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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] ausgelegt werden/ als von dem noch zukünffti-
gen reich Christi auf Erden? Jsts ja/ so bitte
ich unterricht; ists nein/ so bleibt die meynung
von denen noch zukünfftigen 1000. Jahren
richtig.

17.

Fol. 44.

Ob die verheissung Christi Matth. 5. selig
sind die sanfftmüthigen/ denn sie werden das
erdreich besitzen (nemlich also/ daß die gottlo-
sen dargegen sollen ausgerottet werden/ v. 37.
Prov. 2. v. 21. 22.) sey erfüllet oder nicht?

18.

Endlich fragt sichs alhier/ ob der jenige recht
oder unrecht thue/ welcher die zeiten und zeichen
der heutigen nunmehro zu ende lauffenden welt
mercket und prüfet/ deswegen auch den zahlen
und andern bißhero verborgenen sachen in der
H. Schrift nach seinem von Gott verliehenen
kleinen talent in der furcht des Herrn aus lieb
zur warheit ohn anderer leuten verdammen/ in-
ter privata studia
nachforschet? zumahl das
licht oder die lehre über die bewuste frage vom
1000. jährigen reich Christi auf erden allbereit
von vielen in der Christl. kirchen nicht mehr un-
ter einen scheffel gestecket/ sondern bey gegen-
wärtigen zeiten an manchem ort auf einem of-
fenbaren leuchter gestellet/ und also starck und
mit besonderem fleiß/ obschon noch mit einigem
unterschied davon gelehret und geschrieben wird/
da denn die eigentliche warheit bey solcher frag
sich endlich durch Göttl. verleihung wohl fin-
den/ und auf solche weiß das licht der theologi-
schen wissenschafft mit dem abend noch je län-
ger je heller scheinen muß/ Zach. 14. 7.

1. Cor. 14. 7.

Jst aber jemand unter euch/ der lust zu zan-
cken hat/ der wisse/ daß wir solche weise nicht ha-
ben/ die gemeine GOttes auch nicht.

Georg Laurentius Seidenbecher/ Min. Verbi
in Unter. Neubron scripsit d. 13. Jul. 1661.
Fol. 49.
lit. F.

Copia Schreibens an Herrn M. Andreas
Bechmann
Superintendent. in Eißfeld.

