Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] Fol. 238.
lit. B.

Dem Fürstl. Sächsis. hochlöbl. Consisto-
rio
auff Friedenstein zu schuldiger folge/ erkläre
ich ends benahmter Pfarrer/ wegen derer mir
übergebenen summarischen 8. puncten/ die ge-
pflogene Conferentz in bewuster sach betref-
fend/ mich hiermit also:

1. Bleibet wahr und geständig/ daß ich biß-
hero/ wie vor diesem anderswo über der ent-
standenen quaestion de Reg. Mill. information
anzunehmen/ mich erboten/ bey welcher unter
andern mein erstes absehen gewesen/ ob und
welcher gestalt meine in Problemate angeführ-
te argumenta durch andere stärckere könten in-
fringi
rt und niedergelegt werden/ da ich dannoch
zweyerley dafür gehalten: (1) Es würde solche
informatio activa intra terminos purae arbitra-
tionis
beruhen/ und nicht eben so stricte auff ei-
ne apertam appositionem s. contradictionem
hinaus lauffen. (2) Daß es ein anders seye/ in-
formi
rt zu werden de quaestione in se considera-
ta,
was sonderlich den principalem controver-
siae statu
betrifft/ welchen ich in meinem gewis-
sen allbereit vor richtig und gewiß gehalten: Ein
anders/ information annehmen in iis, quae circa
quaestionem illam sunt,
was etwa dabey oder
daraus noch weiter folget/ ferner zu betrachten
und auch consequenter vorzunehmen seyn möch-
te: jenes theils würde zwar bey mir einige wie-
derwärtige information nicht groß haben fürch-
ten können/ weil ich (wie schon gemeldet) in mei-
nem gewissen allbereit überzeuget/ dz es die war-
heit seye worüber ich Gott allein und keinen men-
schen zum Richter anruffen und leiden können:
Dieses theils aber hab ich anderer und unter de-
nenselben auch des Fürstl. Consist. information,
fürnehmlich quoad pragmaticum conscientiae
statum
annehmen können/ sintemal ich dieselbe
dißfals nicht als contradicentes s. adversarios,
sondern als meine vorgesetzte und gebietende
Hnn. Superiores zu erkennen nöthig befunden.

(2) Durch die principia (welche ich/ wo nicht
gar geleugnet/ dannoch in zweiffel gestellet haben
soll) verstehe ich principia cognoscendi oder a-
xiomata vel dicta S. Scripturae,
bey welchen zwey-
erley zu beobachten. (1) Materiale oder die buch-
staben und wort/ wie sie in der H. Schrifft zu-
finden. Solche habe ich als ein Christ nirgends
leugnen können/ auch niemals in zweiffel gestel-
let. (2) Formale oder den verstand/ so in den
worten begriffen. Wo ich nun da etwas geleug-
net/ oder in zweiffel gestellet/ ist es geschehen
aus ursach/ nicht als wann ich keinen richtigen
verstand solcher principiorum selbsten hätte/
oder auch von niemand anders anzunehmen be-
gehrete; sondern weil ich angestanden/ denselben
verstand der worte eben auf solche weise und auf
solche application anzunehmen/ wie auf gegen-
theils seiten zu geschehen pflegt. e. g. die worte
Apoc. 20. Der Satan wird keine Heyden mehr
verführen/ haben ihren eigenen/ bequemen und
richtigen verstand/ dann so wol die worte im text
vor sich selbsten in genere, als auch die gewöhn-
liche art zu reden in der Schrifft (Matth. 24, 5.
11. 1. Tim. 4, 1. 2. Tim. 3, 13. Apoc. 2, 20. c.
13, 14. &c.
) samt den locis parallelis Zach. 13,
2. &c.
mit sich bringen/ wie bey gepflogener
Conferentz vorkommen. Bey solchem schrifft-
mässigen verstand bleibe ich/ und gehe damit
am sichersten. Jch leugne aber oder zweiffle
zum wenigsten an dem jenigen/ wann gesagt
[Spaltenumbruch] wird: Die Heyden verführen heisse so viel/ als:
Durch die Heydnische Käyser verfolgung
erregen.
Also auch bey andern exempeln mehr.
Summa: Jch leugne nicht die principia, son-
dern/ principiorum applicationem in etlichen
stücken.

(3) Beym 3ten punct sage ich nochmals/ daß
die bewuste sententia de Regno Christi vel San-
ctorum ejus in terris Millenario,
laut so vieler
sprüche der H. Schrifft/ mein hertz und gewis-Fol. 240.
sen nunmehro in der that dermassen fest gefasset
(was nemlich die quaestiones principales bey
solchem dogmate belangen thut) daß ich dabey
biß ans ende beständig gedencke zu verharren/
obschon in etlichen neben-fragen und andern ac-
cidentalibus
ich noch einige erinnerung und un-
terweisung kan annehmen.

