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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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oder Zusätze.
[Spaltenumbruch] schmackt (hier solte es im Latein heissen: tur-
piter & absurde
) müsse vorgetragen seyn/ er-
hellet daraus/ weil ihnen so gar sehr viele
angehangen haben.
Dieses bestärcke ich
nun alsobald damit/ weil sie gantze Gemeinen
und Bischöffe gehabt/ woraus ich schliesse/ NB.
daß sie den Ehestand nicht gäntzlich ver-
worffen/
(der ad servandam societatem gehörte)
als welches ich auch aus Clemente Alex. Lib. III
p.
461 beweise. Hieraus siehet der Leser klar/ daß
ich nicht eben aus der Menge des Anhangs die
Wahrheit ihrer Lehre oder ihren eigenen ver-
kehrten Vortrag schliessen wollen/ sondern
nur zeigen/ daß sie selbst (die Encratiten) ihre
Sachen gar anders und plausibler mögen vor-
getragen haben/ als ihre Ankläger entweder
aus praecipitanz oder Vorsatz gethan/ weil son-
sten nicht so ansehnliche Gemeinen (bey dem
hellen Licht der Wahrheit) ihnen zugefallen
wären; vornemlich weil NB. ihre Lehre auff
die Verleugnung und Enthaltung mehr
drunge/ und folglich der Christlichen Lehre nä-
her trat/ als der anderen Hauffen ihre. Hier
urtheile ein gescheidter Leser/ ob dieser Schluß
nicht bindig sey/ wenn er schon von keinem Ca-
theder legitimirt ist!

33 Die Autores mögen auch zusehen/ wie sie
ihre ausgeschüttete Schelt-Worte retten gegen
diejenigen/ welche Montanum mit gutem Grund
entschuldiget haben/ daß er sich nicht vor den H.
Geist ausgegeben. Der Herr Ittiglus schrei-
bet am angezogenen Orte Sect. II de Haeres. c.
13 §. 3 p.
221 ausdrücklich also: Cum Tertullia-
nus Montanum a Paracleto passim distinguat,
verisimile non est, quod vel ipse Montanus se Spi-
ritum S. esse gloriatus fuerit, vel quod ab asseclis
suis pro ipso Spiritu S. habitus fuerit, ersi per-
suasum sibi habuerint, Magistrum suum singula
ri quadam ratione a Spiritu S. afflatum fuisse,
&c.
Hier leugnet der Herr Ittigius, daß auch
Montanus von den Seinigen der Heil. Geist
wäre geheissen worden/ und hat also folglich
Montanus diesen Nahmen auch nicht dörffen
von sich ablehnen oder depreciren. Diesen
letztern Satz aber (nemlich Montanum Para-
cleti nomen fuisse deprecatum,
) nennet die Disp.
§. 20 unbesonnen einen crassissimum errorem,
der aus einem judicio male fascinato herkom-
me/ u. s. w. welcher doch gantz deutlich des
angezogenen Autoris seiner ist/ den aber der
blinde Eiffer nicht erkennen wollen/ und daher
iederman ohne Bedencken schmähet und
schimpffet.

34 Endlich soll es eine [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] heissen/ wenn
ich | geschlossen: p. 79 § 54 Tertullianus als
ein kluger und ansehnlicher Mann würde
nicht
Montano beygefallen seyn/ wo er nicht
dessen gute Lehre wohl erkannt gehabt.

Den Schluß leugnen sie daher/ daß sie nicht ge-
stehen wollen/ Tertullianus sey ein solcher Mann
gewesen; Alleine sie nennen ihn selbst bald dar-
auff p. F. 2 b. virum prudentem & cordatum,
und der berühmte Spanheimius hat eben hievon
ausdrücklich bekannt/ daß Tertullianum seine
Liebe zu einem ernstlichen und genauen
Christenthum bewogen/ zum
Montano zu
treten.
Hist. Ecel. p. 226. Weil sie aber se-
[Spaltenumbruch] hen/ daß Tertulliano sein gehöriges Lob nicht ab-
zu disputiren sey/ so machen sie den Schluß: Ad
quam impietatem praestantissimi doctissimique
Viri accedunt, illa haud est improbanda &c. Sub-
sumi
ren darauff von dem ietzt-bekandten Apo-
stata
Joh. Peter Speethen: oder Mose Germa-
no:
dabey sie aber 2 offenbahre falsa begehen/
indem sie (1) Tertulliani Zeugnisse wider die
Römische verderbte Clerisey auff gut Päb-
stisch eine impietatem nennen/ dessen Gegen-
theil am gedachten Ort der K. H. gezeiget ist/
und (2) diesen Jüdischen Mamelucken unter
die praestantissimos und doctissimos Viros rech-
nen/ auch den gantzen Periodum mit abscheuli-
chen stinckenden Calumnien anfüllen.

