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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch]

Ille:

Er rede de convictione, es wäre ihm nicht
thunlich/ anständig/ und müglich erschienen/
das Consistorium zu convinciren/ dieses wäre
seine meinung hierbey.

Nos:

Was es sey/ das er nicht hoffen können/
und habe es in demuth getragen?

Ille.

Weil man a parte Consistorii dieses dogma
pro somnio
gehalten/ da hätte er ja nichts zu
hoffen gehabt/ und weiln es bey ihm richtig/ hät-
te er dieses/ daß man es vor eine traum geachtet/
in demuth getragen.

Ad 6.

Habe studio mit niemanden davon geredet/
als er aber jetzo herein gereiset/ hätte der Pfarrer
zu Mörbach an ihn gesetzt/ dem hätte er ein ar-
gumentum
vorbracht/ darauff er nicht ant-
worten können/ dergleichen wäre auch bey dem
Pfarrer zu Heubach seinem Beicht-vater ge-
schehen.

Ad 7. Ille:

fol. 249.

Er hielte diese leute vor unpartheyisch/ die
nicht contradictoriam halten/ halte aber das
Consistorium nicht vor partheyisch.

Theologi:

Er contradicire ihm selbsten/ denn das Con-
sistorium
halte contradictoriam. E. würde fol-
gen/ daß auch das Consistorium partheyisch sey.

Ille:

Nehme das partheyisch seyn in latissima signi-
ficatione,
nicht also/ wie es von richtern genom-
men wird/ wenn gesagt wird/ daß einer par-
theyisch sey. Thate hinzu/ daß er die vor un-
partheyisch hielte/ die dieses Dogma in suspen-
so
liessen/ worauff ihm zwar die nothdurfft
gnugsam repraesentiret wurde.

Georg Laurent. Seidenbecher/
Pfarrer in Unter-Neubron etc.


fol. 275.
lit. C. n. 3.

Kurtze jedoch richtige antwort we-
gen etlicher puncten worauff E. F.
S. hochlöbl.
Consistorium meine er-
klärung begehret.

(1) Ob ich diejenige/ welche die von mir de
Regno Millenario
angeführte sprüche und zeug-
nisse vor dunckel halten/ nach den worten Es. 29.
v. 9. seqq.
vor verblendete und erstarrete men-
schen zu halten/ behaupten wolle?

Resp. Nein/ dieweil solcher Locus Esaiae
in meinen gewissens-fragen nicht assertive, vel
applicative,
sondern nur interrogative, und ei-
ne gewisse information darüber einzunehmen/
angeführet worden/ mir auch ohne dieses wol
bewust/ daß nicht ein jeder alsbald vor einen ver-
blendeten und erstarreten menschen zu halten sey/
welcher in der schrifft etwas noch vor dunckel
hält oder siehet; Sonsten müste ich diejenigen
auch dafür halten/ an welche Petrus 2. Epist. 1.
geschrieben/ daß sie wol thun/ wenn sie
[Spaltenumbruch] auff das licht achten/ das da scheinet in
einem dunckeln ort/ biß der tag anbreche/
und der morgenstern auffgehe in ihren
hertzen.

(2) Ob ich die bewuste meinung von dem-
selben Millenario, wenn ich gleich nicht sagen
kan/ daß mir nichts mehr davon beywohne/
dennoch meines orts vor indifferent achten
wolle?

Resp. Ja; jedoch mit zweyerley beding (a)
daß indifferens so viel heisse/ als quod non est
praecise ad salutem omnibus scitu necessarium,
& de quo adhuc in utramque partem potest
disputari,
und daß (b) mir zu sagen vergön-
net sey/ daß die Argumenta pro affirmativa il-
lius sententiae
nach meinem verstand und gewis-
sen mir viel wichtiger noch vorkommen/ als die
andere.

(3) Ob ich das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] hierinnen ge-
brauchen wolle?

Resp. Ja: Wie ich vorhin mich allbereit
erbothen/ um gewisser ursachen willen/ wor-
unter diese der vornehmsten| eine ist/ dieweil ich
selbst bekenne/ daß bey solchem Dogmate noch
unterschiedene dinge mir so wol als andern ver-
borgen sind.

