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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] Hiervon
tractiret
meine er-
ste schrifft
in der kür-
tze; Mit
Christo
und den
geistlich-
gesinnten
stimmet es
überein/
aber den
ungeist-
lich- und
fleischlich
bösen nit/
und das
ist elende
und er-
bärmlich;
das mer-
cket.
geistliche finden/ mit welchen man bisweilen
ein vertrauliche unterredung hielte/ und dar-
nebenst ein haupt- und hertz-stärckendes gesprä-
che und labe-trüncklein thun könte? Diese mei-
nung ist zwar allen nicht zu verwerffen/ ant-
wortet hierauff der Rüstige/ aber meine freunde
ihr könnet es nimmer mehr glauben/ wie treff-
lich dünne auch gesäet seynd solche personen/
mit welchen man recht vertraulich und ohne
ärgerniß könte umgeyen; unter hundert wer-
det ihr schwerlich einen eintzigen finden/ der von
dem wahren erkäntniß GOttes/ von den un-
fehlbahren wegen der seligkeit und seligmachen-
den widergeburt/ von der ertödtung des alten
Adams/ und erneuerung des inwendigen
menschen/ von den Göttlichen gesprächen/ ja
von den himmlischen vermählungen des höch-
sten guts mit unserer seelen/ und dero gleich-
wichtigen glaubens-articuln (worinnen doch
unser ewiges heil bestehet) etwas gründlicher
weiß fürzubringen/ den meisten bedüncket die-
ses Böhmische dörffer zu seyn/ dieweilen sie nie-
mahlen insgemein etwas von solchen köstli-
chen sachen gehöret/ oder erfahren/ etliche ha-
ben die art an sich/ daß/ so bald man anfähet
mit ihnen von gemeldten theologischen oder
geistlichen sachen zu reden/ sie |flugs wollen hö-
ren lassen/ wie trefflich sie disputiren können/ da
müssen alle die jenige ketzer und schwärmer seyn/
welche ihrer meinung nicht also fort beypflich-
ten/ da verdammen sie offt ihren neben-bruder
mit ehren grossen eyffer zur höllen/ und das
thun sie bisweilen/ nur um etlicher schlechter
kirchen-ceremonien willen/ welche doch zu un-
serer seligkeit das allergeringste nicht geben. Da
kommt dann ein schluß nach dem andern herfür/ und
zwar mit solchem geschrey/ daß einem die ohren
darfür bersten möchten. Nun urtheile ein jedwe-
der verständiger Christ selber/ was doch das für
eine elende lust seye/ mit solche zänckern und stän-
kern umzugehen/ und ihre unzeitige klugheit mit
äusserstem verdruß anzuhören. Solte man nicht
tausendmal lieber darfür in einem einsamen orte
seyn/ und die unaussprechliche wunder und wer-
cke des allerhöchsten Schöpffers betrachten/ und
seine wonne und freude an denselbigen haben?
andere Geistliche haben den gebrauch/ daß/ so
bald sie zusammen kommen/ sie von nichts anderst/
als von ihrem einkommen reden/ daß der so viel/ der
ander so und so viel des jahrs über hätte/ und
was ihre weiber sonst fürhätten/ damit sie auch
was das jahr über einbringen könten/ und was
des verdrüßlichen/ unnützen geschwätzes mehr
ist. Wann ich mich nun mit solchen Geistli-
chen/ die nichts anderst könten/ (einliesse/) als
entweder zancken/ verdammen/ verkätzern/
und verschwärmern/ von ihren einkommen re-
den/ welches mir eingreuel ist/ darvon zu hö-
ren/ ich geschweige ihnen die sache zu billigen/
und deswegen gehe ich ungerne mit ihnen um.
