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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IX. Von Johann Angelio Werdenhagen,
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MDC.
biß
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bücher voll/ darinnen er die mängel der regie-
rung auch bey denen Protestanten anmercket/
wie sie fast ohne zahl wider alle gründe der
Christlichen lehre zu streiten pflegen. Zum
exempel/ er hat in dem buch de Republica p.
153. 346. 588. 832. u. f. 870. etc. mit unwie-
dersprechlichen beweißthümern und zeugnissen
dargethan/ daß ein wahrer Christe unmöglich
Vom
krieg füh-
ren.
"krieg führen/ noch bedienen könne. Er er-
"weiset/ daß auch die so genanten religions-krie-
"geschlechter dinges wider die religion streiten/
"und daß GOtt und CHristus keine fleischli-
"che waffen zu seiner defension fordere/ sondern
"vielmehr den nötigsten streit wider seine eige-
"ne verderbniß/ wozu die geistlichen waffen der
"Ritterschafft allein nöthig wären. Die ver-
"nunfft könne hier mit allen ihren Syllogismis
"nichts bestimmen/ GOtt hingegen lehre uns
"nicht todtschlagen/ sondern lieben. Der krieg
"sey auch nicht dem natürlichen recht gemäß/
"weil er die natur umkehre und verderbe/ viel-
"weniger dem gesetz CHristi Math. IIX. 22.
"IX. 9. Luc. XIIX. 22. Joh. XV. 12. XIII.

"34. wozu er die aussprüche der ersten Christen
"setzet/ wie solches nebenst den übrigen sehr heil-
"samen erinnerungen an angezogenen örtern
"weitläufftig zu lesen ist.

Ausle-
gung über
Böhmen.

14. Solche und dergleichen bekäntnisse wa-
ren nun schon capable diesen mann bey der von
ihm beschämten Clerisey zum ketzer zu machen/
wiewol seine feinde sich nicht eben getrauet ihn
platt hin vor einen solchen zu erklären. Am
meisten hat es Böhmens feinde verdrossen/ daß
er in der angezogenen Psychologia Jacob
Böhmens 40. fragen von der seelen
Latei-
nisch übersetzet/ und mit seinen anmerckungen
herausgegeben/ welche auch hernach anno
1650. zu Amsterdam in 12mo. Teutsch gedru-
cket worden. Jn dieser hat er p. 63. 75. 365.
548. 604. und anders wo Böhmens gaben und
vortrag gar sehr gerühmet/ gleichwie er auch in
der Synopsi hin und wieder dessen worte anzie-
het/ nebenst des Theophrasti Paracelsi und ande-
rer/ die er ohne beysorge des gewöhnlichen ver-
kätzerns auffrichtig in ihrer gabe zu schätzen ge-
wust. Und deswegen beschweret sich unter an-
dern D. Johann Adam Osiander in der
Theologia Acroamatica Exerc. XXII. Thes.
"13. daß Werdenhagen Böhmen allzuhoch
"halte/ und ihm einen ausserordentlichen be-
"ruff zuschreibe.

Erlittene
verfolgun-
gen.

15. Was er aber von solchen unbesonnenen
eifferern vor ungemach erleiden müssen/ hat er
bißweilen selbsten in seinen schrifften zufälliger
weise erwehnet. Als da er von den Helmstäd-
tern und Magdeburgern in der Synopsi p. 195.
und 578. geschrieben/ daß ertheils von diesen
wegen des Müntz-wesens in Magdeburg/ theils
von jenen/ und zwar von den Theologis und
Philosophis wegen der Philosophie auffs äus-
serste verfolgt worden. Die weisen dieser
welt/
schreibet er/ hätten sich alle zusam-
men geschworen ihn umzubringen/ und
der wahren Gottseligkeit sich auffs heff-
tigste entgegen gesetzet/ so daß sie auch
den geist GOttes selbsten auffs greu-
lichste gelästert.
Anders wo p. 535. betauret
er/ daß der ehrgeitz und die polupragmosune der
Clerisey/ da die Prediger den einen fuß auff der
cantzel/ den andern auff dem rath-hauß haben
[Spaltenumbruch] wollen/ keine geringe ursache an der Magde-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