4. Die externam convictionem (welche ich
solle gestanden haben) betreffend/ erkläre ich mich
dabey also: (1) Bekenne ich/ daß ich bey so ge-
brauchten modo vel methodo oraliter conferen-
di,
über etliche argumenta, consequentias, und
angeführte expositiones dictorum scripturae
(wie sie anders theils secundum communem
sententiam
gebraucht werden) ex infirmitate
quadam judicii
mich nicht ex tempore gründ-
lich resolviren können; dannenhero ich gerne se-
hen wollen/ wann es müglich gewesen/ daß nach
dem übergebenen consilio irenico Joh. Melle-
tii
die sache ad ponderandum hätte mögen vor-
genommen werden/ worin mir aber freylich nicht
gebühren können/ E. F. Consrst. etwas vorzu-
schreiben. (2) Wolle E. Fürstl. Consist. unbe-
schwert selbsten hochvernünfftig arbitriren/ ob
und auf was wege mir/ als inferiori, simplici &
subdito homini unico
wohl angestanden und
möglich habe scheinen können einen so schweren
stein zu heben/ und also von ihnen das jenige zu
hoffen oder zu sagen/ was ich in etlichen stücken
bey gepflogener Conferentz über mich geringen
Pfarrer nunmehro mit gedult und unberühm-
ter demuth gern habe ergehen lassen/ und zu zei-
ten gutwillig geschwiegen/ welches eine convi-
ctio apparens, non vera
gewesen. (3) Concesso,
dzich bey etlichen argumenten seye convinciret o-
der ad silentiu redigiret/ bin ich doch keines da-
hero vermeinten irrthums kräfftig zu beschuldigen/
welches sich exempli loco mit einem einfältigen/Fol. 241.
doch rechtglaubigen idioten erweisen lässet; dann ein
subtiler opponens leichtlich externe convinciren und
mit gebrauchten argumenten ad silentium redigiren
kan/ da doch jenes sein glaube und bekante meynung
nichts destoweniger richtig und beständig verbleibet:
Also wird wol ein eintziger subtiler Photinianer offter-
termahl viel tausend einfältige und rechtglaubige Lu-
therauer oder andere mit seinen argumenten oder schein-
baren sprüchen der Schrifft externe convinciren und
beweisen wollen/ v. g. Christum non esse verum Deu &c.
Dannoch bleibt die contradictoria orthodoxa, welche
wir alle bekennen/ wahr und richtig/ videlicet Chri-
stum esse verum Deum.

(4) Wann die convictio externa allweg einen irr-
thum bey dem convicto andeutet/ so könte ich es auch
auff meine seite deuten/ und für mich schliessen/ daß bey
dieser quaestion de Regno Millenario die negativa falsch
sey/ weil ich bey etlichen (ohne ruhm zu melden) inter
discursum,
da man es an mich bracht/ die convictionen
externam
oder silentium auch erhalten/ wie ich mit war-
heit noch etliche exempel E. F. Consist. eröffnen kan.

(5) Ferner/ daß ich nunmehro die bewuste meynung
de Regno Millenario quoad essentiam dogmatis in
meinem gewissen anders nicht/ als vor eine richtige und
in H. Schrifft begriffene warheit halte/ welche ich gegen
Gott und bey allen unpartheyischen gemüthern gedencke

zuver-
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] Fol. 238.
lit. B.

Dem Fuͤrſtl. Saͤchſiſ. hochloͤbl. Conſiſto-
rio
auff Friedenſtein zu ſchuldiger folge/ erklaͤre
ich ends benahmter Pfarrer/ wegen derer mir
uͤbergebenen ſummariſchen 8. puncten/ die ge-
pflogene Conferentz in bewuſter ſach betref-
fend/ mich hiermit alſo:

1. Bleibet wahr und geſtaͤndig/ daß ich biß-
hero/ wie vor dieſem anderswo uͤber der ent-
ſtandenen quæſtion de Reg. Mill. information
anzunehmen/ mich erboten/ bey welcher unter
andern mein erſtes abſehen geweſen/ ob und
welcher geſtalt meine in Problemate angefuͤhr-
te argumenta durch andere ſtaͤrckere koͤnten in-
fringi
rt uñ niedergelegt werden/ da ich dannoch
zweyerley dafuͤr gehalten: (1) Es wuͤrde ſolche
informatio activa intra terminos puræ arbitra-
tionis
beruhen/ und nicht eben ſo ſtrictè auff ei-
ne apertam appoſitionem ſ. contradictionem
hinaus lauffen. (2) Daß es ein anders ſeye/ in-
formi
rt zu werden de quæſtione in ſe conſidera-
ta,
was ſonderlich den principalem controver-
ſiæ ſtatũ
betrifft/ welchen ich in meinem gewiſ-
ſen allbereit vor richtig und gewiß gehalten: Ein
anders/ information annehmẽ in iis, quæ circa
quæſtionem illam ſunt,
was etwa dabey oder
daraus noch weiter folget/ ferner zu betrachten
uñ auch conſequenter vorzunehmen ſeyn moͤch-
te: jenes theils wuͤrde zwar bey mir einige wie-
derwaͤrtige information nicht groß habẽ fuͤrch-
ten koͤñen/ weil ich (wie ſchon gemeldet) in mei-
nem gewiſſen allbereit uͤberzeuget/ dz es die war-
heit ſeye woruͤber ich Gott allein und keinẽ men-
ſchen zum Richter anruffen und leiden koͤnnen:
Dieſes theils aber hab ich anderer und unter de-
nenſelben auch des Fuͤrſtl. Conſiſt. information,
fuͤrnehmlich quoad pragmaticum conſcientiæ
ſtatum
annehmen koͤnnen/ ſintemal ich dieſelbe
dißfals nicht als contradicentes ſ. adverſarios,
ſondern als meine vorgeſetzte und gebietende
Hnn. Superiores zu erkennen noͤthig befunden.