Gleichwie auch für den fürnehmen staats- und
welt-leuten/ dann ich fast bey keinem eintzigen
deroselben dasjenige kan finden/ was mein
gemüthe könte oder solte befriedigen; immit-
telst rede ich doch noch bißweilen mit dem ein
und andern/ gemeiniglich aber nur mit sol-
chen leuten/ von welchen ich weiß/ daß sie
schlecht/ recht und gottsfürchtig seynd/ da
solche leutlein mich weder können ärgern noch
betriegen. Dann höret/ meint liebe garten-
leute/ ich war auch einmahl bey welchen in der
[Spaltenumbruch] gesellschafft/ da hatten wir auch einen geistli-
chen discurs, und wie ich meine rede vollen-
det/ und ich hinweg war/ und sich die gesell-
schafft noch eine weile zusammen gehalten und
geblieben/ da haben sich die Syncretisten recht-
schaffen leiden müssen/ man hat sie vor stum-
me hunde gehalten/ die eyfferer aber/ die tapf-
fer ihre neben-Christen könten schelten und
schmähen/ waren die rechtschaffenen verfech-
ter der Evangelischen wahrheit/ welchen die
himmlische crone wegen solches ihres unauff-
hörlichen haders und katzenbalgens wird auff-
gesetzet werden. Die garten-leute fingen an
und sagten: wir möchten gerne wissen/ was
doch die Syncretisten eigentlich für leute/ und
ob sie nicht auch wie wir andere/ die wir uns
Evangelisch nennen/ Christen wären? Resp.
Ja freylich seynd sie Christen/ und vielleicht
die allerbesten Christen/ versetzte der Rüstige/
wann man betrachtet/ wie gerne sie nach der
treuhertzigen ermahnung ihres Seligmachers
und dessen Jüngern und Aposteln mit ihren ne-
ben-Christen in beständiger liebe und barmher-
tzigkeit Christi/ und in friede und eintracht le-
ben wolten/ welches aber vielen Phariseern und
Schrifftgelehrten gantz und gar nicht gefallen
will/ als die der gäntzlichen meinung seynd/ daß
der grösseste theil ihres ampts und Göttlicher
lehre nur darinnen bestehe/ daß sie ihren nech-
sten/ der nicht eben in allen puncten und clau-
sul
en/ sonderlich in den äusserlichen ceremo-
ni
en/ mit ihnen gantz einig ist/ verdammen/
verketzern/ ja gar dem teuffel übergeben; Aber
es solte von diesem handel unser gespräche fast
zu weitläufftig werden/ zu deme mmöchten es
etliche Phariseer auskundschafften/ was wir mit
einander geredet/ daß sie mich dann nicht in ei-
nen bösen verdacht ziehen/ und greulich auf mich
los donnern dörfften. Jch habe es aber nur zu
dem ende erinnert/ daß ich erweisen möchte/ wie
grosse ursache ich hätte/ mich von der leute ge-
sellschafft auch gar von viele der Geistlichen ab-
zusondern/ dieweil man so bald und leicht/ uur
durch die gespräche/ bey ihnen in lose geschrey/
verkehrung und verschwärmerung gerathe kan;
Davon kan man etwas weitläufftiger in seinem
orthe lesen. So weit Joh. Riste/ der hoch- und
wohl-erfahrne liebhaber und der natur diener.

Jch will sie/ die Geistlichen/ aus gedachten au-
tor
en überzeugen/ daß alle ihre dinge nur zu eigen
ehr/ eigen nutzen/ und zu GOttes unehr/ und zu
des nechsten schaden gereichen/ dasie jetzo die mei-
sten treiben/ etc. das mercket alle menschen. Joh.
Gerhard
am 17. Dom. Trin. fol. 466. 467. da er
unterscheidung hält von dem Sabbathe in der
zeit/ und in der ewigkeit/ von dem in der zeit und
Christl. Sabbathe/ der täglich in und bey uns ge-
schehen muß/ und also geistlich ist/ welchen wir
Gott dem HErrn die gantze zeit unsers lebens zu
leisten schuldig sind/ der gestalt und also/ daß wir
vom dienste der sünden frey feyren/ und Gott dem
HErrn seine werke in uns blos allein lassen solle.
