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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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ADDITAMENTA
[Spaltenumbruch] ten/ man solte solchen gottlosen juden und
mammelucken nicht glauben/ noch gehör ge-
ben/ als der nun bey seinen abfall vom Chri-
stenthum weidlich würde lästern/ und alles
böse außschauen/ was er nur könte; kan
man auch glauben/ daß es wahr sey/ was der
abtrünnige Porphyrius von den Christen und
dem Christenthum gelogen? oder ist es recht
gewesen/ was die juden gegen Christum/ und
seine jünger/ gegen Stephanum und Pau-
lum/ und andere Christen jemals außgesaget
haben? wie solte man denn dazu kommen/
daß man einem solchen abtrünnigen Mam-
melucken glauben beylegen wolte/ was er
gottloser weise von meiner liebsten dahin ge-
schrieben und gelogen/ welches doch gantz
unverantwortlich der herr Doctor mit dem
Dantzischen lästerer dem Bücher gethan
hat. Jch wiederhole hiebey den brieff/ wel-
chen meine liebste deßwegen hat drucken las-
sen/ und in meinem tractat wider den geist
des Antichristes pag. 66. 67. 68. mit einver-
leibet ist. Jhre worte heissen also: Jch ha-
be mich nicht gnug verwundern können
über den frechen lügen-geist dieses
mannes/ daß er schreiben darff/ ich
hätte zu ihm in vertrauen gesaget/ daß
ich ohne zuthuung des mannes meinen
sohn gebohren/ da ich doch für den
ewigen allwissenden und warhafftigen
Gott bezeugen kan/ daß mir derglei-
chen nie im sinne gekommen/ vielweni-
ger gesaget habe. Das mag wol seyn/
daß ich bey Gelegenheit/ als mir von
unterschiedlichen vorgehalten worden/
daß sich niemand von mir versehen
hätte/ daß ich heyrathen würde/ und
also mein veränderter stand einige be-
frembden wolte/ ich diesem verkehrten
Juden/ gleichwie ünterschiedlichen an-
dern/ mag geantwortet haben/ daß ich
mit veränderung meines standes mein
jungfräuliches Hertz nicht verlohren/
sondern durch die gnade Gottes meinen
ehestand also durch seine güte bewahret/
daß solche keine fleisches lust/ darinnen
sich andere verderben/ mein hertz berüh-
ret/ welches ich für dem angesicht meines
Gottes zu ehren seiner gnade mit war-
heit habe sagen und bezeugen können/
daß es nicht liege an dem äusserlichen
jungfräulichen stande. Denn nicht al-
le/ die äusserliche jungfrauen sind/ sind
darum auch jungfrauen des Lammes;
so sind auch alle/ so äusserlich ehliche sind/
von der keuschen jungfrauschafft des
Lammes nicht außgeschlossen; denn es
kan auch die keuschheit im ehestande be-
wahrt/ und die ehe unbeflecket bleiben/
ungeachtet in demselbigen kinder gezeu-
get werden: wiederum so kan die keusch-
heit verlohren gehen/ ob gleich keine Be-
rührung vom mann geschehen. Die
[Spaltenumbruch] hertzens-keuschheit ist die rechte keusch-
heit/ darnach sich der mensch zu prüfen
hat/ wil er and ers theil an der
würde der jungfrauen des Lammes ha-
ben/ solcher art rede mögen wol in gegen-
wart dieses lästerers gefallen seyn/ doch
nicht anders als durch obgedachte ver-
anlassung. Daß ich aber solte gesagt
haben/ ich hätte meinen sohn/ ohne zu-
thun eines mannes gebohren/ und wä-
re noch jungfer/ das sind teufflische
lügen/ die dieser lästerer von seinem vat-
ter/ dem mörder/ und lügener von an-
fang/ gelernet. Denn mein Heyland/
der alleinige mensch ohne sünde/ und