35 Und diese entsetzliche Greuel/ welche un-
ter dem Vorwand des Religions-Eiffers wi-
der den unschuldigen Nechsten mit Hindanse-
tzung des Gewissens so gar ungescheuet in die
Welt ausgeschüttet worden/ halten mich ab/
länger in dem Andencken derselben zu verwei-
len. Absonderlich da mein Gemüthe von selbst
an allen Streitigkeiten einen äusersten Eckel
trägt/ und desto geschwinder aus solchem Schul-
Gezäncke und Wort-Kriegen heraus eilt/ nach-
dem es zu etwas nöthigers und heilsamers sich
beruffen findet.

36 Nur dieses anzuhängen dringet mich die
allgemeine und schuldige Liebe gegen alle Men-
schen/ daß ich denen Lesern insgemein/ und vor-
nemlich denen beyden Autoren dieser Disput.
wahre gründliche Bekehrung zu GOtt und al-
so wirckliche Errettung aus ihrem erschreckli-
chen Elend treulich wünsche. Die Wunden
ihrer Hertzen und die hefftigen Plagen ihrer
Affecten/ sonderlich des Zorn-Eiffers/ und der
Schmähsucht sind ja in den wenigen Bogen so
gar greifflich dargelegt/ daß sie dabey unmög-
lich wahren Göttlichen Frieden und also das
ewige Leben zugleich neben solchen Greueln ge-
niessen mögen. Weil aber dennoch der Geist
GOttes nicht unterläßt/ auch bey allen und ie-
den anzuklopffen: so ist mein Wunsch/ daß nie-
mand denen heilsamen Regungen in seinem
Hertzen widerstehe/ welche ihn zum Gehorsam
des Göttlichen Glaubens/ zur Liebe/ Sanfft-
muth und Demuth reitzen/ damit sie Frieden
und Gemeinschafft erlangen mit ihrem
Schöpffer und allen Menschen/ als wozu wir
alle beruffen sind.

37 Damit aber ihnen auch von meiner Sei-
te keine Hinderniß an dieser höchsten Glück se-
ligkeit im Weg stehe/ oder zur Entschuldigung
dienen könne: so versichere ich die Herrn Au-
tores
hiemit auffrichtig und ohne Verstellung
vor dem/ der unser aller Jnwendiges kennet/
daß ich dieses alles allein aus Liebe zur Wahr-
heit geschrieben/ und im übrigen sie in gehöriger
Gedult gern ertrage/ das an mir begangene
Unrecht gäntzlich und von Hertzen vergebe/
und ihr Bestes allewege zu suchen ernstlich
trachten werde. Und weil ihre Schrifft durch-
gehends zeiget/ daß sie von ihren alten Vorur-
theilen/ väterlichen Satzungen und Traditionen
so starck eingenommen und gefangen sind/ daß
sie aus Unerkäntniß GOtt noch einen Dienst