Dieser geistliche Sabbath ist ein rechter anfang
und vorschmack des ewigen lebens und un-
aufhörlichen Sabbaths/ und bestehet darinn/ daß
wir unser hertz und seele Gott dem HErrn gantz
ergeben/ unsern geist oder seele von zeitlichen
dingen abziehen/ und GOttes Geist in uns blos
lassen reden/ lehren und herrschen/ fol. 518.
vom äusser- und innerlichen worte: Durch
das äusserliche wort gibet uns Christus trost/

indem

Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] Hiervon
tractiret
meine er-
ſte ſchrifft
in der kuͤr-
tze; Mit
Chriſto
und den
geiſtlich-
geſinnten
ſtim̃et es
uͤberein/
aber den
ungeiſt-
lich- und
fleiſchlich
boͤſen nit/
und das
iſt elende
und er-
baͤrmlich;
das mer-
cket.
geiſtliche finden/ mit welchen man bisweilen
ein vertrauliche unterredung hielte/ und dar-
nebenſt ein haupt- und hertz-ſtaͤrckendes geſpraͤ-
che und labe-truͤncklein thun koͤnte? Dieſe mei-
nung iſt zwar allen nicht zu verwerffen/ ant-
wortet hierauff der Ruͤſtige/ aber meine freunde
ihr koͤnnet es nimmer mehr glauben/ wie treff-
lich duͤnne auch geſaͤet ſeynd ſolche perſonen/
mit welchen man recht vertraulich und ohne
aͤrgerniß koͤnte umgeyen; unter hundert wer-
det ihr ſchwerlich einen eintzigen finden/ der von
dem wahren erkaͤntniß GOttes/ von den un-
fehlbahren wegen der ſeligkeit und ſeligmachen-
den widergeburt/ von der ertoͤdtung des alten
Adams/ und erneuerung des inwendigen
menſchen/ von den Goͤttlichen geſpraͤchen/ ja
von den himmliſchen vermaͤhlungen des hoͤch-
ſten guts mit unſerer ſeelen/ und dero gleich-
wichtigen glaubens-articuln (worinnen doch
unſer ewiges heil beſtehet) etwas gruͤndlicher
weiß fuͤrzubringen/ den meiſten beduͤncket die-
ſes Boͤhmiſche doͤrffer zu ſeyn/ dieweilen ſie nie-
mahlen insgemein etwas von ſolchen koͤſtli-
chen ſachen gehoͤret/ oder erfahren/ etliche ha-
ben die art an ſich/ daß/ ſo bald man anfaͤhet
mit ihnen von gemeldten theologiſchen oder
geiſtlichen ſachen zu reden/ ſie |flugs wollen hoͤ-
ren laſſen/ wie trefflich ſie diſputiren koͤnnen/ da
muͤſſen alle die jenige ketzer und ſchwaͤrmer ſeyn/
welche ihrer meinung nicht alſo fort beypflich-
ten/ da verdammen ſie offt ihren neben-bruder
mit ehren groſſen eyffer zur hoͤllen/ und das
thun ſie bisweilen/ nur um etlicher ſchlechter
kirchen-ceremonien willen/ welche doch zu un-
ſerer ſeligkeit das allergeringſte nicht geben. Da
kom̃t dañ ein ſchluß nach dem andern heꝛfuͤr/ und
zwar mit ſolchem geſchrey/ daß einem die ohren
darfuͤr berſten moͤchten. Nun urtheile ein jedwe-
der verſtaͤndiger Chriſt ſelber/ was doch das fuͤr
eine elende luſt ſeye/ mit ſolchē zaͤnckern und ſtaͤn-
kern umzugehen/ und ihre unzeitige klugheit mit
aͤuſſerſtem verdꝛuß anzuhoͤren. Solte man nicht
tauſendmal lieber darfuͤr in einem einſamen orte
ſeyn/ und die unausſprechliche wunder und wer-
cke des allerhoͤchſten Schoͤpffers betrachten/ und
ſeine wonne und freude an denſelbigen haben?
