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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen.
[Spaltenumbruch] erd-crayses. Uber dieser probe siehe/ wie sternen/
lehrer/ bekenner/ kirchen/ regenten/ policeyen/
geister und zeugnüssen fallen von der gerech-
tigkeit des himmels ab auff die erdreiche. Jch
glaube niemand/ als dem/ der alle irrdische lie-
be/ und besitzung/ und verknüpffung/ so viel
sein ist/ mit umgürtung zum reich und un-
sterblichkeit/ überwindet/ auch äusserlich/
und wie der Jsrael Gottes zum durchzug durch
den Jordan/ und zur posaune gen Jericho
sich heiliget und rüstet/ und frey zu allen geist-
lichen bewaffnungen darstellet. Wer sich da-
vor fürchtet/ oder zu schwach und unlustig
darzu ist; da doch bey Christo und seinem heer
stärcke ist/ der fechte ja nicht mehr vor Christen-
und Religions-Cronen und titel/ sondern freu
sich/ daß er noch mit einem frommen Türcken/
Jndianer/ Juden oder Heyden gleich ge-
rechnet werde/ und stille sey in der furcht Got-
tes/ nach der maaß die er hat im worte Gottes/
oder im gewissen oder im exempel.

Das erste ist zwar das herrlichste/ wer die
krafft darinnen findet/ und über alles liebet.
Sonst liegen alle jetzt sichtbare kirchen fast
alle gleich in folgenden haupt-mängeln. (1.)
Sectiris. eigenliebe und einbildung (2.) Welt-
licher verwickelung (3.) Kein fortgang in
himmlischen gütern/ und erkäntnüssen Got-
tes. Darum NB. NB. NB.: Nunmehr hat
Gott seine offenbare und verborgene mär-
ter unterallen wider alle.
Das wirckt nun.

XLVI. Sie haben Mosen und die Pro-
pheten/ die Aposteln und das gewissen/ ja
das zeugniß Gottes durch die sichtbare crea-
tur Rom. 1. & Act. 14. Die last sie hö-
ren. Hören sie die nicht/ so werden sie keinen
wiederbringer oder reformator hören. Denn
dir wiederbringung nach dem verfall wird
seyn wie ein leben auß dem toden. Rom. 11/
15. Doch muß auch selbst die wiederbringung
allen zum zeugnüß verkündiget werden. Denn
das zeugnüß ist ein sieg/ gericht und thron/
erbherrschafft/ auch über das verfallene Jsrael
und Christenthum/ nur nicht über die dem
Antiocho und Thieres-bilde öffentlich zufal-
lende ertzfeinde und Belials/ daran der ewige
und zweyte tod ist. Aber die unter Gottes
und Christi herrschafft sich beugende toden/
werden durch trübsal in dieser oder jener welt
gereiniget werden; Darum ist ihnen der kir-
chen und versammlungs-rock vor einer voll-
kommenen heiligen gemeine/ darstellung zu
kostbar: und thun sie besser/ daß sie sich
schwach und unheilig erkennen/ und die pre-
digt JEsu auß der schrifft annehmen/ als
jene private- schwache in Jsrael und unter den
heyden. Durch diesen weg werden die
menschen erst recht nüchtern werden zu sich
selbst von dem stoltzen tollen Religionswein.
Wem ein ander weg gefällt/ der mache es
erst mit seinen feinden auß/ die eben die auff-
ruhr-wege lieben. Selig/ der sich erniedriget;
aber wehe denen stoltzen secten: wie werden
deren häuser krachen. Jch bleibe unterdes-
sen allen frommen zur erbauung fertig. Nur
ort/ zeit/ anzahl der leute und dergleichen soll
mir keine regel seyn. Jch wil freywillig
werck.

XLVII. Schließlich/ ich halte tauffbund
[Spaltenumbruch] und abendmahl mit allen mitgenossen der
tugenden JEsu/ mit geist/ seel und leib/ der
im aufferstandenen und erhöheten leibe Chri-
sti; der auch schnelle kommt/ in der offenba-
rung. Amen.