(2) Durch die principia (welche ich/ wo nicht
gar geleugnet/ dannoch in zweiffel geſtellet habẽ
ſoll) verſtehe ich principia cognoſcendi oder a-
xiomata vel dicta S. Scripturæ,
bey welchẽ zwey-
erley zu beobachten. (1) Materiale oder die buch-
ſtaben und wort/ wie ſie in der H. Schrifft zu-
finden. Solche habe ich als ein Chriſt nirgends
leugnen koͤnnen/ auch niemals in zweiffel geſtel-
let. (2) Formale oder den verſtand/ ſo in den
worten begriffen. Wo ich nun da etwas geleug-
net/ oder in zweiffel geſtellet/ iſt es geſchehen
aus urſach/ nicht als wann ich keinen richtigen
verſtand ſolcher principiorum ſelbſten haͤtte/
oder auch von niemand anders anzunehmen be-
gehrete; ſondern weil ich angeſtanden/ denſelben
verſtand der worte eben auf ſolche weiſe und auf
ſolche application anzunehmen/ wie auf gegen-
theils ſeiten zu geſchehen pflegt. e. g. die worte
Apoc. 20. Der Satan wird keine Heyden mehr
verfuͤhren/ haben ihren eigenen/ bequemen und
richtigen verſtand/ dañ ſo wol die worte im text
vor ſich ſelbſten in genere, als auch die gewoͤhn-
liche art zu reden in der Schrifft (Matth. 24, 5.
11. 1. Tim. 4, 1. 2. Tim. 3, 13. Apoc. 2, 20. c.
13, 14. &c.
) ſamt den locis parallelis Zach. 13,
2. &c.
mit ſich bringen/ wie bey gepflogener
Conferentz vorkommen. Bey ſolchem ſchrifft-
maͤſſigen verſtand bleibe ich/ und gehe damit
am ſicherſten. Jch leugne aber oder zweiffle
zum wenigſten an dem jenigen/ wann geſagt
[Spaltenumbruch] wird: Die Heyden verfuͤhren heiſſe ſo viel/ als:
Durch die Heydniſche Kaͤyſer verfolgung
erregen.
Alſo auch bey andern exempeln mehr.
Summa: Jch leugne nicht die principia, ſon-
dern/ principiorum applicationem in etlichen
ſtuͤcken.

(3) Beym 3ten punct ſage ich nochmals/ daß
die bewuſte ſententia de Regno Chriſti vel San-
ctorum ejus in terris Millenario,
laut ſo vieler
ſpruͤche der H. Schrifft/ mein hertz und gewiſ-Fol. 240.
ſen nunmehro in der that dermaſſen feſt gefaſſet
(was nemlich die quæſtiones principales bey
ſolchem dogmate belangen thut) daß ich dabey
biß ans ende beſtaͤndig gedencke zu verharren/
obſchon in etlichen neben-fragen und andeꝛn ac-
cidentalibus
ich noch einige erinnerung und un-
terweiſung kan annehmen.

4. Die externam convictionem (welche ich
ſolle geſtandẽ haben) betreffend/ erklaͤre ich mich
dabey alſo: (1) Bekenne ich/ daß ich bey ſo ge-
brauchtẽ modo vel methodo oraliter conferen-
di,
uͤber etliche argumenta, conſequentias, und
angefuͤhrte expoſitiones dictorum ſcripturæ
(wie ſie anders theils ſecundum communem
ſententiam
gebraucht werden) ex infirmitate
quadam judicii
mich nicht ex tempore gruͤnd-
lich reſolviren koͤnnen; dannenhero ich gerne ſe-
hen wollen/ wann es muͤglich geweſen/ daß nach
dem uͤbergebenen conſilio irenico Joh. Melle-
tii
die ſache ad ponderandum haͤtte moͤgen vor-
genom̃en werden/ worin mir aber freylich nicht
gebuͤhren koͤnnen/ E. F. Conſrſt. etwas vorzu-
ſchreiben. (2) Wolle E. Fuͤrſtl. Conſiſt. unbe-
ſchwert ſelbſten hochvernuͤnfftig arbitriren/ ob
und auf was wege mir/ als inferiori, ſimplici &
ſubdito homini unico
wohl angeſtanden und
moͤglich habe ſcheinen koͤnnen einen ſo ſchweren
ſtein zu heben/ und alſo von ihnen das jenige zu
hoffen oder zu ſagen/ was ich in etlichen ſtuͤcken
bey gepflogener Conferentz uͤber mich geringen
Pfarrer nunmehro mit gedult und unberuͤhm-
ter demuth gern habe ergehen laſſen/ und zu zei-
ten gutwillig geſchwiegen/ welches eine convi-
ctio apparens, non vera
geweſen. (3) Conceſſo,
dzich bey etlichẽ argumenten ſeye convinciret o-
der ad ſilentiũ redigiret/ bin ich doch keines da-
hero vermeintẽ irrthums kraͤfftig zu beſchuldigẽ/
welches ſich exempli loco mit einem einfaͤltigẽ/Fol. 241.
doch rechtglaubigen idioten erweiſen laͤſſet; dann ein
ſubtiler opponens leichtlich externè convinciren und
mit gebrauchten argumenten ad ſilentium redigiren
kan/ da doch jenes ſein glaube und bekante meynung
nichts deſtoweniger richtig und beſtaͤndig verbleibet:
Alſo wird wol ein eintziger ſubtiler Photinianer offter-
termahl viel tauſend einfaͤltige und rechtglaubige Lu-
therauer oder andere mit ſeinẽ argumenten oder ſchein-
baren ſpruͤchen der Schrifft externè convinciren und
beweiſen wollen/ v. g. Chriſtum non eſſe verum Deũ &c.
Dannoch bleibt die contradictoria orthodoxa, welche
wir alle bekennen/ wahr und richtig/ videlicet Chri-
ſtum eſſe verum Deum.