also auch allein vom H. Geiste ohne
zuthuung eines mannes empfangen/
und von der beydes nach dem bilde/ und
dem geiste keuschen jungfrau gebohren
ist/ und den ruhm allein hat. Jch be-
zeuge nochmals für dem angesichte Got-
tes/ und für Christo JEsu/ daß mir sol-
ches/ wie mir dieser böse mann beymis-
set/ nie in mein hertz gestiegen/ auch nicht
in meine gedancken kommen/ vielweni-
ger habe ich solches zu einigen menschen
in dieser welt gesaget/ und am wenig-
sten/ zu diesem lästerer/ den ich jederzeit
für einen heuchler gehalten/ welches ich
ihm freymütig unter die augen gesaget/
als er einsmals in Lüneburg auß der kir-
che kam/ sprechende/ daß ihm unterschied-
liches gefallen/ allein/ wie sie das abend-
mahl gehalten/ da es hätte klappen sollen/
wäre es nichts gewesen; worauff ich ant-
wortete: was hat denn klappen sollen? hat
etwa der priester sollen auß brod einen
neuen Christum machen? Fuhr darauf
fort/ und sagte ihm/ was ich von ihm
hielte/ nemlich/ daß er unter dem na-
men des lutherthums viele einfältige
und fromme hertzen zum pabstthumb
verführete/ und ihnen dasselbige suchte
angenehm zu machen. Er wird auch
von mir gespüret haben/ wie ihm nicht
getrauet/ und habe gemercket/ wie er
sich für mir gefürchtet/ wie solte ich denn
mit dem heuchler so vertraulich umbge-
gangen seyn/ und ihm solche dinge ent-
decket haben/ die mir nie ins hertz gestie-
gen? der HErr schelte dich/ du lügener/
der seinen Sohn JEsum Christum in
meinem hertzen offenbahret hat/ wel-
cher die warheit ist/ und seine angehörige
zur warheit/ und in alle warheit leitet.
Er ängstige so lange dein abtrünniges
hertz/ biß du erkennen must/ daß der
HErr JEsus an den ich glaube/ und
dem du hohn gesprochen/ sey der Sohn
des lebendigen Gottes/ der dein versöh-

ner
A. K. H. Zusätze d

ADDITAMENTA
[Spaltenumbruch] ten/ man ſolte ſolchen gottloſen juden und
mammelucken nicht glauben/ noch gehoͤr ge-
ben/ als der nun bey ſeinen abfall vom Chri-
ſtenthum weidlich wuͤrde laͤſtern/ und alles
boͤſe außſchauen/ was er nur koͤnte; kan
man auch glauben/ daß es wahr ſey/ was der
abtruͤnnige Porphyrius von den Chriſten und
dem Chriſtenthum gelogen? oder iſt es recht
geweſen/ was die juden gegen Chriſtum/ und
ſeine juͤnger/ gegen Stephanum und Pau-
lum/ und andere Chriſten jemals außgeſaget
haben? wie ſolte man denn dazu kommen/
daß man einem ſolchen abtruͤnnigen Mam-
melucken glauben beylegen wolte/ was er
gottloſer weiſe von meiner liebſten dahin ge-
ſchrieben und gelogen/ welches doch gantz
unverantwortlich der herr Doctor mit dem
Dantziſchen laͤſterer dem Buͤcher gethan
hat. Jch wiederhole hiebey den brieff/ wel-
chen meine liebſte deßwegen hat drucken laſ-
ſen/ und in meinem tractat wider den geiſt
des Antichriſtes pag. 66. 67. 68. mit einver-
leibet iſt. Jhre worte heiſſen alſo: Jch ha-
be mich nicht gnug verwundern koͤnnen
uͤber den frechen luͤgen-geiſt dieſes
mannes/ daß er ſchreiben darff/ ich
haͤtte zu ihm in vertrauen geſaget/ daß
ich ohne zuthuung des mannes meinen
ſohn gebohren/ da ich doch fuͤr den
ewigen allwiſſenden und warhafftigen
Gott bezeugen kan/ daß mir derglei-
chen nie im ſinne gekommen/ vielweni-
ger geſaget habe. Das mag wol ſeyn/
daß ich bey Gelegenheit/ als mir von
unterſchiedlichen vorgehalten worden/
daß ſich niemand von mir verſehen
