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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] nicht allein an und vor sich selbsten schwer zu
glauben/ sondern ich habe auch selbigesmal im
anfang/ als Hr. Superintend. also anfieng in sei-
nem Museo mit mir zu conferiren/ und über mei-
ne dubia oder quaestiones (an der zahl 18.) eine
oralem responsionem zu formiren/ so balde mich
vernehmen lassen/ ich zweiffelte/ ob solcher mo-
dus conferendi
würde seinen intendirten scopu
erreichen/ massen ich auch bate/ wo mir auff die
verzeichnete quaestiones solte eine sufficiens re-
sponsio
gegeben werden/ so möchte es schrifft-
lich geschehen/ alsdenn könte ich die sache wol
und reifflich erwegen/ mich sine praecipitantia
darüber bedencken/ und also vernehmen/ mit was
gründen derselben begegnet würde; So felix
wäre ich nicht/ daß ich auff alle und jede argu-
menta
oder vorgebrachte sachen mich ex tempo-
re resolvir
en könte/ massen auch D. Calixtus
sel. den modum scripto tenus conferendi dem
gewöhlichen modo disputandi in rebus gravio-
ribus
vorgezogen/ und darzu gerathen etc. Weil
aber nun keine schrifftliche antwort/ sondern nur
ein discutsus oralis gefiel/ als bleiben die vornem-
sten dubia mir unbenommen. Jch unterdessen
(wie schon gemeldet) habe nichts destoweniger
auff oben besagte weise von solcher controver-
abzulassen mich erklärete/ begehre es auch noch-
mals hiemit zuthun/ wil also mit gedult und
stillem wesen erwarten/ was Gott und die zeit bey
eröffnung derer in der schrifft noch verborgenen
geheimnissen (weßwegen D. Philippus Nico-
lai
täglich gebeten c. 2. de R. C. c. 1. circa finem)
ins künfftige durch andere noch an tag bringen
wird. Mag demnach solche sache dem eventui
heim gestellet verbleiben/ utpote dexterrimo
Mysteriorum interpreti.

Fol. 62.

Jm fall aber nun endlich und vors dritte bey
solcher meiner erklärung ein F. Consistorium
nicht acquiesciren wollte/ hätte ich so dann auff
kein ander mittel ferner zugedencken/ als daß bey
J. F. Gn. um eine gnädige dimission ich anhal-
ten müste/ nicht zweiffelnde/ GOtt würde mir
mittel und wege zeigen/ an andere der Evange-
lischen religion zugethane ort und ende zu gelan-
gen/ allwo ich für keinen Schismaticum, Fana-
ticum
oder wol gar haereticum (worzu mich
hiesiger orten etliche gerne machen/ und beym
gemeinen mann gleichsam diffamiren wolten/
wo sie könten) sondern noch einen weg als den
andern für einen einfältigen diener Christi ge-
dächte erfunden und gehalten zu werden/ nach
derjenigen ermahnung/ welche der Gottselige
Johann Arnd p. m. an einem ort seiner geistrei-
chen bücher nachdencklich hinterlassen mit fol-
genden worten: Jn so viel religions-streiten laß
die verachtete einfalt des worts Gottes deine ei-
nige festung seyn: wort-krieg und schul-ge-
zänck gebären nur zanck/ helffen zum jetzt schwe-
benden ungöttlichem wesen/ und verrucken un-
sere sinne von der einfältigkeit in Christo Jesu: von
der einfältigkeit aber wirst du grossen nutzen und
Göttliche erleuchtung erlangen und bekommen.
Die ersten und besten Christen lobten Gott mit
einfältigem hertzen/ und war diß der Apostel
(wie auch heute ihrer wahren nachfolger) einiger
ruhm/ daß sie in einfältigkeit/ und nicht in jetzt
überall fleischlicher weißheit gewandelt haben.
Hactenus ille in informat. Biblic. Sola simpli
citas Deum agnoscere potest,
sagt Tertullianus,
und kommen mir dißmal eben vor die hand et-
[Spaltenumbruch] liche wort/ so der vornehme Theologus D. Joh.
Valent. Andreas, p. m.
in seinem Menippo di-
al.
33. gesetzet: Ego ut maxime probem dispu-
tandi distinguendique acrimoniam, tamen
qui minus illis fastigiis par sum, simplici ac
rustica prope fide comprehendo, quae vides
scripturae consentanea, nec in vocabulis tanto-
pere timidus sum, ut exinde mihi incognitae
haereseos metuam.
Ob ich nun bißhero in ge-
dachter einfalt gewandelt und gelehrt hab/ oder
nicht/ wil ich meine Pfarr-kinder auff bedörf-
fenden fall lassen aussagen/ verhoffende/ sie wer-
den mir hierinne alle gut zeugniß geben. Sol-
ches habe E. Magnificentz und Herrlichk. begehr-
ter massen demüthig hinterbringen/ und zu de-
ro ferneren consideration es stellen sollen/ hierauf
erwartende/ was selbige hierin zum unparthey-
ischen ausschlag der sachen vor das beste belieben
werden. Göttlicher gnade uns allerseits empfeh-
lende. Datum Unter-Neubron den 28. Aug. 1661.

