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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzeus zu Halle.
[Spaltenumbruch] in dem er uns viel herrliche trost-sprüche in
der heiligen Schrifft hinterlassen/ welche das
objectum und fulcrum fidei, die grund-feste
deß wahren Glaubens seynd. Durchs inner-
liche wort und stärcke deß Heiligen Geistes/
dann wie Simeon eine antwort vom Heiligen
Geist empfienge/ Luc. 2. also haben alle wahre
glaubige den Heiligen Geist bey sich/ der sie in-
nerlich lehret und tröstet; ja er vertritt sie mit
unaußsprechlichen seufftzen/ Rom. 8. verstopffe
nur deine innere ohren nicht/ daß du hören mö-
gest/ was der HErr in dir redet.

Fol. 466. 467. Wo dieser Geistliche inner-
liche Sabbath nicht gehalten/ und GOTTes
rede innerlich gehöret wird/ da ist es verge-
bens mit dem äusserlichen Sabbath/ und ver-
geblich Gottes wort äusserlich zu hören; dann
die H. schrifft saget: sie haben ohren/ und hö-
ren nicht/ augen/ und sehen nicht/ und mit den
ohren/ da sie es hören/ werden sie es nicht hö-
ren; dann es gehet zu einem hinein/ zum andern
wieder herauß. Von diesem seligen innerli-
chen Sabbath spricht GOtt der HERR Esa.
66. Welches ist die stätte/ da ich ruhen (und
meinen Sabbath halten) soll/ ich sehe an den
elenden/ und der zerbrochenes Geistes ist/ und
der sich fürchtet für meinem wort/ * d.i. der mit
furcht und zittern schafft täglich und stündlich/
daß er selig werde/ und da er alles gethan/ was
er thun sollen/ dannoch spreche: Jch bin ein
unnützer knecht; und da der gerechte kaum er-
halten wird/ wie will es dann dem sicheren und
ungerechten ergehen? der niemahls in das edle
leben/ liebe/ willen/ gebot und nachfolge J. Chr.
tretten wollen? Wir erkennen/ daß die schröck-
lich in ewiger Gewissenspein/ (auß ursachen/
daß sie die verfolget/ gemartert und geängsti-
get haben/ die ihrem vorgänger Christo nach-
folgen/) mit Pharao in der ewigen finsterniß
seyn und bleiben werden/ welche Pharao in
Egypten fürgestellet ward äusser- und inner-
lich/ etc. Aber die kinder Jsrael waren im liecht/
das sie in und ausser ihnen hatten/ daß solches
in der zeit ihnen auch fürgebildet ward; und die
in der finst rniß leben/ die können deß rechten
Sabbaths weder in dieser noch jener welt und
Ewigkeit geniessen noch schmecken; die aber im
liecht leben/ die können deß rechten Sabbaths
hier in der Zeit und Ewigkeit geniessen und
schmecken in sich selbst. * Von diesem seligen
innern Sabbath höret eine bußfertige seele ger-
ne reden/ und feyert GOtt dem HErrn diesen
geistlichen Sabbath recht; dann soll das hertz
Gott dem HErrn gelassen und ergeben seyn/ so
muß es zuvor von allen äusserlichen dingen ab-
gezogen/ daß man an demselbigen nicht mit un-
ordentlicher liebe und lust hange. Dahin gehö-
ret/ was Taulerus so öffter von der anklebigkeit/
von der einkehrung zum inwendigen grund deß
hertzens/ von der gelassenheit/ und dergleichen
schreibet/ etc. Davon kan man weiter allda lesen/
Haec Johan. Gerhard. der auch in seiner Po-
stille Dom. 23. Trin. fol. 508. sagt von den Pha-
riseern und Schrifftgelehrten also: sie wollen sich
über die weißheit Gottes überhebe/ da doch die
ewige Weißheit alle Sophistische nebel-men-
schen-klugheit weit übertrifft. Es gehet noch
offtmahls heut zu tage also her und zu/ daß die
Phariseer/ d.i. vermeinte Geistliche/ wider Chri-
sti Geistl. leib/ d.i. wider die kirche sich aufflegen/
bißweilen nehmen sie auch gar zu sich das bra-
[Spaltenumbruch] chium seculare,
die gewalt der weltlichen
Obrigkeit. Aber durch Gottes Gnade überwin-
det endlich Göttliche Weißheit/ und in krafft
derselben überwindet auch die kirche Christi;
fol. 507. Es ist nun ein zeichen eines recht-
schaffenen und falschen Lehrers/ soll er
ins hertze reden/ (der erbaulich und nicht zer-
störlich mache) müssen ihm die worte auch aus
dem hertzen gehen; Die wahre erkäntniß Got-
tes stehet in der krafft und in der empfindung/
wie dann David spricht/ Psal. 34. Schmäcket
und sehet/ wie freundlich der HErr ist. Wer nun
selber in seinem hertzen die wahre erkäntniß Got-
tes nicht empfindet/ wie kan der dann andere
zur erkäntniß GOttes bringen? was einer selber
nicht weiß/ mag er auch andere nicht lehren/
und solches ist ein gewiß zeichen und merckmahl.