haͤtte/ daß ich heyrathen wuͤrde/ und
alſo mein veraͤnderter ſtand einige be-
frembden wolte/ ich dieſem verkehrten
Juden/ gleichwie uͤnterſchiedlichen an-
dern/ mag geantwortet haben/ daß ich
mit veraͤnderung meines ſtandes mein
jungfraͤuliches Hertz nicht verlohren/
ſondern durch die gnade Gottes meinen
eheſtand alſo durch ſeine guͤte bewahret/
daß ſolche keine fleiſches luſt/ darinnen
ſich andere verderben/ mein hertz beruͤh-
ret/ welches ich fuͤr dem angeſicht meines
Gottes zu ehren ſeiner gnade mit war-
heit habe ſagen und bezeugen koͤnnen/
daß es nicht liege an dem aͤuſſerlichen
jungfraͤulichen ſtande. Denn nicht al-
le/ die aͤuſſerliche jungfrauen ſind/ ſind
darum auch jungfrauen des Lammes;
ſo ſind auch alle/ ſo aͤuſſerlich ehliche ſind/
von der keuſchen jungfrauſchafft des
Lammes nicht außgeſchloſſen; denn es
kan auch die keuſchheit im eheſtande be-
wahrt/ und die ehe unbeflecket bleiben/
ungeachtet in demſelbigen kinder gezeu-
get werden: wiederum ſo kan die keuſch-
heit verlohren gehen/ ob gleich keine Be-
ruͤhrung vom mann geſchehen. Die
[Spaltenumbruch] hertzens-keuſchheit iſt die rechte keuſch-
heit/ darnach ſich der menſch zu pruͤfen
hat/ wil er and ers theil an der
wuͤrde der jungfrauen des Lammes ha-
ben/ ſolcher art redē moͤgen wol in gegen-
wart dieſes laͤſterers gefallen ſeyn/ doch
nicht anders als durch obgedachte ver-
anlaſſung. Daß ich aber ſolte geſagt
haben/ ich haͤtte meinen ſohn/ ohne zu-
thun eines mannes gebohren/ und waͤ-
re noch jungfer/ das ſind teuffliſche
luͤgen/ die dieſer laͤſterer von ſeinem vat-
ter/ dem moͤrder/ und luͤgener von an-
fang/ gelernet. Denn mein Heyland/
der alleinige menſch ohne ſuͤnde/ und
alſo auch allein vom H. Geiſte ohne
zuthuung eines mannes empfangen/
und von der beydes nach dem bilde/ und
dem geiſte keuſchen jungfrau gebohren
iſt/ und den ruhm allein hat. Jch be-
zeuge nochmals fuͤr dem angeſichte Got-
tes/ und fuͤr Chriſto JEſu/ daß mir ſol-
ches/ wie mir dieſer boͤſe mann beymiſ-
ſet/ nie in mein hertz geſtiegen/ auch nicht
in meine gedancken kommen/ vielweni-
ger habe ich ſolches zu einigen menſchen
in dieſer welt geſaget/ und am wenig-
ſten/ zu dieſem laͤſterer/ den ich jederzeit
fuͤr einen heuchler gehalten/ welches ich
ihm freymuͤtig unter die augen geſaget/
als er einsmals in Luͤneburg auß der kir-
chē kam/ ſprechende/ daß ihm unterſchied-
liches gefallen/ allein/ wie ſie das abend-
mahl gehalten/ da es haͤtte klappẽ ſollen/
waͤre es nichts geweſen; worauff ich ant-
wortete: was hat deñ klappen ſollen? hat
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neuen Chriſtum machen? Fuhr darauf
fort/ und ſagte ihm/ was ich von ihm
hielte/ nemlich/ daß er unter dem na-
men des lutherthums viele einfaͤltige
und fromme hertzen zum pabſtthumb
verfuͤhrete/ und ihnen daſſelbige ſuchte
angenehm zu machen. Er wird auch
von mir geſpuͤret haben/ wie ihm nicht
getrauet/ und habe gemercket/ wie er
ſich fuͤr mir gefuͤrchtet/ wie ſolte ich denn
mit dem heuchler ſo vertraulich umbge-
gangen ſeyn/ und ihm ſolche dinge ent-
decket haben/ die mir nie ins hertz geſtie-
gen? der HErr ſchelte dich/ du luͤgener/
der ſeinen Sohn JEſum Chriſtum in
meinem hertzen offenbahret hat/ wel-
cher die warheit iſt/ und ſeine angehoͤrige
zur warheit/ und in alle warheit leitet.
