;tanden.</hi> Ob<lb/>
er nun wol al&#x017F;o viel feinde bekommen/ &#x017F;o haben<lb/>
&#x017F;ich doch viele noch|redliche gemu&#x0364;ther gefunden/<lb/>
welche Rathmannen nicht &#x017F;o gleich unbe&#x017F;on-<lb/>
nen verdammet/ &#x017F;ondern in den mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">pun-<lb/>
ct</hi>en ihn ent&#x017F;chuldiget/ un&#x0303; ihm das wort geredet.<lb/>
Er &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;ichert in der abgeno&#x0364;thigten ant-<note place="right">Rath-<lb/>
manns<lb/>
freunde.</note><lb/>
wort <hi rendition="#aq">p. D.</hi> 3. daß <hi rendition="#aq">D.</hi> Gerhard &#x017F;ein bu&#x0364;chlein zu-<lb/>
er&#x017F;t nicht verdammet/ &#x017F;ondern ausdru&#x0364;cklich<lb/>
an ihn ge&#x017F;chrieben: <hi rendition="#fr">Jch betaure/ daß auch<lb/>
euerer &#x017F;chrifft/ die gewißlich &#x017F;ehr gott&#x017F;e-<lb/>
lig und gelehrt i&#x017F;t/ der &#x017F;chandfleck einer<lb/>
ketzerey angehenget wird.</hi> Und von <hi rendition="#aq">D.<lb/>
Calixto</hi> zu Helm&#x017F;ta&#x0364;dt/ daß er <hi rendition="#aq">Corvini attenta-<lb/>
ta</hi> und verkehrungen nicht billigen wolle/ daher<lb/>
die&#x017F;er ihn vor einen Calvini&#x017F;ten ausrieffe/ und<lb/><hi rendition="#aq">D. Struvius</hi> und <hi rendition="#aq">Walther</hi> ihre <hi rendition="#aq">cen&#x017F;ur</hi> alleine<lb/>
wider Rathman&#x0303;en gegeben. <hi rendition="#aq">Lic. Andreas Hoy-<lb/>
er</hi> ha&#x0364;tte aus Rathmanns predigten und<lb/>
&#x017F;ch&#xA75B;iften auch <hi rendition="#aq">Corvini</hi> lu&#x0364;gen e&#xA75B;&#x017F;ehen/ und glaub-<lb/>
te ihm nicht mehr. <hi rendition="#aq">D. Andreæ</hi> wu&#x0364;rde auch von<lb/><hi rendition="#aq">Corvino</hi> ein Schwenckfelder genennet/ weil er<lb/>
Arndten gelobet. So ha&#x0364;tten u&#x0364;ber diß viel <hi rendition="#aq">Su-<lb/>
perintendent</hi>en/ Hoffprediger und andere in<lb/>
brieffen Rathmanns &#x017F;ache ausdru&#x0364;cklich gebilli-<lb/>
get/ welcher eigene worte er an gedachtem ort<lb/><hi rendition="#aq">producir</hi>et.</p><lb/>
          <p>21. Jn einem <hi rendition="#aq">volumine</hi> eigenha&#x0364;ndiger<note place="right"><hi rendition="#aq">D.</hi> Ger-<lb/>
hards<lb/>
worte h<lb/>
von.</note><lb/>
briefe von unter&#x017F;chiedlich&#x0113; <hi rendition="#aq">Theolog</hi>en finde ich<lb/>
hievon nicht weniger gewi&#x017F;&#x017F;eurkunden. <hi rendition="#aq">D. Ger-<lb/>
hard</hi> &#x017F;chrieb <hi rendition="#aq">anno</hi> 1626. an <hi rendition="#aq">D.</hi> Mei&#x017F;nern al&#x017F;o:<lb/><hi rendition="#aq">D. Tarnovius</hi> <hi rendition="#fr">der a&#x0364;ltere hat ge&#x017F;chrieben/ ich<lb/>
