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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] ben Eu. Magnif. und Herrl. aus beygelegter
copia unbeschwert zu ersehen. Weil aber solche
meine erklärung vom Hn. Superint. nicht allein
in einem hitzigen scripto, (darinnen ich theils
vor einen längstverdammten schwärmer und
ketzer gehalten/ mein gewissen ohne gnugsame
prüfung gar vor teufflisch ausgescholten/ unbe-
weißliche sachen mir schuld gegeben/ und son-
sten mit andern praejudiciis onerirt werde/ wel-
ches alles ich zwar mit gedult und gutem ge-
wissen zu vertragen/ darneben aber Gott im
himmel dem unpartheyischen richter solche sa-
che zu seiner zeit zurichten/ und meine unschuld an
tag bringen zu lassen gesonnen) hefftiger weise
niedergeschlagen/ sondern ich auch dahin gewie-
sen worden/ E. Hochlöbl. Consist immediate
meine declaration selbst zu eröffnen: Als habe
ich solches hiemit zu werck richten/ meine gegen
Hn. Superint. albereit gethane erklärung noch-
mals gleichsam repetiren/ ja auch etwas aus-
führlicher darthun/ und so dann eines Fürstl.
Consist. ausspruch unterthänig erwarten wol-
len Beruhet also nunmehro (so viel ich an mei-
nem ort ersehen kan) dieser handel auf sonder-
baren drey mitteln/ wodurch ihm kan abgeholf-
fen werden/ worüber ich mich dann folgender ge-
stalt categorice, wie begehrt worde/ erkläre will.

Erstlich/ so ich gefragt werde: Ob ich von der
vorhin mit andern geführten meynung über
den verstand des loci Apocalyptici c. 20. nicht
allein gäntzlich ablassen/ sondern auch durch ei-
ne begehrte Schrifft dieselbe verwerffen und al-
so revociren wolle? kan ich hierauf anders nicht
dann nein sagen/ um folgender ursachen willen.

Fol. 59.

(1.) Weil ich damit wider mein gewissen re-
den/ und wo man mich nöthigen wolte/ zum
heuchler werden müste/ der ein anders mit dem
mund sagte/ ein anders im hertzen gedächte.
Sintemal ja keine geringe/ sondern sehr grosse
und wichtige dubia bey solcher meynung vor-
lauffen/ die mir und andern noch mehr im wege
stehen/ warum davon nicht gäntzlich idque via
revocationis
abzulassen.

(2.) Solte ich die affirmativam de annis
Apocal. adhuc futuris simpliciter
verwerffen
und contemniren/ so müste ich nicht allein der
alten Patrum in der ältisten kirchen N. T. einen
grossen hauffen/ sondern auch so manchen inter
nostrates s. Lutheranos (ut coeterostaceam)

gelehrten und gottsfürchtigen mann/ so wohl
unter privat als auch in vornehmen ämtern/ ja
gar in Ministeriis verhandenen personen/ vor
einen ketzer oder schwärmer halten/ weil ja zu
erweisen/ daß solche leute die affirmativam ge-
führet und noch führen/ ohne abbruch ihres
glaubens oder hinderniß an der gottseligkeit/
und dörfften alsdenn solche mir wohl zur ant-
wort geben aus 1. Cor. 14. Jst das wort GOt-
tes von euch auskommen? oder ists allein zu
euch kommen?

(3.) Jch wüste alsdann nicht vor meine per-
son/ wie ich Johannem in seiner Apoc. solte las-
sen recht behalten/ wenn er de seculo illo mille-
nario
das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] so deutlich gesetzet/ dabey man
ja am sichersten kan verbleiben. Es hat der liebe
Lutherus zu seiner zeit mit seinen adverfariis es
unterschiedl. mal practiciret/ und damit durch-
gedrungen/ daß er beym hellen buchstaben der
schrifft geblieben. Also kan ich noch zur zeit nicht
sehen/ was mich eigentl. dringen solte/ das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
[Spaltenumbruch][fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] oder hellen verstand der heil. schrift Apoc.
20. und anderer örter stricte zu verwerffen/ einen
dunckeln verstand an dessen statt zu ergreiffen/
und darneben kraft einer revocation die jenige
vor ketzer und schwärmer zuhalten/ welche
beym ersten als dem [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] verbleiben.

