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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] rer wollen wir 8. nacheinander setzen und an-
hören: Die erste ist die Geistliche freyheit
von Sünden/ Tod/ Teuffel und Hölle/ Fluch
deß Gesetzes von allen Mosaischen figürlichen
Ceremonien, und von allen Satzungen und
Geboten; Dann gleich wie der seelen grosse
angst und plagen wiederfahren mag/ und
keine grössere seelenpein seyn kan; dann wann
sie leiden muß die feurigen pfeile deß satans/
und tyranney deß Antichrists/ dardurch die
Gewissen mit Menschen-Geboten gefangen/
bestricket und geängstet werden/ also ist hin-
wieder keine grössere ruhe/ friede/ trost und freu-
de der Seelen/ dann die warhafftige freyheit
deß Gewissens von der Gewalt deß Teuffels
und der Sünde/ und von allen Menschen-sa-
tzungen/ welche freyheit deß Gewissens wahr-
hafftig nichts anders ist/ dann der seligma-
chende Glaube/ der seine freyheit wider alle
Menschensatzungen erhält/ welches der HErr
Johan. 18. mit dem kurtzen sprüchlein begreif-
fet: So euch der Sohn frey machet/ so seyd
ihr recht frey. Jtem lib. 3. cap. 1. dann für
GOTT gilt nichts äusserliche/ sondern das
innerliche/ nicht was in dem Buchstaben beste-
het/ sondern was auß dem Geist gehet/ und in
dem Geist bestehet. Darum ist (wie in der
vorrede vermeldet/) ein grosser unterscheid un-
ter einem Welt gelehrten und Gottes-gelehr-
ten/ oder unter einem Gelehrten und Heili-
gen; der Gelehrte von aussen auß den Buch-
staben/ der Heilige lernet auß GOTT; in-
wendig auß dem Heiligen Geist/ auß der Sal-
bung/ die uns alles lehret; der Gelehrte hat sei-
ne kunst in worten/ der Heilige in der krafft/
darvon kan man weiter allda lesen; dann das
Reich GOttes bestehet nicht in worten/ son-
dern in der Krafft und Geist JEsu Christi/
welches die rechte schule ist/ darinnen wir den
wahren Glauben erlernen. Aber die das
Creutz Christi fliehen/ die zarte Creutz-flüch-
tige Heilige meinen/ sie wollen den rechten
Glauben auff polstern ohne creutz lernen. Ja/
wartet biß morgen/ ach! nimmermehr/ das mer-
cket. Hierzu kan man das 34. cap. lib. 2. wel-
ches wider in 12. capitel ist eingetheilet/ davon
lesen 10. 11. 12. Es wird denen Heiligen Geists
Kindern/ die die welt fliehen/ wol verständigen
helffen. Jtem lib. 2. cap. 50. von der hoffnung:
Gleich wie der wahre glaube nichts anders ist/
als eine feste und ungezweiffelte zuversicht auff
GOttes Gnade in Christo verheissen/ dardurch
das gantze hertz und muth Gott anhanget; also
ist die hoffnung eine gedultige außwartung/
und beständige zuversicht deß/ das man glau-
bet/ und ist nichts anders/ dann der gedultige/
beständige/ wartende wahre Christliche Glau-
be biß ans zeitliche ende/ darumb hat die hoff-
nung so wol als der glaube und liebe allein
Gott zum object und gegenwurff/ lib. 3. cap. 23.
Unter tausend Christen aber findet man kaum
einen/ der zu dieser vollkommenheit gekommen
ist/ daß er der welt nicht begehre zu gefallen;
dann wer der welt gefallen will/ kan GOTT
nicht gefallen/ und wer der welt voll ist/ der ist
GOttes leer; dann so viel der mensch der welt
uud ihme selbst stirbet und außgeht/ also viel ge-
het unser HErr Gott wieder ein/ der das Leben
ist. Kein mensch gefället Gott besser/ dann an
deme Gott seinen liebsten willen vollbringet.

Lib. 1. c. 6. ab initio usque ad verba: schlan-
[Spaltenumbruch] gens-saamen/ weiber-saamen.
Folgen ver-
ba Autoris:
Summa/ Gott hat die gantze H.
schrifft in den geist und glaube gelegt/ und muß
alles in die geistlichen geschehen/ das mercket.
