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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] Fol. 238.
lit. B.

Dem Fürstl. Sächsis. hochlöbl. Consisto-
rio
auff Friedenstein zu schuldiger folge/ erkläre
ich ends benahmter Pfarrer/ wegen derer mir
übergebenen summarischen 8. puncten/ die ge-
pflogene Conferentz in bewuster sach betref-
fend/ mich hiermit also:

1. Bleibet wahr und geständig/ daß ich biß-
hero/ wie vor diesem anderswo über der ent-
standenen quaestion de Reg. Mill. information
anzunehmen/ mich erboten/ bey welcher unter
andern mein erstes absehen gewesen/ ob und
welcher gestalt meine in Problemate angeführ-
te argumenta durch andere stärckere könten in-
fringi
rt und niedergelegt werden/ da ich dannoch
zweyerley dafür gehalten: (1) Es würde solche
informatio activa intra terminos purae arbitra-
tionis
beruhen/ und nicht eben so stricte auff ei-
ne apertam appositionem s. contradictionem
hinaus lauffen. (2) Daß es ein anders seye/ in-
formi
rt zu werden de quaestione in se considera-
ta,
was sonderlich den principalem controver-
siae statu
betrifft/ welchen ich in meinem gewis-
sen allbereit vor richtig und gewiß gehalten: Ein
anders/ information annehmen in iis, quae circa
quaestionem illam sunt,
was etwa dabey oder
daraus noch weiter folget/ ferner zu betrachten
und auch consequenter vorzunehmen seyn möch-
te: jenes theils würde zwar bey mir einige wie-
derwärtige information nicht groß haben fürch-
ten können/ weil ich (wie schon gemeldet) in mei-
nem gewissen allbereit überzeuget/ dz es die war-
heit seye worüber ich Gott allein und keinen men-
schen zum Richter anruffen und leiden können:
Dieses theils aber hab ich anderer und unter de-
nenselben auch des Fürstl. Consist. information,
fürnehmlich quoad pragmaticum conscientiae
statum
annehmen können/ sintemal ich dieselbe
dißfals nicht als contradicentes s. adversarios,
sondern als meine vorgesetzte und gebietende
Hnn. Superiores zu erkennen nöthig befunden.

(2) Durch die principia (welche ich/ wo nicht
gar geleugnet/ dannoch in zweiffel gestellet haben
soll) verstehe ich principia cognoscendi oder a-
xiomata vel dicta S. Scripturae,
bey welchen zwey-
erley zu beobachten. (1) Materiale oder die buch-
staben und wort/ wie sie in der H. Schrifft zu-
finden. Solche habe ich als ein Christ nirgends
leugnen können/ auch niemals in zweiffel gestel-
let. (2) Formale oder den verstand/ so in den
worten begriffen. Wo ich nun da etwas geleug-
net/ oder in zweiffel gestellet/ ist es geschehen
aus ursach/ nicht als wann ich keinen richtigen
verstand solcher principiorum selbsten hätte/
oder auch von niemand anders anzunehmen be-
gehrete; sondern weil ich angestanden/ denselben
verstand der worte eben auf solche weise und auf
solche application anzunehmen/ wie auf gegen-
theils seiten zu geschehen pflegt. e. g. die worte
Apoc. 20. Der Satan wird keine Heyden mehr
verführen/ haben ihren eigenen/ bequemen und
richtigen verstand/ dann so wol die worte im text
vor sich selbsten in genere, als auch die gewöhn-
liche art zu reden in der Schrifft (Matth. 24, 5.
11. 1. Tim. 4, 1. 2. Tim. 3, 13. Apoc. 2, 20. c.
13, 14. &c.
) samt den locis parallelis Zach. 13,
2. &c.
mit sich bringen/ wie bey gepflogener
Conferentz vorkommen. Bey solchem schrifft-
mässigen verstand bleibe ich/ und gehe damit
am sichersten. Jch leugne aber oder zweiffle
zum wenigsten an dem jenigen/ wann gesagt
[Spaltenumbruch] wird: Die Heyden verführen heisse so viel/ als:
Durch die Heydnische Käyser verfolgung
erregen.
Also auch bey andern exempeln mehr.
Summa: Jch leugne nicht die principia, son-
dern/ principiorum applicationem in etlichen
stücken.