(4.) Weil die sententia adversae partis de an-Fol. 60.
nis illis Apoc. 20. quasi jam praeterlapsis selbst
nicht kan apodictive demonstrirt werden/ son-
dern man glaubt also nur probabiliter, sie hätten
sich zun zeiten Constantini M. (andere sagen an-
ders) angefangen/ und über 1000. jahr hernach/
nunmehr schon vor 350. jahren geendet; als kan
die contradictoria de annis illis nondum prae-
terla psis, sed adhuc futuris
nicht pro haeretica
s. impia
gehalten werden. Lässet man nun pro-
babilitatem sententiae
auf beyden seiten gelten/
so kan man keine vor der andern ejuriren oder
condemniren.

(5.) Halte ich nochmals mit andern dafür/
daß solche meynung oder erklärung der 1000.
jahr ex Apoc. 20. massen ich solche bißhero bey
etl. Neotericis erörtert gesehen/ vorhin in keinen
Concilio verdammt/ noch auch in Aug. Confess.
gemeinet und verworffen worden. Solte aber
in dieser nicht nur der Jüdischen meynungen
(wie die worte des articuls lauten) sondern alle
und jede auslegung von denen noch zukünftigen
1000. jahren verdamt worden seyn/ so hätte sich
die ecclesia primitiva purioribus his seculis
unschuldiger weise auch mit verdammen lassen
müssen/ da doch die confessio mit solcher eccle-
sia
in allen articuln will eins seyn.

(6.) Gleichwie es so wol in andern als auch
vorneml. in glaubens-sachen sich niemals auf-
richtig thun lässet/ menschen zu gefallen etwas zu
approbiren: Also lässet sich ebener massen in iis-
dem rebus sidei s. salvificae s. historicae
aus blos-
ser menschen ansehen und um gunst willen nichts
improbiren oder verdammen/ weil das gewis-
sen bessern grund und zeugnuß haben muß/ wo
ihm soll geholffen werden. Um solcher und etwa
noch mehrer ursachen willen/ will ich der hoff-
nung leben/ es werde E. Hochl. Consist. mich
nicht nöthigen lassen/ die jenige meynung/ so
heutiges tages auch noch bey mehr unterschie-
denen Evangel. und der Aug. Conf. zugethanen
personen und lehrern privatim über denen noch
zukünfftigen 1000. jahren Apoc. 20. sich findet/
zu condemniren/ sintemal ich selbige numehro/
als jetzo folge wird/ an ihren ort beruhen lassen/
niemand darzu nöthigen/ noch eines andern ge-
wissen darmit beschweren/ sondern mit Paulo
sagen will/ Rom. 14. v. 5. Ein jeder etc.

Fürs andere hab ich mich erkläret/ daß ichFol. 61.
bey solcher meynung wegen einer und anderer
dubiorum, welche ab utraque parte zu finden/
das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] gebrauchen/ selbige an ihrem ort
in medio hinführo beruhen/ und weiter da-
von nichts urgiren oder propaliren wolle/
wie in meinem schreiben an Herrn Superint. zu
Eißfeld ausdrücklich zu finden. Solches hab
ich durch das ablassen verstanden/ als der Hr.
Superint. den 19. Jul. über meine auffgesetzte
quaestiones in der Superintendur mit mir con-
ferirte
und endlich von solcher meinung ab-
zulassen vermahnete. Denn das selbige confe-
ren
tz mir gäntzlich und auff einmal alle und jede
dubia so geschwind und kurtz (etwa innerhalb
2. oder 3. stunden) hätte benehmen sollen/ ist

