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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Wahre Rew
so offt er an sein Leben gedencket/ das
er dz erhalten möge/ er were mehr trau-
vrsach der
besserung
rig/ vnd würde sich ernstlicher bessern:
bedechte ein Mensch die Hellepein/ es
würde jhm alle Lust dieser Welt verge-
hen/ vnd in eine grosse Bitterkeit ver-
vrsach der
Gedult.
wandelt werden/ vnd gegen der ewigen
Pein würde jhm das grösseste Leiden in
dieser Welt süsse werden. Dieweil wir
aber die Schmeichelung des Fleisches
so lieb haben/ so werden wir nit mit sol-
cher brünstiger Andacht entzündet.

In Summa/ das muß ein Christ ler-
Des Flei-
sches Leben
des Gei-
stes Tod.
nen/ ist seinem Leibe wol/ vnd lebet der-
selbige in Freuden/ das ist des Geistes
Tod. Creutziget er aber den Leib sampt
den Lüsten vnd Begierden/ so lebet der
Geist. Eines ist hie des andern Todt.
Soll der Geist leben/ so muß der Leib
geistlich sterben/ vnd geopffert werden zu
einem lebendigen Opffer/ Rom. 12.


Das ge-
lündeste
Brot.

Alle Heiligen haben von Anfang also
gelebet/ sie haben mit Dancksagung jr
Threnenbrot gessen/ vnd mit Freuden
jhren Threnentranck getruncken/ wie

David

Wahre Rew
ſo offt er an ſein Leben gedencket/ das
er dz erhalten moͤge/ er were mehr trau-
vrſach der
beſſerung
rig/ vnd wuͤrde ſich ernſtlicher beſſern:
bedechte ein Menſch die Hellepein/ es
wuͤrde jhm alle Luſt dieſer Welt verge-
hen/ vnd in eine groſſe Bitterkeit ver-
vrſach der
Gedult.
wandelt werden/ vnd gegen der ewigen
Pein wuͤrde jhm das groͤſſeſte Leidẽ in
dieſer Welt ſuͤſſe werden. Dieweil wir
aber die Schmeichelung des Fleiſches
ſo lieb haben/ ſo werden wir nit mit ſol-
cher bruͤnſtiger Andacht entzuͤndet.

In Summa/ das muß ein Chriſt ler-
Des Flei-
ſches Lebẽ
des Gei-
ſtes Tod.
nen/ iſt ſeinem Leibe wol/ vnd lebet der-
ſelbige in Freuden/ das iſt des Geiſtes
Tod. Creutziget er aber den Leib ſampt
den Luͤſten vnd Begierden/ ſo lebet der
Geiſt. Eines iſt hie des andern Todt.
Soll der Geiſt leben/ ſo muß der Leib
geiſtlich ſterben/ vñ geopffert werdẽ zu
einem lebendigen Opffer/ Rom. 12.


Das ge-
luͤndeſte
Brot.

Alle Heiligen haben võ Anfang alſo
gelebet/ ſie haben mit Danckſagung jr
Threnenbrot geſſen/ vnd mit Freuden
jhren Threnentranck getruncken/ wie

David
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[200/0232] Wahre Rew ſo offt er an ſein Leben gedencket/ das er dz erhalten moͤge/ er were mehr trau- rig/ vnd wuͤrde ſich ernſtlicher beſſern: bedechte ein Menſch die Hellepein/ es wuͤrde jhm alle Luſt dieſer Welt verge- hen/ vnd in eine groſſe Bitterkeit ver- wandelt werden/ vnd gegen der ewigen Pein wuͤrde jhm das groͤſſeſte Leidẽ in dieſer Welt ſuͤſſe werden. Dieweil wir aber die Schmeichelung des Fleiſches ſo lieb haben/ ſo werden wir nit mit ſol- cher bruͤnſtiger Andacht entzuͤndet. vrſach der beſſerung vrſach der Gedult. In Summa/ das muß ein Chriſt ler- nen/ iſt ſeinem Leibe wol/ vnd lebet der- ſelbige in Freuden/ das iſt des Geiſtes Tod. Creutziget er aber den Leib ſampt den Luͤſten vnd Begierden/ ſo lebet der Geiſt. Eines iſt hie des andern Todt. Soll der Geiſt leben/ ſo muß der Leib geiſtlich ſterben/ vñ geopffert werdẽ zu einem lebendigen Opffer/ Rom. 12. Des Flei- ſches Lebẽ des Gei- ſtes Tod. Alle Heiligen haben võ Anfang alſo gelebet/ ſie haben mit Danckſagung jr Threnenbrot geſſen/ vnd mit Freuden jhren Threnentranck getruncken/ wie David

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/232>, abgerufen am 22.11.2024.