Er aͤngſtige ſo lange dein abtruͤnniges
hertz/ biß du erkennen muſt/ daß der
HErr JEſus an den ich glaube/ und
dem du hohn geſprochen/ ſey der Sohn
des lebendigen Gottes/ der dein verſoͤh-

ner
A. K. H. Zuſaͤtze d
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[[25]/1181] ADDITAMENTA ten/ man ſolte ſolchen gottloſen juden und mammelucken nicht glauben/ noch gehoͤr ge- ben/ als der nun bey ſeinen abfall vom Chri- ſtenthum weidlich wuͤrde laͤſtern/ und alles boͤſe außſchauen/ was er nur koͤnte; kan man auch glauben/ daß es wahr ſey/ was der abtruͤnnige Porphyrius von den Chriſten und dem Chriſtenthum gelogen? oder iſt es recht geweſen/ was die juden gegen Chriſtum/ und ſeine juͤnger/ gegen Stephanum und Pau- lum/ und andere Chriſten jemals außgeſaget haben? wie ſolte man denn dazu kommen/ daß man einem ſolchen abtruͤnnigen Mam- melucken glauben beylegen wolte/ was er gottloſer weiſe von meiner liebſten dahin ge- ſchrieben und gelogen/ welches doch gantz unverantwortlich der herr Doctor mit dem Dantziſchen laͤſterer dem Buͤcher gethan hat. Jch wiederhole hiebey den brieff/ wel- chen meine liebſte deßwegen hat drucken laſ- ſen/ und in meinem tractat wider den geiſt des Antichriſtes pag. 66. 67. 68. mit einver- leibet iſt. Jhre worte heiſſen alſo: Jch ha- be mich nicht gnug verwundern koͤnnen uͤber den frechen luͤgen-geiſt dieſes mannes/ daß er ſchreiben darff/ ich haͤtte zu ihm in vertrauen geſaget/ daß ich ohne zuthuung des mannes meinen ſohn gebohren/ da ich doch fuͤr den ewigen allwiſſenden und warhafftigen Gott bezeugen kan/ daß mir derglei- chen nie im ſinne gekommen/ vielweni- ger geſaget habe. Das mag wol ſeyn/ daß ich bey Gelegenheit/ als mir von unterſchiedlichen vorgehalten worden/ daß ſich niemand von mir verſehen haͤtte/ daß ich heyrathen wuͤrde/ und alſo mein veraͤnderter ſtand einige be- frembden wolte/ ich dieſem verkehrten Juden/ gleichwie uͤnterſchiedlichen an- dern/ mag geantwortet haben/ daß ich mit veraͤnderung meines ſtandes mein jungfraͤuliches Hertz nicht verlohren/ ſondern durch die gnade Gottes meinen eheſtand alſo durch ſeine guͤte bewahret/ daß ſolche keine fleiſches luſt/ darinnen ſich andere verderben/ mein hertz beruͤh- ret/ welches ich fuͤr dem angeſicht meines Gottes zu ehren ſeiner gnade mit war- heit habe ſagen und bezeugen koͤnnen/ daß es nicht liege an dem aͤuſſerlichen jungfraͤulichen ſtande. Denn nicht al- le/ die aͤuſſerliche jungfrauen ſind/ ſind darum auch jungfrauen des Lammes; ſo ſind auch alle/ ſo aͤuſſerlich ehliche ſind/ von der keuſchen jungfrauſchafft des Lammes nicht außgeſchloſſen; denn es kan auch die keuſchheit im eheſtande be- wahrt/ und die ehe unbeflecket bleiben/ ungeachtet