Jtem/ dein HErr Christus muß das alles in dir
seyn er hat alles zusammen gefast in den neuen
menschen/ und in den Geist/ und wird alles in
dem glauben vollbracht/ ja offt in einem seuff-
tzer; dann die gantze Bibel fleust zusammen in ein
centrum in dem menschen/ gleich wie auch die
gantze natur [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] Sal, Sulphur, Mercurius.
Und weil ich auß Christo bin eine neue creatur
geschaffen/ so muß ich auch in ihme leben und
wandeln. Jch muß mit ihme und in ihme im
exilio und elende seyn/ ich muß mit ihme in de-
muth und verschmähung der welt/ in gedult und
sanfftmut in der liebe wandeln; ich muß mit ih-
me meinen feinden vergeben/ und sie lieben wie
meine besten freunde/ und barmhertzig gegen sie
seyn/ den willen deß Vatters thun; ich muß mit
ihme vom satan versuchet werden/ und auch ü-
berwinden; ich muß mit ihme umb der warheit
willen/ die in mir ist/ verspottet/ verachtet/ gehö-
net und gefeindet werden/ und so es seyn soll/
auch den tod umb seinet willen leiden/ wie alle
Heilige zum zeugniß für ihm und allen Außer-
wehlten/ daß er in mir/ und ich in ihme gewesen/
und geliebet habe durch den wahren glauben.
Du kanst das gantze capitel lesen/ das dich in
vielem gründlich unterrichten wird. Jm Tract.
vom glaube und H. leben/ (7. von gnädiger ver-
gebung der sünden/ etc. ab initio usque ad verba:
darum ist auch bey ihme allein die verge-
bung.
Ja ob ein mensch alle sünden der gantzen
welt allein gethan und auff sich hätte/ so ist deß
HErrn Christi leide und tod so mächtig/ starck/
kräfftig und muthig/ daß es alle sünden hinnimmt
und tilget/ und selbige dem glaubigen/ welcher
vergebung der sünden in Christi tod suchet/ ver-
geben seyen/ und nimmermehr zugerechnet wer-
den/ Hebr. 5. auf daß wir barmhertzigkeit erlan-
gen am tage/ wanns uns noth seyn wird; dann
ists uns noth/ Gott wird dich wieder ruffen/ wie
den Adam. Der HErr spricht: wann dein bru-
der 7. mahl/ ja 70. mahl 7. mahl wider dich sün-
dige/ und käme zu dir/ und spräche: vergib mirs/
so soltu ihme auß grund deines hertzens verge-
ben; so er das aber nicht thut/ und nicht erken-
net/ noch erkennen will/ und auch nicht zu dir
kommt/ so kanstu ihme auch nit vergeben; auch
vielmehr wirds Gott thun/ Jer. 3. komm wieder
zu mir; darum gehöret diß auch zu dieser lehre/
daß uns Gott wieder auffrichtet/ Psal. 16. und
lässet uns nit in unsern sünden stecken oder ver-
derben/ wie manchen. Haec Johann Arnd.

Heinrich Müller in Geistl. Erquickstunden
im 228. cap. 451. 452. von kennzeichen deß Christ-
lichen lebens: Jch höre dich nie über sünde kla-
gen/ als nur/ wann du in der H. beicht sprichst:
ich bin ein armer sünder. Wie kan ich dann glau-
ben/ daß du Christlich lebest? was lebet/ wider-
stehet seinem feinde/ ein wurm windet sich/ wann
man ihn zertritt/ oder zertretten will. Welcher
kampff erhebet sich in uns zwischen den natürl.
kräfften und kranckheit/ wanns zum tode gehet?
lebestu Christlich/ so wirst du empfinden/ daß in
dir der geist wider dz fleisch streite/ also auch S.
Paulus sagt: den geist gelüstet wider dz fleisch/
und das fleisch wider den geist/ Gal. 5. v. 17.