burgischen zerstörung gewesen/ und folglich
auch an seiner vorhergehenden verfolgung.
Gestalt er um der wahrheit und auffrichtigkeit
willen so wol in Helmstädt als Magdeburg
nicht lange gelitten/ sondern auff antretben de-
rer Theologen und das urtheil ihrer responsen
die freyheit zu suchen gedrungen worden. Die-
ses kan der angezogene ort aus den Consiliis
Wittebergensibus
zur gnüge darthun/ worinne
auch p. 187. eines Helmstädtischen Studiosi ge-
dacht wird/ M. Petri Probsts/ der mit|Werden-
hagen in gleichem verdammnis gewesen. Es
ist aber so wol aus der Dedication seiner Psy-
chologiae
als aus andern umständen zu sehen/
daß viele unter hohen und niedrigen der wahr-
heit/ die er behauptet/ beygefallen/ da in jener
viele Cantzler/ geheimde und andere Räthe
Stadt-Syndici und Burgemeister unter Wer-
denhagens freunde/ collegen und gönner ge-
rechnet werden.

16. Der andere im titul benamte AuctorFrancken-
bergs le-
ben.

ist Abraham von Franckenberg/ ein Schlesischer
Edelmann und Herr zu Ludwigsdorff/ der be-
reits zu zeiten Jacob Böhmens gelebet/ und
eben auch wie Werdenhagen sich seiner An-
führung in dessen Schrifften bedienet. Jn sei-
nen Sendschreiben/ so noch im Manuicripto
vorhanden/ erzehlet er daß er Anno 1617. (nach"
dem er sich in der gelehrsamkeit/ und sonder-"
lich in der Eloquenz, bereits sehr hervor ge-"
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gen im Glauben durch stätiges wachen und"
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wunderbaren wirckungen in sich selbst/ und in"
einen stillen Sabbath gezogen worden/ und"
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te der krafft/ und ein licht über alle lichter"
gehöret und gesehen. Da ihm denn endlich"
gezeiget worden/ daß dieses die wahrhafftige"
lehre und seligmachende glaube wäre/ wel-"
che da zeigeten/ daß Adam in uns sterben/"
und Christus leben müsse;
Worauf er"
sich sehr gestärcket/ und diese lehre in Paulo,"
und Teutschen Theologis, Taulero, Kempis,"
Weigelio,
Joh. Arndt/ Schwenckfelden/"
und andern befestiget befunden habe. Da er"
denn nachmals durch viel versuchungen von"
innen und aussen/ durch Widerspruch der"
fleisch- und irrdisch-gesinneten scharff und"
lange geprüfet worden." Er hat sonsten in
den ersten jahren auf seinem väterlichen Guth
Ludwigsdorff/ vier Meilen von Breßlau im
Fürstenthum Oels/ gelebet/ und zwar in der
grösten stille und einsamkeit/ da er seinem bru-
der die zeitliche Administration übergeben/ und
sich aller weltlichen sorgen entschlagen gehabt;
wiewol er bey der grossen Pest Anno 1634. gantz
allein daselbst die inficirten personen im gantzen
flecken gewartet und eigenhändig curirt/ begra-
ben/ und sonst versorget/ ohne den geringsten zu-
fall und schaden. Nachmals haben ihm die
Prediger selbiger gegend hart zugesetzet/ als
er nicht mehr bey ihnen beichten wollen/ und
erfahren/ daß/ da er das letzte mal zum Abend-
mahl gegangen/ ihm der wein im mund zu
lauter wasser worden sey, Dieser und der da-