(4) Ob ich solche meinung an ihren ort be-
ruhen lassen wolle?

Resp. Ja: So lange biß die zeit und der
Eventus ins künfftige nach Göttlicher ordnung
ein mehrers und gewissers eröffnen wird.

(5) Ob ich weiter davon nichts urgirenfol. 276.
wolle?

Resp. Ja: Es solte dann zuvor/ im fall mich
entweder mein gewissen/ oder andere noch un-
vermuthete ursach darzu treiben wolte/ mit vor-
bewust und vergönstigung meiner Herren Su-
periorum
geschehen.

(6) Ob ich mich derer noch beywohnenden
scrupel halben wolle ferner informiren lassen?

Resp. Ja: gar gerne! Massen ich solches
nie verweigert oder abgeschlagen/ sondern mich
darzu erbothen/ wofern nur solche Informatio
egenuinis fidei nostrae principiis,
nicht etwa
via coactionis, sed persuasionis wird vorgenom-
men werden.

(7) Ob ich meine mir noch beywohnende
dubia weder publice noch privatim, ausser bey
weme es zu meiner information zu thun/ mir
gnädigst wird erlaubt werden/ propaliren
wolle?

Resp. Nein! jedoch aber/ wofern etwa sol-
che gemeinte dubia jemand anderer orten ihme
zu eröffnen/ und darbey ein und andere erinne-
rung zu gebrauchen/ mir zumuthen würde/
daß ich so dann bey meinen Herren Superiori-
bus
mich raths erholen/ und ohn ihr vorbewust
nichts thun will.

(8) Ob ich unserer reinen Theologorum
schrifften fleißig lesen wolle?

Resp. Ja/ in alle wege! Vermöge meiner
Profession und meines amtes.

(9) Ob mich in allem wolle meinem beruff/
schweren pflichten und theurem amt im lehren
und leben gemäß bezeigen?

Resp. Ja: so viel mir durch GOttes gnade
wird möglich seyn. Dannenhero wie ich biß-
her wider solche stücke mit willen oder vorsatz et-
was begangen zu haben/ nicht geständig: Al-
so verhoffe ich gleichfals denenselben hinfüro

nachzu-
A. K. H. Vierter Theil. N n n n n
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch]

Ille:

Er rede de convictione, es waͤre ihm nicht
thunlich/ anſtaͤndig/ und muͤglich erſchienen/
das Conſiſtorium zu convinciren/ dieſes waͤre
ſeine meinung hierbey.

Nos:

Was es ſey/ das er nicht hoffen koͤnnen/
und habe es in demuth getragen?

Ille.

Weil man â parte Conſiſtorii dieſes dogma
pro ſomnio
gehalten/ da haͤtte er ja nichts zu
hoffen gehabt/ uñ weiln es bey ihm richtig/ haͤt-
te er dieſes/ daß man es vor einē traum geachtet/
in demuth getragen.

Ad 6.

Habe ſtudio mit niemanden davon geredet/
als er aber jetzo herein gereiſet/ haͤtte der Pfarrer
zu Moͤrbach an ihn geſetzt/ dem haͤtte er ein ar-
gumentum
vorbracht/ darauff er nicht ant-
worten koͤnnen/ dergleichen waͤre auch bey dem
Pfarrer zu Heubach ſeinem Beicht-vater ge-
ſchehen.

Ad 7. Ille:

fol. 249.

Er hielte dieſe leute vor unpartheyiſch/ die
nicht contradictoriam halten/ halte aber das
Conſiſtorium nicht vor partheyiſch.

Theologi:

Er contradicire ihm ſelbſten/ denn das Con-
ſiſtorium
halte contradictoriam. E. wuͤrde fol-
gen/ daß auch das Conſiſtorium partheyiſch ſey.