E. Magnificentz und Herrl.
Unterdienstwilligster und gehorsamer
Georg Laurentius Seidenbecher Pfr. etc.
Durchlauchtigster/ HochgebornerFol. 106.
Fürst und Herr; E. Fürstl. Durch-
leuchtigk. etc. gnädigster Fürst. etc.

Was E. F. D. gnädigst an uns den 19. die-
ses wegen Georgii Laurentii Seidenbechers/
Pfarrers zu Unter-Neubrun im amt Eißfeld ge-
langen lassen/ solches haben aus E. F. D. gnä-
digstem schreiben/ so uns beneben denen beyla-
gen den 22. August abends zu recht zukommen/
mit mehrerm vernommen/ haben auch so bald
folgendes tages uns collegialiter zusammen ge-
than/ die acta und fragen mit fleiß durchlesen/ in
der furcht des Herrn nach denen dabey befindli-
chen umständen reiflich und mit gewissenhaften
hertzen erwogen/ und darauff nachfolgenden
gutachtens und bedenckens uns einmüthig ver-
glichen:

Nemlich:

Was die 1. frage anbelanget: was zu thun
sey/ wenn der Pfarrer zu Unter-Neubrun seine mei-
nung nach abermaliger gründlicher und sattsa-
mer remonstration auff seine scrupel praefracte
vertheidigen/ und was er unterschiedlich in sei-
ner erklärung setzet als lit. C. num. 3. als wenn
die lehre vom regno millen. in denen von ihme
angeführten sprüchen so hell und deut-
lich vorgeleget würde/ daß die/ welche solche
zeugniß vor dunckel hielten/ nach den worten
Es. 29. 9. sqq. verblendete und verstarrete men-Fol. 107.
schen zuhalten/ und ibid. n. 4. als wann die/ so
solcher offenbarung (deren er sich rühmet) nicht
beyfallen/ wieder Gott stritten/ behaubten wol-
te: so ist es zwar an deme/ daß solcher irrthum
von den 1000. jahren des R. Christi auf erden den
grund der seligkeit an und für sich selbst nicht um-
stosset/ und in einer privat person/ so für sich sol-
chem beygethan/ und andern nicht ärgerlich ist/
könte gedultet werden/ massen auch anfangs/
ehe die sache in der Christlichen kirchen gnug-
sam erwogen und erörtert worden/ auch
etliche alte fürtreffliche kirchen-lehrer/
Papias, Irenaeus, Tertullianus, Lactantius und
andere solchem falschem wahn beygethan gewe-
sen; so kan doch aber nunmehr/ nach dem die
sache in Christlicher kirche gnugsam erläutert/
in einem Prediger und Lehrer solcher irrthum