maligen

Th. III. C. IX. Von Johann Angelio Werdenhagen,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
buͤcher voll/ darinnen er die maͤngel der regie-
rung auch bey denen Proteſtanten anmercket/
wie ſie faſt ohne zahl wider alle gruͤnde der
Chriſtlichen lehre zu ſtreiten pflegen. Zum
exempel/ er hat in dem buch de Republica p.
153. 346. 588. 832. u. f. 870. ꝛc. mit unwie-
derſprechlichen beweißthuͤmern und zeugniſſen
dargethan/ daß ein wahrer Chriſte unmoͤglich
Vom
krieg fuͤh-
ren.
„krieg fuͤhren/ noch bedienen koͤnne. Er er-
„weiſet/ daß auch die ſo genanten religions-krie-
„geſchlechter dinges wider die religion ſtreiten/
„und daß GOtt und CHriſtus keine fleiſchli-
„che waffen zu ſeiner defenſion fordere/ ſondern
„vielmehr den noͤtigſten ſtreit wider ſeine eige-
„ne verderbniß/ wozu die geiſtlichen waffen der
„Ritterſchafft allein noͤthig waͤren. Die ver-
„nunfft koͤnne hier mit allen ihren Syllogiſmis
„nichts beſtimmen/ GOtt hingegen lehre uns
„nicht todtſchlagen/ ſondern lieben. Der krieg
„ſey auch nicht dem natuͤrlichen recht gemaͤß/
„weil er die natur umkehre und verderbe/ viel-
„weniger dem geſetz CHriſti Math. IIX. 22.
„IX. 9. Luc. XIIX. 22. Joh. XV. 12. XIII.

„34. wozu er die ausſpruͤche der erſten Chriſten
„ſetzet/ wie ſolches nebenſt den uͤbrigen ſehr heil-
„ſamen erinnerungen an angezogenen oͤrtern
„weitlaͤufftig zu leſen iſt.

Ausle-
gung uͤber
Boͤhmen.

14. Solche und dergleichen bekaͤntniſſe wa-
ren nun ſchon capable dieſen mann bey der von
ihm beſchaͤmten Cleriſey zum ketzer zu machen/
wiewol ſeine feinde ſich nicht eben getrauet ihn
platt hin vor einen ſolchen zu erklaͤren. Am
meiſten hat es Boͤhmens feinde verdroſſen/ daß
er in der angezogenen Pſychologia Jacob
Boͤhmens 40. fragen von der ſeelen
Latei-
niſch uͤberſetzet/ und mit ſeinen anmerckungen
herausgegeben/ welche auch hernach anno
1650. zu Amſterdam in 12mo. Teutſch gedru-
cket worden. Jn dieſer hat er p. 63. 75. 365.
548. 604. und anders wo Boͤhmens gaben und
vortrag gar ſehr geruͤhmet/ gleichwie er auch in
der Synopſi hin und wieder deſſen worte anzie-
het/ nebenſt des Theophraſti Paracelſi und ande-
rer/ die er ohne beyſorge des gewoͤhnlichen ver-
kaͤtzerns auffrichtig in ihrer gabe zu ſchaͤtzen ge-
wuſt. Und deswegen beſchweret ſich unter an-
dern D. Johann Adam Oſiander in der
Theologia Acroamatica Exerc. XXII. Theſ.
„13. daß Werdenhagen Boͤhmen allzuhoch
„halte/ und ihm einen auſſerordentlichen be-
„ruff zuſchreibe.

Erlittene
verfolgun-
gen.

15. Was er aber von ſolchen unbeſonnenen
eifferern vor ungemach erleiden muͤſſen/ hat er
bißweilen ſelbſten in ſeinen ſchrifften zufaͤlliger
weiſe erwehnet. Als da er von den Helmſtaͤd-
tern und Magdeburgern in der Synopſi p. 195.
und 578. geſchrieben/ daß ertheils von dieſen
wegen des Muͤntz-weſens in Magdeburg/ theils
von jenen/ und zwar von den Theologis und
Philoſophis wegen der Philoſophie auffs aͤuſ-
ſerſte verfolgt worden. Die weiſen dieſer
welt/
ſchreibet er/ haͤtten ſich alle zuſam-
men geſchworen ihn umzubringen/ und
der wahren Gottſeligkeit ſich auffs heff-
tigſte entgegen geſetzet/ ſo daß ſie auch
den geiſt GOttes ſelbſten auffs greu-
lichſte gelaͤſtert.
Anders wo p. 535. betauret
er/ daß der ehrgeitz und die πολυϖραγμοσύνη der
Cleriſey/ da die Prediger den einen fuß auff der
cantzel/ den andern auff dem rath-hauß haben
[Spaltenumbruch] wollen/ keine geringe urſache an der Magde-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