(4) Wann die convictio externa allweg einen irr-
thum bey dem convicto andeutet/ ſo koͤnte ich es auch
auff meine ſeite deuten/ und fuͤr mich ſchlieſſen/ daß bey
dieſer quæſtion de Regno Millenario die negativa falſch
ſey/ weil ich bey etlichen (ohne ruhm zu melden) inter
diſcurſum,
da man es an mich bracht/ die convictionẽ
externam
oder ſilentium auch erhalten/ wie ich mit war-
heit noch etliche exempel E. F. Conſiſt. eroͤffnen kan.

(5) Ferner/ daß ich nunmehro die bewuſte meynung
de Regno Millenario quoad eſſentiam dogmatis in
meinem gewiſſen andeꝛs nicht/ als vor eine richtige und
in H. Schrifft begriffene warheit halte/ welche ich gegẽ
Gott und bey allen unpartheyiſchẽ gemuͤthern gedencke

zuver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <floatingText>
              <body>
                <pb facs="#f1139" n="831"/>
                <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur.</hi> Seidenbechers.</fw><lb/>
                <cb/>
                <note place="left"> <hi rendition="#aq">Fol. 238.<lb/>
lit. B.</hi> </note>
                <p>Dem Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;. hochlo&#x0364;bl. <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;to-<lb/>
rio</hi> auff Frieden&#x017F;tein zu &#x017F;chuldiger folge/ erkla&#x0364;re<lb/>
ich ends benahmter Pfarrer/ wegen derer mir<lb/>
u&#x0364;bergebenen <hi rendition="#aq">&#x017F;ummari</hi>&#x017F;chen 8. puncten/ die ge-<lb/>
pflogene <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz in bewu&#x017F;ter &#x017F;ach betref-<lb/>
fend/ mich hiermit al&#x017F;o:</p><lb/>
                <p>1. Bleibet wahr und ge&#x017F;ta&#x0364;ndig/ daß ich biß-<lb/>
hero/ wie vor die&#x017F;em anderswo u&#x0364;ber der ent-<lb/>
&#x017F;tandenen <hi rendition="#aq">quæ&#x017F;tion de Reg. Mill. information</hi><lb/>
anzunehmen/ mich erboten/ bey welcher unter<lb/>
andern mein er&#x017F;tes ab&#x017F;ehen gewe&#x017F;en/ ob und<lb/>
welcher ge&#x017F;talt meine <hi rendition="#aq">in Problemate</hi> angefu&#x0364;hr-<lb/>
te <hi rendition="#aq">argumenta</hi> durch andere &#x017F;ta&#x0364;rckere ko&#x0364;nten <hi rendition="#aq">in-<lb/>
fringi</hi>rt un&#x0303; niedergelegt werden/ da ich dannoch<lb/>
zweyerley dafu&#x0364;r gehalten: (1) Es wu&#x0364;rde &#x017F;olche<lb/><hi rendition="#aq">informatio activa intra terminos puræ arbitra-<lb/>
tionis</hi> beruhen/ und nicht eben &#x017F;o <hi rendition="#aq">&#x017F;trictè</hi> auff ei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">apertam appo&#x017F;itionem &#x017F;. contradictionem</hi><lb/>
hinaus lauffen. (2) Daß es ein anders &#x017F;eye/ <hi rendition="#aq">in-<lb/>
formi</hi>rt zu werden <hi rendition="#aq">de quæ&#x017F;tione in &#x017F;e con&#x017F;idera-<lb/>
ta,</hi> was &#x017F;onderlich den <hi rendition="#aq">principalem controver-<lb/>
&#x017F;&#x017F;tat&#x0169;</hi> betrifft/ welchen ich in meinem gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en allbereit vor richtig und gewiß gehalten: Ein<lb/>
anders/ <hi rendition="#aq">information</hi> annehm&#x1EBD; <hi rendition="#aq">in iis, quæ circa<lb/>
quæ&#x017F;tionem illam &#x017F;unt,</hi> was etwa dabey oder<lb/>
daraus noch weiter folget/ ferner zu betrachten<lb/>
un&#x0303; auch <hi rendition="#aq">con&#x017F;equenter</hi> vorzunehmen &#x017F;eyn mo&#x0364;ch-<lb/>
te: jenes theils wu&#x0364;rde zwar bey mir einige wie-<lb/>
derwa&#x0364;rtige <hi rendition="#aq">information</hi> nicht groß hab&#x1EBD; fu&#x0364;rch-<lb/>
ten ko&#x0364;n&#x0303;en/ weil ich (wie &#x017F;chon gemeldet) in mei-<lb/>
nem gewi&#x017F;&#x017F;en allbereit u&#x0364;berzeuget/ dz es die war-<lb/>
heit &#x017F;eye woru&#x0364;ber ich Gott allein und kein&#x1EBD; men-<lb/>
&#x017F;chen zum Richter anruffen und leiden ko&#x0364;nnen:<lb/>
Die&#x017F;es theils aber hab ich anderer und unter de-<lb/>
nen&#x017F;elben auch des Fu&#x0364;r&#x017F;tl. <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;t. information,</hi><lb/>
fu&#x0364;rnehmlich <hi rendition="#aq">quoad pragmaticum con&#x017F;cientiæ<lb/>
&#x017F;tatum</hi> annehmen ko&#x0364;nnen/ &#x017F;intemal ich die&#x017F;elbe<lb/>