daran
A. K. H. Zusätze. c 3

oder Zuſaͤtze.
[Spaltenumbruch] ſchmackt (hier ſolte es im Latein heiſſen: tur-
piter & abſurdè
) muͤſſe vorgetragen ſeyn/ er-
hellet daraus/ weil ihnen ſo gar ſehr viele
angehangen haben.
Dieſes beſtaͤrcke ich
nun alſobald damit/ weil ſie gantze Gemeinen
und Biſchoͤffe gehabt/ woraus ich ſchlieſſe/ NB.
daß ſie den Eheſtand nicht gaͤntzlich ver-
woꝛffen/
(der ad ſervandam ſocietatem gehoͤꝛte)
als welches ich auch aus Clemente Alex. Lib. III
p.
461 beweiſe. Hieraus ſiehet der Leſer klar/ daß
ich nicht eben aus der Menge des Anhangs die
Wahrheit ihrer Lehre oder ihren eigenen ver-
kehrten Vortrag ſchlieſſen wollen/ ſondern
nur zeigen/ daß ſie ſelbſt (die Encratiten) ihre
Sachen gar anders und plauſibler moͤgen vor-
getragen haben/ als ihre Anklaͤger entweder
aus præcipitanz oder Vorſatz gethan/ weil ſon-
ſten nicht ſo anſehnliche Gemeinen (bey dem
hellen Licht der Wahrheit) ihnen zugefallen
waͤren; vornemlich weil NB. ihre Lehre auff
die Verleugnung und Enthaltung mehr
drunge/ und folglich der Chriſtlichen Lehre naͤ-
her trat/ als der anderen Hauffen ihre. Hier
urtheile ein geſcheidter Leſer/ ob dieſer Schluß
nicht bindig ſey/ wenn er ſchon von keinem Ca-
theder legitimirt iſt!

33 Die Autores moͤgen auch zuſehen/ wie ſie
ihre ausgeſchuͤttete Schelt-Woꝛte retten gegen
diejenigen/ welche Montanum mit gutem Gꝛund
entſchuldiget haben/ daß er ſich nicht vor den H.
Geiſt ausgegeben. Der Herr Ittiglus ſchrei-
bet am angezogenen Orte Sect. II de Hæreſ. c.
13 §. 3 p.
221 ausdruͤcklich alſo: Cùm Tertullia-
nus Montanum à Paracleto paſſim diſtinguat,
veriſimile non eſt, quod vel ipſe Montanus ſe Spi-
ritum S. eſſe gloriatus fuerit, vel quòd ab aſſeclis
ſuis pro ipſo Spiritu S. habitus fuerit, erſi per-
ſuaſum ſibi habuerint, Magiſtrum ſuum ſingula
ri quadam ratione à Spiritu S. afflatum fuiſſe,
&c.
Hier leugnet der Herr Ittigius, daß auch
Montanus von den Seinigen der Heil. Geiſt
waͤre geheiſſen worden/ und hat alſo folglich
Montanus dieſen Nahmen auch nicht doͤrffen
von ſich ablehnen oder depreciren. Dieſen
letztern Satz aber (nemlich Montanum Para-
cleti nomen fuiſſe deprecatum,
) nennet die Diſp.
§. 20 unbeſonnen einen craſſiſſimum errorem,
der aus einem judicio male faſcinato herkom-
me/ u. ſ. w. welcher doch gantz deutlich des
angezogenen Autoris ſeiner iſt/ den aber der
blinde Eiffer nicht erkennen wollen/ und daher
iederman ohne Bedencken ſchmaͤhet und
ſchimpffet.

34 Endlich ſoll es eine [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] heiſſen/ wenn
ich | geſchloſſen: p. 79 § 54 Tertullianus als
ein kluger und anſehnlicher Mann wuͤrde
nicht
Montano beygefallen ſeyn/ wo eꝛ nicht
deſſen gute Lehre wohl erkannt gehabt.

Den Schluß leugnen ſie daher/ daß ſie nicht ge-
ſtehen wollen/ Tertullianus ſey ein ſolcher Mann
geweſen; Alleine ſie nennen ihn ſelbſt bald dar-
auff p. F. 2 b. virum prudentem & cordatum,
und der beruͤhmte Spanheimius hat eben hievon
ausdruͤcklich bekannt/ daß Tertullianum ſeine
Liebe zu einem ernſtlichen und genauen
Chriſtenthum bewogen/ zum
Montano zu
treten.
Hiſt. Ecel. p. 226. Weil ſie aber ſe-
[Spaltenumbruch] hen/ daß Tertulliano ſein gehoͤriges Lob nicht ab-
zu diſputiren ſey/ ſo machen ſie den Schluß: Ad
quam impietatem præſtantiſſimi doctiſſimique
Viri accedunt, illa haud eſt improbanda &c. Sub-
ſumi
ren darauff von dem ietzt-bekandten Apo-
ſtata
Joh. Peter Speethen: oder Moſe Germa-
no:
dabey ſie aber 2 offenbahre falſa begehen/
indem ſie (1) Tertulliani Zeugniſſe wider die
Roͤmiſche verderbte Cleriſey auff gut Paͤb-
ſtiſch eine impietatem nennen/ deſſen Gegen-
theil am gedachten Ort der K. H. gezeiget iſt/
und (2) dieſen Juͤdiſchen Mamelucken unter
die præſtantiſſimos und doctiſſimos Viros rech-
nen/ auch den gantzen Periodum mit abſcheuli-
chen ſtinckenden Calumnien anfuͤllen.