Ille:

Nehme das partheyiſch ſeyn in latiſſima ſigni-
ficatione,
nicht alſo/ wie es von richtern genom-
men wird/ wenn geſagt wird/ daß einer par-
theyiſch ſey. Thate hinzu/ daß er die vor un-
partheyiſch hielte/ die dieſes Dogma in ſuſpen-
ſo
lieſſen/ worauff ihm zwar die nothdurfft
gnugſam repræſentiret wurde.

Georg Laurent. Seidenbecher/
Pfarrer in Unter-Neubron ꝛc.


fol. 275.
lit. C. n. 3.

Kurtze jedoch richtige antwort we-
gen etlicher puncten worauff E. F.
S. hochloͤbl.
Conſiſtorium meine er-
klaͤrung begehret.

(1) Ob ich diejenige/ welche die von mir de
Regno Millenario
angefuͤhrte ſpruͤche und zeug-
niſſe vor dunckel halten/ nach den worten Eſ. 29.
v. 9. ſeqq.
vor verblendete und erſtarrete men-
ſchen zu halten/ behaupten wolle?

Reſp. Nein/ dieweil ſolcher Locus Eſaiæ
in meinen gewiſſens-fragen nicht aſſertivè, vel
applicativè,
ſondern nur interrogativè, und ei-
ne gewiſſe information daruͤber einzunehmen/
angefuͤhret worden/ mir auch ohne dieſes wol
bewuſt/ daß nicht ein jeder alsbald vor einen ver-
blendeten und erſtaꝛreten menſchen zu halten ſey/
welcher in der ſchrifft etwas noch vor dunckel
haͤlt oder ſiehet; Sonſten muͤſte ich diejenigen
auch dafuͤr halten/ an welche Petrus 2. Epiſt. 1.
geſchrieben/ daß ſie wol thun/ wenn ſie
[Spaltenumbruch] auff das licht achten/ das da ſcheinet in
einem dunckeln oꝛt/ biß der tag anbreche/
und der morgenſtern auffgehe in ihren
hertzen.

(2) Ob ich die bewuſte meinung von dem-
ſelben Millenario, wenn ich gleich nicht ſagen
kan/ daß mir nichts mehr davon beywohne/
dennoch meines orts vor indifferent achten
wolle?

Reſp. Ja; jedoch mit zweyerley beding (a)
daß indifferens ſo viel heiſſe/ als quod non eſt
præciſè ad ſalutem omnibus ſcitu neceſſarium,
& de quo adhuc in utramque partem poteſt
diſputari,
und daß (b) mir zu ſagen vergoͤn-
net ſey/ daß die Argumenta pro affirmativa il-
lius ſententiæ
nach meinem verſtand und gewiſ-
ſen mir viel wichtiger noch vorkommen/ als die
andere.

(3) Ob ich das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] hierinnen ge-
brauchen wolle?

Reſp. Ja: Wie ich vorhin mich allbereit
erbothen/ um gewiſſer urſachen willen/ wor-
unter dieſe der vornehmſten| eine iſt/ dieweil ich
ſelbſt bekenne/ daß bey ſolchem Dogmate noch
unterſchiedene dinge mir ſo wol als andern ver-
borgen ſind.

(4) Ob ich ſolche meinung an ihren ort be-
ruhen laſſen wolle?

Reſp. Ja: So lange biß die zeit und der
Eventus ins kuͤnfftige nach Goͤttlicher ordnung
ein mehrers und gewiſſers eroͤffnen wird.

(5) Ob ich weiter davon nichts urgirenfol. 276.
wolle?

Reſp. Ja: Es ſolte dann zuvor/ im fall mich
entweder mein gewiſſen/ oder andere noch un-
vermuthete urſach darzu treiben wolte/ mit vor-
bewuſt und vergoͤnſtigung meiner Herren Su-
periorum
geſchehen.

(6) Ob ich mich derer noch beywohnenden
ſcrupel halben wolle ferner informiren laſſen?

Reſp. Ja: gar gerne! Maſſen ich ſolches
nie verweigert oder abgeſchlagen/ ſondern mich
darzu erbothen/ wofern nur ſolche Informatio
ègenuinis fidei noſtræ principiis,
nicht etwa
via coactionis, ſed perſuaſionis wird vorgenom-
men werden.