XLVIII. Nun muß ich noch allen zerstreue-
ten wahren Jsraeliten zu liebe folgende kurtze
nöthige vermahnungen hinzuthun/ um sie zu
warnen fur der grossen versuchung/ die auff
dem erboden schon anbrennet.

(1.) Ein jeglicher hüte sich vor der pesti-
lentz/ damit er nicht durch einige art von auff-
lauffen/ hier und da rennen grösse oder neue
versammlungen zu hören oder zu stifften/ oder
neue revelationes und gesichter von der zwey-
ten herrlichen erscheinung JEsu Christi mit
fleischlicher neugierigkeit in die winckel der er-
den zu sehen/ und damit sein gewissen und
schwachen glauben zu trösten und zu stärcken
sich bewegen/ oder erschrecken oder auffbieten
lasse. Heiliget euch vielmehr/ ein jeglicher in
stille und aller nüchterkeit und wachsamkeit/
und in fleissiger betrachtung des wortes Got-
tes und seiner wunder und verheissungen auf
den herrlichen tag der erscheinung JEsu Chri-
sti: meydet aber alle die/ so dergleichen sagen:
das Jahr/ dem Monat oder tag kömmt Chri-
stus/ da oder alsdenn erwarten wir in den
Wolcken weggerückt/ oder nach diesen oder
nach jenem irrdischen Jerusalem gefodert zu
werden. Des HErrn stunde und tag/ jahr
und monath weiß niemand. Wer allezeit in
heiligung und verlangen und gehorsam auff
seinen König sich schicket/ dem bleiben seine
verheissungen wohl wahr/ und zwar auf das
obere Jerusalem und die neue schöpffung:
Und der wird nicht nachbleiben/ wenn er auch
im tieffesten abgrund sässe; wie ich mich denn
in America der entfernung von Jerusalem
gar nicht befürchtete: Alle wahre übergeblie-
bene Jsraeliten unter allen Religionen wird
Gott wunderbahr wider ihr vermuthen auß
den getümmeln und zertheilungen ihrer vor-
höffe/ herauß schmeltzen/ daß sie werden die ver-
derbheiten ihres eigenen volcks sehen/ oder
unter denen selbst märter oder sonst leydende
seelen werden/ wie es denn vielen schon so
geschicht/ und wir unzehlige proben davon in
händen haben.

(2.) Namentlich warne ich euch für alles
natürliche geschlepp und getümmel/ vorwi-
tzigen und unnöthigen reysen/ doch verlan-
get einer billig/ mit wahren freunden in der
stille zions weit vom welt-getümmel sich in
Gott außzubreiten/ wie fern es auch sey. De-
nen nüchternen und klugen mit öhl versehenen
jungfrauen ist alles heilsam/ beförderlich und
rühmlich: denen thörichten aber alles schäd-
lich/ thöricht und schändlich/ ob gleich bey-
derley auff einer reise oder in einerley äusserer
bewegung seyn mögen. Mercket auff Christi
und der Apostel vorher verkündigung: siehe
die erfüllung aller worte gottes muß erst vor-
her gehen (worvon unsere tage ein grosses an-
gehet) ehe der leibliche/ sichtbare tag des
HErrn komme.

3. Kindlein und wahre freunde! eyfert
niemanden zu frühzeitig nach zu gleichen wor-
ten/ affecten, gelegenheiten/ gegensätzen und