35 Und dieſe entſetzliche Greuel/ welche un-
ter dem Vorwand des Religions-Eiffers wi-
der den unſchuldigen Nechſten mit Hindanſe-
tzung des Gewiſſens ſo gar ungeſcheuet in die
Welt ausgeſchuͤttet worden/ halten mich ab/
laͤnger in dem Andencken derſelben zu verwei-
len. Abſonderlich da mein Gemuͤthe von ſelbſt
an allen Streitigkeiten einen aͤuſerſten Eckel
tꝛaͤgt/ uñ deſto geſchwindeꝛ aus ſolchem Schul-
Gezaͤncke und Woꝛt-Kriegen heꝛaus eilt/ nach-
dem es zu etwas noͤthigers und heilſamers ſich
beruffen findet.

36 Nur dieſes anzuhaͤngen dringet mich die
allgemeine und ſchuldige Liebe gegen alle Men-
ſchen/ daß ich denen Leſern insgemein/ und vor-
nemlich denen beyden Autoren dieſer Diſput.
wahre gruͤndliche Bekehrung zu GOtt und al-
ſo wirckliche Errettung aus ihrem erſchreckli-
chen Elend treulich wuͤnſche. Die Wunden
ihrer Hertzen und die hefftigen Plagen ihrer
Affecten/ ſonderlich des Zorn-Eiffers/ und der
Schmaͤhſucht ſind ja in den wenigen Bogen ſo
gar greifflich dargelegt/ daß ſie dabey unmoͤg-
lich wahren Goͤttlichen Frieden und alſo das
ewige Leben zugleich neben ſolchen Greueln ge-
nieſſen moͤgen. Weil aber dennoch der Geiſt
GOttes nicht unterlaͤßt/ auch bey allen und ie-
den anzuklopffen: ſo iſt mein Wunſch/ daß nie-
mand denen heilſamen Regungen in ſeinem
Hertzen widerſtehe/ welche ihn zum Gehorſam
des Goͤttlichen Glaubens/ zur Liebe/ Sanfft-
muth und Demuth reitzen/ damit ſie Frieden
und Gemeinſchafft erlangen mit ihrem
Schoͤpffer und allen Menſchen/ als wozu wir
alle beruffen ſind.

37 Damit aber ihnen auch von meiner Sei-
te keine Hinderniß an dieſer hoͤchſten Gluͤck ſe-
ligkeit im Weg ſtehe/ oder zur Entſchuldigung
dienen koͤnne: ſo verſichere ich die Herrn Au-
tores
hiemit auffrichtig und ohne Verſtellung
vor dem/ der unſer aller Jnwendiges kennet/
daß ich dieſes alles allein aus Liebe zur Wahr-
heit geſchrieben/ und im uͤbrigen ſie in gehoͤriger
Gedult gern ertrage/ das an mir begangene
Unrecht gaͤntzlich und von Hertzen vergebe/
und ihr Beſtes allewege zu ſuchen ernſtlich
trachten werde. Und weil ihre Schrifft durch-
gehends zeiget/ daß ſie von ihren alten Vorur-
theilen/ vaͤterlichen Satzungen und Traditionen
ſo ſtarck eingenommen und gefangen ſind/ daß
ſie aus Unerkaͤntniß GOtt noch einen Dienſt