burgiſchen zerſtoͤrung geweſen/ und folglich
auch an ſeiner vorhergehenden verfolgung.
Geſtalt er um der wahrheit und auffrichtigkeit
willen ſo wol in Helmſtaͤdt als Magdeburg
nicht lange gelitten/ ſondern auff antretben de-
rer Theologen und das urtheil ihrer reſponſen
die freyheit zu ſuchen gedrungen worden. Die-
ſes kan der angezogene ort aus den Conſiliis
Wittebergenſibus
zur gnuͤge darthun/ worinne
auch p. 187. eines Helmſtaͤdtiſchen Studioſi ge-
dacht wird/ M. Petri Probſts/ der mit|Werden-
hagen in gleichem verdammnis geweſen. Es
iſt aber ſo wol aus der Dedication ſeiner Pſy-
chologiæ
als aus andern umſtaͤnden zu ſehen/
daß viele unter hohen und niedrigen der wahr-
heit/ die er behauptet/ beygefallen/ da in jener
viele Cantzler/ geheimde und andere Raͤthe
Stadt-Syndici und Burgemeiſter unter Wer-
denhagens freunde/ collegen und goͤnner ge-
rechnet werden.

16. Der andere im titul benamte AuctorFrancken-
bergs le-
ben.

iſt Abraham von Franckenberg/ ein Schleſiſcher
Edelmann und Herr zu Ludwigsdorff/ der be-
reits zu zeiten Jacob Boͤhmens gelebet/ und
eben auch wie Werdenhagen ſich ſeiner An-
fuͤhrung in deſſen Schrifften bedienet. Jn ſei-
nen Sendſchreiben/ ſo noch im Manuicripto
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dem er ſich in der gelehrſamkeit/ und ſonder-“
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Worauf er“
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lange gepruͤfet worden.“ Er hat ſonſten in
den erſten jahren auf ſeinem vaͤterlichen Guth
Ludwigsdorff/ vier Meilen von Breßlau im
Fuͤrſtenthum Oels/ gelebet/ und zwar in der
groͤſten ſtille und einſamkeit/ da er ſeinem bru-
der die zeitliche Adminiſtration uͤbergeben/ und
ſich aller weltlichen ſorgen entſchlagen gehabt;
wiewol er bey der groſſen Peſt Anno 1634. gantz
allein daſelbſt die inficirten perſonen im gantzen
flecken gewartet und eigenhaͤndig curirt/ begra-
ben/ und ſonſt verſorget/ ohne den geringſten zu-
fall und ſchaden. Nachmals haben ihm die
Prediger ſelbiger gegend hart zugeſetzet/ als
er nicht mehr bey ihnen beichten wollen/ und
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[92/0104] Th. III. C. IX. Von Johann Angelio Werdenhagen, buͤcher voll/ darinnen er die maͤngel der regie- rung auch bey denen Proteſtanten anmercket/ wie ſie faſt ohne zahl wider alle gruͤnde der Chriſtlichen lehre zu ſtreiten pflegen. Zum exempel/ er hat in dem buch de Republica p. 153. 346. 588. 832. u. f. 870. ꝛc. mit unwie- derſprechlichen beweißthuͤmern und zeugniſſen dargethan/ daß ein wahrer Chriſte unmoͤglich „krieg fuͤhren/ noch bedienen koͤnne. Er er- „weiſet/ daß auch die ſo genanten religions-krie- „geſchlechter dinges wider die religion ſtreiten/ „und daß GOtt und CHriſtus keine fleiſchli- „che waffen zu ſeiner defenſion fordere/ ſondern „vielmehr den noͤtigſten ſtreit wider ſeine eige- „ne verderbniß/ wozu die geiſtlichen