Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

Bild:
<< vorherige Seite

mir nicht mehr ganz. Mein Herz verzwei¬
felte und ich mußte lachen. Hörst du, der
Teufel lacht schon aus dir! sagte die Mut¬
ter und ging triumphirend fort, während
ich ohnmächtig niederstürzte. Als ich wieder
zu mir gekommen, wagte ich nicht zu ihr
zu gehen und den Verwundeten zu verlas¬
sen, auf den der Vorfall schlimm gewirkt
hatte; ja ich trotzte heimlich der Mutter we¬
gen des Schadens, den sie dem Unglückli¬
chen gethan. Erst am dritten Tage schlich
ich, ohne es Francoeur zu sagen, Abends nach
dem Hause, wagte nicht an zu klopfen, end¬
lich trat eine Frau die uns bedient hatte,
heraus und berichtete, die Mutter habe
ihre Sachen schnell verkauft, und sei mit
einem fremden Herrn, der ein Spieler sein
sollte, fortgefahren, und niemand wisse wo¬
hin. So war ich nun von aller Welt aus¬
gestossen und es that mir wohl, so entfesselt
von jeder Rücksicht in die Arme meines
Francoeur zu fallen. Auch meine jugendli¬
chen Bekanntinnen in der Stadt wollten mich
nicht mehr kennen, so konnte ich ganz ihm

mir nicht mehr ganz. Mein Herz verzwei¬
felte und ich mußte lachen. Hörſt du, der
Teufel lacht ſchon aus dir! ſagte die Mut¬
ter und ging triumphirend fort, während
ich ohnmächtig niederſtürzte. Als ich wieder
zu mir gekommen, wagte ich nicht zu ihr
zu gehen und den Verwundeten zu verlaſ¬
ſen, auf den der Vorfall ſchlimm gewirkt
hatte; ja ich trotzte heimlich der Mutter we¬
gen des Schadens, den ſie dem Unglückli¬
chen gethan. Erſt am dritten Tage ſchlich
ich, ohne es Francoeur zu ſagen, Abends nach
dem Hauſe, wagte nicht an zu klopfen, end¬
lich trat eine Frau die uns bedient hatte,
heraus und berichtete, die Mutter habe
ihre Sachen ſchnell verkauft, und ſei mit
einem fremden Herrn, der ein Spieler ſein
ſollte, fortgefahren, und niemand wiſſe wo¬
hin. So war ich nun von aller Welt aus¬
geſtoſſen und es that mir wohl, ſo entfeſſelt
von jeder Rückſicht in die Arme meines
Francoeur zu fallen. Auch meine jugendli¬
chen Bekanntinnen in der Stadt wollten mich
nicht mehr kennen, ſo konnte ich ganz ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016" n="84"/>
mir nicht mehr ganz. Mein Herz verzwei¬<lb/>
felte und ich mußte lachen. Hör&#x017F;t du, der<lb/>
Teufel lacht &#x017F;chon aus dir! &#x017F;agte die Mut¬<lb/>
ter und ging triumphirend fort, während<lb/>
ich ohnmächtig nieder&#x017F;türzte. Als ich wieder<lb/>
zu mir gekommen, wagte ich nicht zu ihr<lb/>
zu gehen und den Verwundeten zu verla&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en, auf den der Vorfall &#x017F;chlimm gewirkt<lb/>
hatte; ja ich trotzte heimlich der Mutter we¬<lb/>
gen des Schadens, den &#x017F;ie dem Unglückli¬<lb/>
chen gethan. Er&#x017F;t am dritten Tage &#x017F;chlich<lb/>
ich, ohne es Francoeur zu &#x017F;agen, Abends nach<lb/>
dem Hau&#x017F;e, wagte nicht an zu klopfen, end¬<lb/>
lich trat eine Frau die uns bedient hatte,<lb/>
heraus und berichtete, die Mutter habe<lb/>
ihre Sachen &#x017F;chnell verkauft, und &#x017F;ei mit<lb/>
einem fremden Herrn, der ein Spieler &#x017F;ein<lb/>
&#x017F;ollte, fortgefahren, und niemand wi&#x017F;&#x017F;e wo¬<lb/>
hin. So war ich nun von aller Welt aus¬<lb/>
ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und es that mir wohl, &#x017F;o entfe&#x017F;&#x017F;elt<lb/>
von jeder Rück&#x017F;icht in die Arme meines<lb/>
Francoeur zu fallen. Auch meine jugendli¬<lb/>
chen Bekanntinnen in der Stadt wollten mich<lb/>
nicht mehr kennen, &#x017F;o konnte ich ganz ihm<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0016] mir nicht mehr ganz. Mein Herz verzwei¬ felte und ich mußte lachen. Hörſt du, der Teufel lacht ſchon aus dir! ſagte die Mut¬ ter und ging triumphirend fort, während ich ohnmächtig niederſtürzte. Als ich wieder zu mir gekommen, wagte ich nicht zu ihr zu gehen und den Verwundeten zu verlaſ¬ ſen, auf den der Vorfall ſchlimm gewirkt hatte; ja ich trotzte heimlich der Mutter we¬ gen des Schadens, den ſie dem Unglückli¬ chen gethan. Erſt am dritten Tage ſchlich ich, ohne es Francoeur zu ſagen, Abends nach dem Hauſe, wagte nicht an zu klopfen, end¬ lich trat eine Frau die uns bedient hatte, heraus und berichtete, die Mutter habe ihre Sachen ſchnell verkauft, und ſei mit einem fremden Herrn, der ein Spieler ſein ſollte, fortgefahren, und niemand wiſſe wo¬ hin. So war ich nun von aller Welt aus¬ geſtoſſen und es that mir wohl, ſo entfeſſelt von jeder Rückſicht in die Arme meines Francoeur zu fallen. Auch meine jugendli¬ chen Bekanntinnen in der Stadt wollten mich nicht mehr kennen, ſo konnte ich ganz ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Achim von Arnims Erzählung „Der tolle Invalide au… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/16
Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/16>, abgerufen am 23.11.2024.