daran
A. K. H. Zuſaͤtze. c 3
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[21/1177] oder Zuſaͤtze. ſchmackt (hier ſolte es im Latein heiſſen: tur- piter & abſurdè) muͤſſe vorgetragen ſeyn/ er- hellet daraus/ weil ihnen ſo gar ſehr viele angehangen haben. Dieſes beſtaͤrcke ich nun alſobald damit/ weil ſie gantze Gemeinen und Biſchoͤffe gehabt/ woraus ich ſchlieſſe/ NB. daß ſie den Eheſtand nicht gaͤntzlich ver- woꝛffen/ (der ad ſervandam ſocietatem gehoͤꝛte) als welches ich auch aus Clemente Alex. Lib. III p. 461 beweiſe. Hieraus ſiehet der Leſer klar/ daß ich nicht eben aus der Menge des Anhangs die Wahrheit ihrer Lehre oder ihren eigenen ver- kehrten Vortrag ſchlieſſen wollen/ ſondern nur zeigen/ daß ſie ſelbſt (die Encratiten) ihre Sachen gar anders und plauſibler moͤgen vor- getragen haben/ als ihre Anklaͤger entweder aus præcipitanz oder Vorſatz gethan/ weil ſon- ſten nicht ſo anſehnliche Gemeinen (bey dem hellen Licht der Wahrheit) ihnen zugefallen waͤren; vornemlich weil NB. ihre Lehre auff die Verleugnung und Enthaltung mehr drunge/ und folglich der Chriſtlichen Lehre naͤ- her trat/ als der anderen Hauffen ihre. Hier urtheile ein geſcheidter Leſer/ ob dieſer Schluß nicht bindig ſey/ wenn er ſchon von keinem Ca- theder legitimirt iſt! 33 Die Autores moͤgen auch zuſehen/ wie ſie ihre ausgeſchuͤttete Schelt-Woꝛte retten gegen diejenigen/ welche Montanum mit gutem Gꝛund entſchuldiget haben/ daß er ſich nicht vor den H. Geiſt ausgegeben. Der Herr Ittiglus ſchrei- bet am angezogenen Orte Sect. II de Hæreſ. c. 13 §. 3 p. 221 ausdruͤcklich alſo: Cùm Tertullia- nus Montanum à Paracleto paſſim diſtinguat, veriſimile non eſt, quod vel ipſe Montanus ſe Spi- ritum S. eſſe gloriatus fuerit, vel quòd ab aſſeclis ſuis pro ipſo Spiritu S. habitus fuerit, erſi per- ſuaſum ſibi habuerint, Magiſtrum ſuum ſingula ri quadam ratione à Spiritu S. afflatum fuiſſe, &c. Hier leugnet der Herr Ittigius, daß auch Montanus von den Seinigen der Heil. Geiſt waͤre geheiſſen worden/ und hat alſo folglich Montanus dieſen Nahmen auch nicht doͤrffen von ſich ablehnen oder depreciren. Dieſen letztern Satz aber (nemlich Montanum Para- cleti nomen fuiſſe deprecatum,) nennet die Diſp. §. 20 unbeſonnen einen craſſiſſimum errorem, der aus einem judicio male faſcinato herkom- me/ u. ſ. w. welcher doch gantz deutlich des angezogenen Autoris ſeiner iſt/ den aber der blinde Eiffer nicht erkennen wollen/ und daher iederman ohne Bedencken ſchmaͤhet und ſchimpffet. 34 Endlich ſoll es eine _ heiſſen/ wenn ich | geſchloſſen: p. 79 § 54 Tertullianus als ein kluger und anſehnlicher Mann wuͤrde nicht Montano beygefallen ſeyn/ wo eꝛ nicht deſſen gute Lehre wohl erkannt gehabt. Den Schluß leugnen ſie daher/ daß ſie nicht ge- ſtehen wollen/ Tertullianus ſey ein ſolcher Mann geweſen; Alleine ſie nennen ihn ſelbſt bald dar- auff p. F. 2 b. virum prudentem & cordatum, und der beruͤhmte Spanheimius hat eben hievon ausdruͤcklich bekannt/ daß Tertullianum ſeine Liebe zu einem ernſtlichen und genauen Chriſtenthum bewogen/ zum Montano zu treten. Hiſt. Ecel. p. 