nicht

Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] nicht allein an und vor ſich ſelbſten ſchwer zu
glauben/ ſondern ich habe auch ſelbigesmal im
anfang/ als Hr. Superintend. alſo anfieng in ſei-
nem Muſeo mit miꝛ zu conferiren/ und uͤber mei-
ne dubia oder quæſtiones (an der zahl 18.) eine
oralem reſponſionem zu formiren/ ſo balde mich
vernehmen laſſen/ ich zweiffelte/ ob ſolcher mo-
dus conferendi
wuͤrde ſeinen intendirten ſcopũ
erreichen/ maſſen ich auch bate/ wo mir auff die
verzeichnete quæſtiones ſolte eine ſufficiens re-
ſponſio
gegeben werden/ ſo moͤchte es ſchrifft-
lich geſchehen/ alsdenn koͤnte ich die ſache wol
und reifflich erwegen/ mich ſine præcipitantia
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gruͤnden derſelben begegnet wuͤrde; So felix
waͤre ich nicht/ daß ich auff alle und jede argu-
menta
oder vorgebrachte ſachen mich ex tempo-
re reſolvir
en koͤnte/ maſſen auch D. Calixtus
ſel. den modum ſcripto tenus conferendi dem
gewoͤhlichen modo diſputandi in rebus gravio-
ribus
vorgezogen/ und darzu gerathen ꝛc. Weil
aber nun keine ſchrifftliche antwort/ ſondern nur
ein diſcutſus oralis gefiel/ als bleibẽ die vornem-
ſten dubia mir unbenommen. Jch unterdeſſen
(wie ſchon gemeldet) habe nichts deſtoweniger
auff oben beſagte weiſe von ſolcher controver-
abzulaſſen mich erklaͤrete/ begehre es auch noch-
mals hiemit zuthun/ wil alſo mit gedult und
ſtillem weſen erwarten/ was Gott uñ die zeit bey
eroͤffnung derer in der ſchrifft noch verborgenen
geheimniſſen (weßwegen D. Philippus Nico-
lai
taͤglich gebeten c. 2. de R. C. c. 1. circa finem)
ins kuͤnfftige durch andere noch an tag bringen
wird. Mag demnach ſolche ſache dem eventui
heim geſtellet verbleiben/ utpote dexterrimo
Myſteriorum interpreti.

Fol. 62.

Jm fall aber nun endlich und vors dritte bey
ſolcher meiner erklaͤrung ein F. Conſiſtorium
nicht acquieſciren wollte/ haͤtte ich ſo dann auff
kein ander mittel ferner zugedencken/ als daß bey
J. F. Gn. um eine gnaͤdige dimiſſion ich anhal-
ten muͤſte/ nicht zweiffelnde/ GOtt wuͤrde mir
mittel und wege zeigen/ an andere der Evange-
liſchen religion zugethane ort und ende zu gelan-
gen/ allwo ich fuͤr keinen Schiſmaticum, Fana-
ticum
oder wol gar hæreticum (worzu mich
hieſiger orten etliche gerne machen/ und beym
gemeinen mann gleichſam diffamiren wolten/
wo ſie koͤnten) ſondern noch einen weg als den
andern fuͤr einen einfaͤltigen diener Chriſti ge-
daͤchte erfunden und gehalten zu werden/ nach
derjenigen ermahnung/ welche der Gottſelige
Johann Arnd p. m. an einem ort ſeiner geiſtrei-
chen buͤcher nachdencklich hinterlaſſen mit fol-
genden worten: Jn ſo viel religions-ſtreiten laß
die verachtete einfalt des worts Gottes deine ei-
nige feſtung ſeyn: wort-krieg und ſchul-ge-
zaͤnck gebaͤren nur zanck/ helffen zum jetzt ſchwe-
benden ungoͤttlichem weſen/ und verrucken un-
ſere ſiñe von der einfaͤltigkeit in Chriſto Jeſu: von
der einfaͤltigkeit aber wirſt du groſſen nutzen uñ
Goͤttliche erleuchtung erlangen uñ bekommen.
Die erſten und beſten Chriſten lobten Gott mit
einfaͤltigem hertzen/ und war diß der Apoſtel
(wie auch heute ihꝛer wahren nachfolger) einiger
ruhm/ daß ſie in einfaͤltigkeit/ und nicht in jetzt
uͤberall fleiſchlicher weißheit gewandelt haben.
Hactenus ille in informat. Biblic. Sola ſimpli
citas Deum agnoſcere poteſt,
ſagt Tertullianus,
und kommen mir dißmal eben vor die hand et-
[Spaltenumbruch] liche wort/ ſo der vornehme Theologus D. Joh.
Valent. Andreas, p. m.
in ſeinem Menippo di-
al.
33. geſetzet: Ego ut maximè probem diſpu-
tandi diſtinguendique acrimoniam, tamen
qui minus illis faſtigiis par ſum, ſimplici ac
ruſtica propè fide comprehendo, quæ vides
ſcripturæ conſentanea, nec in vocabulis tanto-
pere timidus ſum, ut exinde mihi incognitæ
hæreſeos metuam.
Ob ich nun bißhero in ge-
dachter einfalt gewandelt und gelehrt hab/ oder
nicht/ wil ich meine Pfarꝛ-kinder auff bedoͤrf-
fenden fall laſſen auſſagen/ verhoffende/ ſie wer-
den mir hierinne alle gut zeugniß geben. Sol-
ches habe E. Magnificentz und Herꝛlichk. begehr-
ter maſſen demuͤthig hinterbringen/ und zu de-
ro ferneren conſideration es ſtellen ſollen/ hierauf
erwartende/ was ſelbige hierin zum unparthey-
iſchen ausſchlag der ſachen vor das beſte beliebẽ
werden. Goͤttlicher gnade uns allerſeits empfeh-
lende. Datum Unter-Neubron den 28. Aug. 1661.