auß

Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen.
[Spaltenumbruch] erd-crayſes. Uber dieſer probe ſiehe/ wie ſternẽ/
lehrer/ bekenner/ kirchen/ regenten/ policeyen/
geiſter und zeugnuͤſſen fallen von der gerech-
tigkeit des himmels ab auff die erdreiche. Jch
glaube niemand/ als dem/ der alle irrdiſche lie-
be/ und beſitzung/ und verknuͤpffung/ ſo viel
ſein iſt/ mit umguͤrtung zum reich und un-
ſterblichkeit/ uͤberwindet/ auch aͤuſſerlich/
und wie der Jſrael Gottes zum durchzug durch
den Jordan/ und zur poſaune gen Jericho
ſich heiliget und ruͤſtet/ und frey zu allen geiſt-
lichen bewaffnungen darſtellet. Wer ſich da-
vor fuͤrchtet/ oder zu ſchwach und unluſtig
darzu iſt; da doch bey Chriſto und ſeinem heer
ſtaͤrcke iſt/ der fechte ja nicht mehr vor Chriſten-
und Religions-Cronen und titel/ ſondern freu
ſich/ daß er noch mit einem frommen Tuͤrcken/
Jndianer/ Juden oder Heyden gleich ge-
rechnet werde/ und ſtille ſey in der furcht Got-
tes/ nach der maaß die er hat im worte Gottes/
oder im gewiſſen oder im exempel.

Das erſte iſt zwar das herrlichſte/ wer die
krafft darinnen findet/ und uͤber alles liebet.
Sonſt liegen alle jetzt ſichtbare kirchen faſt
alle gleich in folgenden haupt-maͤngeln. (1.)
Sectiriſ. eigenliebe und einbildung (2.) Welt-
licher verwickelung (3.) Kein fortgang in
himmliſchen guͤtern/ und erkaͤntnuͤſſen Got-
tes. Darum NB. NB. NB.: Nunmehr hat
Gott ſeine offenbare uñ verborgene maͤr-
ter unterallen wider alle.
Das wirckt nun.

XLVI. Sie haben Moſen und die Pro-
pheten/ die Apoſteln und das gewiſſen/ ja
das zeugniß Gottes durch die ſichtbare crea-
tur Rom. 1. & Act. 14. Die laſt ſie hoͤ-
ren. Hoͤren ſie die nicht/ ſo werden ſie keinen
wiederbringer oder reformator hoͤren. Denn
dir wiederbringung nach dem verfall wird
ſeyn wie ein leben auß dem toden. Rom. 11/
15. Doch muß auch ſelbſt die wiederbringung
allen zum zeugnuͤß verkuͤndiget werden. Denn
das zeugnuͤß iſt ein ſieg/ gericht und thron/
erbherrſchafft/ auch uͤber das verfallene Jſrael
und Chriſtenthum/ nur nicht uͤber die dem
Antiocho und Thieres-bilde oͤffentlich zufal-
lende ertzfeinde und Belials/ daran der ewige
und zweyte tod iſt. Aber die unter Gottes
und Chriſti herrſchafft ſich beugende toden/
werden durch truͤbſal in dieſer oder jener welt
gereiniget werden; Darum iſt ihnen der kir-
chen und verſammlungs-rock vor einer voll-
kommenen heiligen gemeine/ darſtellung zu
koſtbar: und thun ſie beſſer/ daß ſie ſich
ſchwach und unheilig erkennen/ und die pre-
digt JEſu auß der ſchrifft annehmen/ als
jene private- ſchwache in Jſrael und unter den
heyden. Durch dieſen weg werden die
menſchen erſt recht nuͤchtern werden zu ſich
ſelbſt von dem ſtoltzen tollen Religionswein.
Wem ein ander weg gefaͤllt/ der mache es
erſt mit ſeinen feinden auß/ die eben die auff-
ruhr-wege lieben. Selig/ der ſich erniedriget;
aber wehe denen ſtoltzen ſecten: wie werden
deren haͤuſer krachen. Jch bleibe unterdeſ-
ſen allen frommen zur erbauung fertig. Nur
ort/ zeit/ anzahl der leute und dergleichen ſoll
mir keine regel ſeyn. Jch wil freywillig
werck.