Was vom Fürstl. Consistorio auf Frieden-
stein an E. Wol-Ehrw. meinetwegen unlängst
sub d. 31. Jul. vor befehl ergangen/ hab ich wohl
vernommen/ thue auch solchen mir neulichst com-
municir
ten befehl hiemit wiederum gebührend
überliefern/ und kan darauf E. Wohl-Ehrw.
unverborgen nicht seyn lassen/ daß meine bey
neulicher conferentz in der Superintendur auf
des Hrn. Superintendens zureden gethane er-
klärung nicht dahin (wie das Fürstl. Consift.
die gedancken schöpffet) zuverstehen oder zu zie-
hen sey/ als hätte ich meine vorige argumenta,
die mich darzu gebracht/ und noch hafftende
dubia alle und jede mit einander fahren/ und al-
so solche anderswo vor genehm und schrifftmäs-
sig gehaltene meynung über den locum Apoc.
20. auf einmal gäntzlich fallen lassen/ dannen-
hero anjetzo gleichsam nöthig wäre/ solche in ei-
ner begehrten schrifftl. declaration beym Fürstl.
Consistorio zu revociren; sondern auch das be-
gehrte ablassen von solcher meynung hab ich
nicht allein damahls/ sondern auch jetzo nach
vermög meines gewissens/ nicht weiter verste-
hen noch promittiren können/ als daß ich selbi-
ge nicht mehr so tenaciter apprehendiren/ mor-
dicus defendi
ren oder publice propagiren/ son-
dern selbige (wie andere mehr gethan und gut
geheissen) an ihrem ort beruhen lassen wolte/ in
betrachtung/ daß gleich wohl noch unterschiede-
ne dubia und schwere argumenta darbey uner-
[Spaltenumbruch] örtert anzutreffen um welcher willen die proFol. 50.
babilitas hujus sententiae bey ihrer vielen an-
derswo statt gefunden/ ja wohl gar pro veris-
sima
behauptet und firmiter statuirt worden/
wie die experienz bezeuget. Jch habe mich ja
sonst im übrigen (als der Herr Superintendent
wissen wird) je und alle wege so gehalten/ daß
ich mich habe wollen weisen und eines bessern
berichten lassen/ auch spondirt/ daß dieses thun
weder einige hinderniß in meinem amt und Chri-
stenthum mir bringen solte/ noch ich andern är-
gerniß damit geben wolte/ dannenhero ich mich
damit still gehalten. So ist auch seiner Excell.
dem Herrn Hof-prediger noch im frischen ge-
dächtniß/ welcher gestalt bey nächster visitation
zu Unter-Neubron gegen ihn ich mich auf eben-
mässige weise erkläret/ womit er auch wohl zu
frieden gewesen. Daß ich aber sagen solte/ es
wohnete von solcher meynung/ ohnerachtet ein-
und anderer schweren noch zur zeitunerörterten
argumentorum oder dubiorum, mir nichts
mehr bey/ laufft allzusehr wider mein gewissen/
und kan um des willen/ weil es mir/ in der war-
heit zu sagen/ ohnmöglich auf solche weise/ wie
im Fürstl. Constist. befehl von mir rigide be-
gehret wird/ mich nicht weiter erklären; sondern
will hoffen/ es werde E. Hochehrw. Fürstl. Con-
siftorium
damit zu frieden seyn/ wann ich
(gleichwie andern vergönnet wird) das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]-
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] hierinn gebrauche/ und darneben meinen
pflichten gemäß im lehren und leben dieses orts
mich so verhalte/ daß ich nicht allein vor mei-
ner vorgesetzten hohen Obrigkeit (als welche die
gewissen über geleistete pflicht weiter zu beschwe-
ren/ sonst niemahls vorgenommen) sondern
auch zuförderst vor Gott im himmel dem ge-
rechten richter und eigentlichen hertzenkündiger
es gedencke zu verantworten. Sonsten erkläre
ich mich nochmals/ wie vorhin im Fürstl. Con-
sistorio
und anderswo schon geschehen/ daß ich
der Augsp. unveränderten Confession, als bey
welcher ich gebohren und erzogen/ von hertzen
noch zugethan sey/ und vor gewiß & sincere da-
für halte/ daß die bewuste und von mir angezo-
gene meynung oder erklärung loci Apocalypti-
ci,
so andere inter Lutheranos auch beliebet und
toleriret worden/ keinem eintzigen articul dar-
innen zuwider lauffe. Welches also hiermit Eu.
Wohl-Ehrw. ich schuldiger massen nicht ver-
halten sollen/ Göttl. gnade uns allerseits treu-
lich empfehlende. Dat. Eißfeld den 22. Aug.
1661.

Des Herrn Superintendenten
unterdienstwillig-und geflissener allezeit
Georg Laurentius Seidenbecher/
Pfarrer in Unter Neubron.
Fürstl. Sächsische Hoch-wohl-verord-Fol. 58.
lit. H.

nete Herren/ Praeses und sämtl. Consistoria-
les,
insonders hochgeehrte Herren und
vielvermögende beförderer.

Eu. Magnisicenz und Herrlichk. erinnern
sich sonder zweifel guter massen/ was unlängsten
sub d. 31. Jul. ausm Fürstl. Consist. an den
Herrn Superintendenten zu Eißfeld meinet-
wegen in bewuster sache vor befehl ergangen/
welcher mir auch sobald publiciret/ und nach
inhalt dessen meine schrifftl. erklärung von mir
zugeben/ begehret worden. Welcher gestalt ich
mich nun darauf gegen gedachten Herrn Su-
perint.
so wohl münd-als auch von ihm begehr-
ter massen schrifftl. sub d. 22. Aug. erkläret ha-

ben

Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] ausgelegt werden/ als von dem noch zukuͤnffti-
gen reich Chriſti auf Erden? Jſts ja/ ſo bitte
ich unterricht; iſts nein/ ſo bleibt die meynung
von denen noch zukuͤnfftigen 1000. Jahren
richtig.

17.

Fol. 44.

Ob die verheiſſung Chriſti Matth. 5. ſelig
ſind die ſanfftmuͤthigen/ denn ſie werden das
erdreich beſitzen (nemlich alſo/ daß die gottlo-
ſen dargegen ſollen ausgerottet werden/ v. 37.
Prov. 2. v. 21. 22.) ſey erfuͤllet oder nicht?