dißfals nicht als <hi rendition="#aq">contradicentes &#x017F;. adver&#x017F;arios,</hi><lb/>
&#x017F;ondern als meine vorge&#x017F;etzte und gebietende<lb/>
Hnn. <hi rendition="#aq">Superiores</hi> zu erkennen no&#x0364;thig befunden.</p><lb/>
                <p>(2) Durch die <hi rendition="#aq">principia</hi> (welche ich/ wo nicht<lb/>
gar geleugnet/ dannoch in zweiffel ge&#x017F;tellet hab&#x1EBD;<lb/>
&#x017F;oll) ver&#x017F;tehe ich <hi rendition="#aq">principia cogno&#x017F;cendi</hi> oder <hi rendition="#aq">a-<lb/>
xiomata vel dicta S. Scripturæ,</hi> bey welch&#x1EBD; zwey-<lb/>
erley zu beobachten. (1) <hi rendition="#aq">Materiale</hi> oder die buch-<lb/>
&#x017F;taben und wort/ wie &#x017F;ie in der H. Schrifft zu-<lb/>
finden. Solche habe ich als ein Chri&#x017F;t nirgends<lb/>
leugnen ko&#x0364;nnen/ auch niemals in zweiffel ge&#x017F;tel-<lb/>
let. (2) <hi rendition="#aq">Formale</hi> oder den ver&#x017F;tand/ &#x017F;o in den<lb/>
worten begriffen. Wo ich nun da etwas geleug-<lb/>
net/ oder in zweiffel ge&#x017F;tellet/ i&#x017F;t es ge&#x017F;chehen<lb/>
aus ur&#x017F;ach/ nicht als wann ich keinen richtigen<lb/>
ver&#x017F;tand &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">principiorum</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten ha&#x0364;tte/<lb/>
oder auch von niemand anders anzunehmen be-<lb/>
gehrete; &#x017F;ondern weil ich ange&#x017F;tanden/ den&#x017F;elben<lb/>
ver&#x017F;tand der worte eben auf &#x017F;olche wei&#x017F;e und auf<lb/>
&#x017F;olche <hi rendition="#aq">application</hi> anzunehmen/ wie auf gegen-<lb/>
theils &#x017F;eiten zu ge&#x017F;chehen pflegt. <hi rendition="#aq">e. g.</hi> die worte<lb/><hi rendition="#aq">Apoc. 20.</hi> Der Satan wird keine Heyden mehr<lb/>
verfu&#x0364;hren/ haben ihren eigenen/ bequemen und<lb/>
richtigen ver&#x017F;tand/ dan&#x0303; &#x017F;o wol die worte im text<lb/>
vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten <hi rendition="#aq">in genere,</hi> als auch die gewo&#x0364;hn-<lb/>
liche art zu reden in der Schrifft (<hi rendition="#aq">Matth. 24, 5.<lb/>
11. 1. Tim. 4, 1. 2. Tim. 3, 13. Apoc. 2, 20. c.<lb/>
13, 14. &amp;c.</hi>) &#x017F;amt den <hi rendition="#aq">locis parallelis Zach. 13,<lb/>
2. &amp;c.</hi> mit &#x017F;ich bringen/ wie bey gepflogener<lb/><hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz vorkommen. Bey &#x017F;olchem &#x017F;chrifft-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen ver&#x017F;tand bleibe ich/ und gehe damit<lb/>
am &#x017F;icher&#x017F;ten. Jch leugne aber oder zweiffle<lb/>
zum wenig&#x017F;ten an dem jenigen/ wann ge&#x017F;agt<lb/><cb/>
wird: Die Heyden verfu&#x0364;hren hei&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o viel/ als:<lb/><hi rendition="#fr">Durch die Heydni&#x017F;che Ka&#x0364;y&#x017F;er verfolgung<lb/>
erregen.</hi> Al&#x017F;o auch bey andern exempeln mehr.<lb/>
Summa: Jch leugne nicht die <hi rendition="#aq">principia,</hi> &#x017F;on-<lb/>
dern/ <hi rendition="#aq">principiorum applicationem</hi> in etlichen<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cken.</p><lb/>
                <p>(3) Beym 3ten punct &#x017F;age ich nochmals/ daß<lb/>
die bewu&#x017F;te <hi rendition="#aq">&#x017F;ententia de Regno Chri&#x017F;ti vel San-<lb/>
ctorum ejus in terris Millenario,</hi> laut &#x017F;o vieler<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;che der H. Schrifft/ mein hertz und gewi&#x017F;-<note place="right"><hi rendition="#aq">Fol. 240.</hi></note><lb/>
&#x017F;en nunmehro in der that derma&#x017F;&#x017F;en fe&#x017F;t gefa&#x017F;&#x017F;et<lb/>
(was nemlich die <hi rendition="#aq">quæ&#x017F;tiones principales</hi> bey<lb/>
&#x017F;olchem <hi rendition="#aq">dogmate</hi> belangen thut) daß ich dabey<lb/>
biß ans ende be&#x017F;ta&#x0364;ndig gedencke zu verharren/<lb/>
ob&#x017F;chon in etlichen neben-fragen und ande&#xA75B;n <hi rendition="#aq">ac-<lb/>
cidentalibus</hi> ich noch einige erinnerung und un-<lb/>
terwei&#x017F;ung kan annehmen.</p><lb/>
                <p>4. Die <hi rendition="#aq">externam convictionem</hi> (welche ich<lb/>