nicht
A. K. H. Vierter Theil. M m m m m 2

Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] ben Eu. Magnif. und Herrl. aus beygelegter
copia unbeſchwert zu erſehen. Weil aber ſolche
meine erklaͤrung vom Hn. Superint. nicht allein
in einem hitzigen ſcripto, (darinnen ich theils
vor einen laͤngſtverdammten ſchwaͤrmer und
ketzer gehalten/ mein gewiſſen ohne gnugſame
pruͤfung gar vor teuffliſch ausgeſcholten/ unbe-
weißliche ſachen mir ſchuld gegeben/ und ſon-
ſten mit andern præjudiciis onerirt werde/ wel-
ches alles ich zwar mit gedult und gutem ge-
wiſſen zu vertragen/ darneben aber Gott im
himmel dem unpartheyiſchen richter ſolche ſa-
che zu ſeineꝛ zeit zurichten/ uñ meine unſchuld an
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niedergeſchlagen/ ſondeꝛn ich auch dahin gewie-
ſen worden/ E. Hochloͤbl. Conſiſt immediatè
meine declaration ſelbſt zu eroͤffnen: Als habe
ich ſolches hiemit zu werck richten/ meine gegen
Hn. Superint. albereit gethane erklaͤrung noch-
mals gleichſam repetiren/ ja auch etwas aus-
fuͤhrlicher darthun/ und ſo dann eines Fuͤrſtl.
Conſiſt. ausſpruch unterthaͤnig erwarten wol-
len Beruhet alſo nunmehro (ſo viel ich an mei-
nem ort erſehen kan) dieſer handel auf ſonder-
baren drey mitteln/ wodurch ihm kan abgeholf-
fen werdẽ/ woruͤber ich mich dann folgender ge-
ſtalt categoricè, wie begehrt wordē/ erklaͤrē will.

Erſtlich/ ſo ich gefragt werde: Ob ich von der
vorhin mit andern gefuͤhrten meynung uͤber
den verſtand des loci Apocalyptici c. 20. nicht
allein gaͤntzlich ablaſſen/ ſondern auch durch ei-
ne begehrte Schrifft dieſelbe verwerffen und al-
ſo revociren wolle? kan ich hierauf anders nicht
dann nein ſagen/ um folgender urſachen willen.

Fol. 59.

(1.) Weil ich damit wider mein gewiſſen re-
den/ und wo man mich noͤthigen wolte/ zum
heuchler werden muͤſte/ der ein anders mit dem
mund ſagte/ ein anders im hertzen gedaͤchte.
Sintemal ja keine geringe/ ſondern ſehr groſſe
und wichtige dubia bey ſolcher meynung vor-
lauffen/ die mir und andern noch mehr im wege
ſtehen/ warum davon nicht gaͤntzlich idque viâ
revocationis
abzulaſſen.

(2.) Solte ich die affirmativam de annis
Apocal. adhuc futuris ſimpliciter
verwerffen
und contemniren/ ſo muͤſte ich nicht allein der
alten Patrum in der aͤltiſten kirchen N. T. einen
groſſen hauffen/ ſondern auch ſo manchen inter
noſtrates ſ. Lutheranos (ut cœterostaceam)

gelehrten und gottsfuͤrchtigen mann/ ſo wohl
unter privat als auch in vornehmen aͤmtern/ ja
gar in Miniſteriis verhandenen perſonen/ vor
einen ketzer oder ſchwaͤrmer halten/ weil ja zu
erweiſen/ daß ſolche leute die affirmativam ge-
fuͤhret und noch fuͤhren/ ohne abbruch ihres
glaubens oder hinderniß an der gottſeligkeit/
und doͤrfften alsdenn ſolche mir wohl zur ant-
wort geben aus 1. Cor. 14. Jſt das wort GOt-
tes von euch auskommen? oder iſts allein zu
euch kommen?

(3.) Jch wuͤſte alsdann nicht vor meine per-
ſon/ wie ich Johannem in ſeiner Apoc. ſolte laſ-
ſen recht behalten/ wenn er de ſeculo illo mille-
nario
das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] ſo deutlich geſetzet/ dabey man
ja am ſicherſten kan verbleiben. Es hat der liebe
Lutherus zu ſeiner zeit mit ſeinen adverfariis es
unterſchiedl. mal practiciret/ und damit durch-
gedrungen/ daß er beym hellen buchſtaben der
ſchrifft geblieben. Alſo kan ich noch zur zeit nicht
ſehen/ was mich eigentl. dringen ſolte/ das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
[Spaltenumbruch][fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] oder hellen verſtand der heil. ſchrift Apoc.
20. und anderer oͤrter ſtrictè zu verwerffen/ einẽ
dunckeln verſtand an deſſen ſtatt zu ergreiffen/
und darneben kraft einer revocation die jenige
vor ketzer und ſchwaͤrmer zuhalten/ welche
beym erſten als dem [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] verbleiben.