E. Magnificentz und Herrl.
Unterdienſtwilligſter und gehorſamer
Georg Laurentius Seidenbecher Pfr. ꝛc.
Durchlauchtigſter/ HochgebornerFol. 106.
Fuͤrſt und Herꝛ; E. Fuͤrſtl. Durch-
leuchtigk. ꝛc. gnaͤdigſter Fuͤrſt. ꝛc.

Was E. F. D. gnaͤdigſt an uns den 19. die-
ſes wegen Georgii Laurentii Seidenbechers/
Pfarrers zu Unter-Neubrun im amt Eißfeld ge-
langen laſſen/ ſolches haben aus E. F. D. gnaͤ-
digſtem ſchreiben/ ſo uns beneben denen beyla-
gen den 22. Auguſt abends zu recht zukommen/
mit mehrerm vernommen/ haben auch ſo bald
folgendes tages uns collegialiter zuſammen ge-
than/ die acta und fragen mit fleiß durchleſen/ in
der furcht des Herꝛn nach denen dabey befindli-
chen umſtaͤnden reiflich und mit gewiſſenhaften
hertzen erwogen/ und darauff nachfolgenden
gutachtens und bedenckens uns einmuͤthig ver-
glichen:

Nemlich:

Was die 1. frage anbelanget: was zu thun
ſey/ weñ der Pfaꝛreꝛ zu Unteꝛ-Neubrun ſeine mei-
nung nach abermaliger gruͤndlicher und ſattſa-
mer remonſtration auff ſeine ſcrupel præfractè
vertheidigen/ und was er unterſchiedlich in ſei-
ner erklaͤrung ſetzet als lit. C. num. 3. als wenn
die lehre vom regno millen. in denen von ihme
angefuͤhrten ſpruͤchen ſo hell und deut-
lich vorgeleget wuͤrde/ daß die/ welche ſolche
zeugniß vor dunckel hielten/ nach den worten
Eſ. 29. 9. ſqq. verblendete und verſtarrete men-Fol. 107.
ſchen zuhalten/ und ibid. n. 4. als wann die/ ſo
ſolcher offenbarung (deren er ſich ruͤhmet) nicht
beyfallen/ wieder Gott ſtritten/ behaubten wol-
te: ſo iſt es zwar an deme/ daß ſolcher irꝛthum
von den 1000. jahrẽ des R. Chꝛiſti auf eꝛden den
grund der ſeligkeit an uñ fuͤr ſich ſelbſt nicht um-
ſtoſſet/ und in einer privat perſon/ ſo fuͤr ſich ſol-
chem beygethan/ und andern nicht aͤrgerlich iſt/
koͤnte gedultet werden/ maſſen auch anfangs/
ehe die ſache in der Chriſtlichen kirchen gnug-
ſam erwogen und eroͤrtert worden/ auch
etliche alte fuͤrtreffliche kirchen-lehrer/
Papias, Irenæus, Tertullianus, Lactantius und
andere ſolchem falſchem wahn beygethan gewe-
ſen; ſo kan doch aber nunmehr/ nach dem die
ſache in Chriſtlicher kirche gnugſam erlaͤutert/
in einem Prediger und Lehrer ſolcher irꝛthum