&#x017F;olle ge&#x017F;tand&#x1EBD; haben) betreffend/ erkla&#x0364;re ich mich<lb/>
dabey al&#x017F;o: (1) Bekenne ich/ daß ich bey &#x017F;o ge-<lb/>
braucht&#x1EBD; <hi rendition="#aq">modo vel methodo oraliter conferen-<lb/>
di,</hi> u&#x0364;ber etliche <hi rendition="#aq">argumenta, con&#x017F;equentias,</hi> und<lb/>
angefu&#x0364;hrte <hi rendition="#aq">expo&#x017F;itiones dictorum &#x017F;cripturæ</hi><lb/>
(wie &#x017F;ie anders theils <hi rendition="#aq">&#x017F;ecundum communem<lb/>
&#x017F;ententiam</hi> gebraucht werden) <hi rendition="#aq">ex infirmitate<lb/>
quadam judicii</hi> mich nicht <hi rendition="#aq">ex tempore</hi> gru&#x0364;nd-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>ren ko&#x0364;nnen; dannenhero ich gerne &#x017F;e-<lb/>
hen wollen/ wann es mu&#x0364;glich gewe&#x017F;en/ daß nach<lb/>
dem u&#x0364;bergebenen <hi rendition="#aq">con&#x017F;ilio irenico Joh. Melle-<lb/>
tii</hi> die &#x017F;ache <hi rendition="#aq">ad ponderandum</hi> ha&#x0364;tte mo&#x0364;gen vor-<lb/>
genom&#x0303;en werden/ worin mir aber freylich nicht<lb/>
gebu&#x0364;hren ko&#x0364;nnen/ E. F. <hi rendition="#aq">Con&#x017F;r&#x017F;t.</hi> etwas vorzu-<lb/>
&#x017F;chreiben. (2) Wolle E. Fu&#x0364;r&#x017F;tl. <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;t.</hi> unbe-<lb/>
&#x017F;chwert &#x017F;elb&#x017F;ten hochvernu&#x0364;nfftig <hi rendition="#aq">arbitri</hi>ren/ ob<lb/>
und auf was wege mir/ als <hi rendition="#aq">inferiori, &#x017F;implici &amp;<lb/>
&#x017F;ubdito homini unico</hi> wohl ange&#x017F;tanden und<lb/>
mo&#x0364;glich habe &#x017F;cheinen ko&#x0364;nnen einen &#x017F;o &#x017F;chweren<lb/>
&#x017F;tein zu heben/ und al&#x017F;o von ihnen das jenige zu<lb/>
hoffen oder zu &#x017F;agen/ was ich in etlichen &#x017F;tu&#x0364;cken<lb/>
bey gepflogener <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz u&#x0364;ber mich geringen<lb/>
Pfarrer nunmehro mit gedult und unberu&#x0364;hm-<lb/>
ter demuth gern habe ergehen la&#x017F;&#x017F;en/ und zu zei-<lb/>
ten gutwillig ge&#x017F;chwiegen/ welches eine <hi rendition="#aq">convi-<lb/>
ctio apparens, non vera</hi> gewe&#x017F;en. (3) <hi rendition="#aq">Conce&#x017F;&#x017F;o,</hi><lb/>
dzich bey etlich&#x1EBD; <hi rendition="#aq">argumen</hi>ten &#x017F;eye <hi rendition="#aq">convinci</hi>ret o-<lb/>
der <hi rendition="#aq">ad &#x017F;ilenti&#x0169; redigi</hi>ret/ bin ich doch keines da-<lb/>
hero vermeint&#x1EBD; irrthums kra&#x0364;fftig zu be&#x017F;chuldig&#x1EBD;/<lb/>
welches &#x017F;ich <hi rendition="#aq">exempli loco</hi> mit einem einfa&#x0364;ltig&#x1EBD;/<note place="right"><hi rendition="#aq">Fol. 241.</hi></note><lb/>
doch rechtglaubigen <hi rendition="#aq">idio</hi>ten erwei&#x017F;en la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et; dann ein<lb/>
&#x017F;ubtiler <hi rendition="#aq">opponens</hi> leichtlich <hi rendition="#aq">externè convinci</hi>ren und<lb/>
mit gebrauchten <hi rendition="#aq">argumen</hi>ten <hi rendition="#aq">ad &#x017F;ilentium redigi</hi>ren<lb/>
kan/ da doch jenes &#x017F;ein glaube und bekante meynung<lb/>
nichts de&#x017F;toweniger richtig und be&#x017F;ta&#x0364;ndig verbleibet:<lb/>
Al&#x017F;o wird wol ein eintziger &#x017F;ubtiler <hi rendition="#aq">Photinianer</hi> offter-<lb/>
termahl viel tau&#x017F;end einfa&#x0364;ltige und rechtglaubige Lu-<lb/>
therauer oder andere mit &#x017F;ein&#x1EBD; <hi rendition="#aq">argumen</hi>ten oder &#x017F;chein-<lb/>
baren &#x017F;pru&#x0364;chen der Schrifft <hi rendition="#aq">externè convinci</hi>ren und<lb/>
bewei&#x017F;en wollen/ <hi rendition="#aq">v. g. Chri&#x017F;tum non e&#x017F;&#x017F;e verum De&#x0169; &amp;c.</hi><lb/>
Dannoch bleibt die <hi rendition="#aq">contradictoria orthodoxa,</hi> welche<lb/>
wir alle bekennen/ wahr und richtig/ <hi rendition="#aq">videlicet Chri-<lb/>
&#x017F;tum e&#x017F;&#x017F;e verum Deum.</hi></p><lb/>
                <p>(4) Wann die <hi rendition="#aq">convictio externa</hi> allweg einen irr-<lb/>
thum bey dem <hi rendition="#aq">convicto</hi> andeutet/ &#x017F;o ko&#x0364;nte ich es auch<lb/>