&#x017F;olte allhier wider Rathmannen nichts</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">publi-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0129] Hermann Neuwald und Henrich Nicolai. kunſt/ inmaſſen die wahre Theologia ein lebendiges kraͤfftiges erkaͤntniß iſt aus dem licht der gnaden/ welches das ewige wort giebt in des menſchen hertze/ durch den finger GOttes eingeſchrieben/ auff daß der menſch aus GOtt geboren und erneuert werde. Wo man nun durchs gebet nicht darnach ringet/ daß wir ein lebendiger brieff ſeyn moͤgen/ 2. Cor. III. 3. da gilt die klage Pomeraniſuper 1. Sam. IV. der alſo redet: Es ſind etliche aus uns/ die aus dem wort GoTTes machen allein ein wort menſchlicher kunſt/ oder ſie verſte- hens nicht das iſt/ ſie ſind nicht glaͤubig im hertzen/ und wiſſen nicht/ daß das Evangelium nicht buchſtab iſt/ ſondern geiſt/ nicht lehr/ ſondern leben. Et paulo poſt: Sie vertrauen in die Arche (wie das volck Jſrael 1. Sam. IV.) das wider die Philiſter wolte ſtreiten/ und hoffete die victori und ſieg/ weil ſie die arche truͤgen und mit ſich genommen haͤtten/ das iſt: Sie trauen in aͤuſſere dinge/ und haben keinen geiſt im hertzen. Und in dieſem verſtande ſagt Lutherus im buch an den Teutſchen Adel: Sey du nur gewiß/ ei- nen Doctorem der H. Schrifft wird dir niemand machen denn allein der H. Geiſt vom himmel/ wie CHriſtus ſagt Joh. VI. 45. Sie muͤſſen alle von GOtt gelehret ſeyn. Jahr MDC. biß MDCC. 19. Seine meinung von denen Academien ſiehet man auch aus ſeinen proteſtationibus wider jener ihre cenſuren. Daher ſchrieb D. Conrad Dietrich anno 1623. an D. Meiſnern: Jch hoͤre/ daß Rathmann ein buch ge- ſchrieben habe: Probe der Wittenberger Cenſur, darinnen die Herren wol ſollen ge- hechelt werden. Und D. Boͤhm anno 21. an eben denſelben: Jch habe leider ſorg/ daß Rathmannus durch die Cenſuren mehr anlaß gewinnen werde/ die Herren Theo- logos in Academiis je mehr und mehr zu exa- gitiren. D. Gerhard ingleichen anno 22. Rathmann hat hieher geſchrieben und faͤngt alſo an; Jch hoͤre/ daß der Satan auch bey euch angeklopffet und faſt eingelaſſen worden ſey: Es ſolten billich Theologiund Collegen die ſache be- hutſamer tractiren. Von den Predigern aber und ihrem zuſtande ſchreibet er in der vaͤ- ter beſtaͤndigen lehre in der Dedication al- ſo: Der dritte hauffe iſt derer/ welche das anſehen bey jedermann haben wollen/ gleich als eifferten ſie um Gott und ſein wort/ und haben doch kein wahres er- kaͤntnis im hertzen/ ſondern ihr verſtand iſt verfinſtert/ folgen dem groſſen hauf- fen/ glauben auff menſchen/ bereden/ laͤ- ſtern/ da ſie nichts von wiſſen/ was ſie aber natuͤrlich erkennen/ darinn ver der- ben ſie/ wie die unvernuͤnfftigen thiere/ Jud. v. 10. und verfolgen die wahrheit auffs aͤuſſerſte/ weil das licht der gerech- tigkeit ihnen nicht geſchienen/ noch die ſonne auffgegangen iſt/ Sap. V. 6. Sie ha- ben kein oͤl in ihren lampen/ Matth. XXV. 4. Urim und Thumim, licht und recht iſt nicht in dem amtſchildlein ihꝛes heꝛtzēs/ Exod. XXIIX. 30. in welcher zahl das ge- meine volck gehoͤret. Matth. XXVII. 