nicht
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[828/1136] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. nicht allein an und vor ſich ſelbſten ſchwer zu glauben/ ſondern ich habe auch ſelbigesmal im anfang/ als Hr. Superintend. alſo anfieng in ſei- nem Muſeo mit miꝛ zu conferiren/ und uͤber mei- ne dubia oder quæſtiones (an der zahl 18.) eine oralem reſponſionem zu formiren/ ſo balde mich vernehmen laſſen/ ich zweiffelte/ ob ſolcher mo- dus conferendi wuͤrde ſeinen intendirten ſcopũ erreichen/ maſſen ich auch bate/ wo mir auff die verzeichnete quæſtiones ſolte eine ſufficiens re- ſponſio gegeben werden/ ſo moͤchte es ſchrifft- lich geſchehen/ alsdenn koͤnte ich die ſache wol und reifflich erwegen/ mich ſine præcipitantia daruͤbeꝛ bedencken/ uñ alſo vernehmen/ mit was gruͤnden derſelben begegnet wuͤrde; So felix waͤre ich nicht/ daß ich auff alle und jede argu- menta oder vorgebrachte ſachen mich ex tempo- re reſolviren koͤnte/ maſſen auch D. Calixtus ſel. den modum ſcripto tenus conferendi dem gewoͤhlichen modo diſputandi in rebus gravio- ribus vorgezogen/ und darzu gerathen ꝛc. Weil aber nun keine ſchrifftliche antwort/ ſondern nur ein diſcutſus oralis gefiel/ als bleibẽ die vornem- ſten dubia mir unbenommen. Jch unterdeſſen (wie ſchon gemeldet) habe nichts deſtoweniger auff oben beſagte weiſe von ſolcher controver- abzulaſſen mich erklaͤrete/ begehre es auch noch- mals hiemit zuthun/ wil alſo mit gedult und ſtillem weſen erwarten/ was Gott uñ die zeit bey eroͤffnung derer in der ſchrifft noch verborgenen geheimniſſen (weßwegen D. Philippus Nico- lai taͤglich gebeten c. 2. de R. C. c. 1. circa finem) ins kuͤnfftige durch andere noch an tag bringen wird. Mag demnach ſolche ſache dem eventui heim geſtellet verbleiben/ utpote dexterrimo Myſteriorum interpreti. Jm fall aber nun endlich und vors dritte bey ſolcher meiner erklaͤrung ein F. Conſiſtorium nicht acquieſciren wollte/ haͤtte ich ſo dann auff kein ander mittel ferner zugedencken/ als daß bey J. F. Gn. um eine gnaͤdige dimiſſion ich anhal- ten muͤſte/ nicht zweiffelnde/ GOtt wuͤrde mir mittel und wege zeigen/ an andere der Evange- liſchen religion zugethane ort und ende zu gelan- gen/ allwo ich fuͤr keinen Schiſmaticum, Fana- ticum oder wol gar hæreticum (worzu mich hieſiger orten etliche gerne machen/ und beym gemeinen mann gleichſam diffamiren wolten/ wo ſie koͤnten) ſondern noch einen weg als den andern fuͤr einen einfaͤltigen diener Chriſti ge- daͤchte erfunden und gehalten zu werden/ nach derjenigen ermahnung/ welche der Gottſelige Johann Arnd p. m. an einem ort ſeiner geiſtrei- chen buͤcher nachdencklich hinterlaſſen mit fol- genden worten: Jn ſo viel religions-ſtreiten laß die verachtete einfalt des worts Gottes deine ei- nige feſtung ſeyn: wort-krieg und ſchul-ge- zaͤnck gebaͤren nur zanck/ helffen zum jetzt ſchwe- benden ungoͤttlichem weſen/ und verrucken un- ſere ſiñe von der einfaͤltigkeit in Chriſto Jeſu: von der einfaͤltigkeit aber wirſt du groſſen nutzen uñ Goͤttliche erleuchtung erlangen uñ bekommen. Die erſten und beſten Chriſten lobten Gott mit einfaͤltigem hertzen/ und war diß der Apoſtel (wie auch heute ihꝛer wahren nachfolger) einiger ruhm/ daß ſie in einfaͤltigkeit/ und nicht in jetzt uͤberall fleiſchlicher weißheit gewandelt haben. Hactenus ille