fol. 506. Das rühret her aus der hoffarth/
dann wie der HErr zeiget/ Joh. 5. Sie suchen
ehre bey den andern/ und ein mensch ist in Chri-
sto JESU ehr geitzig/ darum können sie nicht
glauben/ wie folget das auff einander? Sie
nehmen ehre von einander/ und richten alle ihre
wercke dahin/ daß sie gesehen und geehret wer-
den. Weil nun Christus gewaltig zu seiner
zeit predigte/ und GOttes gaben in ihme klar
leuchteten/ furchten sie sich/ es möchte ihrer
würde und hoheit verkleinerlich seyn/ wann sie
Christum und die seinige gehöret und gedultet
hätten. Daraus dann erscheinet/ wie ein höchst-
schädliches ding es sey/ wann man in seinen
wercken eygene ehre und nutzen suchet/ dann
dardurch mag ein mensch leichtlich zu den grö-
sten sünden gebracht werden. Eigene ehre ist
ein schlangen-saame/ wann der teuffel densel-
ben in das hertze streuet/ mercket mans nicht so
bald/ wie schädlich er ist; wann aber dieser
saame foviret und nutriret wird/ daß er in die
früchte herausschläget/ so siehet man es erst;
dann daraus wächset hoffarth/ neid/ verach-
tung anderer/ haß/ zwietracht/ ja auch end-
lich muthwillige widersetzligkeit; und dahero
sehen wir/ warum der teuffel sich also bemühet
habe/ unsere ersten eltern in eigen willen/ eigen
liebe/ eigen ehre/ eigen nutzen zu bringen. Aber
die wahren Christen mussen nicht allein von öf-
fentlichen verfolgern leyden/ sondern von ver-
mienten freunden/ von den falschen brüdern
und den nechst-verwandten. So weit der viel-
geliebte Johan. Gerhard. Man kan weiter an
selbigem orthe davon lesen/ etc. in angezeigter pre-
digt/ ist ein groß theil von Tauleri lehre/ das
Gerhard lehret.

Welche lehre den rechten grund des willens
GOttes lehret/ und den auch zu thun/ stehet
auch an dem Sonntag Invocavit also: * Es
führet der H. Geist die wahre kinder Gottes erst-
lich zur widergeburt und einem neuen leben/
Rom. 8. Vors andere in alle weißheit/ daß sie
zur erkäntnis Christi kommen; drittens auf den
weg der gerechtigkeit/ daß sie nicht auf demselbi-
gen irren noch müde werden/ Psalm. 23. Vors
vierte bißweilen führet er auch in die wüsten
allerley mangels/ creutz/ elend und verfolgung/
daß er uns probire. Es führet auch der H. Geist
seine glaubige auff zweyerley weise auff den weg
der gerechtigkeit; 1. Aeusserlich durch die Heil.
Schrifft/ und seine himmlische lehre; dann durch
das zeugniß/ welches er in den hertzen der men-
schen innerlich gibet/ * biß so weit Gerhard.

Nun sollet ihr auch vernehme/ was Lutherus

von

Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzeus zu Halle.
[Spaltenumbruch] in dem er uns viel herrliche troſt-ſpruͤche in
der heiligen Schrifft hinterlaſſen/ welche das
objectum und fulcrum fidei, die grund-feſte
deß wahren Glaubens ſeynd. Durchs inner-
liche wort und ſtaͤrcke deß Heiligen Geiſtes/
dann wie Simeon eine antwort vom Heiligen
Geiſt empfienge/ Luc. 2. alſo haben alle wahre
glaubige den Heiligen Geiſt bey ſich/ der ſie in-
nerlich lehret und troͤſtet; ja er vertritt ſie mit
unaußſprechlichen ſeufftzen/ Rom. 8. verſtopffe
nur deine innere ohren nicht/ daß du hoͤren moͤ-
geſt/ was der HErr in dir redet.