Henrich Müller im Himmlischen Liebeskuß
cap. 10. von der im Abendmahl speisenden und

trän-
A. K. H. Vierter Theil. Z z z z 2

Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] rer wollen wir 8. nacheinander ſetzen und an-
hoͤren: Die erſte iſt die Geiſtliche freyheit
von Suͤnden/ Tod/ Teuffel und Hoͤlle/ Fluch
deß Geſetzes von allen Moſaiſchen figuͤrlichen
Ceremonien, und von allen Satzungen und
Geboten; Dann gleich wie der ſeelen groſſe
angſt und plagen wiederfahren mag/ und
keine groͤſſere ſeelenpein ſeyn kan; dann wann
ſie leiden muß die feurigen pfeile deß ſatans/
und tyranney deß Antichriſts/ dardurch die
Gewiſſen mit Menſchen-Geboten gefangen/
beſtricket und geaͤngſtet werden/ alſo iſt hin-
wieder keine groͤſſere ruhe/ friede/ troſt und freu-
de der Seelen/ dann die warhafftige freyheit
deß Gewiſſens von der Gewalt deß Teuffels
und der Suͤnde/ und von allen Menſchen-ſa-
tzungen/ welche freyheit deß Gewiſſens wahr-
hafftig nichts anders iſt/ dann der ſeligma-
chende Glaube/ der ſeine freyheit wider alle
Menſchenſatzungen erhaͤlt/ welches der HErr
Johan. 18. mit dem kurtzen ſpruͤchlein begreif-
fet: So euch der Sohn frey machet/ ſo ſeyd
ihr recht frey. Jtem lib. 3. cap. 1. dann fuͤr
GOTT gilt nichts aͤuſſerliche/ ſondern das
innerliche/ nicht was in dem Buchſtaben beſte-
het/ ſondern was auß dem Geiſt gehet/ und in
dem Geiſt beſtehet. Darum iſt (wie in der
vorrede vermeldet/) ein groſſer unterſcheid un-
ter einem Welt gelehrten und Gottes-gelehr-
ten/ oder unter einem Gelehrten und Heili-
gen; der Gelehrte von auſſen auß den Buch-
ſtaben/ der Heilige lernet auß GOTT; in-
wendig auß dem Heiligen Geiſt/ auß der Sal-
bung/ die uns alles lehret; der Gelehrte hat ſei-
ne kunſt in worten/ der Heilige in der krafft/
darvon kan man weiter allda leſen; dann das
Reich GOttes beſtehet nicht in worten/ ſon-
dern in der Krafft und Geiſt JEſu Chriſti/
welches die rechte ſchule iſt/ darinnen wir den
wahren Glauben erlernen. Aber die das
Creutz Chriſti fliehen/ die zarte Creutz-fluͤch-
tige Heilige meinen/ ſie wollen den rechten
Glauben auff polſtern ohne creutz lernen. Ja/
wartet biß morgen/ ach! nimmermehr/ das mer-
cket. Hierzu kan man das 34. cap. lib. 2. wel-
ches wider in 12. capitel iſt eingetheilet/ davon
leſen 10. 11. 12. Es wird denen Heiligen Geiſts
Kindern/ die die welt fliehen/ wol verſtaͤndigen
helffen. Jtem lib. 2. cap. 50. von der hoffnung:
Gleich wie der wahre glaube nichts anders iſt/
als eine feſte und ungezweiffelte zuverſicht auff
GOttes Gnade in Chriſto verheiſſen/ dardurch
das gantze hertz und muth Gott anhanget; alſo
iſt die hoffnung eine gedultige außwartung/
und beſtaͤndige zuverſicht deß/ das man glau-
bet/ und iſt nichts anders/ dann der gedultige/
beſtaͤndige/ wartende wahre Chriſtliche Glau-
be biß ans zeitliche ende/ darumb hat die hoff-
nung ſo wol als der glaube und liebe allein
Gott zum object und gegenwurff/ lib. 3. cap. 23.
Unter tauſend Chriſten aber findet man kaum
einen/ der zu dieſer vollkommenheit gekommen
iſt/ daß er der welt nicht begehre zu gefallen;
dann wer der welt gefallen will/ kan GOTT
nicht gefallen/ und wer der welt voll iſt/ der iſt
GOttes leer; dann ſo viel der menſch der welt
uud ihme ſelbſt ſtirbet und außgeht/ alſo viel ge-
het unſer HErr Gott wieder ein/ der das Leben
iſt. Kein menſch gefaͤllet Gott beſſer/ dann an
deme Gott ſeinen liebſten willen vollbringet.

Lib. 1. c. 6. ab initio uſque ad verba: ſchlan-
[Spaltenumbruch] gens-ſaamen/ weiber-ſaamen.
Folgen ver-
ba Autoris:
Summa/ Gott hat die gantze H.
ſchrifft in den geiſt und glaubē gelegt/ und muß
alles in die geiſtlichen geſchehen/ das mercket.
Jtem/ dein HErr Chriſtus muß das alles in dir
ſeyn er hat alles zuſammen gefaſt in den neuen
menſchen/ und in den Geiſt/ und wird alles in
dem glauben vollbracht/ ja offt in einem ſeuff-
tzer; dann die gantze Bibel fleuſt zuſam̃en in ein
centrum in dem menſchen/ gleich wie auch die
gantze natur [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]Sal, Sulphur, Mercurius.