(7) Ob ich meine mir noch beywohnende
dubia weder publicè noch privatim, auſſer bey
weme es zu meiner information zu thun/ mir
gnaͤdigſt wird erlaubt werden/ propaliren
wolle?

Reſp. Nein! jedoch aber/ wofern etwa ſol-
che gemeinte dubia jemand anderer orten ihme
zu eroͤffnen/ und darbey ein und andere erinne-
rung zu gebrauchen/ mir zumuthen wuͤrde/
daß ich ſo dann bey meinen Herren Superiori-
bus
mich raths erholen/ und ohn ihr vorbewuſt
nichts thun will.

(8) Ob ich unſerer reinen Theologorum
ſchrifften fleißig leſen wolle?

Reſp. Ja/ in alle wege! Vermoͤge meiner
Profeſſion und meines amtes.

(9) Ob mich in allem wolle meinem beruff/
ſchweren pflichten und theurem amt im lehren
und leben gemaͤß bezeigen?

Reſp. Ja: ſo viel mir durch GOttes gnade
wird moͤglich ſeyn. Dannenhero wie ich biß-
her wider ſolche ſtuͤcke mit willen oder vorſatz et-
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ſo verhoffe ich gleichfals denenſelben hinfuͤro

nachzu-
A. K. H. Vierter Theil. N n n n n
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[833/1141] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. Ille: Er rede de convictione, es waͤre ihm nicht thunlich/ anſtaͤndig/ und muͤglich erſchienen/ das Conſiſtorium zu convinciren/ dieſes waͤre ſeine meinung hierbey. Nos: Was es ſey/ das er nicht hoffen koͤnnen/ und habe es in demuth getragen? Ille. Weil man â parte Conſiſtorii dieſes dogma pro ſomnio gehalten/ da haͤtte er ja nichts zu hoffen gehabt/ uñ weiln es bey ihm richtig/ haͤt- te er dieſes/ daß man es vor einē traum geachtet/ in demuth getragen. Ad 6. Habe ſtudio mit niemanden davon geredet/ als er aber jetzo herein gereiſet/ haͤtte der Pfarrer zu Moͤrbach an ihn geſetzt/ dem haͤtte er ein ar- gumentum vorbracht/ darauff er nicht ant- worten koͤnnen/ dergleichen waͤre auch bey dem Pfarrer zu Heubach ſeinem Beicht-vater ge- ſchehen. Ad 7. Ille: Er hielte dieſe leute vor unpartheyiſch/ die nicht contradictoriam halten/ halte aber das Conſiſtorium nicht vor partheyiſch. Theologi: Er contradicire ihm ſelbſten/ denn das Con- ſiſtorium halte contradictoriam. E. wuͤrde fol- gen/ daß auch das Conſiſtorium partheyiſch ſey. Ille: Nehme das partheyiſch ſeyn in latiſſima ſigni- ficatione, nicht alſo/ wie es von richtern genom- men wird/ wenn geſagt wird/ daß einer par- theyiſch ſey. Thate hinzu/ daß er die vor un- partheyiſch hielte/ die dieſes Dogma in ſuſpen- ſo lieſſen/ worauff ihm zwar die nothdurfft gnugſam repræſentiret wurde. Georg Laurent. Seidenbecher/ Pfarrer in Unter-Neubron ꝛc. Kurtze jedoch richtige antwort we- gen etlicher puncten worauff E. F. S. hochloͤbl. Conſiſtorium meine er- klaͤrung begehret. (1) Ob ich diejenige/ welche die von mir de Regno Millenario angefuͤhrte ſpruͤche und zeug- niſſe vor dunckel halten/ nach den worten Eſ. 29. v. 9. ſeqq. vor verblendete und erſtarrete men- ſchen zu halten/ behaupten wolle? Reſp. Nein/ dieweil ſolcher Locus Eſaiæ in meinen gewiſſens-fragen nicht aſſertivè, vel applicativè, ſondern nur interrogativè, und ei- ne gewiſſe information daruͤber einzunehmen/ angefuͤhret worden/ mir auch ohne dieſes wol bewuſt/ daß nicht ein jeder alsbald vor einen ver- blendeten und erſtaꝛreten menſchen zu halten ſey/ welcher in der ſchrifft etwas noch vor dunckel haͤlt oder ſiehet; Sonſten muͤſte ich diejenigen auch dafuͤr halten/ an welche Petrus 2. Epiſt. 