Fol. 466. 467. Wo dieſer Geiſtliche inner-
liche Sabbath nicht gehalten/ und GOTTes
rede innerlich gehoͤret wird/ da iſt es verge-
bens mit dem aͤuſſerlichen Sabbath/ und ver-
geblich Gottes wort aͤuſſerlich zu hoͤren; dann
die H. ſchrifft ſaget: ſie haben ohren/ und hoͤ-
ren nicht/ augen/ und ſehen nicht/ und mit den
ohren/ da ſie es hoͤren/ werden ſie es nicht hoͤ-
ren; dann es gehet zu einem hinein/ zum andern
wieder herauß. Von dieſem ſeligen innerli-
chen Sabbath ſpricht GOtt der HERR Eſa.
66. Welches iſt die ſtaͤtte/ da ich ruhen (und
meinen Sabbath halten) ſoll/ ich ſehe an den
elenden/ und der zerbrochenes Geiſtes iſt/ und
der ſich fuͤrchtet fuͤr meinem wort/ * d.i. der mit
furcht und zittern ſchafft taͤglich und ſtuͤndlich/
daß er ſelig werde/ und da er alles gethan/ was
er thun ſollen/ dannoch ſpreche: Jch bin ein
unnuͤtzer knecht; und da der gerechte kaum er-
halten wird/ wie will es dann dem ſicheren und
ungerechten ergehen? der niemahls in das edle
leben/ liebe/ willen/ gebot und nachfolge J. Chr.
tretten wollen? Wir erkennen/ daß die ſchroͤck-
lich in ewiger Gewiſſenspein/ (auß urſachen/
daß ſie die verfolget/ gemartert und geaͤngſti-
get haben/ die ihrem vorgaͤnger Chriſto nach-
folgen/) mit Pharao in der ewigen finſterniß
ſeyn und bleiben werden/ welche Pharao in
Egypten fuͤrgeſtellet ward aͤuſſer- und inner-
lich/ ꝛc. Aber die kinder Jſrael waren im liecht/
das ſie in und auſſer ihnen hatten/ daß ſolches
in der zeit ihnen auch fuͤrgebildet ward; und die
in der finſt rniß leben/ die koͤnnen deß rechten
Sabbaths weder in dieſer noch jener welt und
Ewigkeit genieſſen noch ſchmecken; die aber im
liecht leben/ die koͤnnen deß rechten Sabbaths
hier in der Zeit und Ewigkeit genieſſen und
ſchmecken in ſich ſelbſt. * Von dieſem ſeligen
innern Sabbath hoͤret eine bußfertige ſeele ger-
ne reden/ und feyert GOtt dem HErrn dieſen
geiſtlichen Sabbath recht; dann ſoll das hertz
Gott dem HErrn gelaſſen und ergeben ſeyn/ ſo
muß es zuvor von allen aͤuſſerlichen dingen ab-
gezogen/ daß man an demſelbigen nicht mit un-
ordentlicher liebe und luſt hange. Dahin gehoͤ-
ret/ was Taulerus ſo oͤffter von der anklebigkeit/
von der einkehrung zum inwendigen grund deß
hertzens/ von der gelaſſenheit/ und dergleichen
ſchreibet/ ꝛc. Davon kan man weiter allda leſen/
Hæc Johan. Gerhard. der auch in ſeiner Po-
ſtille Dom. 23. Trin. fol. 508. ſagt von den Pha-
riſeern uñ Schrifftgelehrten alſo: ſie wollen ſich
uͤber die weißheit Gottes uͤberhebē/ da doch die
ewige Weißheit alle Sophiſtiſche nebel-men-
ſchen-klugheit weit uͤbertrifft. Es gehet noch
offtmahls heut zu tage alſo her und zu/ daß die
Phariſeer/ d.i. vermeinte Geiſtliche/ wider Chri-
ſti Geiſtl. leib/ d.i. wider die kirche ſich aufflegen/
bißweilen nehmen ſie auch gar zu ſich das bra-
[Spaltenumbruch] chium ſeculare,
die gewalt der weltlichen
Obrigkeit. Aber durch Gottes Gnade uͤberwin-
det endlich Goͤttliche Weißheit/ und in krafft
derſelben uͤberwindet auch die kirche Chriſti;
fol. 507. Es iſt nun ein zeichen eines recht-
ſchaffenen und falſchen Lehrers/ ſoll er
ins hertze reden/ (der erbaulich und nicht zer-
ſtoͤrlich mache) muͤſſen ihm die worte auch aus
dem hertzen gehen; Die wahre erkaͤntniß Got-
tes ſtehet in der krafft und in der empfindung/
wie dann David ſpricht/ Pſal. 34. Schmaͤcket
und ſehet/ wie freundlich der HErr iſt. Wer nun
ſelber in ſeinem hertzen die wahre erkaͤntniß Got-
tes nicht empfindet/ wie kan der dann andere
zur erkaͤntniß GOttes bringen? was einer ſelber
nicht weiß/ mag er auch andere nicht lehren/
und ſolches iſt ein gewiß zeichen und merckmahl.