waffen der „Ritterſchafft allein noͤthig waͤren. Die ver- „nunfft koͤnne hier mit allen ihren Syllogiſmis „nichts beſtimmen/ GOtt hingegen lehre uns „nicht todtſchlagen/ ſondern lieben. Der krieg „ſey auch nicht dem natuͤrlichen recht gemaͤß/ „weil er die natur umkehre und verderbe/ viel- „weniger dem geſetz CHriſti Math. IIX. 22. „IX. 9. Luc. XIIX. 22. Joh. XV. 12. XIII. „34. wozu er die ausſpruͤche der erſten Chriſten „ſetzet/ wie ſolches nebenſt den uͤbrigen ſehr heil- „ſamen erinnerungen an angezogenen oͤrtern „weitlaͤufftig zu leſen iſt. Jahr MDC. biß MDCC. Vom krieg fuͤh- ren. 14. Solche und dergleichen bekaͤntniſſe wa- ren nun ſchon capable dieſen mann bey der von ihm beſchaͤmten Cleriſey zum ketzer zu machen/ wiewol ſeine feinde ſich nicht eben getrauet ihn platt hin vor einen ſolchen zu erklaͤren. Am meiſten hat es Boͤhmens feinde verdroſſen/ daß er in der angezogenen Pſychologia Jacob Boͤhmens 40. fragen von der ſeelen Latei- niſch uͤberſetzet/ und mit ſeinen anmerckungen herausgegeben/ welche auch hernach anno 1650. zu Amſterdam in 12mo. Teutſch gedru- cket worden. Jn dieſer hat er p. 63. 75. 365. 548. 604. und anders wo Boͤhmens gaben und vortrag gar ſehr geruͤhmet/ gleichwie er auch in der Synopſi hin und wieder deſſen worte anzie- het/ nebenſt des Theophraſti Paracelſi und ande- rer/ die er ohne beyſorge des gewoͤhnlichen ver- kaͤtzerns auffrichtig in ihrer gabe zu ſchaͤtzen ge- wuſt. Und deswegen beſchweret ſich unter an- dern D. Johann Adam Oſiander in der Theologia Acroamatica Exerc. XXII. Theſ. „13. daß Werdenhagen Boͤhmen allzuhoch „halte/ und ihm einen auſſerordentlichen be- „ruff zuſchreibe. 15. Was er aber von ſolchen unbeſonnenen eifferern vor ungemach erleiden muͤſſen/ hat er bißweilen ſelbſten in ſeinen ſchrifften zufaͤlliger weiſe erwehnet. Als da er von den Helmſtaͤd- tern und Magdeburgern in der Synopſi p. 195. und 578. geſchrieben/ daß ertheils von dieſen wegen des Muͤntz-weſens in Magdeburg/ theils von jenen/ und zwar von den Theologis und Philoſophis wegen der Philoſophie auffs aͤuſ- ſerſte verfolgt worden. Die weiſen dieſer welt/ ſchreibet er/ haͤtten ſich alle zuſam- men geſchworen ihn umzubringen/ und der wahren Gottſeligkeit ſich auffs heff- tigſte entgegen geſetzet/ ſo daß ſie auch den geiſt GOttes ſelbſten auffs greu- lichſte gelaͤſtert. Anders wo p. 535. betauret er/ daß der ehrgeitz und die πολυϖραγμοσύνη der Cleriſey/ da die Prediger den einen fuß auff der cantzel/ den andern auff dem rath-hauß haben wollen/ keine geringe urſache an der Magde- burgiſchen zerſtoͤrung geweſen/ und folglich auch an ſeiner vorhergehenden verfolgung. Geſtalt er um der wahrheit und auffrichtigkeit willen ſo wol in Helmſtaͤdt als Magdeburg nicht lange gelitten/ ſondern auff antretben de- rer Theologen und das urtheil ihrer reſponſen die freyheit zu ſuchen gedrungen worden. Die- ſes kan der angezogene