andere Geiſtliche haben den gebrauch/ daß/ ſo
bald ſie zuſam̃en kom̃en/ ſie von nichts anderſt/
als von ihrem einkom̃en reden/ daß der ſo viel/ der
ander ſo und ſo viel des jahrs uͤber haͤtte/ und
was ihre weiber ſonſt fuͤrhaͤtten/ damit ſie auch
was das jahr uͤber einbringen koͤnten/ und was
des verdruͤßlichen/ unnuͤtzen geſchwaͤtzes mehr
iſt. Wann ich mich nun mit ſolchen Geiſtli-
chen/ die nichts anderſt koͤnten/ (einlieſſe/) als
entweder zancken/ verdammen/ verkaͤtzern/
und verſchwaͤrmern/ von ihren einkommen re-
den/ welches mir eingreuel iſt/ darvon zu hoͤ-
ren/ ich geſchweige ihnen die ſache zu billigen/
und deswegen gehe ich ungerne mit ihnen um.
Gleichwie auch fuͤr den fuͤrnehmen ſtaats- und
welt-leuten/ dann ich faſt bey keinem eintzigen
deroſelben dasjenige kan finden/ was mein
gemuͤthe koͤnte oder ſolte befriedigen; immit-
telſt rede ich doch noch bißweilen mit dem ein
und andern/ gemeiniglich aber nur mit ſol-
chen leuten/ von welchen ich weiß/ daß ſie
ſchlecht/ recht und gottsfuͤrchtig ſeynd/ da
ſolche leutlein mich weder koͤnnen aͤrgern noch
betriegen. Dann hoͤret/ meint liebe garten-
leute/ ich war auch einmahl bey welchen in der
[Spaltenumbruch] geſellſchafft/ da hatten wir auch einen geiſtli-
chen diſcurs, und wie ich meine rede vollen-
det/ und ich hinweg war/ und ſich die geſell-
ſchafft noch eine weile zuſammen gehalten und
geblieben/ da haben ſich die Syncretiſten recht-
ſchaffen leiden muͤſſen/ man hat ſie vor ſtum-
me hunde gehalten/ die eyfferer aber/ die tapf-
fer ihre neben-Chriſten koͤnten ſchelten und
ſchmaͤhen/ waren die rechtſchaffenen verfech-
ter der Evangeliſchen wahrheit/ welchen die
himmliſche crone wegen ſolches ihres unauff-
hoͤrlichen haders und katzenbalgens wird auff-
geſetzet werden. Die garten-leute fingen an
und ſagten: wir moͤchten gerne wiſſen/ was
doch die Syncretiſten eigentlich fuͤr leute/ und
ob ſie nicht auch wie wir andere/ die wir uns
Evangeliſch nennen/ Chriſten waͤren? Reſp.
Ja freylich ſeynd ſie Chriſten/ und vielleicht
die allerbeſten Chriſten/ verſetzte der Ruͤſtige/
wann man betrachtet/ wie gerne ſie nach der
treuhertzigen ermahnung ihres Seligmachers
und deſſen Juͤngern und Apoſteln mit ihren ne-
ben-Chriſten in beſtaͤndiger liebe und barmher-
tzigkeit Chriſti/ und in friede und eintracht le-
ben wolten/ welches aber vielen Phariſeern und
Schrifftgelehrten gantz und gar nicht gefallen
will/ als die der gaͤntzlichen meinung ſeynd/ daß
der groͤſſeſte theil ihres ampts und Goͤttlicher
lehre nur darinnen beſtehe/ daß ſie ihren nech-
ſten/ der nicht eben in allen puncten und clau-
ſul
en/ ſonderlich in den aͤuſſerlichen ceremo-
ni
en/ mit ihnen gantz einig iſt/ verdammen/
verketzern/ ja gar dem teuffel uͤbergeben; Aber
es ſolte von dieſem handel unſer geſpraͤche faſt
zu weitlaͤufftig werden/ zu deme m̃oͤchten es
etliche Phariſeer auskundſchafften/ was wir mit
einander geredet/ daß ſie mich dann nicht in ei-
nen boͤſen verdacht ziehen/ und greulich auf mich
los donnern doͤrfften. Jch habe es aber nur zu
dem ende erinnert/ daß ich erweiſen moͤchte/ wie
groſſe urſache ich haͤtte/ mich von der leute ge-
ſellſchafft auch gar von vielē der Geiſtlichen ab-
zuſondern/ dieweil man ſo bald und leicht/ uur
durch die geſpraͤche/ bey ihnen in loſe geſchrey/
verkehrung und verſchwaͤrmerung gerathē kan;
Davon kan man etwas weitlaͤufftiger in ſeinem
orthe leſen. So weit Joh. Riſte/ der hoch- und
wohl-erfahrne liebhaber und der natur diener.