fol. 506. Das ruͤhret her aus der hoffarth/
dann wie der HErr zeiget/ Joh. 5. Sie ſuchen
ehre bey den andern/ und ein menſch iſt in Chri-
ſto JESU ehr geitzig/ darum koͤnnen ſie nicht
glauben/ wie folget das auff einander? Sie
nehmen ehre von einander/ und richten alle ihre
wercke dahin/ daß ſie geſehen und geehret wer-
den. Weil nun Chriſtus gewaltig zu ſeiner
zeit predigte/ und GOttes gaben in ihme klar
leuchteten/ furchten ſie ſich/ es moͤchte ihrer
wuͤrde und hoheit verkleinerlich ſeyn/ wann ſie
Chriſtum und die ſeinige gehoͤret und gedultet
haͤtten. Daraus dann erſcheinet/ wie ein hoͤchſt-
ſchaͤdliches ding es ſey/ wann man in ſeinen
wercken eygene ehre und nutzen ſuchet/ dann
dardurch mag ein menſch leichtlich zu den groͤ-
ſten ſuͤnden gebracht werden. Eigene ehre iſt
ein ſchlangen-ſaame/ wann der teuffel denſel-
ben in das hertze ſtreuet/ mercket mans nicht ſo
bald/ wie ſchaͤdlich er iſt; wann aber dieſer
ſaame foviret und nutriret wird/ daß er in die
fruͤchte herausſchlaͤget/ ſo ſiehet man es erſt;
dann daraus waͤchſet hoffarth/ neid/ verach-
tung anderer/ haß/ zwietracht/ ja auch end-
lich muthwillige widerſetzligkeit; und dahero
ſehen wir/ warum der teuffel ſich alſo bemuͤhet
habe/ unſere erſten eltern in eigen willen/ eigen
liebe/ eigen ehre/ eigen nutzen zu bringen. Aber
die wahren Chriſten muſſen nicht allein von oͤf-
fentlichen verfolgern leyden/ ſondern von ver-
mienten freunden/ von den falſchen bruͤdern
und den nechſt-verwandten. So weit der viel-
geliebte Johan. Gerhard. Man kan weiter an
ſelbigem orthe davon leſen/ ꝛc. in angezeigter pre-
digt/ iſt ein groß theil von Tauleri lehre/ das
Gerhard lehret.

Welche lehre den rechten grund des willens
GOttes lehret/ und den auch zu thun/ ſtehet
auch an dem Sonntag Invocavit alſo: * Es
fuͤhret der H. Geiſt die wahre kinder Gottes erſt-
lich zur widergeburt und einem neuen leben/
Rom. 8. Vors andere in alle weißheit/ daß ſie
zur erkaͤntnis Chriſti kommen; drittens auf den
weg der gerechtigkeit/ daß ſie nicht auf demſelbi-
gen irren noch muͤde werden/ Pſalm. 23. Vors
vierte bißweilen fuͤhret er auch in die wuͤſten
allerley mangels/ creutz/ elend und verfolgung/
daß er uns probire. Es fuͤhret auch der H. Geiſt
ſeine glaubige auff zweyerley weiſe auff den weg
der gerechtigkeit; 1. Aeuſſerlich durch die Heil.
Schrifft/ und ſeine him̃liſche lehre; dann durch
das zeugniß/ welches er in den hertzen der men-
ſchen innerlich gibet/ * biß ſo weit Gerhard.