XLVII. Schließlich/ ich halte tauffbund
[Spaltenumbruch] und abendmahl mit allen mitgenoſſen der
tugenden JEſu/ mit geiſt/ ſeel und leib/ der
im aufferſtandenen und erhoͤheten leibe Chri-
ſti; der auch ſchnelle kommt/ in der offenba-
rung. Amen.

XLVIII. Nun muß ich noch allen zerſtreue-
ten wahren Jſraeliten zu liebe folgende kurtze
noͤthige vermahnungen hinzuthun/ um ſie zu
warnen fur der groſſen verſuchung/ die auff
dem erboden ſchon anbrennet.

(1.) Ein jeglicher huͤte ſich vor der peſti-
lentz/ damit er nicht durch einige art von auff-
lauffen/ hier und da rennen groͤſſe oder neue
verſammlungen zu hoͤren oder zu ſtifften/ oder
neue revelationes und geſichter von der zwey-
ten herrlichen erſcheinung JEſu Chriſti mit
fleiſchlicher neugierigkeit in die winckel der er-
den zu ſehen/ und damit ſein gewiſſen und
ſchwachen glauben zu troͤſten und zu ſtaͤrcken
ſich bewegen/ oder erſchrecken oder auffbieten
laſſe. Heiliget euch vielmehr/ ein jeglicher in
ſtille und aller nuͤchterkeit und wachſamkeit/
und in fleiſſiger betrachtung des wortes Got-
tes und ſeiner wunder und verheiſſungen auf
den herrlichen tag der erſcheinung JEſu Chri-
ſti: meydet aber alle die/ ſo dergleichen ſagen:
das Jahr/ dem Monat oder tag koͤmmt Chri-
ſtus/ da oder alsdenn erwarten wir in den
Wolcken weggeruͤckt/ oder nach dieſen oder
nach jenem irrdiſchen Jeruſalem gefodert zu
werden. Des HErrn ſtunde und tag/ jahr
und monath weiß niemand. Wer allezeit in
heiligung und verlangen und gehorſam auff
ſeinen Koͤnig ſich ſchicket/ dem bleiben ſeine
verheiſſungen wohl wahr/ und zwar auf das
obere Jeruſalem und die neue ſchoͤpffung:
Und der wird nicht nachbleiben/ wenn er auch
im tieffeſten abgrund ſaͤſſe; wie ich mich denn
in America der entfernung von Jeruſalem
gar nicht befuͤrchtete: Alle wahre uͤbergeblie-
bene Jſraeliten unter allen Religionen wird
Gott wunderbahr wider ihr vermuthen auß
den getuͤmmeln und zertheilungen ihrer vor-
hoͤffe/ herauß ſchmeltzen/ daß ſie werden die ver-
derbheiten ihres eigenen volcks ſehen/ oder
unter denen ſelbſt maͤrter oder ſonſt leydende
ſeelen werden/ wie es denn vielen ſchon ſo
geſchicht/ und wir unzehlige proben davon in
haͤnden haben.