auff meine &#x017F;eite deuten/ und fu&#x0364;r mich &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ daß bey<lb/>
die&#x017F;er <hi rendition="#aq">quæ&#x017F;tion de Regno Millenario</hi> die <hi rendition="#aq">negativa</hi> fal&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;ey/ weil ich bey etlichen (ohne ruhm zu melden) <hi rendition="#aq">inter<lb/>
di&#x017F;cur&#x017F;um,</hi> da man es an mich bracht/ die <hi rendition="#aq">conviction&#x1EBD;<lb/>
externam</hi> oder <hi rendition="#aq">&#x017F;ilentium</hi> auch erhalten/ wie ich mit war-<lb/>
heit noch etliche exempel E. F. <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;t.</hi> ero&#x0364;ffnen kan.</p><lb/>
                <p>(5) Ferner/ daß ich nunmehro die bewu&#x017F;te meynung<lb/><hi rendition="#aq">de Regno Millenario quoad e&#x017F;&#x017F;entiam dogmatis</hi> in<lb/>
meinem gewi&#x017F;&#x017F;en ande&#xA75B;s nicht/ als vor eine richtige und<lb/>
in H. Schrifft begriffene warheit halte/ welche ich geg&#x1EBD;<lb/>
Gott und bey allen unpartheyi&#x017F;ch&#x1EBD; gemu&#x0364;thern gedencke<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zuver-</fw><lb/></p>
              </body>
            </floatingText>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[831/1139] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. Dem Fuͤrſtl. Saͤchſiſ. hochloͤbl. Conſiſto- rio auff Friedenſtein zu ſchuldiger folge/ erklaͤre ich ends benahmter Pfarrer/ wegen derer mir uͤbergebenen ſummariſchen 8. puncten/ die ge- pflogene Conferentz in bewuſter ſach betref- fend/ mich hiermit alſo: 1. Bleibet wahr und geſtaͤndig/ daß ich biß- hero/ wie vor dieſem anderswo uͤber der ent- ſtandenen quæſtion de Reg. Mill. information anzunehmen/ mich erboten/ bey welcher unter andern mein erſtes abſehen geweſen/ ob und welcher geſtalt meine in Problemate angefuͤhr- te argumenta durch andere ſtaͤrckere koͤnten in- fringirt uñ niedergelegt werden/ da ich dannoch zweyerley dafuͤr gehalten: (1) Es wuͤrde ſolche informatio activa intra terminos puræ arbitra- tionis beruhen/ und nicht eben ſo ſtrictè auff ei- ne apertam appoſitionem ſ. contradictionem hinaus lauffen. (2) Daß es ein anders ſeye/ in- formirt zu werden de quæſtione in ſe conſidera- ta, was ſonderlich den principalem controver- ſiæ ſtatũ betrifft/ welchen ich in meinem gewiſ- ſen allbereit vor richtig und gewiß gehalten: Ein anders/ information annehmẽ in iis, quæ circa quæſtionem illam ſunt, was etwa dabey oder daraus noch weiter folget/ ferner zu betrachten uñ auch conſequenter vorzunehmen ſeyn moͤch- te: jenes theils wuͤrde zwar bey mir einige wie- derwaͤrtige information nicht groß habẽ fuͤrch- ten koͤñen/ weil ich (wie ſchon gemeldet) in mei- nem gewiſſen allbereit uͤberzeuget/ dz es die war- heit ſeye woruͤber ich Gott allein und keinẽ men- ſchen zum Richter anruffen und leiden koͤnnen: Dieſes theils aber hab ich anderer und unter de- nenſelben auch des Fuͤrſtl. Conſiſt. information, fuͤrnehmlich quoad pragmaticum conſcientiæ ſtatum annehmen koͤnnen/ ſintemal ich dieſelbe dißfals nicht als contradicentes ſ. adverſarios, ſondern als meine vorgeſetzte und gebietende Hnn. Superiores zu erkennen noͤthig befunden. (2) Durch die principia (welche ich/ wo nicht gar geleugnet/ dannoch in zweiffel geſtellet habẽ ſoll) verſtehe ich principia cognoſcendi oder a- xiomata vel dicta S. Scripturæ, bey welchẽ zwey- erley zu beobachten. (1) Materiale oder die buch- ſtaben und wort/ wie ſie in der H. Schrifft zu- finden. Solche habe ich als ein Chriſt nirgends leugnen koͤnnen/ auch niemals in zweiffel geſtel- let. (2) Formale oder den verſtand/ ſo in den worten begriffen. Wo ich nun da etwas geleug- net/ oder in zweiffel geſtellet/ iſt es geſchehen aus urſach/ nicht als wann ich keinen richtigen verſtand ſolcher principiorum ſelbſten haͤtte/ oder auch von niemand anders anzunehmen be- gehrete; ſondern weil ich angeſtanden/ denſelben verſtand der worte eben auf ſolche weiſe und auf ſolche application anzunehmen/ wie auf gegen- theils ſeiten zu geſchehen pflegt. e. g. die worte Apoc. 20. Der Satan wird keine Heyden mehr verfuͤhren/ haben ihren eigenen/ bequemen und richtigen verſtand/ dañ ſo wol die worte im text vor ſich ſelbſten in genere, als auch die gewoͤhn- liche art zu reden in der Schrifft (Matth. 