Nun ſollet ihr auch vernehmē/ was Lutherus

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[728/1036] Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzeus zu Halle. in dem er uns viel herrliche troſt-ſpruͤche in der heiligen Schrifft hinterlaſſen/ welche das objectum und fulcrum fidei, die grund-feſte deß wahren Glaubens ſeynd. Durchs inner- liche wort und ſtaͤrcke deß Heiligen Geiſtes/ dann wie Simeon eine antwort vom Heiligen Geiſt empfienge/ Luc. 2. alſo haben alle wahre glaubige den Heiligen Geiſt bey ſich/ der ſie in- nerlich lehret und troͤſtet; ja er vertritt ſie mit unaußſprechlichen ſeufftzen/ Rom. 8. verſtopffe nur deine innere ohren nicht/ daß du hoͤren moͤ- geſt/ was der HErr in dir redet. Fol. 466. 467. Wo dieſer Geiſtliche inner- liche Sabbath nicht gehalten/ und GOTTes rede innerlich gehoͤret wird/ da iſt es verge- bens mit dem aͤuſſerlichen Sabbath/ und ver- geblich Gottes wort aͤuſſerlich zu hoͤren; dann die H. ſchrifft ſaget: ſie haben ohren/ und hoͤ- ren nicht/ augen/ und ſehen nicht/ und mit den ohren/ da ſie es hoͤren/ werden ſie es nicht hoͤ- ren; dann es gehet zu einem hinein/ zum andern wieder herauß. Von dieſem ſeligen innerli- chen Sabbath ſpricht GOtt der HERR Eſa. 66. Welches iſt die ſtaͤtte/ da ich ruhen (und meinen Sabbath halten) ſoll/ ich ſehe an den elenden/ und der zerbrochenes Geiſtes iſt/ und der ſich fuͤrchtet fuͤr meinem wort/ * d.i. der mit furcht und zittern ſchafft taͤglich und ſtuͤndlich/ daß er ſelig werde/ und da er alles gethan/ was er thun ſollen/ dannoch ſpreche: Jch bin ein unnuͤtzer knecht; und da der gerechte kaum er- halten wird/ wie will es dann dem ſicheren und ungerechten ergehen? der niemahls in das edle leben/ liebe/ willen/ gebot und nachfolge J. Chr. tretten wollen? Wir erkennen/ daß die ſchroͤck- lich in ewiger Gewiſſenspein/ (auß urſachen/ daß ſie die verfolget/ gemartert und geaͤngſti- get haben/ die ihrem vorgaͤnger Chriſto nach- folgen/) mit Pharao in der ewigen finſterniß ſeyn und bleiben werden/ welche Pharao in Egypten fuͤrgeſtellet ward aͤuſſer- und inner- lich/ ꝛc. Aber die kinder Jſrael waren im liecht/ das ſie in und auſſer ihnen hatten/ daß ſolches in der zeit ihnen auch fuͤrgebildet ward; und die in der finſt rniß leben/ die koͤnnen deß rechten Sabbaths weder in dieſer noch jener welt und Ewigkeit genieſſen noch ſchmecken; die aber im liecht leben/ die koͤnnen deß rechten Sabbaths hier in der Zeit und Ewigkeit genieſſen und ſchmecken in ſich ſelbſt. * Von dieſem ſeligen innern Sabbath hoͤret eine bußfertige ſeele ger- ne reden/ und feyert GOtt dem HErrn dieſen geiſtlichen Sabbath recht; dann ſoll das hertz Gott dem HErrn gelaſſen und ergeben ſeyn/ ſo muß es zuvor von allen aͤuſſerlichen dingen ab- gezogen/ daß man an demſelbigen nicht mit un- ordentlicher liebe und luſt hange. Dahin gehoͤ- ret/ was Taulerus ſo oͤffter von der anklebigkeit/ von der einkehrung zum inwendigen grund deß hertzens/ von der gelaſſenheit/ und dergleichen ſchreibet/ ꝛc. Davon kan man weiter allda leſen/ Hæc Johan. Gerhard. der auch in ſeiner Po- ſtille Dom. 23. Trin. fol. 508. ſagt von den Pha- riſeern uñ Schrifftgelehrten alſo: ſie wollen ſich uͤber die weißheit Gottes uͤberhebē/ da doch die ewige Weißheit alle Sophiſtiſche nebel-men- ſchen-klugheit weit uͤbertrifft. Es gehet noch offtmahls heut zu tage alſo her und zu/ daß die Phariſeer/ d.i. vermeinte Geiſtliche/ wider Chri- ſti Geiſtl. leib/ d.i. wider die kirche