(2.) Namentlich warne ich euch fuͤr alles
natuͤrliche geſchlepp und getuͤmmel/ vorwi-
tzigen und unnoͤthigen reyſen/ doch verlan-
get einer billig/ mit wahren freunden in der
ſtille zions weit vom welt-getuͤmmel ſich in
Gott außzubreiten/ wie fern es auch ſey. De-
nen nuͤchternen und klugen mit oͤhl verſehenen
jungfrauen iſt alles heilſam/ befoͤrderlich und
ruͤhmlich: denen thoͤrichten aber alles ſchaͤd-
lich/ thoͤricht und ſchaͤndlich/ ob gleich bey-
derley auff einer reiſe oder in einerley aͤuſſerer
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und der Apoſtel vorher verkuͤndigung: ſiehe
die erfuͤllung aller worte gottes muß erſt vor-
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[818/1126] Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen. erd-crayſes. Uber dieſer probe ſiehe/ wie ſternẽ/ lehrer/ bekenner/ kirchen/ regenten/ policeyen/ geiſter und zeugnuͤſſen fallen von der gerech- tigkeit des himmels ab auff die erdreiche. Jch glaube niemand/ als dem/ der alle irrdiſche lie- be/ und beſitzung/ und verknuͤpffung/ ſo viel ſein iſt/ mit umguͤrtung zum reich und un- ſterblichkeit/ uͤberwindet/ auch aͤuſſerlich/ und wie der Jſrael Gottes zum durchzug durch den Jordan/ und zur poſaune gen Jericho ſich heiliget und ruͤſtet/ und frey zu allen geiſt- lichen bewaffnungen darſtellet. Wer ſich da- vor fuͤrchtet/ oder zu ſchwach und unluſtig darzu iſt; da doch bey Chriſto und ſeinem heer ſtaͤrcke iſt/ der fechte ja nicht mehr vor Chriſten- und Religions-Cronen und titel/ ſondern freu ſich/ daß er noch mit einem frommen Tuͤrcken/ Jndianer/ Juden oder Heyden gleich ge- rechnet werde/ und ſtille ſey in der furcht Got- tes/ nach der maaß die er hat im worte Gottes/ oder im gewiſſen oder im exempel. Das erſte iſt zwar das herrlichſte/ wer die krafft darinnen findet/ und uͤber alles liebet. Sonſt liegen alle jetzt ſichtbare kirchen faſt alle gleich in folgenden haupt-maͤngeln. (1.) Sectiriſ. eigenliebe und einbildung (2.) Welt- licher verwickelung (3.) Kein fortgang in himmliſchen guͤtern/ und erkaͤntnuͤſſen Got- tes. Darum NB. NB. NB.: Nunmehr hat Gott ſeine offenbare uñ verborgene maͤr- ter unterallen wider alle. Das wirckt nun. XLVI. Sie haben Moſen und die Pro- pheten/ die Apoſteln und das gewiſſen/ ja das zeugniß Gottes durch die ſichtbare crea- tur Rom. 1. & Act. 14. Die laſt ſie hoͤ- ren. Hoͤren ſie die nicht/ ſo werden ſie keinen wiederbringer oder reformator hoͤren. Denn dir wiederbringung nach dem verfall wird ſeyn wie ein leben auß dem toden. Rom. 11/ 15. Doch muß auch ſelbſt die wiederbringung allen zum zeugnuͤß verkuͤndiget werden. Denn das zeugnuͤß iſt ein ſieg/ gericht und thron/ erbherrſchafft/ auch uͤber das verfallene Jſrael und Chriſtenthum/ nur nicht uͤber die dem Antiocho und Thieres-bilde oͤffentlich zufal- lende ertzfeinde und Belials/ daran der ewige und zweyte tod iſt. Aber die unter Gottes und Chriſti herrſchafft ſich beugende toden/ werden durch truͤbſal in dieſer oder jener welt gereiniget werden; Darum iſt ihnen der kir- chen und verſammlungs-rock vor einer voll- kommenen heiligen gemeine/ darſtellung zu koſtbar: und thun ſie beſſer/ daß ſie ſich ſchwach und unheilig erkennen/ und die pre- digt JEſu auß der ſchrifft annehmen/ als jene private- ſchwache in Jſrael und unter den heyden. Durch dieſen weg werden die menſchen erſt recht nuͤchtern werden zu ſich ſelbſt von dem ſtoltzen tollen Religionswein. Wem ein ander weg gefaͤllt/ der mache es erſt