(3) Beym 3ten punct sage ich nochmals/ daß
die bewuste sententia de Regno Christi vel San-
ctorum ejus in terris Millenario,
laut so vieler
sprüche der H. Schrifft/ mein hertz und gewis-Fol. 240.
sen nunmehro in der that dermassen fest gefasset
(was nemlich die quaestiones principales bey
solchem dogmate belangen thut) daß ich dabey
biß ans ende beständig gedencke zu verharren/
obschon in etlichen neben-fragen und andern ac-
cidentalibus
ich noch einige erinnerung und un-
terweisung kan annehmen.

4. Die externam convictionem (welche ich
solle gestanden haben) betreffend/ erkläre ich mich
dabey also: (1) Bekenne ich/ daß ich bey so ge-
brauchten modo vel methodo oraliter conferen-
di,
über etliche argumenta, consequentias, und
angeführte expositiones dictorum scripturae
(wie sie anders theils secundum communem
sententiam
gebraucht werden) ex infirmitate
quadam judicii
mich nicht ex tempore gründ-
lich resolviren können; dannenhero ich gerne se-
hen wollen/ wann es müglich gewesen/ daß nach
dem übergebenen consilio irenico Joh. Melle-
tii
die sache ad ponderandum hätte mögen vor-
genommen werden/ worin mir aber freylich nicht
gebühren können/ E. F. Consrst. etwas vorzu-
schreiben. (2) Wolle E. Fürstl. Consist. unbe-
schwert selbsten hochvernünfftig arbitriren/ ob
und auf was wege mir/ als inferiori, simplici &
subdito homini unico
wohl angestanden und
möglich habe scheinen können einen so schweren
stein zu heben/ und also von ihnen das jenige zu
hoffen oder zu sagen/ was ich in etlichen stücken
bey gepflogener Conferentz über mich geringen
Pfarrer nunmehro mit gedult und unberühm-
ter demuth gern habe ergehen lassen/ und zu zei-
ten gutwillig geschwiegen/ welches eine convi-
ctio apparens, non vera
gewesen. (3) Concesso,
dzich bey etlichen argumenten seye convinciret o-
der ad silentiu redigiret/ bin ich doch keines da-
hero vermeinten irrthums kräfftig zu beschuldigen/
welches sich exempli loco mit einem einfältigen/Fol. 241.
doch rechtglaubigen idioten erweisen lässet; dann ein
subtiler opponens leichtlich externe convinciren und
mit gebrauchten argumenten ad silentium redigiren
kan/ da doch jenes sein glaube und bekante meynung
nichts destoweniger richtig und beständig verbleibet:
Also wird wol ein eintziger subtiler Photinianer offter-
termahl viel tausend einfältige und rechtglaubige Lu-
therauer oder andere mit seinen argumenten oder schein-
baren sprüchen der Schrifft externe convinciren und
beweisen wollen/ v. g. Christum non esse verum Deu &c.
Dannoch bleibt die contradictoria orthodoxa, welche
wir alle bekennen/ wahr und richtig/ videlicet Chri-
stum esse verum Deum.

(4) Wann die convictio externa allweg einen irr-
thum bey dem convicto andeutet/ so könte ich es auch
auff meine seite deuten/ und für mich schliessen/ daß bey
dieser quaestion de Regno Millenario die negativa falsch
sey/ weil ich bey etlichen (ohne ruhm zu melden) inter
discursum,
da man es an mich bracht/ die convictionen
externam
oder silentium auch erhalten/ wie ich mit war-
heit noch etliche exempel E. F. Consist. eröffnen kan.

(5) Ferner/ daß ich nunmehro die bewuste meynung
de Regno Millenario quoad essentiam dogmatis in
meinem gewissen anders nicht/ als vor eine richtige und
in H. Schrifft begriffene warheit halte/ welche ich gegen
Gott und bey allen unpartheyischen gemüthern gedencke

zuver-
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] Fol. 238.
lit. B.