18.

Endlich fragt ſichs alhier/ ob der jenige recht
oder unrecht thue/ welcher die zeiten und zeichen
der heutigen nunmehro zu ende lauffenden welt
mercket und pruͤfet/ deswegen auch den zahlen
und andern bißhero verborgenen ſachen in der
H. Schrift nach ſeinem von Gott verliehenen
kleinen talent in der furcht des Herrn aus lieb
zur warheit ohn anderer leuten verdammen/ in-
ter privata ſtudia
nachforſchet? zumahl das
licht oder die lehre uͤber die bewuſte frage vom
1000. jaͤhrigen reich Chriſti auf erden allbereit
von vielen in der Chriſtl. kirchen nicht mehr un-
ter einen ſcheffel geſtecket/ ſondern bey gegen-
waͤrtigen zeiten an manchem ort auf einem of-
fenbaren leuchter geſtellet/ und alſo ſtarck und
mit beſonderem fleiß/ obſchon noch mit einigem
unterſchied davon gelehret und geſchriebẽ wiꝛd/
da denn die eigentliche warheit bey ſolcher frag
ſich endlich durch Goͤttl. verleihung wohl fin-
den/ und auf ſolche weiß das licht der theologi-
ſchen wiſſenſchafft mit dem abend noch je laͤn-
ger je heller ſcheinen muß/ Zach. 14. 7.

1. Cor. 14. 7.

Jſt aber jemand unter euch/ der luſt zu zan-
cken hat/ der wiſſe/ daß wir ſolche weiſe nicht ha-
ben/ die gemeine GOttes auch nicht.

Georg Laurentius Seidenbecher/ Min. Verbi
in Unter. Neubron ſcripſit d. 13. Jul. 1661.
Fol. 49.
lit. F.

Copia Schreibens an Herrn M. Andreas
Bechmann
Superintendent. in Eißfeld.