mit ſeinen feinden auß/ die eben die auff- ruhr-wege lieben. Selig/ der ſich erniedriget; aber wehe denen ſtoltzen ſecten: wie werden deren haͤuſer krachen. Jch bleibe unterdeſ- ſen allen frommen zur erbauung fertig. Nur ort/ zeit/ anzahl der leute und dergleichen ſoll mir keine regel ſeyn. Jch wil freywillig werck. XLVII. Schließlich/ ich halte tauffbund und abendmahl mit allen mitgenoſſen der tugenden JEſu/ mit geiſt/ ſeel und leib/ der im aufferſtandenen und erhoͤheten leibe Chri- ſti; der auch ſchnelle kommt/ in der offenba- rung. Amen. XLVIII. Nun muß ich noch allen zerſtreue- ten wahren Jſraeliten zu liebe folgende kurtze noͤthige vermahnungen hinzuthun/ um ſie zu warnen fur der groſſen verſuchung/ die auff dem erboden ſchon anbrennet. (1.) Ein jeglicher huͤte ſich vor der peſti- lentz/ damit er nicht durch einige art von auff- lauffen/ hier und da rennen groͤſſe oder neue verſammlungen zu hoͤren oder zu ſtifften/ oder neue revelationes und geſichter von der zwey- ten herrlichen erſcheinung JEſu Chriſti mit fleiſchlicher neugierigkeit in die winckel der er- den zu ſehen/ und damit ſein gewiſſen und ſchwachen glauben zu troͤſten und zu ſtaͤrcken ſich bewegen/ oder erſchrecken oder auffbieten laſſe. Heiliget euch vielmehr/ ein jeglicher in ſtille und aller nuͤchterkeit und wachſamkeit/ und in fleiſſiger betrachtung des wortes Got- tes und ſeiner wunder und verheiſſungen auf den herrlichen tag der erſcheinung JEſu Chri- ſti: meydet aber alle die/ ſo dergleichen ſagen: das Jahr/ dem Monat oder tag koͤmmt Chri- ſtus/ da oder alsdenn erwarten wir in den Wolcken weggeruͤckt/ oder nach dieſen oder nach jenem irrdiſchen Jeruſalem gefodert zu werden. Des HErrn ſtunde und tag/ jahr und monath weiß niemand. Wer allezeit in heiligung und verlangen und gehorſam auff ſeinen Koͤnig ſich ſchicket/ dem bleiben ſeine verheiſſungen wohl wahr/ und zwar auf das obere Jeruſalem und die neue ſchoͤpffung: Und der wird nicht nachbleiben/ wenn er auch im tieffeſten abgrund ſaͤſſe; wie ich mich denn in America der entfernung von Jeruſalem gar nicht befuͤrchtete: Alle wahre uͤbergeblie- bene Jſraeliten unter allen Religionen wird Gott wunderbahr wider ihr vermuthen auß den getuͤmmeln und zertheilungen ihrer vor- hoͤffe/ herauß ſchmeltzen/ daß ſie werden die ver- derbheiten ihres eigenen volcks ſehen/ oder unter denen ſelbſt maͤrter oder ſonſt leydende ſeelen werden/ wie es denn vielen ſchon ſo geſchicht/ und wir unzehlige proben davon in haͤnden haben. (2.) Namentlich warne ich euch fuͤr alles natuͤrliche geſchlepp und getuͤmmel/ vorwi- tzigen und unnoͤthigen reyſen/ doch verlan- get einer billig/ mit wahren freunden in der ſtille zions weit vom welt-getuͤmmel ſich in Gott außzubreiten/ wie fern es auch ſey. De- nen nuͤchternen und klugen mit oͤhl verſehenen jungfrauen iſt alles heilſam/ befoͤrderlich und ruͤhmlich: denen thoͤrichten aber alles ſchaͤd- lich/ thoͤricht und ſchaͤndlich/ ob gleich bey- derley auff einer reiſe oder in einerley aͤuſſerer bewegung ſeyn moͤgen. Mercket auff Chriſti und der Apoſtel vorher verkuͤndigung: ſiehe die erfuͤllung aller worte gottes muß erſt vor- her gehen (worvon unſere tage ein groſſes an- gehet) ehe der leibliche/ ſichtbare tag des HErrn komme. 3. Kindlein und wahre freunde! eyfert niemanden zu fruͤhzeitig nach zu gleichen wor- ten/ affecten, gelegenheiten/ gegenſaͤtzen und auß

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1126>, abgerufen am 22.12.2024.