(4.) Weil die ſententia adverſæ partis de an-Fol. 60.
nis illis Apoc. 20. quaſi jam præterlapſis ſelbſt
nicht kan apodictivè demonſtrirt werden/ ſon-
dern man glaubt alſo nur probabiliter, ſie haͤttẽ
ſich zun zeiten Conſtantini M. (andere ſagen an-
ders) angefangen/ und uͤber 1000. jahr hernach/
nunmehr ſchon vor 350. jahren geendet; als kan
die contradictoria de annis illis nondum præ-
terla pſis, ſed adhuc futuris
nicht pro hæretica
ſ. impia
gehalten werden. Laͤſſet man nun pro-
babilitatem ſententiæ
auf beyden ſeiten gelten/
ſo kan man keine vor der andern ejuriren oder
condemniren.

(5.) Halte ich nochmals mit andern dafuͤr/
daß ſolche meynung oder erklaͤrung der 1000.
jahr ex Apoc. 20. maſſen ich ſolche bißhero bey
etl. Neotericis eroͤrtert geſehen/ vorhin in keinẽ
Concilio verdam̃t/ noch auch in Aug. Confeſſ.
gemeinet und verworffen worden. Solte aber
in dieſer nicht nur der Juͤdiſchen meynungen
(wie die worte des articuls lauten) ſondern alle
und jede auslegung von denen noch zukuͤnftigẽ
1000. jahren verdamt woꝛden ſeyn/ ſo haͤtte ſich
die eccleſia primitiva purioribus his ſeculis
unſchuldiger weiſe auch mit verdammen laſſen
muͤſſen/ da doch die confeſſio mit ſolcher eccle-
ſia
in allen articuln will eins ſeyn.

(6.) Gleichwie es ſo wol in andern als auch
vorneml. in glaubens-ſachen ſich niemals auf-
richtig thun laͤſſet/ menſchẽ zu gefallẽ etwas zu
approbiren: Alſo laͤſſet ſich ebener maſſen in iis-
dem rebus ſidei ſ. ſalvificæ ſ. hiſtoricæ
aus bloſ-
ſer menſchen anſehen uñ um gunſt willen nichts
improbiren oder verdammen/ weil das gewiſ-
ſen beſſern grund und zeugnuß haben muß/ wo
ihm ſoll geholffen werden. Um ſolcher und etwa
noch mehrer urſachen willen/ will ich der hoff-
nung leben/ es werde E. Hochl. Conſiſt. mich
nicht noͤthigen laſſen/ die jenige meynung/ ſo
heutiges tages auch noch bey mehr unterſchie-
denen Evangel. und der Aug. Conf. zugethanen
perſonen und lehrern privatim uͤber denen noch
zukuͤnfftigen 1000. jahren Apoc. 20. ſich findet/
zu condemniren/ ſintemal ich ſelbige numehro/
als jetzo folgē wird/ an ihren ort beruhen laſſen/
niemand darzu noͤthigen/ noch eines andern ge-
wiſſen darmit beſchweren/ ſondern mit Paulo
ſagen will/ Rom. 14. v. 5. Ein jeder ꝛc.