1. geſchrieben/ daß ſie wol thun/ wenn ſie auff das licht achten/ das da ſcheinet in einem dunckeln oꝛt/ biß der tag anbreche/ und der morgenſtern auffgehe in ihren hertzen. (2) Ob ich die bewuſte meinung von dem- ſelben Millenario, wenn ich gleich nicht ſagen kan/ daß mir nichts mehr davon beywohne/ dennoch meines orts vor indifferent achten wolle? Reſp. Ja; jedoch mit zweyerley beding (a) daß indifferens ſo viel heiſſe/ als quod non eſt præciſè ad ſalutem omnibus ſcitu neceſſarium, & de quo adhuc in utramque partem poteſt diſputari, und daß (b) mir zu ſagen vergoͤn- net ſey/ daß die Argumenta pro affirmativa il- lius ſententiæ nach meinem verſtand und gewiſ- ſen mir viel wichtiger noch vorkommen/ als die andere. (3) Ob ich das _ hierinnen ge- brauchen wolle? Reſp. Ja: Wie ich vorhin mich allbereit erbothen/ um gewiſſer urſachen willen/ wor- unter dieſe der vornehmſten| eine iſt/ dieweil ich ſelbſt bekenne/ daß bey ſolchem Dogmate noch unterſchiedene dinge mir ſo wol als andern ver- borgen ſind. (4) Ob ich ſolche meinung an ihren ort be- ruhen laſſen wolle? Reſp. Ja: So lange biß die zeit und der Eventus ins kuͤnfftige nach Goͤttlicher ordnung ein mehrers und gewiſſers eroͤffnen wird. (5) Ob ich weiter davon nichts urgiren wolle? fol. 276. Reſp. Ja: Es ſolte dann zuvor/ im fall mich entweder mein gewiſſen/ oder andere noch un- vermuthete urſach darzu treiben wolte/ mit vor- bewuſt und vergoͤnſtigung meiner Herren Su- periorum geſchehen. (6) Ob ich mich derer noch beywohnenden ſcrupel halben wolle ferner informiren laſſen? Reſp. Ja: gar gerne! Maſſen ich ſolches nie verweigert oder abgeſchlagen/ ſondern mich darzu erbothen/ wofern nur ſolche Informatio ègenuinis fidei noſtræ principiis, nicht etwa via coactionis, ſed perſuaſionis wird vorgenom- men werden. (7) Ob ich meine mir noch beywohnende dubia weder publicè noch privatim, auſſer bey weme es zu meiner information zu thun/ mir gnaͤdigſt wird erlaubt werden/ propaliren wolle? Reſp. Nein! jedoch aber/ wofern etwa ſol- che gemeinte dubia jemand anderer orten ihme zu eroͤffnen/ und darbey ein und andere erinne- rung zu gebrauchen/ mir zumuthen wuͤrde/ daß ich ſo dann bey meinen Herren Superiori- bus mich raths erholen/ und ohn ihr vorbewuſt nichts thun will. (8) Ob ich unſerer reinen Theologorum ſchrifften fleißig leſen wolle? Reſp. Ja/ in alle wege! Vermoͤge meiner Profeſſion und meines amtes. (9) Ob mich in allem wolle meinem beruff/ ſchweren pflichten und theurem amt im lehren und leben gemaͤß bezeigen? Reſp. Ja: ſo viel mir durch GOttes gnade wird moͤglich ſeyn. Dannenhero wie ich biß- her wider ſolche ſtuͤcke mit willen oder vorſatz et- was begangen zu haben/ nicht geſtaͤndig: Al- ſo verhoffe ich gleichfals denenſelben hinfuͤro nachzu- A. K. H. Vierter Theil. N n n n n

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1141>, abgerufen am 03.05.2024.