in informat. Biblic. Sola ſimpli citas Deum agnoſcere poteſt, ſagt Tertullianus, und kommen mir dißmal eben vor die hand et- liche wort/ ſo der vornehme Theologus D. Joh. Valent. Andreas, p. m. in ſeinem Menippo di- al. 33. geſetzet: Ego ut maximè probem diſpu- tandi diſtinguendique acrimoniam, tamen qui minus illis faſtigiis par ſum, ſimplici ac ruſtica propè fide comprehendo, quæ vides ſcripturæ conſentanea, nec in vocabulis tanto- pere timidus ſum, ut exinde mihi incognitæ hæreſeos metuam. Ob ich nun bißhero in ge- dachter einfalt gewandelt und gelehrt hab/ oder nicht/ wil ich meine Pfarꝛ-kinder auff bedoͤrf- fenden fall laſſen auſſagen/ verhoffende/ ſie wer- den mir hierinne alle gut zeugniß geben. Sol- ches habe E. Magnificentz und Herꝛlichk. begehr- ter maſſen demuͤthig hinterbringen/ und zu de- ro ferneren conſideration es ſtellen ſollen/ hierauf erwartende/ was ſelbige hierin zum unparthey- iſchen ausſchlag der ſachen vor das beſte beliebẽ werden. Goͤttlicher gnade uns allerſeits empfeh- lende. Datum Unter-Neubron den 28. Aug. 1661. E. Magnificentz und Herrl. Unterdienſtwilligſter und gehorſamer Georg Laurentius Seidenbecher Pfr. ꝛc. Durchlauchtigſter/ Hochgeborner Fuͤrſt und Herꝛ; E. Fuͤrſtl. Durch- leuchtigk. ꝛc. gnaͤdigſter Fuͤrſt. ꝛc. Was E. F. D. gnaͤdigſt an uns den 19. die- ſes wegen Georgii Laurentii Seidenbechers/ Pfarrers zu Unter-Neubrun im amt Eißfeld ge- langen laſſen/ ſolches haben aus E. F. D. gnaͤ- digſtem ſchreiben/ ſo uns beneben denen beyla- gen den 22. Auguſt abends zu recht zukommen/ mit mehrerm vernommen/ haben auch ſo bald folgendes tages uns collegialiter zuſammen ge- than/ die acta und fragen mit fleiß durchleſen/ in der furcht des Herꝛn nach denen dabey befindli- chen umſtaͤnden reiflich und mit gewiſſenhaften hertzen erwogen/ und darauff nachfolgenden gutachtens und bedenckens uns einmuͤthig ver- glichen: Nemlich: Was die 1. frage anbelanget: was zu thun ſey/ weñ der Pfaꝛreꝛ zu Unteꝛ-Neubrun ſeine mei- nung nach abermaliger gruͤndlicher und ſattſa- mer remonſtration auff ſeine ſcrupel præfractè vertheidigen/ und was er unterſchiedlich in ſei- ner erklaͤrung ſetzet als lit. C. num. 3. als wenn die lehre vom regno millen. in denen von ihme angefuͤhrten ſpruͤchen ſo hell und deut- lich vorgeleget wuͤrde/ daß die/ welche ſolche zeugniß vor dunckel hielten/ nach den worten Eſ. 29. 9. ſqq. verblendete und verſtarrete men- ſchen zuhalten/ und ibid. n. 4. als wann die/ ſo ſolcher offenbarung (deren er ſich ruͤhmet) nicht beyfallen/ wieder Gott ſtritten/ behaubten wol- te: ſo iſt es zwar an deme/ daß ſolcher irꝛthum von den 1000. jahrẽ des R. Chꝛiſti auf eꝛden den grund der ſeligkeit an uñ fuͤr ſich ſelbſt nicht um- ſtoſſet/ und in einer privat perſon/ ſo fuͤr ſich ſol- chem beygethan/ und andern nicht aͤrgerlich iſt/ koͤnte gedultet werden/ maſſen auch anfangs/ ehe die ſache in der Chriſtlichen kirchen gnug- ſam erwogen und eroͤrtert worden/ auch etliche alte fuͤrtreffliche kirchen-lehrer/ Papias, Irenæus, Tertullianus, Lactantius und andere ſolchem falſchem wahn beygethan gewe- ſen; ſo kan doch aber nunmehr/ nach dem die ſache in Chriſtlicher kirche gnugſam erlaͤutert/ in einem Prediger und Lehrer ſolcher irꝛthum nicht Fol. 107.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1136>, abgerufen am 03.05.2024.