Und weil ich auß Chriſto bin eine neue creatur
geſchaffen/ ſo muß ich auch in ihme leben und
wandeln. Jch muß mit ihme und in ihme im
exilio und elende ſeyn/ ich muß mit ihme in de-
muth und verſchmaͤhung der welt/ in gedult uñ
ſanfftmut in der liebe wandeln; ich muß mit ih-
me meinen feinden vergeben/ und ſie lieben wie
meine beſten freunde/ und barmhertzig gegen ſie
ſeyn/ den willen deß Vatters thun; ich muß mit
ihme vom ſatan verſuchet werden/ und auch uͤ-
berwinden; ich muß mit ihme umb der warheit
willen/ die in mir iſt/ verſpottet/ verachtet/ gehoͤ-
net und gefeindet werden/ und ſo es ſeyn ſoll/
auch den tod umb ſeinet willen leiden/ wie alle
Heilige zum zeugniß fuͤr ihm und allen Außer-
wehlten/ daß er in mir/ und ich in ihme geweſen/
und geliebet habe durch den wahren glauben.
Du kanſt das gantze capitel leſen/ das dich in
vielem gruͤndlich unterrichten wird. Jm Tract.
vom glaubē und H. leben/ (7. von gnaͤdiger ver-
gebung der ſuͤnden/ ꝛc. ab initio uſque ad verba:
darum iſt auch bey ihme allein die verge-
bung.
Ja ob ein menſch alle ſuͤnden der gantzen
welt allein gethan und auff ſich haͤtte/ ſo iſt deß
HErrn Chriſti leidē und tod ſo maͤchtig/ ſtarck/
kraͤfftig und muthig/ daß es alle ſuͤnden hinnim̃t
und tilget/ und ſelbige dem glaubigen/ welcher
vergebung der ſuͤnden in Chriſti tod ſuchet/ ver-
geben ſeyen/ und nimmermehr zugerechnet wer-
den/ Hebr. 5. auf daß wir barmhertzigkeit erlan-
gen am tage/ wanns uns noth ſeyn wird; dann
iſts uns noth/ Gott wird dich wieder ruffen/ wie
den Adam. Der HErr ſpricht: wann dein bru-
der 7. mahl/ ja 70. mahl 7. mahl wider dich ſuͤn-
dige/ und kaͤme zu dir/ und ſpraͤche: vergib mirs/
ſo ſoltu ihme auß grund deines hertzens verge-
ben; ſo er das aber nicht thut/ und nicht erken-
net/ noch erkennen will/ und auch nicht zu dir
kommt/ ſo kanſtu ihme auch nit vergeben; auch
vielmehr wirds Gott thun/ Jer. 3. komm wieder
zu mir; darum gehoͤret diß auch zu dieſer lehre/
daß uns Gott wieder auffrichtet/ Pſal. 16. und
laͤſſet uns nit in unſern ſuͤnden ſtecken oder ver-
derben/ wie manchen. Hæc Johann Arnd.

Heinrich Muͤller in Geiſtl. Erquickſtunden
im 228. cap. 451. 452. von keñzeichen deß Chriſt-
lichen lebens: Jch hoͤre dich nie uͤber ſuͤnde kla-
gen/ als nur/ wann du in der H. beicht ſprichſt:
ich bin ein armer ſuͤnder. Wie kan ich dañ glau-
ben/ daß du Chriſtlich lebeſt? was lebet/ wider-
ſtehet ſeinem feinde/ ein wurm windet ſich/ wañ
man ihn zertritt/ oder zertretten will. Welcher
kampff erhebet ſich in uns zwiſchen den natuͤrl.
kraͤfften und kranckheit/ wanns zum tode gehet?
lebeſtu Chriſtlich/ ſo wirſt du empfinden/ daß in
dir der geiſt wider dz fleiſch ſtreite/ alſo auch S.
Paulus ſagt: den geiſt geluͤſtet wider dz fleiſch/
und das fleiſch wider den geiſt/ Gal. 5. v. 17.