in demſelbigen kinder gezeu- get werden: wiederum ſo kan die keuſch- heit verlohren gehen/ ob gleich keine Be- ruͤhrung vom mann geſchehen. Die hertzens-keuſchheit iſt die rechte keuſch- heit/ darnach ſich der menſch zu pruͤfen hat/ wil er and ers theil an der wuͤrde der jungfrauen des Lammes ha- ben/ ſolcher art redē moͤgen wol in gegen- wart dieſes laͤſterers gefallen ſeyn/ doch nicht anders als durch obgedachte ver- anlaſſung. Daß ich aber ſolte geſagt haben/ ich haͤtte meinen ſohn/ ohne zu- thun eines mannes gebohren/ und waͤ- re noch jungfer/ das ſind teuffliſche luͤgen/ die dieſer laͤſterer von ſeinem vat- ter/ dem moͤrder/ und luͤgener von an- fang/ gelernet. Denn mein Heyland/ der alleinige menſch ohne ſuͤnde/ und alſo auch allein vom H. Geiſte ohne zuthuung eines mannes empfangen/ und von der beydes nach dem bilde/ und dem geiſte keuſchen jungfrau gebohren iſt/ und den ruhm allein hat. Jch be- zeuge nochmals fuͤr dem angeſichte Got- tes/ und fuͤr Chriſto JEſu/ daß mir ſol- ches/ wie mir dieſer boͤſe mann beymiſ- ſet/ nie in mein hertz geſtiegen/ auch nicht in meine gedancken kommen/ vielweni- ger habe ich ſolches zu einigen menſchen in dieſer welt geſaget/ und am wenig- ſten/ zu dieſem laͤſterer/ den ich jederzeit fuͤr einen heuchler gehalten/ welches ich ihm freymuͤtig unter die augen geſaget/ als er einsmals in Luͤneburg auß der kir- chē kam/ ſprechende/ daß ihm unterſchied- liches gefallen/ allein/ wie ſie das abend- mahl gehalten/ da es haͤtte klappẽ ſollen/ waͤre es nichts geweſen; worauff ich ant- wortete: was hat deñ klappen ſollen? hat etwa der prieſter ſollen auß brod einen neuen Chriſtum machen? Fuhr darauf fort/ und ſagte ihm/ was ich von ihm hielte/ nemlich/ daß er unter dem na- men des lutherthums viele einfaͤltige und fromme hertzen zum pabſtthumb verfuͤhrete/ und ihnen daſſelbige ſuchte angenehm zu machen. Er wird auch von mir geſpuͤret haben/ wie ihm nicht getrauet/ und habe gemercket/ wie er ſich fuͤr mir gefuͤrchtet/ wie ſolte ich denn mit dem heuchler ſo vertraulich umbge- gangen ſeyn/ und ihm ſolche dinge ent- decket haben/ die mir nie ins hertz geſtie- gen? der HErr ſchelte dich/ du luͤgener/ der ſeinen Sohn JEſum Chriſtum in meinem hertzen offenbahret hat/ wel- cher die warheit iſt/ und ſeine angehoͤrige zur warheit/ und in alle warheit leitet. Er aͤngſtige ſo lange dein abtruͤnniges hertz/ biß du erkennen muſt/ daß der HErr JEſus an den ich glaube/ und dem du hohn geſprochen/ ſey der Sohn des lebendigen Gottes/ der dein verſoͤh- ner A. K. H. Zuſaͤtze d

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. [25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1181>, abgerufen am 02.05.2024.