Fuͤrs andere hab ich mich erklaͤret/ daß ichFol. 61.
bey ſolcher meynung wegen einer und anderer
dubiorum, welche ab utraque parte zu finden/
das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] gebrauchen/ ſelbige an ihrem ort
in medio hinfuͤhro beruhen/ und weiter da-
von nichts urgiren oder propaliren wolle/
wie in meinem ſchreiben an Herrn Superint. zu
Eißfeld ausdruͤcklich zu finden. Solches hab
ich durch das ablaſſen verſtanden/ als der Hr.
Superint. den 19. Jul. uͤber meine auffgeſetzte
quæſtiones in der Superintendur mit mir con-
ferirte
und endlich von ſolcher meinung ab-
zulaſſen vermahnete. Denn das ſelbige confe-
ren
tz mir gaͤntzlich und auff einmal alle und jede
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[827/1135] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. ben Eu. Magnif. und Herrl. aus beygelegter copia unbeſchwert zu erſehen. Weil aber ſolche meine erklaͤrung vom Hn. Superint. nicht allein in einem hitzigen ſcripto, (darinnen ich theils vor einen laͤngſtverdammten ſchwaͤrmer und ketzer gehalten/ mein gewiſſen ohne gnugſame pruͤfung gar vor teuffliſch ausgeſcholten/ unbe- weißliche ſachen mir ſchuld gegeben/ und ſon- ſten mit andern præjudiciis onerirt werde/ wel- ches alles ich zwar mit gedult und gutem ge- wiſſen zu vertragen/ darneben aber Gott im himmel dem unpartheyiſchen richter ſolche ſa- che zu ſeineꝛ zeit zurichten/ uñ meine unſchuld an tag bringen zu laſſen geſonnen) hefftiger weiſe niedergeſchlagen/ ſondeꝛn ich auch dahin gewie- ſen worden/ E. Hochloͤbl. Conſiſt immediatè meine declaration ſelbſt zu eroͤffnen: Als habe ich ſolches hiemit zu werck richten/ meine gegen Hn. Superint. albereit gethane erklaͤrung noch- mals gleichſam repetiren/ ja auch etwas aus- fuͤhrlicher darthun/ und ſo dann eines Fuͤrſtl. Conſiſt. ausſpruch unterthaͤnig erwarten wol- len Beruhet alſo nunmehro (ſo viel ich an mei- nem ort erſehen kan) dieſer handel auf ſonder- baren drey mitteln/ wodurch ihm kan abgeholf- fen werdẽ/ woruͤber ich mich dann folgender ge- ſtalt categoricè, wie begehrt wordē/ erklaͤrē will. Erſtlich/ ſo ich gefragt werde: Ob ich von der vorhin mit andern gefuͤhrten meynung uͤber den verſtand des loci Apocalyptici c. 20. nicht allein gaͤntzlich ablaſſen/ ſondern auch durch ei- ne begehrte Schrifft dieſelbe verwerffen und al- ſo revociren wolle? kan ich hierauf anders nicht dann nein ſagen/ um folgender urſachen willen. (1.) Weil ich damit wider mein gewiſſen re- den/ und wo man mich noͤthigen wolte/ zum heuchler werden muͤſte/ der ein anders mit dem mund ſagte/ ein anders im hertzen gedaͤchte. Sintemal ja keine geringe/ ſondern ſehr groſſe und wichtige dubia bey ſolcher meynung vor- lauffen/ die mir und andern noch mehr im wege ſtehen/ warum davon nicht gaͤntzlich idque viâ revocationis abzulaſſen. (2.) Solte ich die affirmativam de annis Apocal. adhuc futuris ſimpliciter verwerffen und contemniren/ ſo muͤſte ich nicht allein der alten Patrum in der aͤltiſten kirchen N. T. einen groſſen hauffen/ ſondern auch ſo manchen inter noſtrates ſ. Lutheranos (ut cœterostaceam) gelehrten und gottsfuͤrchtigen mann/ ſo wohl unter privat als auch in vornehmen aͤmtern/ ja gar in Miniſteriis verhandenen perſonen/ vor einen ketzer oder ſchwaͤrmer halten/ weil ja zu erweiſen/ daß ſolche leute die affirmativam ge- fuͤhret und noch fuͤhren/ ohne abbruch ihres glaubens oder hinderniß an der gottſeligkeit/ und doͤrfften alsdenn ſolche mir wohl zur ant- wort geben aus 1. Cor. 14. Jſt das wort GOt- tes von euch auskommen? oder iſts allein zu euch kommen? (3.) Jch wuͤſte alsdann nicht vor meine per- ſon/ wie ich Johannem in ſeiner Apoc. ſolte laſ- ſen recht behalten/ wenn er de ſeculo illo