Was vom Fuͤrſtl. Conſiſtorio auf Frieden-
ſtein an E. Wol-Ehrw. meinetwegen unlaͤngſt
ſub d. 31. Jul. vor befehl ergangen/ hab ich wohl
vernom̃en/ thue auch ſolchen mir neulichſt com-
municir
ten befehl hiemit wiederum gebuͤhrend
uͤberliefern/ und kan darauf E. Wohl-Ehrw.
unverborgen nicht ſeyn laſſen/ daß meine bey
neulicher conferentz in der Superintendur auf
des Hrn. Superintendens zureden gethane er-
klaͤrung nicht dahin (wie das Fuͤrſtl. Conſift.
die gedancken ſchoͤpffet) zuverſtehen oder zu zie-
hen ſey/ als haͤtte ich meine vorige argumenta,
die mich darzu gebracht/ und noch hafftende
dubia alle und jede mit einander fahren/ und al-
ſo ſolche anderswo vor genehm und ſchrifftmaͤſ-
ſig gehaltene meynung uͤber den locum Apoc.
20. auf einmal gaͤntzlich fallen laſſen/ dannen-
hero anjetzo gleichſam noͤthig waͤre/ ſolche in ei-
ner begehrten ſchrifftl. declaration beym Fuͤrſtl.
Conſiſtorio zu revociren; ſondern auch das be-
gehrte ablaſſen von ſolcher meynung hab ich
nicht allein damahls/ ſondern auch jetzo nach
vermoͤg meines gewiſſens/ nicht weiter verſte-
hen noch promittiren koͤnnen/ als daß ich ſelbi-
ge nicht mehr ſo tenaciter apprehendiren/ mor-
dicus defendi
ren oder publicè propagiren/ ſon-
dern ſelbige (wie andere mehr gethan und gut
geheiſſen) an ihrem ort beruhen laſſen wolte/ in
betrachtung/ daß gleich wohl noch unterſchiede-
ne dubia und ſchwere argumenta darbey uner-
[Spaltenumbruch] oͤrtert anzutreffen um welcher willen die proFol. 50.
babilitas hujus ſententiæ bey ihrer vielen an-
derswo ſtatt gefunden/ ja wohl gar pro veris-
ſima
behauptet und firmiter ſtatuirt worden/
wie die experienz bezeuget. Jch habe mich ja
ſonſt im uͤbrigen (als der Herr Superintendent
wiſſen wird) je und alle wege ſo gehalten/ daß
ich mich habe wollen weiſen und eines beſſern
berichten laſſen/ auch ſpondirt/ daß dieſes thun
weder einige hindeꝛniß in meinem amt uñ Chri-
ſtenthum mir bringen ſolte/ noch ich andern aͤr-
gerniß damit geben wolte/ dannenhero ich mich
damit ſtill gehalten. So iſt auch ſeiner Excell.
dem Herrn Hof-prediger noch im friſchen ge-
daͤchtniß/ welcher geſtalt bey naͤchſteꝛ viſitation
zu Unter-Neubron gegen ihn ich mich auf eben-
maͤſſige weiſe erklaͤret/ womit er auch wohl zu
frieden geweſen. Daß ich aber ſagen ſolte/ es
wohnete von ſolcher meynung/ ohnerachtet ein-
und anderer ſchweren noch zur zeituneroͤrterten
argumentorum oder dubiorum, mir nichts
mehr bey/ laufft allzuſehr wider mein gewiſſen/
und kan um des willen/ weil es mir/ in der war-
heit zu ſagen/ ohnmoͤglich auf ſolche weiſe/ wie
im Fuͤrſtl. Conſtiſt. befehl von mir rigidè be-
gehret wird/ mich nicht weiter erklaͤren; ſondern
will hoffen/ es weꝛde E. Hochehrw. Fuͤrſtl. Con-
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damit zu frieden ſeyn/ wann ich
(gleichwie andern vergoͤnnet wird) das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]-
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] hierinn gebrauche/ und darneben meinen
pflichten gemaͤß im lehren und leben dieſes orts
mich ſo verhalte/ daß ich nicht allein vor mei-
ner vorgeſetzten hohen Obrigkeit (als welche die
gewiſſen uͤber geleiſtete pflicht weiteꝛ zu beſchwe-
ren/ ſonſt niemahls vorgenommen) ſondern
auch zufoͤrderſt vor Gott im himmel dem ge-
rechten richter und eigentlichen hertzenkuͤndiger
es gedencke zu verantworten. Sonſten erklaͤre
ich mich nochmals/ wie vorhin im Fuͤrſtl. Con-
ſiſtorio
und anderswo ſchon geſchehen/ daß ich
der Augſp. unveraͤnderten Confeſſion, als bey
welcher ich gebohren und erzogen/ von hertzen
noch zugethan ſey/ und vor gewiß & ſincerè da-
fuͤr halte/ daß die bewuſte und von mir angezo-
gene meynung oder erklaͤrung loci Apocalypti-
ci,
ſo andere inter Lutheranos auch beliebet und
toleriret worden/ keinem eintzigen articul dar-
innen zuwider lauffe. Welches alſo hiermit Eu.
Wohl-Ehrw. ich ſchuldiger maſſen nicht ver-
halten ſollen/ Goͤttl. gnade uns allerſeits treu-
lich empfehlende. Dat. Eißfeld den 22. Aug.
1661.

Des Herrn Superintendenten
unterdienſtwillig-und gefliſſener allezeit
Georg Laurentius Seidenbecher/
Pfarrer in Unter Neubron.
Fuͤrſtl. Saͤchſiſche Hoch-wohl-verord-Fol. 58.
lit. H.

nete Herren/ Præſes und ſaͤmtl. Conſiſtoria-
les,
inſonders hochgeehrte Herren und
vielvermoͤgende befoͤrderer.