20. das ſich von den Hohenprieſteꝛn und El- teſten uͤberreden ließ/ das crucifige, creu- tzige ihn/ uͤber Chriſtum auszuruffen/ und hatten doch keine urſache noch wahr- hafftigen grund/ dadurch ſie den Hohenprieſtern/ Schrifftgelehrten und Elteſten beyfall zu geben/ genoͤthi- get waͤren. Solcher geſellen funden ſich ſehr viel zu Athen unter den Epicurern uñ Stoikern/ welche die lehre S. Pauli ver- wurffen/ ehe ſie dieſelbige recht erkannt/ und ſprachen/ was will dieſer loͤtteꝛbube ſagen? Es ſiehet/ als wolte er neue Goͤtter verkuͤndigen/ er bringt etwas neues fuͤr unſere ohren/ Act. XVII. 18. 19. Klagen von dem elend der Prediger und ihrer unwiſſen- heit. Jahr MDC. biß MDCC. 20. Uber haubt hat er auch nicht weniger das allgemeine duꝛch gehende veꝛderbniß oͤffent- lich beklaget/ unter andern in der vorrede uͤber das gñaden-reich p. 2. wodurch er freylich ſich die heuchler und ſichere welt-leute zu feinden ge- macht: Der traurige und erbaͤrmliche zuſtand wird unter den Chriſten in den vornehmſten reichen und policeyen/ lei- der GOttes! gehoͤret und fuͤr augen geſe- hen/ in dem um der regierung willen viel 1000. menſchen erſchlagen/ und land und leute verdorben werden. Und hat faſt das anſehen/ als wolten die menſchen kinder einer den andern zur welt hin aus jagen. Jn welcher zerruͤttung und all- gemeinem jammer/ damit die arme Chriſtenheit beleget iſt/ als mein hertz auch geaͤngſtiget ward; — iſt einig und allein aus dem geiſtlichen koͤnig- reich CHriſti in meinem hertzen/ wider ſo heftig verworrenes weſen/ lebendiger troſt auffgangen und entſtanden. Ob er nun wol alſo viel feinde bekommen/ ſo haben ſich doch viele noch|redliche gemuͤther gefunden/ welche Rathmannen nicht ſo gleich unbeſon- nen verdammet/ ſondern in den meiſten pun- cten ihn entſchuldiget/ uñ ihm das wort geredet. Er ſelbſt verſichert in der abgenoͤthigten ant- wort p. D. 3. daß D. Gerhard ſein buͤchlein zu- erſt nicht verdammet/ ſondern ausdruͤcklich an ihn geſchrieben: Jch betaure/ daß auch euerer ſchrifft/ die gewißlich ſehr gottſe- lig und gelehrt iſt/ der ſchandfleck einer ketzerey angehenget wird. Und von D. Calixto zu Helmſtaͤdt/ daß er Corvini attenta- ta und verkehrungen nicht billigen wolle/ daher dieſer ihn vor einen Calviniſten ausrieffe/ und D. Struvius und Walther ihre cenſur alleine wider Rathmañen gegeben. Lic. Andreas Hoy- er haͤtte aus Rathmanns predigten und ſchꝛiften auch Corvini luͤgen eꝛſehen/ und glaub- te ihm nicht mehr. D. Andreæ wuͤrde auch von Corvino ein Schwenckfelder genennet/ weil er Arndten gelobet. So haͤtten uͤber diß viel Su- perintendenten/ Hoffprediger und andere in brieffen Rathmanns ſache ausdruͤcklich gebilli- get/ welcher eigene worte er an gedachtem ort produciret. Von dem gemeinen verderd. Rath- manns freunde. 21. Jn einem volumine eigenhaͤndiger briefe von unterſchiedlichē Theologen finde ich hievon nicht weniger gewiſſeurkunden. D. Ger- hard ſchrieb anno 1626. an D. Meiſnern alſo: D. Tarnovius der aͤltere hat geſchrieben/ ich ſolte allhier wider Rathmannen nichts publi- D. Ger- hards worte h von. P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/129
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/129>, abgerufen am 22.12.2024.