ort aus den Conſiliis Wittebergenſibus zur gnuͤge darthun/ worinne auch p. 187. eines Helmſtaͤdtiſchen Studioſi ge- dacht wird/ M. Petri Probſts/ der mit|Werden- hagen in gleichem verdammnis geweſen. Es iſt aber ſo wol aus der Dedication ſeiner Pſy- chologiæ als aus andern umſtaͤnden zu ſehen/ daß viele unter hohen und niedrigen der wahr- heit/ die er behauptet/ beygefallen/ da in jener viele Cantzler/ geheimde und andere Raͤthe Stadt-Syndici und Burgemeiſter unter Wer- denhagens freunde/ collegen und goͤnner ge- rechnet werden. Jahr MDC. biß MDCC. 16. Der andere im titul benamte Auctor iſt Abraham von Franckenberg/ ein Schleſiſcher Edelmann und Herr zu Ludwigsdorff/ der be- reits zu zeiten Jacob Boͤhmens gelebet/ und eben auch wie Werdenhagen ſich ſeiner An- fuͤhrung in deſſen Schrifften bedienet. Jn ſei- nen Sendſchreiben/ ſo noch im Manuicripto vorhanden/ erzehlet er daß er Anno 1617. (nach“ dem er ſich in der gelehrſamkeit/ und ſonder-“ lich in der Eloquenz, bereits ſehr hervor ge-“ than gehabt/ aber einsmals in einer Paren-“ tation durch GOttes ſchickung ſtecken blie-“ ben) in ſeiner erſten anfechtung/ wegen viel-“ heit der ſpaltungen und mancherley meinun-“ gen im Glauben durch ſtaͤtiges wachen und“ beten um die wahre Religion nebenſt andern“ wunderbaren wirckungen in ſich ſelbſt/ und in“ einen ſtillen Sabbath gezogen worden/ und“ in ſelbigem Principio unausſprechliche wor-“ te der krafft/ und ein licht uͤber alle lichter“ gehoͤret und geſehen. Da ihm denn endlich“ gezeiget worden/ daß dieſes die wahrhafftige“ lehre und ſeligmachende glaube waͤre/ wel-“ che da zeigeten/ daß Adam in uns ſterben/“ und Chriſtus leben muͤſſe; Worauf er“ ſich ſehr geſtaͤrcket/ und dieſe lehre in Paulo,“ und Teutſchen Theologis, Taulero, Kempis,“ Weigelio, Joh. Arndt/ Schwenckfelden/“ und andern befeſtiget befunden habe. Da er“ denn nachmals durch viel verſuchungen von“ innen und auſſen/ durch Widerſpruch der“ fleiſch- und irrdiſch-geſinneten ſcharff und“ lange gepruͤfet worden.“ Er hat ſonſten in den erſten jahren auf ſeinem vaͤterlichen Guth Ludwigsdorff/ vier Meilen von Breßlau im Fuͤrſtenthum Oels/ gelebet/ und zwar in der groͤſten ſtille und einſamkeit/ da er ſeinem bru- der die zeitliche Adminiſtration uͤbergeben/ und ſich aller weltlichen ſorgen entſchlagen gehabt; wiewol er bey der groſſen Peſt Anno 1634. gantz allein daſelbſt die inficirten perſonen im gantzen flecken gewartet und eigenhaͤndig curirt/ begra- ben/ und ſonſt verſorget/ ohne den geringſten zu- fall und ſchaden. Nachmals haben ihm die Prediger ſelbiger gegend hart zugeſetzet/ als er nicht mehr bey ihnen beichten wollen/ und erfahren/ daß/ da er das letzte mal zum Abend- mahl gegangen/ ihm der wein im mund zu lauter waſſer worden ſey, Dieſer und der da- maligen Francken- bergs le- ben.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/104>, abgerufen am 02.05.2024.