Jch will ſie/ die Geiſtlichen/ aus gedachten au-
tor
en uͤberzeugen/ daß alle ihre dinge nur zu eigen
ehr/ eigen nutzen/ und zu GOttes unehr/ und zu
des nechſten ſchaden gereichen/ daſie jetzo die mei-
ſten treiben/ ꝛc. das mercket alle menſchen. Joh.
Gerhard
am 17. Dom. Trin. fol. 466. 467. da er
unterſcheidung haͤlt von dem Sabbathe in der
zeit/ und in der ewigkeit/ von dem in der zeit und
Chriſtl. Sabbathe/ der taͤglich in uñ bey uns ge-
ſchehen muß/ und alſo geiſtlich iſt/ welchen wir
Gott dem HErrn die gantze zeit unſers lebens zu
leiſten ſchuldig ſind/ der geſtalt und alſo/ daß wir
vom dienſte der ſuͤnden frey feyꝛen/ uñ Gott dem
HErrn ſeine werke in uns blos allein laſſen ſollē.
Dieſer geiſtliche Sabbath iſt ein rechter anfang
und vorſchmack des ewigen lebens und un-
aufhoͤrlichen Sabbaths/ und beſtehet dariñ/ daß
wir unſer hertz und ſeele Gott dem HErrn gantz
ergeben/ unſern geiſt oder ſeele von zeitlichen
dingen abziehen/ und GOttes Geiſt in uns blos
laſſen reden/ lehren und herꝛſchen/ fol. 518.
vom aͤuſſer- und innerlichen worte: Durch
das aͤuſſerliche wort gibet uns Chriſtus troſt/

indem
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[727/1035] Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. geiſtliche finden/ mit welchen man bisweilen ein vertrauliche unterredung hielte/ und dar- nebenſt ein haupt- und hertz-ſtaͤrckendes geſpraͤ- che und labe-truͤncklein thun koͤnte? Dieſe mei- nung iſt zwar allen nicht zu verwerffen/ ant- wortet hierauff der Ruͤſtige/ aber meine freunde ihr koͤnnet es nimmer mehr glauben/ wie treff- lich duͤnne auch geſaͤet ſeynd ſolche perſonen/ mit welchen man recht vertraulich und ohne aͤrgerniß koͤnte umgeyen; unter hundert wer- det ihr ſchwerlich einen eintzigen finden/ der von dem wahren erkaͤntniß GOttes/ von den un- fehlbahren wegen der ſeligkeit und ſeligmachen- den widergeburt/ von der ertoͤdtung des alten Adams/ und erneuerung des inwendigen menſchen/ von den Goͤttlichen geſpraͤchen/ ja von den himmliſchen vermaͤhlungen des hoͤch- ſten guts mit unſerer ſeelen/ und dero gleich- wichtigen glaubens-articuln (worinnen doch unſer ewiges heil beſtehet) etwas gruͤndlicher weiß fuͤrzubringen/ den meiſten beduͤncket die- ſes Boͤhmiſche doͤrffer zu ſeyn/ dieweilen ſie nie- mahlen insgemein etwas von ſolchen koͤſtli- chen ſachen gehoͤret/ oder erfahren/ etliche ha- ben die art an ſich/ daß/ ſo bald man anfaͤhet mit ihnen von gemeldten theologiſchen oder geiſtlichen ſachen zu reden/ ſie |flugs wollen hoͤ- ren laſſen/ wie trefflich ſie diſputiren koͤnnen/ da muͤſſen alle die jenige ketzer und ſchwaͤrmer ſeyn/ welche ihrer meinung nicht alſo fort beypflich- ten/ da verdammen ſie offt ihren neben-bruder mit ehren groſſen eyffer zur hoͤllen/ und das thun ſie bisweilen/ nur um etlicher ſchlechter kirchen-ceremonien willen/ welche doch zu un- ſerer ſeligkeit das allergeringſte nicht geben. Da kom̃t dañ ein ſchluß nach dem andern heꝛfuͤr/ und zwar mit ſolchem geſchrey/ daß einem die ohren darfuͤr berſten moͤchten. Nun urtheile ein jedwe- der verſtaͤndiger Chriſt ſelber/ was doch das fuͤr eine elende luſt ſeye/ mit ſolchē zaͤnckern und ſtaͤn- kern umzugehen/ und ihre unzeitige klugheit mit aͤuſſerſtem verdꝛuß anzuhoͤren. Solte man nicht tauſendmal lieber darfuͤr in einem einſamen orte ſeyn/ und die unausſprechliche wunder und wer- cke des allerhoͤchſten Schoͤpffers betrachten/ und ſeine wonne und freude an denſelbigen haben? andere Geiſtliche haben den gebrauch/ daß/ ſo bald ſie zuſam̃en kom̃en/ ſie von nichts anderſt/ als von ihrem einkom̃en reden/ daß der ſo viel/ der ander ſo und ſo viel des jahrs uͤber haͤtte/ und was ihre weiber ſonſt fuͤrhaͤtten/ damit ſie auch was das jahr uͤber einbringen koͤnten/ und was des verdruͤßlichen/ unnuͤtzen geſchwaͤtzes mehr iſt. Wann ich mich nun mit ſolchen Geiſtli- chen/ die nichts anderſt koͤnten/ (einlieſſe/) als entweder zancken/ verdammen/ verkaͤtzern/ und verſchwaͤrmern/ von ihren einkommen re- den/ welches mir eingreuel iſt/ darvon zu hoͤ- ren/ ich geſchweige ihnen die ſache zu billigen/ und deswegen gehe ich ungerne mit ihnen um. Gleichwie auch fuͤr den fuͤrnehmen ſtaats- und welt-leuten/ dann ich faſt bey keinem eintzigen deroſelben dasjenige kan finden/ was mein gemuͤthe koͤnte oder ſolte befriedigen; immit- telſt rede ich doch noch bißweilen mit dem ein und andern/ gemeiniglich aber nur mit ſol- chen leuten/ von welchen ich weiß/ daß ſie ſchlecht/ recht und gottsfuͤrchtig ſeynd/ da ſolche leutlein mich weder koͤnnen aͤrgern noch betriegen. Dann hoͤret/ meint liebe garten- leute/ ich war auch einmahl bey welchen in der geſellſchafft/ da hatten wir auch einen geiſtli- chen diſcurs, und wie ich meine rede vollen- det/ und ich hinweg war/ und ſich die geſell- ſchafft noch eine weile zuſammen gehalten und geblieben/ da haben ſich die Syncretiſten recht- ſchaffen leiden muͤſſen/ man hat ſie vor ſtum- me hunde gehalten/ die eyfferer aber/ die tapf- fer ihre neben-Chriſten koͤnten ſchelten und ſchmaͤhen/ waren die rechtſchaffenen verfech- ter der Evangeliſchen wahrheit/ welchen die himmliſche crone wegen ſolches ihres unauff- hoͤrlichen haders und katzenbalgens wird auff- geſetzet werden. Die garten-leute fingen an und ſagten: wir moͤchten gerne wiſſen/ was doch die Syncretiſten eigentlich fuͤr leute/ und ob ſie nicht auch wie wir andere/ die wir uns Evangeliſch nennen/ Chriſten waͤren? Reſp. Ja freylich ſeynd ſie Chriſten/ und vielleicht die allerbeſten Chriſten/ verſetzte der Ruͤſtige/ wann man betrachtet/ wie gerne ſie nach der