ſich aufflegen/ bißweilen nehmen ſie auch gar zu ſich das bra- chium ſeculare, die gewalt der weltlichen Obrigkeit. Aber durch Gottes Gnade uͤberwin- det endlich Goͤttliche Weißheit/ und in krafft derſelben uͤberwindet auch die kirche Chriſti; fol. 507. Es iſt nun ein zeichen eines recht- ſchaffenen und falſchen Lehrers/ ſoll er ins hertze reden/ (der erbaulich und nicht zer- ſtoͤrlich mache) muͤſſen ihm die worte auch aus dem hertzen gehen; Die wahre erkaͤntniß Got- tes ſtehet in der krafft und in der empfindung/ wie dann David ſpricht/ Pſal. 34. Schmaͤcket und ſehet/ wie freundlich der HErr iſt. Wer nun ſelber in ſeinem hertzen die wahre erkaͤntniß Got- tes nicht empfindet/ wie kan der dann andere zur erkaͤntniß GOttes bringen? was einer ſelber nicht weiß/ mag er auch andere nicht lehren/ und ſolches iſt ein gewiß zeichen und merckmahl. fol. 506. Das ruͤhret her aus der hoffarth/ dann wie der HErr zeiget/ Joh. 5. Sie ſuchen ehre bey den andern/ und ein menſch iſt in Chri- ſto JESU ehr geitzig/ darum koͤnnen ſie nicht glauben/ wie folget das auff einander? Sie nehmen ehre von einander/ und richten alle ihre wercke dahin/ daß ſie geſehen und geehret wer- den. Weil nun Chriſtus gewaltig zu ſeiner zeit predigte/ und GOttes gaben in ihme klar leuchteten/ furchten ſie ſich/ es moͤchte ihrer wuͤrde und hoheit verkleinerlich ſeyn/ wann ſie Chriſtum und die ſeinige gehoͤret und gedultet haͤtten. Daraus dann erſcheinet/ wie ein hoͤchſt- ſchaͤdliches ding es ſey/ wann man in ſeinen wercken eygene ehre und nutzen ſuchet/ dann dardurch mag ein menſch leichtlich zu den groͤ- ſten ſuͤnden gebracht werden. Eigene ehre iſt ein ſchlangen-ſaame/ wann der teuffel denſel- ben in das hertze ſtreuet/ mercket mans nicht ſo bald/ wie ſchaͤdlich er iſt; wann aber dieſer ſaame foviret und nutriret wird/ daß er in die fruͤchte herausſchlaͤget/ ſo ſiehet man es erſt; dann daraus waͤchſet hoffarth/ neid/ verach- tung anderer/ haß/ zwietracht/ ja auch end- lich muthwillige widerſetzligkeit; und dahero ſehen wir/ warum der teuffel ſich alſo bemuͤhet habe/ unſere erſten eltern in eigen willen/ eigen liebe/ eigen ehre/ eigen nutzen zu bringen. Aber die wahren Chriſten muſſen nicht allein von oͤf- fentlichen verfolgern leyden/ ſondern von ver- mienten freunden/ von den falſchen bruͤdern und den nechſt-verwandten. So weit der viel- geliebte Johan. Gerhard. Man kan weiter an ſelbigem orthe davon leſen/ ꝛc. in angezeigter pre- digt/ iſt ein groß theil von Tauleri lehre/ das Gerhard lehret. Welche lehre den rechten grund des willens GOttes lehret/ und den auch zu thun/ ſtehet auch an dem Sonntag Invocavit alſo: * Es fuͤhret der H. Geiſt die wahre kinder Gottes erſt- lich zur widergeburt und einem neuen leben/ Rom. 8. Vors andere in alle weißheit/ daß ſie zur erkaͤntnis Chriſti kommen; drittens auf den weg der gerechtigkeit/ daß ſie nicht auf demſelbi- gen irren noch muͤde werden/ Pſalm. 23. Vors vierte bißweilen fuͤhret er auch in die wuͤſten allerley mangels/ creutz/ elend und verfolgung/ daß er uns probire. Es fuͤhret auch der H. Geiſt ſeine glaubige auff zweyerley weiſe auff den weg der gerechtigkeit; 1. Aeuſſerlich durch die Heil. Schrifft/ und ſeine him̃liſche lehre; dann durch das zeugniß/ welches er in den hertzen der men- ſchen innerlich gibet/ * biß ſo weit Gerhard. Nun ſollet ihr auch vernehmē/ was Lutherus von

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1036>, abgerufen am 02.05.2024.