24, 5. 11. 1. Tim. 4, 1. 2. Tim. 3, 13. Apoc. 2, 20. c. 13, 14. &c.) ſamt den locis parallelis Zach. 13, 2. &c. mit ſich bringen/ wie bey gepflogener Conferentz vorkommen. Bey ſolchem ſchrifft- maͤſſigen verſtand bleibe ich/ und gehe damit am ſicherſten. Jch leugne aber oder zweiffle zum wenigſten an dem jenigen/ wann geſagt wird: Die Heyden verfuͤhren heiſſe ſo viel/ als: Durch die Heydniſche Kaͤyſer verfolgung erregen. Alſo auch bey andern exempeln mehr. Summa: Jch leugne nicht die principia, ſon- dern/ principiorum applicationem in etlichen ſtuͤcken. (3) Beym 3ten punct ſage ich nochmals/ daß die bewuſte ſententia de Regno Chriſti vel San- ctorum ejus in terris Millenario, laut ſo vieler ſpruͤche der H. Schrifft/ mein hertz und gewiſ- ſen nunmehro in der that dermaſſen feſt gefaſſet (was nemlich die quæſtiones principales bey ſolchem dogmate belangen thut) daß ich dabey biß ans ende beſtaͤndig gedencke zu verharren/ obſchon in etlichen neben-fragen und andeꝛn ac- cidentalibus ich noch einige erinnerung und un- terweiſung kan annehmen. Fol. 240. 4. Die externam convictionem (welche ich ſolle geſtandẽ haben) betreffend/ erklaͤre ich mich dabey alſo: (1) Bekenne ich/ daß ich bey ſo ge- brauchtẽ modo vel methodo oraliter conferen- di, uͤber etliche argumenta, conſequentias, und angefuͤhrte expoſitiones dictorum ſcripturæ (wie ſie anders theils ſecundum communem ſententiam gebraucht werden) ex infirmitate quadam judicii mich nicht ex tempore gruͤnd- lich reſolviren koͤnnen; dannenhero ich gerne ſe- hen wollen/ wann es muͤglich geweſen/ daß nach dem uͤbergebenen conſilio irenico Joh. Melle- tii die ſache ad ponderandum haͤtte moͤgen vor- genom̃en werden/ worin mir aber freylich nicht gebuͤhren koͤnnen/ E. F. Conſrſt. etwas vorzu- ſchreiben. (2) Wolle E. Fuͤrſtl. Conſiſt. unbe- ſchwert ſelbſten hochvernuͤnfftig arbitriren/ ob und auf was wege mir/ als inferiori, ſimplici & ſubdito homini unico wohl angeſtanden und moͤglich habe ſcheinen koͤnnen einen ſo ſchweren ſtein zu heben/ und alſo von ihnen das jenige zu hoffen oder zu ſagen/ was ich in etlichen ſtuͤcken bey gepflogener Conferentz uͤber mich geringen Pfarrer nunmehro mit gedult und unberuͤhm- ter demuth gern habe ergehen laſſen/ und zu zei- ten gutwillig geſchwiegen/ welches eine convi- ctio apparens, non vera geweſen. (3) Conceſſo, dzich bey etlichẽ argumenten ſeye convinciret o- der ad ſilentiũ redigiret/ bin ich doch keines da- hero vermeintẽ irrthums kraͤfftig zu beſchuldigẽ/ welches ſich exempli loco mit einem einfaͤltigẽ/ doch rechtglaubigen idioten erweiſen laͤſſet; dann ein ſubtiler opponens leichtlich externè convinciren und mit gebrauchten argumenten ad ſilentium redigiren kan/ da doch jenes ſein glaube und bekante meynung nichts deſtoweniger richtig und beſtaͤndig verbleibet: Alſo wird wol ein eintziger ſubtiler Photinianer offter- termahl viel tauſend einfaͤltige und rechtglaubige Lu- therauer oder andere mit ſeinẽ argumenten oder ſchein- baren ſpruͤchen der Schrifft externè convinciren und beweiſen wollen/ v. g. Chriſtum non eſſe verum Deũ &c. Dannoch bleibt die contradictoria orthodoxa, welche wir alle bekennen/ wahr und richtig/ videlicet Chri- ſtum eſſe verum Deum. Fol. 241. (4) Wann die convictio externa allweg einen irr- thum bey dem convicto andeutet/ ſo koͤnte ich es auch auff meine ſeite deuten/ und fuͤr mich ſchlieſſen/ daß bey dieſer quæſtion de Regno Millenario die negativa falſch ſey/ weil ich bey etlichen (ohne ruhm zu melden) inter diſcurſum, da man es an mich bracht/ die convictionẽ externam oder ſilentium auch erhalten/ wie ich mit war- heit noch etliche exempel E. F. Conſiſt. eroͤffnen kan. (5) Ferner/ daß ich nunmehro die bewuſte meynung de Regno Millenario quoad eſſentiam dogmatis in meinem gewiſſen andeꝛs nicht/ als vor eine richtige und in H. Schrifft begriffene warheit halte/ welche ich gegẽ Gott und bey allen unpartheyiſchẽ gemuͤthern gedencke zuver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1139
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1139>, abgerufen am 22.12.2024.