Dem Fuͤrſtl. Saͤchſiſ. hochloͤbl. Conſiſto-
rio
auff Friedenſtein zu ſchuldiger folge/ erklaͤre
ich ends benahmter Pfarrer/ wegen derer mir
uͤbergebenen ſummariſchen 8. puncten/ die ge-
pflogene Conferentz in bewuſter ſach betref-
fend/ mich hiermit alſo:

1. Bleibet wahr und geſtaͤndig/ daß ich biß-
hero/ wie vor dieſem anderswo uͤber der ent-
ſtandenen quæſtion de Reg. Mill. information
anzunehmen/ mich erboten/ bey welcher unter
andern mein erſtes abſehen geweſen/ ob und
welcher geſtalt meine in Problemate angefuͤhr-
te argumenta durch andere ſtaͤrckere koͤnten in-
fringi
rt uñ niedergelegt werden/ da ich dannoch
zweyerley dafuͤr gehalten: (1) Es wuͤrde ſolche
informatio activa intra terminos puræ arbitra-
tionis
beruhen/ und nicht eben ſo ſtrictè auff ei-
ne apertam appoſitionem ſ. contradictionem
hinaus lauffen. (2) Daß es ein anders ſeye/ in-
formi
rt zu werden de quæſtione in ſe conſidera-
ta,
was ſonderlich den principalem controver-
ſiæ ſtatũ
betrifft/ welchen ich in meinem gewiſ-
ſen allbereit vor richtig und gewiß gehalten: Ein
anders/ information annehmẽ in iis, quæ circa
quæſtionem illam ſunt,
was etwa dabey oder
daraus noch weiter folget/ ferner zu betrachten
uñ auch conſequenter vorzunehmen ſeyn moͤch-
te: jenes theils wuͤrde zwar bey mir einige wie-
derwaͤrtige information nicht groß habẽ fuͤrch-
ten koͤñen/ weil ich (wie ſchon gemeldet) in mei-
nem gewiſſen allbereit uͤberzeuget/ dz es die war-
heit ſeye woruͤber ich Gott allein und keinẽ men-
ſchen zum Richter anruffen und leiden koͤnnen:
Dieſes theils aber hab ich anderer und unter de-
nenſelben auch des Fuͤrſtl. Conſiſt. information,
fuͤrnehmlich quoad pragmaticum conſcientiæ
ſtatum
annehmen koͤnnen/ ſintemal ich dieſelbe
dißfals nicht als contradicentes ſ. adverſarios,
ſondern als meine vorgeſetzte und gebietende
Hnn. Superiores zu erkennen noͤthig befunden.

(2) Durch die principia (welche ich/ wo nicht
gar geleugnet/ dannoch in zweiffel geſtellet habẽ
ſoll) verſtehe ich principia cognoſcendi oder a-
xiomata vel dicta S. Scripturæ,
bey welchẽ zwey-
erley zu beobachten. (1) Materiale oder die buch-
ſtaben und wort/ wie ſie in der H. Schrifft zu-
finden. Solche habe ich als ein Chriſt nirgends
leugnen koͤnnen/ auch niemals in zweiffel geſtel-
let. (2) Formale oder den verſtand/ ſo in den
worten begriffen. Wo ich nun da etwas geleug-
net/ oder in zweiffel geſtellet/ iſt es geſchehen
aus urſach/ nicht als wann ich keinen richtigen
verſtand ſolcher principiorum ſelbſten haͤtte/
oder auch von niemand anders anzunehmen be-
gehrete; ſondern weil ich angeſtanden/ denſelben
verſtand der worte eben auf ſolche weiſe und auf
ſolche application anzunehmen/ wie auf gegen-
theils ſeiten zu geſchehen pflegt. e. g. die worte
Apoc. 20. Der Satan wird keine Heyden mehr
verfuͤhren/ haben ihren eigenen/ bequemen und
richtigen verſtand/ dañ ſo wol die worte im text
vor ſich ſelbſten in genere, als auch die gewoͤhn-
liche art zu reden in der Schrifft (Matth. 24, 5.
11. 1. Tim. 4, 1. 2. Tim. 3, 13. Apoc. 2, 20. c.
13, 14. &c.
) ſamt den locis parallelis Zach. 13,
2. &c.
mit ſich bringen/ wie bey gepflogener
Conferentz vorkommen. Bey ſolchem ſchrifft-
maͤſſigen verſtand bleibe ich/ und gehe damit
am ſicherſten. Jch leugne aber oder zweiffle
zum wenigſten an dem jenigen/ wann geſagt
[Spaltenumbruch] wird: Die Heyden verfuͤhren heiſſe ſo viel/ als:
Durch die Heydniſche Kaͤyſer verfolgung
erregen.
Alſo auch bey andern exempeln mehr.
Summa: Jch leugne nicht die principia, ſon-
dern/ principiorum applicationem in etlichen
ſtuͤcken.