treuhertzigen ermahnung ihres Seligmachers und deſſen Juͤngern und Apoſteln mit ihren ne- ben-Chriſten in beſtaͤndiger liebe und barmher- tzigkeit Chriſti/ und in friede und eintracht le- ben wolten/ welches aber vielen Phariſeern und Schrifftgelehrten gantz und gar nicht gefallen will/ als die der gaͤntzlichen meinung ſeynd/ daß der groͤſſeſte theil ihres ampts und Goͤttlicher lehre nur darinnen beſtehe/ daß ſie ihren nech- ſten/ der nicht eben in allen puncten und clau- ſulen/ ſonderlich in den aͤuſſerlichen ceremo- nien/ mit ihnen gantz einig iſt/ verdammen/ verketzern/ ja gar dem teuffel uͤbergeben; Aber es ſolte von dieſem handel unſer geſpraͤche faſt zu weitlaͤufftig werden/ zu deme m̃oͤchten es etliche Phariſeer auskundſchafften/ was wir mit einander geredet/ daß ſie mich dann nicht in ei- nen boͤſen verdacht ziehen/ und greulich auf mich los donnern doͤrfften. Jch habe es aber nur zu dem ende erinnert/ daß ich erweiſen moͤchte/ wie groſſe urſache ich haͤtte/ mich von der leute ge- ſellſchafft auch gar von vielē der Geiſtlichen ab- zuſondern/ dieweil man ſo bald und leicht/ uur durch die geſpraͤche/ bey ihnen in loſe geſchrey/ verkehrung und verſchwaͤrmerung gerathē kan; Davon kan man etwas weitlaͤufftiger in ſeinem orthe leſen. So weit Joh. Riſte/ der hoch- und wohl-erfahrne liebhaber und der natur diener. Hiervon tractiret meine er- ſte ſchrifft in der kuͤr- tze; Mit Chriſto und den geiſtlich- geſinnten ſtim̃et es uͤberein/ aber den ungeiſt- lich- und fleiſchlich boͤſen nit/ und das iſt elende und er- baͤrmlich; das mer- cket. Jch will ſie/ die Geiſtlichen/ aus gedachten au- toren uͤberzeugen/ daß alle ihre dinge nur zu eigen ehr/ eigen nutzen/ und zu GOttes unehr/ und zu des nechſten ſchaden gereichen/ daſie jetzo die mei- ſten treiben/ ꝛc. das mercket alle menſchen. Joh. Gerhard am 17. Dom. Trin. fol. 466. 467. da er unterſcheidung haͤlt von dem Sabbathe in der zeit/ und in der ewigkeit/ von dem in der zeit und Chriſtl. Sabbathe/ der taͤglich in uñ bey uns ge- ſchehen muß/ und alſo geiſtlich iſt/ welchen wir Gott dem HErrn die gantze zeit unſers lebens zu leiſten ſchuldig ſind/ der geſtalt und alſo/ daß wir vom dienſte der ſuͤnden frey feyꝛen/ uñ Gott dem HErrn ſeine werke in uns blos allein laſſen ſollē. Dieſer geiſtliche Sabbath iſt ein rechter anfang und vorſchmack des ewigen lebens und un- aufhoͤrlichen Sabbaths/ und beſtehet dariñ/ daß wir unſer hertz und ſeele Gott dem HErrn gantz ergeben/ unſern geiſt oder ſeele von zeitlichen dingen abziehen/ und GOttes Geiſt in uns blos laſſen reden/ lehren und herꝛſchen/ fol. 518. vom aͤuſſer- und innerlichen worte: Durch das aͤuſſerliche wort gibet uns Chriſtus troſt/ indem

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1035>, abgerufen am 02.05.2024.