Henrich Muͤller im Himmliſchen Liebeskuß
cap. 10. von der im Abendmahl ſpeiſenden und

traͤn-
A. K. H. Vierter Theil. Z z z z 2
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[731/1039] Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. rer wollen wir 8. nacheinander ſetzen und an- hoͤren: Die erſte iſt die Geiſtliche freyheit von Suͤnden/ Tod/ Teuffel und Hoͤlle/ Fluch deß Geſetzes von allen Moſaiſchen figuͤrlichen Ceremonien, und von allen Satzungen und Geboten; Dann gleich wie der ſeelen groſſe angſt und plagen wiederfahren mag/ und keine groͤſſere ſeelenpein ſeyn kan; dann wann ſie leiden muß die feurigen pfeile deß ſatans/ und tyranney deß Antichriſts/ dardurch die Gewiſſen mit Menſchen-Geboten gefangen/ beſtricket und geaͤngſtet werden/ alſo iſt hin- wieder keine groͤſſere ruhe/ friede/ troſt und freu- de der Seelen/ dann die warhafftige freyheit deß Gewiſſens von der Gewalt deß Teuffels und der Suͤnde/ und von allen Menſchen-ſa- tzungen/ welche freyheit deß Gewiſſens wahr- hafftig nichts anders iſt/ dann der ſeligma- chende Glaube/ der ſeine freyheit wider alle Menſchenſatzungen erhaͤlt/ welches der HErr Johan. 18. mit dem kurtzen ſpruͤchlein begreif- fet: So euch der Sohn frey machet/ ſo ſeyd ihr recht frey. Jtem lib. 3. cap. 1. dann fuͤr GOTT gilt nichts aͤuſſerliche/ ſondern das innerliche/ nicht was in dem Buchſtaben beſte- het/ ſondern was auß dem Geiſt gehet/ und in dem Geiſt beſtehet. Darum iſt (wie in der vorrede vermeldet/) ein groſſer unterſcheid un- ter einem Welt gelehrten und Gottes-gelehr- ten/ oder unter einem Gelehrten und Heili- gen; der Gelehrte von auſſen auß den Buch- ſtaben/ der Heilige lernet auß GOTT; in- wendig auß dem Heiligen Geiſt/ auß der Sal- bung/ die uns alles lehret; der Gelehrte hat ſei- ne kunſt in worten/ der Heilige in der krafft/ darvon kan man weiter allda leſen; dann das Reich GOttes beſtehet nicht in worten/ ſon- dern in der Krafft und Geiſt JEſu Chriſti/ welches die rechte ſchule iſt/ darinnen wir den wahren Glauben erlernen. Aber die das Creutz Chriſti fliehen/ die zarte Creutz-fluͤch- tige Heilige meinen/ ſie wollen den rechten Glauben auff polſtern ohne creutz lernen. Ja/ wartet biß morgen/ ach! nimmermehr/ das mer- cket. Hierzu kan man das 34. cap. lib. 2. wel- ches wider in 12. capitel iſt eingetheilet/ davon leſen 10. 11. 12. Es wird denen Heiligen Geiſts Kindern/ die die welt fliehen/ wol verſtaͤndigen helffen. Jtem lib. 2. cap. 50. von der hoffnung: Gleich wie der wahre glaube nichts anders iſt/ als eine feſte und ungezweiffelte zuverſicht auff GOttes Gnade in Chriſto verheiſſen/ dardurch das gantze hertz und muth Gott anhanget; alſo iſt die hoffnung eine gedultige außwartung/ und beſtaͤndige zuverſicht deß/ das man glau- bet/ und iſt nichts anders/ dann der gedultige/ beſtaͤndige/ wartende wahre Chriſtliche Glau- be biß ans zeitliche ende/ darumb hat die hoff- nung ſo wol als der glaube und liebe allein Gott zum object und gegenwurff/ lib. 3. cap. 23. Unter tauſend Chriſten aber findet man kaum einen/ der zu dieſer vollkommenheit gekommen iſt/ daß er der welt nicht begehre zu gefallen; dann wer der welt gefallen will/ kan GOTT nicht gefallen/ und wer der welt voll iſt/ der iſt GOttes leer; dann ſo viel der menſch der welt uud ihme ſelbſt ſtirbet und außgeht/ alſo viel ge- het unſer HErr Gott wieder ein/ der das Leben iſt. Kein menſch gefaͤllet Gott beſſer/ dann an deme Gott ſeinen liebſten willen vollbringet. Lib. 1. c. 6. ab initio uſque ad verba: ſchlan- gens-ſaamen/ weiber-ſaamen. Folgen ver- ba Autoris: Summa/ Gott hat die gantze H. ſchrifft in den geiſt und glaubē gelegt/ und muß alles in die geiſtlichen geſchehen/ das mercket. Jtem/ dein HErr Chriſtus muß das alles in dir ſeyn er hat alles zuſammen gefaſt in den neuen menſchen/ und in den Geiſt/ und wird alles in dem glauben vollbracht/ ja offt in einem ſeuff- tzer; dann die gantze Bibel fleuſt zuſam̃en in ein centrum in dem menſchen/ gleich wie auch die gantze natur _ _ ☿ Sal, Sulphur, Mercurius. Und weil ich auß Chriſto bin eine neue creatur geſchaffen/ ſo muß ich auch in ihme leben und wandeln. Jch muß mit ihme und in ihme im exilio und elende ſeyn/ ich muß mit ihme in de- muth und verſchmaͤhung der welt/ in gedult uñ ſanfftmut in der liebe wandeln; ich muß mit ih- me meinen feinden vergeben/ und ſie lieben wie meine beſten freunde/ und barmhertzig gegen ſie ſeyn/ den willen deß Vatters thun; ich muß mit ihme vom ſatan verſuchet werden/ und auch uͤ- berwinden; ich muß mit ihme umb der warheit willen/ die in mir iſt/ verſpottet/ verachtet/ gehoͤ- net und gefeindet werden/ und ſo es ſeyn ſoll/ auch den tod umb ſeinet willen leiden/ wie alle Heilige zum zeugniß fuͤr ihm und allen Außer- wehlten/ daß er in mir/ und ich in ihme geweſen/ und geliebet habe durch den wahren glauben. Du kanſt das gantze capitel leſen/ das dich in vielem gruͤndlich unterrichten wird. Jm Tract. vom glaubē und H. leben/ (7. von gnaͤdiger ver- gebung der ſuͤnden/ ꝛc. ab initio uſque ad verba: darum iſt auch bey ihme allein die verge- bung. Ja ob ein menſch alle ſuͤnden der gantzen welt allein gethan und auff ſich haͤtte/ ſo iſt deß HErrn Chriſti leidē und tod ſo maͤchtig/ ſtarck/ kraͤfftig und muthig/ daß es alle ſuͤnden hinnim̃t und tilget/ und ſelbige dem glaubigen/ welcher vergebung der ſuͤnden in Chriſti tod ſuchet/ ver- geben ſeyen/ und nimmermehr zugerechnet wer- den/ Hebr. 5. auf daß wir barmhertzigkeit erlan- gen am tage/ wanns uns noth ſeyn wird; dann iſts uns noth/ Gott wird dich wieder ruffen/ wie den Adam. Der HErr ſpricht: wann dein bru- der 7. mahl/ ja 70. mahl 7. mahl wider dich ſuͤn- dige/ und kaͤme zu dir/ und ſpraͤche: vergib mirs/ ſo ſoltu ihme auß grund deines hertzens verge- ben; ſo er das aber nicht thut/ und nicht erken- net/ noch erkennen will/ und auch nicht zu dir kommt/ ſo kanſtu ihme auch nit vergeben; auch vielmehr wirds Gott thun/ Jer. 3. komm wieder zu mir; darum gehoͤret diß auch zu dieſer lehre/ daß uns Gott wieder auffrichtet/ Pſal. 16. und laͤſſet uns nit in unſern ſuͤnden ſtecken oder ver- derben/ wie manchen. Hæc Johann Arnd. Heinrich Muͤller in Geiſtl. Erquickſtunden im 228. cap. 451. 452. von keñzeichen deß Chriſt- lichen lebens: Jch hoͤre dich nie uͤber ſuͤnde kla- gen/ als nur/ wann du in der H. beicht ſprichſt: ich bin ein armer ſuͤnder. Wie kan ich dañ glau- ben/ daß du Chriſtlich lebeſt? was lebet/ wider- ſtehet ſeinem feinde/ ein wurm windet ſich/ wañ man ihn zertritt/ oder zertretten will. Welcher kampff erhebet ſich in uns zwiſchen den natuͤrl. kraͤfften und kranckheit/ wanns zum tode gehet? lebeſtu Chriſtlich/ ſo wirſt du empfinden/ daß in dir der geiſt wider dz fleiſch ſtreite/ alſo auch S. Paulus ſagt: den geiſt geluͤſtet wider dz fleiſch/ und das fleiſch wider den geiſt/ Gal. 5. v. 17. Henrich Muͤller im Himmliſchen Liebeskuß cap. 10. von der im Abendmahl ſpeiſenden und traͤn- A. K. H. Vierter Theil. Z z z z 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1039>, abgerufen am 02.05.2024.