(3) Beym 3ten punct ſage ich nochmals/ daß
die bewuſte ſententia de Regno Chriſti vel San-
ctorum ejus in terris Millenario,
laut ſo vieler
ſpruͤche der H. Schrifft/ mein hertz und gewiſ-Fol. 240.
ſen nunmehro in der that dermaſſen feſt gefaſſet
(was nemlich die quæſtiones principales bey
ſolchem dogmate belangen thut) daß ich dabey
biß ans ende beſtaͤndig gedencke zu verharren/
obſchon in etlichen neben-fragen und andeꝛn ac-
cidentalibus
ich noch einige erinnerung und un-
terweiſung kan annehmen.

4. Die externam convictionem (welche ich
ſolle geſtandẽ haben) betreffend/ erklaͤre ich mich
dabey alſo: (1) Bekenne ich/ daß ich bey ſo ge-
brauchtẽ modo vel methodo oraliter conferen-
di,
uͤber etliche argumenta, conſequentias, und
angefuͤhrte expoſitiones dictorum ſcripturæ
(wie ſie anders theils ſecundum communem
ſententiam
gebraucht werden) ex infirmitate
quadam judicii
mich nicht ex tempore gruͤnd-
lich reſolviren koͤnnen; dannenhero ich gerne ſe-
hen wollen/ wann es muͤglich geweſen/ daß nach
dem uͤbergebenen conſilio irenico Joh. Melle-
tii
die ſache ad ponderandum haͤtte moͤgen vor-
genom̃en werden/ worin mir aber freylich nicht
gebuͤhren koͤnnen/ E. F. Conſrſt. etwas vorzu-
ſchreiben. (2) Wolle E. Fuͤrſtl. Conſiſt. unbe-
ſchwert ſelbſten hochvernuͤnfftig arbitriren/ ob
und auf was wege mir/ als inferiori, ſimplici &
ſubdito homini unico
wohl angeſtanden und
moͤglich habe ſcheinen koͤnnen einen ſo ſchweren
ſtein zu heben/ und alſo von ihnen das jenige zu
hoffen oder zu ſagen/ was ich in etlichen ſtuͤcken
bey gepflogener Conferentz uͤber mich geringen
Pfarrer nunmehro mit gedult und unberuͤhm-
ter demuth gern habe ergehen laſſen/ und zu zei-
ten gutwillig geſchwiegen/ welches eine convi-
ctio apparens, non vera
geweſen. (3) Conceſſo,
dzich bey etlichẽ argumenten ſeye convinciret o-
der ad ſilentiũ redigiret/ bin ich doch keines da-
hero vermeintẽ irrthums kraͤfftig zu beſchuldigẽ/
welches ſich exempli loco mit einem einfaͤltigẽ/Fol. 241.
doch rechtglaubigen idioten erweiſen laͤſſet; dann ein
ſubtiler opponens leichtlich externè convinciren und
mit gebrauchten argumenten ad ſilentium redigiren
kan/ da doch jenes ſein glaube und bekante meynung
nichts deſtoweniger richtig und beſtaͤndig verbleibet:
Alſo wird wol ein eintziger ſubtiler Photinianer offter-
termahl viel tauſend einfaͤltige und rechtglaubige Lu-
therauer oder andere mit ſeinẽ argumenten oder ſchein-
baren ſpruͤchen der Schrifft externè convinciren und
beweiſen wollen/ v. g. Chriſtum non eſſe verum Deũ &c.
Dannoch bleibt die contradictoria orthodoxa, welche
wir alle bekennen/ wahr und richtig/ videlicet Chri-
ſtum eſſe verum Deum.

(4) Wann die convictio externa allweg einen irr-
thum bey dem convicto andeutet/ ſo koͤnte ich es auch
auff meine ſeite deuten/ und fuͤr mich ſchlieſſen/ daß bey
dieſer quæſtion de Regno Millenario die negativa falſch
ſey/ weil ich bey etlichen (ohne ruhm zu melden) inter
diſcurſum,
da man es an mich bracht/ die convictionẽ
externam
oder ſilentium auch erhalten/ wie ich mit war-
heit noch etliche exempel E. F. Conſiſt. eroͤffnen kan.