mille- nario das _ ſo deutlich geſetzet/ dabey man ja am ſicherſten kan verbleiben. Es hat der liebe Lutherus zu ſeiner zeit mit ſeinen adverfariis es unterſchiedl. mal practiciret/ und damit durch- gedrungen/ daß er beym hellen buchſtaben der ſchrifft geblieben. Alſo kan ich noch zur zeit nicht ſehen/ was mich eigentl. dringen ſolte/ das _ _ oder hellen verſtand der heil. ſchrift Apoc. 20. und anderer oͤrter ſtrictè zu verwerffen/ einẽ dunckeln verſtand an deſſen ſtatt zu ergreiffen/ und darneben kraft einer revocation die jenige vor ketzer und ſchwaͤrmer zuhalten/ welche beym erſten als dem _ verbleiben. (4.) Weil die ſententia adverſæ partis de an- nis illis Apoc. 20. quaſi jam præterlapſis ſelbſt nicht kan apodictivè demonſtrirt werden/ ſon- dern man glaubt alſo nur probabiliter, ſie haͤttẽ ſich zun zeiten Conſtantini M. (andere ſagen an- ders) angefangen/ und uͤber 1000. jahr hernach/ nunmehr ſchon vor 350. jahren geendet; als kan die contradictoria de annis illis nondum præ- terla pſis, ſed adhuc futuris nicht pro hæretica ſ. impia gehalten werden. Laͤſſet man nun pro- babilitatem ſententiæ auf beyden ſeiten gelten/ ſo kan man keine vor der andern ejuriren oder condemniren. Fol. 60. (5.) Halte ich nochmals mit andern dafuͤr/ daß ſolche meynung oder erklaͤrung der 1000. jahr ex Apoc. 20. maſſen ich ſolche bißhero bey etl. Neotericis eroͤrtert geſehen/ vorhin in keinẽ Concilio verdam̃t/ noch auch in Aug. Confeſſ. gemeinet und verworffen worden. Solte aber in dieſer nicht nur der Juͤdiſchen meynungen (wie die worte des articuls lauten) ſondern alle und jede auslegung von denen noch zukuͤnftigẽ 1000. jahren verdamt woꝛden ſeyn/ ſo haͤtte ſich die eccleſia primitiva purioribus his ſeculis unſchuldiger weiſe auch mit verdammen laſſen muͤſſen/ da doch die confeſſio mit ſolcher eccle- ſia in allen articuln will eins ſeyn. (6.) Gleichwie es ſo wol in andern als auch vorneml. in glaubens-ſachen ſich niemals auf- richtig thun laͤſſet/ menſchẽ zu gefallẽ etwas zu approbiren: Alſo laͤſſet ſich ebener maſſen in iis- dem rebus ſidei ſ. ſalvificæ ſ. hiſtoricæ aus bloſ- ſer menſchen anſehen uñ um gunſt willen nichts improbiren oder verdammen/ weil das gewiſ- ſen beſſern grund und zeugnuß haben muß/ wo ihm ſoll geholffen werden. Um ſolcher und etwa noch mehrer urſachen willen/ will ich der hoff- nung leben/ es werde E. Hochl. Conſiſt. mich nicht noͤthigen laſſen/ die jenige meynung/ ſo heutiges tages auch noch bey mehr unterſchie- denen Evangel. und der Aug. Conf. zugethanen perſonen und lehrern privatim uͤber denen noch zukuͤnfftigen 1000. jahren Apoc. 20. ſich findet/ zu condemniren/ ſintemal ich ſelbige numehro/ als jetzo folgē wird/ an ihren ort beruhen laſſen/ niemand darzu noͤthigen/ noch eines andern ge- wiſſen darmit beſchweren/ ſondern mit Paulo ſagen will/ Rom. 14. v. 5. Ein jeder ꝛc. Fuͤrs andere hab ich mich erklaͤret/ daß ich bey ſolcher meynung wegen einer und anderer dubiorum, welche ab utraque parte zu finden/ das _ gebrauchen/ ſelbige an ihrem ort in medio hinfuͤhro beruhen/ und weiter da- von nichts urgiren oder propaliren wolle/ wie in meinem ſchreiben an Herrn Superint. zu Eißfeld ausdruͤcklich zu finden. Solches hab ich durch das ablaſſen verſtanden/ als der Hr. Superint. den 19. Jul. uͤber meine auffgeſetzte quæſtiones in der Superintendur mit mir con- ferirte und endlich von ſolcher meinung ab- zulaſſen vermahnete. Denn das ſelbige confe- rentz mir gaͤntzlich und auff einmal alle und jede dubia ſo geſchwind und kurtz (etwa innerhalb 2. oder 3. ſtunden) haͤtte benehmen ſollen/ iſt nicht Fol. 61. A. K. H. Vierter Theil. M m m m m 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1135>, abgerufen am 03.05.2024.