Eu. Magniſicenz und Herrlichk. erinnern
ſich ſonder zweifel guter maſſen/ was unlaͤngſtẽ
ſub d. 31. Jul. ausm Fuͤrſtl. Conſiſt. an den
Herrn Superintendenten zu Eißfeld meinet-
wegen in bewuſter ſache vor befehl ergangen/
welcher mir auch ſobald publiciret/ und nach
inhalt deſſen meine ſchrifftl. erklaͤrung von mir
zugeben/ begehret worden. Welcher geſtalt ich
mich nun darauf gegen gedachten Herrn Su-
perint.
ſo wohl muͤnd-als auch von ihm begehr-
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[826/1134] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. ausgelegt werden/ als von dem noch zukuͤnffti- gen reich Chriſti auf Erden? Jſts ja/ ſo bitte ich unterricht; iſts nein/ ſo bleibt die meynung von denen noch zukuͤnfftigen 1000. Jahren richtig. 17. Ob die verheiſſung Chriſti Matth. 5. ſelig ſind die ſanfftmuͤthigen/ denn ſie werden das erdreich beſitzen (nemlich alſo/ daß die gottlo- ſen dargegen ſollen ausgerottet werden/ v. 37. Prov. 2. v. 21. 22.) ſey erfuͤllet oder nicht? 18. Endlich fragt ſichs alhier/ ob der jenige recht oder unrecht thue/ welcher die zeiten und zeichen der heutigen nunmehro zu ende lauffenden welt mercket und pruͤfet/ deswegen auch den zahlen und andern bißhero verborgenen ſachen in der H. Schrift nach ſeinem von Gott verliehenen kleinen talent in der furcht des Herrn aus lieb zur warheit ohn anderer leuten verdammen/ in- ter privata ſtudia nachforſchet? zumahl das licht oder die lehre uͤber die bewuſte frage vom 1000. jaͤhrigen reich Chriſti auf erden allbereit von vielen in der Chriſtl. kirchen nicht mehr un- ter einen ſcheffel geſtecket/ ſondern bey gegen- waͤrtigen zeiten an manchem ort auf einem of- fenbaren leuchter geſtellet/ und alſo ſtarck und mit beſonderem fleiß/ obſchon noch mit einigem unterſchied davon gelehret und geſchriebẽ wiꝛd/ da denn die eigentliche warheit bey ſolcher frag ſich endlich durch Goͤttl. verleihung wohl fin- den/ und auf ſolche weiß das licht der theologi- ſchen wiſſenſchafft mit dem abend noch je laͤn- ger je heller ſcheinen muß/ Zach. 14. 7. 1. Cor. 14. 7. Jſt aber jemand unter euch/ der luſt zu zan- cken hat/ der wiſſe/ daß wir ſolche weiſe nicht ha- ben/ die gemeine GOttes auch nicht. Georg Laurentius Seidenbecher/ Min. Verbi in Unter. Neubron ſcripſit d. 13. Jul. 1661. Copia Schreibens an Herrn M. Andreas Bechmann Superintendent. in Eißfeld. Was vom Fuͤrſtl. Conſiſtorio auf Frieden- ſtein an E. Wol-Ehrw. meinetwegen unlaͤngſt ſub d. 31. Jul. vor befehl ergangen/ hab ich wohl vernom̃en/ thue auch ſolchen mir neulichſt com- municirten befehl hiemit wiederum gebuͤhrend uͤberliefern/ und kan darauf E. Wohl-Ehrw. unverborgen nicht ſeyn laſſen/ daß meine bey neulicher conferentz in der Superintendur auf des Hrn. Superintendens zureden gethane er- klaͤrung nicht dahin (wie das Fuͤrſtl. Conſift. die gedancken ſchoͤpffet) zuverſtehen oder zu zie- hen ſey/ als haͤtte ich meine vorige argumenta, die mich darzu gebracht/ und noch hafftende dubia alle und jede mit einander fahren/ und al- ſo ſolche anderswo vor genehm und ſchrifftmaͤſ- ſig gehaltene meynung uͤber den locum Apoc. 20. auf einmal gaͤntzlich fallen laſſen/ dannen- hero anjetzo gleichſam noͤthig waͤre/ ſolche in ei- ner begehrten ſchrifftl. declaration beym Fuͤrſtl. Conſiſtorio zu revociren; ſondern auch das be- gehrte ablaſſen von ſolcher meynung hab ich nicht allein damahls/ ſondern auch jetzo nach vermoͤg meines gewiſſens/ nicht weiter verſte- hen noch promittiren koͤnnen/ als daß ich ſelbi- ge nicht mehr ſo tenaciter apprehendiren/ mor- dicus defendiren oder publicè propagiren/ ſon- dern ſelbige (wie andere mehr gethan und gut geheiſſen) an ihrem ort beruhen laſſen wolte/ in betrachtung/ daß gleich wohl noch unterſchiede- ne dubia und ſchwere argumenta darbey uner- oͤrtert anzutreffen um welcher willen die pro babilitas hujus ſententiæ bey ihrer vielen an- derswo ſtatt gefunden/ ja wohl gar pro veris- ſima behauptet und firmiter ſtatuirt worden/ wie die experienz bezeuget. Jch habe mich ja ſonſt im uͤbrigen (als der Herr Superintendent wiſſen wird) je und alle wege ſo gehalten/ daß ich mich habe wollen weiſen und eines beſſern berichten laſſen/ auch ſpondirt/ daß dieſes thun weder einige hindeꝛniß in meinem amt uñ Chri- ſtenthum mir bringen ſolte/ noch ich andern aͤr- gerniß damit geben wolte/ dannenhero ich mich damit ſtill gehalten. So iſt auch ſeiner Excell. dem Herrn Hof-prediger noch im friſchen ge- daͤchtniß/ welcher geſtalt bey naͤchſteꝛ viſitation zu Unter-Neubron gegen ihn ich mich auf eben- maͤſſige weiſe erklaͤret/ womit er auch wohl zu frieden geweſen. Daß ich aber ſagen ſolte/ es wohnete von ſolcher meynung/ ohnerachtet ein- und anderer ſchweren noch zur zeituneroͤrterten argumentorum oder dubiorum, mir nichts mehr bey/ laufft allzuſehr wider mein gewiſſen/ und kan um des willen/ weil es mir/ in der war- heit zu ſagen/ ohnmoͤglich auf ſolche weiſe/ wie im Fuͤrſtl. Conſtiſt. befehl von mir rigidè be- gehret wird/ mich nicht weiter erklaͤren; ſondern will hoffen/ es weꝛde E. Hochehrw. Fuͤrſtl. Con- ſiftorium damit zu frieden ſeyn/ wann ich (gleichwie andern vergoͤnnet wird) das _ - _ hierinn gebrauche/ und darneben meinen pflichten gemaͤß im lehren und leben dieſes orts mich ſo verhalte/ daß ich nicht allein vor mei- ner vorgeſetzten hohen Obrigkeit (als welche die gewiſſen uͤber geleiſtete pflicht weiteꝛ zu beſchwe- ren/ ſonſt niemahls vorgenommen) ſondern auch zufoͤrderſt vor Gott im himmel dem ge- rechten richter und eigentlichen hertzenkuͤndiger es gedencke zu verantworten. Sonſten erklaͤre ich mich nochmals/ wie vorhin im Fuͤrſtl. Con- ſiſtorio und anderswo ſchon geſchehen/ daß ich der Augſp. unveraͤnderten Confeſſion, als bey welcher ich gebohren und erzogen/ von hertzen noch zugethan ſey/ und vor gewiß & ſincerè da- fuͤr halte/ daß die bewuſte und von mir angezo- gene meynung oder erklaͤrung loci Apocalypti- ci, ſo andere inter Lutheranos auch beliebet und toleriret worden/ keinem eintzigen articul dar- innen zuwider lauffe. Welches alſo hiermit Eu. Wohl-Ehrw. ich ſchuldiger maſſen nicht ver- halten ſollen/ Goͤttl. gnade uns allerſeits treu- lich empfehlende. Dat. Eißfeld den 22. Aug. 1661. Fol. 50. Des Herrn Superintendenten unterdienſtwillig-und gefliſſener allezeit Georg Laurentius Seidenbecher/ Pfarrer in Unter Neubron. Fuͤrſtl. Saͤchſiſche Hoch-wohl-verord- nete Herren/ Præſes und ſaͤmtl. Conſiſtoria- les, inſonders hochgeehrte Herren und vielvermoͤgende befoͤrderer. Eu. Magniſicenz und Herrlichk. erinnern ſich ſonder zweifel guter maſſen/ was unlaͤngſtẽ ſub d. 31. Jul. ausm Fuͤrſtl. Conſiſt. an den Herrn Superintendenten zu Eißfeld meinet- wegen in bewuſter ſache vor befehl ergangen/ welcher mir auch ſobald publiciret/ und nach inhalt deſſen meine ſchrifftl. erklaͤrung von mir zugeben/ begehret worden. Welcher geſtalt ich mich nun darauf gegen gedachten Herrn Su- perint. ſo wohl muͤnd-als auch von ihm begehr- ter maſſen ſchrifftl. ſub d. 22. Aug. erklaͤret ha- ben

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1134>, abgerufen am 22.12.2024.