(5) Ferner/ daß ich nunmehro die bewuſte meynung
de Regno Millenario quoad eſſentiam dogmatis in
meinem gewiſſen andeꝛs nicht/ als vor eine richtige und
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[831/1139] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. Dem Fuͤrſtl. Saͤchſiſ. hochloͤbl. Conſiſto- rio auff Friedenſtein zu ſchuldiger folge/ erklaͤre ich ends benahmter Pfarrer/ wegen derer mir uͤbergebenen ſummariſchen 8. puncten/ die ge- pflogene Conferentz in bewuſter ſach betref- fend/ mich hiermit alſo: 1. Bleibet wahr und geſtaͤndig/ daß ich biß- hero/ wie vor dieſem anderswo uͤber der ent- ſtandenen quæſtion de Reg. Mill. information anzunehmen/ mich erboten/ bey welcher unter andern mein erſtes abſehen geweſen/ ob und welcher geſtalt meine in Problemate angefuͤhr- te argumenta durch andere ſtaͤrckere koͤnten in- fringirt uñ niedergelegt werden/ da ich dannoch zweyerley dafuͤr gehalten: (1) Es wuͤrde ſolche informatio activa intra terminos puræ arbitra- tionis beruhen/ und nicht eben ſo ſtrictè auff ei- ne apertam appoſitionem ſ. contradictionem hinaus lauffen. (2) Daß es ein anders ſeye/ in- formirt zu werden de quæſtione in ſe conſidera- ta, was ſonderlich den principalem controver- ſiæ ſtatũ betrifft/ welchen ich in meinem gewiſ- ſen allbereit vor richtig und gewiß gehalten: Ein anders/ information annehmẽ in iis, quæ circa quæſtionem illam ſunt, was etwa dabey oder daraus noch weiter folget/ ferner zu betrachten uñ auch conſequenter vorzunehmen ſeyn moͤch- te: jenes theils wuͤrde zwar bey mir einige wie- derwaͤrtige information nicht groß habẽ fuͤrch- ten koͤñen/ weil ich (wie ſchon gemeldet) in mei- nem gewiſſen allbereit uͤberzeuget/ dz es die war- heit ſeye woruͤber ich Gott allein und keinẽ men- ſchen zum Richter anruffen und leiden koͤnnen: Dieſes theils aber hab ich anderer und unter de- nenſelben auch des Fuͤrſtl. Conſiſt. information, fuͤrnehmlich quoad pragmaticum conſcientiæ ſtatum annehmen koͤnnen/ ſintemal ich dieſelbe dißfals nicht als contradicentes ſ. adverſarios, ſondern als meine vorgeſetzte und gebietende Hnn. Superiores zu erkennen noͤthig befunden. (2) Durch die principia (welche ich/ wo nicht gar geleugnet/ dannoch in zweiffel geſtellet habẽ ſoll) verſtehe ich principia cognoſcendi oder a- xiomata vel dicta S. Scripturæ, bey welchẽ zwey- erley zu beobachten. (1) Materiale oder die buch- ſtaben und wort/ wie ſie in der H. Schrifft zu- finden. Solche habe ich als ein Chriſt nirgends leugnen koͤnnen/ auch niemals in zweiffel geſtel- let. (2) Formale oder den verſtand/ ſo in den worten begriffen. Wo ich nun da etwas geleug- net/ oder in zweiffel geſtellet/ iſt es geſchehen aus urſach/ nicht als wann ich keinen richtigen verſtand ſolcher principiorum ſelbſten haͤtte/ oder auch von niemand anders anzunehmen be- gehrete; ſondern weil ich angeſtanden/ denſelben verſtand der worte eben auf ſolche weiſe und auf ſolche application anzunehmen/ wie auf gegen- theils ſeiten zu geſchehen pflegt. e. g. die worte Apoc. 20. Der Satan wird keine Heyden mehr verfuͤhren/ haben ihren eigenen/ bequemen und richtigen verſtand/ dañ ſo wol die worte im text vor ſich ſelbſten in genere, als auch die gewoͤhn- liche art zu reden in der Schrifft (Matth. 24, 5. 11. 1. Tim. 4, 1. 