226. Weil ſie aber ſe- hen/ daß Tertulliano ſein gehoͤriges Lob nicht ab- zu diſputiren ſey/ ſo machen ſie den Schluß: Ad quam impietatem præſtantiſſimi doctiſſimique Viri accedunt, illa haud eſt improbanda &c. Sub- ſumiren darauff von dem ietzt-bekandten Apo- ſtata Joh. Peter Speethen: oder Moſe Germa- no: dabey ſie aber 2 offenbahre falſa begehen/ indem ſie (1) Tertulliani Zeugniſſe wider die Roͤmiſche verderbte Cleriſey auff gut Paͤb- ſtiſch eine impietatem nennen/ deſſen Gegen- theil am gedachten Ort der K. H. gezeiget iſt/ und (2) dieſen Juͤdiſchen Mamelucken unter die præſtantiſſimos und doctiſſimos Viros rech- nen/ auch den gantzen Periodum mit abſcheuli- chen ſtinckenden Calumnien anfuͤllen. 35 Und dieſe entſetzliche Greuel/ welche un- ter dem Vorwand des Religions-Eiffers wi- der den unſchuldigen Nechſten mit Hindanſe- tzung des Gewiſſens ſo gar ungeſcheuet in die Welt ausgeſchuͤttet worden/ halten mich ab/ laͤnger in dem Andencken derſelben zu verwei- len. Abſonderlich da mein Gemuͤthe von ſelbſt an allen Streitigkeiten einen aͤuſerſten Eckel tꝛaͤgt/ uñ deſto geſchwindeꝛ aus ſolchem Schul- Gezaͤncke und Woꝛt-Kriegen heꝛaus eilt/ nach- dem es zu etwas noͤthigers und heilſamers ſich beruffen findet. 36 Nur dieſes anzuhaͤngen dringet mich die allgemeine und ſchuldige Liebe gegen alle Men- ſchen/ daß ich denen Leſern insgemein/ und vor- nemlich denen beyden Autoren dieſer Diſput. wahre gruͤndliche Bekehrung zu GOtt und al- ſo wirckliche Errettung aus ihrem erſchreckli- chen Elend treulich wuͤnſche. Die Wunden ihrer Hertzen und die hefftigen Plagen ihrer Affecten/ ſonderlich des Zorn-Eiffers/ und der Schmaͤhſucht ſind ja in den wenigen Bogen ſo gar greifflich dargelegt/ daß ſie dabey unmoͤg- lich wahren Goͤttlichen Frieden und alſo das ewige Leben zugleich neben ſolchen Greueln ge- nieſſen moͤgen. Weil aber dennoch der Geiſt GOttes nicht unterlaͤßt/ auch bey allen und ie- den anzuklopffen: ſo iſt mein Wunſch/ daß nie- mand denen heilſamen Regungen in ſeinem Hertzen widerſtehe/ welche ihn zum Gehorſam des Goͤttlichen Glaubens/ zur Liebe/ Sanfft- muth und Demuth reitzen/ damit ſie Frieden und Gemeinſchafft erlangen mit ihrem Schoͤpffer und allen Menſchen/ als wozu wir alle beruffen ſind. 37 Damit aber ihnen auch von meiner Sei- te keine Hinderniß an dieſer hoͤchſten Gluͤck ſe- ligkeit im Weg ſtehe/ oder zur Entſchuldigung dienen koͤnne: ſo verſichere ich die Herrn Au- tores hiemit auffrichtig und ohne Verſtellung vor dem/ der unſer aller Jnwendiges kennet/ daß ich dieſes alles allein aus Liebe zur Wahr- heit geſchrieben/ und im uͤbrigen ſie in gehoͤriger Gedult gern ertrage/ das an mir begangene Unrecht gaͤntzlich und von Hertzen vergebe/ und ihr Beſtes allewege zu ſuchen ernſtlich trachten werde. Und weil ihre Schrifft durch- gehends zeiget/ daß ſie von ihren alten Vorur- theilen/ vaͤterlichen Satzungen und Traditionen ſo ſtarck eingenommen und gefangen ſind/ daß ſie aus Unerkaͤntniß GOtt noch einen Dienſt daran A. K. H. Zuſaͤtze. c 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1177>, abgerufen am 02.05.2024.