2. Tim. 3, 13. Apoc. 2, 20. c. 13, 14. &c.) ſamt den locis parallelis Zach. 13, 2. &c. mit ſich bringen/ wie bey gepflogener Conferentz vorkommen. Bey ſolchem ſchrifft- maͤſſigen verſtand bleibe ich/ und gehe damit am ſicherſten. Jch leugne aber oder zweiffle zum wenigſten an dem jenigen/ wann geſagt wird: Die Heyden verfuͤhren heiſſe ſo viel/ als: Durch die Heydniſche Kaͤyſer verfolgung erregen. Alſo auch bey andern exempeln mehr. Summa: Jch leugne nicht die principia, ſon- dern/ principiorum applicationem in etlichen ſtuͤcken. (3) Beym 3ten punct ſage ich nochmals/ daß die bewuſte ſententia de Regno Chriſti vel San- ctorum ejus in terris Millenario, laut ſo vieler ſpruͤche der H. Schrifft/ mein hertz und gewiſ- ſen nunmehro in der that dermaſſen feſt gefaſſet (was nemlich die quæſtiones principales bey ſolchem dogmate belangen thut) daß ich dabey biß ans ende beſtaͤndig gedencke zu verharren/ obſchon in etlichen neben-fragen und andeꝛn ac- cidentalibus ich noch einige erinnerung und un- terweiſung kan annehmen. Fol. 240. 4. Die externam convictionem (welche ich ſolle geſtandẽ haben) betreffend/ erklaͤre ich mich dabey alſo: (1) Bekenne ich/ daß ich bey ſo ge- brauchtẽ modo vel methodo oraliter conferen- di, uͤber etliche argumenta, conſequentias, und angefuͤhrte expoſitiones dictorum ſcripturæ (wie ſie anders theils ſecundum communem ſententiam gebraucht werden) ex infirmitate quadam judicii mich nicht ex tempore gruͤnd- lich reſolviren koͤnnen; dannenhero ich gerne ſe- hen wollen/ wann es muͤglich geweſen/ daß nach dem uͤbergebenen conſilio irenico Joh. Melle- tii die ſache ad ponderandum haͤtte moͤgen vor- genom̃en werden/ worin mir aber freylich nicht gebuͤhren koͤnnen/ E. F. Conſrſt. etwas vorzu- ſchreiben. (2) Wolle E. Fuͤrſtl. Conſiſt. unbe- ſchwert ſelbſten hochvernuͤnfftig arbitriren/ ob und auf was wege mir/ als inferiori, ſimplici & ſubdito homini unico wohl angeſtanden und moͤglich habe ſcheinen koͤnnen einen ſo ſchweren ſtein zu heben/ und alſo von ihnen das jenige zu hoffen oder zu ſagen/ was ich in etlichen ſtuͤcken bey gepflogener Conferentz uͤber mich geringen Pfarrer nunmehro mit gedult und unberuͤhm- ter demuth gern habe ergehen laſſen/ und zu zei- ten gutwillig geſchwiegen/ welches eine convi- ctio apparens, non vera geweſen. (3) Conceſſo, dzich bey etlichẽ argumenten ſeye convinciret o- der ad ſilentiũ redigiret/ bin ich doch keines da- hero vermeintẽ irrthums kraͤfftig zu beſchuldigẽ/ welches ſich exempli loco mit einem einfaͤltigẽ/ doch rechtglaubigen idioten erweiſen laͤſſet; dann ein ſubtiler opponens leichtlich externè convinciren und mit gebrauchten argumenten ad ſilentium redigiren kan/ da doch jenes ſein glaube und bekante meynung nichts deſtoweniger richtig und beſtaͤndig verbleibet: Alſo wird wol ein eintziger ſubtiler Photinianer offter- termahl viel tauſend einfaͤltige und rechtglaubige Lu- therauer oder andere mit ſeinẽ argumenten oder ſchein- baren ſpruͤchen der Schrifft externè convinciren und beweiſen wollen/ v. g. Chriſtum non eſſe verum Deũ &c. Dannoch bleibt die contradictoria orthodoxa, welche wir alle bekennen/ wahr und richtig/ videlicet Chri- ſtum eſſe verum Deum. Fol. 241. (4) Wann die convictio externa allweg einen irr- thum bey dem convicto andeutet/ ſo koͤnte ich es auch auff meine ſeite deuten/ und fuͤr mich ſchlieſſen/ daß bey dieſer quæſtion de Regno Millenario die negativa falſch ſey/ weil ich bey etlichen (ohne ruhm zu melden) inter diſcurſum, da man es an mich bracht/ die convictionẽ externam oder ſilentium auch erhalten/ wie ich mit war- heit noch etliche exempel E. F. Conſiſt. eroͤffnen kan. (5) Ferner/ daß ich nunmehro die bewuſte meynung de Regno Millenario quoad eſſentiam dogmatis in meinem gewiſſen andeꝛs nicht/ als vor eine richtige und in H. Schrifft begriffene warheit halte/ welche ich gegẽ Gott und bey allen unpartheyiſchẽ gemuͤthern gedencke zuver-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1139>, abgerufen am 03.05.2024.